Ich habe im anderen Thread gestern ganz unscheinbar was gesagt - und heute bin ich wieder drübergestolpert und da hatte ich einen Gedanken, eine Frage...
Auch nicht so viel anders als Sebastian Krämer, lustige Songs, nicht gerade von des tiefen Gedankens Blässe angekränkelt, aber witzig und süss gereimt und so - aber eben: es ist Bodo Wartke und der hat ein paar Songs, die mir echt gut gefallen, und es gibt auch Sebastian Krämer und der hat auch ein paar Songs, die mir echt gut gefallen.
und zwar:
Es gibt eben Bodo Wartke, und es gibt Sebastian Krämer, dann gibt es noch Rainer Bielfeldt, und ...ich bin sicher, Ihr kennt noch x andere, die mit Klavier ihre eigenen Liedeln spielen, die alle sehr nett sind, manche mehr, manche weniger, alle nicht ganz bled und nicht hyper-tiefsinnig, alle gut gereimt und gut gespielt - es gibt, und damit komme ich zum Punkt, IRRE viele junge Männer, die Kreisler klonen oder auch nur "von ihm inspiriert" sind, also - klar, es gibt/gab ja auch Bronner und Wehle und Wiener, aber die haben zT auch zusammengearbeitet, waren eine art Gruppe oder ein Zeichen der Zeit oder wasauchimmer - im Moment sind das ja alle Einzelkämpfer. Auch Nase und Basti streben so einen Job an, wenn man das so sagen kann. Und wie die Beiden tun das sicher hunderte andere auch.
ist das ein neues Genre, dass da entsteht? (also, "neu" nur in Anführungsstrichen, halt intelligentere Alleinunterhaltung am Klavier, Cabaretchansons, von Männern an Klavieren dargebracht -wasweissich)
Ist das ein Haufen Spreu (obwohl wie gesagt alle hier genannten durchaus Qualität haben ohne Zweifel) - aus dem sich dann der eine oder andere (so wie Kreisler von WehleBronnerWiener) herauschält?
Und: macht das überhaupt SINN? Würde ich, überlege ich mir, wäre ich ein "mann am Klavier" - und aber nicht so wie Billy Joel oder Elton John eher im Popgenre zu Hause, sondern klar im literarischen Lied NUR mit Klavier - wäre ich also ein Mann am Klavier, würde ich dieses Ziel verfolgen, angesichts der Nicht-Einzigartigkeit?
Ich mein, klar gibt's immer Leute, die was ähnliches tun wie man selber, keine Frage. Aber Rosenstolz und Element of Crime und Kreisler&Stein und Blumfeld - das ist zwar irgendwie eine Schiene: deutsche Texte mit mehr oder weniger poplastiger Musik - aber doch sind da die Unterschiede in sich grösser, und jede Gruppe ist erkennbar. Bei Wartke und Bielfeldt und Krämer und dergl unterschiede ich - kennte ich die Lieder nicht - höchstens anhand der Stimmfärbung, nicht
wirklich anhand der Stile - jeder hat das eine oder andere Lied, das besonders witzig, klug, mich-berührend ist, dass für mich "ein richtig gutes Lied" ist - aber spielte ich all diese Lieder hintereinander, und hätte nur EINEN Interpreten, dann wüsste man nicht, dass das von unterschiedlichen Leuten geschrieben ist. Das wieder ist ein Element, das in der popmusik gang und gäbe ist: die Autoren sind unterschiedlich, aber man merkt es nicht, weil es NUR um die Interpreten geht.
Aber: im vorliegenden Fall geht es darum, dass die Autoren ZUGLEICH die Interpreten sind, und also mE den ANSPRUCH haben sollten, sich auch als Autoren zu unterscheiden. (Ganz davon abgesehen, dass sie sich auch als Interpreten nciht unterscheiden, sondern nur Stimmlich).
also....ich hab keine "richtige Frage" zu all dem gesagten. Es fällt mir nur auf, und ich mach mir so Gedanken dazu. Unter anderem auch deshalb, weil meine natürliche Solidarität mit genau dieser Art von Künstlern ist (aus naheliegenden Gründen) und ich mich frage: wovon leben die alle? Wie werden die sich am markt durchsetzen - da schlägt dann halt die jiddische Mame bei mir durch

Es gibt ja auch Tonnen an gleichem Kaliber nciht am Klavier, sondern an der gitarre, und dann noch die ganzen Standup-comedians, Kabarettisten - hunderte von allein auf der Bühne stehenden Männern, die alle mehr oder weniger das Gleiche machen - nicht grottenschlecht (nagut, manche schon

) aber eben auch nciht SO genial, dass es für Generationen halten kann - so wie Billy Joel oder Kreisler oder Schramm oder dergl.
Was mich daran auch wundert ist: Sehen die das alle nicht, dass sie ein kleiner Fisch in einem riesigen Meer sind? Bei Frauen (will mir scheinen) ist da oft mehr der Versuch, sich irgendwie stilistisch aus der Masse zu heben, etwas "anderes" zu machen - die machen dann zu zweit oder nur jiddische Lieder oder ausschliesslich Berliner Lieder oder so. Aber bei den meisten Männern sehe ich keinen Versuch, sich irgendwie über die Masse an anderen, die ähnliches machen, hinwegzuheben. Die machen "ihr ding" ihre texte, ihre Witze und aus - und glauben, das hebte sie genug. Fällt bei Männern leichter die abstrakte Wahrnehmung ihres Tuns aus? Oder sind Frauen von Natur aus unsicherer, und gucken deshalb mehr, was GANZ eigenes zu sein? Ist es das berühmte "Kind im Manne" - die frönen einfach ihrem Spieltrieb, wurscht, hauptsache man kann irgendwie davon leben?
Oder sehe nur ich das so, und es stimmt garnicht?
Naja, Fakt ist: es GIBT ganz ganz viele Männer, die sich alleine auf eine Bühne stellen, und ohne andere Hilfsmittel selbstgetextetes zum Besten geben. Und dieses selbstgetextete ist selten "eine bestimmte Mundart", oder "nur politisch" oder "nur über essen" oder wasweissich - sondern immer "ganz lustig", nicht allzu böse, nicht allzu lieb, nicht allzu unkritisch aber auch nicht allzu kritisch, nicht allzu angriffig und nicht allzu kompliziert, nie ganz deppert und handwerklich durchaus gut gemacht, - aber letztlich ohne stringente Kontur im Gesamtwerk, sagen wir: konzeptlos, wenn man es genau betrachtet.
Woran liegt das?
Wohin führt das?
Ist das ein Trend, eine Phase?
Und warum kommt das, dass das gerade in den letzten Jahren so überhand nimmt?