Ich war gestern bei meiner adoptierten Familie, in der Broadway Bar. Die beiden, Bela & Marta kamen gerade aus Paris zurück. Und sind fest entschlossen, sobald sie das Lokal losgeworden sind (also kanns noch dauern

) nach paris zu gehen - weil:
Ich habe mir ellenlange Suadas anhören müssen, wie toll es in Paris ist (auch in Budapest - aber da wollen sie nicht hin), dass da die Künstler noch brennen für ihren Beruf, dass es jede Menge Theater gibt, und Interesse für diese Theater, und wieviel Kultur (ka wunder, die Grande Nation ist sehr beharrend auf ihrem Ruf - die wissen auch, wieviel es letztlich auch bringt) es dort noch gäbe, im Vergleich zu Wien, wo sie jetzt ein Theater mehr als Musical -bühne machen, und noch a Opernhaus, keinen Interessiert hier mehr der off-Mainstream betrieb - und wie hier alle nur auf's Geld schauen, und immer dieselben Gesichter an den Futtertrögen sitzen, keiner versucht mehr etwas Neuem eine chance zu geben und bla.
Er hat Recht. trotzdem habe ich mir als Deutschland-geübte gesagt: Es geht uns in wien kulturell noch absolut gold gegenüber Germanien. Hier gibt es noch eine mittelschicht - etwas, was es in Berlin zb überhaupt nicht mehr gibt - die gemässigt Kulturinteressiert ist, es gibt Theater für alle Schichten ,für gutbürgerliches Publikum, für Hochkulturinteressierte - und ja, es gibt sogar noch off-bühnen und menschen, die sich für underground oder Grenzerweiterung interessieren. (Chansons allerdings nicht, leider

)
Ich bin immer verblüfft, wenn ich hier meine wöchentliche Kultursendung abbiege, wie viel hier los ist, subventioniert wird, auch anders wahrgenommen und gefödert - im Vergleich zu Deutschland - wo Kultur tatsächlihc als unwichtig empfunden wird (was sich bald bitter rächen wird, nb) Was es hier an ausstellungen, performances, Theater, Musikalischen Workshops, diskussionsrunden etc gibt, in den kleinsten Ortschaften - es ist immer noch ziemlcih beeindruckend, finde ich. Allein wenn man sich anschaut, was in Deutschland für Plakate hängen, und was in Österreich merkt man den Unterschied. die Menge an kulturellen Angeboten ist beachtlich. Und die Rezeption auch. Es wird WAHR-genommen. Das ist der Unterschied.
Trotzdem ist es natürlich auch in Ösiland zu merken, dass die guten Seiten der kakanischen Sitten zunehmend nachlassen, und es immer mehr in Richtung Event-Kultur geht, anstatt gehaltvollem, interessantem theater/etc.
Die Menschen agieren, wie Dagmar richtig sagt, kurzsichtig - und ich werde dann immer wieder gefragt, warum ich so selten spiele, und wenn ich spiele, warum so wenig Leute da sind. Denn das Interesse, der Hunger nach etwas geistnahrung ist schon da - er ist halt nicht so mehrheitsfähig, dass er grosse Konzerne (und auch der Staat versteht sich als solcher) befriedigen kann.
Trotzdem war es witzig, gestern in Wien die Litanei zu hören, die ich in Deutschland immer loslasse - und zu sehen: stimmt - auch in Wien geht es bergab, ist es schwieriger geworden, in die Cliquen des Kulturbusiness reinzukommen - ich sehe oft noch Wien so, wie es vor vielelicht 5 Jahren war - aber es gibt leider auch eine rasante Entwicklung seichtwärts hierzulande. So gesehen beneide ich alle, die rein musikalisch arbeiten: Bela kann jederzeit überall auf der Welt was machen: er ist nciht der sprache so verhaftet.
Aber was ist das Fazit aus all dem?
ich für mich möchte versuchen, den Medien ein Schnippchen zu schlagen: äusserlich massentauglicher werden, das heisst mit beats, loops und lauter so Zeugs, das ich eigentlcih für nicht unbedingt notwendig erachte. Aber Inhaltlich gleichbleibend - wenn geht.
Man kann natürlcih auch weiter mit dem Kopf durch die Wand wollen, künstlerisch. Aber dann sollte man - wie Dagmar - ein florierendes Nebengeschäft haben....