Hauptmenü

Bildung ist Schande

Begonnen von Sandra, 25. Januar 2005, 01:12:12

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Andrea

Achso. Deine Frage hörte sich vorhin so an, als wolltest du uns veralbern - dich über Sandras Frage lustig machen. - Weil: Klar heißt der dann auch Steinbock (natürlich auf englisch). Was heißt Steinbock auf englisch?
Der Geburtsort und die Geburtszeit spielen eine Rolle., wenn man sich ein Horoskop erstellen lässt. Wie das genau alles errechnet wird, keine Ahnung.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Maexl

ich habe das mehr auf die zeitliche diskrepanz bezogen die ja bekanntlich durch menschliche zeitzonen zu manch aberwitzigen abstrusitäten (z.B. das Sylwester-Yetsetten) führt und damit gewiss keinen einfluss auf die spirituellen bande im universum haben kann.

Bastian

#177
@Andrea: Ich will niemanden veralbern, aber es wirkt offenbar albern, wenn man eine Albernheit beim Wort nimmt. Wenn also nach der Astro"logie" die Sterne über einem Schweizer Steinbock irgendeinen Einfluss auf ihn haben sollen, dann sind für einen Neuseeländischen Steinbock völlig andere Sterne zuständig, und er müsste astrologisch vollkommen anders behandelt werden. Mal ganz davon abgesehen, dass es mir gänzlich schleierhaft ist, WELCHEN Einfluss die Sterne haben sollen, gibt es dann ebensoviele Unterschiede zwischen den Steinböcken dieser Welt untereinander, wie es Unterschiede zwischen z.B. Krebsen und Steinböcken gibt, oder?
Oder nicht?

ZitatWas heißt Steinbock auf englisch?
"Capricorn", I think.

Andrea

Das klingt nach Körnern. Kann man den essen? ;D
Wo sind eigentlich unsere Smiley-Links? Küssend, weinend usw. Ich find die nicht mehr so wie vorher. Findet Ihr sie irgendwie anders?
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Sandra

#179
Nö, die sind genau dort, wo sie vorher waren.
Und wenn man den Geburtsort weiss, und die Zeit, dann weiss man ja auch, welche Sterne dann dort gerade wo waren - ist doch irgendwie logisch, oder?
Der ist erst Steinbock, wenn von DORT aus die Sterne so liegen oder so. Genauso, wie das Neujahrs-jetten ja davon lebt, dass die da unten zu einer anderen Zeit Neujahr haben als wir, fängt dort auch der Steinbock anders an.
Das heisst aber nur, dass der Steinbock, wenn er hier ist, an einem "falschen" Tag Geburtstag feiert.
Sonst geht es ja darum, welche Konstellationen bei ihm zu hause zu welcher Zeit aktiv waren. Genauso wie Ebbe und Flut ja auch weltweit verschoben ist, und trotzdem vom Mond abhängt. Oder die Regel bei Frauen.

Bastian

#180
??? ;D Aha. 

Dorian

ZitatUnd wenn man den Geburtsort weiss, und die Zeit, dann weiss man ja auch, welche Sterne dann dort gerade wo waren - ist doch irgendwie logisch, oder?

Jau.
Bloss geht es um die gar nicht beim Horoskop.

Bastian

#182
Das Horoskop war Teil eines Experimentes von "Quarks & Co". Und zwar haben sie ein solches "seriöses" Computerhoroskop machen lassen, und haben dazu die Daten eines mehrfachen Mörders aus den 30er Jahren eingegeben, und dieses Horoskop 200 Interessierten als ihr eigenes vorgelegt.

Natürlich stimmte bei ihm auch die genaue Geburtszeit, nur konnte ich von der Geburtszeit in meinem Posting nix schreiben, weil man sonst das Ding direkt auf mich bezogen hätte.  ::) Denn ich kenne nur meine eigene Geburtszeit. Es ist also ein solches persönliches, computergeneriertes, von Fachmännern zusammengestelltes Horoskop, wie man es sich für viel Geld zuschicken lassen kann: mit Geburtsort, Geburtsdatum und exakter Geburtszeit.

Zitat von http://www.quarks.de/astro/03.htm:
"Getarnt als "Eclipse-Astro-Foschungsgruppe" boten wir Interessenten also ein persönliches Horoskop an. Mehr als 200 Leser schrieben der "Forschungsgruppe". Sie erhielten aber alle ein und dasselbe Horoskop und zwar das des Massenmörders Friedrich Haarmann, der in den 30er Jahren 24 junge Männer auf brutalste Weise umbrachte - ein Mensch mit dem sich sicherlich niemand gerne identifiziert. Auf einem Fragenbogen wollten wir von den Interessenten wissen: "Erkennen Sie sich in diesem Horoskop wieder?". Das Ergebnis hat uns geschockt: 74% aller Interessenten antworteten mit "Ja, mein Charakter wird korrekt beschrieben" oder gar mit "Perfekt, es stimmt alles" (15%)."

ZitatIn vielen Punkten hab ich mich in diesem Horoskop gesehen. In wenigen nicht. Deshalb denke ich, du hast versucht, meins rauszufinden.
Eben das ist die Funktionsweise solcher Horoskope.  :-* Du hast den Eindruck gehabt, es beschreibe dich in vielen Punkten recht gut, DRUM hast du gedacht, ich hätte deine Daten genommen. Obwohl das eine mit dem anderen gar nix zu tun hat. Ich hab dich darin übrigens auch nicht wirklich gefunden.  ;) Es ist höchstwahrscheinlich so: Man nimmt DIE Sätze ernst, die auf einen zutreffen, die anderen Sätze bleiben nicht hängen. Und mit etwas Glück ist sogar etwas dabei, "was die gar nicht wissen können." Und wenn man sich durch einen zufälligen, überraschenden Satz persönlich als "zutreffend beschrieben" fühlt, oder irgendwann später etwas eintritt, das im Text stand, dann lässt man gerne die Skepsis fallen. Wenn man sich in den Sätzen nicht wiederfindet, war es ein "schlechtes" Horoskop... Du befindest dich also in "guter Gesellschaft", 74% der Leute haben das selbe gedacht...  :-*

Sandra

Na, aber das ist auch naheliegend, weeste. Wenn man diverse Symptome von Krankheiten beschreibt, glauben auch die Hälfte aller Leute, sie könnten es haben. Das hat aber eher mit mangelnder Selbstkenntnis und Gutgläubigkeit zu tun, als mit schlechten Horoskopen - ICH jedenfalls habe weder Andrea noch mich darin erkannt - und dass du ganz bestimmte Ähnlichkeiten mit einem Massenmörder haben könntest, hast du Dir auch schon mal gedacht, oder? ;D
Ich such mal meines - vielleicht habe ich das noch irgendwo - da stehen nämlich wie gesagt so sachen drin wie "arbeitet mit Sprache", " dunkler Typ" Schwierige Vaterbeziehung - aber erst ab der Pubertät". "künstlerischer Beruf" - das kann man beim besten Willen nciht auf sich beziehen, wenn man eine blonde Friseurin ist.

Andrea

Ojeee! Ich  bin eine von den 74 %...
Kennt Ihr das Lied:
Warte, warte nur ein Weilchen.
Dann kommt Haarmann auch zu dir.
Mit dem kleinen Hackebeilchen
macht er Hackefleisch aus dir.

Aus dem Kopf da macht er Sülze.
Aus dem Bauch da macht er Speck.
Aus den Füßen macht er Käse,
und den rest den schmeißt er weg.
Das hat mir in Griechenland mal jemand gelernt...
Naja, und dass ich mich in dessen Horoskop teilweise wiedergefunden habe, :mata:
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Sandra

Ich nehme mal an, das hat DICH wer geleHRT. Und Du hast es gelernt. Anyway: der Typ hat irgendwie ein Revival erlebt - es gab ja auch einen Film und so. War der nicht Ösi?

Dorian

Nien, nicht jeder schräge Vogel ist Ösi. Der Haarmann kam aus Hannover.

Andrea

Gelehrt und gelernt... Du weißt doch, diese seltsame Satzstellung ist österreichisch. Hin und wieder rutscht da auch mir noch einer rein.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Bastian

#188
ZitatNien, nicht jeder schräge Vogel ist Ösi.
 ;D

Bei uns kommen die schrägen Vögel aus Hannover, heheh. Huahua... was ist daran eigentlich lustig? :-X Die von Kworks und Ko haben übrigens noch einige solche Tests gemacht. http://www.quarks.de/dyn/19803.phtml Könnt mal stöbern.

Sandra

ZitatHin und wieder rutscht da auch mir noch einer rein.

Also, ANDREA!!!! ::)
*kicher*

Aso. Ein Hannoveraner. Naja. Man kann nciht alles haben. Dabei ist die Geschichte soooo schön schwarz.

Bastian

#190
ZitatIch nehme mal an, das hat DICH wer geleHRT.
"jemand" nicht "wer"  ;). Und das kann man auch deklinieren: jemandes, jemandem... Mir ist nämlich aufgefallen, dass gerade der GK von dieser Möglichkeit (jemanden zu deklinieren) leider (wie so viele) keinen Gebrauch macht. Er singt immer jemand oder niemand...

Aber, worum mich eigentlich gang:

Auf http://www.quarks.de/dyn/19806.phtml ist der Test von James Randi genannt. "Im Jahr 1986 bot Skeptiker James Randi demjenigen 1 Million Dollar, der ihm unter wissenschaftlichen Bedingungen beweisen würde, dass er übersinnliche Fähigkeiten besitzt. Die genauen Bedingungen haben wir für Sie hier zugänglich gemacht...
 
Der Randi-Vertrag
Ich, JR, werde vermittels der JREF 1.000.000 US-$ an jeden zahlen, der irgendeine parapsychologische, übernatürliche oder paranormale Fähigkeit unter ausreichenden Beobachtungsbedingungen demonstriert. Solche Demonstrationen unterliegen folgenden Regeln und Beschränkungen:"

Und dann folgt ein Popup, das umsverrecken nicht aufpoppen will. Aber hier gibts die Regeln auch als PDF.

In Deutschland hatten sich offenbar 60 Leute beworben, und die Ergebnisse sind unten auf der Seite veröffentlicht. Hier ein Beispiel:

Der Test

Für jeden Kandidaten wird ein individueller Test entworfen. Forscher und Kandidat überlegen gemeinsam, wie er aussehen könnte. Ungewöhnliche Fähigkeiten erfordern ungewöhnliche Testmethoden. Der Kandidat darf bestimmen, wo und wie der Versuch aufgebaut wird. Der Testablauf soll aber natürlich streng wissenschaftlich sein. Er ist doppelblind, d.h. weder Forscher noch Kandidaten können den Test beeinflussen.

Der Kandidat
 
Johann Grüner - einer der Kandidaten
Johann Grüner, 63 Jahre alt, ist selbstständiger Landmaschinen-Mechaniker. Herr Grüner möchte beweisen, dass er in der Lage ist, die Aura von Pflanzen zu spüren. Dazu benutzt er seinen Schlüsselbund wie ein Pendel. Sobald er in die Nähe der Pflanze kommt, beginnt sein Schlüsselbund zu schwingen. Außer der Aura von Menschen, Tieren und Pflanzen könne er auch fließendes Wasser und das Magnetfeld der Erde erspüren. Im wissenschaftlichen Test soll Johann Grüner herausfinden, unter welchem der 10 Eimer eine Pflanze versteckt ist. 13 Mal muss Herr Grüner die Pflanze suchen. Eigentlich, so sagt er, könne bei dem Test nichts schief gehen. Seine Lebensgefährtin, Erika Kirchner, ist auch dabei. Sie ist sich ebenfalls sicher, dass Johann Grüner immer den richtigen Eimer findet.

Für den Test darf sich Herr Grüner die Pflanze mit der seiner Meinung nach stärksten Aura aussuchen. Gemeinsam mit den Wissenschaftlern legt er dann den genauen Testablauf fest. Dabei darf Herr Grüner bestimmen, wo und in welchem Abstand die Eimer stehen sollen. Vor dem eigentlichen Test geht Herr Grüner den gesamten Raum ab um zu kontrollieren, wo er so genannte Störfelder feststellt. Er glaubt, das Erdmagnetfeld wandert und das könne seine Messungen verfälschen. Damit also der gesamte Versuchsaufbau jederzeit an einen ungestörten Platz verschoben werden kann, werden alle Eimer auf eine große Platte gestellt. Vor jedem Test-Durchgang kontrolliert Herr Grüner, ob der Ort des Geschehens noch frei von "Erdstrahlen" ist.
 
Der offene Blindtest

Der Kandidat Herr Grüner kann dabei zusehen, wie ein Eimer als Versteck für das zu suchende Objekt ausgelost wird. Er weiß also, wo die Pflanze versteckt ist. Dieser sogenannte "offene Blindtest" ist wichtig als Kontrolle für den Kandidaten – schließlich soll er ausprobieren können, ob er unter den gegebenen Testbedingungen das gesuchte Objekt überhaupt lokalisieren kann. Ein solcher "offener Blindtest" steht bei jedem Kandidaten am Anfang und am Ende der Testreihe.

Bei Herrn Grüner wird die Pflanze im "offenen Blindtest" unter Eimer Nr. 10 versteckt. Er findet diesen Eimer auch. Das ist übrigens bei allen Kandidaten so: im offenen Blindtest schlägt bei jedem das Pendel bzw. die Rute an der richtigen Stelle aus.

Der Doppelblindtest
"Doppelblind" kann eigentlich wörtlich genommen werden: Keiner im Raum darf wissen, wo das gesuchte Objekt zu finden ist. Er könnte es, auch ohne es zu wollen, beispielsweise durch seine Körpersprache verraten.

Um das zu gewährleisten, arbeiten drei Gruppen getrennt in drei Räumen:
-Gruppe A: Lost mit Lottokugeln den Eimer aus. Und versteckt die Pflanze.
-Gruppe B: In dieser Gruppe befindet sich der Kandidat – sucht mit Hilfe der paranormalen Fähigkeiten die Pflanze.
-Gruppe C: Kontrolliert unter welchem Eimer die Pflanze wirklich war.

Erika Kirchner ist in der Kontrollgruppe C, überprüft, wo die Gruppe A die Pflanze wirklich versteckt hat. Alle drei Gruppen halten ihre jeweiligen Daten fest. Zum Schluss werden die drei Protokolle nebeneinander gelegt – und aufgelöst. Erst zum Schluss erfahren Kandidat und Wissenschaftler die Ergebnisse.

Gute Laune ist wichtig
Während der Tests herrscht immer gute Stimmung. Dafür sorgt Dr. Rainer Wolf. Er betreut die Kandidaten und hört sich deren Theorien über Erdstrahlen, Vorahnungen, Pendel und vieles mehr an, ohne zu widersprechen. Zudem überbrückt er die Wartezeit mit unterhaltsamen Sinnestäuschungsphänomenen und Zaubertricks. Einige Teilnehmer können gar nicht glauben, dass er zu den "Skeptikern" gehört. Doch diese empathische Haltung ist für die Test sehr wichtig. Trotzdem geht es während der Tests natürlich streng wissenschaftlich zu.

Herrn Grüners Ergebnis
Seine Aufgabe ist es, unter zehn Eimern denjenigen zu finden, unter dem die Pflanze versteckt ist. Das darf er insgesamt 13 mal probieren.

Die zufällige Trefferquote hätte bei ein bis zwei Erfolgen gelegen. Herr Grüner schafft es kein einziges mal.

 
Also warten fürderhin seit fast zwanzig jahren eine Million Dollars darauf, von einem Menschen mit höheren Fähigkeiten abgeholt zu werden...

Sandra

Zitatdass gerade der GK von dieser Möglichkeit (jemanden zu deklinieren) leider (wie so viele) keinen Gebrauch macht

Ich glaube, das ist eine österreichische Krankheit. Gerade das "des" wird praktisch nie verwendet. Es ist immer "dem Hugo sei Jackn".


Und ich finde es sonderbar, empathische Fähigkeiten "beweisen" zu wollen - da sie per definitionem nicht regelmässig auftreten. Wobei das aber für mich kein Beweis ist, dass sie NIE auftreten. Nur, dass sie seltener sind, als sie behauptet werden.

Maexl

#192
Zitat: "Gesetzestexte selbst mögen nicht unbedingt schön sein, aber der Idee des Rechts als Ganzem ähnlich der Mathematik mit ihren Axiomen als streng logisches Konstrukt auf einem Kanon aus Grundwerten fußend, wohnt eine besondere Schönheit inne" (Thomas Bierling)

habe ein wenig nach dem guten (fast) Physiker und Komponisten gesucht und einiges nettes gelesen... sein Humor gefällt mir, wenn die Presse mal wieder nicht murks überhöht und wichtiges zensiert hat.

PS: das Zitat deutet nur deswegen auf das Gesetz, weil es seine aktuelle harmonische Komposition des Grundgesetzes betrifft... daher wirkt es vielleicht ein wenig wahllos herausgegriffen, aber ich fühle mit ihm, was seiner einschätzung der Mathematik betrifft... würde es sogar ein wenig ausweiten

Alexander

Hier wurde mehrmals Stefan Raab erwähnt, daher setze ich den Eintrag hier. Ich erspare mir einen Kommentar dazu (er würde dem Fäkal- und Brechmittelvokabular angehören), verfestige aber meine (diesem Vokabular entsprechende) Meinung über diesen Herrn.

Gefunden in "Neues Deutschland":

Pfeif auf die Menschenwürde
Stefan Raab: Ein mieser Spaß und seine Folgen
 
Von Peter Kirschey
 
Was die einen maßlos ulkig finden, ist den anderen schlicht und einfach geschmacklos. Worüber sich der eine vor Wonne auf die Schenkel klopft, ruft bei dem anderen nicht mal ein müdes Lächeln hervor. So ist das auch bei den täglichen »Späßen« des Stefan Raab in TV total.
In der Sendung vom 6. September hatte er eine 60-Sekunden-Szene aus einem Beitrag des Hessischen Rundfunks gezeigt, in der die Deutschtürkin und Muslimin Nil Schaller die Einschulungstüte ihrer Tochter Vanessa trägt. Raabs Kommentar: »Unglaublich, oder? Die Dealer tarnen sich immer besser.« Dafür musste sich der Mann mit dem gnadenlosen Freudengebrüll gestern vor dem Berliner Landgericht verantworten.
Für Nil Schaller, berichtete ihr Anwalt Frank Roeser, begann mit diesem »Spaß« ein Martyrium. Sie konnte sich in Frankfurt(Main) nicht mehr auf die Straße wagen, Drogensüchtige sprachen sie auf Rauschgift an, das Restaurant von Burger King, wo sie arbeitete, wurde von Schaulustigen belagert und in der Familie brachen Spannungen auf. Selbst aus der Türkei kamen Drohanrufe. Sie musste sich in psychiatrische Behandlung begeben. Deshalb verlangt sie von Raab 90000 Euro Schmerzensgeld. Weitere 150000 Euro oder 30 Tage Gefängnis drohen dem Strahlemann in derselben Sache durch einen Strafbefehl der Staatsanwaltschaft München wegen Urheberrechtsverletzung, weil er die Frau ohne ihre Einwilligung gezeigt hatte.
Für den Raab-Anwalt Heiko Klatt war es zulässige Satire, was da über den Bildschirm flimmerte. Der Gedanke, dass es sich bei der Frau um eine Drogendealerin handeln könne, sei abwegig. Schließlich gab er sich alle Mühe, die Klägerin als unglaubwürdig abzuqualifizieren.
Doch Raabs »Späße« leben davon, auf der Persönlichkeit anderer herumzutrampeln, ohne einen Schuss Menschverachtung würden die Quoten fallen. Zu Recht reagierte Anwalt Roeser mit einem flammenden Appell an die Menschenwürde, die zum obersten Grundsatz in der Verfassung gemacht wurde. Nicht nur die Reichen hätten das Recht auf Schutz ihrer Persönlichkeit. Seine Mandantin sei vor einem Millionenpublikum in ihrer Menschenwürde verletzt worden.
Schon einmal war Raab vor Gericht gelandet, als er »Scherze« mit dem Namen der Essener Schülerin Lisa Loch getrieben hatte. Dafür war er zu 70000 Euro Schmerzensgeld verurteilt worden. Das Gericht folgte gestern der Argumentation des Raab-Anwalts und wies die Klage ab: Bei der Sendung habe es sich um Satire gehandelt.
(ND 01.04.05)

http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=69723&IDC=4
,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

Sandra

Ehrlich gesagt, so eindeutig fällt mein Urteil da garnicht aus. Klar, der Raab ist ein ziemlich schlauer Geldverdiener, und dabei skrupellos. Er macht, was er macht, sehr gut - was bitte nicht bedeuten soll, das ich es goutiere! Ganz im Gegentum, mir ist es zu billig zu blöd zu unter der Gürtellinie zu kindisch. Ich bin immer wieder verblüfft, was er (und viele seiner "Comedy"-Kollegen) sich trauen, zu bringen - Witze, die mir als pubertierender Göre schon zu kindisch gewesen wären.
Zum Beispiel ein Bild von einer türkischen Mamma mit Schultüte als Drogendealerin vor der Schule zu kommentieren - das ist für mich die Blödelei eines 14jährigen - bestenfalls. Es kostet mich ein müdes Lächeln, und rangiert etwa in der Höhe meines Schulspruchs "Du bist kein Mensch, du bist kein Tier, du bist ne Rolle Klopapier" über den wir uns damals zerkugelt haben.

Insofern kann ich den Richtern nur Recht geben, wenn sie das nicht verurteilen - allerdings "Satire" ist vielleicht doch nicht der richtige Ausdruck. ::)

Was mich allerdings bass erstaunt, ist, dass diese Frau jetzt Grund zur Klage hat, weil sie so belästigt wird, von Leuten, die das GLAUBEN. die das in irgendeiner Weise  ernst nehmen.
DAS halte ich für äusserst bedenklich.

Was sind das für Menschen um uns herum, die wirklich schon je-den Scheiss für bare Münze nehmen, nur weil er im Fernsehen gebracht wird?
Ws sind das für Menschen, die sich damit überhaupt BEFASSEN?

Oder - wenn es so war, dass irgendwelche Leute der türkischen Mamma gesagt haben, "da ist Geld zu machen, klag den doch und erzähl, Du wirst belästigt", was ebenso wahrscheinlich ist, - dann ist auch das bedenklich.
Denn der Persönlichkeitsschutz ist  einerseits etwas, das nicht durch solche Geldmachereien verwässert werden sollte, andererseits kommen wir in amerikanische Zustände, wenn man nicht mehr mit Fotos Witze machen darf - denn dann darf man auch nicht mehr Satire mit Fotos von Politikern betreiben etc.
Das Ganze ist also aus meiner Sicht von den Richtern zurecht abgewiesen worden - hat aber dennoch gewisse Grenzen aufgezeigt, die ab nun auch krasser überschritten werden könnten.

Alexander

Ich habe mich an den Anwalt der Türkin gewendet. Er möchte eine "Initiative Medienopfer" gründen.
"Irgendwelche Leute"? Wo ist die Basis? Hier "irgendwelche Leute" (und sei es, was ich nicht glaube, ein nur egoistisch profilierungssüchtiger Anwalt, obwohl Anwälte wahrscheinlich immer zunächst egoistisch profilierungssüchtig sind; aber es gibt eben welche, die sich immerhin dazu wirklich wichtiger Fälle annehmen, natürlich auch nur um in die Medien zu kommen, aber immerhin "mit etwas Gutem") und dort das Medienimperium mit seinem Fun-Fernsehen, mit seinen Top-Anwälten, mit seinen unendlichen Möglichkeiten, DEN EINZELNEN völlig zu vernichten, und dann die "tumbe" Masse, die blöd und unreflektiert auf die Zoten reinfällt und zur Vernichtung noch nachtrampelt und applaudiert - jede Aktion, ja jedes Nachdenken dazu und darüber sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Und trotzdem - "Es geht ums Tun und nicht ums Siegen" (Konstantin Wecker, "Die weiße Rose"). Gegen die Raabs und Appelts dieser Welt, gegen diese des Erfolgs wegen objektiv gesehen hoch geachteten Mitglieder der Gesellschaft, haben "Normalbürger", für die sich niemand interessiert, keine Chance, wenn sich nicht zumindest ein paar Menschen für sie privat einsetzen.
,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

Dorian

ZitatIch habe mich an den Anwalt der Türkin gewendet. Er möchte eine "Initiative Medienopfer" gründen.

Herrn Roeser kenne ich auch persönlich. Hat meine Freundin in 'ner Arbeitsgerichtssache vertreten. Der ist sehr nett. Ich halte ihn nicht für profilneurotisch.

Dorian

Wobei Raab seinen Stil nicht mal selber erfunden hat. Der hat 'ne Menge bei Howard Stern abgeguckt.



Sandra

Du hast schon Recht, Alexander, man muss irgendwann einschreiten - aber die Frage ist ja auch: Wo sind die Grenzen, und wer setzt sie? (ist das nicht immer die Frage?)
Ich für meinen Teil halte es für sinnvoller, allgemeine Qualität mehr einzufordern, mehr von dem schönen altmodischen "Können" und weniger von  dem, was hier passiert, nämlich Schandmäuler auch noch mithypen, indem man dem, was sie tun, Wichtigkeit beimisst.

ist schwierig, da was allgemein gültiges zu sagen. Aber ich neige zu der Annahme, Lächerlichmachen funktioniert both ways, und wenn man da was Herr Raab und seine Adepten tun der Lächerlichkeit preisgibt, funktioniert das mehr, als wenn man es skandalisiert.

Bastian

#199
Gute Worte, Alexander.
Im Übrigen ist es nach meiner Auffassung in der Sache unerheblich, ob ihr jemand gesagt hat: "Da ist Geld zu machen, klag doch." Denn wer an diesen Scherzen am meisten Geld verdient, liegt ja auf der Hand:

Vor Jahren hat RAAB für sich entdeckt, dass ER Geld machen kann, indem er schlechte Scherze u.A. über Privatleute reißt. Er verdient an jedem schnellen Lacher, den er aus der öffentlichen Herabsetzung nicht- öffentlicher Menschen herauswürgt. Davon lebt er seit Jahren. Und wenn sich eine Dame nun wirklich herabgesetzt empfindet, was ich nachvollziehen kann, dann empfinde ich es sogar als recht zivile Reaktion, wenn sie klagt. Sie hat nicht die Möglichkeit, ihn öffentlich bloßzustellen, weil sie wohl keine berufliche Satirikerin ist, geschweige denn über eine eigene Sendung verfügt... Also bleibt ihr das, was jedem anderen auch bleibt: Da Druck machen, wo der eigene Hebel ansetzt. Und das ist in ihrem Fall wahrscheinlich der Rechtsweg. Desiree Nick hätte längst spontan in irgendeine Kamera zurückgequäkt... und wer will das schon?

Wer weiß, welche schlechten Scherze uns also dadurch erspart worden sind, dass sie den offiziellen Weg gewählt hat? Auf dem Gebiet der kindischen Bäh-bäh- Auseinandersetzung wäre Raab nicht zu schlagen, Pocher auch nicht... Also, wenn man selbst ein anderes Niveau bevorzugt, ists das Beste, man lässt die beiden krakeelen, und wählt seine eigene Reaktion nach eben den Kriterien, die man sich selbst gesetzt hat. Und dazu gehört es wohl auch, dass man vor Gericht zieht, und nicht ebenso dumpf zurückblökt, oder es wie die tumben Zuschauer einfach akzeptiert.

Nein, ich verstehe die Klage, auch wenn ich nicht viel für Klagereien übrig habe. Aber sie deswegen abzuweisen, weil es sich bei Raabs Beitrag um SATIRE handele... Hmm, DAS wäre Grund genug, eine weitere Klage anzustreben, wegen "bösartiger Verleumdung altgedienter Witzstrategien", oder wegen "unverhältnismäßiger Heraufsetzung von Brackwasserfischern".

Klagen an mich, wegen "Leichtsinns im Umgang mit Metaphern", nehme ich selbstverständlich persönlich entgegen.