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Was lest ihr so

Begonnen von Killerpraline, 29. Januar 2005, 12:34:30

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Bassmeister

Umberto Eco - "Das Foucaultsche Pendel"
[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

Sandra


Thomas

Gut zu hören, das liegt auch auf meinem Nachttisch, allerdings noch ungeöffnet. Momentan unterhält mich wieder einmal Max Goldt, der mir allerdings ein bisschen schaler als auch schon vorkommt, was merkwürdig ist, da er schon immer viele Worte um eigentlich nichts gemacht hat. Vielleicht liegt's an mir.

Suse

Jau, "das Foucaultsche Pendel" ist wirklich klasse. Ich mochte auch " die Insel des gestrigen (oder vorigen??) Tags" von Eco. Hatte mal im Urlaub die Gelegenheit, es mehr am Stück zulesen, als ich das sonst so kann. Spannendes Thema, und konnte ich auch besser lesen, als "Der Name der Rose". Da hab ich irgendwann aufgegeben.
Ein Lieblingsbuch von mir ist (außer Pippi Langstrumpf) von Ben Gadd "Rabens Ruh". Ich find ja Raben sowieso sehr faszinierend. Da ist das Buch absolut das Richtige.

Bassmeister

Für Raben-Freaks ist "Krabat" von Ottfried Preußler sehr zu empfehlen.

Hat jemand von Eco schon "Woran glaubt, wer nicht glaubt?" gelesen?
[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

Sandra

Ah, der Preussler - den mochte ich auch schon immer! Aber vom Eco habe ich sonst nur politische Essays gelesen. Das pendel hat mich zu einer Zeit getroffen, als es gerade so richtig gepasst hat. ist irgendwie stilistisch für mich ähnlich dem Rushdi. Nur halt mit mehr historie dabei...

Bassmeister

So gings mir mit dem "Namen der Rose". Den habe ich zweimal begonnen und immer wieder auf Seite 86 (oder so) bin ich hängen geblieben und nicht weiter gekommen. Und das, obwohl ich den Film bereits gesehen hatte.
[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

Sandra

Vielleicht : Weil du den Film bereits gesehen hast?

ich jedenfalls mag nix mehr lesen, wenn ich den Film schon kenne - und in den allermeisten Fällen auch umgekehrt.

Thomas

@Bassmeister
Krabat? Den hab ich vor etwa 30 Jahren gelesen. Funktioniert denn der auch für Erwachsene? (Ich unterstell Dir jetzt mal Erwachsensein.)

Sandra

THOMAS!!! Preussler funktioniert IMMER.  ::) ;) :-*

Das ist wie  Sendaks "Wo die wilden Kerle wohnen".

Thomas

Ok, muss man akzeptieren. Hotzenplotz, ich komme. Hoffentlich fragt mich dann der nächsten Cocktailparty wieder wer, was ich gerade lese.

Bassmeister

Ich fand "Krabat" prima! Habs mit 30 zum ersten Mal kennen gelernt. "Mein Urgroßvater und ich" habe ich auch als Kind schon sehr genossen. Denke aber, daß ich das auch heute noch mit Vergnügen lesen könnte.
Ich freu mich schon riesig auf die Tage, an denen ich meinem Sohn das alles vorlesen kann.
[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

Sandra

ZitatHotzenplotz, ich komme
*kicher*

kampmann

Was haltet Ihr denn von Gabriel Garcia Marquez??

"Memoria de mis putas trites"
Ein Außenseiter, der sehr neugierig ist!

Sandra

Naja, ich muss gestehn, dass es wenig Lateinamerikaner gibt, die mich inspirieren. Marquez hab ich nie mehr als 50 Seiten geschafft - ist irgendwie nicht meins...

Sandra

Ich ab mir jetzt mal ein Probeabo von der Zeit bestellt - statt Tageszeitungen, die ich in Deutschland häufig irgendwie geschwätzig aber inhaltsleer finde.

Ich hab ja gewusst, dass sie rechts ist - und ich hab sie bisher immer nur im Netz gelesen - aber der Politikteil - von dem ja meist wenig im Netz zu finden ist, ist so bemüht darum, alles was links ist zu desavouieren, dass icfh erstaunt war. Nämlich: auf so vordergründige Weise - ich dachte, die sind subtiler....

Leider ist der Kulturteil halt dann wieder so gut, dass man sie trotzdem gern liest.

Nase

ZitatWas haltet Ihr denn von Gabriel Garcia Marquez??
quote]

Ah, der Márquez! Kennt ihr "No One
Writes to the Colonel"?

Ist ein ganz starker Kurzgeschichtenband!
Nur eins, mein Bester; in der Welt ist es selten mit einem Entweder-Oder getan; die Empfindungen und Handlungsweisen schattieren sich so mannigfaltiglich, als Abfälle zwischen einer Habichts- und eine

Sandra

Ich hab gerade den letzten Band vom Echolot gelesen.
Das ist eine Büchzerserie vom Walter Kempowski: der hat Tagebucheintragungen der verschiedensten Menschen gesammelt, und zwar von 33 bis 45. Von der kleinen Bäurin, über Soldaten (auch russische, polnische, Wehrmacht etc) bis zu Nazigrössen - alle möglichen. Und hat sie chronologisch zusammengestellt. Immer nur so kleine Absätze, Tag für Tag, was schreibt die Schülerin, was schreibt die Sekretärin vom Hitler, was schreibt der Soldat im Feld, was schreibt der KZ-Häftling, was schreibt der Schuldirektor in einem Dorf...

Und der letzte Band, "Abgesang" ist vom 6-9.März 45.
DAS war enorm faszinierend. Du siehst direkt in die Hirne der Menschen, hast daher das Gefühl beim Endkampf und bei der Kapitulationserklärung dabei zzu sein, bist von Polen bis Berlin überall - und kriegst die verschiedensten Bilder mit. Es ist echt spannend wie ein Krimi - fand ich.
Man vesteht viel mehr von dieser Zeit, und man kriegt einen Überblick über die Alltäglichkeit des Krieges.

Alexander

Das ging mir ziemlich nahe:

Günther Loewit: Kosinsky und die Unsterblichkeit
Roman, Skarabaeus Verlag, Innsbruck 2004

Aus www.skarabaeus.at :

Günther Loewit begleitet die Familie Kosinsky durch die Kälte des 20. Jahrhunderts: Er verwebt die Lebenslinien und Generationen der jüdischen Bürgerfamilie zu einem Roman, der an den historischen Ereignissen ansetzt und sie mit den Mitteln der Literatur forterzählt.

Kosinsky und die Unsterblichkeit

ist eine Geschichte über den Stolz und den Zweifel an der Familie, über das Misstrauen gegenüber einer Welt, die sich in ein Gefängnis verwandelt, über schuldlose Schuld und über den Zweifel am Sinn der Geschichte. Günther Loewit zeigt, wie sich das Trauma des Nationalsozialismus tief in das Leben, das Denken und Fühlen einer Familie einbrennt und Narben verursacht, die auch nach Generationen noch schmerzen: Ein Riss, der mit dem schleichend gehässiger und aggressiver werdenden Antisemitismus der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts beginnt, mit Verfolgung, Ausgrenzung, Unterdrückung und Gewalt in eine Familie getrieben wird, die sich von ihren jüdischen Wurzeln schon weit entfernt hat, doch per Gesetz zu Juden erklärt wurde. Und der sich über die Generationen nach dem Nationalsozialismus fortsetzt: Im verlorenen Vertrauen zu den Freunden, den Nachbarn, der Umwelt, der Gesellschaft, im verlorenen Vertrauen zueinander und zu einer Heimat, die den Kosinskys nicht mehr Heimat sein wollte - und in der Hassliebe zur eigenen jüdischen Herkunft.

http://www.skarabaeus.at/titel.php3?ISBN=3-7082-3155-4
,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

Alexander

#144
Was lest ihr so ...

z.B. den Newsletter vom "Theater an der Linde", da gibt es (soeben eingetroffen) "moderne Lyrik" eines in diesem Forum wohlbekannten vielseitigen Künstlers (es ist NICHT Georg Kreisler gemeint, obwohl der auch wohlbekannt und vielseitig ist) ...
,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

whoknows

Ja, dasGedicht ist nett, keine Frage - aber ich muss gestehen - ich finde die Aussendungen des Theaters schon hart an der Grenze zu (für Wiener: bachen) extrem kleinkariert....

angel

#146
ZitatHier noch eine kurze und sehr prägnant zusammengefasste Beschreibung zum Verhalten narzisstisch getönter Persönlichkeiten:
http://www.jsbielicki.com/freud-164.htm
Ergänzend kann man noch sagen, dass der sofortige Rückzug ein Abwehrmechanismus von narzisstisch-gekränkten Persönlichkeiten ist. Das erlaubt ihnen i.d.R. das fragile Selbstbild aufrecht zu erhalten: "Die waren so böse, so dumm, so xy - da habe ich es vorgezogen zu gehen."

Klasse! Ich bin lt. dieser Analyse ja doch kein Borderliner bzw. wenn, dann nur ein kleiner... [smiley=evil.gif]

Ansonsten denke ich, daß der Aufstieg vom Abstrakten zum Konkreten incl. regressiver und narzisstischer Tendenzen (d.h. ein Zurückfallen vom Konreten ins Abstrakte bzw. von Wissen(schaft) in Meinung und Vorurteil ) in diesem Thread sehr gut zu beobachten ist. Nachdem, was ich von T.W. Adorno gelernt habe, ist auch niemand frei davon, was wiederum an der schlechten "Gemeinheit" des bürgerlich-pathologischen Konkurrenzsubjektes liegt.
Dazu tauschte ich mich früher auch mal mit dem grandiosen Menschen Ernest Bornemann aus, der sehr entsetzt über die Zunahme des Sado-Maso-Kultes war und wir forschten dann dazu. Seinen 75jährigen Geburtstag feierte ich zusammen mit ihm und seiner Lebensgefährtin plus meinem damaligen Freund, der ein großer Kreisler-Fan war und mich reich(lich) mit Kassetten von Kreisler-Liedern (incl. Kreisler-Küppers "Lola Blau") beschenkte und mit dem ich auch begann, T.K. u. GK-Lieder musikalisch zu interpretieren (nur so für uns - als "Hausmusik" sozusagen...und er war ein ausgezeichneter Pianist).  

Nach dieser kleinen Abschweifung zurück zur Literatur:
Umberto Eco's Buch "Der Name der Rose" habe ich genußvoll gelesen und viel darin gelernt. Umso mehr hat es mich geärgert, als einer meiner Soziologie-Professoren (aufgrund des Filmes) aus Eco einen "Kriminalschriftsteller" machte.
Ich bin sehr oft enttäuscht, wenn ich ein Buch gelesen habe, was dann verfilmt wurde... und habe mir deshalb die Verfilmung des Buches nicht angetan.

Zur Philosophie, die in diesem Thread anklang, gibt es ein interessantes Buch von Micha Brumlik: "Deutscher Geist und Judenhass" und deshalb paßt auch der bisherige Abschluß der Literaturexegese der Forenteilnehmer/innen von Alexander Günther Loewit: Kosinsky und die Unsterblichkeit in den Verlauf /Prozess der (Un-)Kultur.
Ich werde mich - daran anknüpfend - deshalb demnächst mit solcher Literatur und darauf aufbauender Praxis beschäftigen müssen:
http://www.hagalil.com/esra/esra-wien.htm

Ich las kürzlich noch einiges von Lion Feuchtwanger, um in seinem Werk den Begriff der Gerechtigkeit zu reflektieren und lese darin auch weiter um dies mit einem meiner Freunde zu debattieren. Parallel dazu widme ich mich "isha" von Pauline Bebe.
Zu Mozart bzw. zwecks Aufhebung meines Vorurteiles (siehe den Thread von Uwe) wurde mir Georgi W. Tschitscherin "Mozart - eine Studie" empfohlen. Kennt Ihr dieses Werk?

Und natürlich warte ich darauf, daß mein Freund Horst Schwerdtfeger die Biografie von GK ausgelesen hat, damit ich sie dann lesen kann. Unter uns: [size=8]Sie interessiert mich weitaus mehr als "Mozart", weil ich nun mal halt keine Musikhistorikerin, sondern mehr eine "Lebenskünstlerin" mit gewissen Vorlieben für eine Kunst/Kultur hin zum Leben bin und dem steht GK meines Erachtens näher, denn er lebt und Mozart ist schon lange tot...
[/size]

Eine kurze literarische Rückschau sei auch mir gestattet:
Im letzten Jahr hat mich übrigens Elfriede Jelineks Roman "Die Liebhaberinnen" vor einem Mann gerettet, der bereits damit begann, mir einen "goldenen Käfig" zu bauen um mich "für sich zu haben".
Ich vernüpfte/kombinierte dieses Jelinek-Werk noch zusätzlich mit E. Fromms "Haben und Sein", streifte mir meine Engelsflügel wieder über, strich sie glatt und flog schnell aus dem "goldenen Käfig" hinaus, bevor sich die Tür hinter mir schließen und ich eine Gefangene der W-Ortes ohne Notausgang namens "Liebe" (?) werden konnte.

Dem ist noch hinzuzufügen: Ich bin einfach eine viel zu schlechte "Liebhaberin" und eine gute Ehefrau war ich noch nie (oder vielleicht doch mal kurz- oder zeitweilig ??? ::))  [es kommt ja auf den (guten) Zweck an und wie man "Ehe" sowie "Trauschein" für was bzw. wozu definiert....]

Deshalb: Sage mir bitte niemand mehr, daß Literatur/Musik/Philosophie bzw. Kultur keinerlei (Aus-)Wirkungen auf das Alltagsleben der gesellschaftlichen Individuen hätte!
ICH bin der Gegenbeweis! :)

Deshalb:
Wägt, wenn Ihr schreibt,
denn die Worte leben.
Sie sind durchdrungen vom Inhalt uns'rer Zeit.

Die neuen blühen mit den jungen Reben,
die Alten enden in der Vergangenheit.

Wägt, wenn Ihr schreibt,
den Worten Sinn zu geben,
den Sinn der Zukunft,
wachsend aus der Zeit !

Die Poesie der Zukunft soll uns leiten,
wenn wir uns in Worte fassen
Vergessen wir die alten Eitelkeiten
und daß man gewöhnt ist, sich zu hassen.

Soziales Begehren soll uns erfüllen
wenn wir füreinander Sätze weben
Wir werden uns durch poetische Sprache fühlen
und componieren für das Leben.

Niemand darf mehr im Elend versinken,
sondern wir werden den Wein
der Erfülltheit trinken
Und das Genießen bestimmt dann unser Sein

So let us compose
We have nothing to lose

__________
btw: ggf. bearbeite ich das noch weiter..., d.h. verändere den Text noch öfter... :)

angel

#147
ZitatJa, dasGedicht ist nett, keine Frage - aber ich muss gestehen - ich finde die Aussendungen des Theaters schon hart an der Grenze zu (für Wiener: bachen) extrem kleinkariert....

Wärt Ihr so nett, die "kig" (kleinkarierte insider grenze)  zu einem "gig" (großen insider gag) zu machen oder ist das unmöglich?

Hoffentlich habe ich nicht gerade aus Unkenntnis mit meiner Idee und Bitte gar einen faux pas begangen?  

Aber ich verstehe/begreife gerade nicht, um was es geht, denn ich kenne diesen Newsletter nicht! :-[  

whoknows

Steht sicher auch auf der HP. Und Bachen kann man nicht übersetzen.

angel

#149
Ich habe es inzwischen auf der homepage gefunden:

http://www.theateranderlinde.de/index.php?nav_id=242

Nu ja, Adorno wurde von einigen Professoren in Frankfurt als "rote Sau" bezeichnet und ich sehe gerade etwas rot ob der gemütlichen Bierdunstgeselligkeit im "Saustall"... bzw. ich weiß nicht, ob ich bezüglich der Eingliederung dieses Gedichtes in den Newsletter Euch bzw. Bastian ein "herzliches Bei(g)leid" wünschen soll... :-/

Stimmt es, daß GK sich daran erfreute, wenn sein Publikum bei seinen Liedern begann zu "schunkeln"?

Aber z.B. würde ich Heines "Loreley" ungern mit "Warum ist es am Rhein so schön" vermanscht lesen oder hören...

Sorry, ich bin gerade etwas irritiert...  :-[

Und ich empfinde es nicht so sehr als "hart an der Grenze zum Kleinkarierten", sondern sehe darin eine Tendenz hin zu einer Art von banaler und gewöhnlicher Bierdunstseligkeit bzw. wenn ich das "Kleinkarierte" mit hineinnehme: "Spießbürgerlichkeit". Außerdem finde ich es nicht gut, daß sie vor der Versendung des Newsletters nicht um Euer Einverständnis nachgefragt haben... >:(