Hi Maexl, ne GA mit Bibliografie habe ich auch. Diese befindet sich im letzten Band der GA.
Heute bekam ich von diesem Freund eine CD mit Tucholsky-Liedern geschenkt, worüber ich mich sehr gefreut habe.
Hier noch die Texte von der obigen Auflistung, die nicht im Internet sind:
[size=15]
Heute zwischen Gestern und Morgen[/size]
Wie Gestern und Morgen
sich mächtig vermischen!
Hier ein Stuhl - da ein Stuhl -
und wir immer dazwischen!
Liebliche Veilchen im März -
Nicht mehr.
Proletarier-Staat mit Herz -
Noch nicht.
Noch ist es nicht so weit.
Denn wir leben -
denn wir leben
in einer Übergangszeit - !
Geplappertes A-B-C
bei den alten Semestern.
Fraternité - Liberté -
ist das nicht von gestern?
Festgefügtes Gebot?
Nicht mehr.
Flattern die Fahnen rot?
Noch nicht.
Noch ist es nicht so weit.
Denn wir leben -
denn wir leben
in einer Übergangszeit - !
Antwort auf Fragen
wollen alle dir geben.
Du mußt e tragen:
ungesichertes Leben.
Kreuz und rasselnden Ruhm -
Nicht mehr.
Befreiendes Menschentum -
Noch nicht.
Noch ist es nicht so weit.
Denn wir leben -
denn wir leben
in einer Übergangszeit - !
###################################
[size=15]
Einigkeit und Recht und Freiheit[/size]
Was die Freiheit ist bei den Germanen,
die bleibt meistens schwer ikognito.
Manche sind die ewigen Untertanen,
möchten gern und können bloß nicht so.
Denn schon hundert Jahr
trifft dich immerdar
ein geduldiger Schafsblick durch die Brillen.
Doof ist doof.
Was Justitia ist bei den Teutonen,
die hat eine Binde obendrum.
doch sie tut die Binde gerne schonen,
und da bindt sie sie nicht immer um.
Unten winseln die
wie das liebe Vieh.
Manche glauben noch an guten Willen...
Doof ist doof.
Was die Einigkeit ist bei den Hiesigen,
die ist vierundzwanzigfach verteilt.
Für die Länder hat man einen riesigen
Schreibeapparat gefeilt:
Hamburg schießt beinah
sich mit Altona;
Bayern zeigt sich barsch,
ruft: "Es lebe die Republik!"
Jeder denkt nur gleich
an sein privates Reich...
Eine Republike wider Willen.
Deutsch ist deutsch.
#############################
[size=15]
Das alte Vertiko[/size]
Zu Haus, in unsrer guten Stube,
da stand, gleich neben dem Trümloh,
mit einem Griff an jdem Schube
ein altes braunes Vertiko.
Es war verziert und reich gedrechselt
mit Knöfen, Knöpfen weit und breit;
den Stil hat niemand nicht verwechselt:
Diß war noch aus der Muschelzeit.
Mir schiens ein Sinnbild unsres Lebens.
So kam zu mir in jungem Jahr,
leicht schielend, aber nie vergebens,
ein Mädchen schön und wunderbar.
Ich habe gern mit ihr gemuschelt;
und wenn mein kleiner Anton schreit,
mit Silberblick sich an mich kuschelt...
Der ist noch aus der Muschelzeit.
Das gute Kind! Heut machts noch Faxen,
es inkelt mit und ohne p;
doch ist der Junge mal erwachsen,
dann kommt er in die SPD.
Da gibt es Leute, die noch glauben
an Taktik, Maß, Gerechtigkeit...
Das will ich ihnen auch nicht rauben.
Mein Gott, ihr seid
ja so gescheit ...
Und stammt noch aus der Muschelzeit.
################################
[size=15]
Die Nachfolgerin[/size]
- aus: Die Frau spricht -
Ich habe meinen ersten Mann gesehn -
der ging mit einer!
Hütchen, Rock und Bluse (Indanthren)
und zwei Kopf kleiner!
Sie muß ihn wohl ins Büro begleiten ...
Über den Geschmack ist nicht nicht zu streiten.
Na, herzlichen Glückwunsch!
Sein Gehirn ist bei der Liebeswahl
ganz verkleistert,
wenn er siegt, dann ist er allemal
schwer begeistert.
Ob Languettenhemd, ob teure Seiden -
seinetwegen kann man sich in Säcke kleiden ...
Na, herzlichen Glückwunsch!
Frau ist Frau. Wie glücklich ist der Mann,
dem das gleich ist!
Und für sowas zieht man sich nun an!
Als ob man reich ist!
Das heißt: für ihn ... ?
Wir ziehen unsre Augenbrauen
für und gegen alle andern Frauen.
Immerhin erwart ich, daß ers merken kann;
ich will fühlen, daß ich reizvoll bin.
Dreifach spiegeln will ich mich: im Glas, im Neid, im Mann.
Und der guckt gar nicht hin.
Liebe kostet manche Überwindung ...
Männer sind eine komische Erfindung.