Es gibt viele verschiedene Ansätze in der Richtung, die teilweise zusammen laufen, sich dann aber auch teilweise wieder getrennt weiter entwickelt haben. Vor dem Hintergrund der Konzeption von Boal hat z.B. Moreno sein Theatermodell entwickelt, dass den Boal'schen Ansatz noch zuspitzt. Ursprünglich hatte Moreno das als reines experimentelles Stegreiftheater unter Einbeziehung des Publikums angedacht. Sehr schnell entwickelte sich daraus eine therapeutische Form des Theaters: Morenos Psychodrama. Das Psychodrama ist heute eine anerkannte Methode für therapeutische Theaterarbeit mit Jugendlichen, aber auch mit Erwachsenen. Parallel dazu entwickelte sich aus diesen Arbeitssträngen das Playback-Theater von Jonathan Fox. Dieser Ansatz basiert auf denselben Grundtechniken der Einbeziehung des Publikums, nahm aber den therapeutischen Anspruch ein großes Stück zurück.
Ich arbeite zur Zeit an einer Konzeption für ein Programm, dass auf Playback UND Chanson aufbaut. Es gibt viele Schwierigkeiten dabei zu überwinden. Ich habe früher lange mit reinem Playback gearbeitet:
Ferner bietet sie auch unsicheren und ängstlichen Menschen die Möglichkeit, mitzumachen
Genau DAS ist die Schwierigkeit. Es ist ein Unterschied, ob die Menschen zusammen kommen, um eine Form von Arbeit an sich selbst zu erfahren. In der Regel gehen sie dafür nicht ins Theater sondern woanders hin. Die die ins Theater kommen, erwarten nicht unbedingt Interaktion und Mitmachtheater. Man kann das hinbringen, unsere Vorstellungen waren immer recht gut besucht. Aber es erfordert sehr viel Erfahrung mit dieser Theaterform und sehr viel Fingerspitzengefühl. Das ganze Arbeitsmodell ist eine schmale Gradwanderung, sehr fragil und leicht zu kippen.
Man muss sehr gut unterscheiden, was man will: Eher therapeutisches Arbeiten oder aber eher Theaterarbeit. Diese ganzen Ansätze von Boal, Moreno und Fox sind faszinierend. Wenn sie aber auch funktionieren sollen und zwar im Theater und nur da, verlangt es sehr sehr gute Vorarbeit, viel Erfahrung und auch Können mit diesen Arbeitsformen, damit das klappt.