Danke, Dagmar!
Da hast du dir mit der Analyse richtig Mühe gegeben, und ich hab nebenbei ein wenig Hirnfutter mehr.
Nr 5 braucht input... input... input... 
Chapeau!
Ich sehe auch einen Zusammenhang zwischen dem Konsumverhalten von Frauen und der Unterstützung dieser Flachwichse. Eigentlich kann man den Bogen noch weiter schlagen: Von Tupperware, Homeshopping, Faltencrèmes, dudeldei- Musik, bis hin- ja, zur nächtlichen Fernsehwahrsagerei oder solchen Dingen. Irgendwie scheinen mir diese Phänomene thematisch zusammenzuhängen. In den meisten Fällen wird ein Produkt angeboten- verbunden mit einer vielleicht gutaussehenden Frau- und diese Produkte appellieren allesamt an "typisch weibliche" Gefühle: Die Sorge um Familie (Tupperware gegen Nahrungsmittelvergiftung, Wahrsagerei für die Beziehung oder die Zukunft des Sohnes, Faltencrèmes für die eigene Attraktivität und dudeldei- Musik, weil man ja auch irgendwann mal entspannen muss)
Und da werfe ich noch einmal sie Frage auf: Für wen werden diese Lieder geschrieben? Und für wen werden die Videos gedreht? Wenn sie einen von Männersicht geprägten Frauentyp perpetuieren... Ist das nicht verkehrt gedacht? Denn es sind größtenteils Frauen, die diese Musik kaufen, weil sie sich davon angezogen fühlen. Nicht die Männer. Wenn Frau Aguilera ihre Brüste schwingt, tut sie es
1. Für mich, in meiner Funktion als Mann?
2. Für ihre weiblichen Fans? Oder
3. Für sich?
zu 1. Welchen Sinn hätte es, dass sie ihre sek. Geschl.- Merkm. vor meinen Augen schüttelt, wo ich doch nachweislich gar nicht zur Zielgruppe gehöre? Soll ich als Mann animiert werden, wider Erwarten ihr Produkt zu kaufen? Und schüttelt sie die Dinger dann marketingtechnisch nicht sogar ins Leere?
zu 2. Wenn sie es für ihre weiblichen Fans tut, ist es ja nicht der Sexappeal, der die Mädels überzeugt (zumindest nicht vordergründig). Wenn sie ihre Merkmale vor deren Augen herumschleudert, ist's auch wieder nix mit sexueller Anbiederei. Denn, wie schon Elvis sagte: "50 Million Aguilera Fans can't be lesbian"... Ist es in diesem Fall wirklich sinnvoll zu sagen: "Da wird ein, von Männern geschaffenes, Frauenbild aufgedrückt"? Das klingt schon sehr nach freiwilliger Selbstentmündigung. (Wie gesagt, ich glaube ja nicht, dass es so ist. Ich denke da laufen andere Mechanismen ab, die ich sogar in Teilen für positiv halte. Aber ich will mich mal der Argumentation stellen) Wenn es also so sei, dass Louisan... usw allesamt Männerphantasien seien, dann verstehe ich nicht, wieso beinahe ausschließlich Frauen diese Phantasien träumen. Das krieg ich nicht zusammen.
zu 3. Wenn sie es für sich tut, ist es schön und gut. Wenn ich ihr dabei zuschauen kann, störts mich auch nicht unbedingt

. Aber dann ist es gesellschaftlich nahezu irrelevant.
Also ich denke, dass es ein Zusammenspiel tradierter Rollen ist, aber auch, in einem vielleicht ebenso großen Maße, ein intrafeminines Problem. (Kann man das so schreiben, semantisch, und als Mann?

) Ich meine, es ist ja auch nicht verwunderlich, dass sich Millionen, Millarden von Menschen nicht in jeder Einzelheit einig sind. Für die eine ist die bärtige Kämpferin die emanzipierte Frau, für die andere ist die sexy Draufgängerin die emanziperte Frau. Die dritte ist vielleicht froh, wenn sie zwischen all den Punkrockriffs mal eine zarte, weibliche Stimme hört. Und für diese letztere ist die Annett Louisan vielleicht "mal wieder eine echte Frau". Und dann kämpfen sie allesamt untereinander...
Völlig unabhängig davon:
Ich hab mir übrigens gestern in einer Bar mal "Can't get you out of my head" von Kylie noch einmal genau angehört. Das Stück finde ich kompositorisch genial! Nein, ich spreche nicht von ihrem Kleid und dem doppelseitigen Klebeband, das sie da braucht, sondern wirklich von der Musik! Erst einmal höre ich in der Strophe keinen Grundton. Dann dieser Ton auf dem Offbeat, das ist eine gesampelte Hammond oder so, dann ein Rodes Piano oder ein Wurlitzer mit den Akkorden. Und Wortspiel: "forever and ever, and ever, and ever (endeavour?)" Und natürlich: Ich krieg dich nicht aus meinem Kopf... Das spricht für sich. Ein geniales Lied. Ja, eine Frau, die um einen Kerl balzt, aber ein geniales Lied.