Georg Kreisler Forum

Diskussionen => Gesellschaft => Thema gestartet von: Nase am 03. April 2005, 01:59:12

Titel: Der Papst ist tot
Beitrag von: Nase am 03. April 2005, 01:59:12
Ich hatte in einem andern (österreichischen) Forum eine Diskussion, bei der eine recht einhellige Meinung über den toten Papst vorherrschte: Er war liab.

Finde ich eigentlich nicht.

Die katholische Kirche hat die selben Probleme wie in den 70er Jahren. Die reaktionären Flügel sind durch die Würdigung des Opus Dei eher ausgebaut statt entfernt worden. Nicht einmal in der dritten Welt hat er den Katholiken Schwangerschaftsverhütung erlaubt.

Dass er ein erbitterter und erfolgreicher Feind des gewaltsamen Kommunismus war, ist ihm hoch anzurechnen. Diese Machtdemonstration macht es in meinen Augen aber nur noch schlimmer, dass er praktisch keine Reformen in der Kirche vorgenommen hat.

Stark genug wäre er gewesen, denn er war ein genauso eiserner und erbarmungsloser Geschäftsmann wie Rockefeller, Rothschild oder Thyssen. Stattdessen wird er - und da bin ich mir ganz sicher - der Wegbereiter einer neuen, noch bornierteren Kirche gewesen sein.

Der Papst hat Gutes getan, er hat seinen Einfluss zum Wohl der Menschenrechte geltend gemacht, Aufarbeitung geleistet und den Weltfrieden neu definiert. Trotzdem war er für mich ein Rückschritt. Was er für die Kirche nachgeholt hat, wäre schon seit Jahrhunderten Pflicht gewesen, gleichzeitig hat er den Glaubenskurs wieder Richtung Mittelalter geeicht.


Es wird wohl noch länger dauern, bis Frauen das Recht bekommen Priesterinnen zu werden, geschweige denn von der Ehemöglichkeit gläubiger Homosexueller.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bastian am 03. April 2005, 05:35:34
Nun ja. Schlaf gut, alter Mann. Das kann ich schon sagen. In seinen Zielen stimme ich nicht ausnahmslos mit ihm überein, aber er hat jeden letzten Funken seines Lebens zu nutzen versucht. Das ringt mir schon ein Staunen und auch Respekt ab. Vieles andere bleibt für mich indiskutabel, wie du auch schreibst: die Stellung der Kirche zur Verhütung und zur Liebe zwischen Menschen gleichen Geschlechts...

"Wen Gott zusammenbringt, den darf der Mensch nicht trennen.", oder?
Papst, du bist ein Mensch!

Aber vielleicht wird sich das Bewusstsein um die Bedeutung des Amtes "Papst" auch wandeln. Weil J.P. so lange im Amt war, dass viele Menschen gar keinen anderen Papst kennen, und sich an ein gewisses Standbild gewöhnt haben. Wenn nun ein neuer Papst daherkommt, schafft das durch diese Entrückung vielleicht auch eine neue Distanz zu diesem Amt, wobei auf der anderen Seite das Amt auch wieder eine neue Bedeutung bekommen kann. Durch denjenigen der von jetzt an papsten wird. Also eine Art Besinnung, die neue Möglichkeiten bietet. Vielleicht auch einen krassen Bedeutungsverlust, mir scheint im Moment vieles möglich. Vielleicht sogar mehr als der katholischen Kirche möglich erscheint. Möglicherweise wird sich in der Kirche einiges ändern, ich schreibs einfach mal so naiv hin. Aber all das natürlich nur vielleicht.

Und der Karol hat in diesem Moment noch einiges zu tun, denn die größte Prüfung läuft gerade erst an: Jetzt muss er erst mal mit Gott diskutieren...
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bastian am 03. April 2005, 06:04:51
Und es stellt sich mir auch die Frage, was ich als Katholik tun soll, wenn ich schon so etwas wie eine leise Vorstellung davon habe, wie der nächste Papst aussehen könnte. Nur so als Ahnung, mein ich... Soll ich das dann für mich behalten, weil's eh keinen interessiert?

Aber mal ehrlich: einfach verheimlichen wär doch auch doof, oder...? (http://www.carofoto.com/images/themen/kult/gross/B126014CARO.jpg)
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 03. April 2005, 12:23:28
Zitatdass viele Menschen gar keinen anderen Papst kennen
Also, ich kann mich ncoh gut erinnern, wie nach dem schnellen Tod des vorigen, eher liberalen,  Papstes plötzlich der als rechts geltende JP gewählt wurde - und es war ein Schock. Dann hat er durch seine Reisetätigkeit (Es gab damals einen Witz: Der Papst soll bei Wetten dass auftreten: er erkennt 300 Flughäfen am Geschmack)  alle positiv überrascht - und das dann durch seine starre Haltung die das 2 Vat. Konzil obsolet zu machen versuchte, wieder zunichte gemacht.

Ich bin aber vor allem überrascht, wie viele junge Menschen jetzt durch sein öffentliches Sterben plötzlich die grossen Tränen weinen, stundenlang vor irgendwelchen Kirchen stehen - haben die keine anderen Probleme? Inwiefern zeigt das denn bitte gläubiges Christentum, wenn sie für einen reichen und mächtigen Menschen Zeit  und Gefühle opfern, anstatt für viele  tatsächlich arme Menschen zu arbeiten?

Dieser Papst hat es vor allem geschafft, dass er  jetzt zu einem Götzen stilisiert wird und dass Menschen wie George Dabbelju glauben, sie könnten über andere Menschen herziehen. Wahres Christentum hat er ebenso wenig gelebt, wie die Islamisten (Dschihadisten)  den  wahren Islam leben.

Leider ist er ein genialer Taktiker gewesen, deswegen wird der nächste Papst vermutlich noch rechtser und noch starrer sein.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Andrea am 03. April 2005, 15:19:09
Ich weiß gar nicht mehr genau, wie der letzte Papst umgekommen ist. Ist er nicht sogar ermordet worden, weil er liberal  war?
JP wird jetzt so als der "Retter der Dritten Welt" dargestellt. So viele Leute in Afrika wären Katholiken geworden., weil er doch so kulturenübergreifend gearbeitet hätte... Ojeee! Ich sehe das anders 'rum. Er hat sich dort evtl. beliebt gemacht, um mehr Leute in die katholische Kirche zu bringen.
Und jetzt dieser Heckmeck, dass so viele Leute in Schlafsäcken vor den Kirchen gewacht hätten, um ihrem Papst nahe zu sein. So viele haben sich gewünscht, dass er am Weltjugendtag nochmal nach Köln kommt. Wie bitte? Modeerscheinung Religiösität?
Genau wie viele junge Leute eher siezen als duzen - während wir, als wir jung waren, eher das Du bevorzugten -, während wir uns dafür ausgesprochen haben, dass Lebenspartnerschaften ins Gesellschaftsleben hm "integriert" werden, wollen viele junge Leute jetzt plötzlich kirchlich heiraten und schlafen vor den Kirchen wie früher die Fans vor irgendwelchen Veranstaltungsorten auf ihre Stars gewartet haben *kopfschüttel*.
Die LBS-Werbung, wo der Vater seinem Kind aufzählt, was die Leute mit ihrem Bausparvertrag erreicht haben: Auto, Haus etc., der Vater bezeichnet die Bausparer als Spießer, und das Kind sagt: "Papa, dann will ich auch Spießer werden.", dieses Beispiel zeigt genau die Entwicklung auf, die ich meine.    
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Nase am 03. April 2005, 22:21:38
http://www.easydoor.at/

Das Godcamp! Für sowas wird in unserer Schule geworben.

ZitatLeider ist er ein genialer Taktiker gewesen, deswegen wird der nächste Papst vermutlich noch rechtser und noch starrer sein.

Das glaube ich auch. Wäre wieder eine Bestätigung meiner globalen Rechtsschritt-Theorie.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 04. April 2005, 01:52:35
Sorry meine Lieben, aber ich finde Eure Statements leider etwas undifferenziert und wenig der Sache in der Tiefe analytisch gerecht werdend.

Zunächst einmal muss man zur Kenntnis nehmen, dass überall auf der Welt Millionen von Menschen um diesen Papst trauern, die Kirchen füllen und in ungewöhnlichem Ausmass - darunter ungewöhnlich viele junge Menschen und junge Familien -  betend und ausharrend vor Kirchen diesem Papst die letzte Ehre erweisen. Da stellt sich schon die Frage, wie dieser Mann das über seinen Tod hinaus geschafft hat. Sicher hat er es wie niemand anderes vor ihm geschaft, die medialen Möglichkeiten seiner Zeit zu nutzen. Trotzdem, wenn man die Bilder im Fernsehen sieht: Zehntausende von Menschen, darunter sehr sehr viele junge Menschen, vor Kirchen und auf Plätzen in aller Welt, in allen Ländern - dann finde ich, ist das erst einmal sehr ernst zu nehmen und nicht als "Heckmeck" abzutun. Diese Menschen bewegt etwas und das millionenfach in aller Welt.

Am Samstag war ein Artikel im Spiegel von Hans Küng, der heute abend auch bei Sabine Christiansen in der ARD war und dort eine extrem gute Figur gemacht hat. Diesem Artikel und seinen entsprechenden Statements bei Christiansen ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Er bringt die Verdienste und auch Versäumnisse dieses Pontifikates exakt - meine Meinung - auf den Punkt:

Dieser Papst hat außenpolitisch Außergewöhnliches geleistet. Er hat seine Kraft und sein Leben in den Dienst einer Botschaft gestellt, die in Zeiten des totalen Werteverlustes Orientierung vor allem auch jungen Menschen gab (was in der katholischen Kirche eine echte Leistung ist!): Sein Einsatz für das Leben des Menschen, seine Würde, die Begegnung mit ihm und die unbedingte Friedfertigkeit und Kriegsgegenerschaft sowie die außerordentliche Betonung von Gerechtigkeit in jeder Hinsicht ringt auch mir persönlich allergrössten Respekt ab.

Gleichzeitig war dieser Papst in jeder Hinsicht innenpolitisch die absolute Katastrophe schlechthin: Seine unermesslichen Schriften (über 80.000 während seines Pontifikates, was ja auch mal eine Leistung ist)  widersprachen allen Menschenrechten, diskriminierten die Rolle der Frau in Geselllschaft und Kirche ins Unerträgliche, waren in allen Fragen der Sexualmoral geradezu lächerlich, teilweise gefährlich, mindestens lebensfern, trugen in hohem Ausmaß durch seine Haltung zum Zölibat dazu bei, dass der Priestermangel stieg und stieg (im Unterscheid zur evangelischen Kirche übrigens) - von Fragen der Ökumene mal ganz abgesehen. Unverzeihlich für mich als durchaus extrem kritische Katholikin ist die Torpedierung des 2. Vatikanischen Konzils bis hin zur Nivellierung. DAS nehme ich diesem Papst echt superübel!!

Widersprüchlicher als dieser Papst waren wohl wenige vor ihm.

Ich persönlich bin nicht so sehr pessimistisch, was die Frage der Wahl des neuen Papstes betrifft: Die Kandidaten, die gehandelt werden, sind zu gleichen Teilen liberal und konservativ. Ich persönlich bin extrem gespannt, ob sich die drängenden Fragen und die Notwendigkeit, unbedingt befriedigende Antworten darauf zu finden, um überhaupt die Zukunft dieser Kirche zu erhalten, durchsetzen wird, sich niederschlagen wird in der Wahl des neuen Papstes.

Am Schluß meines Diskussionsbeitrages dazu eine ganz und gar und sehr sehr persönliche Anmerkung:

Ich trauere um diesen Papst sehr, den ich in den vergangenen Jahren extrem oft verflucht habe. Gestern abend kam ich mit meiner Familie aus einem Urlaub nachhause. Wir luden den Wagen aus, als plötzlich um 21.30 Uhr die Kirchenglocken der gesamten Region läuteten. Ich wusste sofort: Der Papst ist gestorben. Und ich lehnte mich einige Minuten still an unser Auto an und dachte "Schade! Ich bin traurig um diesen großen Mann voller extremer Konsequenz. Und ich dachte: Gott sei Dank, sein Leiden hat ein Ende. Und ich dachte: Gott sei Dank, der hat so viel Scheiße geredet, hoffentlich kommt jetzt ein Neuer, der die Fragen der Zukunft angemessener beantworten kann.

 Ich lehne seine vielen Schriften und Aussagen zu moraltheologischen Fragen im Grundsatz und tiefsten Herzens ab. Ich bewundere seinen Einsatz und seine unbedingte Konsequenz, seinen Überzeugungen treu zu bleiben. Ich achte seine Haltung zur Kriegsfrage und teile sie, ich verachte seine Haltung zur Stellung der Frau in der Kirche und kämpfe aktiv dagegen.

Er war einer der ganz Großen - geliebt und gehasst - auch von mir!!
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 04. April 2005, 10:31:20
Also, bei mir haben sich definitiv seine Nachteile mehr eingeprägt.
ZitatDa stellt sich schon die Frage, wie dieser Mann das über seinen Tod hinaus geschafft hat. Sicher hat er es wie niemand anderes vor ihm geschaft, die medialen Möglichkeiten seiner Zeit zu nutzen. Trotzdem, wenn man die Bilder im Fernsehen sieht: Zehntausende von Menschen, darunter sehr sehr viele junge Menschen, vor Kirchen und auf Plätzen in aller Welt, in allen Ländern - dann finde ich, ist das erst einmal sehr ernst zu nehmen und nicht als "Heckmeck" abzutun. Diese Menschen bewegt etwas und das millionenfach in aller Welt.

Dagmar, das kann kein ernsthaftes Argument sein: Millionen Menschen sind für alles mögliche zu haben, angefangen von Erregung über Michael Jackson bis zu Käufen von Britney Spears Alben und dem wählen und ideologisch folgen von Arschlöchern. Diese Leute nützen alle die Medien - aber der Papst hat noch viel mehr Geld, und viel mehr Nimbus von vornherein. Klar zieht er noch viel mehr Leute an. Das hat nix mit seinem Wirken oder seinen Inhalten zu tun.

Wenn jemand mit dermassen viel Pomp und Trara inszeniert wird, wie der Papst (und das seit jahrzehnten) dann kriegt er eine riesige Gefolgschaft - ganz egal, was oder wer der ist. Zumal, wenn es noch dazu religiös verbrämt ist. Das ist gerade in heutiger Zeit ein starkes Argument - unabhängig vom inhaltlichen: Glaubensdinge ziehen an.

Wie gesagt: klar hat er viel bewegt. Für mich überwiegen bei Weitem die negativen Seiten: Reaktionär bis zur Menschenverachtung.

Ganz abgesehen davon, dass ich prinzipiell ein Problem damit habe, wenn sich ein Einzelner aufschwingt, moralische Keule für Millionen zu sein - mit einem durch nichts ausser Behauptung hergeleiteten Recht - und wenn ihm dann Millionen folgen. (Grad, dass sie keine Uniform tragen müssen.) Und wenn dieses "Recht" dann allseits anerkannt wird.... Das ist einfach für mich ideologisch ein tiefsitzendes Problem. Und die ganzen Lügen, die dazu notwendig sind, sowieso.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 04. April 2005, 10:51:23
Basti!! ::) ??? Jetzt kommts mir erst:
ZitatJetzt muss er erst mal mit Gott diskutieren...
das sagst DU als Wissenschaftstreue Seele? ;D
Titel: Re: Tot ist der Papst
Beitrag von: Bastian am 04. April 2005, 12:22:16
Ja, genau.
Er tritt vor seinen Schöpfer, ich trete vor meinen Rührer (http://www.lab4you.de/Bilder/MS3000.jpg).

Ich finde Dagmar sagt schon was Wahres. Der Papst hat vielen Menschen etwas bedeutet, und er scheint vielen enorm imponiert zu haben. Durch seine einzigartige Machtposition, aber, ich glaube: auch vor Allem durch sein Wesen. Er hat den Menschen in Polen Mut gemacht, hat aktiv in der weltlichen Geschichte herumgewurschtelt und auf diese Weise Anteil an den politischen Entwicklungen nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt. Und es gibt meines Erachtens keinen einzelnen Politiker, der über eine so lange Zeit an derart prominenter Stelle weltweit etwas zu sagen gehabt hat.

Ich denke man muss differenzieren zwischen dem Amt Papst und der Person, die dieses Amt ausgeübt hat, Karol Wojtyła:

Papst: ein, für meinen Begriff unnötiges, aber uraltes Amt, das es seit Petrus gibt. Ein Hirte, der eigentlich Fischer ist (was ich nicht kapiere). Petrus hat Jesus noch gekannt, und Jesus war von Petrus so begeistert, dass er ihm dieses Amt verlieh: "Mach nicht mehr in Fischen, sondern in Menschen." Seitdem gibt es aufeinanderfolgende Päpste, die sich in der direkten Linie nach Petrus als Fisch- und Menschenhirten verstehen. Der Oberkopf der kath. Kirche und immer ein Vater, nie eine Mutter...

Karol Wojtyła: Polnischer Sohn aus einfachen Verhältnissen. Sah aus wie Pan Tau, hat immer geschmunzelt und war deswegen vielen Leuten sympathisch. Er hat Philo studiert, war im 2. Weltkrieg Zwangsarbeiter, hatte seit Krakauer Zeiten ein gutes Verhältnis zum Judentum. Er war für seine Zeit, und vor allem für die Institution, in der er arbeitete, ein verhältnismäßig fortschrittlicher Kerl. Er legte sich- nicht erst als Papst- mit den polnischen Machthabern an, und hat auf diese Weise zu den riesigen Veränderungen beigetragen, die in den achtziger Jahren ganz Europa umgestaltet haben. Er fuhr gerne Ski. Dabei schmunzelte er und sah in seinem weißen Kleid aus, wie ein als Schneehase verkleideter Pan Tau. Er überlebte ein Attentat, verzieh seinem beinahe- Mörder und ließ sich von seinen schweren Krankheiten nicht abhalten, sein Leben und sein Amt weiterzuführen.

Mein Respekt gilt nicht dem Amt Papst, als einfach der Person Karol Wojtyła. Papst hin oder her. Ich kann mit der kirchlichen Hierarchie nix anfangen. Auch nicht mit dem Glauben. Aber ich wundere mich auch nicht darüber, das Wojtyła konservativ wgewesen ist. Als Papst muss man das wohl, und wenn es seinem Wesen entsprochen hat, gut, dann sollte er eben Papst werden. Aber er hat den Papst doch verhältnismäßig modern gegeben, er blieb für einen Chef eines Riesenrelikts verhältnismäßig nahe am Puls der Zeit, oder wie man das sagt. Aber er hat für meinen Begriff auch unverhältnismäßig viel Unsinniges über Homosexualität veröffentlicht. Und über die Gleichberechtigung von Frauen innerhalb der kath. Kirche...

Ich differenziere da zwischen einem realen Menschen, der ein Leben gemeistert hat, das an ihn enorme Herausforderungen gestellt hat, und einem Papst, dessen Positionen ich zum Teil nicht nachvollziehen kann- bis hin zu: - nicht akzeptieren kann. Ich bin zwar Papierkatholik, aber ich brauche keinen geistigen Führer, oder Hirten, oder Fischer... Für mich brauchts keinen Papst.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bastian am 04. April 2005, 12:30:11
Oh, ich sehe gerade, dass mein Browser kein polnisch kann. Das durchgestrichene "L" kennt er nicht. Aber ich lass es so stehen, weil ich mich nicht einem blöden Browser beuge!

Ich werde weiterhin
"Wojtyła",
"Wrocław" und
"Lech Wałesa"
schreiben!  >:(
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 04. April 2005, 19:27:48
Tut mir leid, dem kann ich mich nur sehr bedingt anschliessen.
Es gibt eine Menge Menschen, die ebenso nett und lustig und lieb sind, und nicht durch eine nicht demokratisch gewählte Position zum Hero stilisiert werden. Da steht das Amt leider weit vor dem Menschen. Ganz davon abgesehen, dass auch er, wie alle, die ein hohes Amt anstreben, erst mal ziemlich lange ziemlich viele Ärsche küssen muss - und eben nicht einfach die ganze Zeit nur seine Meinung leben konnte - es sei denn, sie war sowieso die Meinung der Herrschenden - und das ist mir ebenfalls suspekt.
Er war, verglichen mit Johannes XXIII  (das war doch der, oder?) alles andere als verhältnismässig modern.

Ich glaube im Übrigen nicht, dass der Fall des real existieren Kommunismus oder die Erstarkung der Solidarnocs ganz wesentlich mit seinem Tun zusammenhängt. Das hat das Kraut nicht wirklich fett gemacht, auch wenn er dafür, bzw dagegen (oder auch umgekehrt) war.
Ich bin nach wie vor der Meinung, wenn es nicht Ausnahmegestalten sind, wie der eben erwähnte Papst des 2 Konzils, der tatsächlich viel bewegte (was dann von JP rückgängig gemacht wurde) dann ist es nachgerade wurscht, welcher realer Mensch hinter dem Amt steht. Was JP tatsächlich nachhaltig bewegt hat, war zum - meiner Meinung nach - Schlechteren, siehe Befreiungstheologie, siehe Frauen, Schwule, Geschiedene, Empfängnisverhütung etc

Und wie gesagt, selbst wenn er ein Engel auf Erden gewesen wäre - das Amt macht es gleichgültig. WENN er ein Engel auf Erden gewesen wäre, hätte er das Amt abgeschafft. Es ist totalitär.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dorian am 04. April 2005, 20:58:30
Also ich als Protestant mochte ihn. Und Dagmar möchte ich hier mal danken, für ihren differenzierten Beitrag, der mir aus der Seele spricht.

Ich kannte ihn ja nicht persönlich, er ist nur einmal im Papamobil an meinem Fenster vorbeigefahren, am 2. Mai 1987.  Das Menschen trauern, finde ich jedenfalls auch alles andere als Heckmeck, Medienhype hin oder her. Ich glaube, das viele Menschen ernsthaft trauern.

Natürlich war ich mit ebenfalls mit vielen seiner Positionen nicht einverstanden.

Als Essener empfinde ich es im Übrigen auch als eine schlimme Fehlleistung seiner Amtszeit, dass er sich ohne Gegenwehr zum Ehrenmitglied von Sch**** 05 machen ließ.....

Wie auch immer, er hat viel bewegt, und er war, wie keiner seiner Vorgänger, ein Mann des Dialogs. Auch wenn er ein Hardliner war, den Dialog mit allen Religionen hat er gesucht. Und Ärsche hat er vergleichsweise wenig geküsst.

Als Politikerinnen der Partei mit dem "C" im Namen kurz nach Beginn des Irak-Krieges nach Washington fuhren und herumschleimten, hatte dieser Papst für den Krieg nur Verachtung übrig und erkannte George Dabbelju ab, im Namen Gottes zu Handeln.  In diesen Punkten war er auch ein Hardliner und das rechne ich ihm hoch an.




Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Andrea am 05. April 2005, 01:01:42
Zitat:
Das Menschen trauern, finde ich jedenfalls
auch alles andere als Heckmeck, Medienhype hin oder her. Ich glaube, das viele Menschen ernsthaft trauern.
Klar trauern viele Menschen. Aber viele Medavon sind bestimmt Mitläufer. Sorry! Das ist genauso wie beim Tod von Lady Di oder vom bald sterbenden Fürst Renée oder bei John Lennon usw. Es ist - entschuldigung - ein von Medien gesteuerter Heckmeck, der da abläuft. Den WIRKLICH Trauernden spreche ich ihre Trauer  nicht ab. Aber denen, die trauern, weil's in ist...
Es gibt so viele Schicksale, um die man auch trauern könnte. nur: Die kennen wir nicht. Die sind nicht prominent genug. Die haben ein viel schwereres Los als der Papst, die haben auch - hm - was Göttliches getan, indem sie ihr schweres Los gut gemeistert haben. Wer trauert um diese Menschen?
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Andrea am 05. April 2005, 01:02:52
Und um keinen wichtigen Menschen aus anderen Religionen wird so ein Medienhype veranstaltet wie um den Papst.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 05. April 2005, 12:03:22
Andere Religionen hüten sich mit Recht davor, einer lebenden Zentralgestalt soviel Macht einzuräumen.

Ich spreche den Leuten ihre Trauer nicht ab. Auch denen, die um Lady Di getrauert haben, spreche ich ihre Trauer nicht ab.
Jeder kann sich selbst aussuchen, warum er traurig sein sol, und wie sehr er oder sie ein von den Medien und anderen Einflüsterern gezeichnetes Bild akzeptieren will.

Ich finde es jedenfalls auffällig, dass man einerseits das Sterben und die Krankheit des Papstes so inszenierte, und das Sterben der Schiavo so verdammte - andererseits im Namen von Religion und anderen Götzen Menschen bedenkenlos leiden und sogar  abkratzen lässt - nur weil Krieg ist, oder weil sie eben ein Scheiss Leben haben. Gerade in den letzten Wochen hat sich dadurch sehr deutlich gezeigt, welchen Stellenwert diese Kirche und dieser Papst dem erfüllten Leben einräumen.

Der Papst war ein reicher Mann mit x Krankenschwestern und Ärzten und Tonnen an Leuten, die ihm jeden Wunsch von den Augen ablasen. (Ganz abgesehen von den Tonnen an Einflüsterern)
Jetzt wird auch noch gefeiert, dass er so öffentlich "gelitten" hat. Sorry, aber wenn er so gelitten hätte, wie jeder alleinstehende Mindestrentner in Deutschland im Alter leidet, hätte mich das definitiv mehr berührt.

 Einerseits wird der Tod verdammt, andererseits wird das Leben bedenkenlos erschwert. (ganz abgesehen davon, dass  wie gesagt manches Sterben sehr wohl kritiklos in Kauf genommen wird - Aids, zum Beispiel.) Dieses Bild, das die katholische Kirche, und dieser Papst, von Tod und Leben zeichnen, halte ich für nicht nur unlogisch und lebensfern, sondern in the long run auch für extrem gefährlich.

Klar kann der Papst Ereignisse in der Menschheitsgeschichte beschleunigen, verstärken, ihr Bild in der Öffentlichkeit bestimmen - zu einem gewissen Teil. Das ist eine Macht, die ihm von Menschen verliehen wird, und von Menschen undifferenziert als "seine Macht" (manchmal sogar "SEINE Macht" ) verstanden wird.
Das finde ich ebenso bedenklich.
Er ruft keine Ereignisse HERVOR - aber genau das wird ihm  zugesprochen.  Er BEDIENT Gegebenheiten. Dieser Papst hat das besonders gut verstanden.

Nein, tut mir Leid.
Weder kann ich besonders traurig sein, nur weil eine mediale Machtgestalt gestorben ist, noch kann ich mich besonders echauffieren, wer denn die nächste mediale Mahtgestalt werden wird. Die Leute scheinen Führer zu brauchen, und vorgesetzte Führer zu fressen. (Bei diesem Papst eh nicht so sehr - noch nie gab es soviele Kirchenaustritte wie unter diesem Papst, noch nie so wenig Priesternachwuchs.)
Ich interessiere mich auf eine distancierte Weise, so wie ich mich interessiere, wenn in Amerika ein neuer Präsident gewählt wird, oder in Russland, oder in Frankreich - denn es  kann symptomatisch sein für die Entwicklung in der Gesellschaft.

Aber TRAUERN kann ich, wenn in Ruanda ein Völkermord stattfindet, und keiner was tut - auch dieser Papst übrigens nicht.(Obwohl sowohl die Hutu als auch die Tutsi ja angeblich Christen waren)
 Oder wenn ich sehe, wie neben unserem Haus die Obdachlosen auf der Strasse schlafen, da kann ich trauern, dafür kann ich auf die Strasse gehen und demonstrieren, dass es mich berührt.
Auch hier hat der Papst  nichts getan - und der Vatikan ist immerhin  so reich, dass sogar Bill Gates dahinter verblasst. Ein paar Goldtöpfe, ein Paar Allianz-Versicherungs-Aktien hergeben, und damit den Armen helfen - DAS hätte mich beeindruckt.
Mediengesabbere beeindruckt mich nicht.
Hat er irgendwo eigenes GELD eingesetzt, um  auch nur ein LEBEN zu verbessern? Vielleicht sogar eines von einem Nicht-katholiken, der Herr Toleranz-plauderer?
Hat er irgendwo eine TAT gesetzt, die konkret auch nur einem Menschen in tatsächlicher Not geholfen hat? Er hat geredet, no, super. Nicht einmal da - ich kann mich nicht erinnern, dass er dazu aufgerufen hat, behinderte Waisenkinder zu adoptieren, obdachlose Frauen zu unterstützen, Arbeitslose einzustellen. Die Schweizergarde  besteht aus gutbezahlten grossgewachsenen Männern. Wenn er das zum Beispiel als Signal umgewandelt hätte, in eine Garde aus Schwerstbehinderten, Männern und Frauen jeglicher Herkunft und Hautfarbe - DAS hätte mir imponiert.

Was mir auch imponieren würde: Wenn der nächste Papst schwarz wäre. Als Signal. Oder offen schwul. Ich glaube, da kann ich Wetten dagegen annehmen.

Der Vatikan lässt sogar seine eigenen Kirchenhäuser vergammeln - wenn nicht die Kirche unter ihren Gläubigen Spenden sammelt, oder Kirchensteuer einhebt.  Die Caritas, die ja eine katholische Aktion ist, muss selber schauen, dass sie Geld auftreibt - der Vatikan gibt nix.

DER hat  aber soviel Kohle, soviel Aktien, soviele Beteiligungen an durchaus weltlich agierenden Firmen - und das ist nicht nur gebundenes kapital - das sind Schatzkammern, die man in nullkommanix zu Geld machen kann, und damit zB in Afrika Wasserpumpen bauen lassen könnte. DAS könnte mich beeindrucken.
Es kann mich nicht beeindrucken, wenn man Kondome in Afrika angesichts Aids verbietet. Und es kann mich  ebenso nicht beeindrucken, wenn man weiss, dass gesellschaftspolitische grosse Veränderungen im Osten anstehen, und die dann befürwortet - im Wissen, dass man es eh  auf Dauer nicht ändern kann, nur verzögern - oder eben rechtzeitig auf der Siegerseite stehen.

Der Vatikan ist eine antiquierte  weisse männlich- chauvinistische Machtgemeinschaft, ohne jegliche Skrupel, wenn es darum geht, ihr eigenes Überleben zu sichern.  Es wurde und wird in dieser Gemeinschaft gelogen, vertuscht, unterdrückt, (auch gemordet!) was das Zeug hält. Und der Papst ist ihr Boss. Warum soll mich kratzen, wenn da einer stirbt?

Es gibt allerdings Tonnen an kleinen Priestern, Nonnen und Gläubigen, die mich sehr wohl beeindrucken, die ihr Lebtag lang sich abstrampeln, um den Ärmsten der Armen zu helfen, um zuzuhören, mitzuleiden, mit zu arbeiten, um das  Leben in ihrer unmittelbaren Umgebung zu verbessern. DIE beeindrucken mich. Die Hundertschaften an gläubigen Christen, die das Christentum als LÉBENSRELIGION verstehen und ausüben.
Die nicht als erstes mal darauf achten, dass verarmte Schwangere  nur ja ihre  Kinder nicht abtreiben, auf dass diese dann auch ein Scheissleben haben werden;  die nicht überzeugt davon sind, dass Kinderprostituierte nur ja Aids kriegen auch noch; die nicht Leute in's Gefängnis stecken oder bedenkenlos pfänden, wenn sie die Kirchensteuer nicht zahlen (passiert in Österreich zum Beispiel tagtäglich) - ich könnte hier ewig fortsetzen, was im Namen des Vatikans an Scheusslichkeiten passierte und passiert.
Es gibt auch kleine Priester und katholische Gefolgschaft, die  so sind wie es der Vatikan und der Papst vorleben.
Aber es gibt eben auch andere, welche, die den katholischen Gedanken erfasst haben, und danach leben. Die auch gegen den Willen de Papstes Schwulen Kommunion gewähren, oder Wiederverheirateten.
Die haben mein Mitgefühl, meinen Respekt, meine Solidarität.
Der Vatikan?
Der Papst?
Ein von einer winzigen Schicht indolenter Nomenklatur gewählter Führer, der Massenhysterie erzeugt, und in  Abgehobenheit von den wahren Zuständen dieser Welt Verhaltensweisen einfordert, die in keiner Weise der Wirklichkeit Rechnung tragen.
Wie soll der meinen Respekt erlangen? Weil er Goldene Jäckchen trägt? Weil die Zeitungen es behaupten?
Weil es Millionen Menschen gibt, die  diesen Zinnober nicht durchschauen, und glauben, der sei was besonderes gewesen?

Esst Scheisse, Millionen Fliegen können nicht irren.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: kampmann am 05. April 2005, 16:34:35
ich wollte eigentlich erst wieder was schreiben, wenn ich in DE bin (wer sich erinnert: ich bin fuer ca. 7 Wochen in Bolivien zu einem -ehrenamtlichen- Einsatz "Entwicklungshilfe" in Sachen IT bei einem SOS-Kinderdorf hier in la Paz). Aber die Beitraege zum Papa bewegen mich.

Ich denke, alle harten Fakten hin und her, dieser Papa war ein Hoffnungstraeger fuer viele Menschen. Ich kann ihn nicht beurteilen, wenigstens nicht richtig. Aber auch ich habe hier in Bolivien ein Traenlein zerdrueckt, als ich die Bilder von ihm als Toten sah: er hatte ein Laecheln um seinen Mund. Das heisst, er war wohl mit seinem Tod im Reinen.

Irgendwie kommt mir auch die Erinnerung an Kennedy´s Tod - Damals wurde ein Hoffnungstraeger ermordet. Auch dieser Mensch war nicht unumstritten, wie ja hinterher bekannt wurde.

Was Sandra sagt, ist sicher richtig, aber ich halte dagegen: dieser Papst war ein Hoffnungstraeger und hat eigentlich zum ersten Mal in der Geschichte der katholischen Kirche das heisse Eisen der sog. "Judenfrage"angesprochen und sich letztlich auch im Namen der Kirche fuer all die Dinge, die in den letzten Jahrhunderten mit den Juden geschehen sind, entschuldigt.  .... etc. etc.

Auch die Kommentare aus Kairo lassen vermuten, dass die arabische Welt ebenso von seinem Wirken ueberzeugt ist wie manche hier (ich meine EU etc.).

Worte - auch Papstworte - sind wirksam, das ist in diesem Zusammenhang auch zu bewerten. Insbesondere seine Haltung zum Iraq-Krieg ist hervorzuheben ...

Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 05. April 2005, 17:25:13
ZitatWorte - auch Papstworte - sind wirksam, das ist in diesem Zusammenhang auch zu bewerten.

Damit hast Du sicherlich Recht. Und dass er auch Worte gesprochen hat, vor allem ausserkirchliche Belange betreffend, die richtig waren, das stimmt auch. Kaum jemand ist nur gut oder nur schlecht - und so hat auch der Papst manches getan, was ich nicht verurteilen kann und will, ja wo ich sogar mit ihm konform ging.
Trotzdem glaube ich, dass vieles Kalkül war, vieles von Einflüsterern kam, vieles nur kam, weil  absehbar war, dass es die Mehrheitsmeinung ist - und vor allem: trotzdem kann ich nicht besonders traurig sein. Auch der nächste Papst wird nicht immer und ausschliesslich ein Arschloch in der Öffentlichkeit sein, und dann werden ihm dafür Kränze geflochten. Mich regt diese Oberflächlichkeit auf. Jemand wird zum Machtfaktor bestimmt, und alles, was man ok findet, wird in den Himmel gelobt, und alles, was man schlecht findet, wird im Falle des Todes vergessen oder klein geredet. Und der blosse Fakt, dass jemand so eine unkontrollierte Macht ausüben kann, dass jemand  zu einer moralischen Instanz erklärt wird, der sein Leben lang nur möglichst realitätsfern leben muss und sich vorwiegend in ein inzestuöses Machtgefüge
einschmiegen können muss, der bitte für diesen Job sein ganzes Leben  lang gezielt darauf hin arbeiten muss, bis er ihn mit über 70 mal kriegt - das regt mich nach wie vor auf! - Der Papst wird ja nicht Papst, weil er sein Leben lang in einer winzigen Diözese die Armen unterstützt oder sich sonstwie mit den Niederungen des Lebens auseinandersetzt. Der wird Papst, weil er machtpolitisch gut taktiert hat.
Wenn jemand wie zB Mutter Theresa zum Papst gewählt wird - DAS wäre für mich eine moralische Instanz. Aber die sterben arm, und werden dann heilig gesprochen. Wenn sie nix mehr kosten können, nur noch Geld bringen.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dorian am 05. April 2005, 17:57:52
ZitatMich regt diese Oberflächlichkeit auf.
Ja, so was regt mich auch immer auf.

Zitat...  bis er ihn mit über 70 mal kriegt - das regt mich nach wie vor auf! - Der Papst wird ja nicht Papst, weil er sein Leben lang in einer winzigen Diözese die Armen unterstützt oder sich sonstwie mit den Niederungen des Lebens auseinandersetzt. Der wird Papst, weil er machtpolitisch gut taktiert hat.
So allzusehr hast du dich aber offensichtlich mit seiner Biographie nicht befasst ....

ZitatWenn jemand wie zB Mutter Theresa zum Papst gewählt wird - DAS wäre für mich eine moralische Instanz. Aber die sterben arm ...

Ui, jetzt wird's lustig. Hier bist du aber einem Medienhype aufgesessen.
Diese Person war die mediale Inszenierung schlechthin. Und wenn du schon den Papst als menschenverachtend bezeichnest, solltest du dich mal darüber informieren, was die so alles von sich gegeben hat.
Arm war sie übrigens auch keineswegs.

Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 06. April 2005, 01:18:19
Kann sein, ich meinte aber auch nicht sie persönlich - die müffelt schon ziemlich - sondern ein pars pro Toto. Bei ALLEM was über die Medien läuft, kann man sich nicht sicher sein, dass es nicht eine Inszenierung ist - bzw im Gegenteil, man kann sich sogar sicher sein, dass es irgendwie eine ist.
und nein, der Papst hat nicht bis zu seiner Berufung als Bettelmönch unter Armen und Obdachlosen gelebt. Er hat geklüngelt, sonst wäre er nicht gewählt worden - noch nciht mal vorgeschlagen.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dorian am 06. April 2005, 01:37:24
ZitatEr hat geklüngelt, sonst wäre er nicht gewählt worden - noch nicht mal vorgeschlagen.

Na ja, ob es so erstrebenswert ist; Papst zu sein? Als Kardinal hat man sicherlich ein ruhigeres und beschaulicheres Leben. Albino Luciano (Johannes Paul I) meinte nach seiner Wahl "Gott vergebe euch, was ihr mir angetan habt", wissend um seine Herzkrankheit.  Auch Karol Woytila hat sich nicht gedrängt, seinen Ziehvater Wiszinski hatten viel mehr Leute auf dem Zettel.
Und ob man so viel verdient als Papst? Ein Managergehalt dürfte höher sein. Was soll er auch mit Geld? Er kann's ja noch nicht mal für Autos und Frauen verprassen.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 06. April 2005, 09:55:58
Süss.

Schon mal was von Droge Macht gehört?



Übrigens, ein pikantes Detail wäre noch: Der Medienbeauftragte von jp ist Gianni Baget Bozzo  - der Wegbereiter und "Macher" von Berlusconis Medienimperium.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dorian am 06. April 2005, 10:24:36
ZitatSüss.

Danke.  Du auch.  :-*
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bassmeister am 06. April 2005, 11:30:29
Die Zeiten, in denen die (katholische) Kirche wirklich Macht ausübte, dürften eigentlich vorbei sein. Auch sie machen Schulden, müssen Grundstücke verkaufen und Gebäude "zweckentfremdet" vermieten. Was wohl Jesus zu dem "bewohnten" Dach der Nikolaikirche Rostock (http://www.akrizo-reisemagazin.de/ostsee/regionen/rostock/regionen/altstadt01.htm) sagen würde?
Klar, es gibt noch viele viele Gläubige, die "ihrem" Papa auf Schritt und Tritt folgen würden, aber die Kräfte haben sich umverteilt und es gibt auch viele viele andere, die genau das NICHT tun. Es ist mehr oder weniger eine freiwillige Sache geworden. Richtig ins Leben eingreifen kann der Papst doch nicht wirklich.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bastian am 06. April 2005, 11:48:14
Was braucht man Geld, wenn man alles hat. Ich weiß nicht ob ein Papst überhaupt was "verdient"... Er muss nicht einkaufen gehen, ihm fliegen die halben Hähnchen direkt in den Rachen, was braucht der Mann Hartgeld?

ZitatWas soll er auch mit Geld? Er kann's ja noch nicht mal für Autos und Frauen verprassen.
Glaub mir, auch dafür ist gesorgt.  ;)
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dorian am 06. April 2005, 12:46:49
ZitatDie Zeiten, in denen die (katholische) Kirche wirklich Macht ausübte, dürften eigentlich vorbei sein.

Macht im klassischen Sinne wohl nicht. Einfluss aber sicherlich. Schon Dschugaschwili fragte spötisch: "Wie viele Divisionen hat der Papst ?" On the long run hat er das Ganze aber doch unterschätzt.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 06. April 2005, 18:33:24
Oh, ich glaube sehr wohl, dass die Kirche Macht hat - nur zeigt sie sich nicht so unmittelbar - ich glaube allerdings nciht, dass sie heutzutage tatsächlich weltbewegendes ANFANGEN kann. Aber sie kann extrem verstärken oder bremsen.

Und in katholischen Ländern, die noch nicht so rasend firm sind in dem, was sich Laizismus nennt, wie Österreich, haben sie auch ganz reale direkte Macht: die Kirchenmaxeln haben einen zu guten Kontakt zu den Regierenden....

Übrigens: IN the long run. Aber is wurscht.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dorian am 07. April 2005, 01:21:06
Ja, war hier auch so. Als der Ruhrbischof Hengsbach noch lebte (guter Freund von Karol) hatte er die Stadt ziemlich unter Kontrolle. Das Nachtleben lag damals ziemlich brach. Aber die Weihnachtsbelechtung wurde noch nicht im Oktober eingeschaltet.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: kampmann am 08. April 2005, 01:54:03
eben bekam ich hier in la Paz (Bolivien) aus Deutschland einen interessanten Beitrag aus der "jungewelt.de":

Sehr bedenkenswert, und: Sandra, Du hast Recht, zumindest eine schillernde Persoenlichkeit ist der Papst (obwohl das schon eine Weile her ist, und er vielleicht einen Lernprozess durchgemacht hat!!) - Also hier der Beitrag:

================================

Zitat
Subject: Fw: Der Papst bruellte: ´Ruhe´

Schlicht

     junge Welt vom 05.04.2005
       
     Feuilleton
     Der Papst brüllte: ´Ruhe!´
     Wie Johannes Paul II. einmal das revolutionäre Nikaragua in Ordnung
bringen wollte
     Reimar Paul  
       
     ´Willkommen im freien Nikaragua, dank Gott und der Revolution´. Dieser
Satz stand auf einem großen Transparent am Flughafen von Managua, als die
Maschine des Papstes am 3. März 1983 in der Hauptstadt Nikaraguas landete.
Dort
waren die Sandinisten knapp vier Jahre an der Macht, ihre Revolution hatte
die Diktatur des Somoza-Clans hinweggefegt. Kulturminister war damals der
Priester und Dichter Ernesto Cardenal, auch weitere Geistliche gehörten der
Regierung an.


     Zeigefingerprügel


     Johannes Paul II. war darüber nicht amüsiert. Im Vorfeld seines
Besuchs, erinnert sich Cardenal, habe der Papst darauf bestanden, daß keiner
der
Priester aus der Regierung ihn am Flughafen empfange. Die Regierung erklärte
zunächst, alle Minister müßten beim Empfang dabei sein. Als Kompromiß wurde
schließlich ausgehandelt, daß der Papst die Regierungsmitglieder von weitem
grüßen sollte. Doch er überlegte es sich offenbar anders. Nach der
protokollarischen Begrüßung durch Präsident Daniel Ortega, ging der Papst
auf die etwas
weiter entfernt stehende Ministerriege zu.


     Was dann geschah, beschreibt Ernesto Cardenal: ´Ich nahm ehrerbietig
die Baskenmütze ab und kniete nieder, um ihm den Ring zu küssen. Er erlaubte
nicht, daß ich den Ring küßte, und während er den Zeigefinger wie einen
Stock
schwang, sagte er in vorwurfsvollem Ton: >Sie müssen Ihre Situation in
Ordnung bringen<´. Die Fernsehkameras übertrugen die Demütigung in alle
Welt.


     Am nächsten Tag versammelten sich 700000 Menschen - ein Viertel der
Bevölkerung Nikaraguas - auf der Plaza de la Revolución in der Hauptstadt,
um
der Messe des Papstes beizuwohnen. Viele waren tagelang unterwegs gewesen,
auf
überfüllten Lastwagen kamen sie aus allen Ecken des Landes. Die Regierung
gab eine Million Dollar aus, um den Platz voll zu kriegen. Johannes Paul II.
aber sprach zu Beginn der Messe von Leuten, die an der Anreise gehindert
worden
seien.



     Nicht für die Armen


     Thema der päpstlichen Predigt war zunächst die Einheit der Kirche -
nach Cardenals Bewertung ein ´Angriff auf die Volkskirche´: ´Die
revolutionären
Christen wurden angeklagt, diese Einheit zerstören zu wollen . Er glaubte,
es gäbe eine unpopuläre Regierung, die von der großen christlichen Mehrheit
abgelehnt würde, und daß seine kämpferische Anwesenheit einen Aufstand des
Volkes gegen die Comandantes der Frente Sandinista provozieren würde´.


     War der Beifall der Menge während der Rede mehr und mehr verebbt, so
wandte sich die Stimmung vollends gegen den Papst, als er sich weigerte, 17
am
Vortag von der Contra getötete Jugendliche in seine Fürbitten einzubeziehen.
´Die Mütter der Ermordeten baten ihn um ein Gebet, aber er kümmerte sich
nicht darum´, erzählt Cardenal. Die Menschen hätten ´Queremos la Paz - Wir
wollen Frieden´, später auch ´Poder Popular´ und  ´No pasarán´ gerufen, der
Papst
daraufhin aus vollem Halse ´Ruhe!´ in das Mikrofon geschrieen. ´Das
irritierte
das Volk am meisten, denn sie waren es nicht gewohnt, daß jemals einer ihrer
Führer ihnen ´´Ruhe!´´ befahl´. Auf einem Video von der Messe hört man eine
Frau rufen: ´Das ist kein Papst der Armen, sieh' nur, wie er sich kleidet ´.
Cardenal: ´Am Ende der Messe konnte er kaum den päpstlichen Segen erteilen,
dreimal setzte er dazu an, vor einer Menschenmenge, die bereits die Hymne
der
Frente Sandinista sang´. Ein unerhörter Vorgang.


     ´Der Papst kam nach Nikaragua, um die Revolution zu destabilisieren´,
ist Cardenal im Rückblick überzeugt. ´Es war offensichtlich, daß der Papst
die sandinistische Revolution haßte und er nach Nikaragua gekommen war, um
gegen sie zu kämpfen´. Dabei habe dem Papst an der Revolution am meisten
mißfallen, daß sie nicht die Kirche verfolgte. ´Was er am wenigsten wollte,
war eine
Revolution, die massiv von den Christen unterstützt wurde wie die unsere und
die deshalb eine sehr populäre Revolution war. ´


     Einige Monate später verbreiteten Zeitungen ein geheimes Dokument, das
den Auftritt des Papstes in Nikaragua vorab festschrieb. Autoren sollen
US-Geheimdienstler sowie der Nikaraguaner Humberto Belli gewesen sein. Belli
war
ein rechter Fanatiker, der zunächst innerhalb Nikaraguas an der Seite der
katholischen Kirchenhierarchie gegen die sandinistische Revolution hetzte
und
später in den USA Diffamierungskampagnen gegen Nikaragua organisierte.
   
       
     -----------------------  
http://www.jungewelt.de
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 08. April 2005, 08:39:28
Das ist ein sehr interessanter Beitrag. Ich kann natürlich überhaupt nicht abschätzen, wie sehr auch dieser Beitrag gefärbt ist, aber der Grundtenor des Papstes war immer ein zutiefst amerikafreundlicher (bis auf den Irakkrieg, da war er schon älter und vielleicht etwas weiser - ausserdem hat Bush vielen bis dato amerikatreuen Ex-Kommunismus-Staatsangehörigen die Liebe etwas vergällt). Ein alter Hut, dass gerade die, die aus dem Kommunismus kamen, besonders amerikatreu waren. Und die  amerikanische Regierung hat immer versucht, die Contras zu stützen, weil ihnen der Unterschied von Lateinamerikanischem Kommunismus zu den Ostischen Kummerln nie aufgegangen ist. Lateinamerikanische Länder neigen häufig dazu, dass ihre Völker  eher als kommunistisch zu bezeichnende Staatsformen möchten - und den Amis ist das immer suspekt.
Auch in Cuba ist die Mehrheit für eine art kommunismus - Fidel ist sicherlich nciht der beste aller Führer, und in Cuba läuft extrem viel schief - aber grundsätzlich ist eine gerechtere Verteilung den Menschen lieber als der markt-kapitalismus. Andere Mentalität. Und die amis scheissen sich an bis über's Knie davor, weil sie die Unterschiede nicht erkennen. Diese Länder sind nämlich nciht notwendigerweise anti-amerikanisch, so wie die Russen es waren. Die Amis machen sie aber dazu.
Und der Papst hat sehr brav in dieses Horn geblasen, das war allen deutlich. Ganz Polen tut es bis heute...
Das ist eben eine Reaktion auf die Russen.
Schade, dass so wenig differenziert wird. Kummerl ist nicht gleich Kummerl.
Ich meine, es wäre ja evident, dass man die Staatsformen von Nordkorea und Nicaragua nicht unter einen Hut stecken kann. Die Amis tun aber alles dazu, dass genau das geschieht. Und der Papst - wie viele - hat es gefressen.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bassmeister am 08. April 2005, 18:43:20
Die "Junge Welt" ist eine in der DDR erschienene Jugendzeitung gewesen und stellt sich heute an den linken Rand der Presselanschaft.
Ich fand diesen Beitrag auch hochinteressant, vor allem, weil die Revolution in Nicaragua zu der zeit stattfand, als ich langsam anfing, mich mit dem politischen Geschehen auseinanderzusetzen (zunächst gezwungenermaßen).

Warum kann man sich nicht einfach gegenseitig leben lassen?? Mich nervt total dieses "du bist anders->du mußt weg!" Wenn ein Land gerne "kommunistisch" leben will - warum um alles in der Welt denn nicht?
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 08. April 2005, 21:53:13
Hehe. Das ist eine liebe Frage. Klar. Erstens gibt es Länder, da wollen es die Völker, aber die Regierungen pervertierens. Zweitens gibt es Länder, da wollen's nur die Regierenden. Und drittens gibt es Länder, die sind garnicht kommunistisch, sondern  nennen sich nur so und um sich  auf die Seite von anderen Weltmächten als die Amis zu stellen, und das wollen die Amis nicht.

Aber auch klar: gerade bei Lateinamerikanischen Ländern, wo klar ist, dass gerade hier zb eine grundlegende Landreform nur Gutes bringen würde, wäre es nett, wenn man sie liesse.

Aber wir wissen ja: die Menschen sind Spiesser: Bist Du nciht so wie ich das will und kenne, dann bist du böse.

So wie das Krawattenträger zu Punks sagen und Punks zu Krawattenträgern, so sagen es auch Marktwirtschaftliche zu Kommunisten etc...

Ich habe widerwillig gelernt, zu akzeptieren, dass Menschen eben so sind. So richtig schlimm wird es aber dann, wenn die eine Gruppe die andere Gruppe nicht nur ablehnt, sondern auch missionieren will.

Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 09. April 2005, 02:35:14
Das mit dem Papst ist doch relativ einfach: Irgendwer, der dieses Amt gerade inne hat, redet was. Jeder kleinste Pieps wird notiert und weltweit verkündet. Die Menschen, die denken können und wollen, können relativ leicht Schwachsinn als Schwachsinn ausmachen und das Gesabbel von irgendeinem meist ziemlich uraltem Mann ad acta legen, und alles geht weiter wie bisher.

Viel viel schlimmer und sehr viel gefährlicher finde ich die Menschen "wie Du und ich". Hat jemand die letzte Sendung von der Maischberger in der ARD gesehen (Menschen bei mir oder so ähnlich heißt diese Sendung)? Eingeladen waren der Fendrich, Domian aus dieser Nachtsendung beim WDR, der Kühn, von dem ich weiter oben schon im Zusammenhang mit dem Spiegel-Artikel berichtet habe, irgendein Fürst, noch eine Sängerin UND eine Frau, die niemand kannte. Diese Frau präsentierte sich als 68erin, sprach von ihren "wilden Jahren" und wie sie dann schließlich zum Katholizismus kam und konvertierte.

So weit so schön, ist ja deren Sache...denkt man... Die Frau berichtete übrigens auch noch, dass sie mehrere Kinder hätte.

Danach drehte sich die ganze Diskussion um, nach dem Motto "alle gegen eine", was ich sehr gut nachvollziehen konnte: Die Frau sprach in einer Art und Weise über ihre Überzeugungen und über ihren Anspruch, dass alle Menschen auf der Welt gefälligst ihre Überzeugungen teilen sollten, die erschreckend war. Ihre Art, unbedingt und um jeden Preis missionieren zu wollen, erinnerte mich an allerschlimmste Sektenpraktiken. Es war nicht der Unsinn, den sie von sich gab. Es war die subtile und leise Art, die das Zwingende erahnen liessen, dass sie auf ihre Umwelt (und auf ihre Kinder) ausübt.

Mag da ein neuer Papst kommen, mag der alte so oder so beurteilt werden, das ist doch alles sehr öffentlich.

Mich ängstigen und empören viel viel mehr solche selbsternannten Missionare "wie Du und ich".Viel viel schlimmer und sehr viel gefährlicher finde ich die Menschen "wie Du und ich".

Die vielen kleinen Priester in vielen kleinen Pfarreien in St.Pumpelpu, die junge Menschen missionieren und zur Intoleranz bringen, die kleine Kinder mißbrauchen, die ihre Frauen und ihre leiblichen Kinder verstecken und verleugnen. Die Sonntags von der Kanzel mit ausgestrecktem Finger auf ihren Nächsten zeigen und ganz und gar unchristlich flammende deshalb nicht minder dümmliche Reden halten. Hetzreden, die Nachbar gegen Nachbar aufbringen. DIE fürchte ich, nicht den ollen Papst.

Ich bin seit Jahren sehr intensiv in der katholischen Bewegung "Kirche von unten" engagiert (Wen es interessiert: //www.ikvu.de) Von außen kann man wenig ändern, also versuche ich es halt als Mitglied. Dem gebe ich mehr Chancen). Vor ein paar Jahren haben mein Mann und ich in diesem Zusammenhang mal in Bonn auf einem der zentralen Plätze eine Unterschriftenaktion für Bonn initiiert und geleitet. Ziel war die Verhinderung des Verbotes von Frauen im Messdienerdienst (was wir mit vielen anderen in der Erzdiözese Köln am Ende auch geschafft haben und zwar gegen das Papstvotum). Wir standen da also ganz friedlich herum. Ich erinnere das noch sehr genau, weil es irre kalt war. Und sammelten unsere Unterschriften. Auf einmal schoss jemand auf mich zu in der Priesterkutte. Ich weiss nicht, wo der herkam. Der stand plötzlich vor mir und brüllte (im Ernst: Er brüllte über den ganzen Platz und jeder konnte das hören). Er brüllte mich 10 Minuten an, stach mit seinem Zeigefinger dabei ständig in meine Richtung. Er war ein Priester, und er hat mich auf diesem Platz öffentlich exkommuniziert und zwar in grösster Lautstärke. Er hat mich beleidigt und übel beschimpft.

Das hat mir sehr sehr viel ausgemacht und hat mich sehr verletzt und gekränkt. Ich bin eine religiöse Person, und ich bin Katholikin. Ich bin kritisch und ich engagiere mich öffentlich gegen Mißstände. Das werde ich tun bis an mein Lebensende. Ich werde niemals aufhören, gegen Ungerechtigkeiten und Unverschämtheiten, gegen Machtmißbrauch und Intoleranz in einer von vielen für mich gleichberechtigten Religions- oder Wertegemeinschaften zu kämpfen. Ich tue dies OHNE die Kirche zu verlassen, weil ich felsenfest daran glaube, dass man Verkrustungen nur von innen heraus verändern kann.

Dafür hat mich jemand exkommuniziert. Das machte mir was aus, weiß Gott! Ich habe das mittlerweile längst ad acta gelegt, weil ich am Ende nur meinem Gewissen schuldig bin. Aber es hat mich zu dem Zeitpunkt tief getroffen.

Angst und Empörung empfinde ich nicht gegenüber Päpsten, sondern gegenüber vielen "Nächsten" - egal welcher Konfession!
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 09. April 2005, 10:47:31
Da hast Du natürlich Recht - es ist ja ein alter Hut: Die "Führer" sind nichts, solange sie nicht einen "Nachrenner" haben, und DIE sind viel gefährlicher.
Aber es ist schon auch so, dass die "Führer" eben bis zu einem gewissen Grad auch die art und Weise des "Nachrennens" beeinflussen können. Nicht immer, nicht alles, und Arschlöcher gibt's überall. Aber irgendwie trotzdem.
In Österreich hat sich der Papst ja sehr klar gezeigt, bei einer Affaire mit Kindesmissbrauch (häufigem!) und bei einem beibehalten eines unglaublich ungustiösen und lauten  und rechtsextremen (ja, wirklich!) Bischofs, einem gewissen Herrn Krenn. Dieser Krenn war ein guter Freund vom Papst und der hat auch seine Hand über ihn gehalten, solange, bis es wirklich unter keinen Umständien mehr zu vertreten war, also jahrelang. Der hat ausländer- und frauenfeindliche und rassistsiche Sprüche von sich geben dürfen ohne Ende...
Und wenn dann auch der "kleine Mönch auf der Strasse" sich das Recht herausnimmt, sich so zu benehmen, ist das kein Wunder. (Der Fisch stinkt vom Kopf - Sprichwörter sind Platitüden - aber sie kommen nicht aus Luft)

Ich kann gut verstehen, dass einen das berührt und trifft - egal, ob man sich sagt, dass solche Menschen nur sich selbst schlechtes tun oder nicht... es trifft, weil man sich unverstanden, und die geopferte Liebe für die Sache als ungesehen empfindet.

Gestern hab ich im Fernsehen gezappt. Und bin kurz hängengeblieben bei einem Interview am Petersplatz: ein junger Mönch aus Bayern, der sich recht abfällig über diese Begräbnisschau geäussert hat. Er hat gesagt, er fasst es nicht, dass jetzt auf einmal der Papst schon fünf Wunder vollbracht haben soll, und dass sie davon reden, ihn heilig zu sprechen, dabei ist er noch nicht mal unter der Erde. Und dass er das als eher unwürdig empfindet, diese Medienmacherei, und dass er das  für übertrieben und nicht christlich empfindet sondern als Medienwahnsinn und Hysterie, das hat er klar insinuiert.
Und dann hat er gesagt, er hat sich die ganze Zeit gedacht: oje, das Wetter trübt ein, hoffentlich fängt es nicht an zu regnen, dann sagen alle sofort "Der Himmel muss weinen".
Und dann habe ich weitergezappt. Um sofort drauf  im nächsten Kanal zu hören "In den späten Abendstunden fing es an zu regnen, als ob der Himmel weinen müsste..."


Wenn der Papst ein bissel offenener zu Frauen gewesen wäre, dann hätte auch Dein Bonner Mönch sich nciht getraut, sich so zu benehmen - auch wenn er anderer Meinung gewesen wäre, er hätte es nicht so geäussert. Und wie viele gute Christen, die in Frauen und Schwulendingen nicht so denken wie der Papst haben sich NICHT oder nicht vehement dazu geäussert, weil der Papst nicht ihrer Meinung war?
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dorian am 09. April 2005, 13:57:43
ZitatEr war ein Priester, und er hat mich auf diesem Platz öffentlich exkommuniziert

Geht das so einfach? So ohne Anhörung und schriftlichen Beschluß? Darf er das nach dem Kirchenrecht?
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Nase am 09. April 2005, 15:41:39
Vor ein paar Tagen hatte ich ein interessantes Erlebnis in unserer (katholischen Privat-)schule.

Anlässlich des Papsttodes wurden natürlich schwarze Fahnen aufgehängt und überall überdimensionale Bilder hingestellt.

Donnerstag gab es dann den Trauergottesdienst. Und weil ich in unserer Schule ja viel mache mit Theater und Kabarett und so, bin ich immer der Erste, der dazu gezwungen wird irgendwas vorzulesen. Diesmal war es eine Fürbitte für den Papst, aber eine, die mir recht sympathisch war: Ich sollte Gott darum bitten, ihm seine Sünden zu verzeihen.

Beim Vorlesen kam ich dann aber nicht umhin, den Text etwas anzureichern, und zwar mit der Erweiterung "..sowie seine Versäumnisse in der katholischen Kirche." worauf der Saal im Trott antwortete: "Herr wir bitten dich."

Ich dachte nachher, das Detail wäre unbemerkt geblieben. Aber der Pfarrer möchte sich jetzt "gerne mit mir unterhalten" und unser kommunistischer Bibliothekar hat mir die Hand geschüttelt  ;D
Was ich aber schlimmer fand: Es kamen tatsächlich einige Schüler zu mir, die das "sehr unangebracht" fanden.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bastian am 09. April 2005, 18:12:59
Hehe, also WAR es angebracht. Das gefällt mir!

Hättest du den Text auf dem Zettelchen nicht ergänzt, dann würden ihm möglicherweise seine Versäumnisse in der katholischen Kirche NICHT verziehen! Da kann der Pfarrer doch stolz auf dich sein, dass du so geistesgegenwärtig gewesen bist.

Wir sollten früher auch immer vorgegebene Fürbitten von kleinen Zettelchen ablesen. (Die Zettelchen sahen irgendwie genauso aus, wíe diese kleinen, die auch in den Glückskeksen stecken.) Ich glaub ich war so acht oder neun, als ich das auch mal machen sollte. Ich hab dann auch etwas völlig anderes erzählt, vonn Robbenbabies und Pelzmänteln. ;D Also du kannst dich quasi auf eine heroische Tradition berufen...
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 09. April 2005, 18:17:54
ZitatHehe, also WAR es angebracht. Das gefällt mir!

Kann mich nur vollinhaltlich anschliessen. Und das ist noch dazu nachgerade heldenhaft, heutzutage, Rückgrat zu zeigen! Ich gratuliere und bin (völlig unberechtigterweise, denn ich kann ja nix dafür ) stolz auf Dich. Auf jeden Fall bin ich stolz,  Menschen wie Dich zu kennen - und beruhigend ist es auch.

Wenn der Maxel Dich anquatscht - allein das Warten bei Groer und Krenn sind definitiv VERSÄUMNISSE, die er begangen hat...
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Maexl am 10. April 2005, 01:07:53
wos is, wenn ich ihn anquatsch ???
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bastian am 10. April 2005, 01:26:29
Sandra differenziert da sehr differenziert  ::):

"der Maxel" = der Pfarrer (...der sich mit Nase unterhalten will)

"der Maexl" = Du


Zitat"..sowie seine Versäumnisse in der katholischen Kirche." worauf der Saal im Trott antwortete: "Herr wir bitten dich."
Da muss der Pfarrer sich wohl mit ALL seinen Schäfchen unterhalten... Unterschrieben ist unterschrieben. Hach, das freut mich immer noch, Nase!
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 10. April 2005, 14:24:05
Ja, sorry, Maexl. Bei mir sind nicht alle verwandt, die ich "Tante" nenne, und nicht alle DU, die ich "Maxel" nenne.
Das sind so Hilfsausdrücke für "Irgendwer", jeweils männlich oder weiblich.

Würde mich doch niemals  dazu versteigen, Dich so zu nennen. Mäxling, das ja. Aber Maxel - nein.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 10. April 2005, 20:58:18
ZitatGeht das so einfach? So ohne Anhörung und schriftlichen Beschluß? Darf er das nach dem Kirchenrecht?

Ja geht - spricht ja auch für sich!

@Flo: Super gemacht und sehr geistesgegenwärtig und richtig obendrein!
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Andrea am 10. April 2005, 22:38:01
Zitat:
worauf der Saal im Trott antwortete: "Herr wir bitten dich."
Das ist schön. Manche von den "Schäfchen" haben deine Bitte wahrscheinlich nicht wahrgenommen. Macht nix - sie haben darauf nicht mit: "Welche Versäumnisse?" reagiert.
Flo, super! Erzähl dem Pfaffen doch mal ein Bissel von unserem Forum und davon, was wir dazu sagen. Ich bin auch stolz auf dich.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 11. April 2005, 01:43:14
@Dagmar: Das heisst aber auch, dass man das mit dem Exkommunizieren überhaupt nicht ernst nehmen kann, wenn quasi jeder jeden exkommunizieren kann, dann kannst DU den auch exkommunizieren, oder? Muss der das dann auch nciht irgendwo eintragen, damit andere auch wissen, dass Du exkommuniziert bist. Wem und wie kommuniziert er Deine Exkommunizierung?
Oder gilt das eher wie "nach dem Gespräch" - Ex-Komunikation? ;D ::)

Überhaupt: gräm Dich nicht -  vielleicht wirst Du ja auch in der kleinigkeit von ein paar hundert Jahren wieder rehabilitiert, wie der Galileo. ;D
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 11. April 2005, 20:21:56
Nee, das ist eben auch so ein Ding: Es kann NICHT jeder jeden exkommunizieren, sondern nur Geistliche können exkommunizieren. Ich kann das nicht. Ich kann das behaupten, dass ich das tue, aber zaubertechnisch betrachtet, bewegt das nix. Das muss auch nirgendwo eingetragen werden. Es reicht, dass ein Pope sagt: Du bist ab sofort exkommuniziert, weil Du so böse bist. Dann ist das "vor Gott" so. Also Fazit: Ein Machtinstrument, um Dir Angst einzujagen. Wenn Dich einer exkommuniziert, dann ist das so ziemlich das Schlimmste, was der an Fluch über Dich bringen kann. Weil: Du kannst dann zwar Sonntags in der Kirche mit zur Kommunion gehen, aber Du allein WEISST ja, dass Du es eigentlich nicht mehr darfst. Und allein dadurch, dass Du es trotzdem tust, reitest Du Dich noch tiefer rein. Denn dass darfst Du schon gar nicht (exkommuniziert zur Kommunion gehen).

Ich finde das zwischenzeitlich superalbern und habe ja oben schon geschrieben: Im Kern basiert das Ganze darauf, dass an mein Gewissen appelliert wird. Okay, wenn ich das mal ernst nehme, dann bin ich am Ende nur MEINEM Gewissen verpflichtet. Und so habe ich das dann damals auch gesehen.

So tief getroffen war ich mehr darüber, dass jemand mir so einen bösen Fluch auf den Hals hetzt. Exkommuniziert meint nämlich, jemanden aus einer Gemeinschaft ausschließen und ausgrenzen. Exkommunizieren ist deshalb so ziemlich das letzte und allerschlimmste Mittel in der kath. Kirche. Und das hat mir jemand gesagt, bloß weil ich ein paar Unterschriften gegen die Frauenfeindlichkeit in dem Verein gesammelt habe.

Also entweder werde ich in ein paar hundert Jahren tatsächlich rehabilitiert oder aber, mich meckert dann einer an, weil ich nun widerrechtlich die ganzen Hostien gefuttert habe.  Dann kann ich ja immer noch anbieten, ein paar Neue zu backen  :-X Außerdem wird "mein Register" ohnehin schon superlang sein - was da alles schon drauf steht: Verhütet, mit Männen und Frauen gepennt, nie zur Beichte gegangen, den Papst und seine Mannen an den Pranger gestellt, und was weiß ich noch. Bis die dann mit Vorlesen fertig sind, bin ich schon wiedergeboren  ;)
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 11. April 2005, 23:23:31
Als Amöbe.  ;D
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: kampmann am 12. April 2005, 03:02:09
mein Gott, da ist ja in den wenigen Tagen zwischen meinen Internetsitzungen (ich habe hier nur eine langsame Modem-Verbindung und das meist nur abends ...) eine Menge zusammen gekommen!!

Ich bin nun Protestant, und die Dinge, die ich eben las, erschuettern mich doch ganz erheblich.  Irgendwie bin ich schon froh, bei dem anderen "Verein" zu sein. Und wenn ich aus der Heimat bei Hannover die Margot Kaesmann hoere bzw. lese, bin ich wegen ihrer klaren und oft sehr mutigen Worte immer wieder begeistert ...

Hier in Bolivien werde ich auch mit einigen Dingen konfrontiert, die viel mit Armut, "disegualidad" und Reichtum zu tun haben. Bis zum Wochenende war der UNO-Mensch Ocampo (aus Kolumbien, ein Wirtschaftsfachmann) hier. In der hiesigen Presse gab es ein recht ausfuehrliches Interview - ging ueber zwei riesige Zeitungsseiten. Er stellte Bolivien ein recht gutes Zeugnis aus, vor allem, was die Bereitschaft zur Demokratie betraefe. Ich kenne allerdings auch andere Stimmen, die von einer "Unregierbarkeit" dieses Landes sprechen. Wenn ich Zeit habe und Interesse besteht, will ich das - uebersetzt - gerne irgendwo hier bei Euch veroeffentlichen, aber die Uebersetzung ist eine Menge Arbeit, vielleicht kann mir jemand dabei helfen ....

Dann habe ich auch so nebenbei mitbekommen, dass unser bundesrepublikanischen BMZ (Bundesministerium fuer wirtschaftliche Zusammenarbeit) ueber die GTZ (Gesellschaft fuer technische Zusammenarbeit) in der Vergangenheit (war das noch unter Kohl???) einige Projekte hier in Suedamerika - sehr teure!!! - initialisiert hat, nach ca. 4 Jahren Betreuung dann "abgegeben" hat - und dann versandete alles, teilweise aus Korruption der Einheimischen, teilweise aus Unfaehigkeit. Das Schaerfste ist hier in Bolivien ein Stahlwerk in der Gegend von Oruru (im Sueden). Das ist eine wahrhaftige Investitionsruine ... Wir sollten uns schaemen ...

Dabei ist dieses Land sehr reich an Bodenschaetzen: Zinn, Edelmetalle, Eisen und vor allem Gas und Erdoel!

Aber was machen diese korrupten Hanseln hier?

Sie geben den Petroleos (BP etc.) die ganzen Rechte fuer Exploration und Ausbeutung fuer fast umsonst, mit dem Ergebnis, dass die gesamte weitere Verarbeitung ("Veredelung")  nicht hier, sondern in Argentinien stattfindet. Das Benzin und Diesel wird dann reimportiert und hier verkauft (Preis: ca. 3,7 Bolivianos = 37 Eurocents pro Liter) ... Nur das als kleines Beispiel. Und das bringt die Leute natuerlich auf die Palme, allerdings ist der Fuehrer der Armen (ein gewisser Morales) nicht mit der groessten Intelligenz begabt (sagen die Gebildeten hier), aber die Aermsten der Armen laufen ihm nach. schwierige Situation.

Aber es gibt auch schoene Dinge: ich habe mich selten so europaeisch wohlgefuehlt in der Welt wie hier, obwohl es hier in La Paz nur so von Indígenas wimmelt, mit ihren bunten Tragesaecken auf der Schulter etc. Wirklich sehr angenehm, allerdings sind die meisten hier natuerlich serh, sehr arm. Der allgemeine Lebensstandard liegt irgendwo zwischen 5 und 10 % des unsrigen .... Man wird sehr nachdenklich ... Woher allerdings dieses Wohlgefuehl kommt, vermag ich nicht zu sagen, aber es ist einfach so..

An Ostern war ich am Titicaca-See mit der Isla del Sol. Ein Erlebnis der besonderen Art, fast mystisch ...

Bis bald mal wieder ...

Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bastian am 13. April 2005, 21:52:59
Das liest sich sehr interessant, was du schreibst, Kampmann. Scheint als gingst du in deiner Aufgabe auf. Natürlich wär auch der Artikel interessant, nur leider kann ich kein Spanisch  :(. Aber, viele Grüße nach Südamerika!
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 14. April 2005, 10:10:57
Von mir auch viele viele liebe Grüße nach Südafrika  :-*
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 14. April 2005, 11:05:32
Und von dort aus dann stille Post, und dann fragen wir, was bei Kampmann angekommen ist ;D
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bastian am 14. April 2005, 12:53:06
Hihi! Dagmar, du bist einfach wundervoll!  :-*
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 14. April 2005, 13:10:53
Hihihihi  ;D
Ich hatte vor diesem Posting Sandras Beitrag zu Nigeria gelesen und war geistig wohl noch in Afrika....
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bastian am 14. April 2005, 18:04:19
Dann hättest du ihn auch mal besuchen können, oder?
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 14. April 2005, 20:16:42
In Afrika oder wo?
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Andrea am 14. April 2005, 23:03:03
Nein, in Südamerika. ;D
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: kampmann am 15. April 2005, 23:57:40
Niedlich ... Suedafrika - Suedamerika:

Zur Klarstellung: La Paz - Bolivien, Suedamerika ...

Vielleicht findet sich ja doch noch jemand, der beim Uebersetzen hilft  ???

Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 16. April 2005, 01:15:01
Ich kann leider kaum spanisch - also eigentlich gar kein spanisch und kann nix helfen.

Kann jemand hier spanisch?

Zum eigentlichen thread-Thema:
Sieht so aus, als ob der Ratzinger schwer auf dem Durchmarsch für Montag ist. Ich bin echt betrübt. Das kann nicht wahr sein! Die verschenken wieder eine so große Chance! Ja ja, Ihr habt es alle gewußt, weiß schon. Logisch ist es auch - der alte Papst hat ja fast alle Wahlberechtigten selber ins Amt gesetzt - was soll da jetzt bei heraus kommen  :-/

Trotzdem hatte ich so ein Fünkchen Hoffnung auf neuen Aufbruch. Wenn es der Ratzinger wird, kann man den Laden restlos vergessen!

Und das ist der Hammer, ich fasse es nicht:

//www.ratzingerfanclub.com
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 16. April 2005, 08:27:24
Ich glaub eher nicht, dass er es wird. Meistens erzählen die Medien vor der Papstwahl von einem ganz tollen favoriten (schon letztes Mal war's der Ratzinger, wenn ich mich richtig erinnere) und dann wird's wer anderer. Das sind Nebelwolken.

yo parlo un poquito, pero he olvidado mucho, por que no he estabar en espana para muchos anos.
Da sind sicher alle Fälle falsch, aber immerhin, ich probier's - und ein ~ über dem n hab ich auch nicht....
Jedenfalls: Mit Kellnern und Taxifahrern kann ich mich irgendwie verständigen.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dorian am 16. April 2005, 12:15:49
Ich glaub auch dass das mit dem Ratzinger 'ne Nebelkerze ist. Ich tippe mal auf den Belgier.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 16. April 2005, 12:21:41
Lustig, hier in Wien krieg ich die Wiener Zeitungen, und da wird der Schönborn als Favorit angegeben. Vermutlich sagen die jedem Land, dass ein Kardinal von ihnen Favorit ist....
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: kampmann am 16. April 2005, 20:07:45
Zitat

Zum eigentlichen thread-Thema:
Sieht so aus, als ob der Ratzinger schwer auf dem Durchmarsch für Montag ist. Ich bin echt betrübt. Das kann nicht wahr sein! Die verschenken wieder eine so große Chance! Ja ja, Ihr habt es alle gewußt, weiß schon. Logisch ist es auch - der alte Papst hat ja fast alle Wahlberechtigten selber ins Amt gesetzt - was soll da jetzt bei heraus kommen  :-/

Trotzdem hatte ich so ein Fünkchen Hoffnung auf neuen Aufbruch. Wenn es der Ratzinger wird, kann man den Laden restlos vergessen!

Und das ist der Hammer, ich fasse es nicht:

//www.ratzingerfanclub.com

ich wuerde ja lieber einem Suedamerikaner die Chance einraeumen ...

@sandra: das "&#241;" bekommst Du ganz leicht, wenn Du Deine Tastatur auf Spanisch umstellst ...

Oh: war wohl nix ... immer diese Kryptozeichen (241) ... :-[
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Maexl am 16. April 2005, 21:01:18
wozu umstellen... Unicode machts möglich Í
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: kampmann am 17. April 2005, 01:32:20
Zitatwozu umstellen... Unicode machts möglich Í


Und wie (Xp bzw. LINUX ) ?
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Maexl am 17. April 2005, 01:07:12
ich denke mal copy und paste falls gar nix anderes geht
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 17. April 2005, 02:08:14
Häääääää? ??? Ich verstehe kein Wort!
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 17. April 2005, 11:52:41
ñ
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Andrea am 17. April 2005, 17:55:25
Zitat Sandra:
ñ
Wie bitte? ;D
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 17. April 2005, 18:20:05
Na, darum ging's: um das spanische n
Wie klingt denn das bei Dir in der sprachausgabe?
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: kampmann am 17. April 2005, 18:55:47
ZitatNa, darum ging's: um das spanische n
Wie klingt denn das bei Dir in der sprachausgabe?

ñ klingt wie "enje" z.B. tamaño: tamanjo   ;D

beim Schreiben mit spanischer Tastatur kommt das hier richtig raus, aber wenn ich das fortschicke, kommt irgendwas  mit &#241 ....  ...  Oh ich merke gerade, da hat jemand etwas geaendert !!!

Aber eigentlich wird das mit einer Tilde ueber dem "n" geschrieben "~"  ... mal sehen ...

Aber gehoert eigentlich nicht in diesen Thread  .....
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Andrea am 17. April 2005, 19:59:08
NTILDE sagt die Sprachausgabe. Und mir war nicht klar, warum das da steht. Tilde kommt auch, wenn ich eine Word-Datei offen habe und es dazu eine Tilde-Datei gibt. Wo ist die Tilde-Taste dann eigentlich?
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bassmeister am 17. April 2005, 20:19:09
Die Tilde kommt auf der Deutschen Taste, wenn Du AltGr zusammen mit + drückst.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: kampmann am 17. April 2005, 22:53:16
aber warum erscheint das hier nicht, wenn ich meine spanische Tastatur benutze?? (ññññññ) sollte erscheinen -

und tut es auch: Wer hat denn daran gespielt ?? Strog ???


Eigenartig: in der Vorschau kommt es richtig, aber wenn ich abschicke, kommt statt der Tilde ein Apostroph auf dem n!!!
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bassmeister am 17. April 2005, 23:28:16
Bei mir kommts korrekt - hat wohl eher was mit dem Browser zu tun.

Zurück zum toten Papst: Ich hörte in den Mediem immer etwas von den Afrikanern, die ihren Kandidaten so feiern. Da dachte ich schon, diesmal wird es ein Afrikaner, wenngleich ich das recht uingewöhnlich fände..
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 18. April 2005, 01:01:09
Aber es wär wenigstens mal ein aussagekräftiges Symbol.

Am Besten wär, wenn wir eine schwule jüdische schwarze Frau als Papst kriegten. Schwul - UND lesbisch. ;D
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bastian am 18. April 2005, 01:02:21
Mal schauen wie lange sie dafür brauchen. Ob die heutigen Kardinäle auch drei Jahre debattieren. DAS tät mich fast am meisten amüsieren: Jahre lang darüber uneins bleiben, wer der neue Diktator werden soll. Und dann vielleicht aus schierer Verzweiflung die Demokratie einführen...
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bastian am 18. April 2005, 01:05:03
ZitatSchwul - UND lesbisch
Papst Grace- Detlev die erste?
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Andrea am 18. April 2005, 04:05:34
;D
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bastian am 18. April 2005, 17:12:36
Nicht nur der Papst.

Nach kurzer, offenbar unbemerkt gebliebener Krankheit ist gestern überraschend ein langjähriger Begleiter verstorben. Herr Schmitz ("Schmittchen") wurde etwa sieben Jahre alt. Genau weiß ichs nicht, weil ich vergessen hab auf seinen Ring zu schauen. Er starb im Beisein all seiner Freunde und Bekannten.

Er gehörte, anders als die dicke Slavica, zu den eher liberalen Sittichen. Unvergessen bleibt sein Engagement für Zugereiste und Asylanten. Erst letztes Jahr brachte er dem grob vernachlässigten Piet (ebenfalls 7 Jahre) das Fliegen bei.

Er wurde gestern gegen 18 Uhr unter Einbeziehung der gesamten Düsseldorfer Öffentlichkeit in der Nähe der Johanniskirche beigesetzt. Unter einem Baum. Mit Hilfe eines Löffels.

Während der Sedisvakanz muss ich mir überlegen, ob ich mir wirklich wieder einen dritten Wellensittich zulegen soll, oder ob's nicht gescheiter ist, die beiden anderen in wirklich liebevolle Hände zu drücken. Aber so gut wie hier haben sie es nirgendwo, fürchte ich...
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 18. April 2005, 18:32:31
Oje.:-[ Mein Beileid. Nein, ganz ernsthaft.
Vermissen die anderen Beiden ihn denn? Dann würde ich für einen dritten plädieren - ich schätze mal, vom Arbeitsaufwand ist es nicht so rasend viel anders, oder?
Vor allem: was für eine Krankheit? Die anderen beiden sind okay?  
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dorian am 18. April 2005, 18:39:41
Mein Beileid auch. Hatte auch mal 'nen Wellensittich.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bastian am 18. April 2005, 18:55:57
Oh, danke schön! Hab keine Ahnung, was für eine Krankheit das war. Ist immer schwer zu sagen bei so kleinen Tierchen. Er war nicht abgemagert, also keine Kropfentzündung. Er hat nicht gekräht, oder sich gequält. Einfach nur still dagesessen und immer schwächer geworden. Vielleicht irgendein "spontanes" Organversagen oder so.

Den andern beiden scheint es heute super zu gehen, sie sitzen da, quasseln und beschnabulieren sich gegenseitig. Klar, gestern haben sie ihn ständig gerufen- ich hatte ihn in einem kleineren Käfig auf dem Tisch stehen, und sie haben es schon mitbekommen. Und sie wären bestimmt vorbeigeflogen, wenn ich ihren Käfig nicht zugemacht hätte. Aber das Geflatter im Raum hätte Herrn Schmitz in seinem kleinen Transportkäfig völlig verrückt gemacht, dann hätte er instinktiv mitgewollt und sich möglicherweise verletzt. So lag er Nahe bei seinen Kollegen, konnte sie hören, hat sich ab und zu aufgerichtet und ist dann immer tiefer eingeschlafen. Eigentlich war's schön so.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 18. April 2005, 22:15:04
Lieber Basti, sei umarmt und getröstet von mir  :-* :-* :-* - ich habe Dir eben schon eine kleine Mail geschickt.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Andrea am 19. April 2005, 01:46:49
Woran hast du denn gemerkt, dass es mit dem Schmidtchen zuende ging, sodass du ihn dann in einen kleinen Käfig tun konntest? Vielleicht wär's schöner für ihn gewesen, mit den anderen beiden im großen Käfig zu sein und zwischen ihnen zu sterben. Käfig zu... Dann hätten sie eben mal ein paar Stunden nicht fliegen können... Aber vielleicht auch nicht. Gut, dass dem kleinen nichts weh getan hat. Warum sind zwei Vögel nicht genug? Müssen es wirklich drei sein? Ich meine, wir waren im Internat immer - zumindestens in meinen letzten Internatsjahren - in 3Bett-Zimmern. Und da hat sich immer eine von den anderen beiden zurückgestoßen gefühlt. Vielleicht ist das ja bei Vögeln auch so.? Zwei oder vier wären gut. Aber wenn du sie sowieso abgeben willst, dann kommen sie ja vielleicht zu zwei anderen.
Ich fühle mich mit den zwei Hunden hier sehr wohl. Klar, jede von den Mädels hat ihren wichtigsten Menschen, also ihr menschliches Mädel ;D, aber zuzweit fühlen sie sich, glaub ich, auch wohl. Seit Kurzem traue ich mich auch mit Smokey UND Sissi alleine raus gehen. Das macht Spaß mit zwei großen Hunden. Eine links, eine rechts. Smokey geht links und führt uns in den Park. Die Radfahrer haben Mühe auszuweichen, wodurch sich mir immer wieder ein schadenfrohes Lächeln ins Gesicht zwingt, glaub ich, denn sonst fahren die mich fast übern Haufen. Aber bei zwei Hunden müssen sie wieder lernen, wo sich die Bremse an ihrem Fahrrad befindet. Auch die Fußgänger gehen zur Seite. Vielleicht sollte ich mit den beiden mal in die Fußgängerzoone gehen. Dann hätte ich beim Einkaufen mehr Platz. Sonst, "nur" mit Smokey, rempeln die mich an, weichen ganz knapp aus, sodass ich ihre Gegenwart al zu nah empfinde.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bastian am 19. April 2005, 04:47:35
ZitatVielleicht wär's schöner für ihn gewesen, mit den anderen beiden im großen Käfig zu sein und zwischen ihnen zu sterben. Käfig zu...
Ja, das hatte ich auch überlegt. Ich hätte es zuerst eigentlich auch vorgezogen, nur ist der Käfig unten voller Sand und.. naja, ich wills nicht zu sehr ausführen, aber es ist nicht sehr angenehm das Zeug in den Augen zu haben. Wenn man schon so blöd dahinwälzt und die Flügel spreizt... Ich wollte ja zuerst mit ihm zum Doc, drum auch der kleine Transportkäfig. Und da hab ich ihn dann auch dringelassen, als es so zügig schlechter ging. Da hatte er mehr Stütze zum anlehnen, und um sich zurückzuziehen. Das brauchte er auch, und er hat die dunklere Ecke gesucht, es war schon richtig so.

Ich bin wirklich nicht in tiefster Trauer. Auch die andern beiden nicht. Nur: überrascht sind wir alle. Das hab ich auch heute bemerkt, als sie mehrmals zu zweit losflogen, und dann ZWEI Runden am Stück drehten, weil ihnen etwas fehlte; jemand fehlte. Das ist ihnen aufgefallen. Denn es war gerade die Dreierkonstellation, die Bewegung reingebracht hat. Sie haben auf Schmitz gewartet, aber er flog nicht mehr mit.

Wir Menschen sind da anders, weil wir uns schnell ausgegrenzt fühlen, nur weil andere sich gerade miteinander befassen. Bei Papas ist das etwas anders: als Schwarmtiere sind sie zu jeder Zeit völlig begeistert von dem, was die anderen gerade tun. Sie fliegen gleichzeitig rum, sie schlafen gleichzeitig ein und sie putzen sich gleichzeitig. Bis hin zum Scheißen... Da fühlt man sich nicht schnell ausgeschlossen, weil jeder zur gleichen Zeit auf alle anderen schaut. Auch wenn man nicht gerade cheek to cheek mit einem der anderen ist. Es zählt das Kollektiv. Ja, das ist bei Papageien HERZENSangelegenheit, nicht Ideologie.  ;)

Zwei auf Dauer sind sich dann aus eben diesem Grund auch zu schnell einig, und das ist nicht gut für aufmerksame Wesen. Weil sie nicht mehr durch den Dritten aus der Bahn geworfen werden, sondern ideell verkümmern. Die Abwechslung fehlt. Klar wären vier gut, oder acht, oder zwanzig... Nur halte ich das psychisch nicht aus. Vier wäre schon OK, das hab ich schon gehabt, und kann's mir auch wieder vorstellen, nur bin ich in der letzten Zeit eh oft länger weggewesen und hatte oft das Problem mit dem Abgeben. Da fiele es mir leichter, wenn sie es an einem andern Ort DAUERHAFT gut hätten.

Ich wünsche ihnen eben DAS schon seit Jahren: dass sie einem solchen Pulk von Vögeln beitreten können, aber den findste nicht so schnell, weil die meisten Leute sich lieber daran ergötzen, dass ihr einer "Pucki" vor lauter Einsamkeit sprechen lernt... Sie wollen Schmuck statt Freude. Und denen gebe ich meine Anarchos nicht! Niemals!

Es geht mir auch gar nicht um mich, ich brauche zur Freude keinen zahmen Kuschel, ich will sehen, dass SIE sich freuen, DAS ist ja das Schöne dran. Und das tun sie nicht als reines Pärchen, die brauchen Action und Kollegen. Drum fliegen sie hier den ganzen Tag umher und erkunden mein Appartement. Sie sitzen auf Bilderrahmen und Schrankwänden... Du kennst es ja, Andrea, sie sind dir ja auch schon um den Kopf geflogen. Und sie scheißen nur in den Käfig. Die Wohnung bleibt funktionstüchtig.

Ich will jetzt auch weiß Gott keinen Kleintierthread aufmachen. Paintball reicht. Aber es ist schon sehr interessant:
Was mir ein Rätsel ist, ist dieser Übergang vom hier zum wo. Also das Sterben. Papst oder Schmittchen... Ich bin jetzt schon einige Male dabeigewesen, als jemand starb. Noch nie bei einem Menschen, aber schon mehrmals bei anderen Tieren. Und mir fährt jedes Mal ein enormer Respekt in die Glieder, wenn ich versuche diesen EINEN, besonderen Schritt zu verfolgen.

Ich hab das Gefühl, dass ich ihn nicht fassen kann: Da liegt vor mir ein kleines Leben, das keinen Deut kleiner ist als das Meine. Es ist nur ein etwas kleineres Tier, das ist alles. Und es erlebt gerade etwas ganz Persönliches. Etwas das ich nicht nachvollziehen kann, und das mir auch irgendwann bevorsteht. Und ich kann ihm nicht helfen: Ich hab keinen Rat, ich sehe nicht voraus, was mit ihm geschieht, ich meine beinahe eher, ich könnte von IHM lernen. Und nicht einmal das stimmt. Ich bleibe hilflos.

Es ist mir in diesem Moment Meilen und Zeiten voraus. Und da steh ich hilflos und voller Bewunderung daneben. War auch bei Herrn Schmitz so. Er ist mir über, was diese Sache angeht. Und er war ganz bei sich, er hat gegen Ende nix mehr mitbekommen, nur bei sich.

Ich kanns nicht besser schreiben. Wieder einmal kapituliert die Sprache vor der Reaität. Aber gut, der Moment bleibt in Erinnerung, und es nützt mir nix, dass ich den Moment in Erinnerung behalte. Das ist vielleicht der größte Witz den's gibt...
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bastian am 19. April 2005, 04:54:13
He! Es geht um den Papst. Also: schwarzer Rauch für heute. Morgen wird wohl weitergequalmt...
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Andrea am 19. April 2005, 11:12:25
Noch nie haben wir es mit den Threads oder den Themen eng gesehen, also auch hier nicht.
Ich habe jahrelang darunter gelitten, dass ich beim Sterben meiner Mutter nicht dabei war. Ich habe mich (mit fast 15) einen Tag vor ihrem Tod von ihr verabschiedet - oder besser gesagt - verabschieden müssen. Meine Verwandten wollten, dass ich nicht mitkriege, wie schlecht es ihr ging. Das ist - rückblickend gesehen - der größte Fehler, den man machen kann. Auch hatte ich "keine Zeit" zu trauern. Es waren nach Mutters Tod zu viele neue Menschen und Situationen da, auf die ich mich einstellen musste, und es gab auch niemanden, der die Trauer so dringend hätte durchleben müssen wie ich. Ich war in der Situation ziemlich einsam. Also hab ich's lange verdrängt. Und Nachtrauern irgendwie ein paar Jahre später, das funktioniert nicht.
Bei Anschi, meiner ersten Führhündin war ich dabei. Das war in Ägypten, als sie Gift erwischt hat. Sie schlief schon, als sie vom Tierarzt zurück gebracht wurde, und sie ist nicht mehr aufgewacht. Dann haben wir ein paar Minuten später ihr Herz nicht mehr gespürt. Sie liegt jetzt in Ägypten in der Wüste begraben.
Ich finde es gut, dass es inzwischen Sterbehospize gibt. Freune von mir leiten eines in Lohmar - das Elisabethhospiz. - Ich war schon öfter dort. Aber das ist anders, wenn man die Leute, die sich gerade verabschieden, nicht kennt. Man erlebt deren Sterben distanzierter mit. Man ist dann ja auch nicht auf ihrem Zimmer, wenn sie auf die andere Seite gehen. Ich glaub, wenn ich mal weiß, dass es so weit ist, dann will ich in ein Hospiz.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bastian am 19. April 2005, 18:05:38
...es Lebe der Papst...

Ratz und Rübe
Horch! Am Dom die Glocke bimmelt,
Weißer Qualm kriecht aus dem Rohr,
Ist dein Amt auch angeschimmelt,
Ratzinger, trau dich hervor!

Wirf dir schnell den Beutel über,
tret auf den Balkon hinaus!
Mit der Hülse auf der Rübe
siehst wie 'ne Rakete aus.

"Papa, Papa, Mondrakete!"
ruft die ganze Pilgerschar.
"Benedictus, bete, bete!
RAKETENRATZ, Halleluja!!"
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dorian am 19. April 2005, 18:54:33
ups .. danebengetippt.
Der, der die Fernbedienung hatte, muss jetzt selber 'ran.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bastian am 19. April 2005, 18:59:39
Tja, nix mit "Grace- Detlev 1."

"Benedikt der Sechzehnte" klingt nicht halb so schön.  :'(
Ach ja, du hattest auf den Belgier getippt. Na, was solls. Ist ja nur knapp vorbei. Obwohl er bestimmt ein humorvoller Pope gewesen wäre.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 19. April 2005, 21:30:30
Ich hab's Euch ja gesagt - alle offiziellen Statements aber auch alle Gerüchte deuteten darauf hin. Trotzdem bin ich extrem enttäuscht, weil ich doch bis zur letzten Sekunde hoffte, es wird nun nicht ausgerechnet der Ratzinger. Ich hab den ganzen Zauber an Großbildleinwänden in einem italienischen Hotel mit erlebt (Ich mache da gerade in Köln ein Seminar). Als der weiße Rauch kam, haben die alle Lautsprecher voll aufgedreht, so dass wir zwangsläufig mit der Arbeit unterbrechen mussten. Dann hat die ganze italienische Mannschaft da gefeiert, und wir haben alle auf den Namen gewartet. Echte Enttäuschung!

Das kann man alles total total vergessen. Ich glaub' ich höre auf mit dem ganzen Gemache bei Kirche von unten. Das ist total zwecklos und bewegt nix. Total viel Energie und nun sowas.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Andrea am 19. April 2005, 21:58:41
Ja, Scheiße! Ich hab auch noch auf Detlef gehofft. ;D
Ja, Dagmar, verbring die Zeit, die du dir für die Kirche genommen hast, lieber mit neuen Programmen. Das macht viel mehr Freude. Die Kirchenarbeit von unten frustriert mehr, denke ich. Okay, ich selbst hab mich da auch nie so engagiert.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Katinka Koschka am 20. April 2005, 08:12:05
mal die Frage eines religiös ungebildeten Ex-Ossis ;)

Wieso heißt der Ratzinger jetzt eigentlich "Benedikt der 16." und nicht "Johannes Paul der 3." ???

@Bastian ;D "Raketenratz" (https://www.georgkreisler.net/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.solsburyhill.org%2Fforums%2Fimages%2Fsmiles%2Frotflol.gif&hash=13c81186d81496ad93e2136e2924909dfa7a7c3e)
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 20. April 2005, 09:12:56
Ich glaub, die können sich die namen aussuchen, und suchen immer irgendeinen altvorderen, auf den sie sich beziehen. Wer der Benedikt war, weiss ich aber nicht.
Ich war auch enttäuscht. Ich hab nicht auf den Belgier getippt, Basti, das ist eine Velwelchserung. (Copyright: Ernst Jandl) Ich hab nur meiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass es doch bitteschön endlich ein Schwarzer werden sollte. (Naja, poilitisch ist der sicher schwärzer als alle anderen  ::))
Ausserdem bin ich nicht sicher, was das für ein Signal an die Deutschen allgemein ist - ich bin ja als Jiddine traditionell doch ein bissel skeptisch, was die deutsche Demut & Respekt anderen Völkern gegenüber betrifft. Und ob DAS dazu beiträgt???


@ Andrea
Das mit dem Hospiz kann ich irgendwie verstehen. ich würde  mich ja gerne, in dem Moment, wo ich merke dass ich nciht mehr Herr meiner Funktionen bin, einfach in's Pendel haun. (für nicht Ösis: umbringen) Aber ich hab Angst, dass mir dann der Mut fehlt....
Ich hab echt null bock, als unfähige vertrocknete alte auf andere angewiesen zu sein, mich nicht mehr richtig ausdrücken zu können, und immer diese latente Abscheu oder Mitleid in den Augen der anderen zu sehen...
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 20. April 2005, 10:19:34
Zitat
Leider ist er ein genialer Taktiker gewesen, deswegen wird der nächste Papst vermutlich noch rechtser und noch starrer sein.


Hach. Ich werde mich um einen Job als Prophet bewerben.



Noch etwas fällt mir ein: Ich finde es irgendwie irre, dass zuerst die Massen "in Trauer zum Petersplatz stürmten" (wobei: wieviel da "Trauer" ist, wenn sie mit ihren Handies die Leich fotografieren, sei noch dahingestellt) und keine woche später fröhlich jubeln, weil's einen Neuen gibt. Das ist doch irgendwie wie die Leute, deren Hund stirbt, da sind sie soooo traurig, dass sie sofort in's Tiergeschäft stürmen, um sich einen Neuen  zu kaufen.
Schön auf den Punkt gebracht ist das auch durch den englischen Spruch: Der König ist tot, es lebe der König.
hat sich denn wirklich irgendwer in dem Zustand befunden, den man so landläufig "Trauer" nennt?
Oder ging es nur darum, dass sie IRGENDWEN wollen, der halt sagt: Ihr müsst nicht denken, ich denke für Euch.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bassmeister am 20. April 2005, 11:10:56
Wäre schon ungewöhnlich, wenn es wirklich ein Mensch mit dunkler Hautfarbe geworden wäre. (war das jetzt politisch korrekt gesagt?  :) )
Ich kanne wenige Menschen, die im Alter von 78 Jahren noch flexibel denken wollen.

Der Herr Ratzinger hat ja schon nette Sachen angekündigt. Unter Anderem will er gegen die "Herrschaft des Relativismus" bekämpfen. Mein bißchen Lebenserfahreung sagt mir da aber ganz andere Dinge. In der Mathematik genügt ja ein einziger Gegenbeweis, um eine Aussage als "Nicht wahr" zu definieren. Ist das im richtigen Leben auch so?

ZitatIch hab echt null bock, als unfähige vertrocknete alte auf andere angewiesen zu sein, mich nicht mehr richtig ausdrücken zu können

Unser Niclas kann sich auch noch nicht in unserer Sprache ausdrücken und ist auch noch nicht Herr aller seiner Lebensfunktionen und haut sich auch nicht ins Pendel. :-*
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 20. April 2005, 12:01:01
Naja, das ist der berühmte Vorher-Nachher Effekt. Wenn man mal gebumst hat, will man nicht mehr ohne - aber wenn man's noch nicht kennt, isses einem wurscht...

In ca 15 oder 16 jahren wird es Momente geben, da würdest Du Dir fast wünschen, dass er sich in's Pendel haut, so sehr wird er Dich ärgern ;D ;)
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dorian am 20. April 2005, 12:11:10
Zitat
Das kann man alles total total vergessen. Ich glaub' ich höre auf mit dem ganzen Gemache bei Kirche von unten. Das ist total zwecklos und bewegt nix. Total viel Energie und nun sowas.

Nein, gib nicht auf. Der Ratzinger wird nur ein Übergang sein. Langfristig kan auch der die Zeit nicht zurückdrehen.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bastian am 20. April 2005, 14:35:10
Ich weiß noch, als Gerhard der 1. Bundeskanzler wurde. Da hab ich mir gedacht: Eigentlich hätte Birne noch eine Legislatur machen sollen, dann hätte er seine Scheiße selbst ausbaden müssen. So ähnlich sehe ich das auch bei Raketenratz. Er ist schon die letzten Jahre die graue Eminenz gewesen und hat genau diesen Kurs geprägt. Also ist es beinahe richtig, dass er nun selbst der Lenker und die Kühlerfigur ist. Er wird sich nun als vorderster Konservativling mit dem Wind der Kritik (igitt, Schulbübchenmetapher!) auseinandersetzen müssen, oder es bleiben lassen. Letzteres glaube ich nicht, denn er weiß seine Position "gut" zu begründen. In jedem Falle sind die Katholiken nicht mit einem reinen ErneuerungsSYMBOL abgespeist worden.

Wären- was weiß ich- Mbeki Bulele oder Christobal Fernandez Papst geworden, hätten alle schon instinktiv Frühlingsluft gewittert, auch wenn deren Abluft bestimmt ebenfalls die eines stockkonservativen Arschs gewesen wär. Wenn einer Papst wird, dann ist er mit 99 Prozentiger Wahrscheinlichkeit ein stockkonservativer Katholik, oder? Und Rakete ist immerhin einer, von dem man es weiß. Jetzt kann man hervorragend gegen ihn anstänkern und trifft damit in jedem Fall den Richtigen. Ausserdem traue ich ihm bei aller Ablehnung zu, dass er ernsthaft argumentiert und die Diskussion um die Erneuerung der kath. Kirche dadurch eher lauter wird als leiser. Er ist ein sehr strukturierter Denker und ein interessanter Redner. Hätten wir einen schwarzen oder einen braunen Papst bekommen, hätte ich befürchtet, dass viele sich durch dieses Zeichen schon hätten beschwichtigen lassen, so bleibt die Diskussion um die Erneuerung der Kirche in Schwung und kann auf längere Sicht größere Erfolge zeichnen, als wenn ein südlicherer Mann Papst geworden wäre. In Kolumbien und Nigeria stehen die Gleichberechtigung der Frau ja nicht so sehr im Vordergrund wie in Europa. Dort ist die Mission noch das vordergründig Wichtige, und diese wäre vermutlich das Ziel eines afrikanischen oder südamerikanischen Papstes geworden. So gerne WIR dieses Symbol gesehen hätten, auch ich, und so sehr es sich die Südamerikaner gewünscht hätten, aber auf diese Weise wird die katholische kirche ihre Verknöcherung weiter vorantreiben und dadurch möglicherweise später zu größeren Veränderungen genötigt sein.
Hoffe ich.

"Kirche von unten" ist eine gute Bewegung, auch wenn man ihrem Namen ansieht, dass sie noch sehr in alten Bahnen denkt. "Kirche von uns" fänd ich noch ein Stück progressiver gedacht. Und man könnte das "u" sogar stehen lassen. Es klingt für mich ein wenig wie: "Aufstand der Kleinen", oder in Anlehnúng an 1989: "Wir sind der PLEBS". So macht man das nicht. Wenn man glaubt man sei "unten" und der Papst sei "oben", akzeptiert man schon die Hierarchie, gegen deren Beschlüsse man dann relativ hilflos ankämpft. Dagmar, es ist das gleiche Dilemma, wie "Wenn du willst, dass sich in der Politik etwas ändert, dann geh doch in eine Partei..." Ich verstehe den Frust, ich hätte ihn auch, wenn ich mich dort engagieren würde. Auf der anderen Seite ist die Wahl von Rakete ein Zeichen dafür, dass die Bewegung stärker werden muss und durch diese Konfrontation wahrscheinlich auch werden wird. Allerdings hab ich ausnahmsweise keinen guten Ratschlag. Ich kann es verstehen, wenn du dort aufhörst, ich kanns aber auch nachvollziehen, wenn du dort bleibst. Ich fühle mich diesem System nicht angehörig oder gar verpflichtet, also auch nicht der Verbesserung des Systems. Ich moppere lieber von aussen.

ZitatIch hab nicht auf den Belgier getippt, Basti, das ist eine Velwelchserung
Stimmt genau, du hast dich selbst mit Dorian velwechsert.  ;) Das würde MIR natürlich NIE passieren. Du hast Rakete befürchtet und Recht behalten, Dorian hat mit mehr Risiko auf den Belgier gewettet und leider danebengetippt. Ich hab mir Waris Dirie als Papst gewünscht und lag damit- wie zu erwarten- gehörig daneben...

Aber, was die prophetenhaften Fähigkeiten angeht: Schaut mal nach. Um 18.41 Uhr wurde der neue Papst verkündet. Wie bloß konnte dieser Bastian schon um kurz nach sechs wissen, dass Rakete das Rennen gemacht hatte? Und ihm dann noch ein so schönes Gedichtchen auf dem Leib schreiben? Gut, ich hab mich ein wenig in der Kopfbedeckung verzettelt, weil ich dachte, dass er diese riesige Patronenhülse aufsetzen würde. Aber... :o Wow, beim Barte des Propheten, DAS nenne ich einen eiligen Geist!!  8)
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 20. April 2005, 16:39:57
Hey Basti, sie hätten Dich wählen sollen  ;)

Mit der Verwechseleung täuscht Du Dich: Sandra hielt den Ratzefutz für eine Nebelkerze und erzählte, dass in Wien der österreichische Kardinal gehandelt würde. Ich hatte auf den Ratzinger getippt und mich leider nicht geirrt.

Deine Sichtweise, Basti, tröstet mich ein wenig: Jetzt muss er das ausbaden, was er dem Vorgänger jahrelang ins Ohr geflüstert hat und kann gucken wie er da rauskommt (oder auch nicht). Und Recht hast Du auch damit, dass man wenigstens klar weiß, woran man ist und sich keinerlei weiteren Illusionen hingibt.

"Kirche von unten" ist irgendwie als Name geblieben aus der Gründerzeit (das damalige Kirchenvolksbegehren war der Gründungsanlass - Ihr erinnert Euch: Exkommuniziert bin ich seitdem  ;) ) Es gibt eine Partnerorganisation "Wir sind Kirche". Die beiden Organisationen arbeiten eng zusammen. Wir haben da schon einiges bewegen können - aber immer "nur" auf lokaler Ebene. Vieles was da im Vatikan daher erzählt wird, wird auf der Ebene der Pfarrgemeinden schlicht ignoriert. Dass das so geworden ist, ist ein Ergebnis der Arbeit dieser beiden Initiativen. Trotzdem bleibt es unbefriedigend.

Ich trau' dem Ratzepips nicht. Seine erste Predigt heute war so, dass man Hoffnung für die Reformbewegungen schöpfen könnte: Ein klares Bekenntnis zur Fortsetzung des 2. Vat. Konzils (er war damals als Berater von Kardinal Frings und hat maßgeblich an den reformatorischen Ideen mitgearbeitet). Als Einflüsterer von Johannes Paul hat er dann aber jahrelang alles wieder ausgehebelt. In der Predigt hat er auch sehr stark betont, dass er sich mit aller Kraft für die Ökomene mit allen Religionen einsetzen will. Und an die Jugend hat er auch appelliert, dass er zuhören will und so. Gerade was die Ökumene betrifft, war es aber Ratzinger, der der evangelischen Kirche den Status der Kirche abgesprochen hat - letztes Jahr war das glaube ich.

Vielleicht bin ich unfair, und man sollte ihm wenigstens eine Chance geben, aber irgendwie glaube ich kein Wort von dem, was er da heute erzählt hat. Unbestritten ist er ein brillanter Denker und einer der versiertesten Theologen, die es gibt. Aber ob das reicht? Richtig ist sicher auch, dass die massive Kritik (nicht zuletzt durch viele deutsche Kardinäle in den letzten Jahren) ein deutsches und weniger ein internationales Problem mit dem neuen Papst ist. In Lateinamerika haben sie ein paar andere Sorgen als sich um Frauen in Kirchenämtern zu kümmern. Die kath. Kirche dort ist überwiegend mit dem Problem der Massenarmut beschäftigt. Hier ist die Wahl des Papstnamens durch Ratzinger (s.u.) zum Beispiel viel mehr diskutiert worden als sein Hardlinertum. Richtig ist sicher auch, dass es eine ganz andere Rolle mit ganz anderen Aufgaben ist: Ein Papst hat andere Aufgaben als der Vorsitzende der Glaubenskongregation. Trotzdem hat er gerade in diesem letzten Amt jahrelang soviel Unfrieden und Streiterei gestiftet und vor allem derartig rückwärts gewandt agiert, dass es mir mehr als schwer fällt, an eine plötzliche Läuterung seit gestern zu glauben.

ZitatWieso heißt der Ratzinger jetzt eigentlich "Benedikt der 16." und nicht "Johannes Paul der 3."

Derjenige, der zum Papst gewählt wird, sucht sich seinen Papstnamen selber aus. Die Wahl des Papstnamens gilt dabei üblicherweise als programmatische Aussage für das kommende Pontifikat. Ratzinger hätte Johannes Paul III wählen können. Dass er das nicht gemacht hat, weist in eine Richtung, sich ein eigenes Profil geben zu wollen. Da er der engste Berater des Verflossenen war, finde ich das nachvollziehbar. Bei einem anderen Namen als dem des direkten Vorgängers gilt, dass damit zum Ausdruck gebracht werden soll, an das Pontifikat des letzten Papstes der diesen Namen trug, anknüpfen zu wollen. Im aktuellen Fall ist das Benedikt XV.

http://de.wikipedia.org/wiki/Benedikt_XV.

Die Namenswahl wird zur Zeit so interpretiert, dass sich der Neue eindeutig in die Tradition des sog. "Friedenspapstes" stellen will. Gleichzeitig wird der Name Benedikt aber auch von besonders Frommen gewählt und steht für große Frömmigkeit.

Nun kann man spekulieren  ::)
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Andrea am 20. April 2005, 16:52:06
@Sandra
ich würde  mich ja gerne, in dem Moment, wo ich merke dass ich nciht mehr Herr meiner Funktionen bin, einfach
in's Pendel haun. (für nicht Ösis: umbringen) Aber ich hab Angst, dass mir dann der Mut fehlt....
Der wird dir fehlen - mir übrigens auch. ;-) - In einem Hospiz wird man eben normal behandelt und nicht bemitleidet. Dort sind junge und alte Leute, die - aus welchen Gründen auch immer - sterben. Außerdem gibt's dort Ein-Bett-Zimmer, die man sich, so gut wie's geht, indiwiduell schön machen kann. Im Krankenhaus ist man eine Nummer, im Altersheim auch, also ab ins Hospiz. Vielleicht sind wir dann ja zufällig gleichzeitig dran. Dann treffen wir uns dort - in welchem Hospiz auch immer. -  
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Andrea am 20. April 2005, 17:01:22
Zitat Sandra:
hat sich denn wirklich irgendwer in dem Zustand befunden, den man so landläufig "Trauer" nennt?
Oder ging es nur darum, dass sie IRGENDWEN wollen...
Zweiteres, denke ich (dachte ich auch schon vorher). Und die Bildzeitung schrieb wohl heute: "Wir sind der Papst." oder so ähnlich. Deutschland ist stolz, heißt es - naja immerhin haben sie heute Morgen auf Sat1 auch ein paar kritische Stimmen gebracht. Der Bruder vom Ratzinger hat übrigens gesagt, er sei gar nicht so positiv überrascht. Wenn's denn so ist, müsste man halt damit umgehen.  Den genauen Wortlaut hab ich nicht mehr im Kopf.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Katinka Koschka am 20. April 2005, 17:18:01
ZitatRatzefutz (...) Ratzepips

(https://www.georgkreisler.net/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.solsburyhill.org%2Fforums%2Fimages%2Fsmiles%2Frotflol.gif&hash=13c81186d81496ad93e2136e2924909dfa7a7c3e)

ZitatDerjenige, der zum Papst gewählt wird, sucht sich seinen Papstnamen selber aus. Die Wahl des Papstnamens gilt dabei üblicherweise als programmatische Aussage für das kommende Pontifikat. Ratzinger hätte Johannes Paul III wählen können. Dass er das nicht gemacht hat, weist in eine Richtung, sich ein eigenes Profil geben zu wollen. Da er der engste Berater des Verflossenen war, finde ich das nachvollziehbar. Bei einem anderen Namen als dem des direkten Vorgängers gilt, dass damit zum Ausdruck gebracht werden soll, an das Pontifikat des letzten Papstes der diesen Namen trug, anknüpfen zu wollen. Im aktuellen Fall ist das Benedikt XV.

http://de.wikipedia.org/wiki/Benedikt_XV.

Die Namenswahl wird zur Zeit so interpretiert, dass sich der Neue eindeutig in die Tradition des sog. "Friedenspapstes" stellen will. Gleichzeitig wird der Name Benedikt aber auch von besonders Frommen gewählt und steht für große Frömmigkeit.

Nun kann man spekulieren  ::)


Aaach so.  :D
Dann hatte das bestimmt auch eine tiefe Bedeutung, daß sich damals der Johannes Paul der ERSTE so genannt hat und dass Wojtila dann der ZWEITE war
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dorian am 20. April 2005, 17:28:17
Zitat
Dann hatte das bestimmt auch eine tiefe Bedeutung, daß sich damals der Johannes Paul der ERSTE so genannt hat und dass Wojtila dann der ZWEITE war

Ja genau. Johannes Paul I wollte die (Reform)-Wege von Johannes 23 und Paul 6 fortführen. Daher vereinte er diese beiden Namen zu einem neuen.
Leider blieb ihm für sein Vorhaben nicht allzuviel Zeit.
Sein Nachfolger hat dann wohl aus Respekt für den früh verstorbenen dessen Namen fortgeführt. Programm kann's wohl nicht gewesen sein.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 20. April 2005, 18:04:45
Darüber hat man viel spekuliert. Als einigermaßen gesichert gilt, dass er den Namen als Zweiter gewählt hat, da der Tod Johannes Paul I sehr seltsam war und die Namenswahl damit in Zusammenhang gebracht wurde. Er starb 33 Tage nach seiner Wahl zum Papst unter sehr mysteriösen Umständen. Eine Obduktion wurde vom Vatikan verweigert. Er ging abends ganz normal und quicklebendig allerdings mit einer Erkältung ins Bett. Am nächsten Morgen saß er sitzend, tot, lächelnd und mit irgendwas, das ich vergessen habe, in der Hand in seinem Bett. Da niemand so stirbt, weil die Muskeln erschlaffen, wurde sehr schnell über Ermordung spekuliert. Es gibt dazu unzählige Verschwörungstheorien. Sicher ist dabei allerdings, dass Johannes Paul I. nachweislich korrupte Machenschaften der Vatikanbank aufdecken wollte und hier bereits eifrig dran war.

Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dorian am 20. April 2005, 18:23:31
ZitatAls einigermaßen gesichert gilt, dass er den Namen als Zweiter gewählt hat,
stimmt.

ZitatSicher ist dabei allerdings, dass Johannes Paul I. nachweislich korrupte Machenschaften der Vatikanbank aufdecken wollte und hier bereits eifrig dran war.
Wenig gesichertes, sondern viel Spekulation vom Krimiautor Yallop.
Sicher ist, dass er nachweislich herzkrank war (und deshalb auch die Wahl erst nicht annehmen wollte). Verschwörungstheorien verkaufen sich aber besser.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 20. April 2005, 19:07:41
Es handelt sich nicht um einen Krimi sondern um ein Sachbuch, wobei richtig ist, dass Verschwörungstheorien sich immer gut verkaufen. Die korrupten Machenschaften der Vatikanbank sind allerdings weder ein Hirngespinst noch im Bereich der Verschwörungstheorien angesiedelt.

1970undeinpaarzerquetschte war das ein großer Skandal, der überall durch die Presse ging: Es kam raus, dass die Bank dubiose Geschäfte betrieb und vor allem kam raus, dass dort Drogengeld gewaschen wurde. Erzbischof Marcinkus leitete die Bank zu der Zeit und wurde mit den Skandalen in enge Verbindung gebracht. Es ist auch kein Gerücht, dass sich Papst Johannes Paul I. als er noch Kardinal war, massiv für eine restlose Aufdeckung der Machenschaften der Bank einsetzte.

Dass die Vatikanbank bis heute noch nie irgendeine Bilanz offen gelegt hat, spricht auch nicht gerade für eine reine Weste - nur mal so by the way.

Es gibt natürlich auch eine viel harmlosere These zum plötzlichen Tod Johannes Paul I.: Er soll herzkrank gewesen sein und das auch gesagt haben. 33 Tage nach seiner Wahl fiel er tot um. Die Mitglieder des damaligen Konklave hätten also mindestens zugeben müssen, dass sie mit der Wahl reichlich daneben gegriffen haben, nix heiliger Geist und so. Es wird auch behauptet, dass der Obduktion nicht zugestimmt wurde, weil dann offensichtlich geworden wäre, wie krank er war und die Kardinäle, die ihn gewählt haben dann als Deppen dagestanden hätten.

Eigenartig bleibt, warum sie ihn vom Ort, wo immer er auch gestorben ist, in sein Bett geschafft haben und behauptet haben, er sei da so gefunden worden. Denn klar ist (rein körpertechnisch betrachtet), so jedenfalls kann er da im Bett nicht hingeschieden sein.

Wie auch immer, ist mir auch wurscht, ich wollte eigentlich nur erzählen, dass die Namenswahl von Johannes Paul II. mit Johannes Paul I. damals in diesen Zusammenhang gestellt wurde.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bastian am 20. April 2005, 19:33:36
Immerhin erfahre ich in diesen Zeiten mal was über die Kirche und ihre Päpste. Danke Dagmar! Noch was Nebenbeies:

Die Obduktion wurde damals wohl auch mit der Begründung abgelehnt, dass der Respekt vor dem Papst diese verbiete. Nicht verbieten tut er allerdings die Einbalsamierung des Leichnams. Und das ist ja auch etwas anderes als z.B. eine Gurkenmaske. Die ticken schon etwas anders als unsereins...

ZitatMit der Verwechseleung täuscht Du Dich
Hihi, und da wiederum irrst du dich.  ;D Aber ich hab dafür mittlerweile kapiert, warum Sandra sich selbst mit Dorian verwechselt hatte. Wegen Grace- Detlev nämlich. Obwohl es um den Belgier ging. Hach, ist das kompliziert. Wir werden niemals Päpste sein, wenn wir derart fehlbar daherkommen, tss- tss...
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dorian am 20. April 2005, 20:02:32
ZitatWir werden niemals Päpste sein, wenn wir derart fehlbar daherkommen, tss- tss...
Wir sind's doch schon laut Bild-Zeitung  :o
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bastian am 20. April 2005, 20:05:34
Ach ja! Stimmt ja. Nun dann lass uns mal nen Namen aussuchen.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dorian am 20. April 2005, 20:14:18
Dorian I klingt doch nicht schlecht.

Den Wahlspruch meines Pontifikats hab' ich auch schon:

"Der einzige Weg, eine Versuchung loszuwerden, ist, ihr nachzugeben."
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bastian am 20. April 2005, 20:56:02
Verdammt, mir ist gerade eine blöde Frage eingefallen. Ich würde Forsa dafür kritisieren, wenn sie mit dieser bekloppten Frage bei mir anriefen, anscheißen tät ich sie und auflegen... Verdammte Telephonumfragen!

Hier ist sie:
Nützt die Wahl von Rakete der CDU?
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 20. April 2005, 21:16:31
ZitatHihi, und da wiederum irrst du dich.

Na, das lasse ich ja nicht einfach auf mir sitzen  ;) :

In #56 habe ich auf den Ratzinger getippt. In #57 sagte Sandra, dass sie das nicht glaubt. In #58 tippte Dorian auf den Belgier, in #59 erzählte Sandra, dass die österreichischen Zeitungen auf den Österreicher tippen. Dann ging's lange um spanische Umlaute und in #73 brachte Sandra dann die jüdische schwule schwarze Frau ins Spiel, für die Du in #75 einen Namen vorschlugst. Dann starb Herr Schmitz und dann war der Benediktus da und Sandra sagte in #92, sie hätte nicht auf den Begier getippt, sondern nur gesagt schwarz sollte er sein.

Alles klar  ;)

Zur Frage:

Ich glaube schon, dass es nützt. Weniger wegen der Wahl jetzt. Ich glaube, dass der Weltjugendtag nächstes Jahr in Köln, zu dem der neue Papst seine Zusage gegeben hat, einen Massenhype auslösen wird. Und DAS wird nützen.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bassmeister am 20. April 2005, 23:12:39
ZitatVerdammt, mir ist gerade eine blöde Frage eingefallen. Ich würde Forsa dafür kritisieren, wenn sie mit dieser bekloppten Frage bei mir anriefen, anscheißen tät ich sie und auflegen... Verdammte Telephonumfragen!

Hier ist sie:
Nützt die Wahl von Rakete der CDU?

Das habe ich mich allerdings auch schon gefragt. Allerdings glaube ich, daß die nach 8 Jahren rot/grün sowieso einige Chancen haben.

bei Telephonumfragen bin ich allerdings meist extrem Freundlich und lustig mit den Leuten - ich mach mir gern einen Spaß daraus und erst am Ende lass ich sie spüren, daß sie mir nichts verkaufen können. Dann haben sie ne Menge Zeit verplaudert. Ich glaube, die haben ein Limit, wieviel sie höchstens mit Menschen reden dürfen, die keine potentiellen Kunden sind. Hab schon viel gelacht dabei.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Andrea am 20. April 2005, 23:16:49
Abgesehen davon, dass ich diese Partei nie nie niemals wählen würde, was hoffentlich jeder weiß ;D, würden die Schweine uns dann auch noch (sehr christlich) das Blindengeld in Deutschland wegnehmen. Die wüten da schon in einigen Bundesländern. Hannover kriegt nur noch bis 27 Jahre Blindengeld, dann ist schluss. In Badenwürtemberg, Thüringen und wasweißichnochwo fangen die jetzt auch schon mit dem Scheiß an, und irgendwann bald droht uns das bestimmt auch in NRW. Urgh! Danke Rakete und Konsorten!
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bastian am 20. April 2005, 23:28:05
Zu diesem Thema sagte Harald Schmidt just in seiner Sendung (sinngemäß):
"Was hat der polnische Papst Woytila für die Polen Bedeutet?... Den Fall des Regimes.
Und was bedeutet der deutsche Papst nun für die Deutschen...?"  :D
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 21. April 2005, 01:12:16
Ach, den Rechtsruck gibt es überall, weil die Leute Angst haben (ihnen angst gemacht wird) es könnte ihnen an die Ersparnisse gehen.
Und Berlusconi tritt zurück, um sich gleich wieder einzusetzen.
Und die Kirche ist per definitionem konservativ - wenn man sie entkonservt, ist sie keine Kirche mehr. Da haben die schon Recht. Da geht's eben nicht so wie bei den Juden, wo es einfach irre viele reformierte Gemeinden gibt - weil es nicht viele Gemeinden, sondern nur EINE gibt. Und um EINER zu bleiben, muss man dogmatisch und starr sein, sonst zerfleddert man.
Das gibt doch sofort einen Schwall an Änderungen, wenn sie eine zulassen.

Das Einzige, was passieren könnte, wenn Kirche von Unten oder seitwärts oder woauchimmer stärker wird, ist noch ein schisma. Dann gibts die Evangelen, (die ja schon zerfleddert sind, in Calvinisten und wasweissichnochalles) die Katholen, und eine andere Katholische Gruppe, die halt Frauen zulässt, und Präser, und vielleicht sogar zugibt, dass Magdalena ne Nutte war oder was weiss ich.

Das ist ja in der Politik genauso: Es gibt Rechte. Und vielleicht noch sehr Rechte.
Aber es gibt moderate Linke, und halblinke und liberale Linke und viertellinksmitteoben Linke, wie Wecker sagt.

Toleranz heisst auch: Machtverlust.


ZitatUnd was bedeutet der deutsche Papst nun für die Deutschen...?"  
Tscha.
Da hab ich eben die Angst, dass er dazu beiträgt, dass die Deutschen sich wieder "obenauf" fühlen. Das ist zwar für die Deutschen vermutlich gut. Gerade jetzt, wo sie sich alle fühlen, als stünden sie vor dem totalen wirtschaftlichen Kollaps. (Möglcherweise ist er sogar gerade dadurch für die Linke gut - weil man sich links nur leistet, wenn man sich sicher fühlt.)
Aber wie gesagt, bei mir sind da vererbte Tendenzen des Unbehagens vor so einem neuen Nationalstolz in Deutschland.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: kampmann am 21. April 2005, 02:58:11
ich war gestern abend hier in La Paz auf einer Geburtstagsfeier, und als ich ankam, wurde ich vom Hausherrn (einem ehemaligen Manager von Toyota hier) sofort mit den Worten empfangen: Ratzinger, el alemán, es papa!!

Und dann bemerkte er noch, ohne sich auf Einzelheiten einzulassen, dass es international viele kritische Stimmen gegeben haette.


Tja, ich hatte mir ja einen Suedamerikaner gewuenscht ...

ZitatIn Lateinamerika haben sie ein paar andere Sorgen als sich um Frauen in Kirchenämtern zu kümmern. Die kath. Kirche dort ist überwiegend mit dem Problem der Massenarmut beschäftigt.  

Das ist wirklich war, hier, wo ich derzeit arbeite, werden aus Emanzipationsgruenden zwar junge Maedchen ausgebildet (SOS-Kinderdorf), aber der Machismo hier ist ziemlich gross .... Und noch groesser ist die Armut hier in Bolivien (80 % von 8 Mill. leben unterhalb der offiziellen Armutsgrenze!!) - Wenn die Kirche hier was taete, waere nicht schlecht!!
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 21. April 2005, 09:46:57
Tja, aber wie ich gehört habe, hat der Ratzefutz schon angemerkt, dass er die Befreiungstheologie abschaffen, zumindest eindämmen will.

Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 21. April 2005, 10:36:10
Es ist noch schlimmer: Von Eindämmen kann keine Rede mehr sein sondern eher von Auslöschen. Gerade der Ratzinger hat in seinen Büchern immer wieder der Befreiungstheologie schroffe Absagen erteilt. So weit so schlecht. Unerträglich fand und finde ich aber, dass er es dabei in den vergangenen Jahren nicht hat bewenden lassen: Befreiungstheologen wurde reihenweise die Lehrerlaubnis entzogen und zwar maßgeblich auf Betreiben von Ratzinger. DAS ist im Kern das, warum ich so enttäuscht bin: Ich sehe schon auch, dass eine gewisse Starrheit oder positiv ausgedrückt Kontinuität auch wichtig sein kann für eine solche Kirche. Aber diskutieren können muss man alles, ob es dann klug ist, alles auch gleich umzusetzen, ist eine zweite Frage. Anderen den Mund zu verbieten und ihnen das Recht zu nehmen, in ihren Berufen zu arbeiten, verhindert nicht nur jede Weiterentwicklung, das ist menschenverachtend und totalitär. Das ist jetzt keine besonders neue Erkenntnis oder Weisheit, dass die kath. Kirche totalitär ist. Ich will mehr begründen, warum ich dem Ratzinger kein Wort glaube von dem, was er da gestern so erzählt hat. Alle zeitungen sind heute voll des Lobes und die Evangelen sind ganz aufgeregt und sprechen von "neuer Hoffnung". Der Mann ist unbestritten sehr sehr klug. Deshalb glaube ich, das ist alles Taktik.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 21. April 2005, 10:55:20
In den Österreichischen Medien wartet man da eher ab. Überschriften wie "Schafft er es vom Panzerkardinal zum Guten Hirten?" sind keine Seltenheit. Aber weil er bayrisch ist, und nicht so eine Piefke-Sprache spricht sondern ein weicheres deutsch, ist er auch den Ösis recht nah.

Aus meiner Sicht ist es ja längerfristig garnicht so schlecht, wenn er mega-starr ist - denn dann kommt ein Schisma näher, und ich mag's wie gesagt garnicht, wenn eine Institution soviel Macht hat.

Ausserdem ist er ja schwerkrank, und viele Journalisten sagen, das hat auch zu seiner Wahl beigetragen, sie wollen jetzt ein kürzeres Pontifikat.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 21. April 2005, 14:05:28
Was? Echt? Davon weiß ich bislang nichts. Was hat er denn? Ich weiß nur, dass er 78 ist und damit der älteste Kardinal war. Und dass sein Alter auch eine Rolle gespielt haben soll, weil es nicht zu erwarten ist, dass sein Pontifikat dann 30 Jahre dauert. Somit also eher Übergangspapst. Von schwerkrank habe ich bislang nichts gehört.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bassmeister am 21. April 2005, 14:11:23
Was? Schwer krank auch noch? Das hatten wir doch gerade erst. Aber wundern tut mich das nicht. Innere Starre mündet ja sehr oft in Krankheit.

"Gottes Rottweiler wird Papst" : So sehen es die Engländer :-))
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,352464,00.html
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dorian am 21. April 2005, 15:02:15
Zitat"Gottes Rottweiler wird Papst" : So sehen es die Engländer

Ja, der hässliche Deutsche auf Seite eins und Titten auf Seite drei. In England immer der Garant für hohe Auflagen. Kann man durchaus lustig finden - wenn man's entsprechend einzuordnen weiss.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 21. April 2005, 15:19:31
Danke für den Spiegel - Hinweis. Und was die Bewertung der in seltener Einmütigkeit versammelten englischen Presse betrifft:

Besser als der Spiegel kann man es kaum ausdrücken: Wenn man sich erst seit vorgestern in die katholische Materie einlesen musste...
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 21. April 2005, 15:56:44
Ja, komisch.
Zuerst war da überall was zu lesen, dass sein Bruder gesagt habe, wegen Ratzes schlechter Gesundheit wird er sicher nicht paps und so. Und dass er eben schwer krank sei - hatte aber vergessen, was.
und jetzt habe ich gegoogelt und gegoogelt, und alle diesbezügleichen Artikel sind weg...

........

Den Taz Titel finde ich fein.
(@ Andrea: die ganze Seite schwarz - und nur die Aufschrift: "Oh mein Gott")
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Bassmeister am 21. April 2005, 20:07:35
ZitatJa, komisch.
Zuerst war da überall was zu lesen, dass sein Bruder gesagt habe, wegen Ratzes schlechter Gesundheit wird er sicher nicht paps und so. Und dass er eben schwer krank sei - hatte aber vergessen, was.
und jetzt habe ich gegoogelt und gegoogelt, und alle diesbezügleichen Artikel sind weg...

........

Den Taz Titel finde ich fein.
(@ Andrea: die ganze Seite schwarz - und nur die Aufschrift: "Oh mein Gott")


Oh - wie schön!  >:( Ich dachte immer, seit 1990 haben wir Pressefreiheit. Aber das ist ja mal wieder wunderbar - bloß keinem zu nahe treten... Ich habe inzwischen eh das Gefühl, die Nachrichten, die wir bekommen sind spärlich, werden aufgebauscht, damit wir das nicht merken und enthalten genau das, was wir wissen und worüber wir diskutieren sollen. Und dank Internet-Foren läßt sich der Diskussionsfluß der Menschen ja nun unauffällig und umfassend verfolgen.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 21. April 2005, 21:32:16
Zitatund jetzt habe ich gegoogelt und gegoogelt, und alle diesbezügleichen Artikel sind weg...

Hähähä - das hatten wir doch schon mal: Mal sehen, was in 33 Tagen passiert... ;)
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Andrea am 23. April 2005, 01:23:50
Super!
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 28. April 2005, 22:42:21
Das ist der Hammer:

Ich war gerade bei ebay, weil ich noch eine Ergänzung für meine Notationssoftware suche. Gab es aber nicht, also habe ich so ein bisschen herum gesurft, lande bei Autos und finde das:

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&category=68191&item=4545301886&rd=1&ssPageName=WDVW#ShippingPayment

Jörg wusste das schon, weil er das heute irgendwo im Radio gehört hatte. Der Wagen steht bei 145.000, das muss man sich mal vorstellen. Dafür kann man ein halbes Haus kaufen. Und die Auktion geht noch 6 Tage. Das ist unfassbar, bloß weil da mal irgendso ein Mensch drin gesessen hat, der jetzt der Obermaxe bei den Katholen ist.

Seitdem ich das las, durchsuche ich meine Wohnung von oben bis unten in der Hoffnung, irgendwo einen alten Umschlag Kirchenpost zu finden, auf dem sich die Fingerabdrücke von Ratzinger nachweisen lassen  ;)
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: kampmann am 28. April 2005, 23:51:01
es sind nur 45000 Euro ... Habe gerade reingeschaut!!!

So verrueckt ist die Welt ja nun nicht ...
Bis bald, am Sonnabend ist die Rueckreise ... Sonntag abend zuhause in Peine
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 29. April 2005, 01:05:43
Da sind wahrscheinlich eine Menge Scherzbieter, die schnell vom System korrigiert werden, oder es ist eine von diesen Rückwärtsauktionen (das machen aber eigentlich nur andere Auktionshäuser, ebay macht das eigentlich nicht). Es ist komisch, denn der Verkäufer lässt nur registrierte Bieter zu. Das schließt Scherzbieter eigentlich so gut wie aus.

Als ich das entdeckte, stand das aktuelle Gebot bei 185.000. Ich dachte "die Menschen müssen alle spinnen" und habe das meinem Mann erzählt. Der kannte die Auktion, wie gesagt schon aus dem Radio, wir redeten eine Weile, rauchten usw. Als ich dann wieder bei ebay weiter machte, stand das Gebot plötzlich bei 145.000. Ich dachte, dass ich mich beim ersten Mal wohl verguckt hätte.

Tja, und jetzt steht es bei 45.000. Merkwürdig. Vielleicht ist es doch eine Rückwärtsauktion. Ist ja auch egal, 45.000 sind auch der blanke Wahnsinn für einen kleinen Golf. Wobei ich dem kleinen Zivi, der die Karre versteigert, von Herzen wünsche, dass er damit richtig Kohle macht. Hoffentlich findet sich noch ein Irrer mit viel Geld, der den 21-jähigen richtig reich macht. Fanatismus muss bestraft werden.

Gute Reise @kampmann  :-*

Ach so, nochwas: Lest mal die Mails zu der Auktion, die sind zum Teil superwitzig: "Kommt aus dem Auspuff weißer oder schwarzer Rauch"?
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: kampmann am 29. April 2005, 04:09:03
@dagmar, vielen Dank fuer die Wuensche ... Wir treffen uns in Deutschland, vielleicht findet sich ja jemand, der die Artikel ueber Papst und Wirtschaft nach hier uebersetzt.

Ganz habe ich die hoffnung noch nicht aufgegeben ...

Ansonsten: ich werde noch was zu Deiner CD-schreiben ... hab sie zuhause ...



adios

Nebenbei: ich habe versucht, etwas zum Thema "Befreiungstheologie" hier zu finden, aber das gar nicht so einfach, hast Du was dazu ??
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Alexander am 29. April 2005, 09:54:25
Danke Dagmar für diesen ebay-Link! Es ist immer wieder erstaunlich, dass keine Phantasie der Welt absurder sein kann als die Wirklichkeit. Alleine die Fragen und Antworten dort - herrlich!
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Guntram am 29. April 2005, 23:09:25
Ob er das Auto auch gefahren hat?

In einem Bericht hieß es, er hätte keinen Führerschein.



Buchtip:

"Gottes erster Diener" von Peter DeRosa, ist zwar schon ein paar Jahre alt, aber immer noch aktuell (denke ich).
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 30. April 2005, 21:27:39
ZitatNebenbei: ich habe versucht, etwas zum Thema "Befreiungstheologie" hier zu finden, aber das gar nicht so einfach, hast Du was dazu ??

http://members.aol.com/befreiungstheo/

Und hier noch ein Literaturhinweis:

http://www.autor.billigerkaufen.com/74083-74084-884139_3786723109-Gotthold-Hasenhuettl-Freiheit-in-Fesseln-Die-Chance-der-Befreiungstheologie.html

Der schreibt ganz gut. Ansonsten die üblichen Verdächtigen: Eugen Drewermann und Hans Küng. Beide sind keine Befreiungstheologen im klassischen Sinn, schreiben aber sehr interessante Thesen.

http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/11/0,1872,2053579,00.html
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Suse am 09. Juni 2005, 19:26:52
Wie tot der Papst immer noch ist, hat er heute wieder gezeigt: mein Liebster hat mir berichtet, der Papst hätte sich heute zu Abtreibungen und Homosexualität geäußert. Leider weiß er nicht mehr den genauen Wortlaut, aber es ging natürlich in die altbekannte Richtung: Pfui und Deibel und is-nix-mit-Himmelreich.
Trift mich jetzt nicht sooo- wir werden wohl nie Freunde werden und ich kann auch nix mit ihm anfangen. Aber schade finde ich es schon.  :(
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 09. Juni 2005, 22:37:33
In Italien steht dieses Wochenende eine Volksabstimmung an zu 4 Teilen eines Gesetzes zur Fertilisationsbehandlung und zur embryonalen Stammzellenforschung. Die Befürworter und Gegner haben sich in den letzten Wochen in eine sehr eskalierte und sehr polarisiert geführte Diskussion darüber begeben. Die italienischen Medien berichten eher sachlich und auf relativ hohem Niveau über die Hintergründe.

Der Papst hält sich offiziell sehr zurück mit Stellungnahmen. Er hat verhältnismäßig wenig dazu gesagt. Braucht er auch nicht, denn er hat ersatzweise einen seiner Kardinäle vorgeschickt, der seit Wochen in der ganzen Diskussion mitmischt und erheblich zur Polarisierung beigetragen hat. Offiziell ruft der Vatikan zur Enthaltung der Stimme bei der Volksabstimmung auf, weil das Thema komplex betrachtet werden muss. Dies wirkt auf den ersten Blick relativ liberal. Nach Einschätzungen, die ich gelesen habe, gilt es aber als ausgemacht, dass der Vatikan austesten will, inwieweit es nach der ganzen Papst-Manie jetzt erneut möglich ist, auf die italieneische Innenpolitik Einfluß zu nehmen wie in den "guten alten Zeiten". Bekannt ist auch schon, dass die erste Enzyklia des neuen Papstes sich genau mit dem Thema beschäftigen soll.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 09. Juni 2005, 22:48:22
Mich besorgt sowas schon eher, und zwar weil es seit ein paar Jahren vorwiegend die jungen Leute sind, die plötzlich hyper-kirchlich werden.
Vor 6 jahren oder so war die Kirche eine sterbende Institution, wo ein paar alte Weiblein Hostien gefuttert haben - da war's wurscht, wie rückständig sie ist. Aber jetzt wird sie offenbar wieder zu einer macht auch im Volk - in der politik ist sie es leider in etlichen Ländern...

Hüben die Katholen, drüben die Muslime - da steckt schon was dahinter. Und wenn beide Seiten weiter so polarisierend und Menschenfeindlich bleiben, wird die Stimmung nicht wirklich netter....
Das ist auch ein Auswuchs der Tatsache, dass es kaum noch Seelen-futter für die Menschen gibt, nur noch Gottschalk in Rikschas. Aber die Menschen brauchen nun mal Seelenfutter.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Guntram am 09. Juni 2005, 23:57:23
Peter DeRosa schreibt in seinem Buch "Gottes erster Diener" nach seinem Tod wird jeder Papst mächtiger als er je war, denn er ist unfehlbar, d. h. nur er selbst kann sich korrigieren. Würde ein Nachfolger einen Entscheidung eines Vorgänger kritisieren, ändern oder wiederrufen, würde das die Unfehlbarkeit in Frage stellen. Folglich kann einen Entscheidung/Aussage eines toten Papstes nicht verändert werden und bleibt für alle Ewigkeiten bestehen.

Kleine schleichende Korrekturen werden aber wohl laufend vorgenommen, besonders wenn sich keiner mehr an den Ursprung erinnert. So wurde z. B. bei der Frage: Wann beginnt das Leben (Geburt, 3. Monat, Zeugung) ganz langsam bis auf die Zeugung vorverlegt worden. Vor 100 Jahren sahen das noch ganz anders aus. Würde die damalige Meinung noch gelten, nämlich die Geburt, hätte die kath. Kirche keine Probleme mit der Abtreibung.

Beim JP II der sehr populär war wir das oben gesagte in die Extreme gehen, weil zukünftige Kirchenobere immer nachschauen werden wie war seine Meinung zu einem Thema und wenn er heilig gesprochen wird ist es dann ganz aus.

Eine Differenz zu Benedikt gibt es aber. JP hat die Massen begeister und bewegt. Benedikt will weniger Masse und lieber Klasse, sprich "echte Gläubige", keine kurzzeitig begeisterte.
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Dagmar am 11. Juni 2005, 01:28:28
Für mich ist das nicht sehr verwunderlich: In Zeiten des kompletten Werte- und Kulturverfalls entsteht ein wirklich großes Vakuum - nicht nur aber besonders für die jungen Leute. Die rennen dann zu Gottschalks Rischka, zu Sternchen und Big Brother, zu Sekten, Drogen und eben auch zu Dogmen der Kirchen.

Ich ärgere mich! Ich ärgere mich über die Blödheit und Borniertheit der Kirchen, die nämlich eigentlich in einer christlich geprägten Kultur durchaus sinnvolle Werte vermitteln könnten, wenn sie denn ein einziges Mal begreifen würden, dass sie diese Aufgabe 2005 und nicht 1150 haben.  Und ich ärgere mich über die Masse, die nur kritisiert ohne wirklich Substanzielles beizutragen zur Wertediskussion; ausser "Kirche ist Scheiße" - das finde ich nicht sehr substanziell!
Titel: Re: Der Papst ist tot
Beitrag von: Sandra am 11. Juni 2005, 08:53:19
In komplizierten Zeiten suchen die Menschen einfache Antworten - das ist doch das Übel. Und das gilt leider für Kirche wie Kirchenkritiker.