Der Papst ist tot

Begonnen von Nase, 03. April 2005, 01:59:12

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Bastian

ZitatSchwul - UND lesbisch
Papst Grace- Detlev die erste?

Andrea

Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Bastian

#77
Nicht nur der Papst.

Nach kurzer, offenbar unbemerkt gebliebener Krankheit ist gestern überraschend ein langjähriger Begleiter verstorben. Herr Schmitz ("Schmittchen") wurde etwa sieben Jahre alt. Genau weiß ichs nicht, weil ich vergessen hab auf seinen Ring zu schauen. Er starb im Beisein all seiner Freunde und Bekannten.

Er gehörte, anders als die dicke Slavica, zu den eher liberalen Sittichen. Unvergessen bleibt sein Engagement für Zugereiste und Asylanten. Erst letztes Jahr brachte er dem grob vernachlässigten Piet (ebenfalls 7 Jahre) das Fliegen bei.

Er wurde gestern gegen 18 Uhr unter Einbeziehung der gesamten Düsseldorfer Öffentlichkeit in der Nähe der Johanniskirche beigesetzt. Unter einem Baum. Mit Hilfe eines Löffels.

Während der Sedisvakanz muss ich mir überlegen, ob ich mir wirklich wieder einen dritten Wellensittich zulegen soll, oder ob's nicht gescheiter ist, die beiden anderen in wirklich liebevolle Hände zu drücken. Aber so gut wie hier haben sie es nirgendwo, fürchte ich...

Sandra

Oje.:-[ Mein Beileid. Nein, ganz ernsthaft.
Vermissen die anderen Beiden ihn denn? Dann würde ich für einen dritten plädieren - ich schätze mal, vom Arbeitsaufwand ist es nicht so rasend viel anders, oder?
Vor allem: was für eine Krankheit? Die anderen beiden sind okay?  

Dorian

Mein Beileid auch. Hatte auch mal 'nen Wellensittich.

Bastian

Oh, danke schön! Hab keine Ahnung, was für eine Krankheit das war. Ist immer schwer zu sagen bei so kleinen Tierchen. Er war nicht abgemagert, also keine Kropfentzündung. Er hat nicht gekräht, oder sich gequält. Einfach nur still dagesessen und immer schwächer geworden. Vielleicht irgendein "spontanes" Organversagen oder so.

Den andern beiden scheint es heute super zu gehen, sie sitzen da, quasseln und beschnabulieren sich gegenseitig. Klar, gestern haben sie ihn ständig gerufen- ich hatte ihn in einem kleineren Käfig auf dem Tisch stehen, und sie haben es schon mitbekommen. Und sie wären bestimmt vorbeigeflogen, wenn ich ihren Käfig nicht zugemacht hätte. Aber das Geflatter im Raum hätte Herrn Schmitz in seinem kleinen Transportkäfig völlig verrückt gemacht, dann hätte er instinktiv mitgewollt und sich möglicherweise verletzt. So lag er Nahe bei seinen Kollegen, konnte sie hören, hat sich ab und zu aufgerichtet und ist dann immer tiefer eingeschlafen. Eigentlich war's schön so.

Dagmar

Lieber Basti, sei umarmt und getröstet von mir  :-* :-* :-* - ich habe Dir eben schon eine kleine Mail geschickt.
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Andrea

Woran hast du denn gemerkt, dass es mit dem Schmidtchen zuende ging, sodass du ihn dann in einen kleinen Käfig tun konntest? Vielleicht wär's schöner für ihn gewesen, mit den anderen beiden im großen Käfig zu sein und zwischen ihnen zu sterben. Käfig zu... Dann hätten sie eben mal ein paar Stunden nicht fliegen können... Aber vielleicht auch nicht. Gut, dass dem kleinen nichts weh getan hat. Warum sind zwei Vögel nicht genug? Müssen es wirklich drei sein? Ich meine, wir waren im Internat immer - zumindestens in meinen letzten Internatsjahren - in 3Bett-Zimmern. Und da hat sich immer eine von den anderen beiden zurückgestoßen gefühlt. Vielleicht ist das ja bei Vögeln auch so.? Zwei oder vier wären gut. Aber wenn du sie sowieso abgeben willst, dann kommen sie ja vielleicht zu zwei anderen.
Ich fühle mich mit den zwei Hunden hier sehr wohl. Klar, jede von den Mädels hat ihren wichtigsten Menschen, also ihr menschliches Mädel ;D, aber zuzweit fühlen sie sich, glaub ich, auch wohl. Seit Kurzem traue ich mich auch mit Smokey UND Sissi alleine raus gehen. Das macht Spaß mit zwei großen Hunden. Eine links, eine rechts. Smokey geht links und führt uns in den Park. Die Radfahrer haben Mühe auszuweichen, wodurch sich mir immer wieder ein schadenfrohes Lächeln ins Gesicht zwingt, glaub ich, denn sonst fahren die mich fast übern Haufen. Aber bei zwei Hunden müssen sie wieder lernen, wo sich die Bremse an ihrem Fahrrad befindet. Auch die Fußgänger gehen zur Seite. Vielleicht sollte ich mit den beiden mal in die Fußgängerzoone gehen. Dann hätte ich beim Einkaufen mehr Platz. Sonst, "nur" mit Smokey, rempeln die mich an, weichen ganz knapp aus, sodass ich ihre Gegenwart al zu nah empfinde.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Bastian

ZitatVielleicht wär's schöner für ihn gewesen, mit den anderen beiden im großen Käfig zu sein und zwischen ihnen zu sterben. Käfig zu...
Ja, das hatte ich auch überlegt. Ich hätte es zuerst eigentlich auch vorgezogen, nur ist der Käfig unten voller Sand und.. naja, ich wills nicht zu sehr ausführen, aber es ist nicht sehr angenehm das Zeug in den Augen zu haben. Wenn man schon so blöd dahinwälzt und die Flügel spreizt... Ich wollte ja zuerst mit ihm zum Doc, drum auch der kleine Transportkäfig. Und da hab ich ihn dann auch dringelassen, als es so zügig schlechter ging. Da hatte er mehr Stütze zum anlehnen, und um sich zurückzuziehen. Das brauchte er auch, und er hat die dunklere Ecke gesucht, es war schon richtig so.

Ich bin wirklich nicht in tiefster Trauer. Auch die andern beiden nicht. Nur: überrascht sind wir alle. Das hab ich auch heute bemerkt, als sie mehrmals zu zweit losflogen, und dann ZWEI Runden am Stück drehten, weil ihnen etwas fehlte; jemand fehlte. Das ist ihnen aufgefallen. Denn es war gerade die Dreierkonstellation, die Bewegung reingebracht hat. Sie haben auf Schmitz gewartet, aber er flog nicht mehr mit.

Wir Menschen sind da anders, weil wir uns schnell ausgegrenzt fühlen, nur weil andere sich gerade miteinander befassen. Bei Papas ist das etwas anders: als Schwarmtiere sind sie zu jeder Zeit völlig begeistert von dem, was die anderen gerade tun. Sie fliegen gleichzeitig rum, sie schlafen gleichzeitig ein und sie putzen sich gleichzeitig. Bis hin zum Scheißen... Da fühlt man sich nicht schnell ausgeschlossen, weil jeder zur gleichen Zeit auf alle anderen schaut. Auch wenn man nicht gerade cheek to cheek mit einem der anderen ist. Es zählt das Kollektiv. Ja, das ist bei Papageien HERZENSangelegenheit, nicht Ideologie.  ;)

Zwei auf Dauer sind sich dann aus eben diesem Grund auch zu schnell einig, und das ist nicht gut für aufmerksame Wesen. Weil sie nicht mehr durch den Dritten aus der Bahn geworfen werden, sondern ideell verkümmern. Die Abwechslung fehlt. Klar wären vier gut, oder acht, oder zwanzig... Nur halte ich das psychisch nicht aus. Vier wäre schon OK, das hab ich schon gehabt, und kann's mir auch wieder vorstellen, nur bin ich in der letzten Zeit eh oft länger weggewesen und hatte oft das Problem mit dem Abgeben. Da fiele es mir leichter, wenn sie es an einem andern Ort DAUERHAFT gut hätten.

Ich wünsche ihnen eben DAS schon seit Jahren: dass sie einem solchen Pulk von Vögeln beitreten können, aber den findste nicht so schnell, weil die meisten Leute sich lieber daran ergötzen, dass ihr einer "Pucki" vor lauter Einsamkeit sprechen lernt... Sie wollen Schmuck statt Freude. Und denen gebe ich meine Anarchos nicht! Niemals!

Es geht mir auch gar nicht um mich, ich brauche zur Freude keinen zahmen Kuschel, ich will sehen, dass SIE sich freuen, DAS ist ja das Schöne dran. Und das tun sie nicht als reines Pärchen, die brauchen Action und Kollegen. Drum fliegen sie hier den ganzen Tag umher und erkunden mein Appartement. Sie sitzen auf Bilderrahmen und Schrankwänden... Du kennst es ja, Andrea, sie sind dir ja auch schon um den Kopf geflogen. Und sie scheißen nur in den Käfig. Die Wohnung bleibt funktionstüchtig.

Ich will jetzt auch weiß Gott keinen Kleintierthread aufmachen. Paintball reicht. Aber es ist schon sehr interessant:
Was mir ein Rätsel ist, ist dieser Übergang vom hier zum wo. Also das Sterben. Papst oder Schmittchen... Ich bin jetzt schon einige Male dabeigewesen, als jemand starb. Noch nie bei einem Menschen, aber schon mehrmals bei anderen Tieren. Und mir fährt jedes Mal ein enormer Respekt in die Glieder, wenn ich versuche diesen EINEN, besonderen Schritt zu verfolgen.

Ich hab das Gefühl, dass ich ihn nicht fassen kann: Da liegt vor mir ein kleines Leben, das keinen Deut kleiner ist als das Meine. Es ist nur ein etwas kleineres Tier, das ist alles. Und es erlebt gerade etwas ganz Persönliches. Etwas das ich nicht nachvollziehen kann, und das mir auch irgendwann bevorsteht. Und ich kann ihm nicht helfen: Ich hab keinen Rat, ich sehe nicht voraus, was mit ihm geschieht, ich meine beinahe eher, ich könnte von IHM lernen. Und nicht einmal das stimmt. Ich bleibe hilflos.

Es ist mir in diesem Moment Meilen und Zeiten voraus. Und da steh ich hilflos und voller Bewunderung daneben. War auch bei Herrn Schmitz so. Er ist mir über, was diese Sache angeht. Und er war ganz bei sich, er hat gegen Ende nix mehr mitbekommen, nur bei sich.

Ich kanns nicht besser schreiben. Wieder einmal kapituliert die Sprache vor der Reaität. Aber gut, der Moment bleibt in Erinnerung, und es nützt mir nix, dass ich den Moment in Erinnerung behalte. Das ist vielleicht der größte Witz den's gibt...

Bastian

He! Es geht um den Papst. Also: schwarzer Rauch für heute. Morgen wird wohl weitergequalmt...

Andrea

Noch nie haben wir es mit den Threads oder den Themen eng gesehen, also auch hier nicht.
Ich habe jahrelang darunter gelitten, dass ich beim Sterben meiner Mutter nicht dabei war. Ich habe mich (mit fast 15) einen Tag vor ihrem Tod von ihr verabschiedet - oder besser gesagt - verabschieden müssen. Meine Verwandten wollten, dass ich nicht mitkriege, wie schlecht es ihr ging. Das ist - rückblickend gesehen - der größte Fehler, den man machen kann. Auch hatte ich "keine Zeit" zu trauern. Es waren nach Mutters Tod zu viele neue Menschen und Situationen da, auf die ich mich einstellen musste, und es gab auch niemanden, der die Trauer so dringend hätte durchleben müssen wie ich. Ich war in der Situation ziemlich einsam. Also hab ich's lange verdrängt. Und Nachtrauern irgendwie ein paar Jahre später, das funktioniert nicht.
Bei Anschi, meiner ersten Führhündin war ich dabei. Das war in Ägypten, als sie Gift erwischt hat. Sie schlief schon, als sie vom Tierarzt zurück gebracht wurde, und sie ist nicht mehr aufgewacht. Dann haben wir ein paar Minuten später ihr Herz nicht mehr gespürt. Sie liegt jetzt in Ägypten in der Wüste begraben.
Ich finde es gut, dass es inzwischen Sterbehospize gibt. Freune von mir leiten eines in Lohmar - das Elisabethhospiz. - Ich war schon öfter dort. Aber das ist anders, wenn man die Leute, die sich gerade verabschieden, nicht kennt. Man erlebt deren Sterben distanzierter mit. Man ist dann ja auch nicht auf ihrem Zimmer, wenn sie auf die andere Seite gehen. Ich glaub, wenn ich mal weiß, dass es so weit ist, dann will ich in ein Hospiz.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Bastian

#86
...es Lebe der Papst...

Ratz und Rübe
Horch! Am Dom die Glocke bimmelt,
Weißer Qualm kriecht aus dem Rohr,
Ist dein Amt auch angeschimmelt,
Ratzinger, trau dich hervor!

Wirf dir schnell den Beutel über,
tret auf den Balkon hinaus!
Mit der Hülse auf der Rübe
siehst wie 'ne Rakete aus.

"Papa, Papa, Mondrakete!"
ruft die ganze Pilgerschar.
"Benedictus, bete, bete!
RAKETENRATZ, Halleluja!!"

Dorian

#87
ups .. danebengetippt.
Der, der die Fernbedienung hatte, muss jetzt selber 'ran.

Bastian

#88
Tja, nix mit "Grace- Detlev 1."

"Benedikt der Sechzehnte" klingt nicht halb so schön.  :'(
Ach ja, du hattest auf den Belgier getippt. Na, was solls. Ist ja nur knapp vorbei. Obwohl er bestimmt ein humorvoller Pope gewesen wäre.

Dagmar

#89
Ich hab's Euch ja gesagt - alle offiziellen Statements aber auch alle Gerüchte deuteten darauf hin. Trotzdem bin ich extrem enttäuscht, weil ich doch bis zur letzten Sekunde hoffte, es wird nun nicht ausgerechnet der Ratzinger. Ich hab den ganzen Zauber an Großbildleinwänden in einem italienischen Hotel mit erlebt (Ich mache da gerade in Köln ein Seminar). Als der weiße Rauch kam, haben die alle Lautsprecher voll aufgedreht, so dass wir zwangsläufig mit der Arbeit unterbrechen mussten. Dann hat die ganze italienische Mannschaft da gefeiert, und wir haben alle auf den Namen gewartet. Echte Enttäuschung!

Das kann man alles total total vergessen. Ich glaub' ich höre auf mit dem ganzen Gemache bei Kirche von unten. Das ist total zwecklos und bewegt nix. Total viel Energie und nun sowas.
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Andrea

Ja, Scheiße! Ich hab auch noch auf Detlef gehofft. ;D
Ja, Dagmar, verbring die Zeit, die du dir für die Kirche genommen hast, lieber mit neuen Programmen. Das macht viel mehr Freude. Die Kirchenarbeit von unten frustriert mehr, denke ich. Okay, ich selbst hab mich da auch nie so engagiert.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Katinka Koschka

mal die Frage eines religiös ungebildeten Ex-Ossis ;)

Wieso heißt der Ratzinger jetzt eigentlich "Benedikt der 16." und nicht "Johannes Paul der 3." ???

@Bastian ;D "Raketenratz"
Apripi -das heißt- apropos, Halli halli hallo

Sandra

#92
Ich glaub, die können sich die namen aussuchen, und suchen immer irgendeinen altvorderen, auf den sie sich beziehen. Wer der Benedikt war, weiss ich aber nicht.
Ich war auch enttäuscht. Ich hab nicht auf den Belgier getippt, Basti, das ist eine Velwelchserung. (Copyright: Ernst Jandl) Ich hab nur meiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass es doch bitteschön endlich ein Schwarzer werden sollte. (Naja, poilitisch ist der sicher schwärzer als alle anderen  ::))
Ausserdem bin ich nicht sicher, was das für ein Signal an die Deutschen allgemein ist - ich bin ja als Jiddine traditionell doch ein bissel skeptisch, was die deutsche Demut & Respekt anderen Völkern gegenüber betrifft. Und ob DAS dazu beiträgt???


@ Andrea
Das mit dem Hospiz kann ich irgendwie verstehen. ich würde  mich ja gerne, in dem Moment, wo ich merke dass ich nciht mehr Herr meiner Funktionen bin, einfach in's Pendel haun. (für nicht Ösis: umbringen) Aber ich hab Angst, dass mir dann der Mut fehlt....
Ich hab echt null bock, als unfähige vertrocknete alte auf andere angewiesen zu sein, mich nicht mehr richtig ausdrücken zu können, und immer diese latente Abscheu oder Mitleid in den Augen der anderen zu sehen...

Sandra

#93
Zitat
Leider ist er ein genialer Taktiker gewesen, deswegen wird der nächste Papst vermutlich noch rechtser und noch starrer sein.


Hach. Ich werde mich um einen Job als Prophet bewerben.



Noch etwas fällt mir ein: Ich finde es irgendwie irre, dass zuerst die Massen "in Trauer zum Petersplatz stürmten" (wobei: wieviel da "Trauer" ist, wenn sie mit ihren Handies die Leich fotografieren, sei noch dahingestellt) und keine woche später fröhlich jubeln, weil's einen Neuen gibt. Das ist doch irgendwie wie die Leute, deren Hund stirbt, da sind sie soooo traurig, dass sie sofort in's Tiergeschäft stürmen, um sich einen Neuen  zu kaufen.
Schön auf den Punkt gebracht ist das auch durch den englischen Spruch: Der König ist tot, es lebe der König.
hat sich denn wirklich irgendwer in dem Zustand befunden, den man so landläufig "Trauer" nennt?
Oder ging es nur darum, dass sie IRGENDWEN wollen, der halt sagt: Ihr müsst nicht denken, ich denke für Euch.

Bassmeister

#94
Wäre schon ungewöhnlich, wenn es wirklich ein Mensch mit dunkler Hautfarbe geworden wäre. (war das jetzt politisch korrekt gesagt?  :) )
Ich kanne wenige Menschen, die im Alter von 78 Jahren noch flexibel denken wollen.

Der Herr Ratzinger hat ja schon nette Sachen angekündigt. Unter Anderem will er gegen die "Herrschaft des Relativismus" bekämpfen. Mein bißchen Lebenserfahreung sagt mir da aber ganz andere Dinge. In der Mathematik genügt ja ein einziger Gegenbeweis, um eine Aussage als "Nicht wahr" zu definieren. Ist das im richtigen Leben auch so?

ZitatIch hab echt null bock, als unfähige vertrocknete alte auf andere angewiesen zu sein, mich nicht mehr richtig ausdrücken zu können

Unser Niclas kann sich auch noch nicht in unserer Sprache ausdrücken und ist auch noch nicht Herr aller seiner Lebensfunktionen und haut sich auch nicht ins Pendel. :-*
[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

Sandra

#95
Naja, das ist der berühmte Vorher-Nachher Effekt. Wenn man mal gebumst hat, will man nicht mehr ohne - aber wenn man's noch nicht kennt, isses einem wurscht...

In ca 15 oder 16 jahren wird es Momente geben, da würdest Du Dir fast wünschen, dass er sich in's Pendel haut, so sehr wird er Dich ärgern ;D ;)

Dorian

Zitat
Das kann man alles total total vergessen. Ich glaub' ich höre auf mit dem ganzen Gemache bei Kirche von unten. Das ist total zwecklos und bewegt nix. Total viel Energie und nun sowas.

Nein, gib nicht auf. Der Ratzinger wird nur ein Übergang sein. Langfristig kan auch der die Zeit nicht zurückdrehen.

Bastian

#97
Ich weiß noch, als Gerhard der 1. Bundeskanzler wurde. Da hab ich mir gedacht: Eigentlich hätte Birne noch eine Legislatur machen sollen, dann hätte er seine Scheiße selbst ausbaden müssen. So ähnlich sehe ich das auch bei Raketenratz. Er ist schon die letzten Jahre die graue Eminenz gewesen und hat genau diesen Kurs geprägt. Also ist es beinahe richtig, dass er nun selbst der Lenker und die Kühlerfigur ist. Er wird sich nun als vorderster Konservativling mit dem Wind der Kritik (igitt, Schulbübchenmetapher!) auseinandersetzen müssen, oder es bleiben lassen. Letzteres glaube ich nicht, denn er weiß seine Position "gut" zu begründen. In jedem Falle sind die Katholiken nicht mit einem reinen ErneuerungsSYMBOL abgespeist worden.

Wären- was weiß ich- Mbeki Bulele oder Christobal Fernandez Papst geworden, hätten alle schon instinktiv Frühlingsluft gewittert, auch wenn deren Abluft bestimmt ebenfalls die eines stockkonservativen Arschs gewesen wär. Wenn einer Papst wird, dann ist er mit 99 Prozentiger Wahrscheinlichkeit ein stockkonservativer Katholik, oder? Und Rakete ist immerhin einer, von dem man es weiß. Jetzt kann man hervorragend gegen ihn anstänkern und trifft damit in jedem Fall den Richtigen. Ausserdem traue ich ihm bei aller Ablehnung zu, dass er ernsthaft argumentiert und die Diskussion um die Erneuerung der kath. Kirche dadurch eher lauter wird als leiser. Er ist ein sehr strukturierter Denker und ein interessanter Redner. Hätten wir einen schwarzen oder einen braunen Papst bekommen, hätte ich befürchtet, dass viele sich durch dieses Zeichen schon hätten beschwichtigen lassen, so bleibt die Diskussion um die Erneuerung der Kirche in Schwung und kann auf längere Sicht größere Erfolge zeichnen, als wenn ein südlicherer Mann Papst geworden wäre. In Kolumbien und Nigeria stehen die Gleichberechtigung der Frau ja nicht so sehr im Vordergrund wie in Europa. Dort ist die Mission noch das vordergründig Wichtige, und diese wäre vermutlich das Ziel eines afrikanischen oder südamerikanischen Papstes geworden. So gerne WIR dieses Symbol gesehen hätten, auch ich, und so sehr es sich die Südamerikaner gewünscht hätten, aber auf diese Weise wird die katholische kirche ihre Verknöcherung weiter vorantreiben und dadurch möglicherweise später zu größeren Veränderungen genötigt sein.
Hoffe ich.

"Kirche von unten" ist eine gute Bewegung, auch wenn man ihrem Namen ansieht, dass sie noch sehr in alten Bahnen denkt. "Kirche von uns" fänd ich noch ein Stück progressiver gedacht. Und man könnte das "u" sogar stehen lassen. Es klingt für mich ein wenig wie: "Aufstand der Kleinen", oder in Anlehnúng an 1989: "Wir sind der PLEBS". So macht man das nicht. Wenn man glaubt man sei "unten" und der Papst sei "oben", akzeptiert man schon die Hierarchie, gegen deren Beschlüsse man dann relativ hilflos ankämpft. Dagmar, es ist das gleiche Dilemma, wie "Wenn du willst, dass sich in der Politik etwas ändert, dann geh doch in eine Partei..." Ich verstehe den Frust, ich hätte ihn auch, wenn ich mich dort engagieren würde. Auf der anderen Seite ist die Wahl von Rakete ein Zeichen dafür, dass die Bewegung stärker werden muss und durch diese Konfrontation wahrscheinlich auch werden wird. Allerdings hab ich ausnahmsweise keinen guten Ratschlag. Ich kann es verstehen, wenn du dort aufhörst, ich kanns aber auch nachvollziehen, wenn du dort bleibst. Ich fühle mich diesem System nicht angehörig oder gar verpflichtet, also auch nicht der Verbesserung des Systems. Ich moppere lieber von aussen.

ZitatIch hab nicht auf den Belgier getippt, Basti, das ist eine Velwelchserung
Stimmt genau, du hast dich selbst mit Dorian velwechsert.  ;) Das würde MIR natürlich NIE passieren. Du hast Rakete befürchtet und Recht behalten, Dorian hat mit mehr Risiko auf den Belgier gewettet und leider danebengetippt. Ich hab mir Waris Dirie als Papst gewünscht und lag damit- wie zu erwarten- gehörig daneben...

Aber, was die prophetenhaften Fähigkeiten angeht: Schaut mal nach. Um 18.41 Uhr wurde der neue Papst verkündet. Wie bloß konnte dieser Bastian schon um kurz nach sechs wissen, dass Rakete das Rennen gemacht hatte? Und ihm dann noch ein so schönes Gedichtchen auf dem Leib schreiben? Gut, ich hab mich ein wenig in der Kopfbedeckung verzettelt, weil ich dachte, dass er diese riesige Patronenhülse aufsetzen würde. Aber... :o Wow, beim Barte des Propheten, DAS nenne ich einen eiligen Geist!!  8)

Dagmar

#98
Hey Basti, sie hätten Dich wählen sollen  ;)

Mit der Verwechseleung täuscht Du Dich: Sandra hielt den Ratzefutz für eine Nebelkerze und erzählte, dass in Wien der österreichische Kardinal gehandelt würde. Ich hatte auf den Ratzinger getippt und mich leider nicht geirrt.

Deine Sichtweise, Basti, tröstet mich ein wenig: Jetzt muss er das ausbaden, was er dem Vorgänger jahrelang ins Ohr geflüstert hat und kann gucken wie er da rauskommt (oder auch nicht). Und Recht hast Du auch damit, dass man wenigstens klar weiß, woran man ist und sich keinerlei weiteren Illusionen hingibt.

"Kirche von unten" ist irgendwie als Name geblieben aus der Gründerzeit (das damalige Kirchenvolksbegehren war der Gründungsanlass - Ihr erinnert Euch: Exkommuniziert bin ich seitdem  ;) ) Es gibt eine Partnerorganisation "Wir sind Kirche". Die beiden Organisationen arbeiten eng zusammen. Wir haben da schon einiges bewegen können - aber immer "nur" auf lokaler Ebene. Vieles was da im Vatikan daher erzählt wird, wird auf der Ebene der Pfarrgemeinden schlicht ignoriert. Dass das so geworden ist, ist ein Ergebnis der Arbeit dieser beiden Initiativen. Trotzdem bleibt es unbefriedigend.

Ich trau' dem Ratzepips nicht. Seine erste Predigt heute war so, dass man Hoffnung für die Reformbewegungen schöpfen könnte: Ein klares Bekenntnis zur Fortsetzung des 2. Vat. Konzils (er war damals als Berater von Kardinal Frings und hat maßgeblich an den reformatorischen Ideen mitgearbeitet). Als Einflüsterer von Johannes Paul hat er dann aber jahrelang alles wieder ausgehebelt. In der Predigt hat er auch sehr stark betont, dass er sich mit aller Kraft für die Ökomene mit allen Religionen einsetzen will. Und an die Jugend hat er auch appelliert, dass er zuhören will und so. Gerade was die Ökumene betrifft, war es aber Ratzinger, der der evangelischen Kirche den Status der Kirche abgesprochen hat - letztes Jahr war das glaube ich.

Vielleicht bin ich unfair, und man sollte ihm wenigstens eine Chance geben, aber irgendwie glaube ich kein Wort von dem, was er da heute erzählt hat. Unbestritten ist er ein brillanter Denker und einer der versiertesten Theologen, die es gibt. Aber ob das reicht? Richtig ist sicher auch, dass die massive Kritik (nicht zuletzt durch viele deutsche Kardinäle in den letzten Jahren) ein deutsches und weniger ein internationales Problem mit dem neuen Papst ist. In Lateinamerika haben sie ein paar andere Sorgen als sich um Frauen in Kirchenämtern zu kümmern. Die kath. Kirche dort ist überwiegend mit dem Problem der Massenarmut beschäftigt. Hier ist die Wahl des Papstnamens durch Ratzinger (s.u.) zum Beispiel viel mehr diskutiert worden als sein Hardlinertum. Richtig ist sicher auch, dass es eine ganz andere Rolle mit ganz anderen Aufgaben ist: Ein Papst hat andere Aufgaben als der Vorsitzende der Glaubenskongregation. Trotzdem hat er gerade in diesem letzten Amt jahrelang soviel Unfrieden und Streiterei gestiftet und vor allem derartig rückwärts gewandt agiert, dass es mir mehr als schwer fällt, an eine plötzliche Läuterung seit gestern zu glauben.

ZitatWieso heißt der Ratzinger jetzt eigentlich "Benedikt der 16." und nicht "Johannes Paul der 3."

Derjenige, der zum Papst gewählt wird, sucht sich seinen Papstnamen selber aus. Die Wahl des Papstnamens gilt dabei üblicherweise als programmatische Aussage für das kommende Pontifikat. Ratzinger hätte Johannes Paul III wählen können. Dass er das nicht gemacht hat, weist in eine Richtung, sich ein eigenes Profil geben zu wollen. Da er der engste Berater des Verflossenen war, finde ich das nachvollziehbar. Bei einem anderen Namen als dem des direkten Vorgängers gilt, dass damit zum Ausdruck gebracht werden soll, an das Pontifikat des letzten Papstes der diesen Namen trug, anknüpfen zu wollen. Im aktuellen Fall ist das Benedikt XV.

http://de.wikipedia.org/wiki/Benedikt_XV.

Die Namenswahl wird zur Zeit so interpretiert, dass sich der Neue eindeutig in die Tradition des sog. "Friedenspapstes" stellen will. Gleichzeitig wird der Name Benedikt aber auch von besonders Frommen gewählt und steht für große Frömmigkeit.

Nun kann man spekulieren  ::)
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Andrea

@Sandra
ich würde  mich ja gerne, in dem Moment, wo ich merke dass ich nciht mehr Herr meiner Funktionen bin, einfach
in's Pendel haun. (für nicht Ösis: umbringen) Aber ich hab Angst, dass mir dann der Mut fehlt....
Der wird dir fehlen - mir übrigens auch. ;-) - In einem Hospiz wird man eben normal behandelt und nicht bemitleidet. Dort sind junge und alte Leute, die - aus welchen Gründen auch immer - sterben. Außerdem gibt's dort Ein-Bett-Zimmer, die man sich, so gut wie's geht, indiwiduell schön machen kann. Im Krankenhaus ist man eine Nummer, im Altersheim auch, also ab ins Hospiz. Vielleicht sind wir dann ja zufällig gleichzeitig dran. Dann treffen wir uns dort - in welchem Hospiz auch immer. -  
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das