Hi Bastian,
ich mag das ZeitZeichen. Sowohl im allgemeinen, als auch dieses spezielle. Zum 80. gab es ja auch schon mal so'n ZZ für Kreisler, welches mich damals relativ spät, aber in entscheidender Weise auf ihn hingewiesen hat.
Doch genug geplaudert! Hier bekommste was zum verknusen:

Mir ist aufgefallen, du benutzt gleich zweimal eine "Zucker"-Metapher:
- einmal relativ früh zur Beschreibung Kreislers Kunst als
in Zucker gebettete, böse Wahrheiten. Das trifft natürlich unwidersprochen ins
Schwarze.
- dann später, so bei und bis 7:44, als Beschreibung einer Wirklichkeit mit der gebrochen werden sein wollte und worauf das "Tauben vergiften" seinen Erfolg mitbegründete: eben "dieser biederen, süßlichen
Zuckergussgeschichte".
Das empfinde ich als zu indifferent bzw. missverständlich. Habe zwar eine schwache Ahnung, dass mit Zuckerguss der sogenannte "Mantel des Schweigens" über der damals" jüngsten Geschichte" gemeint sein könnte. Aber es hört sich eher so an, als wären die spezifischen gesellschaftlichen Verhältnisse "Ende der 50er - Anfang der 60er" im allgemeinen süßlich gewesen.
Und auch wenn ich in diesem Fall erwidern müsste, dass es heute nicht gerade weniger überzuckert zugeht, kann keiner bestreiten, dass deine Redebeiträge insgesamt von fundierter Souveränität und seriöser Verschmitztheit getragen werden.
Und gut, betrifft nicht dich, aber wenn ich schon mal bei Metaphern, Geschichte und Kursivitäten bin. Die Aussage, dass Österreich nach dem 1. WK
kastriert wurde (2:54), finde ich etwas bedenklich. Sicher, eine Beschneidung wäre wahrscheinlich auch missverständlich. Aber tut es nicht ein einfaches, sachliches Verkleinern des Staatsgebietes. Was wird historisch alles impliziert, wenn man die Konsequenzen aus der Niederlage eines Krieges als eine Entfernung der Fortpflanzungsorgane beschreibt? Und wenn ich
diese Karte betrachte, man könnte auch zum umgekehrten Schluss kommen: der kleinere Teil wurde aufgehoben.
Grüße Heiko