Also ich hab von ihm gelesen:
Ein Prophet ohne Zukunft - sehr ungewöhnlich, grotesk, hochspannend, er beschreibt das Leben eines Mannes der in den 30er/40ern in Wien aufwächst und seine schräge und abgründige Lebensgeschichte.
Der Schattenspringer - philosophischer Krimi, liest sich ausgezeichnet. Ich hab mal ein Referat drüber gehalten.
Mutter kocht Vater u. andere Gemälde der Weltliteratur ( Illustr. v. Künstler selbst ) - süß
Lola und das Blaue vom Himmel. Eine Erinnerung - Lohnend, weil der ganze Lola-Text abgedruckt ist, sonst ein paar Hollywood-Anekdoten und Gift und Galle gegen Bronner und Topsy Küppers. Die Beschreibung des Küppers-Prozesses abwechselnd mit Szenen des aufkeimenden Nationalsozialismus und Juden-Folterungen, was ich schlicht unpassend finde.
Heldentod - Kurzgeschichten- und Gedichtsammlung, teils alte Lieder, teilweise witzige, neue Sachen. SUper Gedichte, zum Beispiel der "Abschied", mein Liebling:
Ja, man muss Abschied nehmen könne, wenn die Sonne scheint.
Man muss die Tränen schlucken, wenn der Frühling blüht.
Man muss sich trennen können,
und so lang rennen können,
bis man die Heißgeliebte endlich nicht mehr sieht.
Man muss zur Freiheit gehen, solang sie noch zu sehen ist,
auch wenn man ohne Freiheit recht zufrieden war.
Man muss sich Beine machen,
wie beim Großreinemachen,
und seinen Freunden sagen: Jetzt erst seh ich klar.
Wenn´s schön war, fand ich´s fürchterlich
Wenn´s warm war, habe ich gefroren.
Wenn ein Wort wahr war,
was ziemlich rar war,
hab ich den Boden unterm Schaukelpferd verloren.
Denn eure Zärtlichkeit galt nur euch selber,
und eure Zungenfertigkeit war mir ein Graus.
Fresst eure Schrippen!
Ich spitz die Lippen
Und blas das Flämmchen unserer Liebe aus.
Ja, man muss Abschied nehmen können, wenn´s gemütlich ist.
Das nächste Bier am Horizont, ach, lass es stehen!
Man muss durchs Leben hechten
Mit andern Ungerechten,
denn die Gerechten kaufen alles, was sie sehen.
Und wenn dein Herz dabei zerbricht, schenk´s einer Wanderin,
die, so wie du, die Reste sammelt auf dem Feld.
Man muss entbehren können
Und stolz erklären können:
Mein Ziel ist weit, und meine Heimat ist die Welt.
Nur leider – wenn sie schön ist, find ich sie fürchterlich,
und ist sie logisch, find ich sie verkehrt.
Nur das Verzwickte,
das tief Geknickte,
find ich erhaben. Das ist wert, dass man es ehrt.
Dass ich nicht besser bin als ihr, das ist mein Unglück.
Dass ich nicht schlechter bin als ihr, ist mein Zuhaus.
Ich zieh mein Hütchen
Und kühl mein Mütchen
Und stampf den letzten Funken unserer Liebe aus.
Er hat´s auch bei der Pantheon-Verleihung vorgelesen.
meine Meinung: Kreisler-Prosa gehört zum Haushalt wie der Rabe am Küchenofen.