Georg Kreisler Forum

Diskussionen => Allgemeines => Thema gestartet von: Sandra am 04. Februar 2005, 01:12:31

Titel: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Sandra am 04. Februar 2005, 01:12:31
Ich würde gerne mal mit Euch versuchen, einen Kanon zusammenzustellen, was Eurer Meinung nach heute zu einer umfassenden Allgemeinbildung in Mitteleuropa gehört. Also, nicht ein Maximum, aber auch nicht das absolute Minimum.
Ein Kanon eben.

Wen oder was  muss man kennen, wen oder was sollte man gelesen haben, gehört haben, gesehen haben?


Ich mach mal den Anfang:

Ich finde, mindestens ein Buch von Kafka sollte man gelesen haben, und ein bissel ein Klappendeckelwissen über seine restlichen Bücher.
Man sollte auch ein bissel was von seinem Leben wissen. Dass er bei einer Versicherung gearbeitet hat, und nebenbei geschrieben. Und dass seine Bücher nur deshalb bekannt wurden, weil sein Freund Max Brodt (Autor) Kafkas letzten Willen (sein Werk zu vernichten) missachtet hat. Wenn man das weiss, ist es schon viel.

Und von Sartre sollte man ebensoviel gelesen haben/ und ein bissel was über seine Beziehung zur Beauvoir wissen. Und von der auch was lesen.

Es gibt natürlich noch mehr, aber jetzt seid Ihr dran: Was noch?
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Dagmar am 04. Februar 2005, 02:28:30
Man sollte wissen, dass Brecht einer DER deutschen Literaten des 20. Jahrhunderts war. Man sollte wenigstens seine Hauptwerke kennen (literarisch wie musikalisch): Dreigroschenoper, Happy End, usw. Man sollte auch die wichtigsten Stücke aus diesen Hauptwerken kennen. Sahnehäubchen wäre, wenn man auch noch weiss, mit welchen Komponisten er zusammen gearbeitet hat (Weill, Eisler, Dessau, usw.) und auch noch die wichtigsten Stationen seines Lebenswegens - insbesondere während der Immigration - kennt.

Dann wäre es auch noch wichtig, die Formel der Relativitätstheorie von Einstein zu kennen und vor allem zu be - greifen! Diese auch in normalem umgangssprachlichem Deutsch vermitteln zu können an Menschen, die nicht gerade frisch zum Professor gekürt worden sind.

Na ja - mir fallen noch 1000 Dinge ein... Sagt Ihr mal!
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Bastian am 04. Februar 2005, 02:52:45
An Dagmar: Wozu braucht man die Relativitätstheorie? Und wohin ist Brecht immigriert?  ::)

Man braucht nicht unbedingt zu wissen, von wem der folgende Satz stammt:
"Du musst es erwerben, um es zu besitzen"

Aber man sollte ihn verstehen. Das ist eine "Kernqualifikation". Wer nicht lernt sich Wissen anzueignen, dem nützt eine Liste der wissenswerten Sachen nix. Und ich halte es auch für sekundär, ob jemand die Heisenbergsche Unschärferelation kennt. Wichtig ist, dass er sich Urteilskraft anliest. Das kann er bei Kants "Kritik der reinen Vernunft" tun, weil diese Schrift, bei allen idealistischen Irrtümern, das Denken strukturiert und Kategorien definiert. Oder auch bei Max Frischs erstem "Tagebuch 1946- 1949", um den Weltkrieg aus einer persönlichen Sicht zu erfahren, und um sich die Fragen zu stellen, die dieser Krieg aufgeworfen hat.

Jetzt gibt es noch 998 Dinge...
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Sue am 04. Februar 2005, 11:25:48
Ich denke, was Bildung betrifft geht es gar nicht mal nur um einzelne Fakten.
Wichtig ist doch, die Zusammenhänge zwischen Literatur, Weltgeschehen, Kunst etc. erkennen zu können. Warum sich bestimmte Strömungen entwickelt haben und welche Voraussetzungen die Menschen in ihrem Umfeld haben genau diese Art von Kunst zu erschaffen.
Irgendwelche Zahlen und Buchtitel aufsagen zu können ist meiner Meinung nach zwar auch wichtig, aber eben nicht alles.
Natürlich sollte man manche Dinge einfach wissen, aber sobald man diese stur auswendig lernen muss, um ja nicht als ungebildet dazustehen, läuft ja wohl was falsch.
Ich habe mich irgendwie auch damals total aufgeregt über Schwanitz' "Bildung-alles was man wissen muss" und über diese ganzen Literatur-Kanon Ausgaben. Ganz ehrlich, wenn ich so etwas bei jemandem im Regal stehen sehe kann ich diese Person nun mal nicht mehr für besonders belesen halten.
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Bastian am 04. Februar 2005, 11:35:56
Also müsste man folgendes festhalten:
"Habe pro Buch aus diesem Kanon ein weiteres, ebenso dickes Buch, das nicht aufgelistet ist."
oder:
"Bildung ist das, was dir zu tun bleibt, wenn du jedes dieser Bücher (samt der anderen) verkauft hast."

Im Ernst: Es wird oft so gesprochen, als sei Bildung etwas das man hat. Wie einen DSL-Anschluss, ein Handy oder eine Einparkhilfe. "Jetzt hab ich auch Bildung, was muss ich als nächstes tun?" Bildung als Referenz, als Accessoire, als Besitz, den man nicht ständig erwerben muss, sondern dan man irgendwo erstanden hat. Dabei ist sie ein PROZESS, wie auch die:

- Bläschenbildung bei Säure- Basen- Raktionen
- Sporenbildung bei Schimmelpilzen, und die
- Hornhautbildung bei zu kleinen Schuhen.

Und als solcher Prozess hört sie auf zu existieren, sobald "sich nix mehr tut".
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Dagmar am 04. Februar 2005, 12:04:28
ZitatUnd wohin ist Brecht immigriert?
:o

Ach Mensch! Seit Alexander hier zur Ordnung ruft, redigiere ich sogar meine Postings  ;). Und da ist mir doch noch ein Tippfehler unterlaufen.

UND DU MUSST DA GLEICH DEN FINGER IN DIE WUNDE LEGEN?

Einstein war nur als Beispiel gedacht. Wenn man die Relativitätstheorie verstanden hat, hat man etwas sehr Wichtiges verstanden, das weit über die reine Physik hinaus geht, das eigene Denken und die Urteilsbildung entsprechend beeinflusst.
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Bastian am 04. Februar 2005, 12:17:03
Sorry, Dagmar  :-*, aber der Finger ist eh schon drin. Es ist kein Tippfehler, sondern ein Semantischer. Brecht ist m.E. und nach der vorherrschenden Deutung aus Deutschland emigriert; er befand sich also "in der Emigration". Oder er ist sehr oft in andere Staaten immigriert. Also, wenn du sagst "während der Immigration", ist es so ähnlich, wie wenn du "während der Ankunft" sagst, aber "während der Reise" meinst.

Tja, ich nehm den Finger wieder raus. :) Es gibt Wichtigeres.
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Alexander am 04. Februar 2005, 13:13:56
Zum "Bildungs Kanon":

Was die Geisteswissenschaft betrifft, so halte ich es für wichtig, dass man bis zur Matura (zum Abitur, zum Schulabschluß etc.) einen Überblick über das Kulturgut erhält, der es einem möglich macht, eigene Interessen zu filtern und sich in diese zu vertiefen. Der Ansatz liegt für mich also zunächst bei Lehrern, die neugierig machen auf Literatur, Musik, Kunst.

Heutzutage ist es sicher wichtiger zu wissen, woher man rasch Information bekommt, als diese abrufbereit im Kopf zu haben. Trotzdem schadet es nicht, z. B. über "Künstler in der Emigration" nachzudenken, über die Frage, wie es jemandem geht, der seine Heimat verlassen muss, oder wie sich jemand fühlt, der von innerster Seele her Künstler, aber in einem KZ am Sterben ist (Beispiel Jura Soyfer) ...

Gerade in einer Zeit, die das Ja/Nein, das 0/1-Denken der Technologien zum Absoluten erhebt, sollte das Geistige, das Künstlerische aktiv und/oder passiv gefördert werden.

Wichtig ist es, die Lust daran wach zu halten. Der Rest sind Detailfragen. Man kann dann z. B. sagen: Brecht ist wichtig. Wenn Brecht für mich als Dramatiker wichtig ist (und das ist er für mich), dann ist das Theater für mich wichtig. Dann ist es wichtig, bewusst und voller Vorfreude oder voll innerer Anspannung (und nicht nur, weil zufällig heute Abonnementtag ist) ins Theater zu gehen.

PS an Dagmar: Ich rufe keineswegs zur Ordnung auf, höchstens mich selbst!
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Choirgirl am 04. Februar 2005, 15:15:27
Was mir bildungsmäßig fehlt sind historische Zusammenhänge (das ist alles so viel  :-/). Aber ich weiß, dass das sehr wichtig und ich arbeite daran  ;) (Geschichtskurs). Mit Geographie tu ich mich auch schwer  :-/

Ansonsten:

Mit Toni Morisson sollte man was anfangen können. Darauf komme ich gerade, weil ich für Englisch eine "Book Critique" über "The Bluest Eye" schreibe.


Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Sandra am 04. Februar 2005, 16:47:33
Ich finde, hier werden grundlegend zwei Dinge vermischt.
Bildung hat nciht notwendigerweise mit Intelligenz zu tun.
Bildung heisst: Gewisse INHALTE kennen. Und ja, das ist letztlich stures Auswendiglernen.

Intelligenz heisst, aus dem erlernten Wissen (Bildung) eigene Schlüsse ziehen zu können, und dieses Wissen in der Praxis nutzbringen umzusetzen.

Im Idealfall zieht das jeweils eine das andere nach sich. Muss aber nciht unbedingt sein.

Jedenfalls gibt es meiner Meinung nach definitiv eine ziemlich lange Bücherliste, von Büchern, die man zumindest mal angeschaut hat, und sei es ein Klappendeckelwissen. Einfach, weil das ursächlich auch zur Europäischen Geschichte gehört.

Es gibt auch eine ziemlcih lange Musikliste - in dem Zusammenhang würde mich auch interessieren, welche Musiker der jüngeren Geschichte Eurer Meinung nach auch noch in 30 jahren zur bildung gehören.


Ich finde, man sollte heute als gebildeter Mensch (als intelligenter sowieso) auch englisch können, in Wort und Schrift, und zwar so gut, dass man sich über alles mögliche unterhalten - zumindest verständigen kann, dass man bei einem englischen Film zumindest ungefähr mitkriegt, worum es geht.
Und man sollte auch marginale Kenntnisse von Latein haben, damit man ungefähr die Fremdworte der deutschen Sprache nachvollziehen kann, und vielleicht die Jahreszahlen auf alten Kirchen ungefähr erkennen kann. Und dadurch auch einen leichteren Zugang zu den romanischen Sprachen.

Ich finde auch, zur Bildung gehört das Wissen und die Handhabung von diversen Benimm-regeln. Man muss jetzt nicht wissen, ob man vor oder hinter eine Dame die Treppe rauf/runter geht.
Aber man sollte wissen, wie man Tischbesteck - auch für mehrere Gänge - benützt, und was es bedeutet, höflich zu Anderen zu sein. (Grussformeln, allgemeiner Umgang).
Wenn man etwas NICHT weiss, sollte man das auch wissen. Also: handkuss und nicht wissen, wie es sich gehört - dann lieber kein Handkuss. oder: Wenn ich nciht weiss, wie ich Schnecken esse, dann nicht drauflos einfach irgendwie, sondern erst mal abwarten und beobachten - oder einfach fragen.
Tischmanieren sollte man aber haben, finde ich. Wie hält man Messer und Gabel, wie benütze ich die Serviette, nicht schlürfen oder mit vollem Mund sprechen etc. Die simpelsten Dinge.

Und eine gewisse politische Bildung gehört auch dazu: Was sind die  politischen -ismen, wie ist Parlament und Regierung aufgebaut bei uns, in Amerika, solche Dinge.
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Choirgirl am 04. Februar 2005, 19:04:39
Eigentlich finde ich nicht, dass man irgendwas bestimmtes gelesen, gesehen oder gehört haben muss. Deshalb ziehe ich meinen Vorschlag zurück. Ich kenne einige Leute die extrem gebildet und trotzdem oder vielleicht gerade deshalb unsympathisch sind.

Dass jemand warmherzig, politisch korrekt (nach meiner Auffassung) und einen guten Sinn für Humor hat, finde ich wichtig. Das das alles auch gewisse Vorkenntnisse voraussetzt, ist mir klar. Aber ich würde nie jemanden als ungebildet bezeichnen, weil er dieses oder jenes Buch nicht gelesen hat.


ZitatWeiß denn ein Meerschweinchen, was Rokoko ist?
;)

Nichtsdestotrotz finde ich die Diskussion spannend und erweiternd.
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Sandra am 04. Februar 2005, 20:25:32
Wie gesagt: Bildung hat längst nichts mit HERZENS-Bildung zu tun. Und auch total ungebildete Menschen können unglaublich tolle Menschen sein, wo man froh ist, dass man sie kennt.
Aber darum geht's hier ja garnicht. Dachte ich wenigstens.

Wenn man gebildet ist, hat man erstens mehr Chancen im Leben und zweitens ging es mir ja auch um eine momentane Bestandsaufnahme dessen, was ihr für heute wesentlich haltet, im Bildungssektor, was aus vergangenen Zeiten übrig geblieben ist.

Ausserdem glaube ich schon, dass die (vielleicht mangelnde) Bildung auch mit der zunehmenden Oberflächlichkeit zu tun hat. Auch mit dem Verlust der sprache.
Es ist nicht mehr wichtig, Bildung zu haben, es ist nicht mehr wichtig, genauer in Dinge hinein zu schauen, oder auf Qualität zu achten und so geht's weiter.

Man verändert isch und schreitet fort - und auf dem Weg verliert man einiges und einiges kommt dazu.
Und da wollte ich eine Bestandsaufnahme versuchen, und damit vielleicht Rückschlüsse ziehen können.
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: kampmann am 06. Februar 2005, 01:48:42
Eigentlich braucht man ja nur in die Lehrpläne der Schulen zu schauen, um einen solchen Katalog zu erstellen, aber ich fürchte, da sind wir ziemlich verloren, denn jede Schule, vor allem jedes Land, hat da eigene Vorstellungen.

Damit kommen wir auf einen eigentümlichen Aspekt: Bildung scheint kulturabhängig zu sein. Allerdings: International gesehen: hochgebildete Leute aus verschiedenen Ländern (irgendwie merkt man, dass jemand hochgebildet ist, ich weiß gar nicht mal wie) sind sich alle ähnlich. Oder besser gesagt: Sie haben alle eine ähnliche - fast charismatische - Ausstrahlung.

Könnte es sein, dass das mit Menschlichkeit auch zu tun hat? Vielleicht auch mit Wissen über den Menschen?

Und @Bastian: ich fand den Ansatz, Bildung als Prozess aufzufassen, höchst interessant. Da kommen dann nämlich noch Dinge wie Neigung und Begabung hinzu. Scheint hochkomplex zu werden ... Und ein einfacher Katalog wird es wahrscheinlich nicht tun - Sandra!


Ich komme aber irgendwie nicht ins Bett ... Tschüss jetzt endgültig
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Sandra am 06. Februar 2005, 02:05:47
ZitatEigentlich braucht man ja nur in die Lehrpläne der Schulen zu schauen
Na, DAS halte ich jetzt für reichlich blauäugig.
(und für Obrigkeitshörig ausserdem)

Und, klar, das ist Gesellschafts-abhängig, was jeweils zur Bildung gehört. Ich denke, in China wird Goethe nciht ganz so wichtig sein, wie Konfuzius - aber in beiden Ländern sollte man von beiden gehört haben, also ist das auch ein schlechtes Beispiel.
Aber ich hab ja auch deutlich von UNSEREM Umfeld, von Mitteleuropa geredet.

Und ich kenne auch Charismatiker, die nicht rasend gebildet sind. Die meisten von denen können allerdings gut so TUN, sie sind sogenannte "Blender" - also bis zu einem gewissen Grad gebe ich Dir Recht, dass Bildung auch die Ausstrahlung (und die Selbstsicherheit - wechselseitig) verstärkt.

Aber ich kann Basti nicht so Recht geben mit dem "Prozess". Gewiss, wenn man gerne gebildet ist, möchte man sich immer (oder sollte man sich) weiter bilden. Aber wie gesagt: das Prozesshafte ist das Lernen. Bildung ist schon gelerntes. Und Intelligenz ist der Umgang mit beidem.
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Bastian am 06. Februar 2005, 19:30:19
Hm, wenn es sonst keiner tut, dann muss ich mir wohl selber Recht geben. Aber ganz Unrecht hast du auch nicht. Siehste! Ich kanns.  :D

Hier ein Vorschlag zum Bildungskanon (Melodie von "Froh zu sein bedarf es wenig):

Hölderlin und Brahms und Eisler,
Duck und Darwin, Krauß und Kreisler.


Etwas kurz und recht engstirnig, aber ich fürchte, das ist so bei Kanonen, Kanons... wie heißt das eigentlich?
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Sandra am 06. Februar 2005, 19:41:55
Liechtenstein und Nie-hi-tzsche Fritz
ausserdem noch Kant und Goethe
füllen a-ha-lle Bildungsnöte
Gernhardt für den nötigen Witz
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Bastian am 06. Februar 2005, 19:51:41
Hier noch einer für die Heranranwachsendenden.

Pipi, Potter, Bullerbühü.
Hesse, Erich Fromm, Camus.

Aua! Aber macht euch keine Sorgen. Ich könnt noch blöder...   :'(
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: kampmann am 06. Februar 2005, 21:17:50
ich sag's doch:

Als Gebildeter kann man auch blödeln ....


hihihihihihihihihihih ...
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Sandra am 07. Februar 2005, 01:57:24
"wo die wilden Kerle wohnen"
sollte man auch lernen
ebenso wie "Mit Zitronen
kann tinte ich entfernen"
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Dorian am 07. Februar 2005, 14:17:34
ZitatEtwas kurz und recht engstirnig, aber ich fürchte, das ist so bei Kanonen, Kanons... wie heißt das eigentlich?

Hab ich auch nie verstanden. Machen wer doch `ne Fuge draus  ;D
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Sandra am 07. Februar 2005, 18:53:59
 ;D Simma doch eh dabei.

@ Basti: Kanus
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Katinka Koschka am 08. Februar 2005, 08:01:02
Gehört "lateinisch können" auch zur Allgemeinbildung? :-/ ;)
Haben wir in der (DDR-)Schule ja nie gelernt ???
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Sandra am 08. Februar 2005, 09:45:52
Diskutierbar.
ich finde: bis zu einem gewissen Grad - also einiges Grundlegendes -  schon. Und ich rede immer wieder mit Menschen, die mir gestehen, dass sie HEUTE totaaal froh sind, Latein gelernt zu haben.

Ausserdem ist es dann nett, wenn man zb bei einem Gespräch einfliessen lassen kann: quod erad deflorandum. ;D
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: kampmann am 08. Februar 2005, 11:13:22
Super: Jetzt haben wirs: Blödeln auf Latein  ;D ;D ;D
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Sandra am 08. Februar 2005, 12:15:16
Wafna, wafna!
Quid fecisti sors turpassi, vilest !?
Nostre vite gaudia abstulisti omnia!
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: kampmann am 08. Februar 2005, 12:41:24
das ist aber ziemlich modernes Latein, vielleicht sogar mit Mittelhochdeutsch gemixt ??

Kannst Du das mal übersetzen. ich passe hier ...
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Sandra am 08. Februar 2005, 13:14:56
Das ist ein Zitat aus der Carmina Burana, und heisst soviel wie: Scheisse, scheisse, was hast du nur getan, schreckliches Schicksal! Unsere ganze Lebensfreude ist von uns genommen.

War nur eine Reaktion auf Deinen letzten Sager. ;)
Und, ja, klug erkannt, die Carmina Burata ist zweiprachig.

Wird ziemlich häufig zitiert - ich kann ja auch nur sehr marginal Latein, ich hab mir halt eben aus diversen Zitaten ein bissel was zusammengefriemelt.
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: kampmann am 08. Februar 2005, 16:59:26
Oh ja, ich erinnere mich - dabei habe ich 1956 im Schulorchester in Wuppertal dabei mitgemacht - und die Pauke gespielt:

"in taberna quando sumus
non curamus quid sit humus (?)
sed ad ludum properamus
cui semper insudamus"

Kannste das auch noch? - ich meine übersetzen (manchmal in der Kneip wir sind ...)
 ;D ;D ;D
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Bastian am 08. Februar 2005, 17:23:37
Na klar 8)!

Wenn wir in der Kneipe sind,
kümmern wir uns nicht darum, was sein wird,
sondern wir bereiten die Spiele vor,
die uns immer den Abend verschönen.
Was in der Kneipe passiert,
wo das meiste Geld bleibt...

Huch! Zu weit... verraten.  :-[

da (http://www.martinschlu.de/kulturgeschichte/mittelalter/spaetmittelalter/carminaburana/cb196.htm) hab ichs geklaut.

(Habebo eigentlich Latinum. Ich credo sogar ein Latinum magnum, aber glaubete me!: Tutto est verschwundulatus!!  Quod nix exercitum fleißibum...)
In Realitas, das est tantus blamabilibantus... :'(
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: kampmann am 08. Februar 2005, 17:34:20
item item
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Sandra am 09. Februar 2005, 01:16:06
situs vilat
in isse tabernit.
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Katinka Koschka am 09. Februar 2005, 09:02:06
Homada bratschada homada :P ;D

Ok...alle Anti-Escapisten bitte kurz mal den Grund meiner Anfrage überlesen :-[
Ich will ein Fantasietierbuch machen und brauche dazu ein paar lateinische Begriffe...damit das hier aber nicht zu off-topisch wird, mach ich ein neues Feld auf...bis gleich... :D

an dieser http://www.georgkreisler.net/cgi-bin/yabb/YaBB.cgi?board=offtopic;action=display;num=1107936489 Stelle
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Sandra am 09. Februar 2005, 10:55:07
Und da wir hier bei der Bildung sind: ein wesentlicher Aspekt von Bildung ist auch: zu wissen wo man was sucht, wenn man was finden will. Selber-Recherchieren macht fett.
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Alexander am 09. Februar 2005, 22:29:29
Und w i e man was sucht, z.B. im Netz bei google und anderen Suchmaschinen Eingrenzen durch sinnvolle Wortkombinationen.
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Nase am 23. Februar 2005, 21:41:14
Den Thread-Vorschlag finde ich ja nachgerade genial!

Das "wissen wo man nachschauen muss" ist sicher einer der wichtigsten Dinge, zumal man wissen muss, WAS man nachschauen KANN, was ja im Informationszeitalter dann kein Problem mehr ist.

Was mir in der Schule einfach fehlt ist gezielte Urteilsbildung. Es werden zu wenig grundsätzliche Überlegungen angestellt. Vielleicht liegt es daran, dass ich eine katholische Privatschule besuche, in der man versucht revolutionäres Gedankengut möglichst fad und marginal zu behandeln.

Deshalb: Kant & Nietzsche ab der 5. Klasse, gemeinsam besprochen und diskutiert. Es ist wie bei Gourmets - um die Gesamtheit zu erfassen muss man erst das Beste kennen.

Als Hausübung dann Kreisler hören und  l e s e n .
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Bastian am 23. Februar 2005, 21:46:24
Zitatkatholische Privatschule
Das ist sehr gut. Viele Revoluzzer sind dorthin gegangen.  :)
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Sandra am 23. Februar 2005, 22:06:45
Falsch. Viele, die dorthin gegangen sind, MUSSTEN Revoluzzer werden. ;D ;)
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Katinka Koschka am 24. Februar 2005, 08:23:19
ZitatDeshalb: Kant & Nietzsche ab der 5. Klasse, gemeinsam besprochen und diskutiert. Es ist wie bei Gourmets - um die Gesamtheit zu erfassen muss man erst das Beste kennen.

Als Hausübung dann Kreisler hören und  l e s e n .

Wichtig dabei ist aber auch das WIE etwas gelehrt wird. Zu meiner Schulzeit (in der DDR) war der ganze Kram oft derart dröge und von stalinistischen Gefasel durchzogen, daß es mir jedesmal grauste, wenn wir wieder irgendeinen weltliterarischen Wälzer lesen sollten :(
Auf die Weise konnte einem selbst ein Goethe vergrault werden.

Apropos Kreisler in der Schule, die letzen 1 1/2 Schuljahre war ich auf einer Sonderschule (nicht Hilfsschule!! ) und durch die Musiklehrerin hab ich übrigens den Kreisler entdeckt! ;D Sie hat damals die "Everblacks" (DDR-Pressung) mitgebracht und das Doppelalbum, wo Kreisler mit seinem Flügel auf einem Grabstein steht...

Und die "Quadrophenia" von The Who hat sie uns auch vorgespielt... ;D
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Haraldi am 25. Februar 2005, 01:03:45
ZitatFalsch. Viele, die dorthin gegangen sind, MUSSTEN Revoluzzer werden. ;D ;)

Stimmt! :D Da bin ich auch ganz sicher!! 8)
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Haraldi am 25. Februar 2005, 01:12:18
Ouspensky ist wichtig.

Jesus, Mohammed, Buddha, Mahavir, Krishna, Osho (ehemals Baghwan) und was daraus wurde....

Und hier muss ich mal ganz klar Dagmar Recht geben: Die Formel der Relativitätstheorie zu kennen ist gut, aber völlig nutzlos, wenn ich nicht begreife: Der meint, 2 Haare auf dem Kopf seien relativ wenig, 2 in der Suppe relativ viel!

Alle rein intellektuelle Bildung hilft überhaupt nichts, wenn der Transfer nicht gefördert wird...

Was Sandra andeutete sehe ich übrigens auch so; die Lehrpläne der Oberschulen als Bildungsgrundlage - das ist etwas wenig.
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Sandra am 25. Februar 2005, 11:15:57
ZitatDer meint, 2 Haare auf dem Kopf seien relativ wenig, 2 in der Suppe relativ viel!

Ja,aber ja,aber...das meint der doch garnicht - jedenfalls nur relativ  ;D - da gehts doch um die Geschwindigkeit des Lichts und andere Geschwindigkeiten und irgendso wahnsinnig komplizierte Sachen, oder?
(apropos: habt Ihr gestern den genialen Film Insignificance gesehen?)


Und Jesus,Mohammed etc - ich glaube, das nennt man allgemeine Theologie, oder?  ;) ich finde, es sollte auch Ethik dazugehören.

Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Haraldi am 25. Februar 2005, 11:30:34
ZitatEthik dazu klar! Und das meine ich: Eigentlich keine Theologie, denn das ist ja wieder nur zensierter und institutionalisierter "Wissensmüll" zur Konditionierung Unschuldiger...
Ethik dazu, Philosophie, Kommunikation, alles gewürzt mit ner Prise Liebe und das wäre interdisziplinäre Bildung (bzw. fächerübergreifend). Das würde jungen Menschen Raum geben eigene Erfahrungen machen zu dürfen (warum nicht Meditation ausprobieren?) und wirklich eine Synthese bilden. :-/
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Sandra am 25. Februar 2005, 13:14:16
Weisst Du, egal wie Du es drehst und wendest, WAS genau letztlich gelehrt wird, kommt dann immer auch auf den Lehrer an, wie sehr er/sie welche Inhalte filtert oder tendenzös beurteilt.
theologie an sich ist ja nicht tendenziös, aber eben: wie es von wem gelehrt wird.
Aber da kommt man nicht drumherum, um die Person des Lehrers.
man kommt ja auch nicht um die person des Journalisten herum - in irgendeiner Weise gefiltert kommen alle Informationen oder Lerninhalte. Wichtig ist nur, dass einem genau das auch bewusst gemacht wird.
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Nase am 25. Februar 2005, 23:14:06
Zitatund das Doppelalbum, wo Kreisler mit seinem Flügel auf einem Grabstein steht...

Das Bild würd ich ja gern sehn!
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Katinka Koschka am 28. Februar 2005, 17:43:18
Vielleicht war's auch ein Gedenkstein...jedenfalls sieht man ihn (Fotomontage) auf einem großen schwarzen Steinquader.
Vielleicht isses ein Sampler, wie die Everblacks...
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Sandra am 28. Februar 2005, 19:15:11
Das sind die "Allein wie eine Mutterseele".
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Katinka Koschka am 01. März 2005, 12:36:38
Moment...Dis isse!

(https://www.georgkreisler.net/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.gkif.de%2Fimages%2Fcd-icons%2Fstarportrait.jpg&hash=89a9c418b248b3f1ae18660310a89dc245f38658)

Hmmm :-[ 20 Jahre nach Schulende verwandelt sich ein weißer Stein gelegentlich in einen schwarzen... :o ;)
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Sandra am 01. März 2005, 12:54:30
Genau, das cover ist quasi geklaut von einer Platte aus den frühen 80ern "Allein wie eine Mutterseele" - eine seiner besten Platten, finde ich, übrigens. Und ich glaube sogar, das ist so eine unauthorisierte Pressung - aber da bin ich mir nicht sicher...
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Katinka Koschka am 02. März 2005, 17:27:38
ZitatGenau, das cover ist quasi geklaut von einer Platte aus den frühen 80ern "Allein wie eine Mutterseele" - eine seiner besten Platten, finde ich, übrigens.

(https://www.georgkreisler.net/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.gkif.de%2Fimages%2Fcd-icons%2Fmutterseele.jpg&hash=1d2933a392a243c37188c9486aff8dfbad6cdb88)

Hmmm ??? Ich seh hier aber nirgends einen Grabstein.... ??? Oder ist das eine Neuauflage... ???
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Bastian am 02. März 2005, 21:20:50
Na, das andere Cover war ja geklaut...!




(https://www.georgkreisler.net/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.my-smileys.de%2Fsmileys2%2Fmusik_4.gif&hash=09bb12b140381f29b27084f2e7e177fc5d84c654)
Hat er ein Preiswerteres machen müssen. ...siehst ja, wie es ihn geärgert hat.
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Katinka Koschka am 03. März 2005, 09:04:13
Moment...ich steh jetzt irgendwie auf der Leitung ???

Welches Cover ist von Kreislers "...Mutterseele..." geklaut...?? Der Sampler, den unsere Musiklehrerin uns vorgespielt hat, ja wohl nicht...oder wie oder was... ??? nusawong...wusawee...wosanuu...nusaweg...:mata: ;D
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Andrea am 04. März 2005, 19:42:19
Marlu Morgan (oder Morghan?) - weil wir gerade dabei sind - "Der Traumfänger" sollte man lesen. Da lernt man ganz viel über das leben der - und jetzt stolpere ich nochmal über ein Wort - Abori... und dann verließen sie mich... Bücher über Indianer, ich meine über deren kultur, überhaupt Bücher aus anderen Kulturen sollte man lesen. Aber: Wie man merkt, weit bin ich damit auch noch nicht gekommen. ;D
Latein wär nicht schlechzt zu können, weil man dann nicht bei jedem Fremdwort fragen muss, was es bedeutet. Fest steht: Ihr seid alle gebildeter als ich. ;D
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Maexl am 04. März 2005, 20:38:08
Aborigines (lat. ab origine = von Beginn an)?

sind zwar eigentlich keine "Indianer" sondern eigentlich doch explizit die Ureinwohner von Australien, oder? OK - ich gebe mich geschlagen, wikipedia sagt, dass das heute auch für andere ureinwohner benutzt wird *grml*
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Andrea am 04. März 2005, 20:57:25
Schon klar, dass Aborigines nicht Indianer, sondern australische Ureinwohner sind. Liest sich das so, als hätte ich das in einen Topf geworfen? Sorry!
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Sandra am 05. März 2005, 01:26:07
Jap. Mutterseele Cover geklaut für Sampler. Zäts it.
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Katinka Koschka am 05. März 2005, 12:26:47
ZitatJap. Mutterseele Cover geklaut für Sampler. Zäts it.

Aaach so....naja...die japanischen Versionen sind sowieso immer recht speziell ;D
Habe zwei CDs von Genesis, die im LP-Look sind (waren für den japanischen Markt, aber glücklicherweise nicht überteuert!) und die Idee ist wirklich hübsch.
Da hat wohl der Sampler-Macher gedacht: "japanische Pressungen kann sich eh keiner leisten oder kennt keiner, also merkts keiner...." ;)

Ok...back to topic

Was mir an Bildungs-Kanons etwas suspekt ist, dass jeder einen anderen Anspruch auf Bildung hat.
Ich kenne Kafka immerhin, hab aber lediglich ein Comic(!!) über ihn gelesen und in die Geschichte mit dem Käfer reingelesen.
Ich kenne auch namentlich diverse "große" Literaten, aber irgendwie reizen sie mich nicht. Und ich denke nichtmal dass das mit meiner leicht escapistischen Neigung zusammen hängt, denn die Großen sind ja nicht zwangsläufig Happy-End-frei.
Hab letztens so einen Test gemacht wo ich rauslesen sollte, welche Worte einer Liste es wirklich gibt. Ich glaube recht weit gekommen zu sein und habe zudem einen Begriff bemerkt, der als nicht-exsistent galt aber inzwischen DOCH exsistiert, nämlich das SANARIUM ;D

Mein Bildungs-Kanon wäre wohl sehr musiklastig und relativ mathematik-arm obwohl ich als Jugendliche auch sehr gern wissenschaftliche Bücher gelesen habe (sofern auch spannende Bilder drin waren) :-/
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Bastian am 05. März 2005, 22:55:26
Also, ich glaube der Kafka könnte dir schon liegen. Mir ist keine Geschichte mit Happy Ending bekannt, aber sie sind sehr skurril und haben eine Logik, bei der Eskapisten und äh- Konformisten gleichsam in die Hände klatschen können.
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Nase am 06. März 2005, 01:13:31
Was ich von Kafka sehr mag sind die "Erzählungen"

Das wäre vielleicht auch was für dich, Katinka. Die sind eher kurz und alle völlig unterschiedlich... nur halt kafkaesk.

Ich bin ziemlich versunken.
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Dagmar am 06. März 2005, 01:01:57
Ja, aber nichts bzw. ganz ganz wenig eignet sich zum Vertonen. Ich habe lange lange herum recherchiert, weil ich unbedingt ein "Kafka-Programm" bauen wollte. Es gibt viel, sehr viel extrem Faszinierendes - aber nichts wirklich geeignet für Songs.
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Sandra am 06. März 2005, 01:34:17
Aber ein geiles Kafka-Tanzprogramm habe ich mal gesehen.
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Dagmar am 06. März 2005, 02:21:37
Wie war das? Erzähl' mal!
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Katinka Koschka am 06. März 2005, 10:32:40
ZitatJa, aber nichts bzw. ganz ganz wenig eignet sich zum Vertonen. Ich habe lange lange herum recherchiert, weil ich unbedingt ein "Kafka-Programm" bauen wollte. Es gibt viel, sehr viel extrem Faszinierendes - aber nichts wirklich geeignet für Songs.


Hmm...komischerweise heißt die erste mit Eigenkompositionen bespielte CD von Nigel Kennedy "Kafka"... ??? ;D

Und wenn ich an die frühen Texte von Peter Gabriel denke, als er noch bei Genesis war....hmm... an "Lamb lies down on Broadway" hätte der alte Kafka vielleicht sogar seine helle Freude gehabt... ;D
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Sandra am 06. März 2005, 11:03:21
Es ist ja ein Unterschied, ob man zum Thema oder zu den Stimmungen, die "kafkaesk" sind, etwas komponiert, oder ob man konkret einen Text vertont.
Das Stück war von einer Gruppe namens "Pilot tanzt", die ich ziemlich geil finde. Es war mit sehr lauter Musik die aus unzähligen Boxen rundherum schallte, mehr Sounds als Musik, so eine Art Techno-sound. Die Musik hat schon viel gemacht, weil sie eben von überallherkam, und zwar nicht notwendigerweise gleichzeitig. Dann war eine sehr spannende und aufwendige Lichtregie, die ebenfalls wie ein Tanz war. Der tänzer war hervorragend, allein die Bewegungen von ihm haben schon stimmungen und Bilder in mir erzeugt, die sehr kraftvoll waren. Auf den Körper dieses  Tänzers wurden dann auch einmal Bilder projiziert, was ein grossartiger und verstörender Einfall war, er hat zum Teil einen Menschen drauf projiziert gehabt, der ihn selbst zur Gänze überdeckt hat, und durch die Bewegungen des Tänzers kam ein ausgesprochen spannender optischer effekt zustande. Sehr genau gearbeitet.  Es vermittelte auch sehr gut eine art kafkaesker Ausweglosigkeit, und sinnentleertes von-oben-gesteuert-sein, Ausbruch .... urgh. Man kann doch bitte ein Tanzstück nicht erzählen. Was versuche ich da gerade?
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Katinka Koschka am 07. März 2005, 08:48:25
Dennoch könnte ich mir vorstellen, z.B. die schräge Geschichte mit dem Käfer z.B. in ein progressive-Rock-Konzeptalbum verpackt zu hören...(huhu, RPWL! Wär das nich was für euch...? ;D )
Wenn ein Peter Gabriel von einem halbpuertoricanischen Punk erzählt, der erst von einer mystischen Wand verschluckt wird und nach einigen Irrwgen auf drei Schlangenfrauen stößt und mit denen den heißesten GV hinlegt, den er je erlebt hat und sich anschließend in einen Glibbermann verwandelt....
(näheres kann man z.B. hier nachlesen... ;)http://www.thomaskosman.de/Lamb/ )
(Übrigens war Gabriel NICHT unter Drogen als er das schrieb... ;D)
oder wenn Rush den Roman "Anthem" von Ayn Rand auf ihrem Konzeptalbum "2112" in Musik umwandeln, dann müßte doch auch möglich sein, aus einer Kafka-Geschichte  Musik zu basteln. ???
Allerdings ist Chanson-Musik wohl zu *ähm* einfach (kein Vorwurf!!) dazu...Kafka ist so schräg, da müßte die Musik auch sehr schräg sein...wenn ich allerdings an Brecht/Weill/Dessau ect. denke... :o  ;D
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Dorian am 07. März 2005, 09:43:40
Zitatmüßte doch auch möglich sein, aus einer Kafka-Geschichte  Musik zu basteln. ???

Franik Zappa's "Chrome plated megaphone of destiny" ist inspiriert von "In der Strafkolonie".
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Sandra am 07. März 2005, 11:22:19
Roger und ich waren mal zu einem Else-Lasker-.Schüler-Symposium eingeladen, Texte von ihr zu vertonen. (grauenvoll überschätzte Autorin übrigens)  Das witzige war, dass alle gedacht haben, wenn der Text dunkel ist, muss die Musik auch so sein. Also: "Dunkle wolken stehen am Himmel"-Text, und sofort gibt's "grumbelgrumbelgrumbel" in der Musik.
Das ist nu wirklcih die simpelste aller Methoden -ausserdem nicht unbedingt zielführend.
Musik kann sehr wohl harmonisch sein, und trotzdem auch eine verworrene Stimmung erzeugen.
Sie kann auch in sich schön sein, und trotzdem ein hässliches Gefühl beschreiben.
Auch Kafka geht durchaus mit den mitteln der romantischen Musik zu beschreiben.
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Katinka Koschka am 07. März 2005, 12:53:57
Zitat.
Musik kann sehr wohl harmonisch sein, und trotzdem auch eine verworrene Stimmung erzeugen.
Sie kann auch in sich schön sein, und trotzdem ein hässliches Gefühl beschreiben.
Auch Kafka geht durchaus mit den mitteln der romantischen Musik zu beschreiben.

Klar, stimmt schon...hab da vielleicht etwas zu quer gedacht...immerhin ist ja das Lied über o.g. "Glibbermann" in recht fröhlichem Dur und der wohl romantischste Titel der ganzen Platte - Carpet Crawlers handelt nicht etwa über die Lamien (Schlangenfrauen) sondern über Leute, die einen langen Teppich entlang kriechen, auf eine Wendeltreppe zu an deren Ende die Freiheit sein soll...
Das Lied über die Lamien ist allerdings auch herzzerreißend schön und das Gitarrensolo am Schluß drückt so richtig aus, wie traurig der Rael ist, weil seine Lamien nach dem GV verendeten...(und der arme Kerl weiß nicht, daß die Biester sich regenerieren um das nächste Opfer im Liebesrausch in einen Glibbermann zu verwandeln!! :o )

Am unverfänglichsten sind solche Gemütsumdrehungen aber wohl am ehsten im Satire/Kabarett-Bereich, weil da jeder drauf eingestellt ist "Achtung! Ironie!!" ;)
(vgl. Georgs Bemerkung "man nehme ein an sich grausiges Ereignis...übertreibe es maßlos bis es seinen Schrecken verliert und grotesk wird...dann schreibt man eine Musik die überhaupt nicht dazu paßt und schon ist das Lied fertig!" ;D )
Ich hatte ja für mein "Sauflied" auch anfangs eher eine melancholische Melodie gedacht, aber das fröhliche Wiana Liad von Nase gefiel mir dann doch besser, eben weil es die Sache als ironisch überträgt... :D
Und Genesis-Fans müssen immer wieder Neulinge darauf hinweisen, daß Gabriel weder bei der "Lamb" noch bei dem Stück "Supper's Ready" unter bewustseinserweiternden Drogen stand!! ::)

Übrigens...schräg muß nicht automatisch hässlich sein, wenn ich z.B. an die Violinenduette von Bela Bartok denke... ;D ;)

Ach und noch eine Stimmungs-Sache...
ich finde, der Anfang von Dvoraks Streicherserenade in E-Dur hat bei seiner romantischen Stimmung irgendwas Bedrohliches...dieser Basslauf klingt irgendwie unheimlich... :o
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Sandra am 07. März 2005, 13:03:39
Schuberts Erlkönig - geniale Musik/Text-Verbindung!!
Titel: Re: Bildungs-Kanon
Beitrag von: Maexl am 07. März 2005, 14:48:07
allerdings ein horror zu üben... ich habe es mal versucht aber nach den ersten 2 1/2 seiten taten mir die handgelenke so unglaublich weh.... das stk. ist zum kotzen

aber interessanter:

sonate B-Dur D960
oder Liszts H-Moll Sonate dämonisch aber genial

hat von euch jemand die Noten von Schuberts "Auf dem Wasser zu singen" in G-Dur bzw. G-Moll?
Kanns zwar schon fast auswendig aber muss es in der Musik-GFS einer Mezzosopranistin begleiten...