"Wortfront" ist mehrdeutig und besteht ja schon aus zum einen "Wort" und "Front". Ich würde dieses Substantiv Komposita gemäß seiner Wirkung (auf mich) aber zunächst einmal als KonFRONTation der Aussage mit dem Inhalt bzw. Erscheinungsform mit dem Wesen verstehen.
Noch ist dies nicht identisch. Die Poesie strebt dies an, muß jedoch den Widerspruch zwischen beiden bis zum Kulminationspunkt treiben, damit eine neue Synthese erreicht wird.
Anders ausgedrückt: Die gesellschaftlichen Verhältnisse enteignen und entleeren die Produzenten bzw. bedingt durch die Entfremdung entwickeln die Produkte hinter dem Rücken der Produzenten ein gespenstisches Eigenleben als Ware und richten sich g e g e n den Produzenten. Zum Beispiel: Ein Arbeiter arbeitet in der Fleischproduktion und wird dazu genötigt, sich das Produkt seiner Arbeit in einem Supermarkt von dem Lohn, den er für seine Arbeit bekommt, zu kaufen. Sein Produkt wurde - nachdem es den Produktionsort verließ und an eine Großhandelskette ging - etliche Monate zwischengelagert, umetickettiert und ist inzwischen schlecht geworden. Er bemerkt dies jedoch nicht, ißt es und wird krank daran ...
Mit Sprache ist es nicht viel anders, woher ja der Spruch kommt: "Einem das Wort im Munde umdrehen".
"Wortfront" empfinde ich als Begehren nach Authentizität und der Einheit/Synthese von Wort und Tat, das sich zornig und ironisch, energisch und subversiv zugleich gegen Verfälschung und Entfremdung (und damit auch gegen die Ideologisierung des Lebens) richtet. Ist es vielleicht das, was Du als Sehnsucht empfindest?
Die Negation des "postmodernen Arschloches" u.a. mittels der Beschreibung des Utopiemangels des heutigen "Zeitgenossen" - der durch Absentismus des Lebenszieles und -sinnes geprägt ist und dadurch zum "Beifahrer der Belanglosigkeit" wird - stehen im Vordergrund der Poesie - d.h. in der Front. (Front=Vorderseite, vordere Reihe).
Ineinander komponiert sowie kontrastierend mit- und gegeneinander ringend sind Negation/Kritik und Sehnsucht meines Erachtens nach in "zeiT" enthalten. "Sommerkind" fällt ebenfalls aus der eher negativen "Front" heraus. Dieses Lied wird ergänzt bzw. angereichert durch die vielen Fragen in "Kein Beweis", die jeder an sich selbst stellen muß...
Ähäm, ich habe soeben beschlossen, daß ich das Album (nur für mich) chronologisch völlig anders anordne, ... vielleicht fange ich mit "Herz" an und ende mit "zeiT" UND um dem "Herbstmanöver" gehörig vor's Schienbein zu treten, kommt direkt danach das "Sommerkind", da dieses in der Leichtigkeit des Seins keinen Ballast darstellt und auch niemals auf ein Manöver (herein)fällt... [smiley=happy.gif]