Georg Kreisler Forum

andere Künstler => Weitere Künstler => Thema gestartet von: Anke am 22. September 2007, 18:44:23

Titel: Wise Guys
Beitrag von: Anke am 22. September 2007, 18:44:23
"Wise Guys
A-Cappella-Comedy-Show 2007"

Kennt jemand die Wise Guys und hat eine Meinung dazu?
Lohnt es sich, sich diese Sendung heute abend auf 3sat anzusehen?

http://www.tvmovie.de/Detailansicht_TV-Sendung.84.0.html?&detail=8674102

ZitatIn ihre ausgeklügelten Arrangements fließen Elemente von Reggae, Rap, Hip-Hop, Rock und Techno ein, ihre überwiegend deutschen Texte sind mal witzig frech, mal melancholisch.
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: whoknows am 22. September 2007, 21:39:21
Ich finde: sie machen ihre Sache wirklich ausgezeichnet - nichtsdestodennoch sind sie ein reines Produkt der Multis, daher von mir mit gewohnheitsmässigem Verdacht beäugt.  8-)
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: Anke am 23. September 2007, 23:22:38
Ich hab's mir angesehen und war auch sehr angetan. Soweit ich sie verstanden habe, machen sie zumindest ihre Texte selber, vielleicht auch die Musik und Choreographie.

Was meinst du mit Produkt der "Multis"? Internationale Musikindustrie? Falls ja, inwiefern?
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: whoknows am 24. September 2007, 09:55:02
Einfach nur: Geld. Eine mehr oder weniger gecastete Band, die von jemand "erfunden" wurde, wo die Produzenten viel Geld reinstecken, damit es funktioniert. Nicht: einer sitzt im Kämmerchen und will seine Kunst machen, sondern einer sitzt im grossen Büro und überlegt, wie er was verkaufen kann.
Durchaus heutzutage nicht anrüchig - nur: ICH bin da altmodisch.
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: Anke am 24. September 2007, 12:45:54
Ich hab mir jetzt mal deren Weppsait angeschaut und dies hier gefunden http://www.wiseguys.de/presseinfo.shtml :

ZitatDas Quintett, das seit 1995 mit eigenen Songs und Texten gleichermaßen Herz, Hirn und Lachmuskeln ihrer inzwischen riesigen Fangemeinde anspricht, rüttelt weiterhin fleißig an den eigenen Rekordmarken.
Das hört sich für mich nicht nach einer synthetischen Band an? Oder tropsdem?  :-?

ZitatDie Konzerte der Kölner Jungs sind von München bis Flensburg und von Aachen bis Dresden bereits Wochen zuvor ausverkauft - vor vollen Häusern singen die Kölner inzwischen auch in Österreich und in der Schweiz.
Und ich hab mal wieder bis vorgestern nix von ihrer Existenz gewusst.  ::)


Niedlich finde ich ja, dass man jeden der jungen Männer separat per E-Mail anschreiben kann.  http://www.wiseguys.de/kontakt.shtml :)  Der etwas Füllige hat mir persönlich besonders gut gefallen.  :-*
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: Franz08 am 24. September 2007, 13:45:39
Zitat[...] Nicht: einer sitzt im Kämmerchen und will seine Kunst machen, sondern einer sitzt im grossen Büro und überlegt, wie er was verkaufen kann.  
Durchaus heutzutage nicht anrüchig - nur: ICH bin da altmodisch.
Gesetzt den Fall: einer sitzt im Kämmerlein und will seine Kunst machen und noch dazu, dass viele Menschen die Kunst kennenlernen. In einem großen, schönen Büro wiederum sitzt jemand, der überlegt, wie er etwas verkaufen kann.

Der Kämmerlein- und der Bürobewohner treffen einander. Der Nasenfaktor stimmt, es kommt zur Zusammenarbeit. Der Bürbewohner verdient fortan am Kämmerleinbewohner und macht ihn dafür bei jenen, die's interessiert, bekannt, sodass nun auch der Kämmerleinbewohner besser leben kann von seiner Kunst. Schlecht?

Jene Menschen, die zwischen den Produzenten und den Konsumenten vermitteln, gibt's schon ein paar Jahrhunderte. Man nennt sie Händler und diese Händler in den unterschiedlichsten Erscheinungsformen sind ein ebenso notwendiger wie ehrbarer Berufsstand.
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: whoknows am 24. September 2007, 15:42:48
G'tt erhalte Dir Deine Naivität. Dieser von Dir geschilderte Fall ist schön - und manchmal im Kleinkunstbereich durchaus noch (in engen Grenzen) möglich. Da gibt es Händler, Vertriebe etc die bei den kleinen Künstlern ( = Kleinkünstlern) unterstützend tätig sind.
Aber: GELD kann man damit kaum machen.
Ich rede hier von Verkaufsrang 5000 aufwärts bei Amazon (das heisst, in Deutschland über 3000 verkaufte CDs, was bei einem 80 Millionen Markt sehr wenig ist!) ich rede hier von Grössenordnungen, wo der Künstler ZUMINDEST Hallen von über 400 Menschen selbstverständlich füllt, und daher mit ein paar Tausendern pro Show (notabene: pro Show, nicht allabendlich!) nach Hause gehen darf (vor Steuern).

Ab diesen Grössenordnungen redet der Mensch im Büro dem Künstler durchaus mehr als nur drein, was die Kunst angeht. Da ist der Künstler Erfüllungsgehilfe des Büromenschen, nicht umgekehrt.

Glaubst Du, einer Gruppe wie Tokio Hotel ist SELBER eingefallen, welche Lieder, welcher Haarschnitt, welche Kleidung, welche Bewegungen, welcher Stil? Oder einem Hansi Hinterseer? Oder einem Roger Cicero? Einer Jeannette Biedermann? Einer Annette Loisan?

Ausnahmen gibt es, Tote Hosen zB, Element of Crime, (Rosenstolz allerdings nicht mehr, die haben ihre Seele verkauft)  - die Ausnahmen, die tatsächlich durch Tingeln ihr Publikum erspielt haben, jene Ausnahmen, von denen ich weiter oben sprach: die erst mal Jahrelang darbten, auch jene,  die sich  ihre Firmen zur unterstützung selber engagieren,  die gibt es auch: dass man sein eigenes Label hat, oder seine eigene PR-Firma, seinen eigenen Booker - Aber wenn Du bei MGM, EMI oder Universal oder Warner oder so  unter Vertrag bist - vergiss das mit der "Unterstützung der Künstler".
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: Anke am 24. September 2007, 16:11:30
Aber tut es nicht so manchem Künstler gut und sogar noth  ;) , sich bezüglich seiner/ihrer Wirkung beraten zu lassen?

Wenn ich mir das leisten könnte, würde ich mich bezüglich Klamotten auch beraten lassen - ganz privat.  8-)

Ich habe schon manche Klein-Künstler gesehen, bei denen ich die ersten 15 Minuten lang nur nach Luft geschnappt habe, bis ich mich über das grauenhaft hässliche Outfit hinwegsetzen und ihm/ihr echt zuhören konnte.  ::) Oft habe ich überlegt, ob ich das dem Betreffenden zu seinem eigenen Nutz und Frommen sagen sollte - habe ich mich dann aber nach ein paar Erfahrungen mit den uneinsichtigen Sensibelchen inzwischen meist dagegen entschieden.  :-X

Bei einer großen Firma beugen sich die uneinsichtigen Sensibelchen sicherlich leichter vor der - objektiven - Vernunft, und ziehen dann vielleicht auch mal was an, was nicht so aussieht, als hätten sie es eben im Hinterhof aus der Mülltonne gezogen und dann noch drübergek......  :D

Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: Burkhard Ihme am 24. September 2007, 16:50:25
Die Beatles haben sich seinerzeit auch verkauft. Und so schlimm war das insgesamt nicht.
Der Pelzkragen, den John Lennon 1961 trug, soll übrigens so gestunken haben, daß alle, die das errochen haben, noch heute davon erzählen.
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: Dorian am 24. September 2007, 20:36:19
Ist eigentlich nur der ein wahrer Künstler, der seine Lieder selbst schreibt?

Ist gekonntes Interpretieren nicht auch eine Kunst?

Für jeden Song der wirklich von innen kommt, gilt, daß eines Tages das Gefühl geschwunden ist, das ihn ursprünglich inspiriert hat, und es wieder hervorzurufen ist eine Frage der Interpretation.

Ich kann mir vorstellen, dass dann ein Interpret, der nicht der Autor ist, das mitunter sogar besser hinkriegt.
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: Franz08 am 25. September 2007, 00:17:24
Ich schrieb:
ZitatGesetzt den Fall: einer sitzt im Kämmerlein und will seine Kunst machen und noch dazu, dass viele Menschen die Kunst kennenlernen. In einem großen, schönen Büro wiederum sitzt jemand, der überlegt, wie er etwas verkaufen kann.
Whoknows antwortete:
ZitatG'tt erhalte Dir Deine Naivität. Dieser von Dir geschilderte Fall ist schön - und manchmal im Kleinkunstbereich durchaus noch (in engen Grenzen) möglich. Da gibt es Händler, Vertriebe etc die bei den kleinen Künstlern ( = Kleinkünstlern) unterstützend tätig sind.
Hm. Wer redet von Kleinkunst? Wer redet von "kleinen Künstlern"?

Wir alle konstruieren uns unsere eigene Realität...
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: whoknows am 25. September 2007, 00:19:11
Beraten ist eines, bestimmen ein Anderes. Und Interpretieren ist REproduzierend, durchaus ehrenwert und wichtig, keine Frage. Undder Aussenblick ist immer wichtig, damit man nicht "betriebsblind" wird, auch keine Frage. Die Frage ist: wo werden die Grenzen gesetzt. Wie lange ist etwas noch authentisch. Und ich jedenfalls bin sehr heikel in dieser Grenzziehung. Aber das heisst nicht, dass das andere auch sein müssen. 8-)
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: Franz08 am 25. September 2007, 00:24:55
Die Frage ist: Ab wann ist etwas nicht mehr "authentisch"?
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: whoknows am 25. September 2007, 09:24:57
Ich denke, das muss letztlich jeder für sich selbst entscheiden, was er/sie glauben möchte, letztlich ist es eine Frage des Geschmackes und nur mittelbar eine der politisch-wrtschaftlichen Überzeugung.

Für mich ist es nur dann authentisch, wenn ich den Eindruck habe, der Autor/Komponist produziere auch, und mehr oder weniger genau so seine Musik, wenn er das nur dank eines Nebenjobs machen könnte. Wenn ich meine, dass ein Lied, ein Stück geschrieben wurde, weil rein merkantile und "was fressen die Leut" -Gedanken massgeblich sind, dann passt es für mich persönlich nicht mehr, dann ist die Anthentizität für mich weg, und es lebt nicht, oder zumindest sehr viel weniger.
Das ist MEIN Geschmack, und ich bin mir durchaus bewusst, dass man das nicht immer sagen kann: ist es jetzt tatsächlich "gemacht" oder "authentisch" - da gibt es Grauzonen, und es gibt auch sehr sehr gute Lieder und Stücke die rein mit merkantilen Grundgedanken gebaut wurden. Oder SEHR stark mit merkantilen Grundgedanken, wie zB die Dreigroschenoper. Natürlich ist das Beherrschen des Handwers zugleich auch ein "Kennen der Marktgesetze", das gehört ja zum Handwerk dazu. Aber wenn Roger Cicero singt "bring den Müll raus", dann ist für mich absolut  offensichtlich, dass der Song auf dem Reissbrett entstanden ist, das hat NULL Authentizität.
Natürlich - es gibt durchaus Kreative, die ganz bewusst nicht "am Publikum vorbei" produzieren möchten - und da ist es dann eben Gefühls- und Geschmackssache, wie sehr man persönlich das "Grundbrennen" spüren möchte und spüren kann. Die Grauzonen zwischen Handwerk und Brennen sind breit - keine Frage. Und vermutlich auch nur im Einzelfall zu benennen, ich denke, da gibt's kein Patentrezept.
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: whoknows am 25. September 2007, 19:34:42
Hier übrigens ein Nachbericht über eine Debatte - nicht ganz uninteressant, und im weiteren Sinne durchaus zum Thema passend -  man kriegt so ein paar ganz kleine Fenstlerlein aufgemacht über den Zusammenhang von Journalismus und  PR - interessant  auch der Ausdruck: Content-Firmen....
http://derstandard.at/?url=/?id=3048905
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: lola_22 am 25. September 2007, 19:44:15
Hallo Anke! Die Wise Guys sind Anfang der 90er aus einer Schulband entstanden. Außer Ference Husta gingen die Bandmitglieder auf die selbe Schule. Ein Kunstprojekt? Seit dem Abitur 1990 machen die Wise Guys ausschließlich Vocalmusik. Anfangs sangen sie sogar Volkslieder. Sie wurden von Jahr zu Jahr erfolgreicher. Die größten Kleinkunsttheater wurden zu klein. Nur ausverkaufte Konzerte. Wenn man dann die großen und größten Konzerthallen füllt, dann ergibt es sich zwangsläufig, dass Profis, Kenner und Macher die Vermarktung übernehmen. Es geht schließlich um riesigen Organisationsaufwand und Investitionen und natürlich Gewinne für beide Seiten. Ohne erfahrene Agenturen ist das nicht zu bewerkstelligen. Für Ina Müller trifft das absolut genau so zu. Wer so erfolgreich seit Jahren durch die Lande zieht und Grenzen überschreiten will, der benötigt Medienunterstützung und mehr. Wühlmäuse, Tivoli etc. haben sie  bekannt und vermögend werden lassen. Die Millionen kommen jetzt.  Ich gönne ihr das von Herzen. Sie ist immer noch so toll und sympathisch, wie zuvor.
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: lola_22 am 25. September 2007, 19:49:00
Hallo Dorian! Topsy Küppers sang Lieder, Texte und Musik von Georg Kreisler. War daran etwas schlecht, verkehrt oder unglaubwürdig?  
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: whoknows am 25. September 2007, 20:04:56
Das mit den Wise Guys wusste ich nicht - auf mich wirkten sie wie ein reines Industrieprodukt, aber da hab ich mich vielleicht getäuscht. Ina Müller - da weiss ich aus gut informierter Quelle ziemlich genau wie das gelaufen ist - sie war eine engagierte Kleinkünstlerin, die von Ramond&Co regelrecht eingekauft wurde, und hat es "mal ausprobiert" - ist aber, wie mir diese Freundin von ihr erzählte, nicht sehr glücklich mit dem Stil in dem sie vermarktet wird.

Und wer hat behauptet, es sei etwas verkehrt, wenn man als Interpret/in Lieder von anderen Leuten aussucht, um sie zu singen?
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: lola_22 am 25. September 2007, 20:24:02
ZitatIst eigentlich nur der ein wahrer Künstler, der seine Lieder selber schreibt? Ist gekonntes Interpretieren nicht auch eine Kunst?
Auf diese Zeilen von Dorian bezieht sich meine Frage. Glücklicher war Ina bestimmt vorher, als sie näher am Publikum dran war und die Zeit als "Frontfrau" bei Queen Bee beibt unvergeßlich.  In die Superkonzerte gehe ich nicht. - Du wirst vermutlich über viel mehr Hintergrundwissen verfügen. Gruß Lola 22
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: Anke am 25. September 2007, 21:12:40
Ich mag auch keine dieser Superkonzerte. Dann lieber vor dem TV, da habe ich mehr von den Damen und Herren.  :)

Dass die Wise Guys ne "echte" Band sind, freut mich. Ich hatte nämlich wirklich den Eindruck, dass es von innen kam, was sie sangen und tanzten. Hat mir richtig gut getan.  :)

--------

Was ist authentisch? Das ist vermutlich nicht als 0 oder 1 zu entscheiden, sondern graduell. Z.B. werde ich vermutlich jeden Interpreten von Georg Kreisler als nicht-authentisch empfinden.  :( Weil er natürlich seine Lieder nicht "interpretiert" hat, sondern weil man/ich immer das Gefühl hatte, dass er beim Singen immer unmittelbar und neu zu mir spricht. Aus seinem Geist zu meinem Geist. Mir gefallen nicht einfach nur die Texte und die Musik, sondern die Persönlichkeit, die dies hervorgebracht hat. Ein Interpret kann das per se natürlich nicht.

Andererseits gibt es Texter und Komponisten, die gar nicht singen können (wie Wilhelm Müller, Schubert wohl auch nicht?) oder die schon zu alt oder gestorben sind und deren Lieder daher nur interpretiert werden können. Jeder klassische Sänger interpretiert. Die "Cover"-Sänger tun das auch. Das muss man daher wohl als legitim ansehen.

Aber es gibt natürlich immer gute und weniger gute Lieder, sowie gute und weniger gute Interpreten.  8-) Ich denke, wenn ein Interpret richtig gut ist, dann ist das angenehm und hinterlässt keinen schlechten Nachgeschmack. Außer: Man hängt noch dem evtl. gekannten Original (s. GK) nach.  :'( Dagegen ist vermutlich kaum ein Kraut gewachsen. Das hat auch etwas mit Treue oder Prägung zu tun, vermute ich ...  ;)

Jedenfalls haben praktisch alle großen Komponisten wie Mozart, Verdi usw. immer den Spagat zwischen Auftragsarbeit/Broterwerb = Anpassung an die Konsumentenerwartungen und freier Kunst machen müssen. Trotzdem ist er den wirklich Großen wohl meistens gelungen.  :)
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: whoknows am 25. September 2007, 22:35:56
Zitatviel mehr Hintergrundwissen
keineswegs. Ich hatte nur  zufällig vor kurzem die Gelegenheit, mit jemandem zu reden, der (die) genau diesbezüglich aus "dem Nähkästchen" plauderte. DIE hat das Hintergrundwissen in diesem Fall.

Zitatdie Persönlichkeit, die dies hervorgebracht hat. Ein Interpret kann das per se natürlich nicht.

Das, Anke, halte ich für ein Vorurteil. Sonst könnten - wie Du ja weiter unten auch selbst sagst, überhaupt keine Lieder von Interpreten gesungen werden, und alle Lieder von Textern&Komponisten, die NICHT auf einer Bühne stehen können oder wollen, sind dazu verurteilt, nie gehört zu werden.

Ein Interpret MUSS genau das per se können - sonst ist er/sie kein Interpret.

Es kommt immer darauf an, wie der Interpret die Lieder auswählt, ob er/sie als "eigene Gefühle" empfindet und deshalb gewählt hat, und ob er/sie in der Lage ist, die Emotionen, die in den Liedern erzählt werden,  auch zu transportieren.

Es gibt einige Lieder, die erst durch den guten Interpreten zu glänzen beginnen!!
Und zwar durchaus auch Lieder von GK selbst, die ich von anderen Interpreten sogar besser (wie ich fand) gehört habe, es gibt  aber natürlich andere, (und nicht wenige!)  die macht nur er so unnachahmlich.  Er ist nämlich nicht nur Autor&Komponist, sondern eben auch Interpret - aber das ist einfach notwendig .
Es gibt tolle Lieder, die keiner als toll empfindet,  nur, weil sie schlecht interpretiert sind, und es gibt schlechte Lieder, die alle toll finden, weil sie einfach gut Interpretiert sind.

Man kann zB oft bei Kritiken mehr herauslesen, wie der Intepret war, wenn man guckt, wie die Lieder beurteilt wurden: ein richtig guter Interpret lässt nicht merken, ob ein Lied Schwächen hat.

Die Interpretation ist nach der Vollendung des Liedes der erste Schritt zum Glanz eines Liedes.
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: Anke am 25. September 2007, 22:47:02
Hallo whoknows,

heute komm ich nicht vom PC weg. Ist ja richtig spannend hier.  8-)

Zum "Interpreten":

Vielleicht liegt unsere unterschiedliche Ansicht darüber am Wort selbst.

Du meinst mit "Intepretieren" vermutlich "Vortragen" - ja?
Klar, das ist natürlich unabdingbar, dass ein Lied vorgetragen wird, um in der realen Welt real zu existieren und vor allem: bekannt zu werden.


Ich verstehe das Wort aber wörtlich: Jemand interpretiert, was ein anderer gesagt hat - also im Sinne von "auslegen". Etwa so: http://de.wikipedia.org/wiki/Interpretation


Seine eigenen Produkte braucht man m.E. nicht zu "interpretieren", also auszulegen, zu deuten - die trägt man einfach vor, und zwar genau so, wie man sie beim Erstellen des Produkts gemeint hat.

Wenn jemand ein Lied singt oder ein Stück wiedergibt, dass er/sie nicht selber erstellt hat, dann muss er/sie die Noten und ggfls. Worte, Sätze natürlich interpretieren, da er/sie nicht wirklich, authentisch weiß, wie der Autor sie selber gedacht und gefühlt hat.

Lg
Anke
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: Franz08 am 25. September 2007, 23:07:13
Whoknows schrieb:
ZitatHier übrigens ein Nachbericht über eine Debatte - nicht ganz uninteressant, und im weiteren Sinne durchaus zum Thema passend -  man kriegt so ein paar ganz kleine Fenstlerlein aufgemacht über den Zusammenhang von Journalismus und  PR - interessant  auch der Ausdruck: Content-Firmen....
Im STANDARD-Bericht heißt es:  
[edit]Qualitätsjournalismus könne sich mit jedem Thema befassen, sagt Treiber, es geht um's Wie: "Mit ehrlichem Interesse dem Menschen unvoreingenommen Fakten näher zu bringen." Anders gesagt mit "Kleine"-Redakteurin Eva Weissenberger: Den Qualitätsjournalismus zeichnet aus, sich "nicht von PR-Leuten vor sich her treiben zu lassen, keinen Kampagnenjournalismus zu betreiben, zu berichten, was die Recherche ergibt, Anzeigen und Redaktion strikt zu trennen und Personalisierung nicht überborden zu lassen."[/edit]
Was Frau Weissenberger sagt, sollte wohl eine Selbstverständlickeit sein. Dass es immer weniger "verlegerische Investoren" gibt, ist natürlich ebenfalls zu beklagen. Die frühere Falter- und nunmehrige Qualitäts-Journalistin Weissenberger arbeitet übrigens für eine "Content Company":
ZitatDie Styria Medien AG sieht sich als Content Company und betrachtet daher das Generieren, Auswählen, Bewerten, Gestalten und Interpretieren von Inhalten für verschiedenste Medienprodukte als ihr Kerngeschäft.  
http://www.styria.com/de/styria/index.php
Begriffs-Verwirrung allüberall...  ;D
(Und damit es nicht wieder zu vorschnellen Interpretationen und Festlegungen kommt: Die StyrianerInnen sind schon ok und sehen Medien nicht nur als "Produkte".)
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: Franz08 am 25. September 2007, 23:18:34
Hallo Anke, Du schreibst:
ZitatSeine eigenen Produkte braucht man m.E. nicht zu "interpretieren", also auszulegen, zu deuten - die trägt man einfach vor, und zwar genau so, wie man sie beim Erstellen des Produkts gemeint hat.
Ich möchte diesen Gedankengang mit dem Beispiel des Komponisten und Bandleaders Duke Ellington kontrastieren: Der hat manch eigene Nummer über Jahrzehnte immer wieder gespielt. Und er hat sie nicht immer so gespielt, wie er sie "beim Entstehen des Produktes gemeint hat".
Er hatte sich geändert, die Zeit hatte sich geändert, der Publikumsgeschmack, die Mitspieler - also hatte sich auch die Interpretation seiner eigenen Stücke geändert. Und genau deshalb ist Ellingtons Musik selten unspannend geworden...
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: whoknows am 26. September 2007, 10:31:40
Interpretieren ist durchaus etwas völlig anderes als "vortragen" - und selbstverständlich muss man auch seine eigenen Werke interpretieren. Sich "nur" was dabei zu denken, wenn man was schreibt, ist noch nicht ein Jota in die Richtung diese Gedanken auch anderen schlüssig zu machen,  und zwar durch die Art, WIE man etwas vorträgt.

Das Interpretieren ist das WIE. Es gibt zum Beispiel  (um nur ein winziges Lichtchen auf das weite Feld der Interpretation zu werfen) Gedanken in einem Lied, die erschliessen sich dem Zuhörer dadurch, dass der Vortragende sie EMPFINDET während des Vortrags. Und es gibt Gedanken, die nur dadurch klar werden, dass der Vortragende DAS GEGENTEIL davon empfindet. Zu wissen, was wann und wo gemacht werden muss, damit der Zuhörer das Gefühl bekommt, das man erzeugen will, das ist die Interpretation. Unter Anderem.  Wenn das Vortragen alleine reichte, warum beschäftigen sich Schulen damit, Interpretation (wenn auch leider mangelhaft, wie man immer wieder sehen muss) zu lehren?

Es sind einfach zwei Rollen: Autor bzw Komponist auf der Einen, und Vortragende auf der anderen Seite. Beides verlangt gewissen handwerkliche Fähigkeiten. Nur weil ich Autor bin, heisst noch lange nicht, dass ich die Fähigkeiten des Vortragenden auch habe. Und nur vorsingen, das ist in den allermeisten Fällen VIEL zu wenig.
Bei GK kann man zB sehen, wenn er das "Wiegenlied" interpretiert: da zielt er bewusst in der Interpretation darauf, dass gelacht wird. Man kann das gleiche Lied auch so singen, dass alle weinen müssen. (Nur ein Beispiel von vielen)

Aber: wenn etwas gut interpretiert ist, dann wirkt es für den Zuseher wie "einfach vorgesungen" - ähnlich wie  man beim Jonglieren oder Seiltanzen, wenn es gut gemacht wird, nicht die Arbeit erkennt, die dahinter steckt.
Sing Du mal ein Lied, dass Du besonders gern magst, einfach mal vor. Und nimm das auf. Du wirst unschwer den Unterschied erkennen. :D
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: Anke am 26. September 2007, 11:14:59
Protest, Protest, Protest.  8-)

Wenn GK sein Lied so vorträgt, dass die Leute lachen müssen, dann ist das m.E. keine Interpretation von ihm, sondern seine ursprüngliche Absicht mit diesem Lied, der Grund, warum er es geschrieben hat, und gehört m.E. daher wesensmäßig-essenziell zu diesem Lied.

Sollte er es dann später mal so singen, dass man dabei wirklich weinen muss (was ich aber für äußerst unwahrscheinlich halte, dass ein Künstler sein eigenes Werk später derart konträr empfinden wird - denn dann passte m.E. vorher etwas nicht oder es war oberflächlich-beliebig; oder es soll eine Parodie auf das eigene Lied sein), dann ist das für mich ein neuer Teil der Kreation. Dann interpretiert er nicht sein altes Lied neu, sondern dann will er ein neues Lied. Das sich in einigen Teilen (Text, Musik) mit dem alten deckt, aber nicht die Absicht dahinter.

Oder kannst du dir eine Operette als vom Librettisten/Komponisten selber ins Traurige uminterpretiertes Stück vorstellen?
Sowas bringt höchstens ein "moderner" Regietheater-Regisseur fertig - und selbst der dürfte sich damit sehr schwer tun.  ::)

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Dass man "Interpretieren" lehrt, ist okay, wenn man fremde Stücke singt oder spielt. Dennoch ist es m.E. richtig, herausfinden zu wollen, was der Urheber dieses Werks gemeint hat, was das Stück an sich wirklich ausdrückt. Denn das gehört m.E. wesentlich zum Stück selber. Aber natürlich ist so viel Empathie nicht jedem gegeben.  :-?

Wenn man GK hätte beibringen müssen, wie er seine eigenen Lieder vorzutragen hat, damit sie wirken, dann hätte er sie m.E. gar nicht geschrieben. Denn er wollte etwas transportieren, nicht einfach dichten und komponieren - da bin ich sicher. (Natürlich wollte er auch daran verdienen.)

Genauso z.B. Reinhard May. Dem musste man wohl auch nicht das "Interpretieren" (Vortragen) seiner eigenen Lieder beibringen.

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Aber ich weiß, dass manchen Vortragenden, die nicht die Urheber sind, völlig wurscht ist, was der Urheber gewollt hat, sie interessiert nur, was sie wollen. Im Prinzip soll auch jeder alles so spielen oder singen dürfen, wie er/sie mag. Bedenklich wird es für mich nur, wenn dann davon ein Einfluss auf andere ausgeht, die diese Interpretation oder Um-Interpretation dann für das authentische Werk halten.

Und schade finde ich es dann, dass die Zuhörer nicht die Möglichkeit bekommen, das eigentliche Werk kennenzulernen, wenn es sehr verfälscht ist.

Dass man bei einem nicht mehr zur Verfügung stehenden Urheber interpretieren muss, ist natürlich klar. Es sei denn, es sind Platten, CDs usw. vorhanden.  :)

Wenn der Urheber bereits tot ist, dann kann er/sie nicht mehr protestieren. Aber wenn der Komponist eines Werkes - eines Violinkonzerts z.B. - noch lebt und die Aufführung miterlebt, dann wird er nicht sehr glücklich bis stinkwütend sein, wenn der Geiger und der Dirigent aus dem Stück etwas ganz anderes "interpretieren" als der Komponist gemeint hat. Es ist dann m.W. eigentlich auch üblich, dass der Geiger und der Dirigent sich mit dem Komponisten zusammenschließen und seine Intentionen so nah wie möglich umzusetzen versuchen.

Ich kann aber verstehen, dass man z.B. in einer Oper, die schon 100x inszeniert wurde, auf neue Ideen verfällt, einfach damit es nicht zu langweilig wird. Allerdings wird die Musik dabei auch nicht wirklich verfälscht, auch der Text kaum bis gar nicht, sondern nur die Umstände.  8-)

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Gegen meine Auffassung von Authentizität wenden sich natürlich diejenigen, die ein Werk als letztlich unabhängig vom Urheber sehen, den Urheber als reinen Vermittler einer göttlichen Inspiration auffassen. (Wie ja auch manche Komponisten/Dichter selbst es taten.) Ob man dann aber diese göttliche Eingebung selber nach Gutdünken uminterpretieren darf, ist ja auch noch die Frage ...  8-)
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: whoknows am 26. September 2007, 12:29:07
Wir sollten uns mal über eine Sache einigen: Interpretation in der "Kunst, ein Chanson zu singen" (Yvette Guilbert) ist ein Fachausdruck, und wird als solcher von mir verwendet. Und selbstverständlich schreibt man ein Lied mit einer bestimmten Intention (immer wieder mal, aber auch nicht immer, übrigens) - das ändert nichts daran, dass man es interpretieren muss, wenn man es vorträgt, einfach nur singen ist meistens zu wenig. (bei wirklich gut geschriebenen Liedern funktioniert es zwar auch immer wieder, wenn einfach wer nachsingt - aber kaum hört man dasselbe Lied interpretiert und gearbeitet, hört man sofort den Unterschied.)
Und dabei ist unerheblich, ob man die Intention interpretiert, oder eine andere Intention zugrunde legt (wobei nur wirklich gute Lieder erlauben, verschiedene Auslegungen wirklich schlüssig zu präsentieren).

Der Vortrag (ich bleibe bei den Fachausdrücken) ist dann: singen und dabei vor Leuten stehen. WIE ich singe, WAS ich betone, WAS ich für einen Gesichtsausdruck habe, WO ich Pausen mache, WAS ich für Subtexte habe - das ist die Interpretation. Und selbstverständlich haben sowohl Reinhard Mey als auch Udo Jürgens als auch Georg Kreisler, Gerhard Bronner und alle anderen  das erlernt. Geübt, erlernt - sei es als Autodidakten, oder im Falle Kreislers von anderen. Lernen muss man es. Eine gewisse Begabung muss da sein - den Rest lernt man. (Wobei Reinhard Mey interpretiert nicht sehr.)
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: Anke am 29. September 2007, 01:19:06
Jetzt treten sie auch im ZDF auf: http://www.tvmovie.de/Detailansicht_TV-Sendung.84.0.html?&detail=8705030

Wise Guys: "A-Cappella-Comedy-Show 2007"

Beginn: 00:50
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: whoknows am 29. September 2007, 10:14:44
Hier so richtig Anschauungsmaterial zum Thema Interpretation. Der Sänger Jan Degenhart schreibt eigene Lieder, hat eine richtig nette Stimme - und interpretiert NULL. Das hat zur Folge, dass man, wenn man nicht aufpasst wie ein Haftelmacher, keine Ahnung hat, WAS er eigentlich sagt mit seinen Texten. Man kann dem Inhalt nicht automatisch folgen - man muss sich anstrengen.
http://www.webundfilm.de/sites/degenhardt.html

Nachsatz: ich spreche hier - das möchte ich noch mal betonen - rein über das Handwerk der Interpretation, das ist weder eine Aussage über die textliche oder musikalische Qualität der Lieder noch über die Qualität des Vortrags i.e. der Stimme, Bühnenausstrahlung etc. Das sind gesondert zu betrachtende Kriterien.
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: Anke am 29. September 2007, 19:55:35
Nicht dass du meinst, ich wolle dich ärgern, whoknows  :-* - aber ich verstehe immer weniger, was du mit "Interpretation" meinst.

Was dieser Junge da gemäß meiner Wahrnehmung nicht genügend tut, ist, Kontakt zu seinem Zuhörer aufzunehmen. Deswegen wirkt das auf mich schwierig, flach, anstrengend, es bzw. er "spricht" mich eben ganz wörtlich "nicht an", sondern er verlässt sich leichtfertigerweise und vielleicht etwas zu selbstverliebt darauf, dass ich mich anstrengen und da schon mitkommen werde.

Das hat aber für mich rein gar nichts mit Interpretation zu tun, auch nicht mit Nicht-Interpretation.

Ich habe den Eindruck, dass er sich autistisch darauf konzentriert, wie das Lied seiner Meinung nach klingen soll, wobei er sich m.E. an Reinhard Mey orientiert. Aber das macht er rein formal nachgemacht - es ist oder wirkt zumindest nicht authentisch. Er singt es nicht aus sich heraus und ZU mir, sondern eben aus seinem Kopf heraus und in seinen Kopf hinein.  :-/

Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: Burkhard Ihme am 29. September 2007, 20:44:50
Zitat
Ich habe den Eindruck, dass er sich autistisch darauf konzentriert, wie das Lied seiner Meinung nach klingen soll, wobei er sich m.E. an Reinhard Mey orientiert.
Der Sohn von Franz-Josef Degenhardt orientiert sich ausgerechnet an Reinhard Mey?
Und Sandra Kreisler orientiert sich an Gerhard Bronner ...
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: Anke am 29. September 2007, 21:24:50
ZitatDer Sohn von Franz-Josef Degenhardt orientiert sich ausgerechnet an Reinhard Mey?
Anders gesagt: Es klingt für mich wie Reinhard Mey.

Jedenfalls klingt es für mich nicht so, als würde er kommunizieren, sondern schön klingen wollen.  :-/
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: Burkhard Ihme am 30. September 2007, 01:01:17
ZitatAnders gesagt: Es klingt für mich wie Reinhard Mey.
Jeder Laie, der versucht, Bellcanto zu singen, klingt irgendwie wie Reinhard Mey. Übrigens singt Jan da ein Lied von Georges Brassens.

Als ich ihn 1983 beim AG-Song-Treffen in Böblingen hörte, klang er sehr nach seinem Vater. Das versucht er offenbar, jetzt zu vermeiden.
Titel: Re: Wise Guys
Beitrag von: whoknows am 30. September 2007, 01:18:03
ZitatJedenfalls klingt es für mich nicht so, als würde er kommunizieren,
Na, aber siehste - genau wie beim normalen menschlichen Umgang das Mittel zur Kommunikation meistens die Sprache ist, ist es beim Bühnenmenschen die Interpretation. Ein Handwerkszeug. Wenn ich einen Nagel in die Wand hauen will, brauche ich einen Hammer. Und wenn ich mein Publikum ansprechen will, bzw wenn ich will, dass sie hören, was ich zu sagen habe, brauche ich Interpretation. Singen alleine ist da nur der Nagel.

Übnrigens, Burkhard, würde ich nicht sagen, dass sich Sandra Kreisler an  Georg Kreisler (oder Bronner oder sonstwem) orientiert - und auch Jan vermutlich nicht bewusst an seinem Vater. Man hat Gene, und die schlagen wohl durch, du wirst auch, wenn Du drauf achtest, gewisse Dinge haben, Sätze, Bewegungen, Tonlagen, die Deinen Eltern ähnlich sind, das ist einmal einfach so. Das Wesentliche ist aber, was Du dann damit machst. Sandra ist in vielem auch verblüffend ihrer Mutter ähnlich - aber ich weiss von ihr selbst, dass sie das sicher nicht bewusst macht und auch nicht forciert. Ich nehme mal stark an, dass das bei Jan nicht viel anders ist - aber man kann seine Kinderstube nicht so mirnixdirnix abstreifen.


p.s.: Es gehört zu den mühsamsten und undankbarsten Rollen, Sohn oder Tochter zu sein, und das selbe oder ähnliches zu machen, wie die Eltern. Das geht sicherlich auch Waschmaschinen-Herstellers-Söhnen so in ihrem Umfeld, dass sie ständig auf Leute stossen, die die Eltern kannten - im Bühnenbereich ist das natürlcih noch viel mehr so. Ständig muss man sich reduzieren lassen, ständig kämpft man mit Vorurteilen, seien sie positiv oder negativ: keiner guckt einfach: was macht der/die.
Christian Qualtinger, Peter Wehle jr, Jan Degenhardt und viele andere können ein Lied davon singen, noch mehr sind vermutlich die Kinder, die NUR, weil ihre Eltern in ihrem Beruf so erfolgreich waren, sicherheitshalber einen anderen Job gewählt haben. Nur sehr selten gelingt es, die Eltern vergessen zu machen - Liza Minelli zB ist es gelungen, einigen Amis im Filmbusiness (Michael Douglas etwa)- aber in den Staaten sind die Menschen auch anders drauf, und beurteilen nicht gar so stark nach den Eltern wie in Europa. Der Sohn vom Kinski liest jetzt auch als "Flucht nach vorn" Texte von seinem Vater, die Tochter hat nach kurzer Blüte als junge Frau jetzt offenbar irgendwie aufgegeben - ich beneide Sandra Kreisler oder Jan Degenhardt jedenfalls nicht. 8-)