Ich weiss ja nicht, wie Du auf den Gedanken kommst, ich wäre Sandra Kreisler - aber allein das zeigt, dass Du offenbar von der Materie wenig Ahnung hast, bzw Dich nciht wirklcih ausreichend intensiv damit beschäftigst, sonst hättest du das niemals gesagt.
Erinnert mich ein Bisschen an die Musiker, die ich heute auf Radio Fritz hörte - die haben ganz stolz erklärt, dass sie keine Noten lesen können. Heute ist man offenbar stolz auf Unkenntnis- so klingt auch die Musik allzuoft. Eine handwerkliche Grundlage darf nicht mehr merkbar sein, nur dann ist es gut, und wenn man komplizierte Worte verwendet (gerne auch für einfache Inhalte) dann gilt man als gescheit. Wenn man aber das Kunststück zuwege bringt, sich in umgekehrter Weise zu äussern: einfach WIRKEND, aber kompliziert erdacht - das funktioniert nicht mehr, weil keiner mehr das Grundwissen hat, um zu merken, wieviel Gehirnschmalz dahinter ist.
Rein handwerklich musikalisch merkt man einfach, wenn man auch nur einen Tupf Ahnung von Musik hat, dass es schon ziemlich viel ausmacht, wieviel ein Komponist studiert hat und ob er seine Musik und seine Texte so baut, weil er damit etwas SAGEN will, oder weil es ihm halt gerade so eingefallen ist. (Mit einem Wort: ob der Künstler aus einem Pool von Möglichkeiten schöpft, und sich bewusst und mit Begründung für eine entscheidet.) Bei Wartke hört man auf Schritt und Tritt die Akkorde von Kreisler, ja sogar ganze Tonfolgen eins zu eins, auch inhaltlich übrigens - und rein Textlich ist es merkbar sagen wir: inspiriert - aber ohne die gekonnte Leichtigkeit wird's halt schnell etwas elitär in der sprache - was beileibe kein Qualitätsmerkmal ist -wenn man sich ein wenig mit literaturwissenschaft und dem handwerklichen Aspekt von dichtkunst beschäftigt kriegt man natürlich mit, dass es allzu oft ein "Reim Dich oder ich fress Dich" ist, um wirklcih aus einem Pool von Möglichkeiten bewusst ausgewählt zu sein. Ja, es gibt auch bei Kreisler "reim Dich oder ich fress Dich Lieder - aber da ist es bewusst eingesetztes Stilmittel EINES Liedes, und nicht: ups, fällt mir halt grad nix Bess'res ein.
Bielfeld ist ja kein Autor. Musikalisch ist er auch ziemlcih im Popbereich beheimatet - und nicht gerade stilistisch rasend divers oder einfallsreich. Seine Vertonungen finde ich mal besser, mal schlechter gelungen - interpretationsmässig reicht er Wartke bei weitem nicht das Wasser, Bielfeld live ist reichlich ermüdend auf die Dauer, irgendwann kennt man die Musik eh schon und dem Text will man bei der mangelhaften Interpretation auch nicht mehr folgen. Er hat durchaus auch gute Sachen, gar keine Frage - aber nur er einen ganzen Abend lang ist einfach fad.
Aber vor allem: vor allem bei Wartke merkt man einfach: ohne, dass er viel und ausgiebig Kreisler gehört hätten, hätte er die ganze Richtung nicht gemacht - zu viel ist einfach eins zu eins auf Lieder umzulegen, die Kreisler schon vorher schrieb. Bei Bielfeld bin ich da nciht so sicher, dazu ist er musikalisch einfach zu simpel gestrickt.
Ich könnte natürlich noch tonnen an Beispielen abgeben, aber es reicht, Dirigenten oder Pianisten zu befragen, was interessanter, vielschichtiger und mit mehr Substanz komponiert ist - und vor allem,Stog: weil es wirklich JEDEM, der sein Handwerk versteht, so klar ist, wo (notabene: Rein von der handwerklichen Fähigkeit, der Bildung her gesehen!) "etwas dahinter" ist, weil ich annahm, jedem hier ist der Unterschied zwischen Inspiration und Grundlegendem Wissen so deutlich, dass ich diesen Sermon hier garnicht schreiben muss - deshalb wollte ich mich einfach kurz fassen.
Bei Kreisler merkt man einfach den Klassiker, und sorry, Kids, aber die Klassik (und nicht der Kreisler) ist immer noch der Übervater der Musik.
Ich mag den Wartke, sehr sogar, ich mag auch den Sebastian Krämer sehr - der ebenfalls merkbar von GK inspiriert ist. (Was ja im Übrigen ganz und garnicht Ehrenrührig ist!!!) Ich mag sogar manches vom Bielfeld (wenn auch weniger) und es gibt auch Künstler, die noch viel viel weniger ihr Handwerk gelernt haben und ich die trotzdem gern sehe und gut und spannend und wirkungsvoll finde - aber wir haben doch von der rein handwerklichen Qualität gesprochen, und da gibt es nun mal objektiv messbare massstäbe.
Und wie gesagt, der Grebe fällt da für mich sowieso nicht in die Reihe, denn das ist einfach ein zu anderes Genre.