Jiddische Lieder wie die Nichtarischen Arien

Begonnen von bagheera, 05. September 2013, 16:46:03

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bagheera

Hallo zusammen,
ich bin erst vor ca einer Woche auf Kreisler gestoßen durch Henryk M. Broder. Der hat in seiner Show Georg kreisler erwähnt (in Zusammenhang mit seinem Hund)
Dann hab ich mir bei Spotify natürlich sämtliche Sachen von Kreisler angehört und mir gefallen v.a. die "Nichtarischen Arien". Ich hab mich schon seit jeher für humorvolle jiddische Künstler interessiert und mir gefällt die Mischung aus jiddischer Sprachmelodie und klezmerartiger Musikuntermalung - und natürlich seine beißende Ironie ;)
Ich hab dann auch nach bei Gerhard Bronner reingehört, aber den finde ich bisher nicht so gut wie Kreisler.
Was sollte ich mir denn vielleicht noch anhören, wenn mir "Nichtarische Arien" gefällt?

Bastian

Herzlich willkommen, bagheera!

Von Kreisler fallen mir spontan natürlich die LPs "Lieder eines jüdischen Gesellen" ein und "Literarisches und Nichtarisches" ein. Letztere, wenn mich nicht alles täuscht, mit einer etwas geringeren Jiddeldichte. Aber auch in anderen Alben finden sich immer wieder einzelne Lieder- mal mehr mal weniger vordergründig jiddisch/jüdisch.

Grüße
Bastian

Burkhard Ihme

Nicht ganz. "Lieder eines jüdischen Gesellen" enthält Lieder aus "Nichtarische Arien" und "Literarisches und Nichtarisches". Wenn man alle jiddischen Lieder möchte, sollte man auf diese CDs zurückgreifen. Außer, man möchte unbedingt eine Aufnahme von 1999.

Burkhard Ihme

Und wenn man nach Kreisler weitere jiddische Lieder hören möchte, wird es natürlich schwierig, etwas ähnliches zu finden, zumal Kreisler ein sehr "hochdeutsches" Jiddisch singt. In Wirklichkeit ist das für unsere Ohren nicht so leicht verständlich (etwa so wie Niederländisch). Da gibt es die Lieder aus dem antifaschistischen Widerstand (z.B. von Mordechaj Gebirtig oder ), die von Peter Rohland, Zupfgeigenhansel, Espe und einigen anderen aufgenommen wurden, aber die sind nicht komisch. Das bekannte "Donna donna" gehört auch in diesen Bereich. Und dann gibt es Lieder aus jiddischen Kabaretts (das bekannteste ist "", hier ), scheint mir aus diesem Umfeld zu stammen (na ja, ein paar Sachen, "New York New York", "Da muß man sich doch einfach hinlegen" und "Der guate alte Franz" gehören eher nicht dazu). Daniel Kempin () hatte ein paar dieser Lieder im Repertoire (z.B. "").

Heiko

Friedrich Holländer: - (vielfach interpretiert, hier Vivian Kanner)
"I would prefer not to."

Burkhard Ihme

Da wollen wir doch den Beitrag von Georges Bizet (bei Kanner nicht in allen Nuancen erkennbar) erwähnen.
Und ich kenne keine Lieder von Kreislers Schwiegervater, in denen er jiddelt.

Heiko

Wollen wir das?
Und sollte er das?

Dachte, es geht um den Humor und Ironie. Hier noch etwas, das wohl auch nicht passt:

"I would prefer not to."

Burkhard Ihme

#7
Die Eingangsfrage bezog sich auf die "Nichtarischen Arien", und ja, darin jiddelt Kreisler.
Sonst kann man sich ja auch (,,The Texas Jewboys") anhören.

Daß Holländer nicht jiddelt, liegt sicher auch daran, daß das in Berlin meiner Wahrnehmung nach eher unüblich war, im Gegensatz zu Wien (zumal das Jiddische recht nah am Böhmischen liegt, wie die "Telefonbuchpolka" zeigt).

ZitatBis ins frühe 18. Jahrhundert war es das Westjiddische, das für den jiddischen Buchdruck maßgeblich war. Im späten 18. Jahrhundert hatten jedoch die ostmitteleuropäischen Druckorte die westmitteleuropäischen abgelöst, und infolgedessen sowie wegen der fortgeschrittenen Assimilation der Juden Deutschlands setzte sich das Ostjiddische als neuer Standard der jiddischen Sprache durch. [Wikipedia]

Aber irgendwas muß es doch gegeben haben: Sprachkurse in Jiddisch.

"Auch Lieder können im Kurs bearbeitet werden." Da sollte mal jemand die Kreisler-Lieder in korrektes Jiddisch übertragen.

Täuscht mich meine Erinnerung, oder kam Jiddeln erst in den 70er Jahren durch einige Filme ("Die Abenteuer des Rabbi Jacob", "Ein Rabbi im Wilden Westen", Mel-Brooks-Filme) wieder ein wenig ins Bewußtsein (und wahrscheinlich immer von Wolfgang Völz synchronisiert).

h-j-urmel

Im Begleittext zu der CD "Lieder eines jüdischen Gesellen" steht die Erklärung zu den hier gestellten Fragen. Kreisler schreibt, er spreche kein Jiddisch. Bei den "Nichtarischen Arien" und den "Liedern eines jüdischen Gesellen" habe er gejüdelt. Im Booklet steht u. A. "Als ich 1922 bis 1938 in Wien aufwuchs, war Jüdeln ein Teil der Umgangssprache. ....Jüdeln wurde ein Teil des Wiener Dialekts. .... Jüdeln darf man nicht mit der jiddischen Sprache verwechseln. Die Ursprünge der jiddischen Sprache gehen bis ins 13.Jahrhundert zurück, und im 15. Jahrhundert, als die Juden nach Polen, Russland, Ungarn Rumänien und Galizien auswandern mussten, wurde Jiddisch dann zu einer richtigen gesprochenen, geschriebenen und gesungenen Sprache.. Es ist also älter als das Deutsch, das wir heute sprechen. ...." So weit dieser kleine Auszug. Über Jüdeln und den jüdischen Humor schreibt Georg Kreisler viel Interessantes. Auch gibt er preis, dass er kein Held sein will, im Zusammenhang mit Witze erzählen.

h-j-urmel

https://de.wiktionary.org/wiki/j%C3%BCdeln
Hier wird jüdeln erklärt  - wer sich mit Georg Kreisler beschäftigt, der lernt nie aus!

Burkhard Ihme

#10
Wenn das die gültige Definition von "jiddeln" ist, muß ich mich bei Kreisler entschuldigen. Andererseits kann ich meine Aussage über Hollaender bekräftigen. Hollaender war natürlich nie peinlich. Bleibt die Frage offen, ob es Lieder von ihm gibt, in denen er jüdelt.