Georg Kreisler Forum

andere Künstler => Weitere Künstler => Thema gestartet von: Maexl am 09. Oktober 2004, 14:29:44

Titel: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Maexl am 09. Oktober 2004, 14:29:44
ich habe die cd gerade eben erhalten

also ich muss sagen, dass mir nach einem eingewöhnungsdurchlauf die cd anfängt immer besser zu gefallen  ;)
gerde die eisler-songs gefallen mir wirklich gut. die interpretation ist top auch wenn ich den surabaya jhonny etwas lang finde. :-*
mich wundert, dass du den pianisten nur im inlay nennst und nicht auf die rückseite gedruckt hast. verleitet aber auch zum lesen des textes  ;D
die vorfreude auf die premiere wächst beständig  :)
ich könnte mir vorstellen, dass die anderen lieder von hanns eisler und paul dessau mindestens genau so gut zu deiner stimme passen. :)
ich muss sagen, dass mir gerade die eisler und dessau-songs besser gefallen wegen des polarisierenden inhalts - weill ist etwas massenverträglicher :D (daher auch der erfolg der 3groschenoper (auch wegen englischen möglichkeiten) - auch wenn mahagonny ja verrissen wurde) und komponiert imho mehr für orchester.
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Dagmar am 09. Oktober 2004, 15:42:10
Ich sag' jetzt gleich etwas dazu, bevor es vielleicht viele Spekulationen gibt:

Ich spiele mit Uli Eick-Kerssenbrock. Leider (für mich leider) ist er ein in der Theaterszene recht bekannter und vor allem nachgefragter Pianist. Er hatte den ganzen Sommer über ein tägliches Engagement in einem Stück am theater am dom in Köln. Er hätte für mein CD-Projekt nur hin und wieder und dann auch sehr wenig Zeit abzweigen können. Ich habe die CD deshalb mit jemand anderem eingespielt.

Bei den Angaben im booklet zum Pianisten bin ich seinen Wünschen nachgekommen. Er wollte es genauso. Die Gründe dafür kenne ich und konnte sie sehr gut nachvollziehen.

Danke @Maexl für die Rückmeldung  :-*
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Sandra am 09. Oktober 2004, 17:21:59
Und ich hab noch gaaakeine :-[
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Dagmar am 09. Oktober 2004, 19:34:22
Süße  :-* natürlich hast Du eine: Sie liegt in Deiner Kreuzberger Wohnung im Briefkasten.
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Sandra am 09. Oktober 2004, 19:55:13
Ah. super. Dann hör ich sie, NACHDEM ich in Bonn war. ::) :-*
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Dagmar am 09. Oktober 2004, 20:24:23
 :o

Ich schicke Dir morgen eine nach Wien  ;)
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Sandra am 09. Oktober 2004, 21:03:46
 :D Danke! Aber ist das nötig? Du hast ja auch nicht soo viele. Ich werde halt warten, und live ist eh besser.
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Nase am 10. Oktober 2004, 21:35:33
Höhö!

bei meinem 2-wöchigem Irlandaufenthalt ist mir da wohl was entgangen!

Gratulation zur Fertigstellugn/Pressung. wie war das jetzt mit kip als Label?


P.S.: Könnt ich auch eine kriegen?  ::)
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Dagmar am 10. Oktober 2004, 21:40:28
Du hast natürlich auch eine gekriegt! Hast Du die noch nicht? Ich habe alle mit gleicher Post rausgeschickt - vielleicht braucht's bis Österreich länger  ::) ?

Diese Produktion war ja schon bezahlt und quasi fertig zu dem Zeitpunkt als Ernst bei kip für mich vorgesprochen hat. Das ist ja "nur" eine Maxi-CD, die ich als Merchandising-Artikel im Zusammenhang mit den Brecht-Konzerten wollte. Ich hab' den Jürgen Keiser aber zwischenzeitlich persönlich kennen gelernt, der Kontakt war gegenseitig sehr nett.  Er hat die CD auch bekommen. Interessant wird die Frage, ob kip die live-CD vom Konzert machen will. Das hoffe ich sehr - Daumen halten  ;)
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Nase am 10. Oktober 2004, 21:47:53
wow! war ja eine Spitzensache!!

Vielleicht wird man mich hier ja allgemein für dumm abstempeln, aber was ist eine Maxi-CD und warum heißt sie so?
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Andrea am 10. Oktober 2004, 22:01:34
Früher gab's die Maxi-Single. Das war eine Schallplatte, in der Form einer LP. Darauf waren dann mehrere Versionen eines Liedes drauf. Und die wurde dann auch zur Maxi-CD, als die Platte nicht mehr in war.
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Andrea am 10. Oktober 2004, 22:06:34
Hm, wenn man's genau nimmt, ist deine CD keine Maxi. Mein Exemplar liegt beim kranken Basti und steckt sich hoffentlich nicht an. :-)
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Dagmar am 10. Oktober 2004, 22:16:15
Die GEMA unterscheidet bei der Anmeldung zwischen einer "CD" (erlaubt sind dann so ca. 20 Stücke und ich glaube 70 Minuten Spielzeit oder so. Das weiß ich nicht ganz genau, weil ich mir das im Moment nicht weiter gemerkt habe) und einer "Maxi-CD". Bei einer Maxi-CD sind höchstens 5 Stücke erlaubt und die Gesamtspielzeit darf 20 Minuten nicht überschreiten. Die Lizenzgebühren sind bei dem GEMA-Format "Maxi-CD" erheblich geringer als bei dem GEMA-Format "CD".

Deshalb ist meine nach diesen Kriterien eine "Maxi-CD"

Gute Besserung Basti  :-* :-* :-*
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Andrea am 10. Oktober 2004, 22:21:59
Verstehe. Dann hab ich das einfach falsch verstanden - bis jetzt. -
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Sandra am 10. Oktober 2004, 22:30:55
Also, ich kenne Maxi-Cd so: es sind nicht mehr als 5 Lieder drauf, und die meisten davon sind eh nur remixes der hauptnummer. Aber es wird tatsächlich vor allem mit der länge was zu tun haben - ist ja die logischste variante.
und wenn Basti meinen Rat befolgt hat, hat er heute ne nette Nacht und ist morgen gesund: Ein grosses Glas Wodka heiss machen, viel zitrone und Honig rein, möglichst auf ex trinken, zwei Aspirin einwerfen  und sich superwarm einpacken und pennen.
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Guntram am 12. Oktober 2004, 11:41:48
Ich gebe zu, ich habe mich vorher nie mit Brecht befaßt, geschweigeden seine Lieder.

Aus der Schule ist die Mutter Courage ein Begriff (aber das ist lange her und die Lehrerin war auch nicht so mitreißend und wer hat sich damals für Literatur interssiert). Das Mackie Messer aus der Dreigroschenoper ist habe ich auch irgendwann begriffen. Aber an dem Lied kommt man nich vorbei so viele Versionen gibt es. Aber Spaß bei Seite.

Es ist keine leichte Kost man muß es sich ein paarmal anhören und gut zuhören, trotzdem werde ich wahrscheinlich kein Brecht-Fan. Allerdings ist die CD eine gute Gelegenheit für mich auch mal mit den Liedern von Brecht zu befassen.

Die Stimme von Dagmar gefällt mir auf jeden Fall. Über die Interpretation möchte ich nicht urteilen, da mir Vergleichsmöglichkeiten fehlen. Das überlasse ich dann denen die es besser können. Auf jeden Fall gefällt mir die CD und ich finde sie - auch öfters - hörenswert.

Das Cover gefällt mir sehr gut es paßt alles gut zusammen und ist aufeinander abgestimmt. Nur bei ihrem eigenen Foto das auf der Vorderseite verwendet wurde hätte man evetuell ein anderes nehmen sollen.

Erstens ist es schon auf ihrer Homepage, meiner Meinung nach sollte bei so etwas wie einem Cover nichts altbekanntes verwendet werden.

Zweitens finde ich das Foto nicht besonders vorteilhaft. Der Gesichtsausdruck sieht etwas zu gequält aus.
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Guntram am 12. Oktober 2004, 11:42:22
@Dagmar

wie kommst du eigentlich auf den Titel Gucklöcher?
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Sandra am 12. Oktober 2004, 12:32:17
Brecht ist geil
und am geilsten ist er mit Weill.

Nicht alles - aber sehr sehr vieles. Wenn es gut gemacht ist. Ich kenn ja die CD von Dagmar noch nicht, die ruht in meinem Postkastl in Berlin - aber Brrecht ist schon eine Auseinadersetzung wert - ich finde ja, nicht unbedingt alle vordergründig polititschen Lieder - denn da spürt man schn den Staub und die Schwarzweissmalerei - aber es gibt ja so viel mehr.

Es gibt auch zum Beispiel eine CD mit Brecht liedern, die der Wecker vertont hat -  und da merkt man schon, was für Kraftvolle Sachen da dabei sind.
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Dorian am 12. Oktober 2004, 13:36:03
Kennt jemand die CD "Lost in the Stars - The music of Kurt Weill? Da sind einige interessante Interpretationen drauf,  u.a. von Sting, Marianne Faithful, Tom Waits
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Dagmar am 12. Oktober 2004, 13:52:33
Dankeschön an Flo und Guntram für die Rückmeldungen. @Guntram: Warum die CD "Gucklöcher" heißt, steht eigentlich ausführlich im Booklet  :P beschrieben. Ist das unklar?

Der Titel ist vor dem Hintergrund meinem Liebsten eingefallen, ist sozusagen seine "Erfindung".

@Dorian: Interessant! "Lost in the stars" ist ein Titel von einer Lenya-CD. Dass es diesen Titel noch einmal gibt, ist mir neu. Die Lenya - CD kenne ich - die von Dir genannte werde ich mir mal besorgen. Guter Tip.
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Guntram am 12. Oktober 2004, 15:16:44
Ooops erwischt, ich sollte es doch mal lesen :-[
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Dagmar am 12. Oktober 2004, 16:01:33
 ;D

Eine Anmerkung noch zu "lost in the stars": ich kenn' die von Dir, Dorian erwähnte CD nicht, aber der Titel läßt eher darauf schließen, dass es sich um Stücke handelt, die Weill in Amerika im Rahmen seiner dort entstandenen Musicals komponiert hat. Die Texte zu diesen Musicals sind allesamt nicht von Brecht. Weill und Brecht waren zu der Zeit schon eher ziemlich geschiedene Leute. Weill wollte mit ihm aus verständlichen Gründen (Urheberrechtsverletzungen) nicht mehr zusammen arbeiten. Sein Libretist war zu der Zeit Maxwell Anderson. Diese Musicals sind nett, aber auch nicht mehr.
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Sandra am 12. Oktober 2004, 16:05:38
Nein, nein, das ist einfach eine Compilation von verschiedensten Weill songs, von Youkali bis  Alabama song die die verschiedensten modernen Interpreten singen. ich hab sie. Einiges gefällt mir sehr, anderes wieder garnicht. Waits ist natürlich die Spitze - finde ich. Aber bei den Meisten finde ich, dass es zwar in ihrem jeweiligen Stil gesungen ist - aber nciht interpretiert, sondern einfach gesungen, und das ist mir zuwenig.
Und Dagmar: vorsicht, was Du über Weills Musik sagst >:(   ;) - der hat schon ZIEMLICH geniale Sachen geschrieben und ich bin ein grosser Fan von ihm. ich finde auch, dass manche Musicals echt schön sind. Brecht ohne Weill finde ich dafür meistens auch eher matt.
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Maexl am 12. Oktober 2004, 17:52:48
guntram, ich bring dir zur premiere ne gisela may-cd mit
und wenn es irgendwo reinpasst auch die berühmte dreigroschenopernplatte mit lotte lenya

du must! begeistert sein werden!

empfehlenswert übrigens wenn du von der kabarettistischen seite kommst ist die brecht-live cd von georgette dee ^^
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Sandra am 12. Oktober 2004, 18:08:06
Marianne Faithfulls Brrecht interpretationen sind auch ziemlch beliebt. Meine Meinung: gute Arrangements, passende Stimme - absolut.  Fein so zu hören, vielleicht für Einsteiger. Nur, auch hier: gesungen, aber null interpretation.
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Dagmar am 12. Oktober 2004, 20:40:01
ZitatUnd Dagmar: vorsicht, was Du über Weills Musik sagst >:(   ;) - der hat schon ZIEMLICH geniale Sachen geschrieben und ich bin ein grosser Fan von ihm. ich finde auch, dass manche Musicals echt schön sind. Brecht ohne Weill finde ich dafür meistens auch eher matt.

Zu betonen, dass ich total verknallt in Weills Musik bin, ist etwas albern - ich mach' ja fast nichts anderes. Trotzdem stehe ich den Gesamtwerken nicht unisono unkritisch gegenüber. Meiner Meinung nach hat Weill genial komponiert, aber viele der in Amerika entstandenen Musicals haben als Gesamtwerk nie mehr die Tiefe erreicht, die die Werke zusammen mit Brecht hatten. Deshalb ist ja auch einiges mangels Erfolg rasch wieder abgesetzt worden (The Firebrand of Florence - ein gutes Beispiel: Die Musik ist wunderschön, aber das Ganze eher matt. Weill selbst sagte dazu, dass dies sein erster durchschlagender Flop gewesen sei).

Oder nehmen wir One Touch of Venus: Eine überaus kitschige Geschichte einer von einem Kunstexperten gefundenen Venusskulptur, die dann wundersam zum Leben erwacht und sich in ihren Finder verliebt. "Speak low" ein Song daraus ist eine wunderschöne und auch anspruchsvolle Komposition, insbesondere für die Klavierbegleitung. Ich würde dieses schöne Stück nur noch sehr viel lieber singen, wenn der Text nicht eine solche Katastophe wäre (ist allerdings nicht von Maxwell sondern sondern von Ogden Nash):

Speak low when you speak love
our summer day withers away too soon too soon
speak low when you speak love
our moment is swift like ships adrift...
na ja und so geht es immer weiter. Reißt mich nicht gerade vom Hocker dieser Text.

Es gibt natürlich auch ein paar gute Gesamtarrangements: Lonely House - eines meiner Lieblingssongs - aus Street Scene zum Beispiel. Auch hier ist die Musicalgeschichte allerdings eher seicht: Frustrierte Hausfrau hat eine Affäre mit dem Milchmann. Zur Strafe wird sie von ihrem Gatten gemeuchelt und die gemeinsame Tochter beschließt daraufhin ein anderes Leben als ihre Mutter zu führen (na ja - weißte  :P) Lonely House hat aber wirklich einen guten Text. Es steckt viel drin in dem Stück, man kann es genial interpretieren.

Insgesamt bleibe ich dabei: Die amerikanischen Musicals haben nie mehr das Feuer und die Kraft erreicht, die die Weill/Brechtschen Werke hatten. Gehen wir mal ruhig weg von den allseits bekannten Werken wie DGO oder Mutter Courage. Die 7 Todsünden zum Beispiel: Eine extrem anspruchsvolle Komposition von Weill, rasend schwer zu singen, und eine tiefgründige und sehr symbolische Geschichte von Brecht dazu (die nach allem, was dazu bekannt ist, sogar ausnahmsweise mal von ihm selbst geschrieben wurde). Diese Klasse haben die amerikanischen Werke nie mehr erreicht.
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Guntram am 13. Oktober 2004, 08:19:11
@Maexl ich werde leider nicht auf der Premiere sein (im Geiste bin ich bei euch), ich hab auch nicht geschrieben, das ich kommen kann.

Ich bin anfang November in Berlin. Die Berliner wissen bescheid. Vielleicht könnt ihr was mit reitenden Boten aufbauen, damit ich in den Musikgenuß kommen.

Von mir kann dann alles per Post zurück zu dir.
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Maexl am 13. Oktober 2004, 15:22:53
dann schick ich dir mal mp3-dvds
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Nase am 15. Oktober 2004, 17:29:10
Maxwell Anderson, ist das nicht der, auf den die Greta Keller so abgefahren ist?
Ich finde seine Sachen haben immer diesen süßen amerikanischen Musical-Glanz, aber MIR geht das nach einer Zeit ziemlich auf den Sack.
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Dagmar am 16. Oktober 2004, 01:01:36
 :D Exakt! Ganz genau das meine ich! :-*
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Alexander am 20. Januar 2005, 11:03:42
Meine Meinung zur CD "Gucklöcher - Dagmar Anuth singt Brecht":

Brecht-Vertonungen höre ich immer wieder mal gern. Die Texte animieren Komponisten zu etwas schrägeren Wendungen, das macht die Musik originell und oft bewußt schroff. Einige der Songs sind "Evergreens" des Genres geworden, die man halt einfach "schon kennt". Die ersten drei Beiträge der CD habe ich am Klavier auch schon einige Male begleitet, das erste Lied vor vielen Jahren auch selbst gesungen. Es ist "Das Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens" aus der "Dreigroschenoper" (Musik: Kurt Weill). Dagmars Stimme paßt ausgezeichnet zu dieser Art von Kunst. Und man spürt, sie lebt diese Musik. Sie ist "total drin". Abschreckend wirkt nur ihre Tendenz zum "ä" in der Vokalfärbung, wohl abgehört von "großen" (?)  Vorbildern. Dagmars unbedingter Wille, diese Songs möglichst ausdrucksstark zu interpretieren, nimmt im besten Sinn gefangen. In den Rubato-Passagen im "Lied vom Surabaya-Johnny" (aus "Happy End") und bei der "Seeräuber-Jenny" (aus der "Dreigroschenoper", beide wieder Weill) kommt dies am besten zur Geltung. Da kriegt man die Gänsehaut. Da ist sie "ganz drin", verschmilzt wie eine Schauspielerin mit ihrer "Rolle". Zwei Kompositionen von Hanns Eisler runden die CD ab. Der originelle "Kälbermarsch" und "Mein Sohn, was immer auch aus dir werde" sind für mich reizvolle Entdeckungen am Liedsektor. Auch hier hat Dagmar die Texte total verinnerlicht. Leider läßt der routinierte Begleitpianist Boris Lessek wenig von der kalten Souveränität los, mit der er alles im Griff hat. Die Rubati wirken eingeübt, aber von ihm nicht empfunden. Für mich ist diese CD der Beweis einer echten Talentprobe. Man wünscht sich eine komplette Longplayproduktion mit Dagmar Anuth - ohne "ä" und mit einem anderen Pianisten.
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Dagmar am 21. Januar 2005, 01:13:43
Dankeschön  :-*
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Bastian am 21. Januar 2005, 04:57:57
Wieso les ich das jetzt erst?:
ZitatSpeak low when you speak love
our summer day withers away too soon too soon
speak low when you speak love
our moment is swift like ships adrift...
Und Dagmar, du schreibst, du fändest den Text so lala...?
Mir fällt gerade auf, dass diese paar Zeilen phonetisch wundervoll sind. Die Verteilung der Vokale. Stellt euch vor, eine Stimme, wie die von Waits oder Cohen (,oder meinetwegen für die Germs: Otto Sander) spräche diese Zeilen... Ist doch wunderschön!

Scheiße, ist das spät heut.
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Dagmar am 21. Januar 2005, 23:28:14
Ja phonetisch wundervoll ... aber leider inhaltsleer - jedenfalls ziemlich schwach der Inhalt.
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: whoknows am 08. Januar 2006, 21:39:01
Einen stärkeren Inhalt - so höre ich soeben - hat unsere Frau Anuth gerade geboten. Ich konnte ja leider nicht dabei sein, aber per sms erfahre ich: ihre Show heute war ein fulminanter Erfolg! Jubel ohne Ende.
ha! Da kommt doch Freude auf!!!!
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: whoknows am 08. Januar 2006, 21:40:21
Äh....[size=8]aber speak low gehört zu den schönsten Songs der Musikgeschichte....[/size]
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Zyankalifreund am 08. Januar 2006, 21:51:38
ZitatÄh....aber speak low gehört zu den schönsten Songs der Musikgeschichte....

Kommt ganz drauf an wer es darbietet. :-)

Dagmar, dir erstmal nen herzlichen Glückwunsch für den fulminanten Erfolg!  :-* ([size=8][size=8]Du schuldest mir noch ne Antwort auf ne Mailrezension deine CD betreffend ;-)[/size][/size]
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: kampmann am 09. Januar 2006, 00:11:56
Ein wenig spät vielleicht, aber auch von mir herzlichen Glückwunsch zu Deinem Erfolg.

Wirst Du hier an dieser Stelle noch Einzelheiten erzählen?

Das wäre sehr schön! :P
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Dagmar am 09. Januar 2006, 02:46:35
Wieso ein wenig spät?? War doch gerade erst vor ein paar Stunden. @Whoknows:  :-* :-*.
Es stimmt, das Publikum war sehr begeistert, ich hab so viele CD's verkauft wie noch nie und eine Neubuchung von der Stadt habe ich auch noch. Es war sehr viel Presse da. Jetzt warten wir mal ab, was die so schreiben. Ich habe einige Chansons gemacht u.a. von Weill und Kästner und einige GK-Nummern (den Zirkus, Geben Sie acht, mein Mann will mich verlassen, Tigerfest, zu leise für mich, usw.) Und die fachkundige Beurteilung überlasse ich einfach denen von Euch, die da waren  :)

Zitatspeak low gehört zu den schönsten Songs der Musikgeschichte....
Das stimmt absolut. Ich mache die Nummer total gerne - wegen der wunderbaren Musik. Was ich damals irgendwie schrieb, bezog sich auf den reinen Text. Und der alleine ist sooo tiefgründig nicht (s. meinen Beitrag weiter oben #25)

@Eric: Hast Recht, ich hatte es Dir versprochen. Sei bitte nicht bös', wahrscheinlich musst Du noch ein wenig warten. Ich muss nämlich sofort ab jetzt mit den Vorbereitungen für den nächsten gig anfangen: Theater an der Linde im März. "Nebenbei" muss ich ja den ganzen Tag arbeiten gehen.  :-*

Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Suse am 09. Januar 2006, 09:20:18
Hallo Dagmar,
auch von mir einen ganz herzlichen Glückwunsch zu Deinem Erfolg.
Das liest sich sehr interessant.
Obwohl die Lieder ja doch ziemlich bekannt sind, scheinst Du Ihnen soviel Eigenes zu geben, daß es ein Genuß ist, sie zu hören. (Außerdem lieb ich diese Sachen sowieso).
:)
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Andrea am 09. Januar 2006, 17:29:59
Mir hat das Konzert auf jeden Fall viel besser gefallen als das in Bonn vor etwa vier Wochen. Ich muss mich allerdings erst dran "gewöhnen", dass Dagmar Kreisler singt. Ich hab Sandras und Bastis Interpretationen im Kopf, und schon bei Liedern, die Basti singt, die Sandra auch singt, muss ich mich an Bastis Stil gewöhnen. Wenn man eine bestimmte Art der Interpretation gut findet, kommt eine andere nicht so schnell ran...
"In der Nacht bleibt der mensch nicht gern alleine" fand ich super geil. Das hast du so frech gesungen, so kess. Das hatte einfach was. Beeindruckt hat mich die Interaktion mit dem Publikum. Die hätte gern länger dauern dürfen, finde ich. Das kam super natürlich rüber. "Tigerfest" kenne ich "nur" von Dagmar. Vielleicht war's ein Bissel zu langsam, aber das weiß ich nicht, weil ich es javon sonst niemandem kenne. Dagmar hat sich gestern wohl gefühlt auf der Bühne, das hab ich gespürt. Das Klavier von Simone hat mir besser gefallen als letztesmal, aber ich glaub, wenn Bsti Dagmar begleitet, dann wird's super!
Ich fand das Publikum wirklich toll gestern. Die Leute sind mitgegangen, haben gelacht, und es war schön für mich, das zu erleben.
Und überhaupt hatten wir einen schönen Abend. Es ist fein, wenn man mit ein paar Leuten zusammen sitzt, die man mag. Ich hab's sehr genossen.
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Dagmar am 09. Januar 2006, 21:52:33
Dankeschön Euch allen  :) :-*
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Bastian am 10. Januar 2006, 00:21:55
Ich kann mich Andrea nur anschließen. Bis auf die "Gewöhnungs"probleme... Dafür geht man ja schließlich ins Konzert.  :)
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: whoknows am 10. Januar 2006, 10:48:31
 :-[ :P
Ich wär sooooooooooooooooooooo gern dabei gewesen. [smiley=cry.gif]








Ich möcht mich auch an Dagmar gewöhnen. ;)
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: angel am 10. Januar 2006, 11:52:46
Ich halte Dagmar - zumindest meiner bisherigen Kenntnis nach (und die sich auf ihre Beiträge in diesem Forum, das Lesen ihrer homepage, kleine Hörproben, ihre wunderbare Signatur sowie eines außergewöhnlichen nächtlichen "Chats" bzw. PM-Wechsels mit ihr erstreckt) für eine eher "ungewöhnliche" Frau 8-)  ;)

Außerdem:
Wenn's "gewöhnlich" wird, dann wird's "gemütlich" und "banal" ...

Adorno negiert in "Asyl für Obdachlose" bekanntlich die Wohnung und das Gewöhnliche bzw. kritisiert das mangelnde Haus und die fehlende Häuslichkeit sowie den gesellschaftlichen Dachschaden / incl. "modernen" (all-)gemeinen "Haushalt" (= ein "Faß" ohne Boden und Fassungsvermögen, ohne gute "Ver-Fassung" und ohne "Dach"...)

Mir ist deshalb innerhalb der feinen Feder-Nachbereitung unseres Berliner Kreisler-Treffens nach dem Konzert von Andrea und Bastian seitens Alexanders die Spitze/Pointe in Bezug auf einige musische Gäste, die im Anschluß daran Georg Kreisler interpretierten ("Hausmusiker" ./. "Lokalmatador") sehr wohl aufgefallen (bzw. ich fand dies sehr treffend formuliert) und man kann dies durch die "Brille" bzw. die Ohren von Alexander auch wahrnehmen, ohne den Essay von Adorno zu kennen. Oder?

Der Kulturbetrieb (siehe auch die "Gottschalk-Debatte") besteht mehr aus gewöhnlichen "Lokalmatadoren" denn ungewöhnlichen "Hausmusikern", weshalb Georg Kreisler darin auch keine Chance bekam und hatte.
Er hat dies ja auch in seinen Liedern immer wieder, wie z.B. in "Der Gedanke ist gut" oder auch "Im Warenhaus" thematisiert.

Dies müßte ein Grund mehr für uns sein, den bürgerlichen Kulturbetrieb incl. seiner Medien zu negieren! Laßt uns einfach "ungewöhnlich" bleiben!

Doch halt - noch ein Gedanke: Was wäre, statt nur die adornitische "negativen Dialektik" anzuwenden, (die zweifellos noch notwendig und insbesondere in der Lyrik von Roger Stein zu finden ist) die auch hier im Forum anwesende "Negation der Negation" mehr zu betonen, zu beflügeln bzw. ihr zu entsprechen?

Eventuell "paßt" dies hier zur weiteren Beachtung des "Ungewöhnlichen"?:
Laßt uns "bezaubernd" und/oder "würdevoll", viel leicht sogar (für Alexander :)) gut "häuslich" oder auch einfach nur "menschlich" zu- und miteinander werden.

Nun, was denkt Ihr dazu? Wer dies bereits ist, kann seine/ihre Erfahrungsschätze diesbezüglich ja gern weitergeben.  :)
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Andrea am 10. Januar 2006, 17:44:07
Zitat:
Ich möcht mich auch an Dagmar gewöhnen.
Zwinkernd
Hammer doch schon. Oder?
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Dagmar am 11. Januar 2006, 00:46:53
Huiiii, echt??? *kicher*  :-*
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: whoknows am 11. Januar 2006, 00:48:27
Ich nicht. Sie schafft es immer noch, mich zu überraschen. :-*
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Andrea am 11. Januar 2006, 11:07:17
Da sieht man wieder, wie verschieden man dieses blöde Wort auslegen kann, und ich bin auch noch "schuld", weil mir kein besseres eingefallen ist *grummel*. Neinein, ich wollte nicht sagen, dass du mich langweilst, Dagmar. ;D Entschuldigung! ;-) Es ging zu allererst ja um den Stil, da war das Wort schon das falsche, und dann - dank Whoknows -  plötzlich um die Person Dagmar, worauf ICH eigentlich ursprünglich nicht "hinaus" wollte. Und da wird mir immer nachgesagt, ich leg Worte auf die Waagschale. ;-)
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: whoknows am 12. Januar 2006, 11:43:02
Tust Du. Weil ICH hab nur geblödelt. :P ;D
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Andrea am 13. Januar 2006, 08:56:35
Ja geblödelt gewaagschalt ;D Das ist im Gespräch ja auch lustig, aber wenn man's so liest steckt so ein Funke Ernst schon drin.
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Dagmar am 15. Januar 2006, 02:40:19
Ach iwooo!  :-*

Ich bin gewöhnungsbedürftig für jedermann,
auch jede Frau muss sehen, ob sie's mit mir kann.
Die Frauen wollen sich gern' an mich gewöhnen,
dabei bringe ich hauptsächlich Männer zum stöhnen.

... na ja, jetzt hör' ich mal auf. Ist nur gerade im Moment so dahin gedichtet *kicher*
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: whoknows am 15. Januar 2006, 21:44:46
Soviel Anmut
wie die Anuth
wünsch ich mir.
Doch ich schau stier.
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Bastian am 15. Januar 2006, 22:42:05
Na, ::)
Ihr dichtet wirklich wunderbar
Da spar ich mir den Kommentar
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Dagmar am 15. Januar 2006, 23:22:26
 ;D
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Alexander am 27. Januar 2006, 15:13:31
So, Karte für 11.3. ist reserviert. Nächste Woche (nach Gehaltseingang) zahlen, dann Hotel suchen (im Hotel Garni, wo ich zum KsK-Abend war,  ist leider niemand da diese Nacht).
Großes Freu - das erste Mal Dagmar live!
Ach ja, hier noch mal für Neueinsteiger: Brecht-Abend mit Dagmar Anuth und Bastian Kopp, Theater an der Linde (Strümpfelbach), 11.3.2006 - Infos unter www.theateranderlinde.de !
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Maexl am 27. Januar 2006, 15:21:57
hmm - falls im sommer mal gigs sind fahre ich vielleicht auch mal hin (bin nur nicht so scharf auf die müde morgentliche rückfahrt)
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Dagmar am 27. Januar 2006, 20:55:39
Ach da freue ich mich aber, Alexander. Da lernen wir uns dann ja endlich mal persönlich kennen. 10 km entfernt von Strümpfelbach (in Beutelsbach) gibt es ein sehr nettes und auch bezahlbares Hotel - nebenan ein Klasse Restaurant ( http://www.z-online.de/hotels/weinstadt-hotel/ )
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Alexander am 03. März 2006, 11:02:13
Aktueller Newsletter vom Theater an der Linde - Neueinsteiger, Gastleser und Unentschlossene: ES GIBT NOCH KARTEN!

Liebe Damen und Herren,
Liebe Theaterfreunde,
Liebe Saustall-Freunde,


,,Die Bürger sind die Räuber und die Räuber sind die Bürger" war das Leitmotiv von
Bertold Brecht für sein wohl berühmtestes Stück ,,Die Dreigroschenoper".
Unterhaltung und Provokation waren für ihn dabei niemals ein Widerspruch.
Diesem Bürger-Räuber-Motto hat sich auch Dagmar Anuth in ihrem
Brecht - Liederabend verschrieben. Und auch ihr ist es wichtig zu unterhalten
und zu reflektieren. Da klingen die Klassiker ,Seeräuberjenny' oder ,Die Ballade
von der sexuellen Hörigkeit' neben einigen Texten von Brecht. Aber nicht nur!

Denn kaum bekannt ist, dass Brecht sich an den Schriften des frz. Kriminellen
und dichtenden Vagabunden aus dem 15.JH. Francois Villon orientierte, als er
die Dreigroschenoper schuf.

So hat Dagmar Anuth, die an diesem Abend kongenial von dem Pianisten
Bastian Kopp begleitet wird, die bekannten Brechtlieder mit einigen der Originalen
Villons nebeneinander gestellt.

Unter der Regie von Sandra Kreisler, einer Meisterin der Interpretation, und
mit der Unterstützung und Beratung von Ernst Stankovski, der sich in seinem
eigenen Programm  ,,DAS GROSSE TESTAMENT DES FRANCOIS VILLON" eingehend
mit dem Erbe des dichtenden Vagabunden beschäftigt hatte, entstand ein
unterhaltsames und anregendes Stück Chansontheater in bester Brecht'scher Manier.

Brecht - Ein Liederabend am 11.März um 20 Uhr
Es gibt noch Karten!
Wir freuen uns auf Sie!

Birgit Nolte-Michel  und Oliver Nolte

PS: Unsere neuen Bürozeiten sind dienstags, mittwochs und donnerstags
von 8 bis 12 und freitags von 14 bis 17 Uhr!!!



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www.theateranderlinde.de

Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: angel am 03. März 2006, 14:16:45
Und Sandra hat sich dafür auch Zeit genommen, obwohl sie selbst bis über alle Köpfe und Herzen; d.h. bis an die Grenze der Belastbarkeit in Arbeit steckte?  :o
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Maexl am 03. März 2006, 15:49:04
ach, scheiße  :( warum tut ihr mir sowas an? 3 wochen vor meinem abi sowas.  >:( die reinste frechheit  :o

vielleicht bringt ihr es nochmal dort?  :-?

nur dieses mal ist es mir wiklich zu gefährlich  :-[
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Dagmar am 03. März 2006, 16:02:32
Ach schade, ich hatte gehofft, dass Du kommen kannst. Aber drei Wochen vorm Abi geht das natürlich nicht, das kann ich gut verstehen. Ob wir das Programm noch einmal dort spielen, kann ich noch nicht sagen. Es wird davon abhängen, wie gut es verkauft ist  ::)
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Alexander am 15. März 2006, 16:20:49
DIE VIELEN DAGMAR ANUTHS

,,Brecht – Ein Liederabend" mit Dagmar Anuth und Bastian Kopp, Theater an der Linde (Strümpfelbach), 11.3.2006

Wer ist Dagmar Anuth? Wer ist diese groß gewachsene, gertenschlanke Frau, die Brecht und Villon rezitiert, die aber vor allem Brecht-Vertonungen und ein bisschen Stankovski und Kreisler singt? Sie erzählt uns wenig von sich, und wenn sie es tut, tut sie es als Schauspielerin, im Kunst-Tonfall der einstudierten Worte. Sie distanziert ihre Person bewusst zur Kunstfigur Dagmar Anuth. In eineinhalb Stunden treten mehr als zwanzig Dagmar Anuths auf: die, die vom angenehmen Leben erzählt, die, die von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens weiß, die, die betont, dass man so liegt, wie man sich bettet, dann das Revuemädchen während des Entkleidungsaktes, die, die den Surabaya-Johnny so kennt wie sonst niemand, die, die alles über die sexuelle Hörigkeit weiß, das Freudenmädchen, die ,,Judenhure" Marie Sanders, die Seeräuber-Jenny und einige andere, jede in eigener Gestalt, jede eine eigene Person, vielfach in neuer Kostümierung und völlig eigener Liedsprache. Es tritt aber auch die Rezitatorin Dagmar Anuth auf, die großteils am Lesetisch Francois Villon und Bertolt Brecht liest, und die uns Brechts egozentrische Imagepflege verbal und sein hemmungsloses künstlerisches Benutzen einer Elisabeth Hauptmann wissenschaftlich genau im Programmblatt offen legt. Dagmar Anuth schlüpft in all diese Rollen, und irgendwo dazwischen ist sie sie selbst, vor allem im Einsatz für die Frauen und Entrechteten. Sie ist mit Leib und Seele Schauspielerin und Chansonette, aber man spürt, dass sie es nicht immer ist. Man spürt die Leidenschaft und die immense Freude, sich (die vielen ,,Sichs") vor Publikum zu präsentieren, man lebt Dagmar Anuths Identifikation mit den anspruchsvollen Chansons mit, und gleichzeitig beobachtet man, wie sie zumindest am Anfang des in einem Durchgang ohne Pause durchgezogenen Programms stets offenkundig mitdenkt, auch ja jede wohl gemeinsam mit Regisseurin Sandra Kreisler erarbeitete, bis in winzigste Details durchdachte Choreographie des Liedvortrags ganz korrekt wiederzugeben. Diese Konzentration auf das Technische verliert sich nach etwa zwanzig Minuten, die Kunst verselbständigt sich rasch, hebt sich von der als einstudiert erkannten Performance ab, und spätestens die ,,Judenhure" mit dem Frauen-Judenstern erzeugt jene magische Beklemmung, die große Kunst auszeichnet. An ihrer Seite das Phänomen Bastian Kopp, das gegenüber dem subtilen dynamischen Potential von Dagmar Anuths Stimme am zu laut eingestellten Yamaha E-Piano (man wünscht sich dieses Programm mit einem akustischen Klavier!) selbstbewusst und selbstverständlich die Grundfarben der Chansons unterlegt. Bastian Kopp spielt alles auswendig, er hat die Lieder nach Gehör erarbeitet und beherrscht sie in seinen eigenen Arrangements in grandioser Weise. Bastian Kopp beim Begleiten zuzusehen ist eine Gratwanderung des Staunens. Er blickt selten auf die Tasten, scheint vielmehr die Sängerin vor sich zu durchdringen, wie ein Panther am Sprung, jede Nuance mitfühlend, die sein ,,Opfer" offen legt. Natürlich springt er nicht, er gleitet vielmehr wie ein Chamäleon instinktsicher durch die Klangfarben von Dagmars vielschichtigen Charakteren. Mitunter scheint er gelangweilt zu spielen, die Hände arbeiten von selbst, vielleicht denkt er an gutes Essen oder an den Kontostand, wer weiß, aber nein, schon sieht man ihn wieder mitatmen, mitleben mit der Sängerin. Diese beiläufige Souveränität, diese wie hingeworfen wirkende Selbstverständlichkeit immens einfühlsamer Klavierbegleitung zeichnen Bastian Kopps Leistung aus. Manches hätte vielleicht mehr Probenzeit vertragen, etwa das geniale ,,Lied eines Freudenmädchens (Nannas Lied)" von Weill/Brecht, wo die von Weill so herrlich romantisch vorgelegten melancholischen Melodiebögen etwas kalt, wie nebenbei abgehakt werden, aber der Großteil ,,funktioniert" im besten Sinn. Das Publikum, darunter der große Ernst Stankovski, für den sich die Künstlerin zum Finale des Programms eine sehr schöne, stilvolle Danksagung für sein Kommen einfallen hat lassen, ist hörbar positiv überrascht, reagiert auf subtile Bonmots genauso wie auf beklemmende Gesellschaftskritik. Die vielen Dagmar Anuths verabschieden sich mit zwei markanten Zugaben: der unausweichlichen ,,Moritat von Mackie Messer" – und Georg Kreislers  ,,Zu leise für mich".
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: whoknows am 15. März 2006, 17:06:38
Und ich möchte noch anfügen, dass der liebe Ernst Stankovski extra einen Tag vor seinem Auftritt dort ankam, um Dagmar zu sehen - und (obwohl er immer SEHR konservativ und strikt  und ohne Gnade in seiner theatralischen Meinung ist, und selten jemand so richtig gut findet) er war von Dagmar & Basti hingerissen. :D
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Maexl am 15. März 2006, 19:32:23
hui - schade, dass ich da nicht dabei sein konnte.....  :-[

naja - vll. ein ander mal, hoffe ich doch  :-*
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Suse am 16. März 2006, 09:06:16
Das liest sich großartig. Herzlichen Glückwunsch!!
Ich bedauer auch sehr, nicht dabei gewesen zu sein.
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: angel am 16. März 2006, 12:59:59
Ich bedanke mich auch bei Alexander für seinen brillianten und - wie immer detaillierten - Beitrag. Dadurch bekommt man einen richtig guten "Vorgeschmack" auf die von ihm beschriebene künstlerische Darbietung sowie große Lust, mehr von ihm zu lesen. Mich kannst Du inzwischen durchaus zu Deinen Fans zählens!

Alexander, magst Du nicht mal Deine Beiträge an Zeitungen/Zeitschriften (Kulturredaktion; Feuilleton) schicken? Dann kämen noch mehr Leser in den Genuss Deiner kritischen Würdigungen und das Niveau würde ausserdem angehoben.  :)
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Alexander am 16. März 2006, 14:23:23
Meine Beiträge richten sich nach der Qualität des Gebotenen.

Als ich mich als junger Idealist dem Kultur-Chefredakteur der Wiener Kronen-Zeitung Karlheinz Roschitz mit ein paar Kritiken vorstellte, meinte dieser lapidar: "Gehn´s in die Lokalredaktion."
Und aus gut informierten Kreisen erfuhr ich, dass man als nicht namhafter Journalist gar kein Recht auf seine Artikel hat, die können entstellt oder zumindest die Überschrift kann völlig irreführend geändert werden, als Preis dafür, dass etwas überhaupt veröffentlicht wird.

(Gehört nicht zu Dagmar Anuth, bezieht sich aber auf den vorigen Eintrag.)

Die für mich lesenswertesten journalistischen Kulturartikel zur Zeit stammen von Joachim Kaiser (Süddeutsche Zeitung) und Hans-Dieter Schütt (Neues Deutschland).
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: whoknows am 16. März 2006, 16:29:13
Vor allem glaube ich, dass Deine Kritiken, Alexander, zu sachorientiert sind, und die zeitungen wollen kulinarischer Aufbereitetes, mehr eigene Meinung, mehr "Verriss" - Du bist ein sehr vorsichtiger Kritiker, und fast (!) mehr ein Chronist des Abends. Deine persönliche Meinung fliesst immer extrem zart, freundschaftlich und subtil ein, ist als persönliche Meinung kenntlich und nicht als allumfassende Wahrheit bemäntelt. Du schreibst, um dem Kritisierten die Freude nicht zu nehmen, und doch was dabei lernen zu können - kennt irgendwer von Euch EINEN Zeitungs-Kritiker, über den man das sagen kann?
Dass Du, Alexander, nebenbei auch noch ein hervorragendes Gespür hast, und Dich offenbar ganz in das Objekt Deiner Betrachtung einfühlen kannst, so sehr, dass Du Dinge spürst, die sonst nur noch der Auftretende mitkriegt, und auch das nur bei ehrlicher Aufmerksamkeit, und so tatsächlich dem Kritisierten hilfst, und nicht dem Leser die Entscheidung abnimmst, ob er/sie sich etwas ansehen soll - dass Du also so gar nicht von persönlciher Eitelkeit geleitet bist, das kommt dann noch dazu. Und Dein Fachwissen natürlich.
Das alles sind Kriterien, mit denen man es bei der landläufigen Zeitung nicht sehr weit bringen kann....
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Alexander am 16. März 2006, 19:09:35
Dann sind meine Kritiken ja im Georg Kreisler Forum bestens aufgehoben!  :)

(Müsste ich zu Andre Rieu, Helmut Lotti usw. gehen, sähen meine Kritiken wohl anders aus ...)

Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Dagmar am 16. März 2006, 19:34:33
 :-* :-* :-*
Titel: Re: Dagmar Anuth (Gucklöcher)
Beitrag von: Burkhard Ihme am 15. Mai 2009, 19:06:14
Dagmar Anuth tourt mit ihrem Liederabend

"ChansonNeurosen"

Im bürgerlichen Leben ist sie Diplom-Psychologin: Dagmar Anuth, die Chansonnière mit der sinnlichen, außergewöhnlichen Altstimme stellt mit ihrem Liederabend ,,ChansonNeurosen" ihre Alltagserfahrungen in den Mittelpunkt. Mit Witz und viel schwarzem Humor erzählen ihre Lieder Geschichten von ,,ganz normalen Neurotikern wie du und ich". Begleitet wird Dagmar Anuth dabei von dem Pianisten Horst Kreutzmann.

Nächster Termin:

05. September 2009 20.00 Uhr
Haus Kessenich in Alfter (http://www.panoramio.com/photo/3165491)