Zur Eingangsfrage:
Ich bin schon der Meinung, dass man sich mit dem, was man da auf der Bühne fabriziert, intensiv beschäftigt haben sollte. Wenn man covert - Brecht, Kreisler, Kästner oder wen auch immer - gehört für mich dazu, mich sehr intensiv mit dem oder den Künstlern zu beschäftigen, die das Stück geschrieben haben. Da weiß man dann sicher mehr als das Publikum und - so finde ich jedenfalls - hat auch, allein schon aus Respekt vor den Künstlern, denen das Stück "gehört", eine Art "Bildungsauftrag". Wenn man das denn so nennen will. Vermittlungsauftrag wäre vielleicht besser formuliert.
Ansonsten denke ich dazu: Ich mag nirgendwo im Leben Dinge oder Aspekte, die um der schnellen Vermarktung willen, dem Publikum oder den Konsumenten zum Frasse vorgeworfen werden: Trash, McDonalds, billigen Schund, Trendartikel - und eben auch keine Musik, die ohne Herz ist. Die nur schnell und um der Vermarktung willen zusammengehauen wurde. Der Bohlen ist sicher eine gutes Beispiel dafür. Das ist für mich auch keine Kunst im eigentlichen Sinne, sondern Vertrieb. Auch nicht blöd, aber eben keine Kunst.
WENN aber ein Künstler wirklich für seine Sache brennt, er oder sie in intensiver Auseinandersetzung mit dem Produkt ist, es wirklich seins oder ihres ist, es letztlich zweitrangig ist, ob die Sache vermarktbar ist, DANN finde ich es legitim auf die Verpackung zu achten. Etwas wertvolles so zu verpacken, dass es dann plötzlich besser zu vermarkten ist, finde ich nicht falsch, solange Authentizität im Mittelpunkt steht.
Auch da folgt der Künstler letztlich einem Auftrag - seinem inneren Auftrag (Vermittlungsauftrag scheint mir auch hier das bessere Wort). Er möchte dem Publikum etwas mitteilen, etwas vermitteln, von dem er zutiefst überzeugt ist.
Dann ZUSÄTZLICH auch zu gucken, wie ich möglichst viele Leute damit erreiche und vielleicht auch mein Auskommen damit habe, finde ich nicht ehrenrührig, sondern legitim und richtig.