Sven Regener zum Urheberrecht

Begonnen von Bastian, 27. März 2012, 10:41:30

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Bastian

Sven Regener (Element of Crime) macht den Mund auf:

Zitat"Das Problem, was ich dabei habe ist: Es wird so getan, als ob Kunst ein exzentrisches Hobby sei. Und das Rumgetrampel darauf, dass wir uncool seien, wenn wir darauf beharren, dass wir diese Werke geschaffen haben, ist im Grunde genommen nichts anderes, als dass man uns ins Gesicht pinkelt. Und sagt: 'Euer Kram ist nichts wert. Wir wollen das umsonst haben. Und wir scheißen drauf, was Du willst.' Eine Gesellschaft, die so mit ihren Künstlern umgeht, ist nichts wert."
Sven Regener in Zündfunk

Das ganze Interview kann man hier anhören:
http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/pop-platten/sven-regener-urheberrecht100.html

Burkhard Ihme

Und hier antwortet Christoph Lauer von der Piratenpartei auf Regener. Zum Teil ziemlicher Blödsinn, unter aller Sau die hirnlosen Angriffe auf die GEMA.

http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/christopher-lauer-piratenpartei100.html

tabato89

#2
Zum Teil muss man hier Regener durchaus Recht geben. Ich würde es zwar weniger hart formulieren, als gleich eine ganze Gesellschaft als wertlos zu bezeichnen, aber künstlerisches Urheberrecht zu schützen, ist ja prinzipiell nichts Neues. Ganz im Gegenteil - gerade alte Werke werden schließlich ohne Murren als schützenswerte Kunst erachtet, die niemand einfach so kopieren oder für seine Zwecke verwenden kann. Ich weiß nicht ob das jetzt zu weit vom eigentlichen Beitrag abweicht, aber niemand würde wohl einen Van Gogh oder Mozart als wertlos erachten - ganz im Gegenteil wird alte Kunst, wie man ja auch am Beispiel von Summen die teilweise bei einem Kunst Kein Werbespam. Siehe Nutzungsbedingungen werden, ganz gut sehen kann - eher wieder beliebter. Was ich damit sagen möchte, ist, dass zwar in anderer Hinsicht, aber auch die heutige Kunst meiner Meinung nach gebührend geachtet werden sollte, da auch sie Zeuge unsere Zeit ist - in wieweit man das auf die GEMA und deren Tun beziehen möchte, sei jedem selbst überlassen -.

[edit]Die Mühe lohnt sich nicht.
Bastian[/edit]

Bastian

#3
Mit der Wertschätzung hast Du sicher recht. Das ist aus Piratensicht bestimmt ein ziemlicher Nachteil an der bildenden Kunst: Einfach so downloaden kann man einen echten van Gogh oder Rembrandt nicht. Allenfalls als jpeg oder so. Aber mit einem Sonnenblumen-Desktophintergrund oder einem schrumpeligen auf A4 skalierten Ausdruck der Nachtwache kann man nicht wirklich angeben.

Die Musikdownloader-Ausrede "Das Original ist doch noch da, ich hab nur eine Kopie geklaut." zieht da jedenfalls nicht. Wer einen echten van Gogh oder Rembrandt haben möchte, muss Geld auf den Tisch legen (, von dem in diesem Fall die beiden Urheber - zugegeben- keinen Cent mehr sehen, weil sie tot sind).

Wenn er der Meinung ist, alles müsse ihm gehören, dann muss er eben z.B. nach Amsterdam fahren, das Bild abhängen und dann sehr schnell rennen können. Wenn er aber der Meinung ist, das Bild müsse frei verfügbar und zugänglich sein, sollte er es besser nicht stehlen, sondern im Museum hängenlassen. Dort kann jeder, der ein paar Euro auf den Tisch legt, das Original anschauen.

Clas

Moin, moin,

ich glaube nicht, dass das online anhören von Musik wirklich schädlich ist. Die Qualität bei den meisten Youtubefilmchen ist bestenfalls als Appetitanreger geeignet, um die bekannt zu machen. Manchmal wirken die auch paradox, wenn da irgendein Strolch während der Show das Handy hochgehalten und sozumaßen einen Film erzeugt hat. Das ist dann ein Graus, und sollte nicht im Netz stehen. Da braucht man eine Handhabe.

Auch gut gemachte solche Videos hatten auf mich schon die Wirkung, dass ich mir dachte: den brauchst Du nicht anzuhören, und schon gar nicht, wenn Du dafür nach Hamburg fahren müsstest. In dem Fall gucke ich den auch so bald nicht wieder an und kaufe keine CD. Das habe ich früher im Plattenladen nach dem Probehören genauso gehalten, zum Beispiel bei Mike Krüger... Der Titel "Zu dumm für aus dem Bus zu gucken" schien auf Witz hinzudeuten. Der fehlte dann im weiteren Fortgang aber, und gesanglich-stimmlich-musikalisch hatte ich auch nichts feststellen können... Also habe ich die Platte nicht gekauft.

Dieser Hinweis auf verletzte Sonyrechtsgefühle, wenn ich wissen will, was vielleicht von irgendeinem mir nicht näher bekannten Künstler zu halten wäre, führt bei mir zu einer Aversion gegen den Namen Sony. Wenn das bei anderen auch so ist, tun die sich damit keinen Gefallen.

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...

Burkhard Ihme

Heute ist übrigens Tag des Urheberrechts, und zur Feier des Tages darf jede Dumpfbacke im Morgenmagazin seinen Schwampf absondern.

Clas

Moin, moin!

Welch ein Glück, dass ich gestern geschrieben habe...! Ich habe auch schon mal was erfunden und urgehoben und geschliffen und poliert. Auf irgendeinem Markt kam so ein Typ und fachsimpelte des längern und breitern und  Inzwischen inzwischen baut er das andere schlechter und billiger nach und verkauft es. Ist so, und zum Streiten habe ich keine Lust.

Dabei ist mit dem Verkauf der geklauten Idee für mich wirklich die Grenze überschritten. Nur bin ich eben kein Grenzwächter.

Meinem Vater ist es passiert, dass eine Gruppe Skulpturen, die in Bremen stehen, für die japanische Partnerstadt von einem Japaner in Bremen gründlich studiert und dann dort nachgebaut wurde. Nach der Zustimmung zu einem oder den Kosten eines Nachgusses wurde er nicht einmal gefragt. Auch auf Japan spezialisierte Urheberrechtsanwälte mit knöcheltiefen Teppichen in der Kanzelei konnten oder wollten, angesichts eines Streitwertes von deutlich unter einer Mio, nicht helfen. Da könne man halt nix machen.

Es gibt nicht wenige Ansichtskarten davon, aber keinerlei Versuch, den Künstler an den Erträgen zu beteiligen. Das sei doch Werbung. Der Name des Fotografen stand drauf, der des Verlages auch. Der des Künstlers nicht.

Im Fernsehn gab es eine Sendung über Bremen, die das regelmäßig im Vorspann zeigte. Bei Musik gäbe das Tantiemen. Bei bildender Kunst nicht. Er sollte sich freuen und dankbar sein, meinten die Fernsehfuzzis...

Sowas finde ich problematisch.

Gruß Clas


"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...

Clas

Moin, moin,

Zitat
Meinem Vater ist es passiert, dass eine Gruppe Skulpturen, die in Bremen stehen, für die japanische Partnerstadt von einem Japaner in Bremen gründlich studiert und dann dort nachgebaut wurde. Nach der Zustimmung zu einem oder den Kosten eines Nachgusses wurde er nicht einmal gefragt. Auch auf Japan spezialisierte Urheberrechtsanwälte mit knöcheltiefen Teppichen in der Kanzelei konnten oder wollten, angesichts eines Streitwertes von deutlich unter einer Mio, nicht helfen. Da könne man halt nix machen.

hier muss ich etwas nachbessern: Es war keine Partnerstadt, sondern das "Brüder Grimm Glückskönigreich" auf Hokkaido. Ein Vergnügungspark. Im Netz findet man nicht viel darüber, einige Male ist er als Referenz von performenden Künstlern im weiteren Sinne angeführt, es gibt alte Zeitungsberichte und ich fand  nur einen Reisebericht, der ziemlich deutlich macht, dass Reiseberichte nicht zuletzt vom Reisenden berichten und daraus sich ein Teil des Interessanten ergibt, oder eben auch nicht... Ich mag, zum Beispiel, das Wort Japse nicht...

Wenn ich dem dennoch trauen kann, ist der Vergnügungspark inzwischen und seit Jahren pleite. Vielleicht waren aber auch nur Betriebsferien, und der Mensch verstand es nicht richtig... so richtig nach seit langem geschlossen sehen die Bilder eigentlich nicht aus. Das könnte also inzwischen wieder anders sein. Dann aber wäre vermutlich auch aktuelles im Netz zu finden.

In der Sache, dass da nämlich eine Mißachtung der Rechte vorliegt, ändert das aber nicht allzuviel.

Eines der japanisierten Schweine sieht man auf der Reiseseite aber doch... http://www.rastlos.com/japan2004/etappe4.html , etwas weiter unten.

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...

Katinka Koschka

Das Urheberrecht ist durchaus schützenswert, aber gerade bei youtube wird da eindeutig übers Ziel hinausgeschossen. Zum Beispiel gibt es auf der offiziellen deutschen Website der schottischen Band Django Django ein Link zu ihrem neusten Videoclip. Clickt man dies an glotzt einen das frustrierte rote Rechteck an mit dem üblichen Spruch.  ::)
Ich weiß ja nicht, ob Herr Regner ein stimmberechtigtes GEMA-Mitglied ist. Denn leider ist es ja so, dass gerade bei pauschaler Abrechnung die meisten Tantimen bei denen landen, die ohnehin schon (zu) viel Geld haben. Und ich wage zu bezweifeln, dass Django Django allzuviel Geld dafür bekommen, dass ihre Lieder ab und zu bei Radio eins oder Flux FM laufen. Und bei der derzeitigen Diskussion um die Tarifänderung wird mir auch einigermaßen unwohl, denn wie klein muß eigentlich ein Club sein, dass er billiger weg kommt? Und obwohl ich nicht mehr so lange beim Tanzen durchhalte wie früher, fünf Stunden sind schnell vorbei und der Laptopzuschlag ist auch ziemlich suspekt, CDs können schließlich auch (illegal) selbstgebrannt sein und Vinyls (bzw. Schelllacks) legt doch höchstens noch DJ Grammophon auf, zumal man heutzutage sogar mit CDs scratchen kann...
Apripi -das heißt- apropos, Halli halli hallo

Burkhard Ihme

#9
Zitat von: Katinka Koschka am 01. November 2012, 13:46:34
Das Urheberrecht ist durchaus schützenswert, aber gerade bei youtube wird da eindeutig übers Ziel hinausgeschossen. Zum Beispiel gibt es auf der offiziellen deutschen Website der schottischen Band Django Django ein Link zu ihrem neusten Videoclip. Clickt man dies an glotzt einen das frustrierte rote Rechteck an mit dem üblichen Spruch.  ::)
Und das hat in Wahrheit nichts mit der GEMA zu tun. YouTube sperrt wahllos irgendwelche Videos, um Stimmung zu machen. Die GEMA hat 13 Titel (überwiegend von Funktionsträgern wie Christian Bruhn und Frank Dostal) sperren lassen. Und außerdem zahlt YouTube unverschämt wenig und tut nichts gegen illegale Uploads. Natürlich ist es für den Benutzer schön, kostenlos fast jeden Musiktitel, den es gibt, anhören zu können, trotzdem muß man sich doch im Klaren sein, daß die Leute, die das hochladen, keinerlei Rechte an den Titeln haben.

ZitatIch weiß ja nicht, ob Herr Regner ein stimmberechtigtes GEMA-Mitglied ist. Denn leider ist es ja so, dass gerade bei pauschaler Abrechnung die meisten Tantimen bei denen landen, die ohnehin schon (zu) viel Geld haben.
Das ist der übliche Quatsch. Natürlich ist es "alternativlos", daß nur die Mitglieder, deren Werke auch genutzt werden, stimmberechtigt sind. Denn sonst wäre die GEMA eine pure Enteignungsmaschine (die überwiegende Mehrheit der Mitglieder erzielt kaum Umsätze, könnte aber auf Grund ihrer schieren Masse beschließen, daß alle Einnahmen der GEMA zu gleichen Teilen verteilt wird). Und die "pauschale Abrechnung" (ich weiß jetzt nicht genau, was du meinst, bezieh es aber mal auf den Fakt, wo es tatsächlich zutrifft, nämlich die Abrechnung der Kleinradios) führt zu Ungerechtigkeiten, aber halt auch zu kleinen Ungerechtigkeiten. Und auch lange nicht so eindeutig, wie immer behauptet. Denn die Großen, die angeblich ungerechtfertigt profitieren, werden ja in den entsprechenden Formatradios rauf- und runtergespielt, möglicherweie mehr als in den zur Verteilung herangezogenen Playlists von ARD und Co.
Und das mit dem "zu viel Geld" ist dümmlichster Sozialneid. Die Leute kriegen Geld dafür, daß ihre Werke von anderen genutzt werden, entweder um selber noch mehr Geld damit zu verdienen, oder um Werbung (für sich oder Waren) zu machen. Wenn sehr viele Leute das hören wollen, kommt eben viel Geld dabei zusammen.
Und ohne die GEMA gäbe es zum Beispiel kein Radio, wie wir es kennen. Denn da müßten sich die Sender die Einwilligung von jedem einzelnen Urheber einholen, was sicher Einfluß auf die die Playlist hätte.

ZitatUnd ich wage zu bezweifeln, dass Django Django allzuviel Geld dafür bekommen, dass ihre Lieder ab und zu bei Radio eins oder Flux FM laufen. Und bei der derzeitigen Diskussion um die Tarifänderung wird mir auch einigermaßen unwohl, denn wie klein muß eigentlich ein Club sein, dass er billiger weg kommt? Und obwohl ich nicht mehr so lange beim Tanzen durchhalte wie früher, fünf Stunden sind schnell vorbei und der Laptopzuschlag ist auch ziemlich suspekt, CDs können schließlich auch (illegal) selbstgebrannt sein und Vinyls (bzw. Schelllacks) legt doch höchstens noch DJ Grammophon auf, zumal man heutzutage sogar mit CDs scratchen kann...
Die Discos hatten bisher einen Sondertarif und haben fast nichts bezahlt.
Natürlich ist der neue Tarif nicht wirklich korrekt (z.B. wird die Nutzfläche falsch berechnet), aber nachdem die Verhandlungspartner sich bisher jeder Diskussion verweigert haben, ist es auch mal in Ordnung, selber zu bestimmen, wo es langgehen soll. Und die anvisierten 10 % vom Einlaß (wie gesagt, nicht korrekt berechnet), ist da schon eine gute Diskussionsgrundlage.
Und der Zuschlag bei über fünf Stunden ist auch völlig korrekt. Schließlich wird da dann mehr Musik gespielt, bei gleichem Tarif würden die Urheber weniger pro Titel kriegen.

Katinka Koschka

Zitat von: Burkhard Ihme am 01. November 2012, 16:48:07
Zitat von: Katinka Koschka am 01. November 2012, 13:46:34
Das Urheberrecht ist durchaus schützenswert, aber gerade bei youtube wird da eindeutig übers Ziel hinausgeschossen. Zum Beispiel gibt es auf der offiziellen deutschen Website der schottischen Band Django Django ein Link zu ihrem neusten Videoclip. Clickt man dies an glotzt einen das frustrierte rote Rechteck an mit dem üblichen Spruch.  ::)
Und das hat in Wahrheit nichts mit der GEMA zu tun. YouTube sperrt wahllos irgendwelche Videos, um Stimmung zu machen.
Das habe ich eigentlich auch nicht so direkt gesagt. Ich weiß dass youtube da auch nicht unschuldig ist.

Zitat von: Burkhard Ihme am 01. November 2012, 16:48:07
ZitatIch weiß ja nicht, ob Herr Regner ein stimmberechtigtes GEMA-Mitglied ist. Denn leider ist es ja so, dass gerade bei pauschaler Abrechnung die meisten Tantimen bei denen landen, die ohnehin schon (zu) viel Geld haben.
Das ist der übliche Quatsch. Natürlich ist es "alternativlos", daß nur die Mitglieder, deren Werke auch genutzt werden, stimmberechtigt sind. Denn sonst wäre die GEMA eine pure Enteignungsmaschine (die überwiegende Mehrheit der Mitglieder erzielt kaum Umsätze, könnte aber auf Grund ihrer schieren Masse beschließen, daß alle Einnahmen der GEMA zu gleichen Teilen verteilt wird). Und die "pauschale Abrechnung" (ich weiß jetzt nicht genau, was du meinst, bezieh es aber mal auf den Fakt, wo es ratsächlich zutrifft, nämlich die Abrechnung der Kleinradios) führt zu Ungerechtigkeiten, aber halt auch zu kleinen Ungerechtigkeiten. Und auch lange nicht so eindeutig, wie immer behauptet. Denn die Großen, die angeblich ungerechtfertigt profitieren, werden ja in den entsprechenden Formatradios rauf- und runtergespielt, möglicherweie mehr als in den zur Verteilung herangezogenen Playlists von ARD und Co.
Und das mit dem "zu viel Geld" ist dümmlichster Sozialneid. Die Leute kriegen Geld dafür, daß ihre Werke von anderen genutzt werden, entweder um selber noch mehr Geld damit zu verdienen, oder um Werbung (für sich oder Waren) zu machen. Wenn sehr viele Leute das hören wollen, kommt eben viel Geld dabei zusammen.

dieser "Sozialneid" kam bei mir peu a peu auf, als ich mich versuchte zum Thema GEMA schlauzumachen.
etwas plakative Erklärung, wie das Geld bei der Gema aufgeteilt wird, das meinte ich zumindest mit der "Pauschale"

Und dass auch Musiker nicht so richtig glücklich mit der GEMA sind habe ich u.a. hier her:

http://www.gulli.com/news/18768-zoeleela-naiv-arrogant-oder-doch-lieber-cc-statt-gema-2012-05-10
http://www.zoeleela.com/thesen-zur-gema/

Und dass die Clubs bisher fast nichts bezahlt haben, glaube ich auch nicht, zumindest wird das hier in einer seriösen Quelle erklärt:
http://www.youtube.com/watch?v=0V1uu73pFQs&feature=related

Und dann war ja noch die Sache mit der GEMA-Vermutung:
http://www.kraftfuttermischwerk.de/blogg/?p=30917

Ich bin wie gesagt schon dafür, dass Künstler auch Geld für ihre Kunst bekommen, aber der GEMA traue ich nicht mehr über den Weg, weil ich als Hobbykünstlerin darauf angewiesen bin, dass ein Veranstalter es sich auch leisten kann mich als Nachsängerin zu buchen und ich als Musikliebhaberin und Diskogängerin Angst habe, dass meine Lieblingsclubs dicht machen, weil keine massenkompartible Musik bei ihnen läuft.
Apripi -das heißt- apropos, Halli halli hallo

Burkhard Ihme

#11
Zitat von: Katinka Koschka am 05. November 2012, 16:54:40
dieser "Sozialneid" kam bei mir peu a peu auf, als ich mich versuchte zum Thema GEMA schlauzumachen.
etwas plakative Erklärung, wie das Geld bei der Gema aufgeteilt wird, das meinte ich zumindest mit der "Pauschale"

Der Beitrag vermischt ein paar vermutlich korrekte Informationen (die Verteilung der Einnahmen in den verschiedenen Bereichen) mit ganz viel falschem, bösartig verdrehtem Mist. Da kannst du dich gleich bei der NPD über Ausländerintegration schlaumachen.
Der Quatsch mit der "Bohlensteuer" ist nicht nur übelste Meinungsmache, sondern einfach absoluter Quatsch. Kein GEMA-Mitglied zahlt 10.000 Euro an die GEMA, außer er ist selber Konzertveranstalter. Und der muß das eben in seine Kosten einrechnen und sehen, daß er das Geld wieder erwirtschaftet (Konzerte ohne Musik sind auch keine wirkliche Alternative). Und daß Künstler, die ihre eigenen Werke aufführen und gleichzeitig als Veranstalter auftreten, das gezahlte Geld nicht zu 100 % zurückkriegen liegt an drei Dingen: Ersten kassiert die GEMA 15 % Bearbeitungsgebühr, zweitens werden zwar die Gebühren nach der Größe der Veranstaltung berechnet, die Ausschüttungen aber alle gleich (außer bei Einzelkonzert-Abrechnung, was aber erst aber einer bestimmtern Größe möglich ist) – was ja eigentlich eine Von-oben-nach-unten-Verteilung ist und damit das pure Gegenteil von dem, was allgemein behauptet wird, und drittens am mittlerweile abgeschafften PRO-Verfahren, das der Bevorteilung der Selbstaufführer (eine Titelmeldequote von nahezu 100 % im Gegensatz zu Tanzmusikkapellen, wo eine Titelliste fast die Ausnahme ist) entgegenwirken wollte und dabei über das Ziel hinausschoß. Wer aber vom PRO-Verfahren profitierte, hatte nicht das Geringste mit ordentlicher oder nicht-ordentlicher Mitglidschaft zu tun, sondern hing ausschließlich davon ab, welche Titel wo und wie häufig gespielt und auch gemeldet wurden. Daß die Bohlens der Welt alles kriegen auf Kosten der kleine Indybands, ist einfach nur gezielte Desinformation. Und mit den Bohlens würde man auch alle Zappas, "Sex Pistols" und "Wir sind Helden" enteignen.

Clas

#12
Moin, moin,

also, dass die Bohlens dieser Welt krass überproportional zu ihrer musikalischen Bedeutung Geld bekommen, kann wohl nicht gut bestritten werden. Wieweit sie das für ihre Musikersatzhandlungen kriegen, weiß ich nicht; eine Schuld der GEMA könnte ich nur darin sehen, das unter Musik zu erfassen... Da muss die zugrunde liegende Definition schon recht weitherzig sein. Immerhin, besser weitherzig einen Bohlen mit umfassend, als ein quasiamtliches Gericht für das, was Kunst ist, und was nicht. Und dann liegt es halt am Markt, der aber ja in diesem Fall auch massiv manipuliert wird... So isser halt.

Wegen des blödwilligen Bössinnes, den er sonst so treibt, durchschaue ich die Rolle der Gema nicht. Wahrscheinlich hat sie damit nichts zu tun.

Ansonsten sind mir Kopierschütze und Schutzrechte seit der Zeit der Kassettenrecorder ein Greuel. Tonträger verderben nun mal, und ich sehe nicht ein, wieso ich mich da nicht schützen darf. Musik wird auf CDs verkauft. Warum darf ich die nicht auf einem MP3-Player hören, wenn ich die gekauft habe? Ich kann die konvertieren, umbenennen kann ich die Daten dann nicht und wenn ich sie auf den Speicher meines Telefones übertragen möchte, muss ich Harald bemühen, der für solche Datenmengen nicht gemacht ist. Anders aber kriege ich sie da nicht hin, angeblich des Urheberrechtes wegen.

Umbenennen aber muss ich die, wenn ich ein Hörbuch dahin übertrage, dann, wenn der Verlag die Nummerierung nicht konsistent über alle 22 CDs durchgezogen hat. Mal 01, 02,... mal 1, 2, ... ergibt einfach Chaos. 2 Hörbücher auf einer Karte geht dann auch schlecht. Ordnerstrukturen kann das Telefon nur die verstehen, die es selber eingerichtet hat und die versteht der Rechner nicht und kann nicht darin schreiben. Das Konvertierungsprogramm mag es auch nicht, wenn ich die Dateien umbenenne...

In dieser Grundstimmung ist natürlich jede Gema ein weiteres rotes Tuch.

Bei den Youtubefilmchen weiß ich nicht so recht. Ich nutze die, um mich zu orientieren, wie ich früher im Plattenladen eine LP erst durchgehört und dann gekauft habe. Ich nutze die weiterhin, um Leute auf Musik aufmerksam zu machen. Was aus Sicht der Urheber dagegen sprechen könnte, weiß ich nicht.

Eine Pest ist aber diese Sperre dann, wenn, beispielsweise in einem wichtigen Dokumentarfilm, der Filmemacher den Fehler gemacht hat, Musik in den Film zu integrieren, die dann von irgendeinem Rechteinhaber oder Abmahner  zum Vorwand genommen wird, die ganze Aussage zu bannen. Auch derjenige, der sich durch den Film angegriffen fühlt, greift mitunter zu solchen Mitteln.

Problematisch finde ich es weiterhin, wenn jemand ein Video macht zur Visualisierung eines Liedes. Das ist, mitunter, auch Kunst, und ich finde, man sollte das dürfen, ohne dafür an sich Gebühr zu zahlen. Anders wird es, wenn man für solche Videos Geld einnimmt: Dann hat man natürlich die Musiker zu beteiligen. Gedruckte Fotos darf man schließlich auch zu Collagen verarbeiten...

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...

Heiko

Fühle mich von dem Thema nur wenig betroffen. War bisher nicht an kommerzieller Urrechthaberei interessiert, kann aber die die Ängste der ernsthaft Kulturschaffenden vor einer Kollektivierung ihres Eigentums durchaus verstehen. Nicht ohne Grund wurde in der Einleitung des Protestes "Wir sind die Urheber" von einer bürgerlichen Errungenschaft gesprochen.

Ich erkenne für mich in der neuen freien Verfügbarkeit vor allem einen Werbeeffekt. Ich gebe als Konsument sehr gerne Geld für Originale aus und nicht selten habe ich dadurch erst den letzten Impuls bekommen, bestimmtes Kulturgut zu erwerben. Andererseits muss man es sich auch erstmal leisten können. Eine kulturelle Ausgrenzung von Hatz4-ler und prekär Lebenden sollte keiner ernsthaft wollen.
Natürlich gibt es Leute, die haben sich seit gefühlten Jahrzehnten keine CD oder DVD, kein Buch oder irgendwas gekauft und werden es wohl auch nicht mehr tun. Auf deren Festplatten stapeln sich - trotz der Gefahr strafrechtlicher Verfolgung - mehr Musik und Filme, als jemals verbraucht werden könnte. Dabei sollte aber unbedingt zwischen privater und gewerblicher Nutzung unterschieden werden.

Da lob ich mir Bands wie Die Ärzte, die seit eh und je auf Kopierschutz verzichten, ihre neuesten Sachen frei ins Netz stellen und wissen, dass sie trotzdem genug verdienen. War deswegen auch gerne mit meinem Sohn bei ihrem Konzert. Gierhälse wie Metallica oder Stinkstiefel wie Sven Regener können mir hingegen gestohlen bleiben.
"I would prefer not to."

Bastian

Ich denke, man kann der Gema nicht alles anlasten, was durch die neuen Medien an Unwägbarkeiten und Inkompatibilitäten entstanden ist. Da haben neue Möglichkeiten Ansprüche generiert, für die es nunmal keine (kostenlose) Lösungen gibt.

Vor kurzem gings mal irgendwo über E-books, das Kindle-Ding und die anderen Pads und Readers, die es da so gibt. Und darüber, dass man sich ein Buch runterlädt und es dann doch nicht auf einem anderen Gerät anzeigen lassen kann. Und dass man es dann nochmal kaufen muss, obwohl es doch schon im Gerät Nr 1 drin ist, usw ...

Ich hab mich gefragt:
Konnte ich früher meine geliebte "Rare Earth" Live LP (die mit dem Rucksackcover) in mein Telefon schieben?
Wieso überhaupt ins Telefon? Seit wann höre ich im Flur Musik?
Wie oft hab ich auf Busfahrten den Ulysses, Dr Faustus und die Encyclopaedia Britannica nacheinander durchgelesen?
Bekam ich im Laden ein Reclam-Büchlein geschenkt, wenn ich die Originalausgabe im Regal nachweisen konnte?

Etwas anderes sind die Pauschalen für Discos usw. Bestimmt haben einige kleinere Clubs daran zu knabbern. Aber sie nutzen Musik, "Content", der von anderen Menschen geschaffen wird, um selbst Umsatz zu machen. Und wenn ich mir dann die "Hölle-Hölle"- Großindustrie hier in der Düsseldorfer Altstadt anschaue: "Ballermann", "Oberbayern", und wie sie sonst noch heißen. Die zahlen problemlos €30 000,-/Monat und mehr für die Miete ihrer Schuppen, und das Gewerbe brummt. Soll ich denen wirklich abnehmen, dass die paar hundert Ocken an die Gema sie an den Rand des Ruins treiben?

Youtube, Google,... die "Content"- Parasiten. Schaffen keinen eigenen Inhalt und verdienen sich durch Hehlerei und kontextbezogene Werbung eine goldene Nase. Ich denke, wenn die Gema und die Nutzer zusammenspannen würden, dann ließe sich eine Lösung finden, die auch den Künstlern zugute käme.

Clas

Moin Bastian,

nee, konntest Du nicht ins Telefon schieben. Aber auf Kassette überspielen und dann auch im Auto hören, zum Beispiel.

Nachdem ich mir einen ipod gekauft hatte und nicht mit ihm klarkomme, habe ich halt ein Handy angeschafft, dass es möglich macht, während der Arbeit unter dem Gehörschutz was anderes zu hören, als den gedämpften Lärm der Schleifmaschine. Das war, was ich wollte. Kassettendings geht da nicht und CDdings auch nicht, weil zu staubig.

Und: Nein. Wenn ich die CDs gekauft habe, auf denen, sagen wir, Rufus Beck einen Band Harry Potter vorliest, dann habe ich das Gefühl, dem Urheber gegeben zu haben, was des Urhebers ist oder sein sollte. Auf langen nächtlichen Autofahrten hält sowas wach, und Hörspiele gibt es erstens nicht überall, und zweitens reicht der Sender nicht so weit wie ich schnell woanders bin. Ebooks habe ich keine, ich würde sie zum lesen ausdrucken, und dann kann ich besser gedruckte kaufen...

Natürlich bekommt man kein Reclamheft geschenkt, wenn man das Original hat. Es gibt aber das Reclamheft deutlich billiger als den Schweinslederschinken; in der Regel sind die Texte aber gemeinfrei, der Urheber kriegt nix mehr.

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...

Katinka Koschka

Zitat von: Bastian Kopp am 12. November 2012, 21:53:08

Etwas anderes sind die Pauschalen für Discos usw. Bestimmt haben einige kleinere Clubs daran zu knabbern. Aber sie nutzen Musik, "Content", der von anderen Menschen geschaffen wird, um selbst Umsatz zu machen. Und wenn ich mir dann die "Hölle-Hölle"- Großindustrie hier in der Düsseldorfer Altstadt anschaue: "Ballermann", "Oberbayern", und wie sie sonst noch heißen. Die zahlen problemlos €30 000,-/Monat und mehr für die Miete ihrer Schuppen, und das Gewerbe brummt. Soll ich denen wirklich abnehmen, dass die paar hundert Ocken an die Gema sie an den Rand des Ruins treiben?

Genau das ist aber das Problem, die Ballermann-Pressluftschuppen werdens überleben und die Konsumenten werden weiter ihre Alkopops kippen auch wenn sie das Doppelte kosten, aber es gibt eben nicht nur diese Sorte Clubs, gerade in Berlin, wo auch der Tourismus mit dran hängt. Ok, ein Brite, der es gewöhnt ist, für einen Pint 5 Euro zu blechen, würde weiter in den Berghain gehen, aber wie steht es mit der alternativen Clubszene? Nur weil die Ballermänner reich sind, kann doch nicht pauschal alle Clubs in diese Tüte stecken. Und zudem spielen oft gerade die "Technoschuppen" häufig gar keine GEMA-Musik, ich hatte ja schon oben auf diese GEMA-Vermutung hingewiesen. 
Und wenn die GEMA sich so im Recht fühlt bei dem neuen Tarif, wieso haben sie dann bei den Karnevalsvereinen eingelenkt? Quasi erst mal probieren und wenn protestiert wird zurückrudern, oder wie?

Und wie Clas schon sagt, früher war's der Walkman mit Kassetten, heute ist es der MP3-Player, den ich nicht mehr missen möchte, jetzt kann ich endlich meine ganze Lieblingsmusik mit auf Reisen nehmen ohne zwei Koffer mit Kassetten zu schleppen.

Und was den Populismus von "SeppGEMA" bei youtube betrifft, wo kann ich denn bitte eine neutrale, unpopulistische Meinung zur GEMA finden??  :-\
Wodurch ist die GEMA denn so unbeliebt, dass bei der youtube-Sache erstmal alle reflexmäßig gegen die GEMA waren? Ich wage zu bezweifeln, dass das nur die "Geiz ist Geil"-Mentalität ist.

Das neutralste was ich nun mal finden kann ist z.B. die Berliner Zeitung (nicht mit der BZ verwechseln!!) und die ARD. Und die sind eben auch eher kritisch über die ganze Angelegenheit.
http://www.berliner-zeitung.de/medien/gutachten-gema-tarife-nicht-angemessen,10809188,20823818.html
http://www.berliner-zeitung.de/kultur/streit-um-gema-gebuehren-gema--der-club-der-oberen-3400,10809150,16472672.html
(die ARD hatte ich ja oben verlinkt)
Apripi -das heißt- apropos, Halli halli hallo

Katinka Koschka

So, ein Nachtrag. Ich hab mal nach ausdrücklich neutralen Meinungen gegoogelt und habe immerhin diese Seite gefunden:
http://www.was-ist-gema.de/
Das meiste dort wußte ich allerdings schon lediglich folgendes war eine neue Erkenntnis für mich:
"Demnach ist die GEMA auch vom Staat aus verpflichtet z.B. Gebühren für geschützte Musik in youtube-Videos oder das Kopieren von Notenblättern in Kindergärten zu erheben. Was in den Medien dabei gerne verschwiegen wird ist die Tatsache, dass sich die GEMA selbst strafbar machen würde, wenn Sie nicht versucht für solche Dinge Gebühren zu erheben."  :o
http://www.was-ist-gema.de/ueber-gema/gema-informationen

Und die Seite ist noch im Aufbau, so dass dort in Zukunft vielleicht noch einige Mißverständnisse geklärt werden.

Und dann gibt es noch diese Leute hier:
http://www.gemazahler.de/
da stehen zumindestens auch ganz interessant und nüchtern klingende Informationen was die GEMA macht.
http://www.gemazahler.de/gema-faq.html

Für weitere neutrale Quellen bin ich auf jeden Fall dankbar, damit ich jenseits des Piraten-Wahlkampfes und der Gerüchteküche eine ruhigere Meinung zu dem Thema haben kann (und ruhigere Nächte ohne Grübelanfälle... :-[ )
Apripi -das heißt- apropos, Halli halli hallo

Katinka Koschka

Hab wieder ein ganz interessantes Link gefunden, wo diverse Betroffene befragt wurden. Und wie ich finde, sind die Antworten nicht populistisch, weil der Tenor ist "GEMA ansich ist gut" was ich ja auch finde.

http://www.nordbayern.de/region/nuernberg/gema-tarifreform-das-sagen-nurnbergs-clubbetreiber-djs-und-musiker-1.2184229?offset=0&article=1.2564967#ancTitle

Immerhin scheint die GEMA jetzt einzulenken und den Tarifwechsel erst im Juni nächsten Jahres anzudenken. Bis dahin kann sie ja dann noch ausbessern, so dass gerade die Undergroundszene nicht die Arschkarte bekommt.
Übrigens, gestern las ich in der Zeitung in einem Nebensatz, dass das berühmte Berghain auch Klavierkonzerte veranstaltet...also nicht nur Umpf-umpf-umpf aus der Konserve... ;)
Apripi -das heißt- apropos, Halli halli hallo