Also, die Ausstellung war schon vor Jahren in Wien - möglicherweise hat sich da inzwischen auch einiges geändert. Aber die Figuren, die nicht nur herumstanden waren nur ein paar, um es farbiger zu gestalten. total in der Minderheit. Die meisten waren ganz normal aufgestellt - aber die interessieren natürlich die Medien nicht so.
Dazu kommt: Es ist schon was anderes, ob jemand in der Hocke ist oder steht - die Muskelhaltung macht auch etwas aus.
Und noch etwas: Gerade dass einige wenige Figuren in Alltagspositionen waren hat viel beigetragen dazu, dass ich es so spannend fand. Denn man sah Menschen, in Alltagspositionen - aber eben immer einen anderen Teil des Innenlebens bei dieser oder jener Tätigkeit. Das heisst, man fühlte sich dem Lebenden wesentlich mehr verbunden als dem Toten - es war eben nciht so, dass man LEICHEN sieht, das war ja das spannende. Man hatte nicht das Gefühl, man sieht einen Haufen Tote, die mal gelebt haben. Man hatte das Gefühl, aha, so sehe ICH aus, wenn ich das und jenes tue, oder so sieht mein Freund, Vater, Mutter aus. Man bezog (oder vielleicht besser: ICH bezog) das was ich sah mehr auf sich (mich) und auf das Leben als auf den Tod. Obwohl man natürlich WEISS, das sind Tote, die mal so ganz richtige Menschen waren - das hat aber für mich eher dazu beigetragen, dass es tiefer ging, als wenn das nur Plasikfiguren gewesen wären. Hatte einfach grösseren Impact.
Andrea, ich denke, das wäre vielleicht eine Anregung, dass man versucht, mit den Veranstaltern Führungen für Blinde auszumachen, wo sie unter Anleitung alles ansehen/anfassen können. Ich könnte mir vorstellen, wenn das nicht hunderte sind, die die Figuren anfassen, und es unter Aufsicht ist, kann auch nichts "abgegriffen" oder kaputt werden - und für die Veranstalter ist es auch gut: Da gehen dann die Zuseher-fördernden Diskussionen ob man das denn "dürfe" weiter.
Witzig, ich habe auch hier den Eindruck, dass in katholischen Ländern weniger Diskussion um diese Ausstellung ist als in evangelischen. Bzw: weniger heftige. Ein paar Pfarrer regen sich auf, und das war'
s dann. In Deutschland geht diese Diskussion schon seit Ewigkeiten durch alle möglichen Zeitungen, in Österreich wurde eigentlich nur lobend darauf hingewiesen. Vielleicht wegen der Seele/Körper Dualität, ist bei den Evangelen der Körper wichtiger als bei den Katholen, wo es ja soviel ich weiss nur um die Seele geht? Vielleicht liegt es aber auch daran, dass wir Ösis mit Morbidem viel mehr Erfahrung haben? Wir haben ja auch den Narrenturm, wo man sich in Formaldehyd eingelegte Missgeburten ganz offiziell betrachten kann....
wer das übrigens sehen möchte, auf der HP von meinem Exmann
http://www.julian-kenning.com/prints.htm (der Maler ist) gibt's Fotos.