Nein, das glaube ich nicht. Jeder Mensch ist irgendwie musikalisch, und es kommt raus, wenn man sich als Kind viel mit Musik beschäftigt. Ich kenne etliche Menschen, in deren Familie kein Mensch Musiker war oder ist, (überhaupt kein künstlerischer Beruf) und die trotzdem hochtalentiert sind, und ich kenne auch Menschen, die Musik zwar verstehen, aber nicht ausüben können UND wollen, die in Musikerhaushalten aufgewachsen sind. Oder die einfach nie ein gesteigertes Interesse dafür entwickelt haben.
Es ist die Frage nach Determination oder Umfeld - und wie bei allem anderen, was ein ein Mensch so "wird", denke ich: es muss die Mischung stimmen. Es muss eine gewisse Prädestinierung da sein, und man muss im richtigen Augenblick mit den richten Einflüssen zusammenkommen.
Gerade WENN man in einem Künstlerhaushalt aufwächst, kann das auch dazu führen, dass man GENAU das nicht machen will, ja sogar eine Ablehnung entwickelt: man kennt die Hintergründe zu genau oder man hat durch die Ausübung des Elternberufes sich selbst gegenüber Nachteile erfahren.
Ein naheliegendes Beispiel: Die Tochter von GK macht etwas künstlerisches, ihr Bruder arbeitet bei der IBM, ihr Halbbruder (Enkel von Friedrich Holländer, immerhin) ist Alkoholiker und Motorradmechaniker oder irgendsowas in der Richtung. Hat nur die Tochter die künstlerischen Gene geerbt? Alle drei haben aber Interesse an und Kenntnis von Musik und Wort, doch bei zweien reicht dieses Interesse nur für das Privatleben.
Und: bei Frauen war es nicht zu vergessen so, (und ist es noch immer ziemlich stark), dass die Einflüsse, die GEGEN das Ergreifen eines künstlerischen Berufes sprechen, viel stärker sind - zum Beispiel die Tatsache, dass Frauen im kreativen Bereich extrem benachteiligt werden. Das ist dann "Frauenkunst".
(Gestern habe ich mich wieder extrem geärgert über "Ottis Schlachthof", dieses aussagefreie und männerbündlerische Scheissding.) Aber damals war es ja noch viel schlimmer: es wären also noch viel mehr Gründe, die - egal ob Verwandtschaft oder nicht - dafür sprächen, dass eine Frau zwar Klavier lernen muss, aber keinen kreativen Input bekommt, und daher kein künstlerisches Denken entwickelt.