Bei Texten kann man wohl eher von Klauen ausgehen, aber bei Musik ist das meist ein unglücklicher Zufall
Das halte ich für etwas blauäugig - auch aus eigener Erfahrung. Nicht nur dass man sich natürlich beim Komponieren, wenn man wo ansteht, erst mal andere Sachen anhört, und dann ganz bewusst eine Phrase übernimmt und halt einen Ton daran ändert,oder es einfach in Moll setzt oder so (zum Teil extrem dreist: ein Wiener Tonstudiobesitzer hat ein Vermögen verdient mit der Werbesignation von "You are the Sony of my life" - die nichts anderes als "Samba pa' ti" von Santana mit einem anderen Ton ist), inzwischen werden in der Popmusik zum Beispiel ganze Basslinien übernommen. Klar kann es auch passieren, dass man eine Musik irgendwie im Ohr hat, und nicht merkt, dass es die schon gab - aber wenn ich mir heute Pop im Radio anhöre, ist so etwas eher die Ausnahme - den Unterschied hört man nämlich schon, ob etwas bewusst ist oder nicht - jedenfalls meistens. Und heute höre ich IRRE viel, wo man genau mitkriegt, von welchem Lied die Basslinie, das Schlagzeug oder die Bläser geklaut wurden.
Nicht nur das allerdings, ich bin ziemlich verblüfft, wie viele neue Bands sich nicht entblöden, einfach irgendeinen Hit aus den 60ern eins zu eins neu aufzunehmen - nicht mal Rythmus oder so verändern - und es wird sofort wieder zum Hit gestyled. Die machen nicht mal was Neues, und die Radiomoderatoren sagen dann: Wir spielen jetzt "A Lovely Day" von der Gruppe Blabla - kein Hinweis auf den Ursprung. Nach dem Motto: das blöde Publikum erinnert sich eh nicht....
Bei dem vorliegenden "Streit" Lehrer vs Kreisler kann ich allerdings nur wiederholen: beide Künstler haben so dermassen viel unbestritten Eigenes und richtig Gutes geschrieben, dass es
mir jedenfalls wirklich wurscht ist, ob und wer jetzt was geklaut hat.