Hallo Clas,
ich finde, im Wort "überzeugen" steckt bereits das höher stehende und gewinnen wollende drin.
Wie überzeugst man beispielsweise ein Kind, dass es sein eigenes Interesse wäre, ab und mal das eigene Zimmer aufzuräumen, wenn es doch selber dieses Bedürfnis so gar nicht spürt? Wie sähe das Argument einer reinen Vernunft dazu aus?
In der Regel finden doch eher narrative "Wenn du dich so verhältst, verhalte ich mich folgendermaßen, also liegt es in deinem Interesse das Zimmer aufzuräumen."-Verknüpfungen statt. Zum Beispiel ist es auch das Interesse des Kindes, dass mein Wille keinen cholerischen Anfall bekommt. Daher ist es nicht schwer mit aufgesetzter Autorität zu überzeugen. "Du machst es, weil ich es sage!"
Natürlich gibt es ein Recht auf bessere Begründungen und freundlichere Umgangsformen. Also wird versucht den elterlichen Willen zu verschleiern und zu zivilisieren. Warum denn immer Strafe, wenn man auch mit Belohnung überzeugen kann? Etwas geschickter wäre es, beiläufig Erinnerungen anzusprechen, Assoziationen zu erzeugen oder Affirmationen und ähnlichen Manipulationsquark, um einen Aufräum-Willen durchzusetzen.
In meinen Augen gibt es für echte Überzeugung, also in dem herrschaftslosen Sinn, den du wahrscheinlich auch meinst, nur den Weg, das eigene vorzuleben. Entweder habe und lebe ich selber gerne Ordnung. Dann transportiere ich ganz automatisch Positivitäten, die zu überzeugen vermögen. Oder aber nicht - dann kann ich es auch kaum von anderen erwarten.
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Fußball führt zu identitätsstiftender Gruppenbildung führt zu Gegnertum führt zu Feindschaften ...
Sehe ich im Prinzip auch so. Unter den konkreten gesellschaftlichen Begebenheiten trifft es sicherlich zu. Ob es jedoch schon in seinem Wesen steckt, möchte ich vorerst bezweifeln.
Aus deiner Rückblende schließe ich deswegen auch nicht die Abschaffung des Fußballs, sondern die der undemokratischen Strukturen an Schulen: alle Schüler müssen unter einem nicht selbstgewählten Lehrer mit einer nicht selbstgewählten Gruppe einen nicht selbstgewählten Sport ausüben. Warum das denn? Nach Auflösung von Klassenstrukturen hin zu einer freien Wahl des sportlichen Umfelds, wäre dir Fußball nicht derart machtvoll erschienen.
Hinsichtlich meiner lokalen Herkunft wird ja stets eine Positionierung zugunsten einer der hiesigen Vereine verlangt. Nun ist man hier in der privilegierten Lage eine echte Wahl zu haben zwischen der einfallslosen Raute und des unzivilisierten Totenschädel. Man darf inzwischen auch, anders noch als vor 20 Jahren, ohne größere Diskussionen für beide sein. Was man aber nicht darf, ist für Werder zu argumentieren. Das gehört sich irgendwie nicht, wieso denn überhaupt, kommst du von dort? Macht gerade deswegen Spaß. Werde aus Gründen der Komik morgen auch für Griechenland sein wollen.
Gruß Heiko