Die deutsche Muttersprache - am Abgrund

Begonnen von Anke, 21. September 2007, 10:47:47

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Clas

#25
Moin Anke,

dass da dauernd ein Pinguin steht, hat seine Richtigkeit, soviel ich weiß, steht der auch auf der Hülle der CD, und es handelt sich ja um den Text, dessen Verständnis das Herz für die gesenkte Sau weiten kann. Es ist das, sozusagen, ein Audiovideo über ein Auto, ein tiefergelegtes, also gesenktes...  Dass man die Säue früher vor dem Schlachten gesengt hätte, glaube ich übrigens nicht. Das sprichwörtliche Verhalten spricht dagegen.

Damals stellte man hierzulande noch Pinsel und Bürsten aus den Borsten dieser Tiere her, die Sau wurde, wie heute auch, in aller Regel nach dem Schlachten gebrüht und dann geschabt und erst danach der Rest weggesengt. Möglich wäre auch der Zusammenhang mit dem Begriff Senge für Schläge oder Prügel... Auch damit könnte man bei einer Sau rabiates Fluchtverhalten auslösen.

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...

Anke

#26
Aah so.

Hier steht etwas Aufschlussreiches zur gesengten Sau, offenbar aus eigener Anschauung:
http://de.answers.yahoo.com/question/index?qid=20060923132623AAcXtKF
Zitat... rührt auch daher, dass es wirklich so war (noch ist?), dass die Tiere noch lebenderweise "abgesengt" wurden und noch rumrannten (selbst erlebt), bevor sie getötet wurden, um den Blutkreislauf in die Höhe zu treiben und um anschließend das abgestochene Tier besser und schneller ausbluten lassen zu können. Ein bißchen schächten muß schon sein. Mir ekelts.

Clas

Moin Anke,

möglicherweise ist das auch landschaftlich unterschiedlich? Ich habe sowas jedenfalls nie gesehen, obwohl in meiner Kindkeit in der Nachbarschaft Schweine geschlachtet wurden und das auch ohne dies nicht schön zu sehen war...

Ansonsten sollte vielleicht Hagen Rethers Vorschlag am Ende dieses Videovideos umgesetzt werden: Die Schlachthöfe in die Fußgängerzonen! Dann wüßte man wieder, was da vorgeht.

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...

Anke

#28
Das vermute ich auch, dass die Sitten und Methoden landsmannschaftlich unterschiedlich sind. Heute wäre das Sengen bei lebendigem Leib bei uns nicht mehr möglich, da sei der Tierschutz vor.

Obwohl viel zu Vieles doch noch möglich ist.  >:(

Bastian

#29
Zitat
Grammatikschnitzer, Aussprachemängel und stimmliche Substanzarmut bei Radiosprechern  sowie den sprachlichen Kreativismus, in den WetterberichtformuliererInnen verfallen, habe ich lange und folgenlos jedesmal vor mich hingerügt, bis ich des Murrens überdrüssig wurde. Die lernen's doch nicht mehr, sie lehren aber, und keiner hält sie auf...

Jau, das Murren kenne ich sehr gut, hab es mir aus sozialen Beweggründen aber abgewöhnt.* Weh tut's aber immer noch. Manches ist einfach nicht mehr zurückzuschrauben, weil es in einer derartigen Häufung auftritt, dass man resigniert, den Überblick verliert, oder sich gar selbst daran gewöhnt. Gerade für Jüngere, die heute mit einer Flut von Medienereignissen umzugehen haben, wird die Trennung von Spreu und Weizen immer schwieriger. Wen wundert's, dass sie (wir) das Falsche weitertragen, wenn sie (wir) es jeden Tag in Glotze und Print vorgeturnt bekommen...?

Wohl nicht mehr aufzuhalten sind z.B.:
"Anfang diesen Jahres..."
"... x Menschen wurden evakuiert."

Findet man heute sogar in der Süddeutschen, der Zeit und der Tagesschau... Ihre korrekten Pendants sind dabei auszusterben, und mit ihnen ein Stück Verständnis für Sinnzusammenhänge.

*wie gut, dass es Internetforen gibt, in denen ich moppern kann. So verschone ich mein direktes Umfeld.

Clas

Moin Bastian,

man muss sich da wundern, und wahrscheinlich trifft ja letztlich wirklich zu, dass man sich an allem gewöhnt, sogar am Dativ... Ich bis jetzt noch nicht, aber ich kenne Jugendliche, die den Unterschied überhaupt nicht wahrnehmen oder bemerken zwischen dem und den. Und es liegt nicht daran, dass die Eltern es auch nicht könnten. Gibt es sowas wie ein grammatisches Gehör, das bei manchen Menschen als Begabung da ist, und anderen beinahe fehlt? Ich möchte das beinah meinen.

In der Musik gibt es ja auch Leute, die nach Gehör notieren können, und andere, die von Natur aus erst ab der Quart sicher sagen können, ob sie steigt oder fällt... Und wie hier dann sorgfältig übendes Hinhören gelinde Besserung bringen kann, so ist dort die Berieselung mit nicht eigentlich gesprochenem Wortgeblubber, wie es Radiomoderatoren absondern, dem außerdem nicht zugehört wird, vermutlich eher festigend für den Schaden...

Und es ist nicht nur das inhaltslose, einem evakuierten Menschen enquellende Getön, es scheint mir überdies, der Stimmnerv dieser Leute sei abgekürzt und fern dem Herzen verlegt... Diese zwanghafte Lustigkeit, dies unentwegte Amüsement in der Stimmfarbe oder die beruflich ausgeübte Dauerpubertät in Stimme und Duktus bis ins Rentenalter vermutlich: Das kann nicht von Herzen kommen, vom Hirn eigentlich auch nicht: Hier muss ein sekretorischer Vorgang zugrunde liegen. Eine hypertrophierte, heftig sezernierende Laberdrüse, wahrscheinlich...

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...