Und hier der ganze deutsche Text:
Alice’s Restaurant
Man kann alles was man will
In Alice’s Restaurant bekommen.
Man kann alles was man will
In Alice’s Restaurant bekommen.
Geh ruhig hinein - es liegt in der Näh~ der Altstadt
Bloß eine halbe Meile vom Schienenstrang entfernt.
Man kann alles was man will
In Alice’s Restaurant bekommen.
,,Alice’s Restaurant“ ist nicht der Name der Pinte, so heißt nur das Lied. Darum nannte ich den Song auch ,,Alice’s Restaurant“ ... Aber nicht davon wollte ich euch erzählen, sondern über meine Musterung.
Hier in New York City - in der White Hall Street - steht so’n Haus. Wenn du da ,reingehst, wirst du geimpft, untersucht, ausge-fragt, um- und umgekrempelt - und für tauglich befunden.
Eines Morgens um halb sieben ging ich da hin, um geimpft’ umgekrempelt, ausgewählt, ausgefragt, gedemütigt, zur Sau gemacht zu werden und lauter so’n Zeugs. Ich hatte mich die Nacht davor gründlich besoffen, deshalb fühlte ich mich so gut wie schon lange nicht mehr als ich an jenem Morgen aufstand -und sah auch so aus. Irischen Whis~ey für 25 Dollar hatte ich getrunken und das sah man mir auch an. Ich hatte eine fürchterliche Fahne und einen entsetzlichen Brand in der Kehle, fühlte mich matt und schwach und zittrig und kalt. Ging da ,rein, sie ließen mich Platz nehmen, gaben mir meine Papiere wobei sie sagten: ,,So, Bürschchen, geh mal rüber zum Doktor, Zimmer 604.“
Ich ging ,rüber, der Doktor fragte mich: ,,Was ist los mit dir?“ Ich antwortete: ,,Doktor, ich will töten! Ich will morden! (geschrien) Ich will töten, töten, töten! Ich will Blut und Eingeweide in meinen Händen sehen - und Sehnen und rohes Fleisch! Will Menschen-fleisch aufschlitzen, die verbrannten körper fressen! Ich will töten, töten, t ö t e n , töten!“ und er stimmte in mein wildes Geschrei ein, sprang sogar auf den Tisch und kreischte: ,,Töten, töten!“
Dann heftete er mir einen Orden an und schickte mich hinunter in die Halle, sagte mir noch: ,,Du bist unser Mann!“ Ich war ziemlich bestürzt über diesen Vorfall. Ich hatte ihn gar nicht so auf Touren bringen wollen, nicht wahr, ich wollte doch da ,raus... verdammter Mist.
Dann entnahmen sie mir Blutproben, Proben von Füßen und Beinen und von allem machten sie irgendeine Probe - lauter verrücktes Zeug geschah da, sag ich euch.
Wie gerissen ich in Wirklichkeit bin, merkte ich erst bei der schriftlichen Prüfung. Sie gaben mir Papier und Bleistift, sagten: ,,Bürsch-chen, füll dieses Blatt da aus.“ Das ist so ein Test, wo man sich ein Bild anschauen soll und dann sagen, woran es einen erinnert oder was man darüber denkt und so... Schätze, ich weiß nicht viel darüber, denn ich habe mir weder die Bilder, noch die Anleitungen dazu, noch die Fragen angeschaut, ich kritzelte einfach irgend etwas in die leeren Felder hinein und ich kam durch. Seit dem weiß ich genau, daß ich ein dufter Typ bin - seht ihr?
Seit damals bringt mich meine eigene Schlau-heit allerdings leicht außer Fassung. Die Zeit strich vorbei und die Lage wurde immer ernster für mich. Fünf und eine halbe Stunde wurde ich ausgequetscht, geimpft’ durchleuchtet, geschunden - und für tauglich befunden. Sie wollten mich einziehen! Und ich wurde langsam sauer, und die Dinge rollten auf mich zu - furchterregende Dinge, die letzten Dinge und ich setzte allem die Krone auf!
Ich ging wieder irgendwo rein, setzte mich, der Mensch guckte mich an und sagte dann:
,,Mann, Mann, Mann, M a n n ! Hast du je gesessen ... im Knast?“ Ich habe ihm gleich die Geschichte von der Massenkeilerei in Alice’s Restaurant erzählt. Er unterbrach mich und fragte: ,,Mann, schon vor Gericht gestanden?“ Ich wollte was sagen, aber er unterbrach mich: ,,So, Bürschchen’ setz dich mal da rüber auf die Bank, unter das Schild ,,Gruppe W“.
Ich schlich rüber zur Bank, haute mich da hin. Dort muß man sich hinsetzen, wenn sie erst noch entscheiden wollen, ob du es überhaupt wert bist, in die Armee aufgenommen zu werden. Da saßen die letzten Menschen:
Muttermörder, Vatermörder. M ö r d e r saßen neben mir auf der Bank! Ich dachte, ich würde wahnsinnig, als so’n Kerl auf mich zukam und fragte: ,,Mensch, was hast’n du auf dem Gewissen?“ ,,Nichts, mußte damals bloß 50 Dollar blechen und die Straße wieder sauber machen.“ ... Sie rückten von mir fort und starrten mich enttäuscht von der anderen Ecke der Bank an Weil ich meinen Musterungsbefehl zum Straßenkehrichf geworfen hatte“ sagte noch ,,Straßenverschmutzung nennt man das, Erregung öffentlichen Ärgernisses, groben Unfug, und so weiter.“ Da setzten sie sich wieder zu mir, klopften mir auf die Schulter un~alle miteinander waren ganz dufte Typen miteinander.
Wir teilten unsere Zigaretten, rissen Witze und es ging hoch her - bis der Spieß rein-kam.
Er schwenkte ein Papier in der Hand und schrie: ,,Leute! Auf diesem Bogen stehen 37 Wörter und 37 Sätze - wir wollen alles Wissenswerte über euer Verbrechen wissen. -Schreibt beispielsweise folgende Details nieder: Ort und Zeit des Verbrechens, Name des behandelnden Polizisten und so weiter und so fort. - Vergeßt nicht den Namen des Untersuchungsgefängnisses, der Gefangenwärter und die Zeit und den Ort der Verhaftung anzugeben.“
Er palaverte in diesem Stil dreiviertel-Stunde - niemand kam dahinter, was er eigentlich wollte. Aber es machte schon Spaß, die Fragebögen auszufüllen und mit den Bleistiften zu spielen. Verrückte Sache! Ich hatte das eine Blatt ausgefüllt und drehte es um. (Ganz sanft gesprochen): Ich legte den Schreiber hin, denn dort... in der Mitte der Rückseite stand ... umrahmt und unterstrichen ... nichts anderes ... und nur dies zu lesen:
,,Lieber Freund, bereust du deine Tat?“
Ich ging rüber zum Spieß und fing an: ,,Sergeant, das ist aber ein starkes Stück, mich zu fragen, ob ich mein Verbrechen bereue. Da muß ich mich auf diese Bank dort setzen, damit ihr rauskriegt, ob ich bereue und würdig genug bin - ich ein Straßenverunreiniger -rüber nach Vietnam geschickt zu werden, um dort Frauen, Kinder und Dörfer mit Napalm zu verbrennen. Stimmt doch oder...? Aber diese anderen Kerle wollen mich nicht dabei haben - wollen nicht Seite an Seite mit einem Straßenverunreiniger für unsere große Sache drüben kämpfen. Schätze, sie meinen, ich sei unwürdig für diese Arbeit... sie wollen nicht mit mir zusammen rüber nach Vietnam.“ Dem Spieß stieg eine purpurne Röte ins Gesicht. Seine Blicke durchbohrten mich, als er brüllte: ,,Bürschchen, du machst mir Spaß, soeiner wie du macht mir Spaß! Wir werden mal deine Fingerabdrücke zum FBI schicken!“
Hört, Freunde, irgendwo beim FBI in Washington, sorgfältig in einer Akte aufbewahrt liegen meine schönsten Fingerabdrücke. Dieses Lied singe ich für euch aus folgendem Grund: Wenn ihr euch in einer ähnlichen Lage befindet oder ihr kennt einen, dem es an den Kragen gehen soll, so rate ich euch, wendet euch an den Spieß - Whitehall Street, New York City - und singt ihm ein paar Takte von ,,Alice’s Restaurant“ vor. Ihr geht einfach hin und singt... und geht dann wieder raus. Paßt auf, was er tut - er könnte gleich mit euch gehen. Wahrscheinlich denken sie, wenn nur einer ,,Alice’s Restaurant“ singt, er sei verrückt (dann wird er nicht eingezogen), singen zwei das Lied zusammen, so könnte man glauben, sie seien schwul (dann wird keiner von beiden einberufen), gehen drei Sänger da hin, könnten die Leute dort annehmen, sie gehörten einer Organisation an. Stellt euch bloß mal dies vor: fünfzig gehen jeden Tag in die Whitehall Street, singen ,,Alice’s Restaurant“ und gehen raus. Die glauben glatt, es gäbe irgendwo eine starke Bewegung...
Freunde, diesen Song muß man auswendig können. Vielleicht rettet euch ,,Alice’s Restaurant“ mäl das Leben. Wenn euch jemand um Rat bittet, weil er eingezogen werden soll, so lehrt ihn das Lied von ,,Alice’s Restaurant“ , hört euch noch einmal den Chorus an und singt alle mit.
Man kann alles was man will
In Alice’s Restaurant bekommen.
Man kann alles was man will
In Alice’s Restaurant bekommen.
Geh ruhig hinein - es liegt in der Nähe der Altstadt
Bloß eine halbe Meile vom Schienenstrang entfernt.
Man kann alles was man will
In Alice’s Restaurant bekommen.
Wer will, kann ja versuchen, irgendwelche Ähnlichkeiten zu Kreislers Übersetzung zu finden (abgesehen vom Refrain und eben der Musik, an der Gordoni keinerlei Anteil hat)