DER MEISTER DES TROCKENEN HUMORS
Georg Kreisler las am 17.10.2005 im Münchner Lustspielhaus
Im gesteckt vollen Lustspielhaus stellen sich zunächst die beiden Autoren der Biographie „Georg Kreisler gibt es gar nicht“ Hans-Jürgen Fink und Michael Seufert vor. Sie zitieren auch sofort Kreisler, der nach der Fertigstellung des Buches meinte: „Ihr habt´s gut, Ihr seid fertig, ich muss weiter leben.“ Die beiden, die sich als „Vorgruppe“ bezeichnen, sind zwei Kreisler-Fans aus Hamburg. Von Anfang an soll der Kontakt mit Kreisler selbst sehr gut gewesen sein. Zum Ende ihrer Einführung hin berichten sie über die erste Plattenaufnahme aus dem Jahr 1947, die nie erschienen ist – und nun dem Buch beiliegt. Man hört „Please shoot your husband“, dann betritt Georg Kreisler selbst die Bühne, herzlich begrüßt vom Publikum. Er erzählt eine Anekdote von Fritz Kortner, in der der berühmte Regisseur und Schauspieler in der Eisenbahn von einem Mann angesprochen wird, der mit seiner Frau gewettet hat, ob Kortner schon tot ist. Kreisler liest sodann ausschnittweise aus dem Buch, mit viel trockenem Humor sowohl im Text selbst als auch in Seitenbemerkungen gewürzt. Nachdem das Buch ja nicht von ihm selbst stammt, liest er den Originaltext auch in der dritten Person, wenn es um Handlungsweisen von ihm geht. Wir hören von den ersten Eindrücken in Hollywood, erfahren von einem leider erfolglosen Empfehlungsschreiben Arnold Schönbergs, besuchen die Silvesterparty 1941 („Es fehlte an nichts, nur an der Wirklichkeit.“) bei Friedrich Hollaender (dessen Tochter Kreislers erste Frau war), bekommen mit, wie der spätere österreichische Opernführer Marcel Prawy Kreisler zu einer Eliteeinheit von Offizieren geschickt hat, die gefangene Nazis verhörte, wohnen Dreharbeiten mit Charlie Chaplin bei (dessen hingepfiffene Melodien Kreisler aufschrieb und Hanns Eisler zum Arrangieren brachte; Kreisler betont übrigens die Großzügigkeit von Chaplin), erleben Kreislers erste armselige Zeit in New York mit (in einem Gangsterlokal wurde er mit einer Waffe bedroht: „Spiel Klavier, sing´ nicht!“), lernen den Namen Jacobson (Fred Jay) kennen (der den Kontakt nach der Rückkehr nach Wien zu Peter Wehle herstellte), nehmen Kreislers bittere Erkenntnis mit, dass in Wien damals viele Verdränger der Kriegszeit lebten („´Tauben vergiften´ war ein Anpasserlied!“) – und bekommen auch Kostproben aus dem Fischer Taschenbuch „Leise flehen meine Tauben“: „Wir sind doch alle Terroristen“, „Der Tod, das muss ein Wiener sein“, und „Barbara“. Dann weiter in der Biographie: August Everding hat Kreisler in den Kammerspielen Nachtvorstellungen ermöglicht, der Auftakt zu vielen eigenen Programmen im deutschsprachigen Raum. In Berlin hat Kreisler Barbara Peters kennen gelernt. Die Hochzeit fand 1985 in Nevada statt. An der österreichischen Bürokratie – Kreisler war US-Bürger - scheiterte ein Wohnsitzwechsel nach Salzburg. Gegen Schluss liest Kreisler den Abschnitt über seine Oper „Der Aufstand der Schmetterlinge“. Von 98 angeschriebenen Opernhäusern gab es nur sieben Antworten, alle abschlägig. Kreisler zitiert jene aus Darmstadt und Zürich. Als „Zugabe“ liest er den Text vom „Beschluss“. Das Publikum spendet großen, herzlichen Applaus.