Also - "stimmgewaltig" ist der junge Mann wahrlich nicht! Höchstens, wenn er das Mikro laut aufdreht.
Aber er macht das recht nett, versucht die Stimmung des jeweiligen Liedes vor allem mittels Körpersprache rüberzubringen.
Die viel bessere Stimme hat sein Piano-Begleiter, der auch ein Lied zum besten geben darf und das relativ Kreisler-nah macht.
Allerdings fand ich die Klavierbegleitung - vor allem im Verhältnis zur Stimme des Sängers - oft viel zu laut, wodurch auch der Klang des Klaviers störend hart und grell klang. Merkwürdig, ich habe deren Klavier schon öfters als Gesangsbegleitung gehört, es aber noch nie so empfunden. Entweder ist es nicht dasselbe Klavier (wohl doch), oder es wurde überarbeitet (dann nicht so optimal) oder es lag doch am Begleiter.
Das war das erste Mal, dass ich Kreisler-Lieder nicht von Kreisler selbst gesungen gehört und gesehen habe. Anfangs musste ich nach Luft schnappen, so gewaltig war der Qualitätsabfall in meinen Ohren und Augen. Es geht einfach nichts über GKs laserstrahlscharfe Artikulation und Ausstrahlung.

Es waren auch junge ZuschauerInnen da, die die Kreislerlieder gut kannten und hoch schätzen, aber diese noch NIE von GK selber gesungen gesehen oder gehört haben! Ich kann das kaum fassen, aber es ist offenbar so. Und das noch zu seinen Lebzeiten und obwohl es von ihm CDs in den Läden gibt. (Allerdings teilweise völlig falsch nur unter "Wien" eingeordnet - das ist natürlich übel.

)
Andererseits ist es natürlich extrem erfreulich, dass so viele junge Leute seine Lieder lieben und sich dafür engagieren. Ein größeres Kompliment kann man einem dichtenden und komponierenden Künstler ja wohl kaum machen.
Der Sänger sagte am Schluss echt rührend, er hoffe, dass sie es gut gemacht haben, denn er schätze Georg Kreisler wirklich sehr, seit sein älterer Bruder ihm Georg Kreisler mit 5 Jahren (!) "beigebracht" habe.
