Lieber Burckhard Ihme,
nein, meine Wahrnehmung ist ganz anders:
dieses Lied(chen) ist mir sofort hängen geblieben und richtig "ans Herz gewachsen" und seitdem immer wieder x plötzlich .. dagewesen - wenn das kein Ausweis von Eindrücklichkeit ist!
Ich fand es gleich sozusagen DAS Kleinod auf dieser beeindruckend facettenreich und nüchtern reflektiert das "Thema" auslootenden Platte.
Diese durchgängig soo schlichte und auch in den 'praktischen' Erwägungen überbordende Freude,
die angedeutete Ehrlichkeit bei aller soeben verkündeten (weisen) Entschiedenheit .. in diesem - perfekt gesprochenen - Einwurf "Der Schiller ist schändlich!",
diese Bereitschaft, die "Andere" zu sehen und zu lassen ("Sie liest Illustrierte" ..),
dies eifrig-schnelle und doch so bildhafte Umreißen der liebenswerten Eigenschaften (für mich besonders: "Sie spricht meistens leise" - wenn man an die inzwischen so verbreitete piepsig-gequetschte "Stimm"lichkeit junger Frauen denkt, mit x wieder geradezu prophetischer Präsenz)
und diese Musik, von der aus hier ja vielleicht - wie oft bei ihm - der Inhalt erst gewachsen ist, so perfekt ist diese Harmonie: Ich finde, das ist ein ganz vollkommenes Lied.
Vielleicht der stärkste Eindruck des Sanguinikers Kreisler - jedenfalls 'den ich jetzt wüßte' -, der ja alle 4 klassischen Temperamente völlig entwickelt hat, Kennzeichen eines ganz großen Künstlers.
Ihre schönen Beobachtungen inklusive - diese (meist wie hier völlig unaufdringliche) lustvolle hohe sprachliche Kunst ist ja sehr vielen Texten Kreislers eigen.
Man nimmt unmittelbar auf, was Sie da analytisch bewußt gemacht haben.
Freut mich, daß dies Lied hier bekannt ist - ich bin gerade erst auf dieses Forum gestoßen.
Also, eine späte Resonanz mit einem
Schönen Gruß an Sie von
H.-Peter Metz