Die Chinesen

Begonnen von Abendrot, 16. November 2011, 19:23:04

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Abendrot

Hallo allerseits!

"Dann müsst ich im Sommer nicht nach Katholika aufs Land" singt Kreisler in seinem Lied "Die Chinesen". Kann mir jemand von euch bitte sagen, was "Katholika" in diesem Zusammenhang bedeutet?

Heiko

#1
Hallo Abendrot, willkommen im Forum!

Bisher hatte ich mir eine kulturkritische Anspielung auf die österreichische Provinz zusammengereimt. Laut ,,Leise flehen meine Tauben" wird es aber ,Cattolica' geschrieben, was wiederum nach Wikipedia ein italienischer Badeort an der Adria wäre.
Tiefere Interpretationen möchte ich anderen überlassen.

"I would prefer not to."

Bastian

#2
Willkommen, Abendrot!

Gute Frage!
Mir ging es bis jetzt ähnlich wie Heiko- verbunden mit dem Problem, dass die Provinzanspielung in diesem Lied ja nur bedingt einen Sinn ergibt. Schließlich lamentiert da ein erfolgreicher Kapitalist über die Unbillen seines Seins:

"Mein Vater war a Hausherr und a Seidenfabrikant.
Zu blöd: Er war nicht auch ein Mandarin.
Dann müßt ich nicht im Sommer nach Katholika auf's Land,
und heute abend nicht in Lohengrin."
Quelle


Heikos Hinweis auf "Cattolica" ist gut. Das ergibt deutlich mehr Sinn.

Muss schrecklich sein, jeden Sommer dorthin zu müssen.

Grüße
Bastian

Abendrot

ZitatHallo Abendrot, willkommen im Forum!

Bisher hatte ich mir eine kulturkritische Anspielung auf die österreichische Provinz zusammengereimt. Laut ,,Leise flehen meine Tauben" wird es aber ,Cattolica' geschrieben, was wiederum nach Wikipedia ein italienischer Badeort an der Adria wäre.
Tiefere Interpretationen möchte ich anderen überlassen.


Ja, das mit dem italienischen Badeort klingt plausibel. Ich wäre jedoch nie von selbst darauf gekommen. Danke!

Heiko

In der Titanic aus dem September 1980 steht Cattolicá auf Platz 1 der sieben peinlichsten Persönlichkeiten des Monats:

ZitatCattolicá an der italienischen Adria ist seit Mitte der 50er Jahre stramm in deutscher Hand. Und ist es immer noch. Und immer noch weiß man nicht: Soll man es bewundern oder verabscheuen, wie total es einer Nation gelungen ist, einer anderen das Schwärzeste ihrer Kultur aufzustempeln. Die Verkehrssprache ist Bildzeitungsdeutsch. "Jo, mir san mi'm Radl do" – unter diesem Motto wird in azurigen Bierbeißln hier eine spezielle Pizza serviert, die faustdick mit Erbsen, Wurzeln und Kartoffeln belegt ist. Magenzeugen berichten, sie schmecke schon schauerlich bella.

War wohl ne Art Malle-Vorläufer.
"I would prefer not to."

h-j-urmel

Komm ein bisschen mit nach Italien
Komm ein bisschen mit ans blaue Meer
Und wir tun als ob das Leben eine schöne Reise wär
Komm ein bisschen mit nach Italien
Komm ein bisschen mit, weil sich das lohnt
Denn am Tag scheint dort die Sonne und am Abend scheint der Mond.

Was sich in den 80er Jahren in Cattolica abspielte, weiß ich nicht. Ich kenne es aus den 50er und 60er Jahren. Dort waren Touristen aus ganz Europa. Vorwiegend aus Deutschland, den Niederlanden und Frankreich. In Cattolica und all den umliegenden kleinen Dörfern. Touristen waren dort auch bereits in den 30er Jahren
Im Wirtschaftswunder nach den Kriegsjahren hatte ein deutscher Arbeitnehmer gerade mal 2 Wochen Urlaub und finanziell nicht gerade üppig gestellt.
Urlaub im Süden mit Sonne und Meer, der große Traum. In den 50er/60er Jahren konnte man natürlich auch von Massentourismus sprechen.
Es gab aber keine Hotelburgen und keine Ballermann Orgien. Es war einfach nur Lebensfreude pur.

Eine Reise in den Süden ist für viele schick und fein.....