Der Bluntschli

Begonnen von Georg, 18. Juli 2003, 20:42:46

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Heiko

Ich werde da auch nicht draufklicken.

Dass Bluntschli kein reines Phantasiewort ist, fiel mir vor ein paar Jahren bei kleineren Vormärz-Studien auf. Laut Wikipedia gibt es gleich mehrere erwähnenswerte Personen dieses Namens sowie eine Antihelden-Figur bei G.B. Shaw. Von Letzterer gehe ich auch als Inspiration für Kreislers Begriffswahl aus.
"I would prefer not to."

h-j-urmel

In Heidelberg gibt es eine Bluntschlistraße. Könnte auf einen schweizer Rechtswissenschaftler zurück zu führen sein, der dort lehrte. Vermutlich jedem klar, dass man dort nicht durchgehen kann, ohne an Georg Kreisler zu denken. Der Bluntschli gehört zu meinen Lieblingsliedern.

Heiko

Ja, zu meinen auch. Wäre ich in der Nähe, würde es mich schon reizen, eine auf Kreisler verweisende Tafel unter dem Straßenschild anzubringen. (Dass dem Ordnungsamt das nicht recht wäre, ist mir natürlich klar.)
"I would prefer not to."

h-j-urmel am Main

Das klingt, als wäre die Anarchie nicht weit!

Heiko

Hallo Urmel,
naja, das wäre ja weitgehend harmlos und unpolitisch und würde eventuell nicht mal jemanden stören. Gespannt wäre ich aber schon, wie lange es denn dauern würde, bis das jemandem auffällt.

Mutiger ist da eine Berliner AdBusting-Gruppe, die Plakate von Polizei, Bundeswehr und Verfassungsschutz kritisch entfremdet, weswegen sie auch mit dem gesamten Repertoire der Behörden bis hin zu Hausdurchsuchungen und DNA-Proben verfolgt wird. Vor Gericht hingegen sind die mutmaßlich schuldigen Personen freigesprochen worden, da weder etwas geklaut noch beschädigt wurde. Die Kästen wurden einfach mit einem Vierkant-Schlüssel fachlich korrekt geöffnet und die Verfremdung lediglich drüber geklebt.

Grüße Heiko
"I would prefer not to."

Burkhard Ihme

Ist das dann noch Anarchie?

Heiko

Muss ich diese Frage verstehen? Wie würdest du sie denn selber beantworten?
"I would prefer not to."

Heiko

#32
Also ... es ist natürlich nicht Anarchie, weil dieser Begriff einen (gesellschaftlichen) Zustand beschreibt. Und wie soll etwas noch sein, was vorher nicht schon war?
Falls deine Frage aber gemeint haben sollte, ob und wie die Aktion anarchistisch einzuordnen sei, würde ich folgendermaßen differenzieren. Die Methode als solche ist es nicht, weil sie für alle möglichen Zwecke eingesetzt werden könnte. Da sie sich aber gezielt gegen deontische Autoritäten und Gewaltinstitutionen richtet, könnte ihr durchaus eine solche Absicht unterstellt werden. Es gäbe noch zwei weitere Kriterien, die zu beachten wären, nämlich erstens: Spricht die Aktion aus sich heraus oder braucht sie ein erklärendes Bekennerschreiben? Und zweitens: Gibt es eine widerspruchsfreie Mittel-Zweck-Kohärenz?

Vielleicht müssen diese Fragen aber auch nicht unbedingt im Bluntschli-Thread geklärt werden.

Grüße Heiko
"I would prefer not to."