Zufällig in San Francisco

Begonnen von urmel, 10. Januar 2010, 00:03:26

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urmel

Eingeschneit von allen Seiten, so bleibt man gern im eigenem Heim und Kreislert fröhlich vor sich hin.

Für 19 € kann das nächste Werk von Georg Kreisler erworben werden. Georg Kreisler wechselt die Verlage, wie andere ihre Hemden. Sein Lyrik-Band erscheint im VERBRECHER VERLAG! Ja, richtig gelesen! VERBRECHER VERLAG, den gibt es.

Dieser Verlag kündigt  Georg Kreislers Gedichtsband zum März 2010 an. Er wird den Titel tragen "Zufällig in San Francisco".

Die Beschreibung hierzu: >Manche Gedichte in diesem Buch sind absurd, die kommen der Wahrheit am nächsten. Man schreibt sie nicht absichtlich, sie werden einem eingeflüstert, sind also unbeabsichtigte Gedichte. < Die unbeabsichtigten Gedichte von Georg Kreisler haben es in sich. Scheinbar leichthin und beschwingt geschrieben, verweisen sie auf Abgründe und Absonderlichkeiten. Der Dichter ordnet die Welt, indem er sie erfindet. Er erfindet sie, um sie vorzeigen zu können. Kreisler erweist sich in diesem, seinem ersten ausschließlichen Lyrikband als ein ebenso hellsichtiger wie subtiler Dichter. > Hüte dich vor Kompromissen!/Das sind keine Leckerbissen.//Meide jede Konzilianz,/denn die nagt an der Substanz.<

Zitat Kreisler: "Das Dichten hat sicher Gründe, aber ich kenne sie nicht."

Heiko

Bin gespannt!
Die Gedichte der Letzten Lieder geben ja schon mal einen Vorgeschmack.
Mir scheint dort schon, dass eine reimende oder zumindest rhythmitisierte Form seinen Schreibgewohnheiten und -stärken eher entspricht.

Mal abwarten, ob der Termin eingehalten wird.
"I would prefer not to."

Alexander

,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

Dunkelblaue Dille

Taufrisch in (oder aus:-) der jungen Welt eine weitere Rezension:

http://www.jungewelt.de/2010/06-05/016.php

BG, DD

Alexander

,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

Alexander

,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

Alexander

,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

Burkhard Ihme

Im Musenlust-Blog schreibt die Absolventintin des Celler Texterseminars über Georg Kreisler:

ZitatIch schreibe keine Lieder mehr

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

,,Ich schreibe keine Lieder mehr. Schon seit den Achtziger Jahren. Mir fällt einfach nichts mehr ein", sagt er mit gespielter Verlegenheit, um ein beiläufiges ,,Wenn man von meinen Opern absieht" anzuhängen. Er – das ist Georg Kreisler, die Legende des deutschsprachigen Musikkabaretts. Er singt auch keine Lieder mehr. ,,Nicht, weil ich es nicht könnte, sondern weil ich es falsch fände. Es passt einfach nicht zu einem alten Mann wie mir. Bei einem Lied kommt es ja auch auf den Text an, und worüber soll ein alter Mann singen? Wenn man hingegen aus seinen Büchern liest, kann man so alt sein wie man will und auch so alt sein, wie man nicht will."

Und so geht der fast 89-jährige nun gemeinsam mit seiner Frau Barbara Peters auf Lese-Tour.

Heiko

Anlässlich der Neuauflage von Zufällig in San Francisco schreibt Marco Tschirpke in konkret, die zufällig gerade diesen Artikel freigibt, Streitbares.

https://www.konkret-magazin.de/37-leseproben/993-des-geht-sie-scho-aus

ZitatDass die Gedichte Georg Kreislers auf den ersten Blick seinen Liedern nicht das Wasser zu reichen scheinen – wen wundert's? Muss man sie doch selber lesen und richtig betonen. Wer kann das schon?! Mit seinem zu Kunst amalgamierten Dagegen (gegen alles Staatliche, Systemische, Hierarchische) war und ist er anschlussfähig für die linke Mittelschicht. Vorteil des gutgekleideten Anarchisten: Auch das bürgerliche Publikum, wenn es auf sich hält, hält ihm die Stange. Wenn es seiner Unterhaltung dient, wusste Kreisler, ist es zu jedem Missverständnis bereit.
"I would prefer not to."

h-j-urmel

Ich weiß nicht, wieso von dem Text den Marco Tschirpke für die Zeitschrift KONKRET
verfasst hat, gerade dieser Ausschnitt hier eingestellt wurde. Ich empfehle alles zu lesen.
Marco Tschirpe kenne ich ca. 25 Jahre (hauptsächlich via Bühne).
Für mein Empfinden ist dieser Künstler (Nebeneinsteiger) eine sehr arrogante und selbstverliebte Person, der seiner DDR Herkunft nachtrauert und öfter das Hohelied
des Sozialismus singt. Zwischen dem "Künstler" Marco Tschirpke und Georg Kreisler liegen Welten. Marco Tschirpke hat zwar etliche lustige Lapsuslieder hervorgebracht.
Wohl auch einige sozialkritische Texte verfasst. Das war es aber auch.

Heiko

Du wirst sicherlich berechtigte Gründe für deine Einschätzung der Person haben. Nu ist die Zeitschrift selbst ja bereits für ihren arroganten Duktus bekannt, insofern passt das schon. Mir stößt besonders die Stelle auf, an der Tschirpke Kreisler einen Österreicher nennt.
"I would prefer not to."

h-j-urmel

Auch ich hätte kritische Überlegungen zu bestimmten Äußerungen von Georg Kreisler, insbesondere, wenn es um Theater geht. Ich halte mich aber zurück im Hinblick auf
die Lebensgeschichte von Georg Kreisler. Ich meine, in unseren Köpfen werden wir kaum erahnen und verarbeiten können, was für Empfindungen, Sorgen, Nöte und Ängste die
verfolgten Personen der Nazi-Zeit begleitet hatten und die vermutlich das komplette Leben und Handeln beeinflußten. Die Anfeindungen, die Georg Kreisler bereits als Schüler durchmachte, die Ausgrenzungen, markiert mit dem "Judenstern" und dann die Verfolgungen an Laib und Leben. Und dann, als das vorbei war, mit den selben Menschen, die einem nachstellten, wieder in einer Gesellschaft gemeinsam leben und umgehen. Wie macht man das? Wie spricht man mit diesen Leutem? Viel wäre hier zu erwähnen. Von geborgenem, sicherem und behütetem Umfeld aus ist hier kein Urteil dieser Art angebracht, zumindest aus meiner Sicht. Für mich war Georg Kreisler eine außergewöhnliche Persönlichkeit in menschlicher und in künstlerischer Hinsicht.