Kindheit
Dem Urteil von Peter_Silie schließe ich mich an, das der Bericht von Kindheit und Jugend ehrlich sind.
Das Elternhaus ist "gutbürgerlich", die Erziehung streng, der Vater ist der Patriarch. Ich denke ein normal für die damalige Zeit, in der Kinder ihre Eltern teilweise siezten. Leistung ist oberstes Gebot wenn Georg einen Zwei ind der Schule bekommt fragt der Vater warum es keine Eins ist. Ich glaube das Elternhaus prägt Georg mehr als er bis heute wahrhaben will. Auf der einen Seite extreme Selbstkritik, auf der anderen Seite kaum Akzeptanz von Kritik von außen und die Auflehnung gegen jede Art von Autorität.
Die Religion spielt in der Familie keine Rolle, aber das Umfeld in Wien ist antisemitsch geprägt. Eigentlich fühlt man sich als Österreicher (der Vater wurde im 1. WK verwundet), verkehrt aber fast nur bürgerlichen jüdischen Kreisen, man will Österreicher und nicht Jude sein. GK bezeichnet seine Eltern als "Anitsemiten", denn auf die zugewanderte Juden aus Osteuropa, die unter erbärmliche Verhältnissen in Wien leben wird herabgeschaut.
Bei Sebastian Haffner (dt. Historiker, war während des 3. Reiches nach England emigriert) habe ich ähnliches gelesen. In einem seiner Bücher schreibt er, das die Juden in Deutschland nach dem 1. WK, in dem viele für Deutschland gefallen waren, sich auch eher als Deutsche jüdischer Religion verstanden und ein Assimilationsprozeß im Gang war, der ohne Hitler, so seine Einschätzung, zu einer mehr oder weniger vollständigen Integration geführt hätte.
Auf jeden Fall führt diese Abwesenheit von Religion dazu das sich GK erst recht mit seiner Religion beschäftigt, auch wenn er letztendlich bis heute nicht religiös ist.
Die Mutter kann sich nicht oft gegen den Vater durchsetzen, als es um den Musikunterricht (Klavier, Geige, Musiktheorie) geht tut sie es aber (zu unserem Glück), der Vater ist gegen eine künstlerische Zukunft von Georg, damit könne man kein Geld verdienen. GK hat Talent. Ist aber nicht gut genug um wirklich ein ganz großer Pianist zu werden, er hat wohl zu spät angefangen und das Üben wird ihm wird verleidet, weil der Vater auch wieder erstklassige Leistungen sehen (hören) will, letztendlich fehlt wohl auch etwas der Ehrgeiz wie in der Schule und später bei der US-Army mogelt er sich gernen ein bischen durch.
Trotz allem ist er sehr gut und spielt neben klassischem auch populäres aus der damaligen Zeit, mit beidem kommt er sehr gut bei Schulaufführungen und Anlässen an.
Der Anschluß Österreichs an das 3. Reich unterbricht alles. Er erlebt die zunehmenden Repressialien und Übergriffe gegen die Juden. Er selbst muß das Gymnasium wechseln. Jeder Gang auf die Straße ist ein Risiko. Das alles führt letztendlich zu dem Entschuß des Vaters, das zuerst nur Georg, dann aber die ganze Familie nach Amerika gehen soll.
Eines ist noch auffällig. GK berichtet das er so viele Onkels und Tanten hat das er nur einen Teil überhaupt kennt. Er selbst ist aber ein Einzelkind. Nicht unbedingt typisch für die Zeit. Und noch eins. Es werden unzählige Verwandte aufgezählt von denen einige sich einen Namen gemacht haben. Fritz Kreisler den wir hier auch schon kurz erwähnt haben, wird im Buch mit keiner Silbe erwähnt. Einen kurzen Hinweis über diese Verwandschaft hätte ich erwartet.