Pressehinweise

Begonnen von Alexander, 08. August 2009, 17:37:34

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Bastian

Unter der Überschrift "Abschieds-Tour für Georg Kreisler" schreibt der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag:

Zitat(...) Für Georg Kreisler ist es nur ein Abschied von der Bühne. "Es gibt deshalb keinen Grund, Adieu zu sagen", versicherte der 88-Jährige am Dienstagabend zum Auftakt seiner Abschiedstou in Fürth.

Georg Kreisler geht zwar von der Bühne, aber er schreibt weiter

Denn auch nach seinem Rückzug von der Bühne will er weiter schreiben und komponieren. "Da weiß man ja nie, was einem da noch so alles einfällt", fügt er verschmitzt lächelnd hinzu. Noch in diesem Jahr sollen zwei Bücher erscheinen - an einem weiteren schreibt er. Für die Bühne aber fühlt er sich inzwischen zu alt. "Ich glaube, ich habe genug gemacht." (...)


http://www.shz.de/nachrichten/deutschland-welt/leute/artikeldetail/article/2158/goerg-kreisler-geht-auf-abschieds-tour-1.html

Alexander

,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

Burkhard Ihme

Und drei Wochen vorher hat Rupert Koppold mich interviewt.

Clas

Moin, moin,

zu dem Interview: Keine Lieder für irgendwas? Häh?! Für's dagegen sein doch wohl allemal. Für Freiheit, für das Fernbleiben von der Arbeit, das Spazierengehen, die aufrechte Haltung und das Bestehen auf persönlicher Souveränität... Außerdem stehen sie für Musik, Text, Sprache...

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...

Burkhard Ihme

Naja, auch Kästner wußte ja nicht so recht, wo das Positive in einen Gedichten abgeblieben war.

Clas

Moin, moin,

speziell in den Gedichten ist es bei Kästner, scheint mir, auch noch deutlicher ausgeklammert, weggelassen, möglicherweise wollte uns der Dichter dazu anregen, dafür zu sorgen und uns zu mühen, dass das Weltbild ohne das Positive nicht so verdammt realistisch aussehe... In den Kinderbüchern finde ich es aber durchaus und sehr deutlich, geradezu hoffnungsvoll.

Vielleicht wollte GK ja genau zu solchen Überlegungen anregen, vielleicht auch genau nicht, und ich tu's trotzdem... Wer weiß?

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...

Alexander

,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

Clas

#32
Moin, moin,

darauf wollte ich gerade auch hinweisen; irgendwie scheinen da doch aber die Maßstäbe zu verrutschen... Weder verstehe ich, warum man als Interviewer in den offenbar gestörten Familienverhältnissen bohren muss, noch, warum man, wenn doch schon aus anderen Quellen klar ist, dass da eine Weltbildtrübung vorliegt, sie immer wieder reproduzieren muss. Ich finde das grob ungehörig und respektlos.

Und die "böse Tochter" qua Überschrift zum zentralen und unverzeihlichen Unrecht eines langen Lebens zu machen, weil sie irgendwas irgendwann gesagt hat oder auch nicht, und das sitzt quer im Hals... Da übertreibt der Weggeher maßlos. Selbst wenn das Beispiel Wort für Wort zuträfe und hätte keine Kehrseite, was ich beides bezweifle: Wo wäre das Problem? Im Vergleich zu manchem anderen auf der Welt doch kaum wahrzunehmen.

Und wenn er das in Überschrift und Interview so, wie hier geschehen, darstellt, stimmt auch die Wahrnehmung des Interviewers nicht mehr.

Recht hat er möglicherweise mit der Einschätzung, das Verhältnis sei irreparabel, es seien Dinge gesagt worden, die dies unmöglich machten. Gerade wieder, in diesem Interview. Nach meinem Gefühl treiben solche Interviewabschnitte und die darin vom Meister gesagten Dinge ein solches Verhältnis jedenfalls in den Grenzbereich des vorerst  Irreparablen... Reparieren oder neu ordnen kann man fast alles unter Menschen, wenn sie wollen.

Natürlich gibt es Sachen über die kein Gras mehr wächst, zumal wenn man immer wieder fleißig Gift spritzt an der Stelle, oder Menschensäure... Na, so pflanz doch Stiefmütterchen oder Schlingknöterich, oder lass es halt brach liegen, und schau, was wird. Aber immer wieder dran kratzen ist bled.

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...

Bastian

Ein Artikel aus der Zeit. Angeblich neu, auch wenn ich meine, den Artikel schon einmal gelesen zu haben. Vielleicht nur ein déjà- vu...

Georg Kreisler: Lieder des Weltdurchschauers

Zitat(...) 1955 kehrte er nach Wien zurück. Dort belebte er zusammen mit Helmut Qualtinger die Tradition des vertriebenen, wenn nicht ausgerotteten jüdischen Witzes. Aber er wurde nicht mehr heimisch, prägte den berühmten Satz: "Wie schön wäre Wien ohne Wiener" und zog weiter in andere Städte, in denen er sich ebenfalls nicht zu Hause fühlte: München, Berlin, Basel. (...)

http://www.zeit.de/kultur/musik/2011-07/georg-kreisler-lieder


Alexander

,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

Heiko

#36
Eine vorgeblich vom Todesfall unabhängige Humorkritik fährt Kreisler in der aktuellen Titanic ein:
http://www.titanic-magazin.de/hk_1201.html?&tx_kharticlepages_pi1%5Bpage%5D=4&cHash=a642d8af4437a911d7baefb5465830e6

ZitatDa las ich unlängst ganz arglos Georg Kreislers Satirenband »Wien. Die einzige Stadt der Welt, in der ich geboren bin«, ein Werk, das laut Autorenvorwort 1987 »von einem Wiener Verlag veröffentlicht und schnell wieder fallengelassen« wurde, das nun aber der Atrium-Verlag »aus dem Donaukanal geholt hat, in den es geworfen worden war« – und kurz darauf untersteht sich Kreisler, Salzburg zur einzigen Stadt der Welt zu machen, in der er gestorben ist. Soll ich deshalb mein Vorhaben, mal nebenbei zu prüfen, wie sich Kreisler heute noch so liest, fallenlassen und am Ende einen Nachruf schreiben? Lieber nicht. Kreislers Verdienste wie auch sein ahasverischer Lebensweg wurden schon von anderen zur Genüge geschildert.
Der kritische Ton, der auch den Rest des Artikels ausmacht, hebt sich auffällig vom größeren Teil der derzeitigen Kommentationen ab. Selbst die BILD hat Kreisler ja bereits integriert. Und damit auch der letzte Leser seine Anhängerschaft einordnen kann, hat sie Kurt Beck als einen ,,persönlichen Freund des Künstlers" erinnern und trauern lassen. Ich verlinke diesen derzeit noch abrufbaren Artikel selbstverständlich nicht.

In der Januarausgabe der konkret bezieht man sich ebenfalls auf den Tod Kreislers. Gleich auf Seite 4 in der Rubrik ,,Von konkret" erfährt man:
ZitatGeorg Kreisler ist tot, und wer tot ist, ist allen, von der »FAZ« bis hinunter [ :-/] zur »Taz «, irgendwie »unser«. Unser war Kreisler nicht (...).
Da die ,,konkret" nur wenig und kaum aktuelles in ihrer eigenen online-Präsenz anbietet, werde ich nicht weiter zitieren, sondern lediglich darauf verweisen, dass es in diesem Artikel auch einen auf den 23. Juli 2011 datierten Brief von Georg Kreisler an Frau Gremliza zu lesen gibt. Außerdem erfährt man, welches Musikstück Herr. L. Gremliza in der Deutschlandfunk-Sendung ,,Zwischentöne" hat auflegen lassen.
"I would prefer not to."

Alexander

,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

Alexander

#38
Die Österreichische Nationalbibliothek erwirbt 53 Lieder von Georg Kreisler:

http://derstandard.at/1342947997880/OeNB-erwirbt-53-Kreisler-Lieder

PS: Man beachte den Leserkommentar drunter. Sagt viel über Österreich und das "allgemeine" Kunstverständnis dort aus.
,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

Clas

Moin, moin,

und sone Leute laufen da frei rum und dürfen sich sehrgscheit nennen? Ich wäre mehr für brummend blöde. Lasset uns singen: Gott behüte Franz, den Kaiser... Der muss es ja auch nicht leicht gehabt haben... Oder so.

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...

Burkhard Ihme

http://www.kunstundkultur-online.de/musik01.html#lied

ZitatVom neu erschaffenen Liedgut jüngeren Datums ist wohl nichts dauerhaft. Udo Lindenbergs Sonderzug nach Pankow steht auf dem Abstellgleis. Keiner der Anti-AKW-Songs, mit denen sich Demonstranten angesichts Staatsübermacht Mut zusangen, ist Volkslied geworden. Der Weckruf Wolf Biermanns gegen die Verhärtung in harter Zeit ist in weichgespülten Zeiten verhallt. Da erscheint eher noch Gehma Taubn vergiftn im Park geschmacksgrenzübergreifend. Das alles kann zuversichtlich stimmen – aus ästhetischen Gründen.

Frieder Reininghaus
Der Autor ist Professor in Wien, Musikpublizist und gehört zum
Chefredaktionsteam der Österreichischen Musikzeitschrift