Was hört ihr sonst so für Musik?

Begonnen von Choirgirl, 28. Oktober 2003, 15:09:28

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Choirgirl

Bestimmt habt ihr alle einen außergewöhnlichen und guten Musikgeschmack, von dem ich gerne profitieren würde. Ich höre am liebsten Klassik (allerdings nicht so oft, weil ich das nicht so nebenbei dudeln lassen kann) und singer/songwriter. Dazu gehören u. A. Fiona Apple, Aimee Mann, Tori Amos.

Was könnt ihr empfehlen?
Computer says no.

Sandra

Peter Hammill: "Over" oder "None of the Above" gehören zb zu meinen all time favorites. Sensationelle Arrangements und tolle Songs ganz allüberhaupt. Ein echtes Must-have, finde ich.

definitv NICHT easy listening, aber ungemein interessant: Scott Walker "Tilt" oder "Climate of Hunter"

Wenn du gut englisch kannst, ich finde die Texte von Eminem (und seine Interpetationen) nachgerade genial. "Marshall Mathers" und "the Eminem Show"....aber eigentlich alle...

Und so die alten Fanta 4.... :-[ ja, ich find die echt süss...

And good ole blue eyes Sinatra.... der Mann konnte swingen  ::)

Und zum Reinkippen...immer wieder Shostakovich.

Die Liste könnte noch lang werden.....




Choirgirl

Zitat
Wenn du gut englisch kannst, ich finde die Texte von Eminem (und seine Interpetationen) nachgerade genial. "Marshall Mathers" und "the Eminem Show"....aber eigentlich alle...

Bin momentan auch sehr von Eminem fasziniert,  obwohl es mir schwer fällt ihn zu mögen. Ist schon sehr frauen-und (auch wenn er es abstreitet) schwulenfeindlich. Andererseits finde ich es toll, dass er Gefühle zeigt und Fehler zugibt. Also ich habe nur "The Eminem Show" und habe ein paar Lieder "durchgearbeitet" (mein English ist wirklich nicht sehr gut). Die Lyrics berühren schon sehr, besonders wenn er die Beziehung zu seiner Mutter und seiner Tochter beschreibt . "White America" ist auch ein Knaller.

Tori Amos hat mal "97 Bonnie & Clyde" gecovert. Kennst du die Version?

Grüße, Choirgirl
Computer says no.

Choirgirl

Zitat

Die Liste könnte noch lang werden.....


Nur zu! ;)
Computer says no.

Sandra

Ich empfinde ihn nicht als Frauen- oder Schwulenfeindlich, ehrlich gesagt, ich habe eher den Eindruck, er beschreibt die allgemeine Stimmung, spricht die Strassensprache - und zwar durchaus auch um sie kritisch aufzuzeigen, und mit sehr viel Ironie und Humor. Kann sein, dass ich das war heraushören "will", aber ich empfinde das eben so.

Peter Silie

MOZART
Schubert, Haydn, Johann Strauss jun.,
Sullivan, Gershwin, Bernstein, Coleman, Menken, Yeston
Bizet, Tschaikowski, Prokofieff, Respighi, Poulenc
Rossini, Anderson, Gounod, Franck, Banchieri
Byrd, Purcell, Palestrina, Gluck, Bock, Dick

Guntram

Fast alles außer Volksmusik und wenns zu hart wird ist das auch nicht mein Ding. :P

Unübertroffen ist für mich Paul McCartney egal ob Beatles, Wings oder Solo. Der kann´s einfach. 8)

Aber die Liste ist irrsinnig lang.
Träume sind nicht Schäume, sind nicht Schall und Rauch,
sondern unser Leben so wie wache Stunden auch.
Wirklichkeit heißt Spesen, Träume sind Ertrag. Träume sind uns sicher schwarz auf weiß wie Nac

Katinka Koschka

Genesis, Peter Gabriel, Pink Floyd, Led Zeppelin, Elbow, New Model Army...

Klassische Musik: Beethoven, Dvorak, Bartok...

kurz gesagt...eigentlich alles außer Mutantenstadl und Ballermann-Diskomucke
Apripi -das heißt- apropos, Halli halli hallo

Choirgirl

ZitatIch empfinde ihn nicht als Frauen- oder Schwulenfeindlich, ehrlich gesagt, ich habe eher den Eindruck, er beschreibt die allgemeine Stimmung, spricht die Strassensprache - und zwar durchaus auch um sie kritisch aufzuzeigen, und mit sehr viel Ironie und Humor. Kann sein, dass ich das war heraushören "will", aber ich empfinde das eben so.

Kann natürlich sein, dass ich das falsch verstehe und einfach nicht richtig interpretiere. Auffällig finde ich jedenfalls, dass er sehr oft das Wort "bitch" benutzt z.B. "Bitches & Gentlemen welcome to my show" oder dass die einzige Frau auf dieser Welt, die er verehrt seine Tochter ist. Fakt ist, dass man ihn als frauenfeindlich bzw. schwulenfeindlich verstehen kann. Viele seiner Fans sehen das vielleicht als Aufforderung an. Ist ja diesbezüglich schon viel vorgefallen. Beispielsweise haben Eminemfans mal Moby zusammengeschlagen, weil sie ihn für schwul hielten. Eminem sagt ja oft, dass man ihn nicht zu ernst nehmen sollte, da viel auch einfach nur so dahergesagt ist. Das finde ich nicht richtig. Er sollte sich seiner Verantwortung bewusst sein, schließlich sehen ihn viele als Vorbild an.
Computer says no.

Sandra

Ja, das ist ein schweiriger Punkt, das habe ich mir auch schon öfters überlegt. denn wie verantwortlich ist man als Künstler dafür, dass man fans hat, die auch bereit und fähig sind, einen zu verstehen?
Ich merke selbst, dass ich oft (meiner Meinung nach) total verständlich etwas sage, und nach der Show spreche ich mit (begeisterten) Zuschauern, und merke, die haben NULL begriffen.
Ich habe ein Programm, das heisst: "Kreisler singt Kreisler - die unbekannten Chansons von Georg Kreisler" und nach der Show fragen mich immer noch Leute, von wem denn das eine oder andere Lied war...
Ich verstehe zwar nicht, warum solche Leute dann begeistert sind - wo sie doch nix kapieren - aber ich weigere mich, deswegen das, was ich sage, auf den "kleinsten gemeinsamen Nenner" abzusenken.

Eminem sagt ziemlich oft, dass er fasziniert davon ist, wie viele Menschen ihn zwar als Vorbild missbrauchen, aber total missverstehen. Und er sagt genauso oft, dass er "abbildet, was er sieht und hört - aber das bedeutet nicht, dass er es gut findet" Und dass er zudem niemals damit gerechnet hat, dass es solche Reaktionen auf seine Texte gibt - und das glaube ich ihm auch, wer rechnet schon damit, dass man was schreibt, was man witzig meint, und ein paar Trotteln schneiden sich die Pulsadern deswegen auf, oder schlagen Moby zusammen.
Er steht auf dem Standpunkt, die Leute haben eine eigene Verantwortung,  und das auf den Künstler abzuwälzen sei unfair. Und so ganz unrecht hat er damit eigentlich nicht. Ich KANN nicht steuern, wer in meine Konzerte geht, meine Platten hört, oder  wer wie missversteht was ich sage. Und wenn ich aber ständig darauf Rücksicht nehmen muss, dass ich vielleicht missverstanden werden könnte, dann beschneidet das meine Freiheit als Künstler ziemlich massiv - denn die Leute sind manchmal so blöd, das kann man sich nciht vorstellen....

Dazu kommt: Wenn man dem Künstler anlastet, wie die Leute, die ihn hören, reagieren, spricht man damit dem Zuhörer jegliche Eigenverantwortung ab, und das finde ich ziemlich billig.

Als "Tauben vergiften" rauskam, haben sich die Leute unglaublich aufgeregt, und es sei Anstiftung zur Tierquälerei, und bösartig und wasweissich. Gerhard Bronner hat zu "Es hat keinen Sinn mehr, Lieder zu machen" gesagt, GK sei der "Wegbereiter des Terrorismus"
Ich persönlich finde, bei Eminem ist es ziemlich das Gleiche in blasslila, und auf heutige - rohere - Verhältnisse umgelegt.

Es IST nun mal so, dass in den Schichten, die Eminem besingt, so geredet wird "Bitches and Gentlemen", und dass der Ausdruck "Bitch" für "Frau" ziemlich gebräuchlich ist, und von den Jungs auch nciht hinterfragt wird.
Ein Künstler muss doch das Recht haben, das darzustellen. Ohne dass man unbesehen sagt, allein durch die Darstellung ist es schon Verherrlichung, und ER ist schuld, dass die Leute etwas böses tun.
Ich glaube, die Leute, die so reagieren, wären auf jeden Fall so - und verwenden halt gerade den Künstler als Anlass - aber wenn's den Künstler nicht gegeben hätte, no, dann hätten sie halt was anderes als Anlass genommen.

Aber es ist für die Kritiker natürlich ein einfacher Weg. Ungefähr so einfach wie es für alte Deutsche ist, zu sagen: "Hitler war Schuld". Aber Hitler ALLEINE hätte garnichts machen können. Die Täter sind die Täter. Und ein bewusster  (!!) Anstifter ist zwar auch nicht das Gelbe vom Ei, ganz klar, aber nicht umsonst wird vor Gericht zum Beispiel ein Anstifter nicht so hart bestraft wie ein Täter - der Täter TUT es. So einfach ist das.

Choirgirl

Hmm, du hast natürlich Recht damit, dass Leute immer noch selbst für ihre Taten verantwortlich sind. Weswegen ich nur im Zwiespalt bin, ist, dass Eminem sagt, er rappe viele Sachen einfach so daher ohne drüber nachzudenken (andere, vielleicht die Falschen, tun es). Darüber sollte er mal nachdenken. Und bei den meisten Sachen, die ich für frauen- oder schwulenfeindlich halte kann ich auch nicht die Spur einer Ironie erkennen. Ein Kreislerfan käme wohl kaum auf die Idee seine Frau umzubringen, weil er es in einem Lied so gehört hat. Nichtsdestotrotz halte ich Eminem für einen außergewöhnlich guten Künstler, ist vielleicht so 'ne Art Hassliebe.


ZitatIch habe ein Programm, das heisst: "Kreisler singt Kreisler - die unbekannten Chansons von Georg Kreisler"

Du bist Sandra Kreisler die Kreisler? :o *verneig* Habe ich noch gar nicht richtig gerafft *schame on me*
Irgendwo habe ich glaube ich noch eine CD von dir rumfliegen... werd ich mir gleich mal reinziehen.

N8!
Computer says no.

Sandra

*freu* das ist aber nett, dass du ne CD hast - das heisst nämlich, dass Du oder jemand den Du kennst bei einem Konzert von mir war - die gibt's ja nicht so zu kaufen...
Aber das mit "verneig" das lassen wir sofort wieder - hier sind wir doch alle nur nette user die quatschen, oder? :)

Katinka Koschka

Aber ich kenne als Auch-Liebhaber von Heavy Metal das Dilemma auch mit der "Vorbildfunktion". Ein Jugendlicher der sich aufhängt, weil ihn angeblich ein Lied von Judas Priest oder Ozzy Osbourne dazu angestiftet hat, hätte sich früher oder später sowieso aufgehangen. Das Dumme ist nur, wenn er als "Anstifter" z.B. gesagt hätte, es sei das "Adagio für Streicher" von Samuel Barber gewesen, weil es so traurig klingt, dann hätte sich wohl niemand erdreistet, deswegen Samuel Barber (oder seine Erben) zu verknacken... :P
Ich glaube auch, daß ein Musiker einfach überfordert wäre, wenn er sich so vorsehen sollte, daß ihn auch ja keiner mißversteht. Dann sind wir nämlich bald da, wo manche Gerätebeschreibungen sind "Mikrowellengeräte sind nicht dazu geeignet, Haustiere zu trocknen"...eine Omma hatte ihren Pudel nach dem Bad dadrin trockenwärmen wollen. Anschließend konnte sie ihn wahrscheinlich an den nächsten China-Imbiß verkaufen... :-X ;)
Apripi -das heißt- apropos, Halli halli hallo

Peter Silie

Zitat...hätte sich früher oder später sowieso aufgehangen.
Aha, wir sind Zyniker?[/color]

Peter Silie

ZitatHeavy Metal
Ich dachte, in diesem Thread geht es um Musik?  :P [/color]

Sandra

Heyhey - nur nicht so scheuklappig, Herr Silie, Marilyn Manson oder Nine Inch Nails sind durchaus ziemlich interessant!!!!

Die Geschichte mit dem Pudel ist herb. Das darf man doch nicht Hundenarren wie mir erzählen ::)

In Amerika schreiben sie ja auch auf jede Brücke: "Bridge may be icy!" - was sich im Sommer lustig liest - nur weil die Leute dort offensichtlich in rauhen Mengen das selbst denken verlernen ;)

Aber der Gedanke geht ja noch weiter: Wenn man nicht mehr übt, selbst mitzudenken, und eben NICHT sich aufhängt, weil es irgendein Mensch der Platten verkauft postuliert - was ist dann mit dem Gewimmere über die "zu brutalen Filme"....? Die angeblich Littleton oder ähnliches vorbereiten. Ist das auch Humbug? Was ist da Eure Meinung dazu?

joelli

Zunächst zum Pudel: Das schöne an der Gschicht ist, dass sie stimmt! (Wir Hundefürchter hören sie immer wieder gern!)
Ich halte es für groben Blödsinn, dass ,,zu brutale Filme" für brutale Handlungen verantwortlich sein sollen. Die Filme in der Nazizeit (abgesehen von den Propagandafilmen) waren allesamt lieblich. Und die Wirklichkeit...
Wenn seinerzeit im sowjetischen Radio ganz schöne klassische Musik zu hören war, ahnten die Kremelogen eine neue Krise.
Und ich persönlich höre gern Bidla-buh, und alle meine Ex-Freundinnen sind am Leben.
Zum Schluss zum eigentlichen Thema: Bob Dylan, verschiedenen Jazz (Miles Davis, Monk), aber den alten Sinatra find ich auch gut. Und wenn alle weghören, höre ich auch gern Schlager. (Wenn auf Capri...)

Choirgirl

Ich glaube auch, dass man die Redefreiheit nicht verbieten sollte, "nur" weil bestimmte Menschen ein Potential
zum Ausrasten haben und die Aussagen der Künstler als Anlass dafür nehmen. Natülich muss irgendwo eine Grenze
gesetzt werden, wenn es z. B. um volksverhetzende Texte geht oder ähnliches. Ähnlich ist es mit Filmen oder Computerspielen.
Gewaltverherrlichende Filme und Computerspiele sollten meiner Meinung nach verboten werden, weil sie ein falsches Bild
vermitteln, was Kinder noch nicht beurteilen können (an die Filme kommen sie leicht ran). Gewaltfilme (für Erwachsene)
sind okay, sobald die Brutalität irgendwie begründet ist und, vielleicht ist es nicht das richtige Wort, einen "Lernerfolg"
bringt (natürlich kommen Kinder an solche Filme auch heran, aber da besteht wahrscheinlich kein so großes Interesse). Schließlich geht man
ja in Filme oder hört Musik oder ließt, weil es einem irgendwas bringt (ich zumindest). Oder man will einfach unterhalten
werden. Sinnlos brutale Filme unterhalten oder belustigen mich in keiner Weise, eher schocken sie oder verursachen Aggressionen.

Bidla-buh ist nicht gewaltverherrlichend, die Ironie ist offensichtlich.
Computer says no.

Choirgirl

Zitatverschiedenen Jazz (Miles Davis, Monk) find ich auch gut
mit Jazz habe ich noch nicht so viel Erfahrung, stehe aber im Moment total auf "Julia Hülsmann Trio & Rebekka Bakken" deshalb will ich mehrmehrmehr. Was kannst du zum Einstieg empfehlen (Fitzgerald und solche Sachen ausgenommen, die kenne ich schon)?
Computer says no.

Peter Silie


Ich danke Sandra fuer die Eroeffnung der Diskussion  ;)

Also: fuer mich gibt es drei Kategorien von Musik.
E-Musik (Echte Musik)
U-Musik (Unechte Musik)
und
AuW-Musik (Ausnehmend widerwaertige Musik)
Zur letzteren Kategorie gehoert "Metal" mit saemtlichen Abarten, und ich kenne sie alle.
Heavy, Trash, Black, Gore... eins schlimmer wie das andere.
Meine Kollegen im Gymnasium pflegten mich eine Zeitlang damit zu quaelen, da sie in den Pausen unermuedlich unsaegliche Tontraeger auf einem Ghettoblaster abspielten.

Meine Ablehnung dieses Genres beruht auf
  ) meinem musikalischen Empfinden, d.h. Geschmack & Bildung. Es gefaellt mir nicht und ist ausserdem eine Beleidung fuer meine geschulten Ohren.
  ) meiner Abneigung gegen rohe und gefuehllose Sprache, gegen die teils offen satanistischen Texte und die aggressive Praesentation
  ) meine Passion fuer Saenger und Singen im Allgemeinen. Es macht keinen Spass, jemandem zuzuhoeren, der wuergt, roechelt oder unartikuliert bruellt und sich womoeglich noch als "Saenger" bezeichnet.

Die von Sandra erwaehnten Scheuklappen sind insofern ein interessanter Ansatz, als ich glaube, dass Scheu und Abscheu natuerliche und gesunde menschliche Empfindungen sind, die man nicht unterdruecken, nicht verleugnen und nicht verlernen sollte.
Ja, ich empfinde Abscheu gegenueber dieser "Musik" und ich scheue davor zurueck, ihr zu Nahe zu kommen, weil sie 1. fuer mich und 2. ueberhaupt schlecht ist.

"Satanismus" ist im weitesten Sinne gemeint als  Verherrlichung des Grausamen und Duesteren.

Es gibt aber Bands, die in die Richtung sehr explizit werden, und da vergeht mir jeder letzte Rest von Humor.

Meine Meinung zum Thema Vorbild: Urheber, die Tontraeger verkaufen, deren Wortschatz hauptsaechlich aus "kill", "slay", "die" besteht und deren Promotion auf die Zielgruppe 14-29 ausgerichtet ist, muessten sich sehr wohl ihrer Verantwortung bewusst sein.
Da sie aber heiter weiterwummern, sind sie entweder skrupellos geldgierig oder Ueberzeugungstaeter. Beides finde ich etwa gleich schlimm.

@ Choirgirl
ZitatGewaltfilme (für Erwachsene) sind okay, sobald die Brutalität irgendwie begründet ist
Was bedeutet "Erwachsene"?
Im Kino meistens "ab 18".
Glaubst du, dass Menschen mit 19 Jahren seelisch so viel mehr gefestigt sind als mit 17?
Uebersteht jemand mit 32 Jahren das Texas Chainsaw Massacre unbeschadeter als jemand mit 15 Jahren?
Ich habe da schwere Bedenken.
Es mag sein, dass die Sinne der Kinokonsumenten mit der Zeit abgestumpft werden. Umso schlimmer.  Grundsaetzlich glaube ich nicht, dass die Psyche der Menschen mit fortschreitendem Alter weniger angreifbar und so viel belastbarer wird.
"Begruendete Brutalitaet" ist ein Widerspruch in sich. Ich weiss was du meinst. Ich bin sogar sehr fuer Filme, die serioes das Thema Gewalt behandeln.
Aber begruenden laesst sich alles irgendwie. Auch die unnoetige, plakative, grausame Kinogewalt. Und wenns noch so sehr an den Haaren herbeigezogen ist.
Meistens muss "die Dramaturgie" dafuer herhalten. Aber die ist ja nicht vom Himmel gefallen, sondern vom Drehbuchautor herbeigeschrieben.
Den muss man verantwortlich machen, fuer den Mist den er schreibt. Noch mehr aber den Produzenten, der aus dem Schrott Geld machen will und ihn veroeffentlicht. Und in der Zweitverwertung die Fernsehanstalten, die ihn ausstrahlen.
"Verbieten" finde ich nicht ideal. "Boykottieren" schon besser. Obwohl ich auch ganz gerne rtl2 zusperren wuerde.

Zum Abschluss: Zwei der liebsten und wunderbarsten Menschen die ich kenne sind ohne Fernseher aufgewachsen. Das ist kein Zufall.

Peter Silie[/color]
 

Sandra

#20
@ Silie:
Das klingt alles so, als fändest Du es völlig okay, wenn man Eltern und Lehrer komplett aus ihrer Verantwortung entlässt, weil die Künstler und Filmemacher und Musiker gefälligst nix sagen sollten, dass man selbst interpretieren kann.
Das ist dann aber  - wenn du es weiter denkst - eine Volksdiktatur im wahrsten Sinne. Die Mehrheit hat zu beschliessen, was die Minderheit denken soll.
Ich indes denke, es ist völlig legitim, wenn jeder hört und sieht künstlerisch produziert was er/sie will - und bei Kindern und Jugendlichen ist es klar, dass die Phantasie/Realitäts-Bezüge noch geschult werden  müssen: Das ist der Job der Eltern und Lehrer, dass sie da begleitend einwirken, so zum Beispiel  zuallererst mal die Kritikfähigkeit verstärken. Die ja in unserer Gesellschaft immer mehr verkümmert.
Und zwar vor allem deshalb, WEIL  es immer mehr Menschen gibt, die sagen: Dasunddas ist einfach schlecht - das braucht es nicht zu geben - und das gibt es dann auch nicht, also muss  man nicht kritisch für sich selbst hinterfragen, was man so hört und sieht - es gibt ja die Vorauswahl.  Und die ist so schwarz-weiss wie möglich, grautöne könnten verwirren.

hehe, denkt sich der Wirtschaftsboss, und die Vorauswahl bestimme ICH - also gestalte ich mir die Menschen (= Kaufkraft) wie ICH sie brauche....

Ich denke auch, dass kleine Kinder nicht unbedingt einen Fernseher brauchen (mein Liebster ist auch ohne aufgewachsen) - aber dann haben die Eltern auch viel mehr Erklärungs-zwang, weil die Kinder wissen wollen, WARUM ausgerechnet sie als Einzige in der Schule kein Kastel haben - und schon wird automatisch die Kritikfähigkeit geschult.
(Mal ganz davon abgesehen, dass Kinder, die keinen Fernseher - und vielleicht dann auch keinen Computer - haben, sich das dann bei anderen Kindern reinziehen, und zwar OHNE Begleitungsmöglichkeit der Eltern, und mit VIEL mehr Gusto, weil es dann den Ruch des Verbotenen bekommt)

Stimmt. die meisten Eltern parken ihr Kind vor dem Fernseher, und das war's dann. Anstatt  dass (wie zum Beispiel bei mir zu Hause) auch immer wieder kritisch besprochen wird, was das Kind zu hören/sehen bekommt, und "Weisst du eh, dass das nur die Drehbuchautoren so wollen, und was sie damit erreichen wollen" und so Gespräche.
Das aber als gegebene Situation anzuerkennen - Tscha, so isses halt, also müssen wir Vorzensur üben - halte ich für völlig verkehrt, ja sogar gefährlich.

Und zu Heavy Metal. Ich gebe Dir Recht, darin, dass sehr vieles davon wenig durchdachter "Lärm" ist, der vorwiegend dazu gemacht wird, sich seelisch abzureagieren und sich vor allem dem Informationüberfluss dadurch zu entziehen. Aber erstens finde ich das auch durchaus legitim,  und zweitens ist eben bei weitem nicht ALLES so.
Es ist auch vielleicht kein Sänger im herkömmlichen Sinn, wenn gegrölt oder gegrunzt wird, aber es IST eine Form der Interpretation.
Ich kann das mögen oder nicht. Aber ich finde, es mit dem Rasenmäher einfach zu verunglimpfen ein bisschen billig, und nachgerade Bronnerisch. Wenn man sagt: "es ist einfach nciht meins" - fein, so ist das halt. Und vieles ist definitiv auch nciht meins. Aber bei manchem habe ich gelernt, dass man einfach anders hören muss - ähnlich wie man ein abstraktes Bild anders beurteilen muss und anschauen muss, als ein gegenständliches - und dass diese Art von Musik auch anderen (oder zumindest teilweise) anderen Zielen und Zwecken entspringt, und ich finde, man muss es daher auch in den dieser Musik inerten Kategorien beurteilen, und nicht vergleichen mit einem Mozart oder Nelson Riddle.

HipHop genauso, übrigens, wieder eine ganz eigene Kategorie, die halt mangels Begriffsvielfalt in den Bereich "Musik" fällt, aber eben nur periphär dahin passt. Genauso könnte es in den Bereich "Lyrik" passen, oder in den Bereich "Kurzgeschichte" oder in den Bereich "Fitzliputzli" - ein fehlender Begriff eben.

Nina

Als bisher stiller Leser muß ich da doch mal eingreifen. Metal hat deutlich mehr Facetten als Geschrei und Gegrunze. Schon mal was von Nightwish gehört? Das ist feinster Metal, mit ganz ruhigen bis ganz harten Liedern. Und das spannendste ist die Sängerin, sie macht nämlich eine klassische Gesangsausbildung, und das hört man auch.
In verschiedenen anderen harten Bands werden schöne, klare Frauenstimmen mit männlichem "Gegrunze" kombiniert. Siehe Lacuna Coil oder die älteren Sachen von Theatre of Tragedy oder Paradise Lost.
Selbst Black Metal kann erstaunlich melodisch klingen - allerdings eher im instrumentalen Bereich.

Die Texte sind ebenfalls breit gestreut. Es gibt natürlich viel Aggressives in der Musik, genauso aber auch ganz normale Texte oder Liebeslieder.

Wer sich nicht wirklich mit Metal beschäftigt, sieht ein Bild von außen, das vor allem aus Aggressionen und Krach besteht. Innen gibt es eine große Vielfalt verschiedener Aspekte.

Peter Silie

@Sandra
ZitatDas klingt alles so, als fändest Du es völlig okay, wenn man Eltern und Lehrer komplett aus ihrer Verantwortung entlässt, weil die Künstler und Filmemacher und Musiker gefälligst nix sagen sollten, dass man selbst interpretieren kann.  
Versteh ich jetzt nicht. Meine Metal-Ablehnung resultiert doch aus aesthetisch-moralischen Einwaenden. Was hat das mit Interpretieren zu tun?
Selbst interpretieren ist wuenschenswert. Gewalt und Ekel als Selbstzweck nicht.
Ad "Verwirrende Grautoene". Metal wuerde ich nicht unter Grauton einordnen, das ist eindeutig tiefschwarz.
Ich muss wiederholen: Es ist nicht nur nicht meins, ich halte es auch fuer schlecht und gefaehrlich.
Das ist mein Standpunkt. Da aendere ich von mir aus meinen Nick in "Rasenmaeher" oder "Gery B."

mfg

Peter Silie
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Peter Silie

@ bisher stille Nina

Nightwisch und Laguna Oil sind mir wurscht.
"Feinster Metal" halte ich fuer ein Oxymoron.
"Black Metal melodisch im instrumentalen Bereich" - als satirische Pointe sehr erheiternd! Bitte weitere Beispiele!

Danke, mir reicht der Eindruck von aussen.
Ich wuensche viel Vergnuegen mit den inneren Aspekten. Jedem das ihre.

mfg

Peter Silie

Sandra

Nun, ich kenne mich nicht so gut aus wie  Du, Nina, aber was Du da gesagt hast, kann ich durchaus nachvollziehen. (Übrigens: schön, dass Du Dich zu Wort meldest!)  Ich glaube, dass man sich erst mal damit beschäftigen muss, bevor man pauschal ablehnt. Ich finde überhaupt so pauschale Ablehnungen (und nachgerade aggressive Ablehnung bei unserem  liebsten Peter) erstens immer falsch, und vor allem, wenn man sich nicht eingehend mit dem Thema befasst hat, und trotzdem gleich so rasend dagegen ist, dann ist was faul im Staate Silie.... ;) Klar gibt es auch Metal-hymnen oder melodiereiche Dinge, eine der ersten Metal Bands, Van Halen, ist nicht umsonst erst von einer klassischen Ausbildung weg zu dieser Musik gelangt.
Ich habe auch nciht die Geduld, oder auch nur das Interesse (vielleicht auch eine Generationenfrage) mich so mit Metal auseinander zu setzen, dass ich die Bands gut genug kennenlerne, um wirklich differenziert Auskunft geben zu können. Aber eben, ich zum Beispiel schätze immer wieder dazwischen mal Manson oder NIN, ab und zu nervt es mich auch, und ich empfinde es als Lärm, wenn ich grad nicht in der Stimmung bin. Ich würde vermutlich auch Leute, die NICHTS ANDERES als Metal hören, für etwas schlicht halten. Aber wenn man es einfach so pauschal ablehnt, dann finde ich das überheblich und eigentlich dumm.  Wie jede Pauschalisierung.