Bühnenkunst durch Bühnenkraft

Begonnen von h-j-urmel, 15. Dezember 2021, 17:54:31

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h-j-urmel

Für den Inhaber von Bar jeder Vernunft und dem Tipi am Kanzleramt, Holger Klotzbach, war und ist die Bezeichnung "Kleinkunst-Theater" unangebracht für das, was auf seinen Bühnen dargeboten wird. Dieser Begriff ist in Deutschland gang und gäbe, angefangen von den Wühlmäusen in Berlin, bis zu hunderten anderen großen und keinen Theatern. So, wie Holger Klotzbach, finde auch ich die Bezeichnung nicht zutrffend. Über einen mir bekannten Künstler schickte ich die Empfehlung nach Berlin, das Wort "Bühnenkunst" zu verwenden.

Ich setze die Bühnenkunst seit langer Zeit ein. "KUCKUCK - Bühnenkunstarchiv für Kreisler Und Chanson/Kabarett Und Comedy/Kleinkunst. Die Kleinkunst gibt es, sie ist jedoch unbedeutend bezüglich der Anzahl praktizierender Künstler. Erwin Grosche wäre für mich eine Person, die dazu zählt.

Viele Bühnenkünstler treten natürlich an anderen Orten auf, zum Beispiel in der Manege oder auf der Straße. Ebenso treten viele Künstler auf der Bühne auf, die ich bisher nicht erwähnte. Die Schauspieler, Artisten, der Clown, Tänzer, Zauberer, Jongleure und, und und. In meinem Archiv sind alle mit vertreten in kleineren Sparten.  Spielen also nicht die Hauptrolle.

Gleich, welcher Bühnenkünstler seine Darbietung dem Publikum angedeihen läßt, er weiß genau, ohne die Unterstützung der Bühnenkräfte wäre er so gut, wie verloren. So werden wir es immer erleben, wie sich die Künstler zum Ende der Vorstellung artig bei den Bühnenkräften bedanken. Bei den meisten Bühnen trifft das für Licht und Ton zu.

Der Verantwortungsbereich der Bühnenkräfte ist natürlich viel, viel weiter und größer. Es ist ein eigener Ausbildungsberuf, zum Beispiel in der Universität Mozarteum Salzburg.

https://www.moz.ac.at/pdf.php?id=14198&t=DOCUMENTS_STORE_MBL


Es gibt böse Menschen, die nennen auch schon mal Bühnenkünstler als Bühnenkräfte. Die meinen vermutlich so Berühmtheiten, wie Lizzy Aumeier oder Daphne de Luxe. Vielleicht passt da eher Kraftpaket.

Es lebe die Bühnenkunst und das hoffentlich bald wieder frei von Corona-Einschränkungen!


Heiko

Hallo Urmel, vielen Dank für die spannende Frage!

Ja, der Begriff "Kleinkunst" hakt etwas und ich kann gut verstehen, dass du dein Archiv anders benennst. Ich mag an ihm das Ironische, Bescheidene,, ja, auch das Kindliche, den koketten Hinweis auf Verzicht bestimmter Mittel und Ansprüche.

Die Intensität von Kunst wird für mich nicht deswegen kleiner, nur weil sie sich so nennt. An den Auftritt von Pigor & Eichhorn beispielsweise, den ich letzten Oktober in voller Wucht habe erleben dürfen, werde ich mich noch in sehr vielen Jahren erinnern können. Sicherlich spielen die beschränkenden Corona-Umstände sowie ein mehrwöchiger Krankenhausaufenthalt dabei eine Rolle. Nichtsdestotrotz wurde mir/uns große Kunst geboten, die es sich leisten kann, klein zu nennen.

Grüße Heiko
"I would prefer not to."

h-j-urmel

Hallo Heiko!
Wenn ich es richtig verstehe, warst Du lange Zeit im Krankenhaus. Ich hoffe Du bist wieder wohl auf. Das ist wichtiger, als irgendeine Namensgebung.
Wichtig ist, wie wir miteinander umgehen und daher bin ich so traurig, wenn ich immer wieder mitbekomme, wie einige Personen kübelweise Pech und Schwefel über Georg Kreisler ausschütten mit konstruierten Geschichten und echten Lügen. Georg Kreisler kann sich nicht mehr wehren und Barbara Peters ist inzwischen  eine ältere Dame, die gegen die Bösen kaum was ausrichten kann.


Ob Georg Kreisler ein Sänger, ein Kabarettist, ein Schriftsteller, Autor oder sonst was war, spielt keine Rolle, wobei Kleinkünstler mir bei ihm nicht einfallen würde. Für mich ist wichtig, was er uns geschenkt hat mit seinen Werken und mit seinen Ansichten. Er hat über Menschen geschrieben, über Religionen, über Leben und den Tod und hat uns gefragt, ob wir lachen wollen.

Mein  Archiv hatte bereits viele Namen. Die Bestandteile sind gleich geblieben. In Teilen mehr und in Teilen weniger. Habe kürzlich hunderte Schallplatten entsorgt. In den nächsten Tagen bekomme ich ein neues Buch über Liedermacher incl. Beschreibungen zu Georg Kreisler.

Als ich vor vielen Jahren Reinhard Hippen fragte, ob ich sein Kabarettarchiv in Mainz besichtigen darf, da sagte er mir, zu sehen gibt es da gar nichts Besonderes, nur Schränke voller Bücher, Platten, Noten Videos, CD,´s und so weiter. Bei mir ist das jetzt ebenso. Aber was da drin steht, das ist für mich gelebte Kultur. Ursprung all dieser Inhalte ist der Mensch mit dem was er uns durch sein Tun schenkt. Und da mache ich gerne gleich einen kleinen Schlenker zu Burkhard Ihme, über dessen Tätigkeit ich in der letzten Zeit viel gelesen habe und vor wenigen Tage auch geschrieben. Seine Materialien haben einen Platz hier irgendwo im Archiv. Der Mensch ist in meinem Kopf und beeinflusst mit meine Gedanken. Dafür habe ich nicht mal einen Namen.
Heiko, ich freue mich, dass es Dich gibt und über das, was Du für viele Menschen unternimmst.




Heiko

Danke für deine lieben Worte! Und ja, am Allerwichtigsten ist es, wie miteinander umgegangen wird. Begrifflichkeiten sind demgegenüber nachrangig.
"I would prefer not to."

h-j-urmel

Ich komme noch mal zurück auf den Begriff Kleinkunsttheater. Obwohl es viele Spielstätten gibt, die sich selbst Kleinkunsttheater nennen, erwähnt Georg Kreisler in der Autobiografie, die 2009 veröffentlicht wurde diesen Begriff nicht ein mal bei der Aufzählung der Orte, an denen er auftrat. Er schreibt:

in Spelunken, Opernhäusern, noblen Nachtlokalen, auf Riesenbühnen, Kabarettbühnen, Kleinbühnen, in Konzertsälen, Schauspieltheatern, auf Privatpartys, in Wirtshäusern....

Die Häuser, in denen gespielt wird mögen klein sein, die dargebotene Kunst in der Regel nicht, diese ist groß!