Bildung ist Schande

Begonnen von Sandra, 25. Januar 2005, 01:12:12

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Dagmar

Toi toi toi weiterhin, Maexl - ich halte die Daumen. Was mein Abi betrifft, kann ich mich auch nur noch dunkel erinnern: Zentralabi gab es damals noch nicht. Ich habe in Mathe, Deutsch, Geschichte und Bio Abi gemacht, das weiss ich jedenfalls noch. In Deutsch und Geschichte lief es grossartig, in Mathe und Bio hatte ich Glück, dass ich nicht durchgeknallt bin, damit war der NC hin. Daran erinnere ich mich auch noch gut. Und an die tagelange Party hinterher... ;)
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Maexl

hmm, nachdem Deutsch gestern schon so gut funktioniert hat (ich gehe von 12 bis 15 Punkten aus) habe ich heute das gefühl eine 15 Punkte-Mathe-Klausur hingelegt zu haben. In der letzten vorm abi (die doppelt zählt) hatte ich schon unerwartet 14... aber heute war alles perfekt - und nicht nur ich sage, dass die arbeit für mathe-begabte ein geschenk war. mal sehn, wies weiter geht  ;)

Suse

Maexl, ich wünsche Dir alles Gute für die Prüfungen. Wenn alles so weiter läuft, kann ja nix mehr schiefgehen!
Drück Dir sämtliche Daumen.
Von meinem Abi schweig ich lieber, der Bundeslandwechsel in der 10ten war ziemlich schwierig. Naja, jetzt kräht da kein Hahn mehr nach. Und das große Latinum hab ich eigentlich auch geschenkt bekommen; ich mußte nach dem "kleinen" nur noch ein halbes Jahr aus den Reklam- Übersetzungen abschreiben. Hab dann noch ein halbes Jahr drangehängt, weil ich mal gucken wollte, ob es, wenn der Druck vorbei ist, nicht doch noch Spaß macht. (dem war übrigens nicht so) Helfen tut es bei medizinischen Fachbrgiffen und dem Erlernen einiger Fremdsprachen.

Maexl

#328
ZitatInsgesamt 42.461 Schülerinnen und Schüler (29.152 an allgemein bildenden Gymnasien, 13.309 an beruflichen Gymnasien) haben am heutigen Montag (3. April) mit den schriftlichen Abiturprüfungen begonnen. Das Abitur startete traditionell mit dem Fach Deutsch.

Von 8.00 bis 13.30 Uhr saßen die Prüflinge der allgemein bildenden und beruflichen Gymnasien an ihren Aufgaben. Für deren Bearbeitung, einschließlich Einlesezeit, standen 330 Minuten zur Verfügung.

Zur Wahl standen folgende Themen:

    1.  Interpretation eines Dialogs zwischen Präsident von Walter und dessen Sohn Ferdinand aus ,,Kabale und Liebe" von Friedrich Schiller. Daran schließt sich eine Teilaufgabe an, die verlangt, das Verhältnis zwischen Vater und Sohn in Schillers ,,Kabale und Liebe" mit dem Verhältnis zwischen Mutter und Tochter in Fontanes ,,Effi Briest" zu vergleichen.
  2. Eine gestaltende Interpretation zu Theodor Fontanes ,,Effi Briest" setzt an der Abreise Instettens zu einem Aufenthalt nach Berlin an. Die Schülerinnen und Schüler sollen von der fiktiven Annahme ausgehen, dass Effi an ihren Vater einen Brief über ihre widerstrebenden Gedanken, Gefühle und Sehnsüchte schreibt und kurze Zeit später einen Antwortbrief erhält. Die Aufgabe verlangt das Verfassen beider Briefe.
  3. Eine literarische Erörterung greift ein Zitat aus dem Werk Erich Fromms ,,Haben und Sein. Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft. Stuttgart 1979" heraus. Das Zitat lautet: ,,Lieben ist eine produktive Tätigkeit, es impliziert, für jemanden (oder etwas) zu sorgen, ihn zu kennen, auf ihn einzugehen, ihn zu bestätigen, sich an ihm zu erfreuen – - sei es ein Mensch, ein Baum, ein Bild, eine Idee. Es bedeutet, ihn (sie, es) zum Leben erwecken, seine (ihre) Lebendigkeit zu steigern." Die Schülerinnen und Schüler sollen sich anhand von Schillers ,,Kabale und Liebe" und Fontanes ,,Effi Briest" mit dieser Auffassung von Liebe auseinander setzen.
  4. Eine vergleichende Interpretation zu den Gedichten ,,Die fremde Stadt" von Irmgard Keun (1909-1982) und ,,Kommt einer von ferne" von Nelly Sachs (1891-1970).
  5. Erörterung eines Aufsatzes von Rüdiger Safranski zum Thema ,,Heimat" (in: du – Zeitschrift für Kultur, Heft 750, Oktober 2004, S.89). Die Schülerinnen und Schüler sollen zunächst den Heimatbegriff Safranskis herausarbeiten. Daran schließt sich eine Erörterung der Auffassungen des Autors an. Alternativ dazu können die Schülerinnen und Schüler einen fiktiven Kommentar über den Text Safranskis für eine Lokalzeitung schreiben.

--------------------------------------------------------------------------------------

Beim Abitur dominiert der schwäbische Klassiker

Bei der Deutschprüfung setzte sich gestern weit über die Hälfte der Schüler mit Schillers ,,Kabale und Liebe" auseinander

NÜRTINGEN. Das Schillerjahr ist eigentlich vorbei. Dennoch: Als gestern zum Auftakt der diesjährigen Abiturprüfungen den 42 000 baden-württembergischen Möchtegern-Absolventen die fünf Deutsch-Aufgaben zur Auswahl vorgelegt wurden, griffen die meisten tief in die Klassikerkiste. Zumindest in Nürtingen und Umgebung. Von den 513 Prüflingen beschäftigten sich 333 mit Schillers Trauerspiel ,,Kabale und Liebe". Den Ruhm muss sich der Dichterfürst in beschränktem Maße mit Theodor Fontane teilen, denn in einem Teil der Aufgabe musste ein Vergleich mit dessen ,,Effi Briest" angestellt werden.


ANDREAS WARAUSCH

Ob es nur die Strahlkraft des olympischen Marbachers war, die die Schüler ihre Entscheidung treffen ließ? Oder doch die vermeintliche Zeitlosigkeit des Schillerschen Gesellschaftsdramas? Sicherlich trieben die (Bald-)Abiturienten auch ganz nüchterne Gründe um. ,,Kabale und Liebe" war wie ,,Effi Briest" Pflichtlektüre. Heere von Germanisten haben bereits mehr oder weniger Erhellendes zur Geschichte der Luise Miller von sich gegeben.

Sekundärliteratur en masse, ein relativ überschaubarer interpretatorischer Ansatz: Da schien so mancher auf Nummer sicher gehen zu wollen. Zu verdenken ist es den jungen Menschen nur schwer, Deutsch ist im Einheitsabitur seit einigen Jahren zumindest eine Pflichtaufgabe.

Schillers ,,Kabale und Liebe" ist ein bürgerliches Trauerspiel. Verlassen wird die Welt des Hochadels, nun gehören auch Bürgerliche auf die Weltenbühne. Ferdinand liebt Luise. Und umgekehrt. Des Buben Vater allerdings hat hochtrabende Pläne am Fürstenhof für ihn, will ihn mit der Mätresse des Chefs vermählen. Klar, dass alles tragisch endet. Vorgelegt wurde den Schülern die siebte Szene aus dem ersten Akt, der Herr Präsident nimmt sich den aufmüpfigen Sohnemann zur Brust.

Fünfeinhalb Stunden Zeit hatten die Schüler, um die Szene einzuordnen, zu interpretieren und letztlich das Vater-Sohn-Verhältnis mit ,,Effi Briests" Mutter-Tochter-Konstellation zu vergleichen. Den prozentualen Spitzenwert auf der Schiller-Skala gab's am Nürtinger Max-Planck-Gymnasium (64 von 76), auch am Hölderlin-Gymnasium (82 von 120) und in Neckartenzlingen (67 von 85) gab's satte Zwei-Drittel-Mehrheiten. Die starke Hälfte war's am Wendlinger Robert-Bosch-Gymnasium (33 von 62). An den berufsbildenden Gymnasien auf dem Säer ein ähnliches Bild: an der Albert-Schäffle-Schule griffen von 79 Schülern 45 zu Schiller, an der Fritz-Ruoff-Schule war es nicht ganz die Hälfte: 37 von 78.

Lediglich an der Nürtinger Rudolf-Steiner-Schule zog die Mehrheit der 13 Schüler (acht zu fünf) eine gestaltende Interpretation zu Fontanes ,,Effi Briest" Schiller vor. Zu einem Auszug aus dem Kapitel 20 galt es zwei Briefe zu schreiben. Diese Aufgabe schaffte es in Neckartenzlingen noch auf Rang zwo (neun), am HöGy auf Platz drei (acht) und in Wendlingen immerhin auch noch auf den zweiten Platz (16).

Keine Lust auf Gedichte

Gar nicht gut landen in der Gunst der Probanden konnte die literarische Erörterung. Hier sollte Erich Fromms Auffassung von Liebe aus seinem Psychologie-Klassiker ,,Haben oder Sein" anhand von ,,Effi Briest" und ,,Kabale und Liebe" diskutiert werden. So frei erscheinen wollte kaum einer, insgesamt waren es sechs.

Auch der an den allgemein bildenden Gymnasien angebotene Gedichtsvergleich kam nicht so an. Lediglich 20 Prüflinge wollten insgesamt Irmgard Keuns ,,Die fremde Stadt" mit Nelly Sachs' ,,Kommt einer von ferne" vergleichen. Beide Gedichte sind 1947 entstanden und befassen sich mit den Begriffen Heimat und Fremde.

----------------------------------------------------------------------------------------------

REIFEZEUGNIS / AUCH 54 ABITURIENTEN DES ALFRED-AMANN-GYMNASIUMS STELLTEN SICH DER DEUTSCHPRÜFUNG

Gut vorbereitet und bestens gestärkt

Schwerpunkte sind Schillers ,,Kabale und Liebe", ,,Effi Briest" von Fontane sowie das Lyrikthema Heimatverlust

BÖNNIGHEIM. Die Zeit der intensiven Vorbereitung ist für die Schülerinnen und Schüler der 13. Klassen nun vorbei. Gestern starteten im Landkreis Ludwigsburg 1400 in den allgemein bildenden Gymnasien und 395 in den beruflichen Gymnasien mit der Abiturprüfung. In der Festhalle Bönnigheim stellten sich 54 Gymnasiasten des Alfred-Amann-Gymnasiums dem ersten Prüfungsfach Deutsch.

Brezel und Schokowaffel, Literatur und Nachschlagewerk – die Deutschprüfung kann beginnen.

Foto: Jürgen Kunz
Auf den 54 Einzeltischen in der Festhalle lagen gestern Morgen um 7.50 Uhr das Arbeitspapier – für Korrektur und Reinschrift – und der ,,Wortprofi" als erlaubtes Nachschlagewerk sowie die Reclam-Ausgaben von Schillers ,,Kabale und Liebe" und ,,Effi Briest" von Theodor Fontane bereit. Die Elftklässler hatten traditionell eine Laugenbrezel, einen halben Liter Apfelsaftschorle und eine Schokowaffel für die Abitursprüflinge ausgelegt. So gut umsorgt konnten sich die Bönnigheimer Abiturienten einer der fünf Deutschaufgaben in den kommenden fünfeinhalb Stunden widmen. Schulleiter Steffen Prill freute sich gestern Morgen, dass alle 54 zur Prüfung zugelassenen Gymnasiasten kurz vor 8.00 Uhr in der Festhalle eingetroffen waren und sich nach der – in der Prüfungsordnung vorgeschriebenen – Frage nach ihrem gesundheitlichen Befinden, durchaus wohl fühlten. Traditionell beginnt das Abitur mit dem Fach Deutsch. An den allgemein bildenden Gymnasien konnte zwischen fünf Themen gewählt werden.

Der Interpretation eines Dialogs zwischen Präsident von Walter und dessen Sohn Ferdinand aus ,,Kabale und Liebe" von Friedrich Schiller. Daran schloss sich eine Teilaufgabe an, die verlangt, das Verhältnis zwischen Vater und Sohn in Schillers ,,Kabale und Liebe" mit dem Verhältnis zwischen Mutter und Tochter in Fontanes ,,Effi Briest" zu vergleichen. Das zweite Thema war eine gestaltende Interpretation zu Theodor Fontanes ,,Effi Briest", die an der Abreise Instettens zu einem Aufenthalt nach Berlin ansetzt. Die Schülerinnen und Schüler sollten von der fiktiven Annahme ausgehen, dass Effi an ihren Vater einen Brief über ihre widerstrebenden Gedanken, Gefühle und Sehnsüchte schreibt und kurze Zeit später einen Antwortbrief erhält. Die Aufgabe verlangt das Verfassen beider Briefe. Eine literarische Erörterung, die ein Zitat aus dem Werk Erich Fromms ,,Haben und Sein. Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft. Stuttgart 1979" herausgreift, war die dritte der fünf möglichen Prüfungsaufgaben. Das Zitat lautete: ,,Lieben ist eine produktive Tätigkeit, es impliziert, für jemanden (oder etwas) zu sorgen, ihn zu kennen, auf ihn einzugehen, ihn zu bestätigen, sich an ihm zu erfreuen – sei es ein Mensch, ein Baum, ein Bild, eine Idee. Es bedeutet, ihn (sie, es) zum Leben erwecken, seine (ihre) Lebendigkeit zu steigern." Die Schülerinnen und Schüler sollten sich anhand von Schillers ,,Kabale und Liebe" und Fontanes ,,Effi Briest" mit dieser Auffassung von Liebe auseinander setzen.

Eine vergleichende Interpretation zu den Gedichten ,,Die fremde Stadt" von Irmgard Keun (1909 bis 1982) und ,,Kommt einer von ferne" von Nelly Sachs (1891 bis 1970) sowie die Erörterung eines Aufsatzes von Rüdiger Safranski zum Thema ,,Heimat" waren die Aufgaben vier und fünf der diesjährigen Deutsch-Abiturprüfung. Die Schülerinnen und Schüler sollten zunächst den Heimatbegriff Safranskis herausarbeiten und eine Erörterung der Auffassungen des Autors verfassen. Alternativ dazu konnten die Schülerinnen und Schüler einen fiktiven Kommentar über den Text Safranskis für eine Lokalzeitung schreiben.

Am heutigen Dienstag folgt nun die Prüfung im Fach Mathematik dem sich am Mittwoch, 5. April, Englisch und am Donnerstag, 6. April, Französisch anschließt. Am Freitag, 7. April, finden die schriftlichen Prüfung in Bildender Kunst, Musik, Physik, Chemie, Biologie und Sport, Geschichte, Geschichte bilingual, Gemeinschaftskunde, Erdkunde sowie Evangelischer und Katholischer Religionslehre sowie Ethik statt. Die Lateiner werden am Montag, 10. April, Griechisch, Spanisch, Italienisch Portugiesisch und Russisch wird am Dienstag, 11. April, schriftlich geprüft.

----------------------------------------------------------------------------

Die erste Etappe auf dem Weg zum Abitur

Mit Deutsch fängt alles an: In Marbach haben Schüler gestern Punkte für die Hochschulreife gesammelt

Marbach. Doping mit Traubenzucker oder

vor Aufregung Essen und Trinken vergessen: Abiturienten in Marbach haben gestern morgen von 8 bis 13.30 Uhr mit der schriftlichen Deutschprüfung den ersten Teil des Abiturs hinter sich gebracht. Aufgeregtheit danach war nicht zu sehen.

Von Sandro Mattioli

Zwei Fragen hört man am Montagmittag vor dem Friedrich-Schiller-Gymnasium ziemlich oft: "Was geht?" und "Welche Aufgabe hast du genommen?" Während die erste Frage unbeantwortet stehen bleibt, tauschen sich die Marbacher Gymnasiasten über die zweite rege aus. Allerdings in ruhigem Ton - weder Euphorie noch Wut sind auf dem Platz vor der Schule zu hören. Und das laute Entkorken von Sektflaschen erst recht nicht. Manche steigen dann auch recht bald in den Bus.

Ein Heimspiel hatte die erste Abitursaufgabe. Die Schüler sollten einen Dialog aus "Kabale und Liebe" von Friedrich Schiller interpretieren und das Verhältnis zwischen Kind und Elternteil in Schillers Stück sowie in "Effi Briest" von Theodor Fontane vergleichen. In einer anderen Aufgabe konnten die Schüler sich ihre Kenntnisse im Briefeschreiben bewerten lassen. Man solle ein Schreiben von Effi Briest an ihren Vater sowie dessen Antwort verfassen, lautete die Aufgabe. Komplex gestaltete sich die Erörterung, das dritte Wahlthema: Hier war ein Zitat Erich Fromms, demzufolge Lieben eine "produktive Tätigkeit" ist, auf die Stücke von Schiller und Fontane zu beziehen. Gedichte von Irmgard Keun und Nelly Sachs mussten für die vierte Aufgabe vergleichend interpretiert werden. Auch der Schiller-Biograf Rüdiger Safranski und dessen Begriff von Heimat waren gestern Thema. "Wir hatten vier Stunden Zeit dafür", sagt Roman Schmidt. "So lange war ich noch nie am Stück im Klassenzimmer."

Nach der Abi-Prüfung in Deutsch bleibt dann auch kaum eine Pause für die Schüler. "Ich gehe gleich erst mal nach Hause und lerne", sagt Alex Klemm. "Morgen fängt das Abi mit der Mathe-Prüfung erst richtig an", erklärt sein Freund Roman. Die Matheprüfung sei die schlimmste, ist sich Michael Blum sicher. "Da muss man am meisten darauf lernen." Deutsch- und Mathematikprüfungen müssen alle Gymnasiasten schreiben. Danach kommen noch eine Fremdsprache und ein Fach nach Wahl dazu. "Wir haben uns für Sport entschieden und sind am spätesten fertig", sagt Roman Schmidt. Erst im Mai legen Alex und er die letzte Prüfung ab.

Gefeiert wird davor trotzdem schon. Abiball, Abifest, Abischerz - die Liste ist lang. Allerdings wurde eine Party auf oder neben dem Schulgelände den Schülern verboten. "Es hieß, feiert zu Hause im Garten", sagt Alex Klemm. Im Garten wird der Party-Marathon wohl kaum steigen, vielleicht aber auf einem Grundstück am Neckar.

zu meinem thema:

text ist leider nicht frei zugänglich: http://www.dumag.ch/bisher.php?id=199

aber safranskis auffassung findet sich besonders hier: http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/1119175

und teilweise zitate aus dem abiaufsatz hier: http://www.siebenbuerger.de/sbz/sbz/news/1053815069,51550,.html

gestern war Englisch - nicht so besonders, war aber zu erwarten... nicht zu erwarten war allerdings dass Paul Austers Moon Palace fast ausnahmslos thema war... (frage eines freundes von mir vor öffnen der mappen: Herr Gabel, lässt sich Moon Palace denn umgehen?) - ein nettes buch, aber als klausur ist es eher postmoderner murks. dem bin ich wo es ging nur aus dem weg zu gehn ausgewichen (sprich: eine übersetzung, die nicht besonders gut gelang und ein essay über globalisation)

whoknows

Ich weiss, wir haben auch einen Buchempfehlungs-thread - aber den finde ich grad nicht, und hier passt das eigentlich auch sehr gut hin:
Konrad Paul Liessmann (Philosoph) "Theorie der Unbildung"
Er stellt die These auf,  (und beweist auch grossteils schlüssig) dass unsere angebliche Wissensgesellschaft eher in ihr Gegenteil verkommt, weil das Wissen industrialisiert wird, und damit an der Oberfläche bleiben muss. Liest sich spannend, gescheit - in weiten Teilen gab es bei mir einen: "Meine Rede!!!" - Effekt, was ja ein nettes Gefühl ist.
Ebenso unterzieht er die Universitäts- und Schulreformen einer sehr kritischen Analyse, die zu dem Schluss kommt, dass es immer mehr darum geht, die alten Eliten wieder aufzubauen, und das Wissen eben genau NICHT zu demokratisieren. Höchst Interessant!!!!

Franz08

Hallo whoknows,

der Liessmann liest sich wie immer nicht nur dann gut, wenn man/frau ihm zustimmen kann. Die Kernthesen des Buches finden sich auch hier: http://science.orf.at/science/liessmann/144545 Keine Angst: Das Buch ist beileibe mehr als affirmative Bestätigunsgliteratur für Spät-Achtundsechziger...

THEORIE DER UNBILDUNG
Die Irrtümer der Wissensgesellschaft
Zsolnay Verlag, Wien 2006
http://www.amazon.de/gp/product/3552053824/
Match as much as you can!

Bastian

#331
Gerade gelesen, und schon steht es hier:
Ein Beispiel für den Drang der Idiotie, sich selbst zu reproduzieren: Eine Lehrerin, die alle Schüler mit redlich guten Noten durchbringt, scheint eine Gefahr für das Schulsystem zu sein. Was tun wir, wenn es keine Verlierer gibt?

Genau.
Wir erfinden sie:


"Wenn die Kids zu gut sind
Bitte nicht für Schüler engagieren

Eine bayerische Lehrerin fördert ihre Kinder so gut, dass sie exzellente Noten haben. Grund genug für Schulämter und -leiter, zu fragen, was da falsch läuft.
[...]
Auch Sabine Czerny fühlt sich inzwischen genötigt, so zu unterrichten und Testaufgaben derart zu konstruieren, dass mit Sicherheit ausreichend Vierer, Fünfer und Sechser herauskommen und ihre Rektorin sie nicht weiterhin behandelt wie einen störrischen Esel. Ihr ist schmerzlich bewusst, dass sie Versager produziert, wenn sie sich an die Anweisung ihrer Vorgesetzten hält."



Mehr unter:
http://www.taz.de/1/zukunft/wissen/artikel/1/bitte-nicht-fuer-schueler-engagieren/

Gruß
Bastian


michael

Kam eben auch in "Monitor".

Unfassbar: Aussieben als Pflicht (inoffizielle) der Lehrer.

Sie animiert Schüler zum freiwilligen Lernen, zum Spass am Lernen - und wird strafversetzt.

Eine Republik auf dem Weg zur Elite.

Anke

#334
Und das alles nach und trotz PISA. Angeblich sollte die Schule ja jetzt besser werden. Stattdessen werden LehrerInnen bestraft, die gute Noten bei ihren SchülerInnen produzieren.

Anstatt dass die LehrerInnen ihrer Parallelklassen dazu verdonnert wurden, bei ihr das Unterrichten abzugucken!

Man halte fest: Die Prüfungen waren in allen Parallelklassen GLEICH, d.h., sie hat nicht etwa zu leichte Aufgaben gestellt, damit ihre SchülerInnen besser abschnitten, sondern sie hat definitiv besser unterrichtet.

Und da heißt es vom Schulamt: "Sie haben den Schulfrieden gestört" - und sie wird versetzt.

Wohin eigentlich? Sind die Kollegen in der nächsten Schule bessere Lehrer? Oder geht das Schulamt davon aus, dass sie jetzt so eingeschüchtert ist, dass sie ab sofort tatsächlich schlechteren Unterricht machen wird? [smiley=sad.gif]

Man könnte da glatt zum Amokläufer werden. Unfähigkeit der Beamtenschaft ... das ändert sich wohl nie?!?  [smiley=angry.gif]

Heiko

#335
Zitat(...)
Konrad Paul Liessmann (Philosoph) "Theorie der Unbildung"
Er stellt die These auf,  (und beweist auch grossteils schlüssig) dass unsere angebliche Wissensgesellschaft eher in ihr Gegenteil verkommt, weil das Wissen industrialisiert wird, und damit an der Oberfläche bleiben muss. Liest sich spannend, gescheit - in weiten Teilen gab es bei mir einen: "Meine Rede!!!" - Effekt, was ja ein nettes Gefühl ist.
Ebenso unterzieht er die Universitäts- und Schulreformen einer sehr kritischen Analyse, die zu dem Schluss kommt, dass es immer mehr darum geht, die alten Eliten wieder aufzubauen, und das Wissen eben genau NICHT zu demokratisieren. Höchst Interessant!!!!
Zitat(...) der Liessmann liest sich wie immer nicht nur dann gut, wenn man/frau ihm zustimmen kann. Die Kernthesen des Buches finden sich auch hier: http://science.orf.at/science/liessmann/144545 Keine Angst: Das Buch ist beileibe mehr als affirmative Bestätigunsgliteratur für Spät-Achtundsechziger...

Jawohl, lies Liessmann, Mann!
Auch wenn er humanistische Bildung - sprich: Altgriechisch und Latein - als die einzig richtige betrachtet.

Fundiert-kritisches zu der Bologna-Hochschulreform gibt es auch hier:
http://life.epb.uni-hamburg.de/node/4467
http://www.amazon.de/Bachelor-bolognese-Erfahrungen-neuen-Studienstruktur/dp/3866492812
außerdem dies für alle Studenten, Schüler und Nichterziehbare:
http://www.bildungsstreik2009.de/


Schule und Hochschule beinhalten unter anderem eine systemerhaltende, also elitäre Funktion, die durch Selektion einen wesentlichen Teil der Bevölkerung von der Partizipation am Wohlstand ausschließt.

Aufklärung kann nur a-pädagogisch erfolgen!
... weil jeder Versuch (pädagogisch) einzuwirken einem subjektiven Zweck (des Pädagogen) dient.

Widerworte erwünscht!



________

edith nötig für Verentprovozierung
"I would prefer not to."

Bastian

#336
Pfarrer Fliege vergleicht Scientology mit Weltreligionen:

Jürgen Fliege, nebenberuflich evangelischer Pfarrer, ist von Cabertas Kritik derart aufgewühlt, dass ihm die eigene Rechtfertigungsrhetorik ein Schnippchen schlägt. Auf ein von ihm seit Jahren beworbenes und mindestens 4000,- Euro teures Pseudogerät seines Scientologen- Freundes Wilhelm Mohorn ("Aquapol") angesprochen, lässt er verlauten:

Zitat"Aber dennoch macht es mir keine Mühe, Scientologen gegenüber tolerant zu bleiben, auch wenn diese Haltung in Deutschland nicht mehrheitsfähig ist. Ich spreche schließlich auch mit Katholiken, Juden und Muslime und wenn sie gute Ware haben, kaufe ich bei ihnen ein."

Quelle (PDF): http://www.fliege.de/presse/downloads/Pressemeldung9-8-2011-hp.pdf

Wir halten fest: Fliege kauft auch bei Juden. Das ist löblich und es entspricht nach christlicher Zeitwahrnehmung sogar dem neuesten Trend.
(Natürlich relativiert es sich ein wenig dadurch, dass er mit den Katholiken und den Muslimen ähnlich verfährt. Mit irgendwem muss man ja schließlich sprechen, und bei irgendwem muss man ja auch einkaufen. Genaugenommen müsste man das heutzutage ja nicht mal mehr erwähnen. Aber er tut's, und so muss ich es auch entsprechend würdigen.)
Jetzt aber zum springenden Punkt: Jürgen Fliege bedient sich zu seiner Verteidigung eines Vergleichs. Eines Vergleichs, für den die Scientology ihm danken darf. Er hievt sie argumentativ auf die selbe Stufe, auf der sich die drei großen Weltreligionen befinden. Als Religion anerkannt zu werden (in D.), gar weltweit mit "den Großen" gleichzuziehen,... das sind: erklärte Ziele der Scientology.

Und dieser rhetorische Trick, die Scientology bei jeder sich nur bietenden Gelegenheit mit Religionen gleichzusetzen, dies den Menschen immer wieder vorzuturnen und immer wieder einzubläuen, bis sie es im Schlaf nachplappern: "Scientology = Religion, Scientology = Religion, Scientology = Religion...", ist: eine Methode der Scientology

War das nur ein Lapsus?

Wohlgemerkt: es ging um einen angeblichen Raumtrockner...


Dann vergleicht der evangelische Pfarrer auch noch seine "Fliege- Essenz" genannte Plörre mit Weihwasser:

ZitatBei diesem Produkt handelt es sich um ein Rechtsregulat der Firma  Dr. Niedermaier Pharma", das von Jürgen Fliege mit Gebeten und  Handauflegen bereichert wurde. ,,Dass gesegnete Mahlzeiten und gesegnetes Wasser qualitativ besser sind, wurde längst in Studien belegt. Nichts anderes verkauft die katholische Kirche als Weihwasser. Auch die Homöopathie lebt von Informationen, die auf einem Trägermaterial vermittelt werden." Selbst in der Kirche werde die Kraft des Wortes ernst genommen, beispielsweise beim Abendmahl: ,,Dort wird Wein zu Blut verwandelt und eine Oblate in den Leib Christi. Und keiner fragt, ob die etwa einen an der Klatsche haben."

Quelle: ebda

Den letzten Satz kommentiere ich ausnahmsweise mal nicht, obwohl auch er debattierbar wäre. Auch nicht den verzweifelten Rekurs auf die ebenfalls dysfunktionale Homöopathie und die angeblichen Studien, die die angebliche höhere Qualität gesegneter Speisen laut Fliege belegen sollen.
Viel interessanter finde ich die Tatsache, dass der Pfarrer Fliege Weihwasser mit seiner "Fliege- Essenz" (€421,- pro Liter) gleichsetzt. Auch ist mir nicht bekannt, dass die katholische Kirche das Weihwasser- wie Fliege behauptet- verkauft, geschweige denn zu einem vergleichbaren Preis.

Nochmals: Ein evangelischer Pfarrer, der sein eigenes Weihwasser herstellt?

Womöglich noch zuhause im Keller?!

Herr Fliege, unter uns: Ich bin kein Pyrotechniker, und Sie sind kein katholischer Pfarrer! Wir sollten uns das täglich drei Mal sagen! Gerade in den schwierigen Stunden, wenn die Stimmen am lautesten rufen.

Und, überhaupt: Was wird die evangelische Kirche dazu sagen?

Also: sollte noch irgendwer der Illusion anhängen, Herr Pfarrer Fliege sei wirklich hauptberuflich Pfarrer, müsste derjeinge wirklich langsam mal umdenken. Ich bin nun wirklich areligiös, aber dieser Kerl ist ja bereit, alles, aber auch alles, an das er angeblich glaubt, über Bord zu werfen, sobald jemand seine Wundermittelchen kritisiert.
Quizfrage: Welches ist nun wohl sein Standbein?

Ach so, dieses noch (Mensch, hab ich heut gute Laune! Wie kommt's?):
Zitat,,Die Essenz gibt es mit meinen Gebeten zum gleichen Preis wie ohne. Flieges Segen kostet also nichts extra."

Huch?
Ein wertloser Segen? Na, das ist ja nun wirklich doof. Um nicht zu sagen: saublöd. Da verschwendet man seinen Segen an eine Essenz, die schon ohne Segen 421,- Euro pro Liter kostet... Wen soll der Segen denn überhaupt erreichen? Wäre es nicht viel kundenfreundlicher, z.B. Leitungswasser zu segnen, wenn man schon (angeblich) nichts daran verdient?

Ich überlege gerade: Soll ich Herrn Pfarrer Fliege mal fragen, ob er bei mir zuhause vorbeikommt und an meinem Rechner das Forum segnet? Ich meine: das Forum (Trägermaterial) kostet mich weit weniger als 421,- Euro, es erreicht aber viele Menschen. Der Segen wäre also praktisch gemeinnützig. Eventuell sogar absetzbar, aber darum geht's mir nicht. Ich wäre selbstverständlich bereit, ihm die Fahrtkosten und eine Nacht in der Pension Bratmann zu bezahlen und würde ihn auf einen Kaffee einladen, wenn er denn will. Soll ich ihn mal fragen?

Soviel erstmal.

Grüße
Bastian

Burkhard Ihme

Ob Fliege überhaupt zurechnungsfähig ist, mögen andere beurteilen. Was Scientology betrifft hat er aber in der Tat jedes Maß verloren. Ich hab ihn mal als Gast bei Maischberger gesehen, wo er die Schilderung einer der totalitären Erziehungsmaßnahmen (ein Kind mußte/durfte einem Kind oder auch Erwachsenen befehlen, von einer Wand des Raums zur anderen zu laufen, der andere mußte strikt gehorchen) mit dem hirnlosen Satz kommentierte, das seien doch Vertrauensspiele, wie er sie in jeder Jugendfreizeit durchführen würde.

Bastian

Ja, das hatte ich auch gesehen. Fliege spielt konstant alle Methoden und Machenschaften der Scientology runter, egal wo und von wem er angesprochen wird. Das hat Methode.

Es ist ja gerade mal ein paar Tage her, dass er der Scientology wieder einmal den Status einer Religion anzudichten versucht hat.
Er tut es schon wieder:

ZitatDie Aufregung über seine Werbung für Produkte der Scientologen versteht er nicht. Pfarrer Fliege: ,,Caberta sagt: Kauft nicht bei Scientologen. Wie früher in ungleich gefährlicheren Zeiten gesagt wurde: Kauft nicht bei Juden."
Quelle: http://www.bild.de/unterhaltung/leute/juergen-fliege/antwortet-auf-frage-nach-esoterik-fimmel-19385960.bild.html
(Hervorhebungen durch mich)

Was steckt da alles drin:
1. Er setzt die Scientology argumentativ mit einer Weltreligion gleich (das hatten wir bereits).
2. Nur der Vollständigkeit halber: er vergleicht damit umgekehrt auch die Juden mit den Scientologen.
3. Bezieht man den von ihm unterstellten Rat Cabertas "Kauft nicht bei..:" auf ihn persönlich, wäscht er seine Scientology- Kontakte nicht nur rein, er verkauft sie den Lesern sogar als einen hochethischen Akt: Er hält weiter zu seinen Scientologen, auch wenn der Rest der Welt mit ihnen gerne so umspränge, wie damals mit den Juden.
4. Versteht man den von ihm unterstellten Rat Cabertas allgemein, vergleicht er ungeniert Cabertas Scientology- Kritik mit der nationalsozialistischen Judenhatz.
5. Er vergleicht Ursula Caberta mit den Nationalsozialisten.

Das nur mal als Skizze, weil ich langsam mal pennen muss.

Broder, übernehmen Sie!

Bastian

Anke

#339
http://www.welt.de/vermischtes/prominente/article13537813/TV-Pfarrer-Fliege-steht-zu-Scientology-Geschaeften.html :
Zitat"Wenn ein Scientologe wie auch seine Konkurrenz ein Gerät herstellt, von dessen Wirksamkeit in meinem Haus, in Kirchen, Gemeindehäusern sich sogar TV-Teams haben überzeugen können, dann weiß ich in unserer speziellen deutschen Situation nicht, warum ich die Akzeptanz eines Produkts an der religiösen Überzeugung des Herstellers festmachen soll", so Fliege.
Haben wir nicht nur "Religionsfreiheit", sondern auch "Gedankenfreiheit" und "Vertragsfreiheit" in unserem Land? Prüfst du denn die Gedankenwelt jedes Fabrikanten/Verkäufers, wenn du ein Produkt kaufst, Bastian? Welche ethisch-weltanschauliche Einstellung haben denn z.B. der Mediamarkt, Neckermann oder Amazon? Wählst du danach aus?

Das ist zudem polemisch-verfälschend: "Scientology-Geschäfte". Es handelt sich da doch wohl um Geschäfte mit einem individuellen Scientologen, nicht um Geschäfte mit der Scientology-Organisation, oder habe ich das jetzt falsch aufgefasst?

Was mir schon immer auffällt ist, dass Scientologen je nach Bedarf als "Opfer" oder als "Täter" hingestellt werden. Entweder sind sie arme willenlose Opfer, verführt und missbraucht von der Organisation Scientology, oder sie sind böse Buben, die als Mitglieder von Scientology andere Menschen bedrohen, gefährden usw., so dass man von ihnen nicht mal ein Produkt kaufen dürfe.  ::) Ist schon seltsam, wie wenig Selbstbestimmung erwachsenen Menschen zugetraut und zugebilligt wird. DAS empfinde ich als bedrohlich.  :(

Ich finde, das "Kauft nicht bei ..." ist von derselben "Qualität" wie in der Nazizeit.

Und ist es nicht auffällig, dass gerade die BILD und ihre Verwandten sich immer so hinter/vor Frau Caberta stellen? Auch das gibt mir zu denken.  :o

Clas

Moin, moin,

ganz die selbe Qualität hat dieses "kauft nicht bei...!" nicht. Ich weiß nicht, ob Frau Caberta oder Frau Hartwig einen deshalb ohrfeigen würden, aber man würde ggfs. rechtlichen Schutz bekommen und einem gewalttätigen Antiscientologenmob ist meines Wissens bisher niemand zum Opfer gefallen. Auch gibt es keine staatlichen Stellen, die weitreichende Maßnahmen gegen Zuwiderhandelnde träfen. Echte Anprangerungen von Käufern sind mir bisher auch nicht ruchbar geworden. Außerdem, und da wird es bereits sehr haarig, kann man aufhören, Scientologe zu sein. Der antisemitisch-rassistisch definierte Jude kann das nicht.

-

Geschäftsschädigend ist sowas natürlich schon, und da darf ich, als jemand, dem Scientology schon nachgesagt wurde in einer kleinen Stadt, mitreden. Sowas kann locker ein Drittel bis den halben Umsatz kosten, über Jahre, und ohne den Trost, den das Martyrium vielleicht gewährt, wenn der Vorwurf nicht mal richtig ist...

Herrn Fliege kenne ich weiter nicht und hatte noch nie das Bedürfnis danach.

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...

Anke

#341
ZitatAußerdem, und da wird es bereits sehr haarig, kann man aufhören, Scientologe zu sein. Der antisemitisch-rassistisch definierte Jude kann das nicht.
Das stimmt - vordergründig. Aber zum einen würde ein "Aufhören" nicht viel nützen - was sogar du erleben musstest, obwohl du vorher noch nicht mal "drin" gewesen bist.  :o  Die Verfolgung - durch die fanatische Frau C. geschürt - breitet sich wie ein Pilz in die ganze Umgebung eines betroffenen Scientologen aus.

Zum anderen ist ein "dann tritt doch einfach aus!" nichts weiter als Erpressung zum Gesinnungs-/ Religionswechsel mit Hilfe existenzieller Notlage - hatten wir das nicht schon öfters mal, in naher, fernerer und ferner Vergangenheit?  :( Das finde ich nicht zumutbar. Andere Bevölkerungsgruppen bekommen bei uns Asyl, weil sie in ihrem Land religiösen Verfolgungen ausgesetzt sind (wie z.B. die Christen aus moslimischen Ländern), aber bei uns wird ebenfalls verfolgt. Wie gesagt, je nach "Bedarf" werden Scientologen als angeblich willenlose Opfer bemitleidet und "geschützt" oder als "Täter" beschuldigt, selbst wenn ihr "Verbrechen" nur darin besteht, irgendein Produkt auf den Markt zu bringen, das auch Nicht-Scientologen verkaufen.  ::)

Da ist mir ein Pfarrer Fliege mit seiner Einstellung lieber, der einige Toleranz für alles, was da kreucht und fleucht, mitbringt. Auch wenn er nicht zu meinen Lieblingen gehört.

Heiko

Ohne Fliege verteidigen zu wollen (- insbesondere Burkhards Schilderung macht ihn mir suspekt), finde ich es richtig, wenn er sich gegen die eifernde Caberta wehrt. Deren Engagement gegen Scientology in allen Ehren. Aber mit ihrem Bashing gegen Nena und Hape Kerkeling im ,,Schwarzbuch Esoterik" schießt sie übers Ziel hinaus und offenbart einmal mehr ihre Intoleranz.

Folgende Zitate von stern.de; Hervorhebungen von mir.
http://www.stern.de/panorama/promis-am-esoterik-pranger-aufregung-im-religioesen-supermarkt-1715761.html
ZitatWenn Hape Kerkeling, den sie sehr schätze, sich als "Buddhist mit christlichem Überbau" bezeichne, befeuere das viele verunsicherte Menschen darin, sich ihre eigene Religion zusammenzubasteln.
Und das wäre wirklich unerhört! Wo kämen wir denn hin, wenn jeder für sich selbst entscheiden würde, woran er glaubt. Höchste Zeit für einen Weltanschauungs-TÜV mit angegliedertem Kontroll- und Sicherheitsdienst.

ZitatAuch Popsängerin Nena hält Caberta mit ihren "spirituellen Ausflügen" für ein Aushängeschild der Esoterikszene. "Wenn Nena ihre Hüpfmeditation propagiert, was immer das auch sein soll, und von Spiritualität redet, ist doch klar, dass Menschen, die sie gut finden, in die Fänge von irgendwelchen Anbietern geraten können." Aber sollten wir nicht jedem Menschen ein Mindestmaß an einschätzungsvermögen zutrauen? Wenn sie das glauben würde, sagt Ursula Caberta, hätte sie ihr Buch nicht schreiben müssen.
Welches im Übrigen mit 18€ nicht mal halb soviel wert ist als besagtes Wässerchen.
Aber man sollte auch noch fragen, was die achso verführten und orientierungslosen Schäfchen nach Caberta denn überhaupt glauben dürfen angesichts all dieser bösen Verführungen. Vielleicht ist es hierfür erwähnenswert, dass Caberta selbst Mitglied der Evangelischen Kirche ist. Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass ich lieber mal mit Nena hüpfen würde, als mit Caberta die Hände zu falten.

Aber um jetzt den Bogen zur Bildung zu schlagen: mag Nena manchmal auch ein wenig abgehoben erscheinen, so hat sie doch ein wirklich fortschrittliches Sudbury-Schulprojekt in Hamburg durchgesetzt. Dort werden Demokratie und Selbstbestimmung nicht nur als wünschenswert deklariert, sondern auch tatsächlich praktiziert.
http://www.neue-schule-hamburg.org/ueber-uns.html
"I would prefer not to."

Clas

Moin, moin.

ZitatDas stimmt - vordergründig. Aber zum einen würde ein "Aufhören" nicht viel nützen - was sogar du erleben musstest, obwohl du vorher noch nicht mal "drin" gewesen bist.

Nun ja, das wiederum habe ich nicht ausprobiert. Ich schwöre nicht ab, wenn ich gar nicht zugeschworen hatte... In persönlichen Gesprächen habe ich mich schon als Nichtscientologe geoutet; da nun aber, ausweislich des Buches der Frau Hartwig und von ihr telefonisch bestätigt, der typische Scientologe, in die Enge getrieben, ebenfalls die Zugehörigkeit bestreitet und dies geradezu charakteristisch ist, müsste der vom Verdacht befallene, um glaubhaft von sich zu weisen, Antiscientologe werden und Herrn Hubbard nachhaltig und wiederkehrend vor Zeugen und vor allem vor Scientologen, beschimpfen. Lehnt er dies, unter dem Vorwand, es sei albern, ab, so ist er doch einer, ein besonders tückischer, eindeutig kein Opfer, sondern Täter. Opfer schwören ab und lassen sich umarmen. Dann werden sie geschützt.

Mißlicherweise kam mir das Ansinnen albern vor, einen mir weitestgehend unbekannten, nach dem vorliegenden Material zu urteilen, vermutlich spinnerten Amerikaner zu beschimpfen... Jedenfalls sind mir die Verfolger da mindestens so unlieb wie die Befolger und umarmt werden möchte ich von beiden nicht...

ZitatZum anderen ist ein "dann tritt doch einfach aus!" nichts weiter als Erpressung zum Gesinnungs-/ Religionswechsel mit Hilfe existenzieller Notlage - hatten wir das nicht schon öfters mal, in naher, fernerer und ferner Vergangenheit?

Ei freilich, nun wohl. Hatten wir. Das meinte ich mit haarig. Und die offenbar alleinzig gültig sich bedünkende evangelische Kirche gab für den Religions- und Kirchengeschichtsunterricht ein Werk heraus, in dem mitgeteilt wurde, die unter Karl dem Großen angesichts des drohenden Richtschwertes getauften Sachsen seien späterhin über ihren neuen Glauben sehr froh und dankbar gewesen und zufrieden darin. Die Vorgehensweise also gerechtfertigt. Ein Beitrag zum Unterrichtsgespräch, hier handele es sich ja wohl um Geschichtsschreibung aus der Siegerperspektive, und man könne aufgrund der beschriebenen Situation der Information nicht trauen, wurde vom Popen zurückgewiesen: Im Buch steht es so, also war es so: Da gibt es nichts zu diskutieren. Können Sie nicht lesen? Nachdem mir noch der Mund verboten worden war, habe ich die Religionsstunde unter Protest verlassen und meine Teilnahme an dieser Veranstaltung aufgekündigt.

ZitatDas finde ich nicht zumutbar.

Ich auch nicht. Dennoch sehe ich den Unterschied zu einer Verfolgung aus einem Merkmal heraus, das nur der Verfolger definiert und der Verfolgte nicht ändern kann.

ZitatAndere Bevölkerungsgruppen bekommen bei uns Asyl, weil sie in ihrem Land religiösen Verfolgungen ausgesetzt sind (wie z.B. die Christen aus moslimischen Ländern), aber bei uns wird ebenfalls verfolgt. Wie gesagt, je nach "Bedarf" werden Scientologen als angeblich willenlose Opfer bemitleidet und "geschützt" oder als "Täter" beschuldigt, selbst wenn ihr "Verbrechen" nur darin besteht, irgendein Produkt auf den Markt zu bringen, das auch Nicht-Scientologen verkaufen.Roll Eyes

Also, das Verbrechen: da geht es mehr um ihr So-Sein als solche. Die Marktteilnahme ist der Hebel, dies über Boykott zu strafen und ihnen in der dann erlittenen Not Sühne möglich zu machen...

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...

Burkhard Ihme

Zitathttp://www.welt.de/vermischtes/prominente/article13537813/TV-Pfarrer-Fliege-steht-zu-Scientology-Geschaeften.html :
Zitat"Wenn ein Scientologe wie auch seine Konkurrenz ein Gerät herstellt, von dessen Wirksamkeit in meinem Haus, in Kirchen, Gemeindehäusern sich sogar TV-Teams haben überzeugen können, dann weiß ich in unserer speziellen deutschen Situation nicht, warum ich die Akzeptanz eines Produkts an der religiösen Überzeugung des Herstellers festmachen soll", so Fliege.
Haben wir nicht nur "Religionsfreiheit", sondern auch "Gedankenfreiheit" und "Vertragsfreiheit" in unserem Land? Prüfst du denn die Gedankenwelt jedes Fabrikanten/Verkäufers, wenn du ein Produkt kaufst, Bastian? Welche ethisch-weltanschauliche Einstellung haben denn z.B. der Mediamarkt, Neckermann oder Amazon? Wählst du danach aus?

Das ist zudem polemisch-verfälschend: "Scientology-Geschäfte". Es handelt sich da doch wohl um Geschäfte mit einem individuellen Scientologen, nicht um Geschäfte mit der Scientology-Organisation, oder habe ich das jetzt falsch aufgefasst?
Wenn eine Firma in Kinderarbeit hergestellte Produkte vertreibt, ist dann ein Boykott-Aufruf gerechtfertigt?
Wenn eine Firmenbesitzer, der Scientologe ist, seine Angestellten zwingt, ebenfalls beizutreten (das gehört zur Philosophie dieses Vereins, und in Zeiten fehlender Arbeitsplätze ein sehr wirksames Mittel), sollte man dann nicht überlegen, ob man Geschäftsbeziehungen mit ihm betreibt? Schließlich ziehen viele Leute auch Konsequenzen aus den Arbeitsbedingungen bei LIDL.

Bastian

#345
ZitatHaben wir nicht nur "Religionsfreiheit", sondern auch "Gedankenfreiheit" und "Vertragsfreiheit" in unserem Land? Prüfst du denn die Gedankenwelt jedes Fabrikanten/Verkäufers, wenn du ein Produkt kaufst, Bastian? Welche ethisch-weltanschauliche Einstellung haben denn z.B. der Mediamarkt, Neckermann oder Amazon? Wählst du danach aus? 

Fliege ist nicht Kunde, sondern Geschäftspartner von Aquapol. Dies zu Verschleiern, war ja genau das Ziel seiner konstruierten "Kauft nicht bei Juden"- Schutzbehauptung (bzw.- Unterstellung). Fliege ist kein Kunde, sondern ein Dealer.

Da Du mich fragst: Ja, all diese Freiheiten haben wir. Auch die Freiheit zu kritisieren (wie es Frau Caberta tut), und die Freiheit, "nein" zu sagen. Ich könnte jedenfalls keine Geschäftsbeziehungen zu jemandem unterhalten, der leere Hutschachteln für über 4000,- Euro als "Gerät" verkauft. Zumal in deisem Fall der Produzent Wilhelm Mohorn ein bekennendes Scientology- Mitglied ist, und nicht ein zu unrecht Verdächtigter (@Clas). Auch da sollte man unterscheiden.

Fliege hat mit all dem kein Problem. Solang der Geldbeutel klingelt, ist er sehr tolerant. Er behauptet sogar, dass die Hutschachtel Räume trocknet...

Im Übrigen interessiert es mich als Kunde schon, ob ich mit meinem Geld indirekt auch noch eine dubiose Sekte bzw. deren Ideologie mitfinanziere, oder eben nicht. Drum komme ich z.B. wunderbar ohne Weleda und Demeter aus. Auch Anthroposophie kostet. Die Ware ist deswegen aber keinen Deut besser.

ZitatWas mir schon immer auffällt ist, dass Scientologen je nach Bedarf als "Opfer" oder als "Täter" hingestellt werden. 

Nun, sie sind in erster Linie Opfer der Sekte.
Geködert, durch Versprechen gebunden, und anschließend ausgesaugt.
Im weiteren Verlauf der Mitgliedschaft bleibt es nicht aus, dass sie zu Tätern werden müssen. Anders ist es nicht möglich, an Geld zu kommen und dieses nach oben zu schaufeln. Ich selbst kenne jemanden, der die Sparschweine seiner Kinder zerschlagen hat, nur um den nächsten Kurs bezahlen zu können.

ZitatDie Verfolgung - durch die fanatische Frau C. geschürt - breitet sich wie ein Pilz in die ganze Umgebung eines betroffenen Scientologen aus. 

In dem Fall des Sparschweinknackers (und mein persönliches Beispiel bestätigt in diesem Fall die Regel) ist es ja gerade so, dass die Sekte diejenige ist, die den Keil treibt, zwischen dem Mitglied und seinem Umfeld. Und das breitet sich wie ein Pilz aus, wenn man das so bezeichnen mag: Jedes Mitglied soll neue Mitglieder acquirieren und in die Sekte hineinziehen. Die Verwandten und Freunde aber, die das Mitglied nicht abdriften lassen möchten, werden im Scientology- Jargon als "Suppressive persons" bezeichnet. Das Mitglied wird aus seinem bisherigen Umfeld herausgelöst und isoliert. Ist sehr wirksam.
Wo siehst Du in Cabertas Warnungen eine Verfolgung?

Ich möcht noch mehr zu den anderen Beiträgen schreiben, aber hier muss ich mal kurz pausieren, weil die Zeit zu knapp ist, und ich morgen früh raus muss.

Bis bald
Bastian

Burkhard Ihme

Zitat
Jürgen Fliege, nebenberuflich evangelischer Pfarrer, ist von Cabertas Kritik derart aufgewühlt, dass ihm die eigene Rechtfertigungsrhetorik ein Schnippchen schlägt. Auf ein von ihm seit Jahren beworbenes und mindestens 4000,- Euro teures Pseudogerät seines Scientologen- Freundes Wilhelm Mohorn ("Aquapol") angesprochen, lässt er verlauten:
Hier kann man mehr über das Wunderding erfahren.

Clas

Moin, moin,

aber, bei aller Verehrung, wer sowas kauft: ist dem überhaupt zu helfen? Ist das nicht noch krasser als Grundstücke auf dem Mond oder dem Mars, die es ja immerhin gibt?

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...

Burkhard Ihme

Aber wo der Herr Fliege doch immer so nett und verständnisvoll ist, kann es da sein, daß das Ding nicht funktioniert? Und es gibt immerhin eine Preis-zurück-Garantie, die man man viel Hartnäckigkeit (Google verrät mehr) einklagen kann.

Clas

Moin, moin,

wie gesagt, den Herrn Fliege kenne ich nicht. Betrugstheoretisch muss natürlich ein Betrüger irgendwie sympathisch und nett wirken. Arglist alleine reicht nicht, man muss sie auch an den Mann oder die Frau bringen...

Den Vorwurf, wertlosen Plunder unter arglistiger Vorgaukelung einer behaupteten Wirkung zu beachtlichen Preisen verkaufen zu wollen, kann man ihm ja gerne machen und, wenn das denn geht, auch rechtlich würdigen lassen. Ob der Trick, die Wirkung nicht selbst zu behaupten, sondern von Kunden im Rahmen der Meinungsäußerung behaupten zu lassen, vom Spranzbruchband so ohne weiteres auf Fliegenessenz und Gehäuse mit Spulen drin übertragen werden kann?

Der Mann ist Pfarrer. Vielleicht könnte man sagen: Er diversifiziert? Einen Atheisten wie Bastian müsste es doch eigentlich kalt lassen, wenn so einer sowas macht... Ein Problem könnte es sein für die Kirche, die sich da distanzieren oder ihn disziplinieren oder rauswerfen müsste, um nicht mit solchen Essenzen in Verbindung gebracht werden zu können. Insofern ist Frau Caberta berechtigt, Herrn Fliege anzugreifen: Mit der Essenz steht er recht klar außerhalb des kleinen Kathechismus, und das Hutschachtelgeschäft ist auch nicht sauber. Und sein Verweis  auf das Katholische Weihwasser zieht da nicht.

Mir ist nur nicht klar, warum man nicht bei den greifbaren Punkten bleibt und ihn da auszählt. Die Verbindung zu Scientology ist mir einfach zu schwammig, zu wenig handfest und der Vorwurf allzu variabel im Gewicht. Schmeckt mir einfach nicht.

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...