Warum sind Journalisten so auf Krawall gebürstet?

Begonnen von Burkhard Ihme, 02. Oktober 2008, 22:21:20

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Burkhard Ihme

Warum sind Journalisten so auf Krawall gebürstet?
Im Morgenmagazin wurden heute mehrere CSU-Politiker interviewt. Und jedesmal wurden sie von den Journalisten hart angegangen, weil die CSU zur Abwechslung mal den demokratischen Weg geht und mehrere Kandidaten für einen Posten hat (ständig war da von tobenden Machtkämpfen die Rede).
Hätte die Partei den neuen Ministerpräsidenten im kleinsten Führungskreis ausgewürfelt, wären die befragten Herren ganz sicher ebenso hart wegen dieses Vorgehens angegriffen worden.
Ist das der neue journalistische Stil (wobei Werner Sonne ja kein Neuling ist)?
Und ich spreche von Vertretern des öffentlich-rechtlichen Fernehens. Da finde ich sehr bedenklich, daß diese von den Politikern einfordern, den neuen Ministerpräsidenten im Hinterzimmer auszugucken.
Und Herr Sonne hat nicht nur mal eben vom tobenden Machtkampf gesprochen, sondern diesen Unfug gleich fünf mal wiederholt, statt mal eine vernünftige Frage zu stellen. Ein Interview ist ja kein politischer Kommentar. Der Fragensteller sollte also nicht seine Meinung erklären, sondern die seines Gegenübers erfragen.

Anke

#1
Ja, da sagst du was. Das stört mich auch ungemein.  >:(

Mit ihrer aggressiven Art wollen sie wohl ihre journalistische Unabhängigkeit demonstrieren. Diese "Unabhängigkeit" geht leider gleitend in Unhöflichkeit bis zu Unverschämtheit hinüber.

Auch Anne Will z.B., die ich vorher selber für ihren jetzigen Job "vorgeschlagen" hatte, verhält sich in ihrer Gesprächsführung leider für mich störend unhöflich bis unverschämt. Immerhin hat sie dort in aller Regel keine Deppen sitzen, sondern hochrangige Persönlichkeiten, die sie selber als "Gäste" eingeladen hat, damit die Zuhörer deren Meinungen erfahren können und Gelegenheit zur Diskussion zwischen den Gästen gegeben ist. Früher galt solchen Persönlichkeiten gegenüber immer ein gewisser Höflichkeitsvorbehalt. Er muss und soll ja nicht in Liebedienerei entarten, aber die Einhaltung von höflichen Kommunikationsregeln und eine kleine Portion Freundlichkeit wären doch eigentlich fast immer möglich.
Stattdessen unterbricht sie selbst wichtige und für den Zuschauer-/hörer interessante Aussagen, um die sie selber gebeten hatte, rücksichtslos und unvermittelt und quatscht irgendwas anderes hinein. Damit wertet sie die Personen ab, dazu das was sie gesagt haben UND auch die Zuhörer, denn ob diese die Aussagen der Gäste hören wollen oder nicht ist ihr anscheinend völlig egal. Hauptsache, sie kann ihre journalistische "Stärke und Unabhängigkeit" demonstrieren.  :-[

Viele andere machen es genauso. Bloß von A.W. bin ich besonders enttäuscht, wel ich von ihr Besseres erwartet hatte.

Dabei ist es vielen Journalisten offenbar völlig egal, was der Gesprächspartner inhaltlich sagt - Widerspruch gilt ihnen per se als Zeichen journalistischer Unabhängigkeit. Viele Journalisten bedienen anscheinend mit ihren Fragen lediglich die niedrigsten Instinkte der Masse. Zumindest so wie sie diese vermuten. In dem von dir geschilderten Fallist das wohl die Freude, andere lächerlich und unglaubwürdig zu machen.

Die öffentliche Sprache wird zudem immer mehr auf Schlagworte und Versatzstücke reduziert, die bis zum Erbrechen wiederholt werden.  Ein "tobender Machtkampf" gehört dazu - "miteinander diskutieren" nicht, das ist viel zu unsensationell. "Ein Paket schnüren", "sich eine Schlacht liefern" usw. usw. - mir wird's beim Zuhören oft schon von diesen gedanken- und phantasielosen Würthülsen übel.

Anke

Jetzt "tobte" angeblich tagelang ein "Machtkampf" in der CSU.  >:(

Dass die Partei vielleicht einfach das beste Zugpferd für die Partei herausfinden wollte und darüber abgestimmt hat, halten die dpa-Journalisten offenbar nicht für möglich. >:(  

Ich glaube z.B. gar nicht, dass Horst Seehofer derzeit so scharf auf sämtliche Posten war. Ist zwar sicher sehr schön, Ministerpräsident von Bayern zu werden, vermutlich viel schöner als Landwirtschaftsminister des Bundes, aber mit derzeit 3 so großen Ämtern könnte man leicht seine Gesundheit und seine Familie einbüßen.  :-?
Und ich hatte auch nicht den Eindruck, dass die anderen Kandidaten "gekämpft" haben. Es ging dabei ja nicht primär um eigene Macht, sondern um die PR-Wirksamkeit für die Partei. Das wussten sicher auch alle Parteimitglieder, da wäre ein "Machtkampf" sinnlos gewesen.

Aber es geht ja offenbar nicht ohne Extreme und negative Beimischungen in der heutigen Journalistik. Oder hieß das nicht schon früher Journaille?  >:( ;)