Wahlpflicht mit Bildung am Sonntag

Begonnen von Stroganoff, 13. Juni 2004, 17:14:26

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Sandra

Die wurden in den Schulen weichgeklopft.

Ich glaube, dass man, wenn man sich in seinem Umfeld für Wirtschaft interessiert, dann auch dafür interessiert, was ein potenzieller Wirtschaftsminister im Programm hat. Und den dann auch wählen geht.
Und wenn den auch ein paar Maxeln währen weil ihnen seine Kravatte gefällt, soll sein.
Aber wenn es um ein ganzes Paket geht - Wirtschaft, Soziales, Kultur etc, und man also eine ganze Partei wählen muss, inklusive der Leute, die man NICHT mag - dann vereinfachen es alle nur auf "wie sieht es aus?".
Deshalb halte ich Fachspezifische Wahlen für vernünftig -einfach, weil es dann vielleicht mehr Leute gibt, die sich interessieren.

Bastian

#26
Ah, jetzt versteh ich erst, wie du das meinst. Stand auf dem Schlauch. Gibt es in deinem System auch Parteien? Wenn ja, dann könnte man also einen CDU- Wirtschaftsminister haben, eine SPD Sozialministerin, eine Grüne Umweltministerin, einen Innenminister von der FDP und einen Außenminister von der PTT...
...Und Evelyn Hamann wäre Präsidentin, und hielte alles zusammen. Hab ich das in etwa richtig verstanden?

Hm, weit weg von der aktuellen Situation, aber bedenkenswert. Aber ein wirkliches Kabinett werden diese Leute- so fürchte ich- nicht zusammenbekommen. Und wenn es keine Parteien gibt, wer stellt dann die Kandidaten?

christian

Zitat...Aber ein wirkliches Kabinett werden diese Leute- so fürchte ich- nicht zusammenbekommen...

Vielleicht aber ein paar Kabinett-Stückchen ;)

Die ganzen wahlen könnten natürlich weiter gewinnen, wenn man unabhängigen kandidaten die gleichen möglichkeiten einräumt wie parteien, so dass sie sich selbst nominieren können...

Sandra

Nein. Das ist ja der Gedanke dahinter: Keine Politischen Parteien, sondern nur noch "Wirtschaftsvorsitzender mit Crew, Sozialbelangevorsitzender, etc. Und wie gesagt, nach der Wahl dann einen "Präsidenten" der 50% vom Volk und 50% von den gewählten Mandataren gewählt wird, dessen Aufgabe es ist, die Vorsitzenden zu koordinieren, und gangbare Kompromisse zu formulieren. so in etwa.

joelli

Keine politischen Parteien? Ich hoffe ich stehe auf der Leitung und verstehe irgendeine Ironie nicht.
Politische Menschen werden, wenn sie etwas erreichen wollen, sich in Gruppen zusammenschliessen müssen, und diese Gruppen heissen eben Parteien.
Und diese "fachspezifischen Wahlen", das ist doch wohl ein Ständestaatsmodell.  :( Nein danke.

Und noch etwas, egal welches Modell, wenn die Politiker nicht wissen wie man die Probleme löst, hilft das beste Politiksystem nichts. Das deutsche Grundgesetz ist nicht schlecht, sondern die Politiker. (Das gilt bei uns genauso.)

Nilepile

Manchmal entscheidet das Volk an der Wahlurne falsch. Alles scheint so kompliziert, alle sind verzweifelt; keiner kann mehr durchblicken.
Das ist das Hauptrisiko bei Urnengängen. Die herrschende Partei kann sich jedoch ein anderes Volk suchen, um es zu ...
Aber "historische Tiefs" mit Ergebnissen von unter 22% für die SPD hat es auch schon vor der Wahl zum Europaparlament am 13. Juni 2004 gegeben. Blicken wir zurück:
Reichstag, 6. Juni 1920: 21,9%
Reichstag, 4. Mai 1924: 20,5%
Reichstag, 31. Juli 1932: 21,6%
Reichstag, 6. November 1932: 20,4%
Reichstag, 5. März 1933: 18,3%
Und darum besteht Hoffnung auf ein erfolgreiches Weiterwursteln.

Bastian

#31
Ist das unbedenklich? Macht das wirklich Hoffnung?:
ZitatReichstag, 6. Juni 1920: 21,9%
Reichstag, 4. Mai 1924: 20,5%
Reichstag, 31. Juli 1932: 21,6%
Reichstag, 6. November 1932: 20,4%
Reichstag, 5. März 1933: 18,3%
Und darum besteht Hoffnung auf ein erfolgreiches Weiterwursteln.
Fehlt da nicht die Fortsetzung, wenn man die Ergebnisse beurteilen will? Sorry, Nile. Ich glaube zu verstehen, was du damit sagen willst. Aber diese Häufung von Wahlen halte ich weder für normal noch für unbedenklich. Und das "Wursteln" nach '33 ist nichts was ich erhoffe.

Nilepile

erhoffe...ahne...fürmöglichhalte...befürchte...
"Humor ist die Höflichkeit der Verzweiflung" (Chaval)

Dagmar

ZitatSeitdem es den Zeitungen auch etwas schlechter geht, werden auch gute Blätter auffallend oberflächlicher und Ideenärmen...

Das finde ich auch! Heute im Flieger habe ich den Spiegel von dieser Woche in der Hand gehabt und nach dem Lesen gedacht, dass die Themenvielfalt echt dünn und inhaltlich auch flach geworden ist. Andere Printmedien stehen da auch nicht besser da.
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Andrea

Nein, sowas wie DAMALS darf nicht mehr passieren. Auch nicht in einer veränderten Form. "Kann man aus Geschichte lernen?" Hoffentlich. Ich denke, wir sind alle wachsam. Aber wissen wir, wie viel % wachsam/aufmerksam sind?
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

christian

Ich denke, es gibt trotz wachsamkeit (da bin ich mir noch nicht so sicher) bedenkliche anzeichen:

Z. B. weiß ich aus d.land (wie stehts in österreich?), dass viele politiker sich bemühen, die leute, die allesamt von der misere betroffen sind, gut gegeneinander auszuspielen: Nach dem motto, die bösen migranten hier, die auch noch schuld sind, dass es angeblich keine arbeitsplätze gäbe. Edmund S., der sich als kreuzfahrer gegen böse hassprediger aufspielt etc.  
Solche bedenklichen stimmungen werden absichtlich geschürt, von politikern, die dahinter eine konjunktur wittern.

Ich meine zu beobachten, dass viele leute weniger anfällig sind für rassismus, es gibt viele positive beispiele, funktionierende sog. bi-nationale partnerschaften usw. -- und auf der anderen seite, hört man ganz allgemein eine menge neue (und auch salonfähige) rassitische stimmen; gegen Juden, Muslime, mit Drogen handelnde was weiß ich...

Also, ich meine, es polarisiert sich....
Die frage ist, ob die leute sich das gehirn komplett waschen lassen werden.

Sandra

werden sie.

Murphy's Law: If anything CAN go wrong, it WILL.

Andrea

Keine guten Aussichten... Ich fürchte, du und Murphy, ihr habt recht.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

christian

Na, na, na - man darf auch nicht die hoffnung aufgeben (und muss dabei auf das schlimme vorbereitet zu sein, ohne es herbeizureden...)

- die frage bleibt, was kann man tun?!

Sandra

#39
ZitatPolitische Menschen werden, wenn sie etwas erreichen wollen, sich in Gruppen zusammenschliessen müssen, und diese Gruppen heissen eben Parteien.
Und diese "fachspezifischen Wahlen", das ist doch wohl ein Ständestaatsmodell.  :( Nein danke.

Naja, der Ständestaat war schon "a bissel" anders, moanscht nit? ::)

Meine Idee hat nichts mit der Realität zu tun. Heutzutage MUSS man sich in einer Gruppe zusammenschliessen, und eine Partei werden, sonst kann man nicht gewählt werden.
Ich meine ein komplettes Umdenken des Zustandekommens einer Regierung.
Eine Utopie.
Andere Wahlen. Man wählt nicht mehr Parteien - die gibt's nicht mehr. Man wählt eben Fachspezifisch. Das heisst, wenn du dich für Kultur interessierst, wirst Du Dich dafür interessieren, was die verschiedenen angetretenen Kulturleute so machen wollen.  Aber was die Aussenpolitiker machen, ist dir wurscht. Also wählst du die Kulturleute. Weil das betrifft Dich.

Was ich meine, ist, dass jemand, der sich für sagen wir, kulturell kompentent hält, seine Ideen propagiert. Wenn er ein gutes Team zusammenstellen kann, und genügend Menschen glauben, dass seine Gedanken zu dem Thema verfolgenswert sind, kann er gewählt werden.
Und dann muss er im Verein mit denen, die in den Bereichen Wirtschaft, Soziales, Aussenpolitik etc gewählt wurden gemeinsam versuchen, eine Regierung zu bilden, und seine Ideen durchzubringen.
Damit muss man nicht Gesinnungsgenossen in anderen Bereichen finden, um eine Partei zu gründen. Man muss sich nur nur mit den anderen zusammenreden können.
Und der "Präsident" oder Vorsitzende ist eben dazu da, um mitzuhelfen, allzugrosse Differenzen zu überwinden.
Klar, das muss noch viel genauer ausgereift sein, das Ganze.
Aber ganz prinzipiell würden sich die Leute vielleicht mehr interessieren, weil  was ist jetzt? Wenn ich zum Beispiel die ökologischen Ideen der Grünen toll finde, aber die Kulturellen Ideen scheisse, und dafür die  kulturagenden der wasweissich, der Schwarzen gut - was wähl ich dann? Ich MUSS immer das ganze Paket wählen, wenn ich wählen geh. Und in meiner Utopie kann ich zB einen roten Wirtschaftsminister wählen, oder einen grünen Sozialminister und einen schwarzen Kulturminister. Die sich notabene natürlich nciht mehr in Farbpaketen beschreiben können, sondern mit ihren Ideen punkten müssen. Sie haben nicht mehr einfach ein Label, das sie beschreibt.
Und die So gewählte Regierung muss sich zusammenraufen. (Da muss dann noch ein kontrollmechanismus rein, irgendeine Art Parlament oder Debattenhaus - das muss man wie gesagt, ausfeilen)
Jedenfalls: wer sich mit seinen Ideen durchsetzt, der wird wieder gewählt. Da hat's dann weniger mit Sympathie zu tun, sondern viel mehr damit, wie  zB der Wirtschaftsminister das gut erklären kann, was er macht.
hab ich's jetzt gut erklärt?

Bastian

#40
Ich bin gerne bereit, das mal durchzudenken. Ich bezweifle allerdings, dass wir am Ende bei etwas anderem heraus kommen, als der Representativen Demokratie. Du erfindest sie neu, Sandra  :-*
ZitatIch MUSS immer das ganze Paket wählen
Das geschieht bei dem System das du vorschlägst auch:
Wenn ich dich richtig verstehe, scharen sich um bestimmte Kandidaten Unterstützer, die ihn pushen und ihm helfen, seine Ideen durchzusetzen. Bei einem Umweltmimister ergibt das folgerichtig eine Art Umweltpartei mit einem oder mehreren Kandidaten für ein Ministeramt. Ob du sie jetzt Partei nennst, ist dabei sekundär. Sie ist eine Partei, nämlich die Repräsentanz einer gesellschaftlichen Interessengemeinschaft.

Dieser Umweltminister wird, wenn er in die Regierung gewählt wird, sich mit dem Wirtschaftsminister der Wirtschaftspartei ("FDP") zusammensetzen müssen. Und dann kommen noch eine Familienministerin der Familienpartei ("FPD", es sind allesamt deutsche Parteien ;)) hinzu, dann ein Gesangsminister samt Gesangspartei ("Chor"), usw... bis ein Kabinett zusammengekommen ist. Das kannst du dann zwar anders nennen, aber es wird die Funktionen eines Kabinetts haben. Und das folgende Wurschteln im Kabinett wird auf die Unterstützer der Minister Auswirkungen haben: Man wird diskutieren, inwieweit sich die Einzelinteressen der Ministerien miteinander vereinbaren lassen. Und der nächste Kandidat für das Amt des Umweltministers wird nicht mehr nur mit dem Slogan "Bäume sind grüne Freunde!", oder so, antreten, sondern mit einem etwas komplizierteren Programm, wie "Wir müssen die alternativen Energiequellen heute finanziell subventionieren, damit sie in Zukunft rentabel funktionieren können, und die Menschen sie sich leisten können." Jetzt haben der Umweltminister und seine Partei schon wirtschaftliche Abwägungen getroffen und werden diese auch in ihr Wahlprogramm schreiben, denn sie wollen ja gewählt werden... Und je mehr Stimmen ein Kandidat bekommt, desto größer ist seine Legitimation, den Bürger zu vertreten. Jetzt hast du das "Paket", von dem du wegkommen wolltest. Aber es wird unweigerlich ein Paket von Ideen, sobald die Repräsentanten zusammenarbeiten. Und sie müssen zusammenarbeiten, sonst können sie nicht regieren. Daran lässt sich zwar rütteln, man kann es aber nicht ändern. Und diese "Pakete" werden größer, je länger es eine Partei erfolgreich schafft, Wählerstimmen zu bekommen.

Jetzt hast du also eine Exekutive, die die Gesetze ausführt. Eine  Regierung. Dann stellt sich die Frage, wer die Gesetze macht. Dies ist der eigentliche Punkt, an dem man wirklich etwas ändern kann. Im Parlament, das ich auch deinem System empfehlen würde, sitzen anteilig Abgeordnete der Parteien. Wie das bei deinem Vorschlag genau aussieht weiß ich nicht. Heute ist es so, dass einzig im Parlament über die Gesetze abgestimmt wird. Wenn du jetzt vorschlägst, vorschlügst, oder vorschlögst, dass dieses Parlament von uns kontrolliert werden soll, dann bist du schon fast bei der Direkten Demokratie angelangt, von der Christian und ich so gerne sprechen :D. Da hast du, wie du dir ja denken kannst  ::) meine Unterstützung.

Ich kann jetzt nicht alles durchdenken, weil ich gleich einen Auftritt hab. Aber, wie gesagt: wenn ich dich richtig verstehe, kommt hinten das raus, was wir heute haben.
Bitte korrigier mich, wenn ich was nicht kapiert hab.
Lieben Gruß

Bastian

Ach, um auf das Thema des Threads zurückzukommen: ich halte eine Wahlpflicht für Blödsinn. Wer sein Recht zu wählen nicht als Chance begreift, der wird auch durch eine Verpflichtung zum Wählen nicht überzeugt. Was geschähe, wenn nur "Republikaner", DVU, NSDAP, und die NPD anträten? Darf man jemanden dazu verpflichten, daraus auszuwählen?

Ausserdem macht eine Wahlpflicht die Wähler nicht interessierter. Im Gegenteil. Die Menschen kann man nur bewegen, wenn man sie in die Entscheidung einbindet.

Sandra

#42
Nein, ich meinte nur, dass die ein oder zwei "beamte" mitnehmen können - das was heute Staats-sekretäre machen. (Und es würden sich vermutlich auch relativ schnell Lobbies bilden - aber eben wesentlich transparenter als jetzt) Das "Ministerium" an sich,also die Beamtenschaft bleibt  unangetastet. Und ich denke schon, dass ein eher rechts orientierter Verkehrsminister anderes in sein Programm nimmt, als ein eher links orientierter. Gerade beim Thema Umwelt ist der unterschied der Forderungen von rechts und links ziemlch eklatant.
Wenn man dann davon ausgeht, dass die wirtschaftlich interessierten eher rechts wählen, und die sozial interessierten eher links - dann haben wir zwei Ministerien mit diametral unterschiedlichen Ansätzen. Und DIE müssen sich dann zusammenraufen. Nicht, wie jetzt, dass wir regiert werden von nur rechten oder nur linken.
Aber natürlich: Fehlerlos geht's nie, und viel anders ist es nicht - aber der Ansatz der Diskussion war ja hier: wie kriegt man die Leute dazu, mehr und interessierter zu wählen? Und DA glaube ich schon, dass es etwas ändern würde, wenn man nach Fachgebieten wählen kann,. und nicht nach komplettpaketen "Wirtschaftverkehrsozialesgesundheitfrauenbildungumweltinnenundaussenpolitik". Man wär auch gezwungen, sich mehr Gedanken zu machen.

Bastian

#43
Es gab mal die Idee, eine Partei zu gründen, die sich auch während der Zeit im Parlament über ihre Wähler kontrollieren ließe (Denn da wo es wichtig wird, ist es normalerweise mit der Kontrolle vorbei). Es sollte so ablaufen, dass unter den eingetragenen Wählern dieser Partei zu den anstehenden Terminen Abstimmungen zu den aktuellen Themen stattfinden, und die Abgeordneten sich an die Sachentscheidung ihrer Wähler halten, und diese gemeinsame Position dann im Parlament vertreten. Quasi eine Hybridversion aus Direkter- und Reprasentativer Demokratie.

Bis jetzt hat man immer befürchtet, dass es ein zu großer Papieraufwand und auch administrativer Akt wäre, um so etwas durchzusetzen, aber übers Internet gibt es jetzt die Möglichkeit, schnell und mittlerweile auch sicher seine Stimme abzugeben. Auch Wahlen sind Bürokratiekram, darauf kommt es also nicht an.

Ich finde, dass dies auch eine gute Möglichkeit ist, seine Wähler einzubeziehen. Und es ist ein Zeichen politischer Sauberkeit, weil sich die Abgeordneten dieser Partei verpflichten, das Votum ihrer Wähler eins zu eins im Parlament zu vertreten. Sie können dann auch nicht mehr das Gegenteil dessen tun, was sie vor der Wahl versprochen haben, weil der Wähler selbst an der Entscheidung teilhat.

Ich werde mal versuchen herauszugoogeln, ob diese Idee wieder verfolgt wird... Jetzt geh ich pennen.

Sandra

Tscha, aber wie das eben so ist, bei parteien - deren Wähler sind ja auch nicht immer einer Meinung. Und soll dann die Partei zuerst einen Kompromiss finden, den sie dann vertritt? Dann sind ihre wähler genauso beleidigt wie ohne vorherige Abstimmung... es ist eine crux.
Demokratie kann nicht funktionieren.
Ausserdem - wie schon weiter oben mal gesagt: Ich bin durchaus nervös, was so die "Meinung des Volkes" anlangt.
Aber klar, es ist die beste aller Möglichkeiten, trotz allem.

Internetwählerei ist in jedem Fall ein grosser Vorteil.
Vor Jahren gab es mal eine Aktion, die hat mir klar erklärt, warum das noch nciht mgölich gemacht wurde:
Da hat eine Grafikkarten-Firma auf ihrer Website beschrieben, was so die Features der nächsten karte sein werden. Und deren User haben zurückgeschrieben: So woll'n sie's aber nciht, sie wollen andere Features. Und die Firma hat's ignoriert, und trotzdem diese beschriebene Karte herausgebracht. Und ein dreiviertel Jahr später war die Firma pleite - die User haben sich abgesprochen, die Firma zu boykottieren.

Das Internet könnte einen enormen Demokratieschub bringen. Und das macht natürlich den etablierten Parteien Angst.
Und wie gesagt: so, wie ich "die Menschheit" oder besser "die Masse" einschätze, bin ich nciht sicher, ob's mir nicht auch Angst macht.

Am Anfang steht die Bildung. Immer. Und genau das ist das Problem.

"Sagte der Kaiser zum Bischof: Ich halte sie arm, halte Du sie dumm." Diesen Rat beherzigen die "Grosskopferten" leider schon lange.

Oder, auch ein schöner Vergleich:
Der arme Mann fragt den Reichen: Wie wird man so reich?
Und der Reiche sagt: Lebe erst mal 10 Jahre wie ein Schwein.
Der Arme: Na, und dann?
Der Reiche: Dann bleibst Du schon so.

Wenn man mal in die Mühlen der Oberkasten kommt, wird man so wie alle anderen da oben - ob man will oder nicht. Macht korrumpiert.
Und dann sorgt man dafür, dass "die Masse" dir nicht an den Karren fahren kann.
So ist "die Masse" auch jetzt.
Und wenn sie dann doch versuchen, 'an den Karren zu fahren' ist es für alle Seiten eine Gefahr - vor allem für die Menschlichkeit.

Klingt vielleicht überheblich. Aber seht Euch doch mal an, was die "Massenmeinung" ist. In Bild, oder Kronen Zeitung oder so. Die "machen" zwar zum Teil auch eine Meinung - aber zu einem grossen Teil spiegeln sie sie nur. Leider.

Bastian

Hach, das ist ja doof. Da les ich schön, was du geschrieben hast, und da kommt der Bünzli in mir durch und ich meine ich müsste korrigieren  ::)... Mit spitzen Fingern und Brille auf der Nase werde ich durch dein Posting stolzieren:
ZitatAm Anfang steht die Bildung. Immer. Und genau das ist das Problem
Das stimmt nicht. Bildung steht nicht am Anfang, sondern ist das Resultat der Auseinandersetzung mit den Dingen.

ZitatSagte der Kaiser zum Bischof: Ich halte sie arm, halte Du sie dumm." Diesen Rat beherzigen die "Grosskopferten" leider schon lange.
Und wer sind wir in diesem Beispiel? "Sie", oder Kaiser oder Bischof, oder etwa selbst...?

Mir fallen dazu ein paar Fragen ein.


Warum trauen sich beispielsweise die Deutschen nichts zu?

Sind die Massen real oder eine Projektion?


Wie gut kenne ich die eigentlich?


Bin ich einer von denen?


Sind das nicht lauter einzelne wie ich?


Warum haben die mich noch nie verprügelt?


Oder: Warum, verdammt, haben die mich verprügelt?!


Wo sind eigentlich die Rep's hin?


Weiß ein bild- Leser noch, was letzte Woche in seiner Zeitung stand?


Interessiert er sich für Politik?


Oder Titten?


Wo ist der Schill hin?


Wenn ich glaube, "die sind zu dumm", wem bin ich da vielleicht auf den Leim gegangen?


Bin ich klug genug das beurteilen zu können?


Bin ich manipulierbar?


Wo ist der Schönhuber hin?


Wer sagt, dass ich dumm bin?


Glaube ich ihm?


Wo hab ich das gelesen?

Sandra

#46
ZitatUnd wer sind wir in diesem Beispiel? "Sie", oder Kaiser oder Bischof, oder etwa selbst...?


Na, komm. Kaiser ist gleich: Regierende. Bischof ist gleich: sogenannte moralische Vorbilder - heutzutage auch: das Fernsehen und andere Massenmedien. Die, die auf der Kanzel stehen.

ZitatDas stimmt nicht. Bildung steht nicht am Anfang, sondern ist das Resultat der Auseinandersetzung mit den Dingen.

Sachma. BEIDES stimmt natürlich. In MEINEM Zusammenhang ging es darum, dass Bildung zu haben das Wichtigste ist, um mündige Bürger zu bekommen.  Und weil aber die Bildungspolitik nu nich gerade das Gelbe vom Ei ist (weil eben s.o. die  "Kaiser" also die Regierung Wichtigeres im Kopf hat, als dafür zu sorgen, dass sie mündige Bürger bei der nächsten Wahl hat) haben wir auch im grossen und ganzen Leute um uns herum, die sich eher für das Hemd von Daniel Kübelböck  oder die neuesten Hits von Britney Spears kümmern, als darum, was sich momentan in der aussen- und wirtschatspolitik - nur so zum Beispiel - tut.

Es ist ziemlich billig, sich mit dem Hinweis auf "Verallgemeinerung" aus der Affaire zu ziehen. Fakt ist: Man muss sich darum kümmern, mehr mündige Bürger zu bekommen, nur so kann man auch demokratiepolitisch fördernde Schritte setzen. Wir, die kleinen Maxeln tun das so gut wir können in Diskussionen, meinetwegen Liederabenden oder wasweissich. Aber was wirklich helfen würde, wäre eine bildungspolitische Offensive, die Kritikfähigkeit und Interesse an politischen Vorgängen in ihren Mittelpunkt stellt.
Und - in Österreich noch weniger als in Deutschland - davon merke ich nix.

Wir alle wissen, wer "die Macht" hat. Und Einzelpersonen sind es kaum - und schon garnicht solche wie wir, die wir stundenlang vor dem Kastel sitzen und chatten. Es sind Firmenkonglomerate, im Verband mit Parteipolitischem Geklüngel.
Man bruacht sich nur anschauen, wer - zB in Österreich - dafür in Frage käme, politische, oder andere auch wirtschaftlich verantwortungsvolle Positionen zu übernehmen.
Das Kontingent an Nachwuchs ist beängstigend dünn. Und das liegt unter anderem - meiner Meinung nach vorwiegend - an der schwachen Bildungspolitik, die keinen Nachwuchs züchtet. (Die Medien seien auch ein bissel angespuckt, diesbezüglich, aber die erfüllen andererseits auch immer nur die Nachfrage - ein bissel seichter als die Nachfrage eigentlich wäre, vielleicht.)
Deswegen meinte ich: Am Anfang steht die Bildung. Am Anfang zur Veränderung.
Alles, was eine leicht interessierte "Oberschicht" tut, das betrifft und berührt doch höchstens 5% der Wähler im Allgemeinen.

Dann ominös auf Verschwörungstheorien und Verallgemeinerungen hinzuweisen, und sich ansonsten Selbstberuhigend auf die eine oder andere Demo zu begeben ist auch nciht das Gelbe vom Ei.
Klar, das entbindet keinen von uns von der ...nennen wir  es "Pflicht"...auch selbst etwas zu "tun". Man kann natürlich nicht einfach darauf hinweisen, dass der Staat da was versäumt, und sich zurücklehnen und jeiern. Das ist klar. Aber man kann sich trotzdem bewusst sein, dass man selbst und allein erschreckend wenig tun kann. Denn man spricht per Definitionem immer nur Gleichgesinnte an - das eigene Ghetto entlässt einen nicht so leicht.

Bastian

Ich verstehe schon was du meinst. Mir ging es darum, dass man Interesse nicht gerade durch eine Politik erzeugt, in der die Bürger nicht mitentscheiden können. Und die Bildung, die notwendig ist um Dinge beurteilen zu können, wächst nach meiner Auffassung mit der Notwendigkeit sich mit den Dingen auseinanderzusetzen. Wenn man immer nur sagt, die Leute sind heute noch zu doof um aktiv Einfluss auszuüben, dann werden sie nicht klüger werden. Weil das Klüger- werden nur frustriert, wenn man nicht teilhat, und zusehen muss, wie "Diedaoben" an einem vorbeientscheiden.

Das Beispiel mit dem Eifeldorf Strempt ist keine kleine Anekdote. Diese Leute haben das Bedürfnis gehabt, sich mit dem EU- Verfassungsentwurf zu beschäftigen, weil sie die Möglichkeit hatten darüber abzustimmen. Jetzt wissen die besser Bescheid über die Verfassung als mancher Großstädter, von dem sie belächelt werden. Das meinte ich mit der "Bildung als Resultat". Und sie haben FÜR diese Verfassung gestimmt. Und die Schweden haben ihre EU- Entscheidung unabhängig vom Tode Anna Lindhs getroffen. Auch da haben die ängstlichen Skeptiker sich unnötig gefürchtet. Es gibt so viele Beispiele...

Was ich damit sagen will: Man muss versuchen eine Politik zu schaffen, die dem Bürger etwas abverlangt, indem er in die Entscheidungen einbezogen wird. Denn die Chance sich politisch zu engagieren wird von den meisten Leuten (siehe Strempt) gerne wahrgenommen. Und dann wird er sich mit den Problemen auseinandersetzen. Heute ist es billig, Umfragen durchzuführen, in denen die Befragten ihren Unmut kundtun. Es bleibt beim Nörgeln und Verdammen, weil es nix ändert. Man ist dagegen, dagegen,... nur um Wut abzulassen. Und wenn man uns dies Statistiken vorlegt, halten wir "die anderen" für dumm. Wenn man selbständig agieren darf/muss, wird das Bild differenzierter.

Sandra

ZitatIch verstehe schon was du meinst. Mir ging es darum, dass man Interesse nicht gerade durch eine Politik erzeugt, in der die Bürger nicht mitentscheiden können.

Da hast Du fürwahr recht. Wir meinten also dasselbe aus zwei verschiedenen Blickwinkeln.

Wir hatten hier in der letzten Zeit ein paar Volksabstimmungen, zum Thema Gentechnik und zum Thema Frauendiskriminierung - da das Volksbegehren der hiesigen Grünen waren, wurde auch ziemlich informiert, was das Zeug hält. Und die Wahlbeteiligung war auch erstaunlich  hoch.
Aber eben nicht SO hoch, wie sie gewesen wäre wenn,
a.) das "Informiert sein" nicht nur für diesen Fall geboten gewesen wäre, sondern es zum "guten ton" gehört hätte, immer informiert zu sein, das heisst, dass auch die im Allgemeinen nicht politisch interessierten mehr daran teilgenommen hätten
 und
b.) nach dem Volksbegehren sich das Parlament auch mit dem Ergebnis billigend auseinandergesetzt hätte - was es nciht tat.
Worauf das nächste Volksbegehren kaum Interessenten fand...

und genau das ist denen ja letztlich recht. Wenn sich die Leute achselzuckend mit dem zufriedenstellen lassen, was sie so tun, können sie bei der nächsten Wahlwerbung nur auf optik und Äusserlichkeit gehen, anstatt auf Inhalte - die ja in Zeiten wie diesen nicht notwendigerweise so positiv klingen - ich mein, wer kann heute schon "Arbeit für alle" versprechen?
In Österreich ist es schon so RICHTIG krass. ich jedenfalls empfinde Deutschland demokratiepolitisch noch etwas interessierter - ich fürchte nur, da wird das Gleiche passieren, wie es hier passiert ist: Erst wird die Linke abgewählt, dann bügelt  die Rechte erst so richtig über alle drüber - aber dann haben die Menwchen schon so die Schnauze voll, dass nur noch radikale oder hübsche  bei den nächsten Wahlen was reissen können...

Bastian

#49
Dann wirds jetzt Zeit, dass sich die Gemäßigten, aber noch Hübscheren verstärkt engagieren...  :-*