Ralph Giordano über Israel/Palästinenserkonflikt

Begonnen von Sandra, 19. Juni 2004, 11:33:25

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Sandra

Schluß mit Rücksicht, Taktik, Defensive: Die grenzenlose einseitige Schuldzuweisung an Israel durch weite Teile der veröffentlichten Meinung in Deutschland wird von uns nicht länger schweigend hingenommen – es muss endlich tacheles geredet werden! Äußert sich da doch eine Parteinahme, die Israel fortwährend und ganz selbstverständlich auf die Anklagebank katapultiert. Dem setzen wir unsere Parteinahme entgegen.
Der geplante Tod von Scheich Jassin und Abdel Asis Rantisi? Europa – deine Heuchler! Warum soll die gezielte Tötung zweier Männer, die unzählige gezielte Morde angeordnet haben, schlimmer sein als diese Morde? Wieso allenthalben das verräterische Ungleichgewicht der Empörung? Es ist widerwärtig zu erleben, wie empfindungslos sich weite Kreise über die israelischen Opfer hinwegsetzen – und das ausgerechnet in Deutschland, das bekanntlich auf eine lange Tradition als Weltmeister der Selbstbeweinung zurückblicken kann. Wollen ungefährdete Deutsche tatsächlich und allen Ernstes die Israelis besserwisserisch belehren, wie deren Staat und Regierung ihre Bürgerinnen und Bürger vor den Mordanschlägen von Hamas, Jihad und Hisbollah zu schützen hätten? Herunter vom hohen Ross!
Ich kann mir nur allzu gut vorstellen, was hierzulande los wäre, wenn in den letzten zwei Jahren zwischen Flensburg und München, Köln und Frankfurt an der Oder dreitausend Tote durch Terrorakte zu beklagen gewesen wären, darunter neunhundert durch Selbstmordattentäter. Längst würde Panik und Chaos ausgebrochen sein, und die Rufe nach dem ,,Starken Mann" und der Todesstrafe wären immer lauter zu hören. Es ist höchst fraglich, ob die Demokratie Deutschland unter solchen Bedrohungen so stabil bleiben würde wie die Demokratie Israel nachweisbar geblieben ist.
Ich aber weigere mich, die Maßnahmen israelischer Regierungen zum Schutze seiner Bürgerinnen und Bürger auf die gleiche Stufe mit den hinterhältigen Anschlägen arabischer Terroristen zu setzen. Was ist das für eine Gesellschaft, die Teenagern suggeriert, dass sie, nachdem sie möglichst viele Menschen, darunter andere Teenager, in den Tod gerissen hätten, schon im nächsten Augenblick an den Busen glutäugiger Jungfrauen schmachten werden? Was ist das für eine Gesellschaft, deren eine Hälfte, die weibliche, so gut wie rechtlos ist, in der Menschenrechte unbekannt sind, die eigenen Eliten total versagt haben?
So wenig, wie arabische Herrscher fähig waren, sich Saddams zu entledigen, also des Mannes, den sie wie den Teufel gefürchtet haben, so wenig sind sie imstande oder überhaupt willens, den einheimischen Terroristen das Handwerk zu legen. Die stereotype Aufforderung der Linkseuropäer, Israel möge Gewalt nicht mit Gewalt vergelten, zielt, ganz abgesehen von seiner unverschämten Einseitigkeit, auch noch völlig am Charakter des Konfliktes vorbei. Die Israelis könnten sich wie die Engel benehmen – es würde die mörderischen Exekutoren von Hamas, Jihad und Hisbollah nicht im Mindesten beeindrucken. Die wollen keinen Frieden, die wollen Israel von der Landkarte des Nahen Ostens ausradieren. Das ist ihre Losung – die einzige, die sie haben.

Ralph Giordano in der von Theodor Herzl gegründeten "Illustrierten Neuen Welt"

Sandra

#1
Hier mal zunächst meine Meinung: Obwohl ich  grundsätzlich einen nicht zu unterschätzenden Unterschied  darin sehe, wenn öffentlich eine gewählte Regierung einen Mord ankündigt, oder  mit inoffizieller Duldung von "oben" Privatpersonen morden - das übergeht Giordano geflissentlich - finde ich doch, dass er in der Sache nicht ganz unrecht hat.

Und das mit der Regierung, die sich offensichtlich über geltendes Völkerrecht hinwegsetzt, indem sie Morde ankündigt, das hat ja die USA  schln längst salonfähig gemacht, spätestens seit sie in Panama eingefallen sind. Das macht es nciht richtiger, versteht micht bitte nicht falsch, aber es ist wohl oder übel zur Kenntnis zu nehmen, dass sich diesbezüglich die Zeiten geändert haben...
Und es stellt sich ja auch die Frage, ob es nicht sinnvoller ist, wenn eine Regierung ihre Pläne öffentlich ankündigt, als dass sie geheim Gelder fliessen lässt und inoffiziell zu Umstürzen, Umbrüchen, Revolutionen oder wasauchimmer beiträgt.
Die Auswirkungen sind jedenfalls nicht allzu unterschieden, und zumindest weiss jeder, wer dahintersteckt.

Bastian

#2
Was soll ich sagen? Ich kann Herrn Giordano nicht recht kritisieren. Ich halte ihm nur entgegen, dass ich von einem demokratischen Staat ein anderes Verhalten erwarte als von Terroristen. Ich will seinen Tonfall nicht kritisieren, weil ich es für unredlich hielte, nach dem was er in seinem Leben hat erfahren müssen. Es wäre kleinlich von mir, fast vorwurfsvoll. Was mich traurig macht, ist die Tatsache, dass er keine neue Idee äußert. Darum gings ihm hier wohl auch nicht. Keiner der Betroffenen in Israel und dem palästinensischen Gebiet scheint eine andere Möglichkeit zu sehen als die der Eskalation. Und er scheint leider- indem er so spricht- Teil dieser Eskalation zu bleiben.

Da hatten sich vor Monaten einige israelische und palästinensische Leute in Genf getroffen, und einen alternativen Plan zur neuen Begegnung erarbeitet. Er wurde weder von der einen Seite noch von der anderen als Chance erkannt. Was kann ich, wenn jedes Engagement von den Konfliktparteien als einseitig empfunden wird, als Außenstehender anderes tun als beidseitig Gewalt zu ächten? Kann ich mehr tun als das? Ist es gewünscht, dass ich mehr tue? Denn ich fühle mich als Außenstehender, obwohl ich weiß, dass dieser gotteslästerliche Bruderkrieg uns alle angeht. Ich bin Außenstehender, weil ich den Eindruck habe, dass jede Hilfsbereitschaft früher oder später als einseitig diskreditiert wird. Von beiden Kriegsparteien. Ich bin ratlos.

Sandra

#3
Zitatdass jede Hilfsbereitschaft früher oder später als einseitig diskreditiert wird.

du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Allzuoft wird dabei nur leider vergessen, dass es bisher Hilfsbereitschaft und konkrete Aktionen zur Friedensstiftung IMMER und AUSSCHLIESSLICH von Israelischer Seite gab.
Ich bin auch kein Verfechter von Gewalt, unter keinen Umständen.  Und ich halte Sharon für ein rechtes Arschloch. Ich kann allerdings verstehen, dass einem irgendwann die Geduld reisst, und man einsehen muss, dass die Verhetzung der anderen Seite so total ist, dass ein einseitiger Verzicht auf Gewalt einfach sinnlos ist.
Und Gewalt ist letztlich schon, wenn man zB beginnt, Zwangs-schulungen vorzunehmen, um der Verhetzung entgegen zu wirken.
Das Problem ist, dass inzwischen keine Seite die Schmerzen der jeweils anderen überhaupt wahrnimmt, sondern immer nur die Eigenen.
Bildung wäre die Einzige Hilfe - aber die ist im palästinensischen Fall leider nur mit Zwangsmassnahmen zu erreichen - ,man müsste die (durchwegs unterpriviligierten und daher für Propaganda anfälligen) Palästinensischen Jugendlichen erst mal zum Studium ZWINGEN - und dann: wer zahlt das? Und wenn Menschen gezwungen werden, bestimmte Schulen zu besuchen - wie sollen sie sich dem Lernstoff gegenüber neutral verhalten? Das geht ja garnicht.
Die Zukunftsaussichten der Palästinensischen Jugend sind mehr als düster. Es BLEIBT ihnen nur die Gewalt als einziges Ventil.
Ein Teufelskreis.

Diese klugen Menschen, die eine eigene "Road Map" entwickelt haben (Uri Avnery ist einer davon, er hat auch ein ziemlcih gutes Buch dazu geschrieben) wussten von vornherein, dass sie an einer Utopie arbeiten - denn zwischen Israel und den so genannten Palästinensern liegen ja auch noch jede Menge anderer Interessen, die machterhalt, Geld und Politik beherrschen - mit den Menschen dort hat das wenig zu tun. "so genannte Palästinenser, übrigens, weil:Bis die Engländer ihr Mandat aufgaben, Israel wieder für jüdisch erklärten, und einfach von heute auf Morgen das Land seinem Schicksal überliessen war es nämlich so, dass die dort lebenden JUDEN Palästinenser genannt wurden, und die anderen waren Araber. Die Unterteilung der Araber in Syrer, Libanesen, Saudis etc ist eine Erfindung nicht der Araber sondern der Westlichen Mächte - die aber inzwischen insofern gegriffen hat, als die Araber gerne auf diesen Gedanken zurückgreifen, wenn es um Land- oder sonstige Ansprüche geht, die sie dem Westen gegenüber stellen. Intern gibt es diese Unterscheidung im Sinner unserer Idee von "Franzosen, Italienern, Engländern" nicht bei den Arabern. Eher so wie "Deutsche - halt aus thüringen, Sachsen, Norddeutsche".
Ausnahme sind - inzwischen - die "Palästinenser" - die werden von den anderen Arabern zwar gerne benützt, aber in ihrem Land aufnehmen will sie keiner. Palästinenser etwa in Syrien werden behandelt wie viele Zuwanderer in Deutschland - als ungebildete, schmutzige Gastarbeiter, die man nciht nach oben kommen lassen will.

Es ist leider ein enorm komplexes Problem, da unten. Mich stören vorwiegend zwei Dinge:
a.) hierzulande wird der Israelisch/Arabische Konflikt behandelt, als sei er ein gravierendes Problem, ein globales Problem. Das ist er eigentlich nicht, sondern ein Lokales - schon in Tschetschenien fliesst mehr Blut - es wird aber weniger, und vor allem weniger emotionell darüber berichtet. Von Afrikanischen Problemen ganz zu schweigen.
und, b) Kritik am Handeln Israels (Und Bedauern über das Los der Palästinenser) wird gerne und häufig genützt, um Antisemitische Tendenzen wieder salonfähig zu machen. Auch und erschreckender Weise immer stärker von der Linken Intellektuellen Szene.
Das wurde gerade eben beim Berliner Symposium der OSZE zum Thema Anitsemitismus wieder sehr deutlich.

christian

Ich find die diskussion interessant - auch wenn ich zugegeben - etwas spät einsteige ;-)) - und schön, dass hier auch solche themen diskutiert werden...

Sandra, ich stimme dir zu, wenn du sagst, dass man israelisch und auch palästinensische kräfte im dialog mit einander (dein beispiel Uri Avnery, und es gibt auch positive und gebildete palästinensische beispiele, deren namen mir jetzt nicht einfallen) stärken muss, um überhaupt eine möglichkeit auf frieden zu schaffen...  

Ich glaube, es ist letztendlich die einzige möglichkeit, die bleibt, und ich bin mir sicher, wenn solche arschlöcher, wie herr scharon endlich mal weg vom politischen fenster sind, und sich andere israelische politiker nicht länger von bestimmten kräften als zündschnur im sog. nahen osten  instrumentalisieren lassen , kann es eine wirkliche chance auf frieden geben.

Letztendlich - glaube ich - kommt es immer auf die menschen an, und da wäre es wichtig, gerade friedensinitiativen, die es von beiden seiten gibt zu stärken. Da ist es nicht so wichtig, ob diese leute an sog. "utopien" arbeiten, denn vielleicht braucht unsere graue zeit manchmal einen guten schuss davon. Man kann dann vielleicht nicht alles verwirklichen, aber sich doch in diese richtung bewegen, und das wäre schonmal ein fortschritt... Wichtig wäre es konkrete beispiele, modelle zu schaffen, und sie eben auch über die zitierten medien mal zu verbreiten, damit sie andere nach sich ziehen.

Gut, eine wenig provokante antwort, auf den immer gut und gerne provozierenden Ralph G. -- christian


Sandra

#5
Ich glaube, der Grundfehler liegt in der FORM der Hilfe, die den Palästinensern (auch von Israel!!!) gegeben wird. Denn es ist immer Infrastrukturelle Hilfe, Häuser bauen, Schulen, Altersheime wasweissich.
ich glaube, man sollte mehr auf die Wirtschaft setzen. Wenn sie es schaffen, ein paar Fabriken hinzustellen, die Palästinensern gehören, ein paar grössere Geschäfte - dann haben die
1.) die Möglichkeit, Palästinensern Jobs zu verschaffen, und somit eigenen Besitz. Wer was besitzt, schmeisst nicht mit Steinen.
2.) würden die Geschäftsbesitzer darauf dringen, dass Frieden herrscht, sonst können sie keine Geschäfte machen.

Wer was besitzt, ist nicht an Krieg auf eigenem Boden interessiert. Und solange die Palästinenser nichts zu verlieren haben, wird weiter gekämpft.
Man muss sie "reich" machen, man muss den zuvielen Jugendlichen auf den Strassen Job- und Zukunftsperspektiven geben.
Schulungen helfen im Moment nur bedingt. Denn dann lernen sie nur, was sie alles haben KÖNNTEN - gäbe es die Möglichkeiten.

Es ist ein weltweites Phänomen: Eine Gesellschaft, die mehr als 20% arbeitslose junge Männer hat, wird destabilisiert. Weil die sich irgendwie beweisen müssen, und keine legalen Möglichkeiten dazu finden.

Achso, und: willkommen chris! Schön, ab und zu von Dir was zu hören!

Andrea

Das ist der neue Christian - nicht der, von dem wir ab und zu was hören. - Ein anderer, der heute zum ersten mal mit spricht.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Sandra

Ja, das war mir klar - ich hatte nur den anderen Beitrag von ihm schon gelesen. Und ich hab fahrlässig den Namen abgekürzt. Sorry.

Andrea

 :o ;D ;D Grob fahrlässig :-) - Forumführerscheinentzug :-). Übrigens bist du ja gleich mal bei tausend. Bin gespannt ob da irgendeine seltsame automatische Bewertung einfährt.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Sandra

Wieso siehst du das? Ich hab (g*ttseidank) keine Zahlen mehr unter dem Namen. Das zeigt ja nur, was für eine nervtötende Plappertante ich bin, die zu allem und jeden ihren Senf dazu geben muss :-[ *genier*

Bastian

#10
Jaa, so ist das im Leben. Plötzlich sinds 961 Postings. Hab das erste Mal in die "Top 15" geguckt. Dagmar hat mich überrundet und Andrea wird wohl auch an mir vorbeiziehen... Jaja, die jungen Dinger...

Andrea

@Sandra: Wenn man bei "Mitglieder" rein geht und dann die Person aufruft, die einen interessiert, dann sieht man, wie viele Beiträge der/diejenige hat. ;-) Unter "Top 15" sieht man die genaue Reihenfolge. Dagmar hat mich und Basti schon überrundet. Bei dir braucht sie, glaub ich, noch ein Bisschen ;-).
Nervtötende was? Stimmt nicht.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Lanie

ZitatWieso siehst du das? Ich hab (g*ttseidank) keine Zahlen mehr unter dem Namen. Das zeigt ja nur, was für eine nervtötende Plappertante ich bin, die zu allem und jeden ihren Senf dazu geben muss :-[ *genier*


Brauchst du nicht, der Durchschnitt deiner Posts sind überdurchschnittlich gut, und gegenüber anderen Foren erst recht.
Da muss ich dich loben, du bist wahrscheinlich unser wichtigstes Member. :)

Dagmar

#13
Ehrlich gesagt: Ich wusste nicht so wirklich genau, wohin mit diesem meinem Beitrag. Ich wusste nur, ich würde gerne mal wieder eine lebhaftere Diskussion anregen in diesem Forum. Na ja, und da dachte ich mir, dass das, was ich so heute Nacht alles erlebt habe, vielleicht noch am ehesten in diesen thread passt. Ich stelle mal meine Erlebnisse heute abend und meine sehr subjektiven Gedanken und Haltungen dazu hier zur Diskussion:

Es ist nicht so wirklich "en vogue" - und schon gar nicht in Künstlerkreisen - sich als praktizierende Christin zu outen. Wenn schon, dann maximal NACH Kirchenaustritt. Wenn nicht mal DAS vorweisbar ist, dann WENIGSTENS evangelisch. Gar nicht "en vogue": Katholisch UND praktizierend  :o :o :o

Das war die "Vorbemerkung"  ;)



Ich hatte einen superschönen Abend: Ich war mit meiner Familie um 21.00 Uhr zur Osternachtsfeier. Es wäre gelogen zu sagen, dass ich da ja nur deshalb hingerannt bin, weil meine über alles geliebte Tochter nächstes Wochenende ihre Erstkommunion feiert und deshalb da auftauchen musste. Nee - das stimmt nicht. Ich bin da ganz freiwillig hingegangen - und ganz unabhängig von den Entscheidungen meiner Tochter.  Es war eine sehr sehr schöne Feier, die mit einem Osternachtsfeuer auf unserem Dorfplatz begann. Dann sind wir alle in die Kirche eingezogen mit tausend Kerzen in den Händen und singend "Lumen Christi - Deo gratias" Die Messe war etwas lang - mein Sohn ist leider eingepennt *kicher* - aber danach sind wir alle um 23.00 h ins Pfarrheim gewandert und haben nach der langen Fastenzeit Rotwein getrunken und gekochte Eier gegessen, was sehr sehr nett war.

Aber das wollte ich eigentlich gar nicht hier zum Besten geben.  Zum Besten geben, wollte ich eigentlich die Texte und Ansagen dieser Feier und meine Gedanken dazu:

Es wurden, ich weiss nicht wieviele, Bibeltexte verlesen - sie alle handelten aber im Kern von der Verfolgung der Juden durch die Araber und deren "Rache" an den Ägyptern (zum Beispiel). Ich sass da so herum und hörte die Texte und dachte an die neueste "Spiegel"-Ausgabe, die sich exakt genau mit diesem Thema beschäftigt. Dann sagte der Pope da vorne noch lange irgendwas: Ein grosser Teil beschäftigte sich damit, das Jesus ein Jude war und Juden bis heute verfolgt werden. Dem habe ich innerlich zugestimmt. Allerdings habe ich mich auch gefragt, ob solche und ähnliche Ansagen denn so rasend hilfreich sind???? Es ist simpel, en vogue und sehr einfach, den praktizierenden Katholizismus zu kritisieren. Das kann jeder Depp und dazu gehört nicht sehr viel. Mir geht es sehr viel mehr um die tieferen und grundsätzlicheren Hintergünde zwischen Christen und Moslems (heutzutage Moslems - vor tausenden von Jahren hiess das "Sklavenherrschaft unter den Ägyptern")

Da feiern wir Christen die Osternacht. Wir jubilieren und freuen uns darüber, dass da Christus für uns und unseren Scheiss, den wir so insgesamt fabrizieren, gestorben ist (wir Katholen glauben das ja schliesslich ::)!). Und dann gehen wir her und beschimpfen wie vor fünftausend Jahren die bösen "Ägypter". Der Pope sagte heute ausnahmsweise mal nix über den Iran. Normalerweise tut der das: Er betont (für meine Verhältnisse PENETRANT) in jeder seiner Ansagen, dass Christus ja ursprünglich ein Jude war, und das heute der Iran die Welt bedroht.

Das stimmt sogar, ich frage mich nur - heute Nacht als Christin und auch schon viele viele Nächte zuvor - ist das wirklich hilfreich??? Ist es hilfreich, jahrtausendalte Vorwürfe zu wiederholen bis zum Erbrechen? Ist es hilfreich, wie weiland Moses, der das Meer mit "Gottes Hilfe" über den Ägyptern zusammen brechen liess, den Palästinensern jeglichen Geldhahn zuzudrehen, so dass sie nullkommanull Chancen auf Existenz mehr haben. Jaja, Hamas hin und her - weiss ich alles: Diese Fanatiker bedrohen die Existenz Israels - das kann man natürlich nicht gut heissen. Wird aber etwas besser, wenn man denen alles wegnimmt???

Ich denke: Neee!!! Das ist null hilfreich!!!!

Ich bin Christin - und ohne weitere Schamkommentare stehe ich deutlich dazu, also: Was kann ich denn jetzt tun, um hilfreich zu sein???? Oder bleiben wir dabei, dass dies nun einmal ein jahrtausendalter Konflikt ist, der sich nie nie lösen lassen wird?!?

Das ist eine sehr ernsthafte Frage übrigens! Die mich sehr sehr umtreibt - übrigens - ....

Frohe Ostern - das wünsche ich Euch allen sehr sehr von ganzem und aufrichtigem Herzen!
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

whoknows

Das ist ein sehr schwieriges thema, dass Du da anreisst, Dagmar.
Zunächst: Es ist nicht so rasend üblich, dass in christlichen Kreisen überbetont wird, dass Jesus Jude war. Auch die momentan herrschende Diskussion über Judas greift extrem in das christliche Selbstverständnis ein - Judas=der Jude, der Verräter, und plötzlich kommt man drauf: das stimmt so gar nicht.
G*ttlob hat man durch Herrn Ahmadinejad schnell ein anderes Feindbild zur Hand - und ein Feindbild BRAUCHT man heute im Christentum: jede bedrohte Art (oder sich bedroht empfindende) wird am leichtesten durch ein gemeinsames Feindbild zusammengeschweisst.
Klar, es wäre wesentlich sinnvoller, wenn die Monotheistischen Religionen sich über ihre Gemeinsamkeiten klarer würden - sinnvoller für einen Frieden, aber nicht sinnvoller für die "Erhaltung der Art" - denn das verwäscht ja die Grenzen zwischen den Religionen, wenn man so sehr drauf hinweist, dass in Christentum und Islam der Ursprung und viele der Auswirkungen gemeinsam sind - und zwar basierend auf dem Judentum.
Wenn man aber beim "Zurückschauen" auf die Gemeinsamkeiten blickt, und erst in der Gegenwart die Unterschiede herausarbeiten will, kommt man nicht sehr weit: es ist kompliziert, und komplizierte Zusammenhänge bringen keinen Schlagkräftigen Erfolg. Und es grenzt nicht ausreichend ab.

Die Problematik liegt darin, dass man mit der Religion an sich ein intellektuelles Konstrukt UND  eine spirituelle Erfahrung zusammen hat. Du hast also Äpfel und Birnen in einem Brei. Und andere haben das auch. Wie willst Du das mit sachlichen Argumenten abgrenzen?
Für die Kirche ist es einfacher und schlägkräftiger, wenn sie mit Feindbildern operiert. Mit archaischen Feindbildern, die sich aber leicht in die Gegenwart transportieren lassen.
Da geht es nämlich nicht um die Religion. Es geht um die Institution Kirche. Das ist wie eine Firma, die um ihr Überleben kämpft. Da geht es nicht um das Produkt, dass die Firma verkauft, sondern um die Firma mit ihren Aufsichtsräten und Generaldirektors Macht und so. Selbst wenn es um's Produkt an sich ginge: Wenn Pril, um Pril zu bleiben, die gemeinsamkeiten mit Cif herausstriche, würde es dann als Pril überleben? Oder würde es über kurz oder lang Prif oder Cil werden?

Jetzt kann aber Pril nicht gegen Cif losgehen, weil sie seit einiger Zeit  in ihrer Unternehmensstruktur festgelegt haben, dass sie zu Mitbewerbern nett zu sein haben - aber sie können erzählen, dass die Cif -Leute schon ganz von Anfang an einfach schlechtere Menschen waren.
Gegen Bref können sie das aber nicht mehr sagen, weil sie mit Schuld an einer bösen Kampagne gegen Bref waren, und das wäre sofort viel zu durchsichtig.

Weisst Du: Das EINE ist die spirituelle Erfahrung und die Rituale, die der Mensch gerne drumherum hat. Und das ANDERE ist die Unternehmenskultur, die drumherum aufgebaut wurde, um diese spirituell Erfahrung zu kanalisieren, und damit Macht und Geld zu bekommen.

Kurz: die Juden sind nicht mehr wichtig, da kann man nett sein, denn denen "hat man schon gezeigt, wo der Hammer hängt", und die sind eh inzwischen westlich, ausserdem ist Bref ein sehr kleiner Konzern - aber Cif - das wächst und wächst.
Die Muslime machen sich jetzt extrem wichtig, und haben Fanatiker, die als Soldaten ganz gut taugen. Was setzt man dem entgegen? Man muss auch fanatisieren.
Es ist ein Krieg.

Dagmar

#15
ZitatMan muss auch fanatisieren.  Es ist ein Krieg.

DAS genau möchte ich so einfach nicht so ohne weiteres hinnehmen. Mit "ohne weiteres" meine ich: Ohne Widerstand, resignativ, logisch irgendwo, nachvollziehbar und rational sehr einsichtig.

Ich glaube das einfach nicht, und es entspricht auch nicht meiner Alltagserfahrung an der "christlichen Basis", dass das Christentum heutzutage ein Feindbild braucht. Recht gebe ich Dir, dass die Institutionen u.U. Feindbilder brauchen. Aber auch da erlebe ich das im Christentum tendentiell heutzutage anders (Beispiel: Osteransage des evangelischen und katholischen Oberfritzen - heute in den Medien veröffentlicht). Leider erlebe ich das im Islam mit den Feindbildern bei weitem nicht so reflektiert, nicht so entgegenkommend, muss ich leider zugeben.

Dass sprituelle persönliche Erfahrungen (wie ich da so in der Osternacht) und Institution Kirche zwei völlig verschiedene Baustellen sind, das ist mir natürlich klar. Ich teile aber nicht Deine Auffassung, dass die Religionen -welcher Farbe auch immer - um ihr Überleben kämpfen. Das sehe ich echt grundsätzlich anders: Egal welche Farbe: Die haben allesamt einen enormen Zulauf in einer werteverfallenden Zeit. Denk mal an den katholischen Weltjugendtag (Ich habe das hier live vor Ort mitgekriegt: Das kann man kaum in Worten vermitteln, was hier los war. Das waren nicht Einzelne!! Das waren weltweit in Massen und zwar in enormen Massen angereiste Jugendliche aus allen Teilen der Erde). Oder nimm' den Islam und seine fanatischen Dschihad-Kämpfer, die allesamt um die 20 junge Jahre alt sind.

Die persönlichen spirituellen Erfahrungen sind -und das stimmt, da hast Du Recht - leicht missbrauchbar für institutionelle Konstrukte, Missbräuche und Anliegen. DARIN liegt sicher eine Crux!

Meine Frage in den "offenen Raum" ist dabei allerdings: MUSS DAS SO SEIN???? Natürlich nicht, diese Antwort ist ja simpel. Aber: Wenn das nicht so sein muss, WIE kann man gegensteuern? Was kann der Einzelne "Bewegte" - egal welcher religiösen "Farbe" tun? Oder kann er nix tun, ausser kapitulieren?

An sowas glaube ich echt nur schwer ("hilft nix, alles übermächtig, ist halt so, war halt so, bleibt halt so") - bzw. will nur schwer dran glauben.

Und dann ist da nochwas:

Der Hamas wird alles Geld aus Europa gesperrt. Glaubt ihr, dass das ein guter und richtiger Weg ist??? Der Iran hat heute abend verkündet, dass er der Hamas 50 Mill. Dollar zur Verfügung stellen wird.  UND GENAU DAS WAR EIGENTLICH MEIN THEMA!!!: Mir scheint, das sei ein jahrtausendalter Irrsinn!!!! Die Sanktionierung angeblich Vereinzelter führt nur zur Solidarisierung angeblich Vereinzelter, die dann zu solidarisierten Massen werden - und das relativ schnell (was man gerade am Beispiel der Hamas sieht!)!

Ich hatte heute abend eine äusserst hitzige Diskussion mit meinem Mann: Er vertrat die Haltung, dass es ja schliesslich nicht sein könne, dass die EU mit eigenen Geldern Fanatisten finanziert, die die Existenz Israels bedrohen und in jeder Weise kriegstreibend wirken - dazu in weltweiter atomarer Bedrohung. Ich hingegen vertrat die Meinung, dass es bohnendumm sei, der Hamas alles Geld wegzunehmen, weil dies auf Mittelstrecke nur zur einer Fanatisierung der moslimischen "Massen" führen würde.

Was meint Ihr dazu????
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Bastian

#16
Ich "meine dazu":
@Dagmar: Mit einem Quäntchen mehr Stringenz wäre einiges besser zu verstehen. Gilt nicht nur für Religionen.

Ich halte tausend Kerzen plus Osterfeuer, nebenbei, nicht für eine "spirituelle Erfahrung". Und ich verstehe auch nicht, was dein "EIGENTLICHES THEMA (!!!)" ist. Ich lese 80% Nebensächliches und "nicht- Kanalisiertes", ferner 10% Abschweif. Der Rest besteht aus Ausrufezeichen und Fragezeichen...

Ich kann also zum "eigentlichen Thema" nichts sagen,
weil ich nicht weiss, was es ist.
:)

Volker2

Ich würde sagen, für beide Haltungen gibt es gute Argumente.  D e n  richtigen Weg wird es wohl nie geben.
Aber: Soll Europa tatsächlich die Hamas-Regierung unterstützen, wenn sie weiter auf die Zerstörung Israles aus ist? Ist die Forderung nach einem Bekenntnis zum Existenzrecht Israels nicht berechtigt - ist sie nicht Grundvoraussetzung für dauerhaften Frieden in der Region? Beide Seiten müssen doch anerkennen, friedlich und frei nebeneinander leben zu wollen. Ein klares Wort der Hamas muss her.
Was ich vermisse, ist auf israelischer Seite eine Politik der Zurückhaltung (so schwer es manchmal auch fallen mag) und auf palästinensischer Seite den Willen, etwas gegen Terroristen zu tun.
Übrigens: Wenn der Iran keinen Pfifferling darauf gibt, was die internationale Staatengemeinschaft (und das ist ja nicht nur der Westen) sagt, dann würde ich mir doch mehr Einfluss der Arabischen Liga für den Frieden wünschen. Na ja, das wird sicherlich nicht einfacher, wenn die USA munter Kriege gegen das Völkerrecht führen und andere Staaten (wie das bettelarme Indien oder Nordkorea) kräftig den Kochlöffel in ihren Atomküchen schwingen. Es ist sicher auch den Bush-Strategen in den USA und ihren neuen dummen Mini-Atom-Erstschlag-Konzepten zu verdanken, dass sich Länder wie Iran "genötigt" sehen, ein adäquartes Bedrohungsszenario aufzubauen.

whoknows

#18
Urgh. Jetzt habe ich einen riesigen Absatz geschrieben, und dann bin ich an der falschen Taste angekommen.
Seufz.

also, Volker, abgesehen davon, dass weder der Kontinent (!) Indien, noch das Land Nordkorea ARM sind (da ist nämlich DIE BEVÖLKERUNG arm, nicht das Land. In Indien  ist das Gefälle  eher wegen der Lebenseinstellung, in Nordkorea verhungern die Leute, weil Herr Sung ein Arsch ist ) gebe ich Dir mit dem letzten Satz Recht, Volker.
Und, Basti, ich verstehe schon, was Dagmar sagen will, (und Volker offenbar auch) also liegt es weniger an Dagmars Wortwahl als an Deinem mangelnden Einfühlungsvermögen. :-* Abgesehen davon ist es ja gerade ein diffuses Gefühl des "nicht zusammenpassens" das Dagmar vermitteln will.

Ich glaube auch, dass die christliche Basis in der Mehrheit anders ist - aber die Kirche als solches hat sehr wohl ein Überlebensproblem. Schismen lauern an allen Ecken und Enden. Die Tonnen an Menschen kommen auch sehr stark wegen des Eventcharakters.
Die Strategie, die der Vatikan einnimmt, scheint mit nicht rasend zielführend: Einerseits ist es "let's be tolerant und hach, wir haben Verständnis - aber bei den EIGENEN Leuten sind sie eher die hardliner, was so das eingehen auf die moderne westliche Lebenswirklichkeit betrifft. (Scheidung, Kondome, weibliche Priester etc.) Das ist nicht so stringent wie die Strategie des Islam - dazu kommt noch: der Islam hat nicht eine zentrale Herrschaft. Und die Muslime sind eben in der Mehrheit (nein, nicht die Mehrheit, die, die WIR als "mehr" merken!!!) leicht verführbar durch vormoderne Praktiken. Es heisst ja immer: die Mehrheit der muslime denkt anders. Mag sein - aber die sind leider weniger zu merken.

Ich glaube einfach, man kann das Problem der Religionen und der Religionsunterschiede auf zwei Ebenen diskutieren: Entweder man nimmt die Position des "strategischen Denkens" ein, also überlegt als Firma, wie bleibe ich gross und stark. oder man nimmt die Position des Religiösen ein. Die Kirche wabert zwischen beiden hin und her. Der Islam hat sich klar für eine entschieden. Ist vielleicht auch einfacher: erstens wie gesagt: es sind viele einzelne Mullahs, die klar nach Macht streben, und also möglichst viele Menschen fanatisieren müssen - im Gegensatz zur Kirche, die bereits eine Position HAT, die sie behalten möchte, und wo sie möglichst viele unterschiedliche Anhänger BEHALTEN will. Und zweitens - ebenfalls wie gesagt: die Mehrheit der Muslime lebte nie in einem Umfeld in dem die Aufklärung so starken Einfluss hat, und sind daher einfacher zu leiten. Der Individualismus ist ein Feind der Masse - logisch. Er ist aber nicht notwendiger Weise ein Feind der spirituellen Erfahrung. Das ist nur Basti ;) Aber ich glaube schon, dass wir im Moment am Anfang eines Kulturkampfes stehen, in dem der gewinnt, der die Masse hinter sich hat.
Und das genau ist die Crux der Kirche. Denn SIE kann die Masse nicht mit einer Doktrin hinter sich scharen - das könnte nur die Doktrin des Individualismus sein, der aber ursächlich gegen alles steht, was die Kirche jahrhundertelang gelebt hat.
Und das heisst: in diesem Kulturkampf kann der Westen nur gewinnen, wenn er GEGEN die Religion setzt, aber FÜR die westlichen Errungenschaften der Säkularisierung. Das würde zwar langfristig zum Erhalt der Kirche führen - aber in wesentlich geschwächterem Mass. Und das will die Kirche aber auch nciht.
So wabert der Westen hin und her. Einerseits, andererseits. Und der Islam ist mehr und mehr geeint.

Zur Frage des Geldes für die Hamas: Kurzfristig scheint der Westen Recht zu bekommen: Im Moment ist Aufruhr gegen die hamas, weil die Leute keine Kohle kriegen. Wenn die Arabische Liga schnell genug eingreift, kann aber das ein Schuss nach hinten sein. Ich denke, die spekulieren einfach drauf, dass die Arabische Liga sich nicht schnell genug einigen kann - was nicht ganz unbegründet ist: schon in der Vergangenheit haben sich die restlichen Araber kaum einen Deut um die Palästinenser geschert - denen waren die Geschäfte mit dem Westen wichtiger, denen war alles wichtiger: das stückel Land bringt ja nicht viel, da geht's eher um's Prestige. Aber: im Moment ist es trotzdem eine haarige Sache - denn gerade jetzt ist das Prestige ziemlich wichtig.

Ich glaube schon, dass es ein Krieg ist: es geht um Macht und Einfluss, und es spitzt sich die Lage zu, also wird jeder radikaler. Nur Europa schnallt es nicht, und wird nicht einig. Deshalb wird auch langfristig Europa verlieren, wenn sie sich nicht sehr schnell am Riemen reissen, und beginnen, auch gegen ihre Weltanschauung zu agieren, sprich: radikaler zu sein, und weniger tolerant.
Es spaltet sich der Westen zusehends.


Übrigens glaube ich nicht, dass sich Herr Ahmadinejad "genötigt sieht" Atombomben zu seinem Schutz zu bauen. jedenfalls nicht so, wie er behauptet. Er nützt eine Gelegenheit, jetzt kann er argumentieren, warum er aufrüstet - aber aufrüsten tut er, weil er Krieg will. Natürlich wollen die Araber die Macht des Westens brechen - würde der Westen und seine Aufklärung weiter vordringen, sind sie in ihrer Existenz gefährdet. Also greifen sie an.
Und Bush ist ein Trottel. Denn er ist klug genug, um zu sehen, dass man, will man mit der Westlichen Lebensanschauung tatsächlich weiter Weltherrscher sein, sich radikalisieren muss. Einfach um Einheit zu erzeugen.
Aber er macht es deppert - denn er spaltet durch die Art und Weise den Westen nur noch mehr.


Wirklich klug sind in diesem Krieg nur die Asiaten: die verhalten sich still, und kämpfen rein wirtschaftlich.

angel+

#19
Zitatund ein Feindbild BRAUCHT man heute im Christentum: jede bedrohte Art (oder sich bedroht empfindende) wird am leichtesten durch ein gemeinsames Feindbild zusammengeschweisst.

Von "Nächstenliebe" und "Gastfreundschaft" der Christin Dagmar Anuth war auch hier wenig zu spüren:
http://www.georgkreisler.net/cgi-bin/yabb/YaBB.cgi?num=1142896337/125#126

(btw: wie kommen Sie darauf, Frau Anuth, dass ich meinen "Abschied" inszeniert hätte? Wer hat Ihnen denn dieses Gerücht zugeflüstert? Ich habe lediglich @ Strog gegen ein Kreuz protestiert und versucht zu erklären, warum ich mich sowohl im Forum wie auch im Netz allgemein in nächster Zeit rar machen werde... Wohllöblich ist im übrigen Ihre Herangehensweise, dass sie in Ihrem Schaffen niemals fremde Texte re-zitieren,  sondern nur bei sich selbst aus dem Vollen schöpfen... ;D)

Auf globaler Ebene entstand 1989 folgendes: Dem militärisch-industriellen Komplex und der CIA entschwand das Feindbild "Ostblock" und zwecks Legitimation und Arbeitsplatzerhaltes bzw. weiterer Profite mußten sie sich ein neues suchen, das ihnen u.a. durch Huntington angeboten wurde. Die arabisch-islamische Welt rückte an die Stelle des ehemaligen Ostblockes...

Doch der heutige Krieg  ist kein kalter mehr, sondern ein sehr heißer ...

Und alte völkische Vorurteile verbinden sich nun mit neuen Terror-Bedrohungsängsten bzw. geben dem dumpfen Volkszorn neue Nahrung:
http://www.rbb-online.de/_/kontraste/beitrag_jsp/key=rbb_beitrag_4096434.html




whoknows

Wie praktisch, dass Du Dich, Angel+, durch Dein Verhalten so taxfrei und einfach als Feindbild anbietest. ;D

Nagut, will nix gesagt haben. jedenfalls: Schon wieder ein Selbstmordattentat in Israel, 6 Tote an einem Busbahnhof, und die Hamas lobt es ausdrücklich. Ich würde denen auch kein Geld geben, scheissauf Nächstenliebe.

angel+

#21
ZitatWie praktisch, dass Du Dich, Angel+, durch Dein Verhalten so taxfrei und einfach als Feindbild anbietest. ;D

All Eure Repliken in CleanState in Bezug auf Wesen und Begriff "Kommunismus" basieren natürlich keineswegs auf Vorurteilen, da Ihr Euch ja mehrere Jahre lang mit dem Thema beschäftigt und dieses erforscht habt, sowie die damit verbundene Philosophie, Theorie und Realgeschichte gut kennt. Deshalb waren Eure Äußerungen zum Thema natürlich wissenschaftlich fundiert. Ich bitte Dich, mir meine Äußerungen zu Zitronen und Würstchen zu verzeihen, basiert doch Eure Kritik kommunistischer Agrikultur auf grundlegenden Beweisen.

Nur mal so zum Vergleich: Ich würde es mir nicht anmaßen, mich bezüglich der Kultur- und Zivilisationskritik Adornos mich zu Wort zu melden, wenn ich noch nie etwas von ihm gelesen hätte. Ich würde es mir auch nicht anmaßen, mich zum Werk von Schönberg zu äußern, wenn ich keine Kenntnisse in Musiktheorie hätte. Ich würde erst die Mühe auf mich nehmen, mich darin einzuarbeiten, bevor ich dazu etwas schreiben würde.

Die Werttheorie erfordert ein langjähriges Studium. Eine meiner Freundinnen arbeitet diesbezüglich an einer Dissertation.

ZitatNagut, will nix gesagt haben. jedenfalls: Schon wieder ein Selbstmordattentat in Israel, 6 Tote an einem Busbahnhof, und die Hamas lobt es ausdrücklich. Ich würde denen auch kein Geld geben, scheissauf Nächstenliebe.

Ich denke kaum, dass die globale Ökonomie sowie "Entwicklungshilfe" je etwas mit "Nächstenliebe" zu tun hatte.

Das Thema "Hamas" debattierte ich in einem anderen Forum. Mein Einwand gegen die Finanzsperre war und ist, dass diese - u.a. durch die Mithilfe der Hizbollah - wieder zu einer Politik des permanenten Terrorismus führen wird und die Hamas noch näher an die Seite der Muslimbruderschaften rücken läßt.

Mein Lösungsvorschlag war: Da die Road Map definitiv gescheitert ist, sollte etwas völlig Neues auf Basis solcher Projekte, wie Neve Shalom und unter Mithilfe der "Genfer Friedensinitiative" versucht werden. D.h.: Förderung und Finanzierung solcher soziokultureller Projekte durch das eingesparte Geld. (Ein "offener Brief" an Javier Solana ist diesbezüglich in Vorbereitung und er hat jetzt höchste Priorität. Dies, weil es einfach nicht ausreicht, nur die Gelder zu sperren und keine Alternative aufzuzeigen...)

Im Wedding wohnen auch viele Araber/innen bzw. Muslime. Darunter gibt es auch Antisemiten. Wer dazu tendiert, findest Du am ehesten heraus, wenn Du Dich mit denen konfrontierst. Ich trage einen aus Irael stammenden Davidstern, den mir mein jüdischer Liebster geschenkt hat und schaue, wie sie darauf reagieren. Letztes Jahr wurde er von Arabern an einer Bank im Wedding übel beschimpft und ihm wurde verboten, sich darauf zu setzen, als sie seinen Magen David erblickten.
Wir haben dies im Viertel publik gemacht und an dieser Bank ein "Bankett" gemacht. Es gab jüdisch-orientialische Spezialitäten und gute arabisch-israelische Musik. Außerdem brachte ich noch meinen Gitarrenverstärker und ein Micro mit, sodaß wir dort auch noch eine "Speakers Corner" zu Freundschaft, Toleranz etc. eröffnen konnten.
Das Bankett wurde insbesondere von arabischen/muslimischen Kindern besucht, die während der Gespräche und beim Schmausen (es gab leckere marokkanische Butterkekse, die die Kids gern mögen!) ihre Ängste und Vorurteile gegenüber uns abbauten und wir haben dann sogar später gemeinsam bei schöner Musik getanzt.

Nichts spricht dagegen, das "Bankett" in diesem Frühjahr/Sommer zu wiederholen. Für die hard-core-Machos, die ggf. dabei auftauchen (und mit denen ich ja im Jugendzentrum gearbeitet habe), habe ich auch nun die cd "Schwanzersatz"...  8-)

Ich kann leider nur hier in meinem Umfeld KONKRET aktiv werden.

Ferner muss ich auch einiges tun, um haGalil zu unterstützen, denn denen fehlt Geld.
Wie ich schon in einem anderen Thread schrieb: haGalil hätte bestimmt nichts gegen ein Solidaritätskonzert von "wortfront" oder anderen Musikern dieses Forums einzuwenden...

Wie ich kürzlich von Avitall und Samuel erfuhr, wird es auch dieses Jahr wieder ein Freundschafts-Fußballspiel in Berlin geben. Auch sie würden sich sicher freuen, wenn Ihr daran mitwirkt.  



Zyankalifreund

ZitatNur mal so zum Vergleich: Ich würde es mir nicht anmaßen, mich bezüglich der Kultur- und Zivilisationskritik Adornos mich zu Wort zu melden, wenn ich noch nie etwas von ihm gelesen hätte. Ich würde es mir auch nicht anmaßen, mich zum Werk von Schönberg zu äußern, wenn ich keine Kenntnisse in Musiktheorie hätte. Ich würde erst die Mühe auf mich nehmen, mich darin einzuarbeiten, bevor ich dazu etwas schreiben würde.  

Dann sollten wir kein Diskussionsforum mehr sein, sondern eine Universität, wenn wir hier alles erst gründlich erforschen sollen. Nur fürchte ich, dass so dieses Forum sehr träge sein würde.
Und ich sag dir nochwas: Die Meinung von Menschen, die sich nicht mit Kommunismus-Propaganda zugemüllt haben, kann und sollte dir vielleicht manchmal die Augen öffnen, manchmal ist sowas ganz gut, die Meinung des "gemeinen Volkes" zu hören.

Adolf Hitler dachte auch, seine Ideologie sei großartig und hat sich im Labyrinth seiner eigenen Propaganda verirrt, wie ein Wilder dafür gekämpft und sich von niemandem was sagen lassen, genau wie du, angel.
Wir haben am Freitag Abend in der Fire-Bar ja zusammen drüber zu sprechen versucht, aber ich höre immer wieder nur es gab ihn nie, den Kommunismus, blablabla... Ich höre auch nur was gut ist, ich höre nichts über negative Seiten und in diesem Moment kann dich in dieser Diskussion nicht so ernst nehmen, wie es jemandem gebührt, der sich damit jahrelang beschäftigt hat. Das ist mein Problem. Wer das JAhre lang studiert, der weiß auch von negativen Seiten - du bist mir einfach a) nicht vernünftig genug und b) nicht objektiv genug. Also schon ein wenig "Feindbild" für manch einen. (Jaja, steinigt mich und du angel, bezeichne mich nur als kulturlos, immerzu...  ;D)


Maexl

ZitatAdolf Hitler dachte auch, seine Ideologie sei großartig und hat sich im Labyrinth seiner eigenen Propaganda verirrt, wie ein Wilder dafür gekämpft und sich von niemandem was sagen lassen, genau wie du, angel.
Wir haben am Freitag Abend in der Fire-Bar ja zusammen drüber zu sprechen versucht, aber ich höre immer wieder nur es gab ihn nie, den Kommunismus, blablabla... Ich höre auch nur was gut ist, ich höre nichts über negative Seiten und in diesem Moment kann dich in dieser Diskussion nicht so ernst nehmen, wie es jemandem gebührt, der sich damit jahrelang beschäftigt hat. Das ist mein Problem. Wer das JAhre lang studiert, der weiß auch von negativen Seiten - du bist mir einfach a) nicht vernünftig genug und b) nicht objektiv genug. Also schon ein wenig "Feindbild" für manch einen. (Jaja, steinigt mich und du angel, bezeichne mich nur als kulturlos, immerzu...  ;D)

Vorsicht mit den Nazivergleichen - sie lassen einen selten positiv erscheinen ;-)

Und der Meinung, dass es den wahren Kommunismus nie gegeben hat ist nicht nur sie - nur ziehe z.B. ich andere Schlüsse daraus. -> gab es nie -> wird es global nie geben. reinen kapitalismus im neoliberalen sinne gab es, meine ich, auch noch nie...

angel+

#24
Eric, erst die Kultur befähigt den Menschen, den "Darwinismus" ("nur die die Stärksten und Anpassungsfähigsten werden überleben") und negative Naturphänomene (z.B. den Alpha-Affen in sich selbst) zu überwinden. Kultur verändert und domestiziert Natur bzw. erkennt die Gesetze der Natur und wendet sie an. Ich beziehe mich hier mehr auf den Kulturbegriff von Bronislaw Malinowski statt auf den von S. Freud und meines Erachtens nach hat er Freud durch seine Forschungen widerlegt.

Wenn nun Du, Eric - obwohl ich Dich bat, Dir Gedanken zum Selbsterhaltungstrieb des Menschen  zu machen und diesen statt dem Begriff "Egoismus" zu setzen, immer noch auf dem "Egoismus" herumreitest und ihn als dem Menschen wesenhaft darstellst sowie auf den Futterneid der Tiere dabei verweist, dann bezeichne ich Dich auch weiterhin als "kulturlos". Ich mag im übrigen auch Konrad Lorenz nicht sonderlich...

Da der Kapitalismus die Kulturindustrie hervorgebracht hat und Kultur unter die Ware-Geld-Beziehung subsummiert wird und wir bzw. der Künstler dadurch bedingt expropriiert wird (bei Schriftstellern ist dies sehr extrem, deren Arbeitsresultate von den Verlagen angeeignet werden und sie daran kaum noch Rechte besitzen), bin auch ich "kulturlos".

Dies habe ich Dir gegenüber klar und deutlich formuliert. Wenn Du es nicht verstanden hast, dann ist das Dein Problem, nicht meines.

Horst liest gerade mit und wünscht Dir - auf sächsisch - 'ne gute Futter- statt 'ner Vogelgrippe!  :D
Und Du sollst nächstes mal ein sächsisches Trinklied mitbringen und vorsingen...

Er spottet gerade, da er heute auf dem "Ostermarsch" war und hat dort "Schwerter zu Zapfhähnen" gegen die "Scharfrichter für den Frieden" gefordert...  ;D

Und jetzt wollen wir was dichten ("surrealistisches Schreiben")...