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Lemmer in Düsseldorf

Begonnen von Bastian, 27. August 2004, 19:48:03

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Bastian

Hier in Düdo hängen überall Plakate mit dem Konterfei Torsten Lemmers. Der ehemalige Republikaner kandidiert für das Amt des Oberbürgermeisters (momentan Joachim Erwin, CDU) und wird von der "Lemmer- Liste" aufgestellt.

Torsten Lemmer war ein Rechtsradikaler, der unter anderem darurch bekannt geworden ist, dass er einen florierenden Musikverlag hatte, bei dem 2500 einschlägige Titel (Störkraft usw.)verlegt wurden. Darüber hinaus war er der Chef einer Musikzeitschrift für rechtsradikale Musik. 2001 nahm Christoph Schlingensief ihn im Zürcher Schauspielhaus in die Hamlet- Truppe auf, die rechten Aussteigern eine Chance bieten sollte. Seitdem schwört er der ehemals rechten Gesinnung ab und hält sich für normal.

Zumindest so normal, dass er Bürgermeister von Düdo werden will. Hier noch zwei Links, denn es gibt viel zu lesen. Mehr als ich jetzt tippen möchte.

http://www.lemmer-liste.de/

und hier seine private Homepage

http://www.lemmer.tv/

Ich hoffe ich erweise ihm nicht zu viel Ehre, denn darum geht es mir nicht.

Könntet Ihr ihm vertrauen? Oder:
Was muss ein Mensch noch tun, um zu beweisen, dass er nicht mehr radikal denkt? Oder:
Hat er schon zuviel und zulange für die rechte Szene gearbeitet, als dass man ihm den Umschwung abnehmen kann?
Fragen über Fragen...
 

Hier ein kurzer Ausschnitt aus einem Interview:

"Interview für die Stadtillustrierte 1200 in Frankfurt

Torsten Lemmer war bis Ende der 90er ein
bekannter Name in der rechten Szene. Als
Geschäftsführer des wohl wichtigsten Rechts-rockverlages
in Deutschland sorgte er für eine
Struktur und Organisation im Vertrieb diverser
Platten von Bands, die rechte Themen propa-gierten
und nicht selten auf dem Index landeten.
Stets den öffentlichen Auftritt liebend hat er
sich schon früh in verschiedensten Bereichen
und politischen Strömungen engagiert. Im Jahr
2001 kam dann mit einem Theaterstück von
Christoph Schlingensief der Ausstieg aus der
rechten Szene, auch dieser öffentlich und auf
Theaterbühnen inszeniert. Heute ist Lemmer
mit einer Muslima verheiratet und hat einen
Verein ins Leben gerufen, der Rechten beim
Ausstieg aus der Szene helfen soll. Klar, das ihm
von vielen Seiten kein Glauben geschenkt wird,
war er doch kein Mitläufer und hat 15 Jahre ein
Leben zwischen rechter Propaganda, Prügeleien
und Alkoholexzessen geführt. In einem Buch, das
ausgerechnet beim eher linksgerichteten Eulen-spiegel
Verlag erscheint, schreibt er über sein
Leben. Wir sprachen mit Torsten Lemmer:
µ: Sie schreiben in ihrem Buch, dass Sie
schon immer ein politischer Mensch waren und
sich demnach auch ihrer früheren Rolle in der
rechten Szene bewusst waren. Warum sollte
man Ihnen den Lebenswandel abnehmen?
Lemmer: Weil sich mein Leben komplett geän-dert
hat. Ich bin inzwischen mit einer gläubigen
Muslima verheiratet, die den Koran neben ihrem
Bett zu stehen hat. Soviel Toleranz hätte ich
früher gar nicht aufbringen können. Ich bin jetzt
mit dem jüdischen Schauspieler Peter Kern be-freundet
und das auf sehr persönlicher Ebene.
Da hat sich eine Grundhaltung geändert.
TORSTEN LEMMER – RECHTS RAUS
ICH BEREUE FAST ALLES EIN EHEMALS FÜHRENDER RECHTER SCHREIBT EIN BUCH ÜBER
SEIN LEBEN UND EINEN LEBENSWANDEL.
µ: Was für ein Gefühl war das seinerzeit, in
der rechten Szene als Orientierungsperson
angesehen zu sein.
Lemmer: Für die breite Masse war ich sicher
keine Orientierungsperson, weil ich mich immer
deutlich von der breiten Masse unterschieden
habe. Orientierungsperson war ich sicher für
andere, die ebenfalls Multiplikatoren waren. Das
betrifft Künstler, Bandleader, Konzertveranstal-ter,
Fanzine-Macher, Jugendleiter – auf dieser
Ebene. Man kann in dem Buch nachlesen, dass
ich schon immer einen Hang zur Selbstdarstel-lung
und ein großes Mitteilungsbedürfnis hatte.
Aus diesem Grund war es ein erhabenes Gefühl.
Ich war Anfang der 90er Jahre ja sogar Berater
der DSU Landtagsfraktion in Sachsen Anhalt.
Beim Bundesparteitag von Franz Schönhuber
eine Belobigung zu bekommen, auch das war
ein erhabenes Erlebnis.
µ: Viele Neonazis kommen aus recht ein-fachen
oder sozial schwachen Verhältnissen
und suchen in der Gruppe Bestätigung und
Nähe. Sie kommen aus einem sogenannten
guten Elternhaus. Welche Gründe gab es für
den Weg in die rechte Szene?
Lemmer: In den 80er Jahren war das in mei-ner
Heimatstadt Düsseldorf so, dass die Toten
Hosen und damit Punk absoluter Mainstream
waren. Die waren überall Ehrengäste. Das ein-zige,
womit ich Autoritäten wirklich schocken
konnte, waren eben rechte Parolen. Piercings,
Tattoos oder kleine Schlägereien waren dagegen
auch nichts. Das war nach dem Motto: Auffallen
um jeden Preis.
µ: Wie sehen Sie die Gründe, die Sie damals
bewegt haben, heute?
Lemmer: Ich war schon früh in der FDP und im
journalistischen Bereich tätig. Ich wollte sei-nerzeit
nicht, dass einem Erich Honecker und
seinem undemokratischen Regime der Rote
Teppich ausgerollt wird. Als das soweit war, bin
ich immer mehr ins nationale Lager abgedriftet.
Ich hatte in der FDP eine Identifikationsfigur,
die dazu stand, in der Armee gedient zu haben
und Ritterkreuzträger zu sein. In dieser Zeit
kamen die Böhsen Onkelz auf und ich gehörte
zu den sogenannten Asozialen Randgruppen.
Ich war ein Rockabilly und ein Hooligan und
habe in dieser Zeit gemerkt, je weiter rechts
man Krawall schlägt, desto mehr politischen
Wirbel erzielt man. Mit 19 Jahren, als die Mauer
fiel, war ich politisch ja noch nicht erwachsen
– und ich war gerade mit Störkraft zusammen.
Da gab es in den Neuen Bundesländern Kon-zerte
mit bis zu 2.000 Besuchern, dann wurde
Deutschland auch noch Fußballweltmeister. Es
gab damals eine richtige schwarz-rot-goldene
Euphorie. Besonders in den neuen Bundeslän-dern
wurde die rechte Kultur der Gegenentwurf
zum gehassten Mainstream. Ich habe mit einem
Rechtsrockverlag damals 80 Prozent meiner
Umsätze in den Neuen Bundesländern gemacht.
Das hat alles dazu beigetragen. Mich heute rück-blickend
einzufühlen, ist für mich schwer, da
ich mich von diesem Leben abgewendet habe.
Sicher ist es nach wie vor so, dass es eine reine
Provokationsgeschichte ist. Aktuell wird eine
rechte Band wie ,,Landser" als kriminelle Ver-einigung
eingestuft, damit wird die Szene als
Gegenentwurf zum System enorm aufgewertet,
obwohl sie hinter den Kulisssen zum Teil extrem
unorganisiert und unpolitisiert ist.
µ: Sie haben über Ihren Rechtsrockverlag
für bessere Strukturen in der Szene gesorgt.
Bereuen Sie das heute?
Lemmer: Ich bereue das nicht nur, ich würde
die Uhr am liebsten zurück drehen. Ich war mal
Chefredakteur einer Stadtillustrierten und hätte
mit der Einsicht von heute sicher in ganz ande-ren
Bereichen Erfolge haben können. Aber ich
habe das nicht getan und muss mich heute mit
meiner Vita abfinden. Ich bin kein Rudolf Hess,
der sagt ,,Ich bereue nichts". Ich bereue fast
alles. Heute habe ich über meine Frau Kontakt
zu Ausländern, die damals zu den potentiellen
Opfern der rechten Szene gehörten. Die fra-gen
mich heute, wie ich das damals übersehen
konnte. Mir tut das abgrundtief weh und deshalb
habe ich auch den ,,Rein"-Verein gegründet, der
Rechten den Ausstieg aus der Szene erleichtern
soll. Ich versuche jetzt seit drei Jahren etwas
zurückzugeben. Man weiß natürlich nie, was ein
Torsten Lemmer morgen macht. Ich kann nur
sagen, dass ich nie wieder zurückkehren will
und das auch gar nicht mehr kann.
µ: Sie schreiben im Buch auf über 100 Seiten
von 15 Jahren Rechts, Gewalt, Prügeleien. Die
Einsicht und der Wandel während Schlingen-siefs
Theaterprojekt kommen dann doch sehr
überraschend. Wundern Sie sich, dass Ihnen
das von vielen nicht abgenommen wird?
Lemmer: Mir persönlich ist es vollkommen
scheißegal, ob mir irgendjemand etwas glaubt.
Viel wichtiger war für mich, dass mein Opa als
alter Sozialdemokrat mich in die Arme genom-men
hat und mir sagte, das findet er klasse. Das
sind Dinge, die jetzt für mich wichtig sind. Meine
Familie soll mir das glauben, das ist entschei-dend.
Ich habe es nicht mehr nötig, mich in der
Öffentlichkeit zu rechtfertigen. Es gibt nicht
mal anSzene. Man kann das auch an dem Rein-Verein
sehen, an dem inzwischen intellektuelle Künstler
und viele Politiker mitgeholfen haben. Sicher war
der Ausstieg bei Schlingensief ein sehr kurz-fristiger,
aber auch ein sehr erbarmungsloser
Prozess. Wir haben da sechs Monate zusammen
gelebt und alles geteilt und das war plötzlich
eine ziemlich harte Sache.
µ: Warum möchten Sie auch nach Ihrem
Wandel unbedingt mit dem Buch an die Öf-fentlichkeit
und schließen nicht in Ruhe mit
dem früheren Leben ab?
Lemmer: Diese Entscheidung habe ich nicht
gänzlich allein gefällt. Wir haben zu Schlingen-siefs
Projekt einen Film gedreht, der an vielen
Orten gezeigt wurde. Wo dieser Film gezeigt
wurde, das war unter anderem auf der Viennale,
der Berlinale etc., da habe ich festgestellt, es gibt
noch Klärungsbedarf. Ob ich wirklich ausgestie-gen
bin, was ich mit meiner Firma gemacht habe
– und vor allem, wie man auf diese Art aussteigen
kann. Da wurde mir oft nahegelegt, darüber zu
schreiben. Es gab ja schon ein Buch mit dem
Titel ,,Nazis raus und Nazis rein" von Lemmer
und Schlingensief. Nach diesem Projekt gab es
auch wieder Anfragen. Was mich angeht, ist das
Thema nach dem Buch und nach der Lesereise
– ich werde ja auch in Frankfurt (Oder) lesen – ein
für alle mal durch. Ich werde nach Ende Mai über
den Ausstieg kein Wort mehr verlieren. Ich habe
mir extra einen Verlag ausgesucht, der in einer
antifaschistischen Tradition steht und mich nicht
für das lukrativste Angebot entschieden, wie
das eigentlich meine Art wäre. Ich sehe das in
diesem Zusammenhang: Theater, Film, allgemei-nes
Buch und jetzt als Schlusspunkt mein Buch.
Auch den Rein-Verein werde ich abgeben.
µ: Am Ende des Buches schreiben Sie, dass
man damit machen soll, was man will ...
Lemmer: Mein Ding war nicht das große Ziel,
sondern einfach mein Leben niederzuschreiben.
Es ist sehr leicht erzählt, dass sich auch rechte
Jugendliche dafür interessieren können. Auch
der Preis ist günstig gewählt. Das ist einfach
mein persönliches Ding, mein Schlusspunkt.
Ich habe keine Lust wie andere noch jahrelang
den Berufsaussteiger zu spielen. Für das Buch
gibt es keine große PR. Es soll bloß zeigen, wie
ich den Ausstieg geschafft habe, obwohl ich in
der rechten Szene auch wirtschaftlich veran-kert
war. Mir bleibt nur die Hoffnung, dass ich
zum Beispiel bei der Lesung in Frankfurt (Oder)
nicht von einer Seite von der Antifa als rechtes
Schwein mit Farbbeuteln beworfen werde und
andererseits von den Rechten als Verräter eins
mit dem Baseballschläger bekomme."...

Sandra

ZitatMan kann in dem Buch nachlesen, dass
ich schon immer einen Hang zur Selbstdarstel-lung
und ein großes Mitteilungsbedürfnis hatte.

Also, ich denke, das sagt so ziemlich alles. ein Fähnchen nach dem Winde - Hauptsache, man wird wichtig genommen.
Das allerdings bedingt mE per Se schon eine Menschenverachtende Grundhaltung.

Ich habe - jedenfalls nach dem, was ich hier gelesen habe - den Eindruck: Geht über Leichen, wenn es der eigenen Ruhm-Mehrung helfen kann. Der Einzelne ist ihm wurscht.
ausserdem: Wenn man sagt: mein guter Freund ist Jude, - das ist letztlich schon latent antisemitisch, denn das dürfte ja eigentlich kein thema sein - nämlich nciht im Zusammenhang mit: "mein Freund ist...", um also die Herkunft zum beweis für die eigene "Grossherzigkeit" zu nehmen.
Ich kann ein thema daraus machen, wenn es um etwas anderes, drittes geht - meine ich. Also zB - "Mein Freund ist Jude, und er liebt Bücher ganz besonders" - um zu illustrieren, dass vielleicht doch etwas am "volk des Buches" dran ist. Auch um zB Klischees zu bestätigen oder zu verwerfen ist es verständlich, wenn man den Glauben oder die Herkunft von jemandem zum thema macht. (da ist dann die Frage, in welche Richtung die jeweilige Argumentation läuft.) Aber  NUR, um die eigene Korrektheit zu bestätigen, ist das für mich schon ziemlich ....durchsichtig.

Ich glaube, dieser Mensch hat garkeine "Gesinnung" - ausser jener, sich selbst nach vorne zu bringen. Und das noch ziemlcih unreflektiert.

Und mit einer Muslima verheiratet zu sein, KANN auch bedeuten, dass man ziemlich sexistisch ist, und es angenehm findet, wenn die Frau sich als Nummer zwei benehmen "will"....

Andrea

Sollten wirklich so viele Düsseldorfer für den Unterstützungsunterschriften gesammelt haben - ich gehe davon aus, dass diese vielen Düsseldorfer wissen, welche Rolle der belemmerte Typ in der rechten Szene gespielt hat -, beweist das für mich, dass viele von diesen Leuten rechts denken. Das ist ja in gewisser Weise gesellschaftlich ja immer noch geduldet, willkommen wasweißich... Denn viele - vielleicht nicht alle - von ihnen  hoffen vielleicht, dass er, sobald er Oberbürgermeister von Düsseldorf ist, wieder den "rechten" Weg einschlägt. Dann hätten sie wieder jemanden, mit dem sie rassistisches Gedankengut laut aussprechen dürften. Oder wie soll ich mir erklären, dass er sich bei den "Grauen Pantern" beliebt machen will? Klar. Unter den alten Leuten gibt es noch viele Alt-Nazis. Aber die alten Menschen, die sind dem in Wirklichkeit wurscht. Das Ziel - der Wahlausgang - ist ihm wichtig.
Ganz zu schweigen von den Zitaten, die dieser Typ vom Stapel lässt.
Es ist für keine Stadt außenpolitisch gesehen gut, wenn jemand Oberbürgermeister wird, der in der rechten Szene tätig war.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

christian

Erstmal Hallo @ alle! (und ich bin wieder zurück - diesmal war's echter urlaub)

Dieser Typ scheint echt belemmert zu sein...

aber (fast) was ganz anderes, ich habe den eindruck, dass in letzter zeit rechtsradikale (wenigestens in deutschland) sich trauen wieder richtig öffentlich aufzutreten und finde das natürlich besorgniserregend zumal sie glaube ich bei mittlerweile größeren bevölkerungsschichten auf fruchtbaren boden stoßen.

In Österreich oder dem Osten D.lands sind ja offene rechtsradikale schon länger in der öffentlichkeit präsent, aber für köln (z.b.) ist das relativ neu. Wie gesagt, was mich beunruhigt, dass viele leute in letzter zeit sprüche verlauten lassen, nach dem motto: "kriminelle ausländer müssen abgeschoben werden" (entschuldigt die formulierung), angst haben, das wir "von bösen moslems überschwemmt" würden oder, dass sinti und romas sich von der sozialhilfe nur mercedesse kaufen.

Ich glaube dieser rechtsdrift hängt mit dem radikalen abbau des sozialstaates zusammen, trifft natürlich in einigen ecken auf einen sowieso vorhandenen latenten rassismus und wird von plitikern schamlos ausgenutzt, indem sie die taktik fahren, die leute (die alle unter dem gleichen leiden) zu spalten.

Wie seht ihr das?
Und was beobachtet ihr?

grüße - chris

Sandra

#4
Äh......ja?
Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber was Du da sagst, ist eine Binse.

Aber vielleicht ist das für Dich interessant: hast Du schon Bowling for Columbine gesehen? Da wird gut erklärt, warum die Politiker (und sogenannten Meinungsträger) mit Angstmache operieren: Es ist ziemlich einfach und bringt Geld.

Es ist übrigens im dieswöchtigen (also BIS jetzt) Spiegel ein ziemlich gutes Interview mit Sloterdijk - den ich ja im allgemeinen auch nciht sooo rasend schätze, weil er dazu neigt, Binsen provokant und intellel verbrämt zu verpacken, um zitiert zu werden - aber dieses trifft ziemlich genau den Punkt- zum Zustand der deutschen Nation. Schön formuliert.

Andrea

Wem zu nahe treten? Christian oder mir? ;-)
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Sandra

Aber Andrea! DIR trete ich doch GERNE zu nahe  ;D ;)

Andrea

Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

christian

ZitatIch will dir ja nicht zu nahe treten, aber was Du da sagst, ist eine Binse.

... warum die Politiker (und sogenannten Meinungsträger) mit Angstmache operieren: Es ist ziemlich einfach und bringt Geld...

hmm... also @Sandra, wenn du das nicht willst, warum tust du es dann?!
Is auch nich so wichtig - was wär das leben schon ohne nahgetrete.

Ich bin übrigens (üblicher weise) nicht ganz deiner meinung - nicht ganz heißt übrigens wenigstens halb -  ;)

Sie machen das nicht nur (angstmache und spaltpilze treiben), weil es einfach ist und geld bringt, sondern, die leuten gegeneinander aufzuhetzen, ist natürlich auch eine methode von der eigenen verantwortlichkeit abzulenken.  Dazu nach dem alten binsen-prinzip: teile und herrsche.

Und außerdem kommt es immer gut, den volkszorn auf leute zu lenken, die sich gut als opfer anbieten...

Bastian

#9
Was mich doch noch wundert, ist die Tatsache, dass sich niemand mehr wundert. Und zwar darüber, dass von der Lemmerlistenhomepage ein direkter Link auf die Seite von Christoph Schlingensief führt.

Wohlgemerkt: Nicht von der "privaten Homepage" Herrn Lemmers, sondern von der "Unabhängigen Wählerliste, also der "Partei". Und Christoph Schlingensief, der ansonsten recht diskussionsfreudige Regisseur und Anstoßer, hat augenscheinlich kein Problem damit, dass er dort als Unterstützer dieser Liste erscheint. Dass Herr Schlingensief Lemmer durch seinen Hamlet zum vordergründigen Anschein der Resozialisierung verholfen hat, mag eine Sache sein. Vor allem aber eine Sache, über die Schlingensief nicht mehr sprechen mag. Er will offenbar anstoßen, aber scheut danach die Diskussion.

Doch nun steht er augenscheinlich/scheinbar, genaueres weiß ich nicht, als Unterstützer dieser politischen Gruppierung da, und hat offenbar nichts dagegen, dass sie sich mit ihm schmücken. Ich hatte in seinem Gästebuch einmal die Frage aufgeworfen, was die dort Schreibenden davon hielten. Es war ihnen offensichtlich egal, denn sie reagierten mit keinem Wort. Ein zweiter Beitrag von mir wurde nicht veröffentlicht, denn Schlingensiefs Gästebuch wird zensiert. Man darf nicht über soundsoviel Zeichen schreiben, und Webmaster lesen jeden Beitrag, und entscheiden dann, ob sie ihn am folgenden Tag eventuell reinstellen. Damit niemand provoziert. Schlingensief, der Diskussionsfreudige... Natürlich hat auch Schlingensief auf eine direkte mail nicht geantwortet.

Ich weiß, man darf nicht erwarten, dass man auf mails Antworten bekommt, aber ebenso gilt dann auch, dass dies ebenfalls eine Reaktion ist. Ebenso ist das Desinteresse, welches in dessen Gästebuch herrscht eines von vielen Beispielen für die Gleichgültigkeit, nein, die Ignoranz vieler Leute gegenüber politischer Agitation. Und für politische Sauberkeit und Differenzierung hat kaum noch einer ein Gespür.

Ich bin nicht etwa verbittert, nur weil Herr Schlingensief nicht zurückschreibt. Auch wenn es hier vielleicht so wirkt. Ich hab auch bis jetzt auch ohne ihn genügend interessantes zum Spielen gefunden. Ich wundere mich nur über seine Müdigkeit und seine Unfähigkeit die Folgen seines Handelns zu bedenken.

So, das musste sein. Passt auch zu dem rechte- Parteien- Thread...

Maexl

naja ich habe eine mp3-datei eines schlingensief interviews einer seriösen talk-runde in der er sich an einigen stellen regelrecht gezankt hat. dort erläutert er sein hamlet projekt und streitet sich zu genau diesen themen. wobei, sprachgewand ist er und hat er sich wohl auch gut geschlagen.

ich muss sagen, dass ich noch zu wenig von ihm selber gelesen habe um mir ein bild zu machen.

auch ist der eigentlich noch bei diesem beyreuther festspielzirkus eingespannt vom ollen wagner oder haben die ihn schon wieder rausgeworfen oder ist das evtl. schon wieder längst passé?

Maexl

Sandra

Ich glaube, der ist ein typischer Fall von "Die Geister, die ich rief" - und zwar innerlich wie äusserlich.  Ein Medien-Junkie.
Zuerst war er genial - er spielte mit den Medien, und es hat alles genau so funktioniert, wie er dachte.
Dann wurden die Medien und die Menschen schlauer, und er musste immer weiter gehen, um wenigstens irgendwie seinen täglichen "Schuss" an Öffentlichkeit zu bekommen. Und so hat er auch seine "überzeugungen" vergessen, verraten, vielleicht nie so richtig gehabt - weg damit, ist unnötiger Ballast auf dem Weg zu Öffentlichkeit um jeden Preis - insofern deckt er sich ja ganz klar mit Lemmer.
Und jetzt kann er aber aus dem Dilemma nicht mehr raus - kann sich nciht mehr wehren, und bleibt stumm.
eine Mischung aus hochmut, weil eben so vieles funktioniert hat, und unsicherheit, weil er nicht weiss, wie er jetzt sich verkaufen soll. Und, wenn wir ehrlich sind: Seine Inszenierungen hatten immer etwas faschistoides - er ist ein "drüberbügler" - sie waren nie so klar in links oder rechts einzuordnen - sie waren halt Inszenierungen, die den Leuten irgendwie mit dem Arsch ins Gesicht fahren wollten - und zu der Zeit ging das halt am Besten mit Multikulti-gerede.

Übrigens ist gerade Walhalla das beste zeichen dafür: Es ist ihm ziemlcih wurscht, wen er anspringt, und warum: Hauptsache Öffentlichkeit.

Im Moment streitet er sich öffentlichkeitswirksam mit einem sänger seiner Produktion - da Bayreuth ja auf jahr voraus gebucht werden muss, geht's ja auch nicht um Besucherzahlen - das läuft jetzt einfach so dahin. Also was anderes: Streiten wir uns halt....

Bastian

Ich kann mich an diese Fernsehsendung "Freakstars 3000" oder so ähnlich, erinnern. Da hat Schlingensief mit geistig Behinderten Theater gespielt, Podiumsdiskussionen und Castings gemacht. Das einzige, was ich daran blöd fand, war der Titel. Ansonsten hab ich das Konzept durchaus nachvollziehen können, ihm auch etwas abgewinnen können. Das hatte was. Aber- looking back- hatte auch das den Touch von Selbstinzenierung und Vorführen.

Sandra

Ich fand seine Ideen nie radikal neu - aber eben (meist durch die titel oder so) gnadenlos gut vermarktet. Jetzt wird er langsam matt...