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Globalisierung

Begonnen von Dagmar, 19. Juni 2005, 23:42:19

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Bassmeister

Leider wird hierzulande auch das Bioessen über zentrale Verteiler und - Exporteure abgewickelt. Oder warum sonst muß ich im Bioladen Milch aus den Alpen kaufen (600 km) wo es doch auch in Wurzen (30 km) einen sehr guten Milchhof gibt?

Mit den Äpfeln meine ich, daß zu dem "normalen" Produkt (Apfel) der Transport ja noch dazu kommt.
Der Bauer hier bekommt Geld, der Lasterfahrer auch.
Der Bauer in Brasilien zahlt wohl dann drauf, damit seine Äpfel mit dem Flugzeug hier her geflogen werden, was ja deutlich teurer ist, als LKW fahren, und dennoch billiger verkauft werden können?
[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

Dagmar

#26
ZitatOder warum sonst muß ich im Bioladen Milch aus den Alpen kaufen (600 km)

DAS ist einfach der Punkt! Das Ganze ist vertrackter: Habt Ihr den Artikel über die globale Zahnbürste im Spiegel von dieser Woche gelesen? Letzte Woche war auch ein Artikel drin über Opel-Werke im Vergleich in USA, in Bochum und in Polen - das war die gleiche Richtung. Sie bauen ein neues Auto und gucken, wo das am billigsten mit dem größten Benefit geht: Dann entscheiden sie: In Polen und in Bochum und USA wird zugemacht.

Das sind nicht nur 3000 Arbeitsplätze in Deutschland und 25.000 Abeitsplätze in USA weniger, da hängt ja noch die ganze Zulieferung dran, und viele "Kleine" werden reihenweise pleite gehen, wenn das so kommt - und vieles sieht danach aus.

Da stellt sich dann die SPD hin und tönt von "Reichensteuer" und "das Volk" mit über 70 % brüllt "hurra" und alle glauben: "Das isses!" Dass das höchstens 1 Milliarde Euro in die öffentlichen Kassen bringt, was im Gesamthaushalt gesehen ein Peanut ist, wird geflissentlich verschwiegen. Nichts gegen "Reichensteuer" - die meisten Reichen werden allerdings schleunigst nach Luxemburg abhauen, so dass am Ende vielleicht 20 Millionen übrig bleiben - aber das nur nebenbei.

Es ärgert mich rasend, dass die Politik hierzulande solche dämlichen Flickwerk-Vorschläge macht und Massen von Menschen darauf herein fallen. Solche "Superideen" gehen aus meiner Sicht gnadenlos an den Problemen vorbei! Man muss anders antworten auf diese Herausforderungen: Irgendwo habe ich gelesen (hab's leider vergessen wo) dass sich jemand überlegt, auf globaler Ebene so etwas wie Gewerkschaften zu gründen, die ganz neue Gewerkschaftpolitik auf internationaler Ebene anstreben. Das ist schwer und sicher ein mühseliges Unterfangen. Der Ansatz scheint mir aber wesentlich sinnvoller und zukunftsträchtiger als eine "Reichensteuer" oder ähnlich wenig bringenden Unsinn.
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

kampmann

#27
Zitat

...
Da stellt sich dann die SPD hin und tönt von "Reichensteuer" und "das Volk" mit über 70 % brüllt "hurra" und alle glauben: "Das isses!" Dass das höchstens 1 Milliarde Euro in die öffentlichen Kassen bringt, was im Gesamthaushalt gesehen ein Peanut ist, wird geflissentlich verschwiegen. Nichts gegen "Reichensteuer" - die meisten Reichen werden allerdings schleunigst nach Luxemburg abhauen, so dass am Ende vielleicht 20 Millionen übrig bleiben - aber das nur nebenbei.


Dieses Argument mit der Reichensteuer gab es auch schon in den 50-ern, und auch damals wurde gesagt, das sei nur der beruehmte Tropfen auf den heissen Stein.

Ich koennte mir allerdings vorstellen, dass es heute viel mehr sog. Reiche gibt, so dass es womoeglich doch mehr in der Kasse gaebe ...

@Sandra:
Ansonsten: ich finde den Thread genial. Und ich beharre darauf, dass hier soviel  an Wissen und Phantasie - auch in den anderen politischen und gesellschaftlichen Threads dieses Forums - steckt, dass es ausgewertet werden sollte. Auch wenn Du sagst: unser Kampmann und die Ordnung ...  ;D ;D ;D
Ein Außenseiter, der sehr neugierig ist!

kampmann

noch etwas zur Belustigung, oder bierernst:

Think global - drink local ::) ::) ::) :D :D :D
Ein Außenseiter, der sehr neugierig ist!

kampmann

#29
Aus der Welt ... Und zum Thema

ZitatDer Millionär - die bedrohte Art
  Er zahlt den größten Teil der Einkommensteuer, ist großzügiger
  Spender, nun soll er mehr tun. Fakten über die reichsten Deutschen
  http://www.welt.de/data/2005/06/28/738195.html
Ein Außenseiter, der sehr neugierig ist!

Sandra

#30
Die URL hat bei mir nicht geklappt, aber ich kann's mir vorstellen - Na, die Welt war mir immer schon unsympathisch. ;D

ich habe die Artikel im Spiegel auch mit grossem Interesse gelesen. Aber du hast was missverstanden: Deutschland wird zugesperrt, Polen bleibt, und USA auch; noch schlimmer: es ist so, dass sie die Arbeiter dort für Monate des Müssiggangs bezahlen - die kommen jeden Tag und spielen Karten - weil die ein neues Werk bauen, und sie werden dann in diesem Werk arbeiten. Es kommt sie - mit Gewerkschaften und gesetzen und so - billiger, als sie zu entlassen und neue einzustellen. Und unter anderem DESWEGEN ist das Werk in Deutschland nicht so rentabel: Amerika müssen sie behalten, und Polen wollen sie behalten.

Und die Gewerkschaften reden schon lange davon, dass es EU-Gewerkschaften geben müsste aber sie sind einander zu spinnefeind, um es gebacken zu kriegen.

Und das mit den Bio-Produkten kann ich auch erklären: Da gibt es eine Firma, die zahlt die Biobauern dafür, dass sie biologisieren, und ihnen liefern. Das müssen also GROSS-Biobauern sein, denn die Firma verpackt und verschickt und verkauft an die Supermärkte, aber natürlich will sie nicht bei hunderttausenden Höfen allüberall abholen, sondern bei zweien (hausnummer), die nebeneinander liegen. Daher ist Bio-Bauer noch nicht die Lösung, sondern nur flächendeckende Biobauern. Wie zB in Österreich. Der kleine Hof nebenan, der kann nur an den kleinen Einzelhandel nebenan verkaufen. Das Biozeug im Supermarkt kommt vom grossproduzenten.

Dagmar

#31
Ja stimmt, Du hast Recht. ich habe das nicht mißverstanden sondern es nicht mehr richtig auf dem Plan gehabt: In USA setzen sie die Leute in den Wartestatus.

ZitatIch koennte mir allerdings vorstellen, dass es heute viel mehr sog. Reiche gibt, so dass es womoeglich doch mehr in der Kasse gaebe ...  

Vorausgesetzt, die bleiben dann alle brav hier, womit bei einer EU-uneinheitlichen Steuergesetzgebung absolut nicht zu rechnen ist! Ich habe natürlich keine Ahnung und habe es auch bloß gelesen: Diese Sondersteuer bringt sehr wenig Geld im Vergleich zu dem, was benötigt wird. Mich ärgert die Augenwischerei, und ich halte es für reichlich populistisch so etwas vorzuschlagen (was ja prinzipiell nicht sozial verkehrt wäre) und gleichzeitig zu verschweigen, dass sehr viel gravierendere Veränderungen, sehr viel mehr Umdenken und ganz andere Ansätze erforderlich wären, um die Probleme in den Griff zu kriegen.
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Sandra

Zitatund ganz andere Ansätze

Das ist eben das Hauptding. Und es müssten alle zusammenspielen. Denn wenn die EU wenigstens diesbezüglich einheitlich wäre - die können es sich auch nciht leisten, ALLES auszulagern, und selbst wenn:wenn sie hierher verkaufen wollen, müssen sie halt auch hier was produzieren - wäre zum Beispiel eine Möglichkeit.

Aber was ich trotzdem nciht einsehe, ist, warum die Reichen so gehätschelt werden müssen, damit sie nicht gehen, und die Armen so arm gehalten werden, dass sie nicht gehen KÖNNEN. Auch wenn es nur ein bissel was bringt: Kleinvieh macht auch Mist.
Die sollen ruhig zahlen.

Dagmar

#33
Finde ich auch. Ich finde nur nicht, dass man eine so banale Idee, die obendrein nicht die Riesenkohle bringen wird, zur nationalen Rettungsinsel aufblasen muss und diese dann mit stolzgeschwellter Brust als genialen Einfall präsentiert. Und alle nicken beifällig mit dem Kopf und sagen "jawoll, das ist jetzt die ultimative Lösung". So was Albernes!
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Sandra

#34
Ziemlich spannende glosse heute in der fazhttp://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~E4923D6B257D04F56BF67E8A0EA08327B~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Einer der entlarvendsten Sätze (von vielen Guten!)
Zitatdie Fotografen klagten über Langeweile und riefen offen nach Gewalt.
Oder auch:
ZitatAm nächsten Morgen galten alle Schlagzeilen den Krawallen, nicht der Unnachgiebigkeit und Habsucht unserer Regierungen und Unternehmen.
oder:
ZitatEin Gipfel, der eigentlich den Fortbestand der Armut und der Umweltzerstörung sichern (sic!) sollte, erschien plötzlich als Treffen von Giganten, die sich aufgemacht hatten, die Welt zu retten

Bastian

#35
Jau, er holt ziemlich weit aus. Einiges kommt mir sehr bekannt vor, wie die Polizeitaktiken; an anderen Stellen frag ich mich: Wird er selbst der eigenen Forderung gerecht, wahrheitsgetreu über das Geschehen vor Ort zu berichten. Ich meine auch den Satz: "Am nächsten Tag galten sämtliche Schlagzeilen dem Krawall und nicht der Armut in der Dritten Welt." Was tut er?

Er handelt auf den paar wenigen Zeilen alle momentan weltbeschäftigende Themenbereiche ab. Bomben in London, Terror in der Welt, Einschränkung der bürgerlichen Freiheiten in GB, Medienkritik, Folterpraxis der "Aliierten", Demonstration, und G8. Eine ziemliche Themendichte. Und viele gute Gedanken, die er nur anreisst. Das tut dem Text nicht unbedingt gut. "Man schreibe" besser drei oder fünf Glossen...

Aber was soll's? Wenn jemand so viel zu sagen hat, dann MUSS er es tun. Und wenn mir jemand Worte aus dem Mund nimmt, bin ich bisweilen auch sogar sehr dankbar dafür. Und dann muss ich in die Hände klatschen und "jawoll" rufen.

Sandra

Ich finde es nicht sooo schlimm. In einem persönlich gehaltenen Kommentar, und das ist er - er macht von Anfang an klar, dass es um einen persönlichen Bericht seiner Erlebnisse und Gedanken geht - darf man das schon, finde ich: es ist ja kein journalistischer Bericht, sondern von einem Buchautor.
Ausserdem vermischt er nicht total unvermischbares.
(wie Kreisler, wenn er von Regietheater und dem BÖSEN in der Welt in einem Artikel spricht ;) )Er bleibt bei den mächtigen Regierungschefs, Ihrer angeblichen Aufgabe bei dem Gipfel und dem gleichzeitigen Anschlag in London.

kampmann

http://www.welt.de/data/2005/06/28/738195.html

Das war der Artikel in der Welt von einiger Zeit ... Sorry
Und ich melde mich wieder von längerer Reisetätigkeit zurück

Ein Außenseiter, der sehr neugierig ist!

Sandra

Ah! die Urlaubszeit geht zuende, und wir werden langsam wieder komplett hier - war schon'n'büschen leer die letzte Zeit...

Und wegen des Artikels: Die Superreichen sind meistens nicht ganz so schlimm, wie die einfach nur Reichen. So Leute mit wasweissich, ich schätze mal so 6-10.000 im Monat - DIE lassen nix aus , die geben nix her, die sind es meistens auch, die Gelder veruntreuen...die, die etliche Mille haben, die haben das nicht mehr not.

Ich finde aber trotzdem irgendwie ...äh...unappetitlich, wenn die Finacial Times ein mal im Monat ein Magazin rausgibt mit dem Titel: "How to spend ist" - und Einkaufsideen drin, vom Brilliant-Hundehalsband bis zur goldenen Küchengabel oder so... Weil die Superreichen einfach nicht mehr wissen, wohin mit der Kohle.

Leider werden WIR nie genannt in diesem magazin. Dabei könnten wir sicherlich alle ganz gute Ausgebetipps geben...