Edward Snowden, NSA und der Abhörskandal

Begonnen von Bastian, 01. Juli 2013, 15:00:47

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Heiko

Moin Clas,
ja genau, wer nichts verbergen hat ...

Nachdem das Thema im Wahlkampf weitgehend ignoriert wurde, nun plötzlich große Empörung und scharfe Kritik allerorten. Spon:
ZitatScharfe Kritik kam auch von Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU).
Hier also seine scharfe Kritik:
ZitatWenn das zutrifft, was wir da hören, wäre das wirklich schlimm. Die Amerikaner sind und bleiben unsere besten Freunde, aber so geht es gar nicht", sagte er im ARD-"Morgenmagazin".
Puh, Konjunktive, Freundschaftsbekundungen, ich hoffe Obama wird fertig mit so einer heftigen Reaktion. Und doch, Thomas, genauso so funktionierts und es geht sehr wohl.
ZitatEr gehe zwar seit Jahren davon aus, dass sein Handy abgehört werde: "Allerdings habe ich nicht mit den Amerikanern gerechnet."
Nein, das konnte auch wirklich niemand vermuten und schon gar kein Minister der Verteidigung.

Die ganze Empörung ist natürlich nur verlogenes Theater. Eine umfassende Überwachung durch US-Geheimdienste ist seit Jahrzehnten völlig legal, daran haben nach Josef Foschepoth auch die 2+4-Verträge nichts geändert, und sie ist allen Regierungen bekannt gewesen. Wenn es von der aktuellen Regierung heißt, auf deutschen Boden wurde deutsches Recht eingehalten, ist das nicht mal gelogen.
"I would prefer not to."

Bastian

Ja, ein Theater ist es.
Und interessante Texte sind das. Danke, Heiko.
Scheint, als wäre es an der Zeit, dass das Parlament über eine Verfassungsänderung berät.

Derweil höre ich, dass sich von einem Untersuchungsausschuss kaum ein Politiker etwas verspreche, weil man davon ausgehe, dass kein Verantwortlicher aus der US-Administration als Zeuge zur Verfügung stehen werde. Und? Kann man nicht trotzdem darauf hinarbeiten und das evtl. unvollständige Ergebnis als solches darstellen? Ein wenig darf man das Publikum schon fordern. Sonst hört es vielleicht auf, Publikum sein zu wollen und engagiert sich am Ende noch selbst.

Zumindest wird am 18. November eine Sondersitzung im Bundestag inszeniert. Um diese Aufführung beneide ich unsere Polit-Akteure/-teusen nicht. Wie soll man bloß seinen Text auswendig lernen, wenn sich die Faktenlage fast täglich ändert? Und somit auch das, was man gewusst haben darf...

Bastian

David Cameron gibt auf.

Er droht der britischen Presse, allen voran dem Guardian, mit einstweiligen Verfügungen.

ZitatIn Großbritannien herrsche Pressefreiheit und es sei ihm wichtig, dass sich die Herausgeber nicht zensiert fühlten, zitiert der Guardian die Rede Camerons. Er habe versucht der Presse zu erklären, welche Schäden die Veröffentlichung von Geheimdienstdokumenten anrichten könne.Sollte diese allerdings weiterhin keine gesellschaftliche Verantwortung zeigen, dann müsse die Regierung eingreifen, sagte Cameron.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-10/cameron-guardian-nsa-drohung

Wer die britische Presse kennt, weiß, dass sie sich das nicht gefallen lässt.

Clas

Moin Bastian,

warten wir mal ab, ob das immer noch gilt.

Die Beobachtung ist umfassend, und man plant offenbar, der Ausspähung aus USA mit mehr Eigenspionen zu begegnen...

Ob man noch mal dahin kommt, das Primat der Politik den Primaten in der Politik und umzu nebst Bedeutung verständlich zu machen?

Ich sah jüngst ein Foto der Oberamerikaner, wie sie der Erschießung Bin Ladens am Bildschirm zuschauten... in einem damals aktuellen Stern war es abgebildet. Gefallen haben mir die Leute nicht. Gar nicht. Und Anzeichen von Skrupeln waren vielleicht bei Frau Clinton zu sehen. Ansonsten eine sehr weitgehende Gewissheit in den Gesichtern, das sei alles unbezweifelbar richtig und biete endlich Genugtuung.

Ich kann mir nicht vorstellen, das diese Leute von konjunktiver Empörung, vorgetragen für den Fall, dass das Offensichtliche zutreffe, tief beeindruckt sein werden...

Davon mal abgesehen: Deutsche Firmen machen Geschäfte im Iran, Lybien, Irak und in Syrien, wenn man sie eben lässt, und die 9/11-Akteure kamen doch teilweise aus Hamburg: Warum sollte da kein den spionierenden Spionen hinreichender Verdacht aufkommen? Warum sollte er nicht umfassend sein?

Nicht, dass es mir sympathisch wäre, aber erstaunen muss mich das eigentlich auch nicht.

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...

Bastian

Nein, erstaunlich ist das nicht. Ich frage mich da ganz naiv, wie lange man wohl irgendwo herumhorcht, wenn sich dort nichts ereignet. Und interessieren tät' mich auch, welche hinterlistigen Pläne Angies auf diese Weise durchkreuzt worden sind.

Ja, Gegenspionage. Schön ist in dem Zusammenhang natürlich diese gelungene Abhorchaktion Tom Matzzies bei Ex-NSA-Boss Michael Hayden.
Überhaupt schlimm, was Leute im Zug so brabbeln. Als Dauerzugfahrer empfinde ich manches ungewollt mitgehörte Privat-Telefonat als Eingriff in meine Privatsphäre. Ich möchte z.B. nicht irgendwann als Zeuge in einer Vaterschaftssache geladen werden, nur weil, wie kürzlich eine Dame neben mir ihrer Freundin lautstark anvertraute, "Dieses A...loch" "ihr" "schwanger gemacht" hat. Irgendwo hört der Spaß auf. Dann heißt's "der da kann das (oder dem?) bezeugen", und ich darf mich dann wehren? Gar gegen den Muttermacher?

Sehr souverän auch die "Aber Ihr..."- Karte, die der NSA-Chef Keith Alexander heute gezogen hat. Und ich kann mir auch denken, dass Geheimdienst A eventuell recht gut nachweisen kann, was Geheimdienst B so verbockt hat. Das ist womöglich mehr als ein Entlastungsangriff.

Könnte es am Ende sein, dass wir die Schuldigen sind, weil wir durch unsere bloße Anwesenheit Geheimdienste überhaupt erst nötig machen?

Clas

#55
Moment, gemach!

Dem ganzen Scheiß of Muttermaching hast Du ihr doch aber bloß man sagen hören... Das ist Hörensagen, und dem gildet nicht. Das brauchst Du Dir nicht zu gefallen zu gelassen! Denn den eigentlichen Vorgang hattest Du doch hoffentlich nicht bei einer früheren Zugfahrt etwa auch beobachten müssen? Und den Froschtest überprüfen? Dann wärest Du wohl wirklich dran...

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...

Bastian

#56
Nee, gilden kann das nicht, da hast Du recht, bzw. Recht.

Übrigens: Bei NSA gibt es jetzt Backups von Euren Yahoo- und Google-Daten im Angebot! Egal, ob der Google-Kalender abgeschmiert ist, die Passwörter vom Android-Handy verschwunden sind, oder Dokumente in der "Cloud" nicht mehr zu finden sind. Alles kein Problem. Benennt ein leeres txt-Dokument in "backitfuckingup_you_suckers.txt". Ladet es irgendwohin hoch oder ruft es laut in Euer Android-Phone, dann stellt die NSA alles wieder her.

Glaubt Ihr nicht? Stimmt aber fast:
http://www.washingtonpost.com/world/national-security/nsa-infiltrates-links-to-yahoo-google-data-centers-worldwide-snowden-documents-say/2013/10/30/e51d661e-4166-11e3-8b74-d89d714ca4dd_story.html

Interessant finde ich dabei die Frage, wozu die NSA MUSCULAR braucht, wo sie doch via PRISM bereits halblegalen Zugriff auf die Daten hat.

Bastian

Die Kanzlerin erkennt, dass sie eine der Millionen von Angezapften ist, um die sie sich bis dato nicht geschert hat.
Währenddessen zeigt Ströbele, dass man einfach mal hinfliegen kann.

Steffen Hebestreit kommt zu einem vielleicht schon überraschenden Fazit: Snowden gehört nach Amerika
http://www.fr-online.de/datenschutz/nsa-affaere-snowden-leitartikel-quatsch-mit-snowden,1472644,24880154.html


Bastian

Angela Merkel und Helmut Schmidt mögen sich ja darin einig sein, dass ein Bundeskanzler abgehört gehört.

Leutchens:
Um Euch geht es nicht.
Ich (um den geht es) bin eben kein Bundeskanzler.
(Nebenbei: endlich mal dafür!)
Und darum kann ich mich nicht so leicht an's abgehorcht- und abgefischtwerden gewöhnen.

Nora Bossong und Annett Gröschner geht es anscheinend ähnlich. Während die Medien (sorry für den Allgemeinplatz) sich marktbewusst neuen Themen zuwenden, stellen die beiden Damen sich in ihrem Fazblog dem Vergessen entgegen:

http://blogs.faz.net/10vor8/2013/11/13/mit-radau-23/

ZitatDem gilt es entschlossen und zahlreich entgegenzutreten, und wenn es sein muss, auch mit Radau.



Clas

Moin, moin,

was jahrelang zur Abwehr von Russen geltende Rechts- und Vertragslage war, kann gegen den Terror ja nicht falsch sein. Zumal der Russe ja nie wirklich gekommen ist, die Abschreckung also funktioniert hat. Dem Terror hat man nicht rechtzeitig die nötige Entschlossenheit gezeigt; es geht hier offenbar hauptsächlich darum, verlorene Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen.

Da sollte unsere Kanzlerin ihr kleinlich-gouvernantenhaftes Genörgel zur Frage, was befreundete Staaten eigentlich machen, unterlassen. Damit gefährdet sie den Erfolg und macht die zweifellos zu bedauernden Opfer überdies sinnlos.

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...

Bastian

Juli Zeh, Eva Menasse, Ilija Trojanow, Umberto Eco, Orhan Pamuk, J.M. Coetzee, Elfriede Jelinek, Günter Grass, T.C. Boyle, Margaret Atwood, Daniel Kehlmann, uvm... rufen auf.

Sie rufen uns:

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/themen/autoren-gegen-ueberwachung/demokratie-im-digitalen-zeitalter-der-aufruf-der-schriftsteller-12702040.html



Und hier kann man den Aufruf selbst unterzeichnen:
http://www.change.org/de/Petitionen/die-demokratie-verteidigen-im-digitalen-zeitalter