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Demoskopie

Begonnen von Burkhard Ihme, 23. März 2012, 02:40:30

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Burkhard Ihme

Wer mal eine wirklich unpräsentative Umfrage sehen will, sollte sich die Seite 183 im SAT1-Videotext anschauen:
Dort haben immer 7110 Leute die berühmte "Sonntagsfrage" beantwortet . Dabei kam die SPD auf überraschende 6871 Stimmen, das sind 96,64 % (und während ich das schreibe, sind weitere 45 Stimmen für die SPD abgegeben worden)

Die anderen Parteien:

Linkspartei      88 / 1,24 %
CDU      81 / 1,14 %
Die Grünen      42 / 0,59 %
Piraten-Partei      21 / 0,3 %
FDP      7 / 0,01 %

Bastian

Hehe, ich kenn jetzt mit 96,64%iger Wahrscheinlichkeit Deine Lieblingspartei...

Burkhard Ihme

Das muß übrigens ein Geheimtip unter SPD-Umfrage-Junkies sein. Auch in den übrigen Wochen-Umfragen liegt die SPD um die 90 %.

Lustig finde ich ja immer die Leute, die da kostenpflichtig anrufen (kostet 25 Cent), um mitzuteilen, daß sie keine Ahnung haben oder es ihnen egal ist (die Option gibt es bei der Wahlumfrage nicht, aber bei so wichtigen Fragen wie "FDP blockiert Staatshilfe für Schlecker-Frauen. Finden Sie das richtig" oder "Kontakt- statt Praxisgebühr? Sollen wir 5 Euro pro Arztbesuch zahlen?".

Bei der Frage "Gasleck in der Nordsee – haben Sie Angst vor einer Umweltkatastrophe" stimmten immerhin 8 von 38 Anrufern für "weiß nicht" oder "mir egal". Bei der aktuellen Wahlumfragen riefen bisher 8276 Leute für die SPD an. Ist offenbar ein wesentlich dringlicheres Problem. Die FDP hat sich auf 0,4 % verbessert und ist der CDU (1 %) knapp auf den Fersen.

Clas

Moin Burkard,

höchst eigenartig. Man muss das wohl entschiedene Gleichgültigkeit nennen, mit Tendenzen zum Fanatismus. Manchmal geht es solchen Leuten darum, mit dieser Gleichgültigkeit andere, bedenkenvollere zu kontrastieren...

Nimm mal an, Dir klagt eine Bekannte, sie sei mit jemandem zusammen, aber das dürfe um nichts in der Welt ihre Mutter erfahren. Das wäre das ENDE! Natürlich aber leidet sie drunter und ihr Liebster auch. Keine sachlich nachvolllziehbaren Komplikationen, beide erwachsen, nicht entmündigt und gesund und auch sonst nix bizarres zu sehen, außer der Mutter.

In solcher Lage, erinnere ich dunkel, habe ich deutlich mehr für das Telefongespräch ausgegeben, um im wesentlichen zu betonen, wie egal mir das wäre und ihr, meiner Meinung nach, sein sollte. Drastische Worte habe ich gefunden...

Ob dieser Erklärungsansatz hier passt, kann ich nicht beurteilen, aber es gibt Leute, die meinen, es wäre ihre Aufgabe, der Ökopanik entgegen zu treten, wo immer sie ihr scheußliches Haupt erhebe...

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...

Burkhard Ihme

Zitat
Ob dieser Erklärungsansatz hier passt, kann ich nicht beurteilen, aber es gibt Leute, die meinen, es wäre ihre Aufgabe, der Ökopanik entgegen zu treten, wo immer sie ihr scheußliches Haupt erhebe...
Sehr viele können das ja nun nicht sein (wie gesagt: 38 Anrufer insgesamt – bei der Wahlumfrage rufen jede Woche 8-9.000 Leute an). Und wenn man der Ökopanik entgegentreten will, stimmt man ja nicht für "weiß nicht" oder "mir egal", sondern für "nein" (das waren dann 6 Anrufe).

Bastian

Zitat... bei der Wahlumfrage rufen jede Woche 8-9.000 Leute an)
Irre ist das. In vielerlei Hinsichten.

Erinnert Ihr Euch noch an diese Pressekonferenz, die Michel Friedman nach/zu/wegen der Kokain-, bzw. Ukr.-Prostituierten- Affäre gegeben hat? Damals hatte er ja in dieser PK um eine zweite Chance gebeten. Woraufhin ntv umgehend die alltägliche Zielgruppen-und-Kundenbindungs-Umfrage lancierte. In dem damaligen Fall wurde (sinngemäß) die Frage gestellt, ob Michel Friedman eine zweite Chance bekommen solle...

Ich meine mich noch genau zu erinnern, wie der Nachrichtensprecher am Abend das selbstprovozierte Ergebnis bekannt geben musste. In etwa so: "89% der Zuschauer sind der Meinung, dass Michel Friedman keine zweite Chance verdient hat."*

*Erinnerungsprotokoll. Die Prozentzahl ist erfunden, ich habe sie nicht mehr genau im Kopf. Aber übel genug war es, und immerhin musste der Sprecher einmal schlucken, bevor er das Beil runtersausen lassen musste...

Clas

Moin, moin,

aber sowas sind doch nun nicht 89% der Zuschauer, sondern bestenfalls 89% der Angerufenhabenden. So eine Möglichkeit, abzustimmen, zieht natürlich auch Trolle an, oder jedenfalls Menschen mit besonderer psychischer Befindlichkeit... Sowas wie Leserbriefschreiber und Forumiker eben...

Und was Herrn Friedman betrifft, muss ich mich völlig enthalten. Ich kenn den nicht und weiß weder, was er mit Kokain, noch was er mit ukrainischen Prostituierten gemacht hat. Vermutlich das eine geschnupft und die anderen gevögelt. Wieso überhaupt Pressekonferenz? Ich finde auch, das wäre seine Sache und keine Frage, wo man eine zweite Chance zur Abstimmung stellen sollte... Zweite Chance... Worauf denn überhaupt? Noch 'ne Orgie?

Wenn er regelmäßig kokst und orgt, halte ich den Umgang mit ihm für schwierig und denke auch, dass er dann ein Problem hat oder hatte. Warum aber das Fernsehen und seine Zuschauer da mitbefinden müssen, weiß ich nicht. Sie könnten es doch einfach nicht anschauen.

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...

Bastian

#7
Natürlich nur 89% der Angerufenhabenden und nicht der Zuschauer oder gar der Stimmbürger. Nur passte genau das nicht ins Konzept der damaligen ntv-Umfragen, und so sprachen sie von "den Zuschauern". Es sollte ja (und soll wohl immer noch) suggeriert werden, dass die "Votes" eine Bedeutung haben und man deswegen mitmachen soll (50ct/min). Schließlich wird das Ergebnis ja täglich um 19:00 Uhr bekanntgegeben. Da kann man ja nicht zugeben, dass eigentlich nur 412 Halbpfosten mal so richtig Meinung hatten und die in den Äther posaunen wollten... und auch noch 50 Cent hinterherwerfen. Das wäre ja unprofessionell.

Es könnte ja jemand darauf kommen, dass man das ja zuhause viel billiger haben kann: Fenster auf- Meinung raus- Fenster zu.

Hängengeblieben ist mir der Fall deswegen, weil da über einen Menschen abgestimmt worden ist. Nicht über Spritpreise, Unterhosengummis oder Tabaksteuer. Im Wissen darum, dass diese Anrufaktion eh sowas von unrepräsentativ ist, hatten sie die Frage so formuliert, dass beim Bekanntgeben ein Urteilsspruch über einen Menschen herauskommen musste. Und das fand ich übel. Völlig unabhängig davon, wen es trifft und was er getan hat.

Natürlich ist klar, dass diese sogenannten Umfragen, bei denen man selbst anrufen soll, nur ein Mittel der Kundenbindung sind. Selbst die 50Ct/Anruf sind für ntv, sat1 usw... ein Fliegenpups gegen die Einnahmen, die durch Werbekunden eingespielt werden. Sie könnten es sogar kostenlos machen, und es würden genügend Leute anrufen, dass die Sache fluppt.

Clas

#8
Moin Bastian,

ich bin zeitlebens ohne so eine Glotzbeule gewesen, kann also erst seit wenigen Wochen 3sat von sat1 unterscheiden und weiß nun, dass sich die unterscheiden lassen.  Bei 3sat gibt es manchmal Sendungen, die ich mir angucken würde, bei sat1 ist mir dergleichen noch nicht ruchbar geworden...

Solche Umfragen sollte, zumal über bestimmte Menschen, natürlich schon der Anstand verbieten. Den haben die aber nicht.

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...