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Abu Ghraib

Begonnen von Sandra, 19. Juni 2004, 12:44:50

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Sandra

Den hat er nicht gelesen - er war noch beim vorigen. 8)


Sandra



joelli

Ich möchte dich noch etwas ensthaftes dazu schreiben:

Aus der Sicht des Opfers ist es sicher egal, ob man von brutalen österreichischen oder von amerikanischen "Aufsehern" gequält wird.

Aber objektiv ist es doch ein gewaltiger Unterschied, ob die Regierung (wie im Fal von Guantanamo) die Folterlager einrichtet, oder ob "nur"(wie in Stein) die Beamten sich völlig daneben verhalten.


Sandra

Stimmt.
andererseits - ich weiss nicht, inwieweit die "Befehlskette" von all dem auch hier informiert war, und halt "ein Auge zugedrückt" hat.
Und vor allem: bis sowas dann doch irgendwann das Licht der Öffentlchkeit erblickt, wird erstmal von allen gemauert - das nervt mich auch sehr.

Aber klar, das bild ist ein anderes, da hast du völlig recht.

Trotzdem: Das Hauptproblem ist die STRUKTUELLE Menschenverachtung - und die ist hüben wie drüben gegeben - drüben wirken sich solche Dinge meist grösser und globaler aus.


Andrea

Zitat: bis sowas dann doch irgendwann das Licht der Öffentlchkeit erblickt, wird erstmal von allen gemauert - das nervt mich auch sehr. Und weil solche Dinge so lange vertuscht werden, fühlen sich die Polizisten sicher und machen Übergriffe.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

christian

ZitatStimmt.
andererseits - ich weiss nicht, inwieweit die "Befehlskette" von all dem auch hier informiert war, und halt "ein Auge zugedrückt" hat.
(...)

Trotzdem: Das Hauptproblem ist die STRUKTUELLE Menschenverachtung - und die ist hüben wie drüben gegeben - drüben wirken sich solche Dinge meist grösser und globaler aus.


Wie immer die befehlskette auch sein mag, ich meine die höheren ränge sind natürlich IMMER mitverantwortlich, wenn auch nicht für die taten, dann doch, dass solche sachen eben NICHT passieren.

Wie in einem verein, wie dem militär, mit einander umgegangen wird, welche werte in der praxis herrschen etc. etc., wirkt sich natürlich auf die letzten glieder der kette aus.

Ein gutes beispiel ist 'unser' herr rrrrrrumsfeld, der doch meinte, er stünde auch mal gern 8 stunden im amt, da wär das doch für die guantanameros, die man zu studenlangem stehen zwang, auch kein problem.

Ich gebe dir recht, sandra, dass es sich dabei um ein strukturelles problem handelt; nun sind die usa in der kritik, weil sie sich auch an die forderste front (wortwörtlich) stellen und eben momentan versuchen, die welt wirtschaftlich, militärisch und kulturell menschenverachtend zu dominieren.

Also, da sie mehr macht haben, haben sie auch mehr verantwortung.

christian

Hier noch eine karikatur:

Zitat

whoknows

Das Problem ist, dass die Amerikaner immer noch glauben, ein Krieg kann ebenso endlich sein, wie die Intelligenz ihres Präsidenten...

Andrea


"Panorama":
Amerikanische Gefängnischefs im Irak waren bereits an

Misshandlungen und Todesfällen in US-Gefängnissen beteiligt

Hamburg (ots) -

Donnerstag, 2. September, 21.45 Uhr im Ersten

Die US-Regierung hat offenbar die Folter und die

Misshandlungen im Abu Ghraib-Gefängnis bei Bagdad stärker gefördert

als bislang zugegeben. Wie Recherchen des NDR Politmagazins

"Panorama" ergaben (Sendung: Donnerstag, 2. September, 21.45 Uhr im

Ersten), waren mindestens fünf Männer, die das US-Justizministerium

mit dem Aufbau des Gefängnissystems im Irak beauftragte, zuvor in den

USA in Fälle von Gefangenenmisshandlungen verwickelt gewesen. In

mindestens zwei Fällen hatte es auch entsprechende Urteile von

Zivilgerichten gegeben. Die Regierung entsandte die Männer nach

Bagdad, obwohl den zuständigen Behörden die Vorwürfe bekannt waren.

Teilweise hatten staatliche Stellen selbst die Misshandlungsvorwürfe

erhoben.

Zu den vorbelasteten Mitarbeitern gehört Lane McCotter. Bis 1997

war er Leiter aller Gefängnisse des US-Bundesstaats Utah. Diesen

Posten musste er abgeben, nachdem ein Insasse gestorben war. Ein

Video, das "Panorama" am 2. September ausstrahlen wird, zeigt, wie

sich dieser völlig verstörte Insasse nackt ausziehen musste. Danach

wurde er an einen sogenannten "restraint chair" gefesselt, eine Art

Disziplinarstuhl, um Gefangene gefügig zu machen. Nach 16 Stunden war

der Gefangene tot.

McCotter wechselte anschließend zu der privaten Gefängnisfirma

MTC, war auch für das "Santa Fe County Jail" verantwortlich. Im März

2003 kritisierte das Justizministerium scharf den dortigen Umgang mit

Gefangenen und monierte Menschenrechtsverletzungen. Dennoch entsandte

dasselbe Justizministerium Lane McCotter wenige Wochen später in den

Irak.

Dort war McCotter Chef für den Aufbau des gesamten irakischen

Gefängnissystems und damit auch für Abu Ghraib zuständig.

Bislang gibt es noch keine Beweise, dass McCotter direkt oder

indirekt an den bekannten Foltervorfällen von Abu Ghraib beteiligt

war. Es gibt aber Vorwürfe, dass er gemeinsam mit anderen geholfen

habe, ein Klima für Misshandlungen zu schaffen.

Das amerikanische Justizministerium verteidigt McCotters

Entsendung. Er genieße einen hervorragenden Ruf in der

Gefängnisindustrie. Er sei hauptsächlich damit beschäftigt gewesen,

geeignete Orte für Gefängnisse zu finden.

General Janis Karpinski, die in der Rangordnung unter McCotter

stand, sagte gegenüber "Panorama": "Die Zustände in den Zellen waren

unhaltbar, aber McCotter fand sie akzeptabel. Dabei stank es nach

Urin, Müll und Dreck. Es gab keine Betten, keine Toiletten und keine

Elektrizität."

Ein weiteres Video, das "Panorama" am Donnerstagabend ausstrahlen

wird, zeigt Übergriffe in einem Gefängnis von Connecticut. Dort kam

ebenfalls ein Gefangener ums Leben, nachdem er von einer ganzen

Gruppe von Wärtern "ruhiggestellt" worden war. Verantwortlich für

dieses Gefängnis war John Armstrong, der nach den Übergriffen im

Februar 2003 seinen Job verlor. Dennoch wurde er kurz darauf zum

stellvertretenden Leiter des gesamten irakischen Gefängnissystems

berufen. Kritik gibt es dafür gegenüber "Panorama" von der

Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union, ACLU. "Die

Praktiken dieser Leute ", so die ACLU-Mitarbeiterin Kara Gotsch,

"hätten nicht in den Irak exportiert werden dürfen. Das ist ein

Skandal."

Dass Misshandlungen von Gefangenen in den USA eine lange Tradition

haben, zeigt ein Trainingsvideo für US-Gefängniswärter, in dem Hunde

auf Gefangene gehetzt wurden, sich Insassen nackt ausziehen und auf

dem Boden kriechen mussten. Die Bilder, die "Panorama" ebenfalls

zeigt, erinnern stark an die Folterbilder von Abu Ghraib. Die Wärter

sollten so lernen, wie mit Gefangenen umzuspringen sei. Es entstand

1996 in Texas. Der politisch Verantwortliche damals: Gouverneur

George W. Bush.

Fotos in Druckqualität gibt es unter www.ard-foto.de, Passwort

erhältlich über die NDR Fotoredaktion (Tel.: 040/ 4156-2306).



2. September 2004

ots-Originaltext: NDR Norddeutscher Rundfunk
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Bastian

#36
Der Spiegel schreibt in seiner Onlineausgabe:
"Unter dem Titel "The Abu Ghraib Files" hat das US-Online-Magazin salon.com die bislang umfassendste visuelle und schriftliche Dokumentation des nunmehr drei Jahre alten Folterskandals veröffentlicht, eine neue Dimension der moralischen Katastrophe einer Weltmacht, die die Öffentlichkeit so bisher nicht zu Gesicht bekam."

Hier zu sehen: http://www.salon.com/news/abu_ghraib/2006/03/14/introduction/

Und wir können uns sicher sein: Das meiste wissen wir noch immer nicht...