Georg Kreisler Forum

Diskussionen => Politik => Thema gestartet von: Andrea am 26. Oktober 2004, 08:55:26

Titel: Abstimmung über den Abzug aus dem Gazastreifen
Beitrag von: Andrea am 26. Oktober 2004, 08:55:26
Man kann die historische Bedeutung und Dramatik überhaupt nicht übertreiben: Heute, am Dienstag, 25-10-2004, wird die Knesset das Ende der israelischen
Besatzung und den Anfang der Loslösung Israels nicht nur von Gaza, sondern auch von Teilen der Westbank, erklären. Die Knesset wird die Räumung jüdischer
Siedlungen beschließen. Nach 37 Jahren Besatzung, nach sehr viel Blut, Schweiß und Tränen, Kriegen und Meinungsverschiedenheiten, versuchten Dialogen und
bewaffneten Kämpfen beginnt endlich die Rückkehr nach Hause.
Die Abstimmung wird ein wahres Bild über die Aufteilung in der israelischen Öffentlichkeit zwischen Mitte, links und rechts liefern. Eine Art Mini-Israel,
das alles aufzeigt, was die Meinungsumfragen schon seit Monaten sagen, nämlich, dass eine große Mehrheit der Bevölkerung für die Loslösung ist.

Hier eine Auswahl zum Thema, von haGalil.com:
http://www.hagalil.com/newsletter/nl/04-10-25.htm

haKneseth b'Iruschalajim:
Debatte und Abstimmung zur Loslösung
Zeitplan der ca. 17 stündigen Debatte: Der erste Teil der Diskussion beginnt am Montag 25-10-2004 gegen 16 Uhr und endet gegen Mitternacht. Der 2. Teil
folgt am Dienstag, 26-10-2004, ab 11 Uhr bis ca. 20 Uhr. Die Abstimmung wird unmittelbar nach Abschluss der Reden von Peres und Sharon stattfinden...

Kampf um Leben und Tod:
Die Historie und die Hysterie
Anfang 1952, genau sieben Jahre nach der Niederlage Nazideutschlands, beschloss David Ben-Gurion, es müsse ein Entschädigungsabkommen mit Deutschland unterzeichnet
werden, um die Masseneinwanderung aufzunehmen...

Ein Viertel der Israelis:
"Kahana hatte recht"
Viele Israelis sehen gesteigerte Aussichten auf einen weiteren politischen Mord und knapp 60% der Israelis zwischen 18 und 22 Jahren befürworten den Transfergedanken
- die Vertreibung der Araber aus Israel...

Wer Augen hat, die sehen:
Auf dem Weg zum Bürgerkrieg
In Israel spricht im Augenblick jeder über den nächsten Krieg. Im populärsten Fernsehkanal läuft darüber sogar eine ganze Serie. Nicht über noch einen Krieg
gegen die Araber. Nicht über die nukleare Bedrohung aus dem Iran. Nicht über die fortdauernde blutige Auseinandersetzung mit den Palästinensern. Man spricht
über einen bevorstehenden Bürgerkrieg...

Bewegung der Befürworter des Abzugs aus Gaza:
Die Vertreter der stillen Mehrheit
Eine neue Bewegung möchte die die Mehrheit des Volkes davon überzeugen, dass sie tatsächlich die Mehrheit des Volkes - und um Himmels willen kein bisschen
links ist - tfu, tfu, tfu!... ...

NACHRICHTEN UEBER G'TT, ISRAEL UND DIE WELT

Was gibt es Jüdischeres als den Diskurs, die dialektische Diskussion, das ständige sich und alles andere, die eigenen Positionen in Frage stellen, die unentwegte
Reflexion, das Streitgespräch, das in Worten Grenzen überschreiten lässt, die Herausforderung durch das unsanktionierte Reden, welches die Antennen für
Gefahren und Chancen schärft?... Dialog, Diskurs. Dialektik...

Ein ständiges Streiten und Argumentieren, das trotz aller Vorwürfe die gemeinsame Basis nie in Frage stellt... ...weiter unter
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Titel: Re: Abstimmung über den Abzug aus dem Gazastreifen
Beitrag von: Andrea am 30. Oktober 2004, 09:21:39
Ich habe diesen Thread angefangen, weil ich gehofft habe, dass ihr schreibt, wie ihr die momentane Situation in Israel einschätzt.  Oder sind wir zu weit weg, um das alles überhaupt einschätzen zu können? Ich habe dazu keine Meinung, und das stört mich. Und wenn ich dazu was im Radio höre, kann ich mir trotzdem keine Meinung zu diesem Thema bilden.
Titel: Re: Abstimmung über den Abzug aus dem Gazastreifen
Beitrag von: Sandra am 30. Oktober 2004, 10:18:40
Es ist schwer, eine Meinung zu haben, wenn man zwei Depperten beim Streiten zuschaut. Da wartet man doch lieber ab.


Und:
Hagalil ist ne coole Seite, immerhin, aber manchmal fallen sie auch in die Geisel-haft: Israel und "die Juden/Das Jüdische" das sind zwei (mindestens) verschiedene paar Schuhe, auch wenn Israel das nciht so gerne hat.
Titel: Re: Abstimmung über den Abzug aus dem Gazastreifen
Beitrag von: Andrea am 30. Oktober 2004, 10:42:19
Zitat:
Hagalil ist ne coole Seite, immerhin, aber manchmal fallen sie auch in die Geisel-haft...
Das Gefühl habe ich auch, und für mich ist schwer auseinanderzuhalten, ob jemand mit seiner Ansicht in diese Geiselhaft fällt oder ob die Einstellung, die jemand hat, außerhalb dieser Geiselhaft steht.
Titel: Re: Abstimmung über den Abzug aus dem Gazastreifen
Beitrag von: Sandra am 30. Oktober 2004, 14:09:01
Ja, ich weiss was Du meinst - vielleicht finden die AUCH, dass uns Israel mehr angeht, als ein anderes Land, und irgendwie tut es das ja auch - so auf der gefühlsebene.
Gibt sicher auch solche.

Aber letztlich habt sich das schon so auseinanderentwickelt, dass ich - und viele andere - es unfair finde, wenn "Die Juden" in Zusammenhang mit der momentanen Israelischen Politik gebracht werden. Israel schützt sich dadurch vor zu grosser Kritik - und die Juden in der Diaspora müssen den steigenden Antisemitismus aushalten....
Titel: Re: Abstimmung über den Abzug aus dem Gazastreifen
Beitrag von: Andrea am 30. Oktober 2004, 23:17:47
Stimmt. Ich sehe Israel und die Juden, die woanders leben, auch getrennt. Sonst müssten die Katholiken auch ein besonderes Verhältnis zu Italien und im Besonderen zu Rom haben... Oder hinkt der Vergleich?
Titel: Re: Abstimmung über den Abzug aus dem Gazastreifen
Beitrag von: Sandra am 31. Oktober 2004, 08:42:29
klar hinkt er. Aber ein guter Vergleich ist es trotzdem.
Titel: Re: Abstimmung über den Abzug aus dem Gazastreifen
Beitrag von: Bassmeister am 31. Oktober 2004, 09:21:52
Wenn ich richtig lesen kann, dann sind "Israel" und "Die Juden" schon seit biblischen Zeiten zwei paar Schuhe.

Um wirklich ein Urteil abgeben zu können, habe ich erstens zu wenig Überblick über die ganzen Sachen im "nahen Osten", zweitens ist das Ding noch zu frisch und drittens bin ich wieder mal in Koblenz, um am Montag ein Konzert in Maria Laach zu spielen.

Ich frage mich aber, was da für eine Strategie dahinter steckt. Ist das wirklich ein ehrliches Entgegenkommen, dieser Abzug? Oder ist das nur wie auf dem berühmten Bild mit den beiden Wesen - halb Mensch halb Pferd (wie hießen die denn noch? Zentauern oder Zyklopen?), die sich zwar die Hände zum Gruß entgegenstrecken, aber mit ihrem (Pferde-)Hintern einander zugewandt sich kräftig mit den Hufen treten?
Und: Kann man so etwas "von oben" bestimmen? Werden die Siedler der Anweisung, da weg zu ziehen, Folge leisten?
Titel: Re: Abstimmung über den Abzug aus dem Gazastreifen
Beitrag von: Guntram am 01. November 2004, 07:23:11
Die Geschichte wird zeigen, wie ernst alles gemeint ist und erst wenn ein Friedensvertrag zustande kommen sollte wird es besser werden. Aber es wird viele geben die versuchen werden diesen Vertrag wegzubomben.

Zitat
Hagalil ist ne coole Seite, immerhin, aber manchmal fallen sie auch in die Geisel-haft: Israel und "die Juden/Das Jüdische" das sind zwei (mindestens) verschiedene paar Schuhe, auch wenn Israel das nciht so gerne hat.

Sandra benutzt mein Un-wort schlechthin, GEISELHAFT!!!

Haft ist wenn ein Verbrecher ins Gefängnis kommet Das Mittel der haft ist ein "legitimes" Mittel eins Staates um sich gegen Verbrecher zu wehren und von einem Richter angeordnet. (Was für Guantanamo nicht zutrifft - kleiner Seitenhieb)

Die Entführung einer oder mehrerer Person ist Freiheitsberaubung, egal aus welchem Motiv. Wird ein Kind  von einem Pädopholen entführt und gegen Lösegeld freigelassen, spricht auch kein Mensch von Geiselhaft, obwohl es prinzipiell das selbe ist. Nur weil die Entführer sich einen politschen Anstrich geben und neben den Geldforderungen auch feigenblattartig politsche Forderungen außen drum rum wickeln, wird aus Kidnapping, Geiselnahme, Entführung keine Haft!!!

Durch die Verwendung des Begriffes "Geiselhaft" in den Nachrichen bekommet das ganze so ein Ist-doch-gar-kein-richtiges-Verbrechen Mäntelchen und es wird suggeriert die Geiselnnehmer sind autorisiert das zu tun.
Titel: Re: Abstimmung über den Abzug aus dem Gazastreifen
Beitrag von: Sandra am 01. November 2004, 18:33:51
Tscha. Mag sein. Aber Du bist ein bissel spät dran mit Deiner Kritik. Ebenso wie das Wort "Ikone" hat der Ausdruck: "Er ist in Geiselhaft von etwas oder jemand " schön längst eine eigenständige Bedeutung erhalten, und zwar nicht von mir. Ich benütze sie nur auch.
Sprache ist nun mal dem Wandel unterlegen, manchmal freut einen das, und manchmal nicht - aber es bleibt trotzdem so. Wenn jemand in Geiselhaft ist, hat das inzwischen längst nix mehr mit Geiseln und Gefangenschaft zu tun. Verwendet auch keiner mehr so. Geiseln werden genommen und in Gefangenschaft gehalten, nicht mehr in "haft".

Inzwischen verwendet man dieses Wort praktisch nur noch in ideellen Zusammenhängen.