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15 Kinder getötet

Begonnen von Alexander, 19. Juli 2006, 15:06:56

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Alexander

"Bei dem bislang folgenschwersten Raketenangriff auf ein mit Flüchtlingen besetztes Fahrzeug im Südlibanon wurden 20 Personen, darunter 15 Kinder, getötet."

Dieser Satz findet sich bei der wie ich finde sehr übersichtlichen Zusammenfassung der derzeitigen Ereignisse im Konflikt Israel - Libanon bei wikipedia.
Mir geht es nicht darum, wer Recht hat in diesem Konflikt, welche Wut, welchen Zorn man besser verstehen kann, warum es wieder mal so ist, dass Menschen sich bekriegen. Mir geht es nicht um die wahrscheinlich existente Freude diverser Waffenhändler, dass endlich wieder mal was los ist, was ihre Branche ankurbelt.

Mir geht es um die Kinder. Rechtfertigt Unrecht (wie immer man es sehen mag), auch Unschuldige (und Kinder sind in meinen Augen immer unschuldig) zu opfern? Natürlich nicht. Je ferner man ist, desto einfacher ist das Achselzucken über den Kollateralschaden.

Wann lernt die Menschheit endlich, dass es niemals Probleme löst, Unschuldige zu opfern?  

Wann sind endlich Kinder wichtiger als die Befriedigung von Rache und/oder Machtbedürfnissen?

Oder bleibt wie schon in der ganzen Menschheitsgeschichte der dann doch eintretende positive Einzelfall als Hoffnung?

So a Pech,
lebst du in einer Krisenregion.
So a Pech,
a so a klanes Bomberl fällt schon.
So a Pech,
des nimmt die Mama a glei mit.
So a Pech,
da brennt´s, a schena Höllenritt.

So a Pech,
der Papa klemmt mim linken Fuß.
So a Pech,
noch gibt´s an letzten Zungenkuß.
So a Pech,
jetzt fetzt´s den Papa a glei weg.
So a Pech,
des Kind verstaubt im Bombendreck.

So a Pech,
der Bus kippt auf da Stroßn um.
So a Pech,
des Kind liegt leider drunter rum.
So a Pech,
des wü i im TV net sehn.
So a Pech,
der Klinsmann wird für immer gehn.
,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

whoknows

Guter Text. Aber was willst du machen? Wenn man nur anfängt darüber nachzudenken, zum Beispiel wieviele Kinder ganz ohne Krieg tagtäglich verhungern und verdursten - überhaupt, wie viele unschuldige Lebewesen sterben, ganz einfach so und keiner ändert's...
Ich glaube, man muss immer darum kämpfen, dass man eben NICHT zu denen wird, die achselzuckend darüber hinweggehen - aber ansonsten kannst Du gerade mal sinnvoll versuchen, dein persönliches Umfeld so anständig wie möglich zu halten.

Alexander

ZitatGuter Text. Aber was willst du machen? Wenn man nur anfängt darüber nachzudenken, zum Beispiel wieviele Kinder ganz ohne Krieg tagtäglich verhungern und verdursten - überhaupt, wie viele unschuldige Lebewesen sterben, ganz einfach so und keiner ändert's...
Ich glaube, man muss immer darum kämpfen, dass man eben NICHT zu denen wird, die achselzuckend darüber hinweggehen - aber ansonsten kannst Du gerade mal sinnvoll versuchen, dein persönliches Umfeld so anständig wie möglich zu halten.

Danke. DIESER Text hat mir heute irgendwie gefehlt. Jedem an die Wohnungstür!
,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

Volker2

Ich gebe ja zu, die Situation im Nahen Osten ist ziemlich komplex. An der Zuspitzung haben sicher Terroristen die ursächliche Schuld.

Aber leider ist Israel dabei, immer mehr Freunde zu verlieren bzw. zu erschießen. Wer glaubt, dass der Beschuss der UN-Blauhelme ein Versehen war, wird seelig.

Wenn man von Terroristen angegriffen wird, hat man das Recht, sich zu verteidigen. Niemand hat jedoch das Recht, sich selbst wie ein Terrorist zu verhalten.

Während Israel den Libanon in die Steinzeit zurück bombt, wachsen in den Palästinenser-Lagern, in denen die Menschen ohne Perspektive auf eine bessere Zukunft leben, die nächsten Selbstmordattentäter und heiligen Krieger heran.

Wie man sieht: Das Motto "Auge um Auge" macht blind.

whoknows

#4
Auge um Auge ist aber in dem Fall quatsch.
Erinnere Dich bitte, dass Israel gerade dabei war, sich aus dem Gazastreifen zurück zu ziehen, als der Soldat entführt wurde. Es war gerade (wiedermal) dabei, die Hand auszustrecken - da wurde es gebissen.
Nein,nein, das ist ganz klar Kalkül der Hamas&Hisbollah: Denen sind zu Hause die Felle davongeschwommen, weil sie die Situation innenpolitisch einfach nicht gebacken gekriegt haben. Und da haben sie klassisch gehandelt: ein äusserer Feind muss her, dann vergisst das Wählervolk ihre Unzulänglichkeiten.
Zudem wird nicht der Libanon in die Steinzeit zurückgebombt, sondern es werden Ziele der Hamas  & Hisbollah angegriffen - sonst wäre der Libanon längst schon im Krieg, was nicht der Fall ist. (Israel macht es auch SEHR deutlich, dass zivile Personen genau definierte Gebiete sicherheitshalber verlassen sollten) Die gemässigten Kräfte im Libanon schauen ja auch nicht grundlos tatenlos zu: die waren gerade dabei, dem Würgegriff der Syrer zu entkommen -  und Syrien wiederum ist es ja  ganz Recht, was die Hisbollah aufführt, so ist absehbar, dass sie schnell wieder ihre Standbeine im Libanon stärken können.

Leider muss ich aber feststellen, dass die Berichterstattung im deutschen Fernsehen unfassbar einseitig und parteiisch ist - da ist es kein Wunder, wenn die meisten Deutschen Deine Meinung teilen.
In der letztwöchigen Zeit sind aber ein paar erstaunlich unparteiische Statements zum Konflikt, und ein sehr gutes Interview zum Thema von Joschka Fischer. Die Printmedien - die besseren - sind da im moment definitiv die besseren Auskunftspartner. Ebenso diverse Weblogs und englische Medien. Du wärest erstaunt, wie unterschiedlich da ein und dieselbe Meldung klingt.

Übrigens:
ZitatAber leider ist Israel dabei, immer mehr Freunde zu verlieren bzw. zu erschießen
Polemisch zu sein, erhöht nicht den Wahrheitsgehalt.
Und:
ZitatWer glaubt, dass der Beschuss der UN-Blauhelme ein Versehen war, wird seelig.
Abgesehen davon, dass Uwe Seeler nicht mehr unter den Lebenden weilt - gib mir bitte einen guten Grund, warum das KEIN Versehen gewesen sein sollte. Was hätte Israel davon? Ganz rational: NIX, im Gegenteil. Das Wohlwollen der Staatengemeinschaft ist ein zentraler Punkt für Israel - warum sollten sie das verlieren wollen?

Volker2

#5
Angesichts der unendlichen Geschichte im Nahen Osten kann man doch nur noch polemisch werden – oder selig. Übrigens erfreut sich Uwe Seeler noch bester Gesundheit - toi, toi, toi.

Wie präzise Israel die Hamas und Hisbollah angreift, zeigt die unglaublich geringe Zahl – um polemisch zu bleiben – der getöteten Zivilisten. Und wenn ich Kofi Annans Worte richtig verstehe, hat der UN-Blauhelmposten die Israelis mehrmals auf die gefährliche Nähe ihres Bombardements hingewiesen. Entweder haben sich da einige Soldaten einen "Spaß" gemacht oder grob fahrlässig gehandelt. Dass sich Terroristen einen Scheiß aus Menschenleben machen, ist ja hinlänglich bekannt (siehe Selbstmordanschläge in Israel), aber darf eine Demokratie in gleicher Münze zurückbezahlen?

Sicher richtig, dass Israel sich aus dem Gazastreifen zurückgezogen, die Hand ausgestreckt hat und gebissen wurde. Aber war die Reaktion wirklich angemessen? Es ist doch so: Die Terroristen können darauf vertrauen, dass jede ihrer Aktionen heftigste Reaktionen der Israelis auslöst. Das wiederum bringt weitere islamische Fanatiker in Rage – die berühmte Spirale der Gewalt.
Du hast Recht: Es sind natürlich auch innerpolitische Hintergründe bei Hamas und Hisbollah. Aber wenn man das weiß, kann man doch nicht das Spiel der Hamas spielen - man sieht, das Kalkül ist mal wieder aufgegangen.
Richtig, der Libanon ist gerade auf einem guten Weg gewesen. Stärkt das harte Vorgehen Israels nun etwa die gemäßigten Kräfte im Libanon und die Unabhängigkeit von Syrien?

Ich meine aber auch, dass die Staatengemeinschaft versagt hat. Jeder kocht sein eigenes Süppchen, so dass es nie zu wirklichen Lösungen kommt. Für viele Regierungen hängt das Überleben wohl vom Aufrechterhalten von Feinbildern ab ...


Da mir jeder Fehler aufs Brot geschmiert wird: Rechtschreibung – ohne Gewehr [smiley=old_wink.gif] ...vielleicht auch ein Motto für den Nahen Osten!

whoknows

#6
Sorry, Uwe - ich dachte, der müffelt schon. ;)

ZitatAber war die Reaktion wirklich angemessen? Es ist doch so: Die Terroristen können darauf vertrauen, dass jede ihrer Aktionen heftigste Reaktionen der Israelis auslöst.

das stimmt schlicht nicht. Seit dem Jahr 2000 zündelt die Hisbollah, und Israel reagiert nur symbolisch - sie wollten die demokratisch-Werdung des Libanons nicht gefährden. Was haben sie jetzt davon? 2 Hisbollah-Minister in der Regierung.
Sie haben 6 Jahre lang immer wieder "die andere Wange" hingehalten, und das funktioniert in den Köpfen der Araber einfach nicht. Da geht es auch um Gesichtsverlust. irgendwann muss Schluss sein.
Wieso lamentierst Du nicht darüber, dass eine Miliz- Organisation in einem souveränen demokratischen Land - die offiziell nix mit der Regierung zu tun hat!! - gezielt ihre Terrorangriffe mitten aus einer zivilen Zone heraus macht?Warum fragst Du nicht, warum der Libanon eine Miliz in seinem Gebiet zulässt?
Stell Dir mal vor, was wäre, wenn in Deutschland eine Terror-Organistation eine kleine Armee errichtet, und das Hauptquartier offen  mitten in Aachen stationiert. Und von dort aus Holland jahrelang mit Raketen beschiesst, Holländische Soldaten entführt und Bomben in Stevenhagen zündet. nach ein paar Jahren kommen dann Holländische Soldaten nach Aachen und sagen: Ihr habt jetzt 6 Jahre lang nix gegen diese Terroristen getan - ich rate den Zivilpersonen, aus Aachen wegzugehen, denn jetzt machen WIR hier mal sauber.

Haben die Hisbollah denn Recht, wenn sie sagen: wir verlegen unsere Kommandozentralen in die Mitte von normale Wohngegenden, das macht sofort die Israelis zu den Bösen, wenn sie zurückschiessen? DAS ist okay?

ZitatEs sind natürlich auch innerpolitische Hintergründe bei Hamas und Hisbollah
Nicht: "auch" - sondern: "Ausschliesslich". Es ist völlig bekannt, dass Hamas und Hisbollah die Kettenhunde vom Iran sind. (nicht nur - auch von Syrien) Diese zwei sind die grossen Zündler - und warum sonst glaubst Du, sind Ägypten, Jordanien & Saudi Arabien etc so still?

ZitatRichtig, der Libanon ist gerade auf einem guten Weg gewesen. Stärkt das harte Vorgehen Israels nun etwa die gemäßigten Kräfte im Libanon und die Unabhängigkeit von Syrien?
wie gesagt: zum Teil. Die Demokratisierung und der Hinauswurf Syriens hat eben auch 2 Minister der Hisbollah in die Regierung gebracht - die Hisbollah ist wie gesagt von Teheran bezahlt - und Teheran (sagen die Geheimdienste, wie ich lese) hat auch die letzte Aktion bestellt, damit ein bissel von den Problemen dort abgelenkt wird. Die haben nicht erwartet, dass Israel der Geduldsfaden reisst, schätze ich mal - die haben gedacht: ein bissel Ablenkung ist schon okay, aber dass Israel jetzt mal Nägel mit Köpfen macht, damit haben sie nicht gerechnet.

Sieh's doch mal andersrum: 6 Jahre lang ignorierst du es, wenn permanent Attentate stattfinden, tauscht Geiseln aus in einem Verhältnis, das Dich zum absoluten Idioten erklärt. Ziehst Dich zurück - und sie werfen Dir noch Raketen hinterher. Irgendwann sagst Du: die müssen wir jetzt einmal endgültig platt machen, sonst werden wir hier nie Ruhe haben. und dann verstecken sich Deine Feinde zwischen Unschuldigen. Sagst Du dann: nagut, dann halt nicht? oder sagst Du zu den Unschuldigen: Verschwindet hier, ich habe mit Euren Untermietern ein ernstes Hühnchen zu rupfen.




whoknows

Hier einer der wenigen deutschsprachigen Artikel, die einen relativ ausgewogenen Inhalt haben, und nciht nur  mit Emotionen operieren:
http://www.zeit.de/2006/31/Militaer_Optionen

Volker2

Das meine ich mit einem komplexen Thema: Wenn man anfängt eine Sache zu kritisieren, muss man sich rechtfertigen, warum man dieses und jenes nicht angesprochen hat, so viele Seiten hat der Konflikt.

Die Hisbollah-Miliz ist als Staat im Staate natürlich nicht zu akzeptieren. Genausowenig wie die bei den Radikalen herrschende mangelnde Einsicht für die Zwei-Staaten-Lösung und das idiotische (aber gefährliche) Geschwätz des iranischen Präsidenten.

Aber ist es nicht vernünftiger an Israels Stelle, wenn man offenbar genau weiß, dass die Miliz aufrüstet und ihre Abschussrampen in Wohngebieten aufbaut, die UN anzurufen und Alarm zu schlagen – anstatt mit offenen Augen zuzusehen und jetzt, wo es zu spät ist, daraufhaut?
Schließlich kosten die Raketen der Terroristen auch täglich israelischen Zivilisten das Leben. Schützt man so seine Bürger wirklich effektiv?

Im West-Jordanland und Gazastreifen kann ich allerdings kein Stillhalten der Israelis erkennen. Auf der anderen Seite fehlt auch ein klares Machtwort der arabischen Welt, dass es so nicht weitergehen kann. Wenn es den Großmächten nur um das Wohl der israelischen und palästinensischen Bürger ginge, wäre sicher schon was geschehen. Aber jeder hat halt seine eigenen Interessen, so ungerecht ist die Welt. Das gilt es natürlich auch zu kritisieren.

whoknows

Es fällt halt irgendwie unangenehm auf (zumindes mir) dass die eine Seite immer viiiiel mehr kritisiert wird...
Apropos auffallen: Der Konflikt in Tschetschenien (nur ein Beispiel von vielen) hat schon viel mehr Menschenleben gekostet, und ist mindestens ebenso himmelschreiend ungerecht - findet aber viiiiiiel weniger Platz in den Zeitungen....

Volker2

#10
Im Nahen Osten haben doch inzwischen alle Parteien Blut an den Händen.

Um der einfachen Menschen willen ist es zu wünschen, dass das Blutvergießen aufhört.

Bezeichnend finde ich, dass die Israelis sagen: "Warum kritisiert ihr uns, wir verteidigen uns doch nur selbst." Und die arabische Welt fühlt sich vom Westen veraten und verkauft.

Eine Lösung gibt es doch nur, wenn alle involvierten Parteien und Großmächte in einer Nahost-Konferenz über ihre Schatten springen. Eine Lösung des Nahost-Konfliktes hätte doch weitreichende Auswirkungen auf das gesamte Verhältnis zwischen der westlichen und der islamischen Welt. Deshalb muss doch darauf die ganze Energie verwendet werden.

Die USA haben sich ja leider dafür entschieden, den Irak ins Chaos zu stürzen und das gerade befreite Afghanistan zu vernachlässigen.

Wer hat eigentlich wofür nochmal den Friedensnobelpreis gekriegt?

Tja, die Welt ist ungerecht: Überall gibt es Kriege, Bürgerkriege, Terror, Hunger ... da steht man doch fassungs- und machtlos davor.



So, an dieser Stelle mache ich lieber einen Schluss •

Bastian

#11
Ich erwarte keine Lösung in absehbarer Zeit. Weil es keine Konzessionen gibt, die Israel machen könnte, um Extremisten von ihrem Tun abzuhalten (ausser natürlich: sich in Luft aufzulösen). Solange "der Jude" in islamistischen Kreisen als Sündenbock herhalten muss, regiert in deren Köpfen der Hass. Und gegen den ist bekanntlich kein Kraut gewachsen, und keine Verhandlung. Hass ist, soweit ich weiß, nicht verhandelbar.

Manchmal, wenn ich so naiv vor mich hindenke, fällt mir ein, dass der Schlüssel zur Lösung bei den Frauen liegt. Ich stelle mir vor, wie beeindruckend es wäre, wenn die Frauen in diesen Ländern aufstehen. Massiv! Und dann stelle ich mir vor, dass sie sagen: "Schluss damit! Unsere Väter hat man versehrt, unsere Männer sind ermordet worden, aber unsere Söhne geben wir nicht mehr her. Wir haben sie nicht auf die Welt gebracht und mühevoll aufgezogen, damit sie sich gegenseitig töten."

"Papa, bleib hier! Ich, dein Töchterchen, brauche dich."

"Mein Sohn, gehe nicht! Siehst du denn meine Tränen nicht? Bitte zerstöre nicht das Leben deiner eigenen Mutter!"

"Ich will dich, meinen einzigen Bruder, nicht auch noch verlieren."
...

Und dann denke ich mir, dass das wohl die eindrücklichste Revolution schlechthin wäre, die ich mit gutem Gewissen als Weltrevolution bezeichnen würde. Niemand könnte sich auf Dauer den Frauen widersetzen, der eigenen Mutter, der eigenen Tochter...

Aber dann fällt mir auf, dass leider auch in deren Köpfen die Ideologie stärker ist als die Mutterliebe. Und dass sie das Gefasel von "Mein Sohn ist ein Held und sitzt jetzt im Paradies" leider genauso bereitwillig nachplappern, wie ihre Männer. Wenn auch mit sichtbar mehr Wasser in den Augen. Und dann fällt mir wieder auf, wie naiv ich manchmal denke. Alles total logisch, sinnvoll und sogar machbar,... aber leider ziemlich naiv...

Aber, nur weil es eine naive Idee von mir ist, bedeutet das doch noch lange nicht, dass man es nicht trotzdem tun sollte, oder?

whoknows

Die Idee ist nicht nur von Dir. Auch von Kästner:
Und als der nächste Krieg begann,
da sagten die Frauen: Nein.
Und sperrten Bruder, Sohn und Mann
fest in den Keller ein. etc...


ZitatUnd die arabische Welt fühlt sich vom Westen veraten und verkauft.
Das allerdings ist bestenfalls ein frommer Wunsch. Die spielen damit, und benützen die westlichen Reaktionen für ihre Zwecke....

whoknows

#13
Heute habe ich gelesen, dass in unmittelbarer Nähe des UNO -Quartiers die Hisbollah von den Uno-Leuten ungehindert Raketen abgeschossen hat - und zwar lange.
Und ich habe gelesen, dass immer noch täglich bis zu 70 bomben auf Israel fallen. Komisch, dass jede einzelne, die von Israel kommt, mit Fotos der "Ergebnisse" in Zeitungen dokumentiert wird - und die Hisbollah-Bomben werden bestenfalls in Zahlen erwähnt.
Missversteht mich nicht: ich will hier nichts rechtfertigen - ich will nur die Ungleichheit der Berichterstattung belegen.

Volker2

•••  
 Zitat: "...dass in unmittelbarer Nähe des UNO -Quartiers die Hisbollah von den Uno-Leuten ungehindert Raketen abgeschossen hat - und zwar lange..."

Dafür haben die UN-Soldaten ja nun auch ihre gerechte Strafe erhalten – aber mal im Ernst: Es handelt sich um Beobachter, unbewaffnete Blauhelme. Da muss doch vielmehr hinterfragt werden, zu was für Einsätzen die UN-Staaten ihre Soldaten schicken bzw. was für einen Unsinn die UN beschließt, wenn es immer nur der kleinste gemeinsame Nenner ist (siehe die niederländischen Blauhelme in Bosnien als die Serben das Massakrieren begannen).

Ich habe einen weiteren Mitschuldigen an der derzeitigen Lage ausfindig gemacht: den Libanon. Siehe diesen Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Resolution_1559_des_UN-Sicherheitsrates


Nichtsdestotrotz bleibt die Tötung hunderter Zivilisten in Libanon eine Schweinerei und ist als Kollateralschaden nicht zu rechtfertigen. Oder ist da jemand anderer Meinung? (Natürlich ist eines klar: Der Beschuss israelischer Dörfer und Städte, Bombenattentate, die Forderung, Israel auszulöschen statt sein Existenzrecht anzuerkennen und die Leugnung des Holocaust ist ungeheuerlich, inakzeptabel und menschenverachtend.)


whoknows

Und das ist eigentlich das Hauptproblem: Das ganze ist dermassen emotionalisiert....
Ich finde es immer erstaunlich, wie wenig in diesem Konflikt die Verhältnismässigkeit gewahrt wird, auch und vor allem vom "Westen". Vergleichbare - zum Teil blutigere, zum Teil für Europa wichtigere Konflikte werden bei weitem nicht so vorrangig behandelt. Und diese "Bühne" trägt dann natürlich wiederum dazu bei, dass der Konflikt nicht zu lösen ist.

Volker2

15 Kinder getötet – inzwischen muss wohl eine Null drangehängt werden, und immer noch ist keine Waffenruhe in Sicht. Das Morden geht beidseitig weiter.

Plötzlich ist Frau Rice für einen sofortigen Waffenstillstand, aber Herr Olmert braucht noch zehn bis 14 Tage zur Bekämpfung der Hisbollah. Alle Statistiker sollten schon mal eine weitere Null bereit halten.

So, jetzt aber  [smiley=lipsrsealed.gif]

whoknows

#17
Eine spannende Sicht zum Thema bietet Lila aus Israel, die einen deutschen Blogg schreibt, der unbedingt lesenswert ist. Er steht außerhalb der teils grotesken Juppie Kultur der deutschen Journalisten, die mir ihren welterklärenden Kommentaren nichts verstehen möchten. Es ist nur zu einfach, auf Israel einzuschlagen. Die Situation ist auch dort differenzierter und grotesker, als man sich vorstellen mag.

Man findet ihn hier http://rungholt.wordpress.com/2006/07/31/es-ist-schwer/

Ein kurzes Zitat daraus:

"Heute hat uns die Hisbollah besiegt - ein Sieg in einer langen Reihe von Siegen. Wir sind von Mohammad Dura besiegt worden, obwohl der Junge höchstwahrscheinlich von palästinensischen Kugeln erschossen wurde - doch als das herauskam, hörte die Welt schon nicht mehr zu. Wir sind vom sogenannten Massaker von Jenin besiegt worden - das nie stattgefunden hat, aber als sich das herausstellte, hörte die Welt schon nicht mehr zu. Wir sind von der Explosion am Strand von Gaza besiegt worden - deren Umstände ungeklärt und keineswegs eindeutig bleiben, doch auch wenn das eines Tages geklärt werden sollte, wird schon keiner mehr hören wollen. Wir sind von den vier UN-Beobachtern besiegt worden - zwar hat einer von ihnen schon Tage vor seinem Tod beklagt, daß die Hisbollah ihn und seine Kollegen als Schutzschild mißbrauchte, und gerade um dieses zu verhindern, waren er und seine Kollegen da - doch bevor der genaue Ablauf der Dinge ans Licht kommen wird, wird schon keiner mehr zuhören."

Ihr gesamter Blog befasst sich mit allem Möglichen, nicht nur mit Krieg - ist aber wie gesagt durchaus interessant: http://rungholt.wordpress.com



whoknows

Hier noch ein sehr interessantes Interview zum Thema, das sich mit rein strategischen Gwdanken auseinandersetzt: http://www.zeit.de/2006/32/F_-Ajami

Alexander

#19
Ich stelle das hier rein, weil es peripher zum Thema gehört. In Kommentaren zu diesem Blog kann man auch Stellungnahmen lesen. Wenn ich so was lese "Begründet wurde die Absage damit, dass die TUFA politisch und weltanschaulich neutral sei und Veranstaltungen mit jüdischen oder israelischen Künstlern eine Provokation darstellen könnte.", frage ich mich, wie es um Deutschland 2006 bestellt ist ...

3.8.2006, 17:42
Peinliche Ausladung jüdischer Künstler
Von Hans-Peter Linz
Als "bedenkliche Entgleisung im Kulturzentrum TUFA" bezeichnet Johannes Platz von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft die Ausladung von jüdischen Künstlern aus der Tuchfabrik in Trier:

"Wegen des Libanonkonflikts kündigte die TUFA der Jüdischen Kultusgemeinde Trier die Kooperationszusage für Kulturveranstaltungen im September und November diesen Jahres, revidierte dies jedoch nach heftigem Protest. Die Jüdische Gemeinde Trier plante für September ein Konzert der bekannten Berliner Kantorin Avitall Gerstetter, in dessen Rahmen die international erfolgreiche Künstlerin, die unter anderem schon zusammen mit Konstantin Wecker aufgetreten ist, synagogale Musik interpretieren sollte. Für den November plante die Gemeinde gemeinsam mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Trier (DIG) ein Konzert im großen Saal des städtischen Kulturzentrums Tuchfabrik (TUFA) mit der israelischen Jazz-Interpretin Alony. Als Daniel Botmann, stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Rheinland-Pfalz und stellvertretender Vorsitzender der DIG Trier, aus seinem Urlaub nach Trier zurückkehrte fand er eine E-Mail vor, die mitteilte, dass man seitens der TUFA von der bereits schriftlich erteilten Raumzusage sowohl für die September- als auch für die Novemberveranstaltung zurücktrete. Begründet wurde die Absage damit, dass die TUFA politisch und weltanschaulich neutral sei und Veranstaltungen mit jüdischen oder israelischen Künstlern eine Provokation darstellen könnte. Erst nach heftigem Protest der Jüdischen Gemeinde nahm die TUFA die Kündigung der Kooperationsvereinbarung zurück – jedoch ohne Kommentar."

Egal weshalb, wieso, warum, ob Missverständnis oder nicht - das ist eine mehr als peinliche Geschichte und ramponiert das Image Triers. Wäre die Tuchfabrik ein Privat-Unternehmen, wäre es schon schlimm genug - aber die Tuchfabrik untersteht dem Kulturdezernat...

http://tiefenschaerfe.blog.intrinet.de/

,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

whoknows

Urgh. Kotz.
Danke für die Mitteilung.

Ich bin immer extrem genervt von diesen einseitigen Geschichten - glaubt Ihr,Palästinensische Künstler wären auch ausgeladen worden?
Gerade die mit den schönen, bunten Pace-Fahnen hab ich gefressen - die sind zumeist dermassen einäugig....

Mein Lieblings-Argument: Wo müssen Polizisten zum Schutz von Moscheen abgestellt werden? Noch nciht mal in Israel.

Andrea

Das ist ja widerlich und unglaublich. Sowas darf hier in Deutschland passieren? Solche sogenannten "Neutralitätsansagen" gehen doch nach hinten los. Wenn in Israel der Bär abgeht, ist das schlimm genug. Da muss man nicht auch noch hierzulande jüdische Künstler diskriminieren. Wieso gibt's denn immer noch so viele Menschen, die nicht zwischen Juden und Israeliten unterscheiden? Ich meine, auf das, was da gerade passiert, haben wir hier keinen Einfluss. Aber auf das, was hier passiert, schon. Vielleicht sollten wir denen mal schreiben, wie kurzsichtig und blöd sie denken.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

whoknows

#22
Das wird nützen.  ;) ;D

In Berlin sind Plakate geklebt worden  mit Antisemitischen Inhalten, und wenn man die Plakate abreissen will, kann man sich verletzen, weil der Kleister mit Glassplittern versetzt wurde.
http://www.handelsblatt.com/news/default.aspx?_p=204493&_t=ft&_b=1118585


Andrea

Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Andrea

Ein musikalisches Zeichen des friedlichen Dialogs

Hamburg (ddp). Das israelisch-arabische Nachwuchsorchester West-Eastern Divan Orchestra mit Daniel Barenboim gibt am 27. August in Berlin ein Benefiz-Konzert. Das Orchester werde Beethovens Symphonie Nr. 9 aufführen und wolle damit ein musikalisches Zeichen des friedlichen Dialogs zwischen Israelis und Arabern setzen, teilte die Plattenfirma Warner Music in Hamburg mit. Warner Classics wird Ende September die Liveaufnahme des Konzertes auf CD veröffentlichen.

Der in Israel aufgewachsene Dirigent und Pianist Barenboim hatte 1999 den West-Eastern Divan Workshop ins Leben gerufen, der junge Musiker aus Israel und den arabischen Ländern jeden Sommer zum gemeinsamen Musizieren zusammenführt. 2005 hatte das Orchester in der palästinensischen Stadt Ramallah ein Konzert von historischer Bedeutung gegeben.

Neben dem Berliner Benefiz-Konzert treten die Musiker in Deutschland auch am 25. August in der Kölner Philharmonie und am 28. August im Deutschen Nationaltheater Weimar auf.

(ddp)

yahoo.d
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das