Georg Kreisler Forum

Diskussionen => Kunst => Thema gestartet von: Clas am 03. März 2012, 19:35:22

Titel: Rassismus in Polizeikalendern
Beitrag von: Clas am 03. März 2012, 19:35:22
Moin Burkhard,

also, wenn ich die Wahl habe, finde ich Sodom und Andorra besser und unterhaltsamer als dieses Stück vom Max, welches natürlich auch deutliche Gebissspuren meiner Lehrerin trägt, die es in der Schule mit uns zerkaut hat und wollte, dass wir merken, dass es sich mit Antisemitismus befasst, und dass es subtile Regieanweisungen enthält, wie Kirchenglocken in der Ferne, Vogelgezwitscher und was da sonst so steht und die Handlung mit unserer Realität verbindet... Wochenlang.

Aber Max bleibt Max und Max ist gut.

Hochhuths Stellvertreter, der ja auch irgendwie zum Thema gepasst haben könnte, dagegen missfiel ihr: Das sei kein Theater. Sicher muss man den nicht ungekürzt spielen und die Regieanweisungen als Fließtext einblenden, aber als Lesestück für in der Schule... Draußen vor der Tür... Da kann man Alliterationen unterstreichen, grün. Das ist ein expressionistisches Stilmerkmal. Unterstreichen Sie bis zur nächsten Stunde... Nehmen Sie hingegen Max...

Den Kreisler fand sie nicht so gut. Sein Anliegen ist ihr wohl nicht mal zu Bewußtsein gelangt.

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Dieser Kalenderhumor aus dem Humorkalender für angewandte Polizisten... Ich finde die Zeichnungen schlecht. Ich finde die Darstellungen rassistisch, aber so isser halt, der doitsche Hamur. Und wenn man sich anlässlich einer Demo mal die gebotene Beamtenschau zu Gemüte führt: so richtig verwunderlich ist das ja auch nicht, dass da ein Publikum für sowas ist. Und die Bemerkungen, Ostfriesenwitze oder welche über Blondinen fänden die Leute ja auch nur einfach komisch: Ich finde die seit je diskriminierend.

Warum finden Männer Blondinenwitze lustig?

Weil sie sie verstehen.

Das gilt vermutlich auch für Polizeibeamte und diese Kalenderwitze.

Bestimmt nicht für alle Polizisten, aber in irgendwelchen Kommentaren liest man leider wenig davon, dass es auch welche gibt, die das ausdrücklich doof finden... Gab es nicht mal so eine Vereinigung kritischer Polizisten? Wo ist deren Stellungnahme?

Gruß Clas

[edit]Hierhin verschoben aus dem Wallraff-Thread (http://www.georgkreisler.net/cgi-bin/yabb/YaBB.pl?num=1330445493/8#8)[/edit]
Titel: Re: Rassismus in Polizeikalendern
Beitrag von: Burkhard Ihme am 03. März 2012, 22:58:31
ZitatIch finde die Zeichnungen schlecht. Ich finde die Darstellungen rassistisch
Weil alle Karikaturen von extrem Pigmentierten rassistisch sind? Oder nur diese Karikatur?
Titel: Re: Rassismus in Polizeikalendern
Beitrag von: Clas am 04. März 2012, 14:54:59
Moin Burkhard,

schlecht finde ich die Zeichnungen, weil mir der Strich nicht gefällt. Sie haben wenig Witz und kaum Eleganz, außer bei dem Schwarzen Mann, und der ist, finde ich, fast bei Uderzo geklaut. Jedenfalls dort angelehnt. Der aber überzeichnet sein ganzes Personal, die haben alle ihre witzigen Stereotypien.  Da stört es mich nicht so empfindlich. Außerdem habe ich den immer auch verstanden als ein aufgespießtes Piratenklischee aus Film und Literatur. Des Oberpiraten engster Vertrauter hat ein Holzbein und er selber nur ein Auge. Ich denke dennoch nicht, dass diese Darstellung Einbeinige oder Einäugige diskriminiert... Wenn Du dagegen die gezeichneten Beamten anguckst, da ist kein Wille zum Witz, zur Karikatur, wenig Ausdruck. Keine eigene Handschrift, nicht wirklich gekonnt. Als Zeichnung darum dann eben auch wieder nixig.  Ich kann das nicht besser, aber genau darum zeichne ich auch nicht.

Irgendwo im Netz waren noch mehr davon abgebildet. Das mit den Kamelen finde ich auch rassistisch. Das mit dem Selbstmörder menschenverachtend und den Kalender in erster Näherung dümmlich, miefig und alsdann eben rassitisch und von daher wenig zu loben. Manche sexistischen Zeichnungen sind inhaltlich auch ein Scheiß, jedenfalls, wenn sie als descriptiv und bejahend aufgefasst werden. und gelten als verwerflich, aber wenigstens so gezeichnet, dass man einen Kunstvorbehalt gelten lassen kann. Den aber würde bei diesem Kalender nicht unterschreiben.

Nein, nicht Karikaturen von Menschen bestimmter Herkunft sind generell rassistisch, sondern dann, wenn die Herkunft zum karikierten Merkmal und zum Ziel der Karikatur wird. Zum Gegenstand des Spottes, und aus diesem Grund die Karikatur überhaupt erst gezeichnet wurde.

Einen Kriegsherrn Obama, mit Friedensnobelpreis, kann ich mir durchaus als Karikatur vorstellen, auch einen Rösler darf und soll man als Politiker karikieren. Die Zeichnung dürfte aber nicht einen der eigentlich beliebigen Missionarsköche im Blätterröckchen darstellen, wie sie früher in der Witzeecke der Zeitung immer zu finden waren... Für Rösler gilt analog das Gleiche. Die Karikatur darf und muss sich mit seiner Politik befassen, sie darf aber nicht seine Herkunft aufs Korn nehmen.

Gruß Clas
Titel: Re: Rassismus in Polizeikalendern
Beitrag von: Burkhard Ihme am 04. März 2012, 19:48:31
Karikaturen von Nicht-Kaukasiern sind also rassistisch, wenn sie schlecht und/oder geklaut sind? Ich finde, du legst einfach einen falschen Maßstab an.

Die Piraten von Asterix sind übrigens das Personal aus "Barbe Rouge/Der rote Korsar" und Charlier und Hubinon, nur eben karikiert.
Titel: Re: Rassismus in Polizeikalendern
Beitrag von: Clas am 04. März 2012, 21:19:28
Moin Burkhard,

das habe ich nicht geschrieben. Rassistisch sind Karikaturen dann, wenn die Rasse gemeint ist und deren vermeintliche Merkmale deshalb ins Lächerliche gezogen werden. Das scheint mir bei dem Kalender der Fall zu sein.

Der Hinweis auf geklaut kam nur, weil die Zeichnung da für mein Empfinden mehr Strich hat als bei den Beamten und selbst den Möbeln. Nicht geschrieben, aber doch gemeint hatte ich noch folgendes:

In den Kommentaren im Netz taucht nicht eben selten der Hinweis auf, dann wäre Asterix ja auch rassistisch und ebenfalls mehrfach, jawohl, das sei er auch. Mir scheint das nicht so klar der Fall zu sein, weil nach meinem Empfinden da eine ironische Brechung besteht, die aber offenbar nicht jedermann wahrnimmt. Die Piraten da sind ihrerseits auch Zitat.

Oder anders ausgedrückt: die chauvinistischen Seiten, die bei Uderzo an den Protagonisten zu bemerken sind, sind nicht prêt à porter gedacht, man kann und soll sie eigentlich eher komisch finden, die Chauvinismen und ihre Inhaber. Zumindest ist das mein Umgang mit ihnen.

Und wenn sie karikiertes Personal aus dem Roten Kosaren sind, ist zumindest mein Eindruck, es handele sich um ein zitiertes Klischee, doch nicht ganz von der Hand zu weisen... Gemeint ist dann also eigentlich der. Ich selber mag diese Sorte Bildgeschichten nicht so sehr, habe da einen sehr selektiven Geschmack, oder etwas, was ich statt dessen verwende... jedenfalls habe ich den nur mal kurz in der Hand gehabt und mochte ihn nicht näher besehen.

Gruß Clas
Titel: Re: Rassismus in Polizeikalendern
Beitrag von: Clas am 05. März 2012, 11:07:57
Moin, moin,

demnach gibt es nun also zwei Polizeikalender, und der, von dem wir bis dahin sprachen, scheint der kreidegefressenhabendere zu sein.

Vergleiche hier bei Feynsinn: http://feynsinn.org/?p=12846 .

Der ist nun nochmal ... Jedenfalls sind viele Links zu Dokumentationen dazu auf Springerzeitungen jetzt tot. Im Googlecache kann man es noch finden.

Gruß Clas
Titel: Re: Rassismus in Polizeikalendern
Beitrag von: Bastian am 05. März 2012, 11:37:24
Die "neuen" Karikaturen sind ja noch übler als die bereits Bekannten. Danke für den Hinweis, Clas.

Interessant, dass Springer die Diskussion darüber deckelt und löscht.
Die taz springt ein:
http://www.taz.de/Polizeikalender-in-Bayern/!88910/

Ein paar Kalenderblätter unzensiert:
http://ein-fremdwoerterbuch.blogspot.com/2012/03/ein-bisschen-zu-viel-nichts.html

Grüße auf dem Durchflug
Bastian