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RAF?

Begonnen von Sandra, 29. Januar 2005, 12:05:26

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Sandra

Was haltet Ihr von der Tatsache, dass es eine Kunstausstellung zum Thema RAF gibt?

Killerpraline

Also ich finde die Aufregung etwas unnötig. Vielleicht kennt jemand den Film Baader, der hat Baader heroisiert aber diese Ausstellung , ich weiß nicht?

Sandra

#2
Ich hab sie noch nicht gesehen - aber die Tatsache, dass die RAF Zeit jetzt in die Kunstgeschichte gehen soll, stösst vielen Leuten auf.
Ich weiss nicht so recht: Alles wird künstlerisch bearbeitet - auch Guernica, auch der Holocaust - warum nciht die RAF?
Andererseits: Das ist schon sehr spezifisch - und gerade in Zeiten von anderem Terror kann es schon verherrlichend wirken. Zuerst sollte sie ja auch "Mythos RAF" heissen, und dann wurde sie umgebaut und der titel geändert.
Frage ist: Was hat die RAF bewirkt? Denn wenn sie etwas bewirkt haben, und das auch thematisiert wird, dann gibt das anderen Terroristen schon Auftrieb.

Ich stehe ja auf dem Standpunk, dass der einzige Terror, der tatsächlich etwas "nützt", der Terror von Rechts ist. Denn Terror führt zu mehr Kontrolle und mehr Polizeipräsenz - und das wollen Rechte doch, oder?

Maexl

wo gibts denn den baader-film?
aber die damen finde ich viel interessanter, nachdem baader ja nachweislich nicht so intellektuell war...

Killerpraline

#4
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Aus der Amazon.de-Redaktion
Von all den Dokumentar- und Spielfilmen der letzten Jahre, die sich dem deutschen Terrorismus der 70er-Jahre und dem Mythos RAF so ziemlich von allen erdenklichen Seiten genähert haben, ist Christopher Roths Baader der radikalste. Roth und sein Koautor Moritz von Uslar erzählen die Geschichte dieses charismatischen "Mannes der Tat", der selbst als Anführer der ersten Generation der RAF noch ein Außenseiter in ihrem Kreis war, nicht nach, sie halten sich nicht einmal an die elementarsten historischen Fakten wie seinen Tod im Untersuchungsgefängnis Stuttgart-Stammheim; stattdessen erfinden sie den Mythos Baader als fiktionale Figur noch einmal neu.

Im Laufe der Jahre, die seit dem deutschen Herbst von 1977 vergangen sind, hat sich neben der Geschichtsschreibung vor allem die Pop-Kultur die Geschichten und Legenden rund um den "Baader-Meinhof-Komplex" angeeignet. Sie hat in ihnen ein schier unerschöpfliches Reservoir an immer wieder verwertbaren und neu zu besetzenden Zeichen gefunden und somit zu einer steten Fiktionalisierung der historischen Ereignisse und Personen beigetragen. Diesen Prozess, den Filme wie Reinhard Hauffs Stammheim mit seinen dokumentarischen Passagen zu leugnen scheinen, führen Christopher Roth und Moritz von Uslar nun konsequent zu Ende.

Statt der Fakten bedient sich Baader klassischer Genreelemente des Westerns wie des Gangsterfilms und der überlieferten Pop-Mythen, die sich um den echten Baader stricken. So kommentiert er unsere Pop-Kultur mit den Mitteln der Pop-Kultur. Wie in Oliver Stones großen historischen Epen JFK und Nixon führt auch hier der Weg zu Wahrheit und Erkenntnis, die uns den tragischen Kern von Geschichte wahrnehmen lassen, über den Umweg der Fiktion.

Das Tempo, in dem Roth sein Pop-Universum vor unseren Augen entfaltet und in dem er zwischen den Materialen und den Stilen, den Emotionen und den Ereignissen hin und her springt, ist wahrhaft atemberaubend. Kaum ein deutscher Film der letzten zehn oder 20 Jahre war derart rasant. Das Stakkato der Bilder und Töne überwältigt, ohne zu erdrücken. In seinem Zentrum offenbart sich eine tiefe Melancholie, die uns einen anderen Blick auf den Terrorismus der 70er-Jahre ermöglicht.

So wie Frank Giering ihn spielt, ist Baader in seinem Innersten ein kleiner, zutiefst unsicherer Junge, der seine Unzulänglichkeiten, seine Angst vor Frauen hinter Macho-Attitüden und wildem Aktionismus verbirgt. Und wenn man ihn dann in der vielleicht schönsten Szene des Films zusammen mit dem von Vadim Glowna verkörperten BKA-Chef Kurt Krone sieht, ahnt man, dass hinter seinem Amoklauf gegen den Status quo der bundesrepublikanischen Gesellschaft nichts als die Sehnsucht nach Erkennung einer Vaterfigur steht.

Bastian

#5
Na, dann schaut euch doch lieber den Film "Black Box BRD" an.

""Black Box BRD" ist ein Interviewfilm von Andres Veiel aus dem Jahr 2001. Anhand von Aussagen von Freunden und Bekannten werden die Biografien von Alfred Herrhausen und Wolfgang Grams (RAF) nachgezeichnet. Dass Wolfgang Grams nie nachgewiesen werden konnte, dass er am Attentat auf Alfred Herrhausen beteiligt gewesen sei, scheint dem Filmemacher durchaus bewusst zu sein. Die Biografien werden im Film als Beispiele für unterschiedliches politisches Handeln einander gegenübergestellt."

Quelle: Wickelwackelpedia

Herrhausen war damals Vorstandssprecher der Deutschen Bank. Grams war Terrorist. Drum wurde er später in Bad Kleinen erschossen. Dieser Film ist wenigstens eine Doku, und nimmt für sich nicht in Anspruch "die Wahrheit" oder eine kohärente Geschichte zu erzählen.

Zu der Ausstellung: Ich hab sie nicht gesehen, weiß auch nicht, ob ich hineinmuss. Wenn es da- wie ich gelesen hab- auch um die Gegenüberstellung von Kunst und Wirklichkeit geht, und wenn die Initiatoren wegen der Kritik an ihnen, mittlerweile alles abgeschliffen haben, das zum Diskutieren anregt... wenn das alles so ist, wie ich gelesen hab, dann meine ich fast... sie schon längst gesehen zu haben.

Maexl

kenn ich schon - aber vielen Dank
was auch mal interessant wäre auch eine doku zum thema kultur, diskussion und aufbruch/wandel (Berliner-Kommunen, Münchnerkommunen.... Werner Enke?, Rudi, Rio Reiser /Ton Steine Scherben... usw.)

Bastian

#7
Oh, da gibt es eine sehr bekannte Doku, die mir drei Stunden lang vorkam. Über Rio und die anderen Steinchen. Hab aber den Titel vergessen. Ich weiß nicht, ob du die Scherben magst, aber wenn, dann werden sie dich nach dieser Doku eher nerven. Vermute ich jedenfalls. Der Rio war ihnen zu kommerziell, drum durfte er Ende der achtziger auch all ihre Tausenden von Schulden begleichen. Soviel zu Autonomie und Freiheit...

Achja, für Interessierte: und man sieht einige Jugendphotos von Claudia Roth, die ja deren Managerin gewesen ist.

Maexl

hmm mal suchen

das mit claudia roth hab ich auch mal irgendwo gelesen. sie hat mal erzählt, dass sie und die band zu der zeit - muss wohl mitte/ende der 80er? sein - durch die lande tingelten und auf kleinbühnen für nen appel und nen ei ihre kunst zum vortrage brachten - und da lasen sie wohl eines morgens in der zeitung, dass die Grünen noch mitarbeiter suchten, der Platz einer Sprecherin war noch frei, die band schwatzte auf sie ein und dann ging sie in die politik