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Literatur: Anregungen

Begonnen von Franz08, 04. Mai 2006, 23:08:24

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whoknows

Und Franz hat sich ganz unbemerkt als Grazer geoutet :D

Ich wundere mich nur: ich wurde noch so sozialisiert, dass Fussball etwas für Prolls ist - und unbemerkt ist er in die Intellellenecke gerutscht: in der Zeit sind riesen Artikel, es gbit Ausstellungen zum Thema und jeder, der früher nur heimlich Fussball geguckt hat, unterhält sich jetzt ganz offen über seine Begeisterung.
Nur die Fifa hat's noch nciht kapiert, und den Heller, den genialsten Massenblender unserer Zeit, wieder ausgeladen. Und die Bayern haben dann ein Heimspiel aus der Kulturstunde gemacht. ;D

Als ich ein Kind war, haben Männer, die einander  nicht kannten,versucht  die gegenseitige "Beschnüffelung" via Fussballgesprächen durchzuführen. Als ich älter wurde, wurden diese Beschnüffelungsgespräche via Computerquacksprech geführt. Und nun, wo ich alt und grau bin, ist wieder der Fussball dran.


Bastian

#51
ZitatUnd nun, wo ich alt und grau bin, ist wieder der Fussball dran.
Ah geh', meine Liebe! Das kann ich so nicht stehenlassen. Wo denkst du hin? Da muss ich dir aber vehement widersprechen:

Das war immer schon so.
[smiley=happy.gif] [smiley=old_kiss.gif]

Alex

WM- Fußball.. ewig gestrige, hirnlos, Prolls, etc?
Hallo?, gehts noch?
Wir sind WM! HAHA!
Ich möchte mir meine Freude an der WM nicht durch die "ewig-nörglelnden" zerstören lassen. Ich hab heut bis 1 Uhr nachts gearbeitet, und war dann erst spät in der Altstadt zurück- mir graute es... Aber: Bis auf die üblichen Besoffskies, beste Feierstimmung. Ebenso im Zug: die besiegten Polen feierten mit (sehr laut) ihren Bezwingern- (gut gemacht, Jungs).
Ganz im Gegenteil: Ich bin froh, daß Deutsche wieder patriotisch im besten Sinne sein können !und dürfen müssen!
Das hemmungslos spielerische, kindliche, kommt wieder zum Vorschein, endlich. Das Runde muß ins Eckige- sonst nix. 6 Wochen WM in der BRD- nach 30 Jahren wieder, ist das zuviel- zu oft?
An die Mädels/ Jungs, die Fußball hassen: meckern wir Männer, wenn jede Woche die Soap kommt? Nöö, wir sind froh über die Freizeit, hihi.
Also: etwas meht Tor-leranz (hust) bitte.  Schala lala-- scha la la lalalalala---  Schala lala-- scha la la lalalalala--- Schala lala-- scha la la lalalalala--- Schala lala-- scha la la lalalalala---
Wichtig: Gesang nicht vor 1,5Promille anfangen und: Bei jeder Zeile ca. einen halben, bis einen Ton absacken lassen :) :)  
Ach so, NATÜRLICH! werden wir Weltmeister!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 8-)

Alex

Zitat Basti:
Aber eines ist mir aufgefallen: Viele der Demonstranten, die neben uns herliefen und gegen die Rechtsextremen protestierten, trugen Deutschlandfahnen mit sich.

Wer seine Heimat nicht liebt, hat keine, oder es ist etwas völlig schiefgelaufen...

whoknows

Stimmt schon, stimmt ja alles - aber Du musst auch bedenken: wenn Deutsche patriotisch werden, rinnt's immer noch allen anderen kalt den Rücken runter. Das is halt so. Auch wenn die Deutschen das jetzt wieder brauchen, und auch wenn es eh okay ist, dass es sich "normalisiert" - es IST halt noch nicht normal, dazu war der Schnitt zu tief. Diese Narbe bleibt. Mich gruselt's vor deutschen Fahnen - das ist eine körperliche Reaktion, keine hirnmässige. Mich gruselt's vor Fahnen allüberhaupt, aber vor Deutschen besonders.

Dorian

#55
ZitatViele der Demonstranten, die neben uns herliefen und gegen die Rechtsextremen protestierten, trugen Deutschlandfahnen mit sich. Was sagt ihr dazu?
Finde ich ok. Es gibt nämlich durchaus einen geschichtlichen Unterschied zwischen Schwarz-Rot-Gold und Schwarz-Weiss-Rot. Es ist eine Stellungnahme: "Es gibt auch ein Nationalgefühl jenseits eurer braunen Ecke".

Andrea

Zitat:
An die Mädels/ Jungs, die Fußball hassen: meckern wir Männer, wenn jede Woche die Soap kommt?
Ich brauch auch keine Soaps.
Ein Heimatgefühl hat für mich überhaupt nix mit 'ner Fahne zu tun. Ich fand's als Kind todlangweilig, wenn wir am Nationalfeiertag mit unseren Erziehern auf so komische Märsche gehen mussten. Die österreichische Bundeshymne hat mich auch nie besonders dazu bewogen, mich mit ihr besonders zu Hause zu fühlen... Und  wenn mir hier in De einer "Deutsches Reieieich!" zur Melodie der deutschen Hymne ins Ohr lallt, dann weiß ich, dass seine Gehirntätigkeit um 99 Prozent zurück gegangen ist, und trotzdem erschrecke ich.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Franz08

ZitatUnd Franz hat sich ganz unbemerkt als Grazer geoutet  :D
Als Grazer war ich ja schon bekannt, aber als STURM-Fan hab' ich mich tatsächlich geoutet - bedeutet outen doch meist das Eingestehen einer für den Outer völlig normalen, für die Adressaten aber meist etwas anrüchig-verrückten Sache. Zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen, dass ich Fan von Sturm Graz schon lange vor der glorreichen Osim-Ära war und auch jetzt im Tal der Tränen zu der Mannschaft stehe. Die Liebe des Fußballfans beweist sich erst im Leiden.

Meine Meinung zur Fahnenfrage: Whoknows hat da schon alles gesagt. Ich denke auch, dass es eh ok ist und dass die Deutschen sich ruhig freuen sollen - auch mittels Fahnenschwingen. Und dass es ein Unterschied ist für den Rest der Welt, ob "Deutschland wieder marschiert" (wie ein englisches Boulevardblatt schrieb) oder ein anderes Land. Aber, wie Dorian geschrieben hat: "Es gibt auch ein Nationalgefühl jenseits eurer braunen Ecke".

Dass über den Fußball auch Klischees transportiert werden, ist klar. Besonders schön ist dieses Zitat aus der Süddeutschen zum gelungenen Auftaktspiel der deutschen Elf:
ZitatDeutschland hat sich dadurch ziemlich genau so dargestellt, wie es seine Politiker und obersten Marketingleiter für die Dauer des großen Turniers erwünscht haben: nicht gründlich, penibel, perfektionistisch und humorlos, sondern spontan, sprunghaft und jederzeit offen für menschliche Fehler.
Match as much as you can!

Maexl

Zitat

Streit um Heine-Preise beendet

ist es damit nun rum? ich meine nicht.

im spiegel von letzter woche war noch ein artikel von mathias matussek - kennt jemand zufällig schon sein buch zum thema nationalismus, neuem patriotismus?

in der faz von gestern hat sich handke wohl zu wort gemeldet - gelesen habe ich es nur leider noch nicht.

whoknows

Also, ich kann - re Fussballstimmung - nur von meinem Kiez reden, aber HIER ist die Stimmung erstaunlich angenehm. Alle sind lieb und freundlich - ich denke aber ,das liegt ein bisschen auch daran, dass alle sich so lange nach schönem Wetter gesehnt haben. Wenn es jetzt ein paar Tage heiss ist, kann das auch wieder umschlagen, mal sehen.
ich habe mir erzählen lassen, dass es sogar eigene Camps gibt, wo man sich zum Hooligan "ausbilden" lassen kann, und dass es welche gibt, deren einziges Ziel es ist, irgendwo Leute aufzumischen - wenn das stimmt, dann kann die ganze Friedefreudeeierkuchen Stimmung noch ziemlich kippen. Ich bin bisher jedenfalls positiv überrascht von der Fröhlichkeit und Friedlichkeit, mit der hier in Kreuzberg alles abläuft...

Andrea

 Abgesehen von dem einen von mir beschriebenen Typen ist es hier auch friedlich. Und wenn die alle Fußball gucken, hat man auf der Straße mehr Platz...
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Dagmar

#61
Dass Fussball irgendwie prollig ist, ist auch mein Vor(ab)urteil. Real erlebe ich das schon differenzierter: Mich persönlich interessiert das Spiel an sich nicht sooo rasend: Ähnlich wie Tennis oder Stabhochsprung - Mir gibt das nicht so viel, ich selber bin eher unsportlich, also was soll's?! Meinem Sohn geht es da allerdings ziemlich anders: Er ist extrem sportlich und total fussballbegeistert. Das hat nix mit der WM zu tun, denn er ist schon einige Jahre so begeistert. Irgendwann habe ich seinem Bitten und Flehen nachgegeben und ihn im Fussballclub angemeldet. Da er ja auch Klavier spielt, konnte ich das gerade noch so mit mir vereinbaren...  ;) Mittlerweile spielt er in der F-Jugend des DFB, weil er obendrein recht begabt ist. Er wird zum Torwart ausgebildet, weil er dafür irgendwie, sagt der Trainer, ziemlich sehr begabt ist.

Nun, lange Rede, kurzer Bericht: Ich stehe also laufend in Hallen und auf Plätzen, weil mein Sohn in der Woche ca. 3 Tuniere spielt. Und da erlebe ich alles mögliche: Prolls ("ey, hier ey, kannstema, guckstema, boey, krisste auffe Schnauze - oooolaaalaaa TB Wittterschlick oooooolaalaaa"), was blöderweise auch auf meinen Flo abfärbt (da vertraue ich allerdings auf den größeren Rest der Bildung und Erziehung, die ich ihm angedeihen lasse). Allerdings hat das mit dem Spiel an sich wenig zu tun, denn diese Leute und deren Kinder sind auch sonst, wenn ich ihnen begegne, genauso prollig. Dass die nun beim Fussball und nicht beim Tennis landen, hat mit der Höhe der Mitgliedsbeiträge zu tun. Gleichzeitig erlebe ich, dass mein Flo und seine Mannschaft Fairness, super klare Regeln, hohe Disziplin, Teamgeist, absolute Zuverlässigkeit, Kondition, Spieltechnik und Freundschaft erlernen in diesem Verein. Da ist kein Platz für Anprollen - da zählt am Ende allein die sportliche Gemeinschaftsleistung. Und damit wären wir beim anderen Thema: Stolz.

Wenn die Pimpfe da gewinnen und auch nur den 5. Platz im Tunier machen, sind sie stolz auf ihre Mannschaft, stolz auf ihren Trainer und stolz auf sich selbst und ihre Leistung. Dann schwenken sie ihre kleinen Fähnchen und singen im Chor: "We are the champions", weil sie jede Woche wie die Ochsen trainieren und schuften und nun eben stolz sind, dass sie was geworden sind dabei. Wenn sie dann größer werden, schwenken sie die Fahne ihrer Nationalmannschaft und singen die Nummer ihres Landes. Ich finde durchaus, dass man das auch so sehen sollte! Und ich denke zudem, dass man die Kirche mal im Dorf lassen sollte: In erster Linie ist die WM ein gigantischer Wirtschaftsfaktor, der zig Arbeitsplätze ins Land gespült hat, von denen 1/3 auch nach der WM erhalten bleibt. In zweiter Linie ist es ein gigantisches Volksfest. Die Deutschen sind ja im Feiern eher ziemlich spröde, was ich persönlich schade finde. Und jetzt feiern sie eben mal 4 Wochen und singen und schwenken Fahnen wie alle anderen Nationen auch. Ich gucke die Spiele kaum, weil es mich eben nicht sooo interessiert. Deutschland gegen Polen gestern habe ich geschaut, weil es in meinem Dorf ein Grillfest gab, und alle haben sich auf dem Schulplatz getroffen, und es war eben ein nettes Dorffest. Und da hatte ich Lust mitzufeiern. Und das hat riesig Spass gemacht! Als das Spiel zuende war, gab es in der ARD Kommentare ohne Ende. Ich hörte so während des Würstchenessens und Tratschens mit Nachbarn halb hin. Und da hörte ich, wie der olle Netzer sagte "....blablablabla... und ab der xy-Minute war Polen endgültig verloren" und keiner schien das weiter merkwürdig zu finden da im Fernsehen. Ich fand das aber sehr Merk - Würdig, mir fiel nämlich die Wurst bald aus der Hand ob dieses Kommentars. Und damit bin ich beim dritten Thema:

Fahnen und Hymnen und Massenaufmärsche sind in Deutschland eben sehr bös vorbelastet - und das kann man eben nicht so ohne weiteres einfach wegblenden. Halb Bonn hängt auch zu mit Fahnen. Ganze Häuser sind hier in meiner Wohngegend schwarz-rot-gold beflaggt. Und das weckt bei mir eher unangenehme Gefühle und ruft alte böse Bilder hervor. Die Fussball-WM hat damit nichts zu tun. Rein gar nichts! Aber die Häuser zu sehen und die vielen Riesen-Fahnen, die da raus hängen, erinnert zwangsläufig an alte Bilder. Und wenn mir dann noch eine Masse "Aufmärschler" hymnensingend und fahnenschwenkend entgegenkommt (bzw. meist entgegenfährt), dann wird es mir beklommen ums Herz. Ich kann dann nicht mehr so differenziert sein, weil ich mich trotz Logik und Ratio eben trotzdem beklommen fühle und sofort da weg will.

Eigentlich wollte ich heute abend hier ein unglaublich schönes Buch empfehlen, das ich gerade lese (war doch hier der Literatur-thread, oder?  ;)). Aber nun habe ich mich ablenken lassen vom Fussball und habe jetzt nicht mehr so viel Lust, noch lange zu schreiben, zudem bin ich müde und will ins Bett.

Ich schreibe ein anderes Mal über das tolle Buch. Es heisst: "Der Buchhändler von Kabul" und ist von Asne Seierstad.
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

michael

#62
Na, erstma: Schreibt mensch den "Floh" nicht mit "h"? Könnte ich schwören, aber ist bestimmt die neue deutsche Rechtschreibung.  Aber trotzdem: Ihre Katze hat  Flöe, das sieht irgewndwie komisch aus........   http://www.georgkreisler.net/yabbfiles/Templates/Forum/default/grin.gif
Grinsend  

Aber zu den Fussballern und den Fähnchenschwenkern:
Wenn jemand selber spielt, oder spass daran hat, sich freut, wenn sein / ihr Verein gewinnt: Schön, warum sollte mensch daran rummäkeln.
Aber welche Gedanken habe ich bei "Fussballfan":
Die Bundesbahn hat ausnahmsweise wieder Vorkriegswaggons im Einsatz: Aha, Fassballfans werden erwartet (Bahnbenutzer werden wissen, was ich meine...).
Besoffene Horden, die durch die Stadt ziehen,  Flaschen fliegen, Scherben Müll und Dreck in der Stadt. Fussballspiel heute in der Stadt.
Im Bahnhof grölende Horden, rotzende und kotzende freudig begeisterte Fans. Fussball in der Stadt.

Und jetzt: Sechzig jahre war der Nationalismus hier in "D" wenigstens halbwegs gebändigt,, und jetzt, unter dem Vorwand der Fussballbegeisterung, werden Nationalfahnen geschwenkt, der Nationalismus wird wieder hoffähig gemacht.
Ekelhaft, mit wird schlecht.
Dieses Fähnchenschwenken hat nichts, aber auch gar nichts mit Fussball zu tun, die Mannschaft  die angeblich für "D" soielt, spielt für einen privaten Verein, in einem kommerziellen Spektakel, mehr nicht.
Warum schwenken die "Fans" keine DFB-Fahne?

Aber eine National-Fahne?
Erinnern sie sich wirklich nicht, was alles mit begeisterten, verblendeten unter der jeweiligen Nationalflagge gemacht wurde:
Kennt ihr diese kurze Filmsequenz, in der fahnenschwenkende Freiwillige zu Beginn des ersten Weltkriegs kurz gen Westen fahren?
Den Fahnenkult des dritten Reichs?
Beispiele aus anderen Ländern möchte ich hier nicht anführen (es kehre jeder den Dreck vor seiner Tür), aber auch in anderen Ländern gibt es Negativbeispiele zu Hauf.

Es ist halt ein riesiger Unterschied, ob ein kind SEINEM Verein zujubelt oder stolz auf sein Spielergebnis (nach hartem Training und Arbeit) ist, oder ob

Nationalfahnen

geschwenkt werden. Bei unserer Geschichte: Nein, wehret den Anfängen - soweit es noch nicht zu spät ist.
Damit es kein Missverständnis gibt: Wer Spass an Fussball hat: bitte gucken und trinken und grölen oder was auch immer, ABER BITTE: OHNE NaZi onalfahne (oder schreibt man das anders...).

PS: Gestern fuhr so ein toller Fan ghrölend durch die Strasse hier:  Mit grosser Fahne, und grölend: Deutschland, unser Land, Siegerland. Ist sowas Fussballfreude?

Bastian

#63
Hier in Düdo (!) ist es weit friedlicher und ausgelassener als sonst. Kaum Agression, sondern einfache Freude. So kenne ich die gar nicht, von mir aus könnte jeden Tag WM sein. Die Altstadt, jedenfalls, wirkt freundlicher als sonst- nicht zuletzt wegen der Menschen von overseas, denn sie bringen den Jubel hierher. vorher gab's nur Grölen...

Gestern nacht bin ich nach dem DE- POL- Spiel, wegen Computerfrusts kurz rüber auf die Kö gegangen, und ich hab gesehen, wie Italienerinnen, Afrikaner und u.a. sogar zwei Holländer den Deutschen, die flaggenbewehrt in ihren Autos vorbeifuhren, zugejubelt haben. Seltsamer Weise ein seltsames Bild. Ich denke immer mehr, dass sich die Erkenntnis zu etablieren scheint, dass es sich bei diesem "Stellvertreterspiel" um ein Spiel handel, und nicht um einen Krieg.

Meine hochtrabende Analyse:
Viele Deutsche haben immer gedacht: "Die anderen wollen, dass wir (wegen unserer 'Gechichte') kriechen-! Also müssen wir- zum Ausgleich- stolzieren, wie die Blöden."...- und jetzt fällt ihnen auf, dass es zwischen dem Kriechen und dem Stolzieren noch etwas gibt, das alle anderen seit jeher völlig unbedacht tun, nämlich  aufrecht Gehen. (Wie die Bonobos)

Und das kommt ihnen wie "Patriotismus" vor... tss, tss...

Nicht dass ihr mich falsch versteht: Ich selbst könnte gar kein echter "Patriot" sein, weil ich bedauernswerter, schizoider Sack sonst zum Analytiker gehen müsste..., aber ich hab den Eindruck, dass viele Deutsche jetzt erst begreifen, dass es noch etwas gibt zwischen dm Kriechen und dem elenden, erbärmlichen SHerumstolzieren. Ich müsste schon Heilpraktiker sein, um darin etwas krankhaftes zu sehen- es ist einfach nur banal.

Soweit mein Schrieb. Mein Computer läuft z.Zt temporarily auf Linux... ich melde mich nächste Woche wieder. Bin erstmal in Moers. Gruß.

Dagmar

#64
Nee - "Flo" schreibt man nicht mit "h": Mein Sohn heisst Florin, und alle nennen ihn "Flo". Das hat mit Flöhen nix zu tun, obwohl mein Sohn analogiemässig mit Flöhen eigentlich ziemlich viel zu tun hätte  :)

Ansonsten:

ZitatAber eine National-Fahne?
Erinnern sie sich wirklich nicht, was alles mit begeisterten, verblendeten unter der jeweiligen Nationalflagge gemacht wurde:  
Kennt ihr diese kurze Filmsequenz, in der fahnenschwenkende Freiwillige zu Beginn des ersten Weltkriegs kurz gen Westen fahren?
Den Fahnenkult des dritten Reichs?

Na weisste!! Ich hatte genau das gepostet: MAN ERINNERT SICH!!  Nur weisste: Das "dort-und-damals" ist nicht das "hier-und-heute". Das ist ein alter und simpler Grundsatz: Das etwas dort und damals so gewesen ist, ist schlimm. Daraus abzuleiten, dass es hier und heute exakt und genau so ist, ist dämlich, ehrlich gesagt.

Ich finde den massenhaften Fahneneinsatz im Rahmen der WM auch hier und da undifferenziert - das habe ich ja alles schon gepostet. Ich finde die massenhafte Aufregung über den massenhaften Fahneneinsatz allerdings meist ebenso undifferenziert. Pöbelnde, besoffene und kotzende "Fans" gibt es nach jedem Fussballspiel. Ergo: Fussball ist Proll! Das ist für mich auch ziemlich den Simpel gegeben, ehrlich gesagt. Weil: Kotzende, bekiffte, pöbelnde "Fans" erlebe ich auch nach jedem Provinz-Rockkonzert, das landläufig nicht als "prollig" gilt.

Weisst Du, da musst Du schon mal genau schauen, finde ich: Die Fahnen, die die da schwenken, sind keine Fahnen des Nazi-Reiches. Das finde ich ziemlich undifferenziert. Es sind Fahnen der Bundesrepublik Deutschland. Und sie schwenken sie so, wie die polnischen Fans ihre polnischen, die Costa-Rica-Fans ihre Costa-Rica-Fahnen, die Kroatier ihre kroatischen Fahnen, usw. schwenken!

Lass' mal die Kirche im Dorf! Daraus lässt sich keineswegs ableiten, dass in Deutschland die Nazis nun millionenfach auf der Strasse herum rennen. Es rennen Nazis in Deutschland wieder auf der Strasse herum, und die nutzen vielleicht oder sicher auch die WM. So herum wird ein Schuh daraus. Anders herum sicher nicht!

Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

michael

 [highlight]Lass' mal die Kirche im Dorf! Daraus lässt sich keineswegs ableiten, dass in Deutschland die Nazis nun millionenfach auf der Strasse herum rennen.[/highlight]

Ja, ich habe mich nicht klar genug ausgedrückt, das wollte ich nicht sagen.

[highlight]Es rennen Nazis in Deutschland wieder auf der Strasse herum, und die nutzen vielleicht oder sicher auch die WM.[/highlight]

Den Aspekt meinte ich: Es wird immer normaler, mit Nationalfahnen oder Symbolen herumzulaufen., und da sehe ich Gefahren, beängstigende


Dorian

Zitat
Den Aspekt meinte ich: Es wird immer normaler, mit Nationalfahnen oder Symbolen herumzulaufen., und da sehe ich Gefahren, beängstigende

Warst du mal in anderen Ländern? Z.B. in Südeuropäischen? Auch in Skandinavien hängt die Fahne vor jedem Haus. Und in Amerika wird sie sogar besungen.  Vor jeder Veranstaltung, ob Spiel oder Konzert.

 

whoknows

Ich bin auch genetisch geschädigt  von Fahnenschwenkenden Deutschen  - aber ich bin eher gesonnen, mal abzuwarten, und meine Zweifel und Sorge zwar wach aber doch eher ruhig zu halten. Mal sehen: es KANN ausarten - es KANN aber auch tatsächlich ein Schritt in "allgemein akzeptierter patriotismus wie in anderen Ländern auch" sein. Mal gucken, wie es sich entwickelt, noch kann man garnichts sagen.

(blöd nur, dass ich genau diesen "allgemein Akzeptierten patriotismus" ganz prinzipiell irgendwie doof finde. Wie kann man stolz sein, auf den Zufall, der einen in ein bestimmtes Land geboren hat? Aber gut, ich verstehe das halt nicht.)

Jedenfalls: im Moment reduziert sich das "Huch, grölende Fahnenschwenkende Deutsche" ein bissel in "Huch, grölende, fahnenschwenkende MÄNNER" - und Männer in Gruppen arten leicht aus. das besorgt mich wenn ich alleine auf der Strasse mit meinen zwei minihunden einer solchen Gruppe entgegengehe. Allzuleicht findet dann einer witzig, seinen Kollegen zu zeigen, wie leicht man so einen Hund auch einfach wegkicken kann oder so... Davor habe ich schon Sorge: Frauen in Gruppen sind nicht so schnell aggressiv, sind nicht so schnell "WIR gegen EUCH", und sie müssen einander auch niemals im "hach, was bin ich cool" übertrumpfen....

Dorian

#68
Selbstverständlich ist es kein Verdienst in einem bestimmten Land geboren zu sein. Von daher finde ich Sprüche wie "Ich bin stolz xxx zu sein" ebenfalls ziemlich dämlich. Nichtsdestotrotz gibt es einen "normalen" bzw. "gesunden" (ja, ich mag das Wort auch nicht so) Patriotismus, der letztendlich nur Heimatverbundenheit wiederspiegelt oder ein Bekenntnis zu den positiven Werten für die ein Land steht (gerüchteweise soll's die ja auch in Deutschland geben). Es war ein Fehler, eben jenen Patriotismus ausschliesslich durch die rechte Ecke besetzen zu lassen. Ich finde die derzeitige Entwicklung gar nicht mal so verkehrt.

Im Ausland wird diese vorauseilende Demut auch gar nicht verstanden. Ein Brasilianer faragte mich mal anlässlich einer vergangenen WM, warum denn in D so wenig Flaggen zu sehen seien. Als ich ihm die historisch bedingten Vorbehalte gegenüber nationalen Symbolen hierzulande erklärte meinte er nur: "You Germans always try to be more catholic than the pope."

Im Übrigen halte ich Nationalstaaten auch für ein überholtes Konstrukt.  Ich fänds zum Beispiel schön wenn im vereinten Europa die Regionen wieder ein stärkeres Gewicht bekämen. Dürfte aber verwaltungstechnisch schwerer zu handhaben zu sein. Nichsdestotrotz stimme ich der Gleichung "national gleich böse" nicht zu. Und nationale Symbole sind nicht notwendig nationalistische. Oder gar nationalsozialistische. Scharz-Rot-Gelb ist übrigens die Flagge der Paulskirche und der Weimarer Republik und wurde von den Nazis verspottet und abgeschafft. Schon deshalb kann sie kein NaZi onalsymbol sein. Und sie steht auch nicht für den Hurra-Patriotismus des deutschen Kaiserreichs.

Zum Thema Fussball und Fans und grölende Gangs sag ich dann später auch noch was.

whoknows

Übrigens fällt mir auf, dass in protestantischen Ländern meist mehr Fahnen  zu jedem haus raushängen also in Katholischen. Warum ist das so?

Franz08

Vielleicht weil die Katholiken ihre dringendsten Fahnenbedürfnisse jedes Jahr zu Fronleichnam stillen können...  ;)
Match as much as you can!

whoknows

#71
Hier in Berlin nennen sie den Tag "happykadaver" :D

michael

Katholiken an Fronleichnam: Werfen die nicht BLUMEN??

Ansonsten: Ich reagiere sehr empfindlich in diesem Thema, es macht mir: Angst. Die aussicht, auf dem Weg in eine Gesellschaft mit akzeptiertem Fahnenappell etc:  Ein Albtraum.

Was ganz anderes ist die von Dorian erwähnte "Heimatverbundenheit". Da kann ich nicht widersprechen, aber es ist halt an die Landschaft, den Landstrich, die Umgebung gebunden. komme ich von Süden zurück nach Hause, dann ist der Anblick des Kölner Doms immer ein: Aha, jetzt biste zuhause-Gefühl. (Obwohl es noch fünfzig Kilometer sind)
Und auf der anderen seite ist es in Holland (den Niederlanden!!)  eigentlich wie Zuhause.....

Der Staat ist für mich nichts anderes als die regionale  Verwaltungseinheit, und sonst garnichts. Er soll im Sine der Bewohner für die Infrastruktur sorgen -im Auftrag und im sinne der Bewohner, und sonst nix.  Es ist nicht wichtig, ob das Dingern dann BRD oder D oder EU oder Holland oder wie auch immer heisst, sondern nur ob die Grundrechte gewahrt sind , ob es Gerechtigkeit und Demokratie gibt, eine Solidargemeinschaft.

Wichtig und nötig sind in meinen Augen mehrfache Staatsangehörigkeiten, am besten auch so etwas wier "transnationale Rebubliken" (auch wenn die gleichnamige, real existirende Republik doch etwas "abgehoben" zu sein scheint, der Weg ist der richtige).

Vielleicht sollte ich mir so ein Fähnchen (die haben auch eine Fahne, jawoll!!) für's Auto besorgen, und auf der anderen Seite den grünen Stern!

Alex

Grad in EU-Europa merkt man doch, daß der Spruch "global denken- lokal handeln" gar nicht so verkehrt ist. In der EU funktioniert doch "Multikulti"  :)
OK. bei den Türken ist meiner Meinung nach Schluß, da sie eine völlig andere kulturelle Prägung haben, die oft ganz anders funktioniert als unsere, aber National- oder Regionalstolz ist, glaube ich, sehr wichtig. Ein Luxemburger ist halt ein Luxemburger, doch wenn man sich einmal die Königshäuser anschaut- ist eh alles miteinander verwandt... und das deutsche Reich römischer Nationen- äh oder umkekehrt- ging ja sowieso bis Jerusalem, Spanien hatte 24h Sonne, England die halbe Welt, la France ist immer noch eine grande Nation, bei Deutschland kickt Blondie, Polen ist nicht zwischen Russland und Deutschland zerrieben worden, usw... ;) :D  
Ich kann das fremdeln bei schwarzrotgoldFahnenMeeren verstehen- doch finde ich, es hat sich schon bei der letzten EM ein anderer, unbeschwerter Geist gezeigt,
Zu Gast bei Freunden ist das Motto- zeigen wir der Welt, daß es stimmt! [smiley=thumbsup.gif]
Dann klappts auch mit den Nachbarn.
... hier unten feiern grad die Holländer mit den Engländern, wasweißich warum. its coming home, its coming home, Fottballs co..

whoknows

ZitatZu Gast bei Freunden ist das Motto- zeigen wir der Welt, daß es stimmt!  
Dann klappts auch mit den Nachbarn.
Kann das sein, dass Du ein bissel viel vom Fernsehen sozialisiert bist? ;D