Hauptmenü

Kunst und Provokation

Begonnen von Martin, 11. September 2003, 17:59:01

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Martin



Wie weit soll die Freiheit der Kunst reichen und was ist von Aktionen zu halten, bei denen man das Gefühl nicht los wird, dass nicht die Kunst, sondern Provokation und Profilierungsgelüste im Vordergrund stehen? Natürlich lebt die Kunst von Provokationen, aber wo setzen wir die Grenze, bzw. soll es Grenzen geben?

Sandra

Ich denke, man müsste wohl ein neues Genre benennen: "Kunst als Provokation" - so wie der "Penis-mann" oder manche Schlingensief-Geschichten, wo gerade die Rezeption das Kunstwerk erst komplett macht. Aber, wenn man es so benennt, dann kann es nciht mehr funktionieren.
          Prinzipiell finde ich es schade, dass es immer mehr Kunst gibt, die NICHT verändern, anregen, Grenzen aufzeigen will - meinem persönlichen Verständnis nach sollte das doch zumindest HÄUFIGER ein wesentlicher Antrieb der Künstler sein, nicht nur zu "unterhalten und Geld verdienen". Wir haben jetzt schon zuviele "künstlerische Produkte" bei denen gerade dieser Anspruch auf kritische Reibung mit dem Publikum nicht mehr gegeben ist - und irgendwann gibt es dann nur noch Oper und "Deutschland sucht den Superstar"? (überspitzt gesagt) Natürlich ist es schön (und auch wichtig) dass die Künstler ihr HANDWERK verstehen - dass also zB Statuen nicht nur provokativ sondern auch gut gemacht sind. Aber im Zweifelsfalle ist es mir lieber, etwas ist schlecht gemacht, und bringt Diskussionen, als etwas ist perfekt gemacht und bringt nur (letztlich schulterzuckende) Bewunderung und aus.
Klar, es ist im Moment schwierig "Grenzen zu sprengen" - weil vorgeblich alles erlaubt ist. Aber es gbit in der Gesellschaft weiss G*tt genug, was aufzuzeigen, was zu verändern sich lohnt - und dass sich immer mehr Künstler auf die "sichere Seite" begeben, und nur noch ihr Publikum bedienen ist schade!
      Zu Zeiten eines Egon Friedell war es noch eine Wahrheit, dass die Künstler die Welt der Zukunft vorwegnehmen - optisch& inhaltlich - heute nimmt  neben der Werbung und der Industrie bestenfalls die Filmindustrie manche Dinge der Zukunft vorweg - und das meist nur aus pekuniären Gründen. ("Kitt, das sprechende Auto" - ich glaube, die Serie heisst: Knight Rider -  wurde von der Industrie bezahlt, damit die Lust auf Autos mit Sprachmodulen geweckt wird, wenn sie dann auf den Markt kommen, bei Matrix2 brauche ich sowieso nix dazu zu sagen - die dazugehörigen Taschen&Sonnenbrillen wurden noch VOR der Serie produziert)
Wenn Künstler mit Provokationen (schon Goya hat provoziert) das wieder verstärkt übernehmen, ist die Gesellschaft vielleicht ein klein bisschen weniger Spielball der TNCs - oder vielleicht bin ich nur blauäugig und es ist eh schon zu spät....

Bassmeister

Gerade bei Matrix finde ich das sehr traurig, denn dieser Film hatte wirklich Substanz!
Wer sind denn TNCs?

Generell finde ich es gut, wenn KünstlerInnen in die Wunden fassen, irgendwie werden sie ja auch dafür bezahlt und genießen als Einzige in der Gesellschaft eine gewisse ,,Narrenfreiheit". Dennoch finde ich, sollten in Zeiten zunehmenden allgemeinen Desinteresses die Provokationen schon sehr gut gemacht sein, damit sie die entsprechende Aufmerksamkeit erregen. Das Bild oben scheint mir da ganz gut gelungen. Wohingegen so Sachen wie DSDS nicht viel mit Kunst zu tun haben. Da werden menschen dem Volk zum Fraß vorgeworfen. Wann führen wir eigentlich Gladiatorenkämpfe wieder ein?
[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

Lanie

Die meisten Menschen von heute sind wahrscheinlich sehr schwer zu provozieren, denn Gewalt, Sex und Kriegsopfer hat ja jeder schon mal irgendwie gesehn und wenn sich dann tatsächlich ein Fünckhen in Herzen abschweißen lässt, so zeigt man das wohl selten. Na klar, die obligatorische Ekelgrenze wird immer mal vorgeheuchelt, man muss ja politisch korrekt sein und
will ja nicht abartig sein.
Provozieren kann man schließlich nur Leute, die gegen etwas sind oder sich gegen etwas verschließen? Isn't it?

Bastian

Ich finds lustig, dass hier im Kunstthread so wenig steht.

Sandra

Kunst, Schmunst...

TNCs, Bassmeister, sind TransNationale Companies, Also Nestlé oder Shell oder so. Alle grossen, die dann nämlich auch zwangsläufig Dreck am Stecken haben.

Dagmar

ZitatIch finds lustig, dass hier im Kunstthread so wenig steht.

Na ja - kann man ja vielleicht ändern (aber nicht gleich wieder hauen  :-*):

Das Foto erinnert mich an diese unsägliche Ausstellung "Körperwelten" von diesem durchgeknallten Fritzen, der unter dem Deckmäntelchen von Wissenschaft die Leichen Hingerichteter in China aufgekauft hat - und das soweit ich weiß immer noch ungestraft tut. Da haben abertausende vor den Austellungshallen gestanden. ICH NICHT! Und zwar schon bevor ich von der Geschäftsgeilheit dieses sogenannten Professors wußte.

Ist das Kunst? Oder ist das Perversion?
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Bastian

Wir hauen jetzt gemeinsam. Nein. wir hauen nicht! >:( Ich bin auch genau so bewusst nicht in diese Ausstellung gegangen, nicht weil ich keine Toten sehen kann. Das geht schon. Sondern weil ich sie nicht so sehen will, und der Herr "von Hagens" nicht an mir verdienen soll. Das reicht erstmal. Mein Pulver brenne ich jetzt langsamer ab... ;)

Sandra

#8
Ich war da. Und fand's toll. Informativ, erhellend, zum Nachdenken anregend, lebendig, spannend, hervorragend gemacht. Nicht nur für Ärzte und solche die es werden wollen - für die natürlich besonders.
Aber auf jeden fall dazu beitragend, das Wunder Leben wieder zu bestaunen. Würde meinen Körper jederzeit für sowas zur Verfügung stellen.

Aber die Obige Figur war eine Pappmachefigur eines Mannes, der sich selbst in den Mund pinkelt, und war, ganz im Stile Schlingensiefs, nicht über die Qualität der Skulptur her zu verstehen, sondern wegen und durch die Provokation. Fand ich übrigens auch fein.
Es gibt etliche Statuen, wo Bronze-Frauen aus ihren Brüsten Wasser "speien".
Mal über die Darstellung von Frauen und Männern in der Kunst nachzudenken.

Andrea

Konnte man die Figuren anfassen? Wahrscheinlich nicht. Läuft die Ausstellung jetzt noch irgendwo? Ich wollte vor Jahren zur EXPO und war nicht dort, und genauso ging's mir mit dieser Ausstellung. Ich verschludere sowas immer irgendwie.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Bastian

Meine Entscheidung, ob ich mir die Ausstellung Körperwelten anschaue oder nicht fußt auf einem ganz kleinen Unterschied. Und der macht es aus. Wenn man öffentlich Leichen ausstellt, warum dann nicht schlicht, sondern mit der eigenen Haut über dem Arm und zerfleddert beim Schachspiel. Der wissenschaftliche Mehrwert dieser Darstellung ist gleich Null. Weniger noch als null, denn, während Wissenschaftler sich weltweit bemühen, mit Toten so umzugehen, dass ein dabeistehender so wenige Probleme wie möglich hat, darf Herr "Hagens" tote Menschen drappieren, und sich mit Beuys- Hut davor ablichten lassen. Das finde ich schwer zu ertragen.

Ich finde es gut, dass in der Öffentlichkeit Einblicke in unser physisches Innerstes gestattet und "gewährt" werden. Es dient der Aufklärung. Man soll es machen, ich bin aus vollem Herzen dafür. Aber es kommt doch sehr darauf an, aus welchen Beweggründen der Aussteller dies tut. Und wenn er mich an seinen Beweggründen zweifeln lässt, weil er Leichen in entfremdende Posen rückt, und sich selbst publikumsgeil in den Vordergrund stellt, fühl ich mich nicht wohl dabei.
Hier ein Bild, zu dieser Diskussion ich hab es als Link getarnt, damit jeder selbst entscheiden kann, ob er es sehen will oder nicht:http://www.koerperwelten.com/Downloads/Wallpaper_Basketb_800x600.jpg

Bastian

Ach ja, für diejenigen, die es aus vielerlei Gründen nicht sehen können :): Auf dem Photo ist ein Mann ohne Haut mit offenem Schädeldach beim Basketballspielen dargestellt. Er geht "dynamisch in die Hocke", als wolle er den Ball abspielen und hat dabei seinen Mund geöffnet.

Andrea

Danke, Basti, für die nachgeschobene Erklärung. Wie sieht jemand mit offener Schädeldecke aus? Sieht man da die Innereien vom Gehirn? Und: Ohne Haut, das sieht dann also ziemlich fleischig aus und fühlt sich wahrscheinlich an wie rohes Fleisch. Oder?
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Bastian

#13
Normalerweise schon, aber in diesem Fall denk ich eher wie Gummi, er ist ja "plastiniert". Und der Schädel ist- nun ja- er ist leicht nach hinten aufgeklappt, wie eine... ... schwierig... ...eine verzehrfertige Esskastanie. Eine "heissi Maroni", wie wir Eidgenossen dazu sagen...
So würd ich das beschreiben :-/. Und man sieht ein seltsam dunkles Gehirn durch die Öffnung...

Andrea

 ;DLustige Beschreibung. Vielleicht setzt die ja noch jemand fort...
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Sandra

#15
Also, die Ausstellung war schon vor Jahren in Wien - möglicherweise hat sich da inzwischen auch einiges geändert. Aber die Figuren, die nicht nur herumstanden waren nur ein paar, um es farbiger zu gestalten. total in der Minderheit. Die meisten waren ganz normal aufgestellt - aber die interessieren natürlich die Medien nicht so.
Dazu kommt: Es ist schon was anderes, ob jemand in der Hocke ist oder steht - die Muskelhaltung macht auch etwas aus.
Und noch etwas: Gerade dass einige wenige Figuren in Alltagspositionen waren hat viel beigetragen dazu, dass ich es so spannend fand. Denn man sah Menschen, in Alltagspositionen - aber eben immer einen anderen Teil des Innenlebens bei dieser oder jener Tätigkeit. Das heisst, man fühlte sich dem Lebenden wesentlich mehr verbunden als dem Toten - es war eben nciht so, dass man LEICHEN sieht, das war ja das spannende. Man hatte nicht das Gefühl, man sieht einen Haufen Tote, die mal gelebt haben. Man hatte das Gefühl, aha, so sehe ICH aus, wenn ich das und jenes tue, oder so sieht mein Freund, Vater, Mutter aus. Man bezog (oder vielleicht besser: ICH bezog) das was ich sah mehr auf sich (mich) und auf das Leben als auf den Tod. Obwohl man natürlich WEISS, das sind Tote, die mal so ganz richtige Menschen waren - das hat aber für mich eher dazu beigetragen, dass es tiefer ging, als wenn das nur Plasikfiguren gewesen wären. Hatte einfach grösseren Impact.

Andrea, ich denke, das wäre vielleicht eine Anregung, dass man versucht, mit den Veranstaltern Führungen für Blinde auszumachen, wo sie unter Anleitung alles ansehen/anfassen können. Ich könnte mir vorstellen, wenn das nicht hunderte sind, die die Figuren anfassen, und es unter Aufsicht ist, kann auch nichts "abgegriffen" oder kaputt werden - und für die Veranstalter ist es auch gut: Da gehen dann die Zuseher-fördernden Diskussionen ob man das denn "dürfe" weiter.

Witzig, ich habe auch hier den Eindruck, dass in katholischen Ländern weniger Diskussion um diese Ausstellung ist als in evangelischen. Bzw: weniger heftige. Ein paar Pfarrer regen sich auf, und das war'
s dann. In Deutschland geht diese Diskussion schon seit Ewigkeiten durch alle möglichen Zeitungen, in Österreich wurde eigentlich nur lobend darauf hingewiesen. Vielleicht wegen der Seele/Körper Dualität, ist bei den Evangelen der Körper wichtiger als bei den Katholen, wo es ja soviel ich weiss nur um die Seele geht? Vielleicht liegt es aber auch daran, dass wir Ösis mit Morbidem viel mehr Erfahrung haben? Wir haben ja auch den Narrenturm, wo man sich in Formaldehyd eingelegte Missgeburten ganz offiziell betrachten kann....

wer das übrigens sehen möchte, auf der HP von meinem Exmann  http://www.julian-kenning.com/prints.htm (der Maler ist) gibt's Fotos.

Bastian

#16
@Andrea: Ich bin mal aus der Kunsthalle/ D- dorf geflogen, weil ich einige dieser weißen Skulpturen von Hans Arp angedatscht hatte. Arp hätte nix dagegen gehabt, nur die Wächterin...

Bastian

#17
Die Holländer sind was das öffentliche Zeigen von Toten angeht auch wesentlich offener. Als ich ein Kind war, gastierte mal ein Panoptikum in Middelburg. Da gabs Fehlgeburten in Formaldehyd, eine Mumie und krankhafte Körperteile. Allesamt mit Erklärungen und Historie. Es war allerdings nicht Jahrmarktmäßig aufgemacht, sondern schlicht und ruhig. Auch hieß es da nicht "Het groote Panoptikum van Piet" oder Henk, oder Klaas. Um die Aussteller gings nicht. Bei Herrn "von Hagens" scheint mir ein guter Batzen Mediengeilheit und wenn ich so sagen darf: Manie im Spiel zu sein.

Sandra

Ja, aber wie gesagt: Als die Ausstellung in Wien war, war das alles noch nicht so. Klar gab es grosse ankündigungen - aber vor allem einfach weil grosse Ausstellung, die Ankündigungen waren vor allem im Kulturteil der Zeitungen. Erst der Stern hat da plötzlich so einen Hype drum gemacht, dass auch Leute angefangen haben, zu diskutieren, die det Janze garnicht gesehen haben - davor war das garnicht so schlimm. Jetzt ist es eine Gelddruckmaschine geworden - und wer wollte ihm verübeln, da er plötzlich auf sowas stösst, da nicht weiter zu machen, und immer weiter zu bohren - das ist doch in unserer Gesellschaft ganz normal, oder?

Dagmar

Ich finde den von Hagen einen Skandal! Ich verstehe überhaupt nicht, warum man den Typen nicht endlich irgendwie dingbar machen kann. Der gehört außerdem in mindestens psychologische Behandlung, weil der eine narzißtische Störung vom allerfeinsten hat.

Jeder kann bestimmen, was mit dem eigenen Körper passieren soll, nachdem man das Zeitliche gesegnet hat, meinetwegen auch Aufstellen in einer Ausstellung. Das ist jederfraus gutes Recht. Plastiniert oder nicht. Jedermann kann meinetwegen auch verfügen, dass sich von Hagen daran eine goldene Nase verdienen darf.

Der gravierende Unterschied (@Bastian: ich finde, es ist kein KLEINER Unterschied, sondern ein großer) ist für mich folgender:

Der Typ behauptet, er mache Wissenschaft für die Allgemeinheit, damit man mal lernt, wie denn so der Körper von innen aussieht, außerdem sei es Kunst. In Wirklichkeit ist das aber so (zugegebnermaßen kam das erst nach und nach ans Tageslicht):

Es geht nur um Kohle und nur um den Narzißmus des Herrn von Hagen. Mittlerweile ist zweifelsfrei nachgewiesen, dass seine "Ausstellungsstücke" zusammengesetzt sind aus verschiedenen Körperteilen. Da die zum Teil nicht so verfügbar sind, ordert Herr von Hagen in großem Stil "Ersatzteile" überwiegend in China (das war nur zu Beginn der 'Stern', Sandra, später hat der 'Spiegel' ziemlich gut recherchiert). Der Spiegel hat Teile seines Mailverkehrs mit seinen Mitarbeitern in China in die Hände bekommen und veröffentlicht - unsäglich!

Auch da könnte man ja noch sagen: Ist doch egal, wie der plastinierte Körper da so herum steht. Ob als ganzes oder vereint mit Körperteilen anderer. Die haben ja alle ihre Einwilligung gegeben.

Ist aber nicht so: Von Hagen kauft jede Leiche auf, die er irgendwo in der Welt kriegen kann. So zum Beispiel auch illegal die Leichen Hingerichteter aus China. Die haben keine Einwilligung zu irgendwas gegeben.

Da hört es dann auf. Kunst? Wissenschaft? Kommerz? Narzißmus pur? Wohl eher die letzten beiden Aspekte. Und das bediene ich nicht!
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Bastian

Wieso ist sein Verhalten eigentlich nicht strafbar? Dürfte ich einen Toten in meiner Wohnung ausstellen? Ich meine: Ist er denn gerade kein Mediziner mehr, der sich an Richtlinien halten muss? Und wenn er doch ein honorabler Pathologe ist, warum darf er das tun?

Dagmar

Ich verstehe das auch nicht! Keine Ahnung! Es hat vor einigen Monaten einen Zusammenschluß von Medizinern gegeben, überwiegend Pathologen, die in großen Anzeigen in der FAZ usw. sich von der sog. 'Wissenschaftlichkeit' von Hagens distanziert haben. Danach habe ich nichts weiter davon gehört.
Ich verstehe das echt nicht. Du darfst natürlich KEINE Leiche in Deinem Wohnzimmer ausstellen. Soweit ich weiß, verstößt das gegen irgendeine Vorschrift, wie und wo Tote zu bestatten sind.

Von Hagen hat das umgegangen, weil er 'Kunst' macht mit 'Wissenschaft' - und dann ist ziemlich viel erlaubt. Du darfst ja auch im Pathologie-Seminar an der Uni Leichen öffnen, weil die Leute ja schließlich irgendwie lernen müssen, wie der menschliche Körper funktioniert. Von Hagen war zur Zeit der Erfindung seiner Plastilin-Methode ein relativ anerkannter Pathologe an seiner Klinik (Heidelberg? Weiß nicht mehr so genau wo). Die von ihm erfundene Methode war bahnbrechend, und die Medizinerwelt stürzte sich darauf.
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Guntram

Von Hagen ist eine Person die polarisiert und spaltet.

Seine Geschäftspraktiken sind sicher fragwürdig und das Geschäft das er um die Ausstellung und sein Plastinationsmethode aufgebaut hat ist aus wissenschaftlicher Sicht sicher bedauerlich.

Für die Methode der Plastination zur dauerhaften Konservierung von (um es neutral zu sagen) Körpergewebe sollte er mit Preisen berhäuft werden.

Mit der Plastination lassen sich auch uralte Präparate die in Alkohol oder Formalin in Pathologieschen Instituten existieren für immer konservieren. Es wäre ein Gewinn für Forschung und Lehre, da es teilweise Präparate von Krankheiten sind die heute nicht mehr vorkommen. Leider kann nur er plastinieren. Andere können, wollen und vermutlich dürfen (vermutlich ist die Methode auch patentiert) es nicht, leider.

Die Ganzkörperplastinate verfolgen alle in ihrer Darstellung einen anatomischen Zweck (wo die Grenzen ist Geschmackssache) um bestimmte Funktionszusammenhänge o. Ä. herauszustellen. Die Ausstellung zeigt aber wesentlich mehr einzelne Organe - gesund und mit krankhaften oder altersbedingten Veränderungen. Was auch für medizische Laien interessant ist.

Der Run auf die Ausstellung hat im übrigen erst eingesetzt, nachdem sich die katholische Geistlichkeit über die Mannheimer Ausstellung aufgeregt hat und das durch die Presse ging.

Seitdem geht es nach dem Schema, je mehr Auflagen, Verbotsversuche durch Lokalpolitiker, Proteste von Seiten der Kirche, desto mehr Besucher wollen die Skandalausstellung sehen. Und damit wurde die Ausstellung seit Mannheim auch kommerziell richtig interessant. Hätte keiner versucht die Ausstellung verbieten zu lassen, wäre es heute sicher eine äußerest interessante anatomische Wanderausstellung mit mäßigen Besucherzustrom von medizinisch Interessieren und kein Megaerfolg der Millionen bringt.

Übrigens warum hat man in Rom Johannes den XXIII ausgegraben, angezogen und ausgestellt. Doch nur weil man ein Zugnummer brauchte um mehr Gläubige in die Kirche zu locken, da die Besucherzahlen rückläufig waren. Im Kölner Dom sollen auch genügend Skelette stehen. Wo ist der Unterschied?

Wer ohne Sünde ist werfe den ersten Stein ...
Träume sind nicht Schäume, sind nicht Schall und Rauch,
sondern unser Leben so wie wache Stunden auch.
Wirklichkeit heißt Spesen, Träume sind Ertrag. Träume sind uns sicher schwarz auf weiß wie Nac

Bastian

#23
Nein nicht den Stein. Ich werf jetzt endlich die Leiche aus der Wohnung...

Andrea

Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das